Freitag, 29. Mai 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Syrien: Neben Hiobsbotschaften kleine Hoffnungsschimmer
29.5.2015. Während Syrien unweigerlich Schritt für Schritt in die Hand der unglaublich brutalen Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) fällt, zeigen sich immer wieder kleine positive Nachrichten zwischen den Schlagzeilen der Mainstream-Presse – so gelang es kurdischen Kämpfern im Norden Syriens 14 christliche Dörfer von der IS-Terror-Herrschaft zu befreien.
Auch in die von der syrischen Regierung zurückeroberte Großstadt Homs kehren die ersten geflohenen Einwohner wieder zurück – übrigens ein Zeichen, daß sie nicht vor den Truppen von Präsident Assad flüchteten, sondern vor den sogenannten „Rebellen“.




Bombenterror gegen Jemen: Saudi-Allianz löscht Hafenanlagen von Hodeida aus!
29.5.2015. Fünf Kanonenboote der von Saudi-Arabien angeführten Allianz der sunnitischen Golf-Diktaturen haben die jemenitische Hafenstadt Hodeida beschossen, die dortigen Hafenanlagen dem Erdboden gleichgemacht, zwei jemenitische Kriegsschiffe im Hafen teilweise zerstört und zahlreiche Zivilisten getötet. Die Stadt Hodeida und das dortige Militär, welches dem 2012 widerrechtlich gestürzten Staatschef Ali Abdullah Saleh treu ist, gehören zu den Verbündeten der „Huthi-Rebellen“, wie die von Saudi-Arabien verhaßten Revolutionäre der Bürgerbewegung Ansarullah auch genannt werden.




Libyen: Ministerpräsident Al-Thinni überlebt Attentatsversuch
29.5.2015. Der libysche Ministerpräsident Abdullah al-Thinni, der der international anerkannten „Regierung“ des Landes vorsteht, hat ein Attentat überlebt, in das höchstwahrscheinlich einflußreiche Mitglieder des ostlibyschen Obiedi-Stammes verwickelt sind. Al-Thinnis Wagen sei verfolgt und von Kugeln getroffen wurden, die Angreifer wurden dann ebenfalls gejagt, konnten aber entkommen.

Donnerstag, 28. Mai 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Jemens Revolutionäre übernehmen Kontrolle über saudischen Militärstützpunkt!
28.5.2015. Kräfte der jemenitischen Ansarullah-Bewegung (auch als Huthi-Rebellen bezeichnet) haben gemeinsam mit den alliierten „Volkskomitees“ einen Vergeltungsfeldzug für die ständigen Bombenangriffe Saudi-Arabiens auf saudisches Territorium unternommen und die Militärbasis in der Region al-Makhrouq (südwestliche saudische Provinz Najran) übernommen. Den mit Ansarullah verbündeten Teilen der jemenitischen Streitkräfte, die loyal zu Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh (1978-2012) stehen, ist es gelungen, mehrere saudische Militärfahrzeuge, darunter vier Kampfpanzer auszuschalten.




Syrien plant Offensive zur Rückeroberung von Palmyra – Luftwaffe fliegt Angriff auf IS-Hochburg Raqqa
28.5.2015. Nach der schmachvollen Niederlage gegen die von der Türkei, USA und Saudi-Arabien unterstützte Terrorarmee „Islamischer Staat“ (IS) in Palmyra geht die syrische Armee jetzt in die Offensive und plant eine Rückeroberung der historischen Wüstenstadt, wozu die syrische Luftwaffe bereits IS-Ziele bei Palmyra angegriffen hat und 160 IS-Söldner getötet wurden. Auch wurde Raqqa, die „Hauptstadt“ des „Islamischen Staates“ von der Luftwaffe angegriffen und 140 weitere Terroristen getötet – doch so lange die „Achse des Terrors“ (die drei oben genannten Staaten) IS mit Geld, Waffen und Kämpfern ausstatten, kämpfen die Syrer auf verlorenem Posten.



Jemen-Krieg: „Neue Richtung“ fordert Waffenembargo und Flugverbotszone gegen Saudi-Arabien
26.5.2015. Die neutralistische Bürgerbewegung Neue Richtung fordert, die Beziehungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien auf den Prüfstand zu stellen, denn die Saudi-Diktatur bombardiert seit Anfang März das Nachbarland Jemen, um das Regime des saudi-freundlichen Marionettenpräsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi, welches Ende 2014 von den Revolutionären der Bewegung Ansarullah gestürzt worden war, an die Macht zurückzubringen. Die Neue Richtung verlangt von der Bundesregierung einen sofortigen Lieferstopp von Rüstungsgütern an das Saudi-Regime sowie eine Flugverbotszone über Saudi-Arabien, um die Ermordung von jemenitischen Zivilisten durch die saudi-arabische Luftwaffe zu verhindern.

Freitag, 22. Mai 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Libysche „Regierung“ lehnt militärisches Vorgehen der EU gegen Flüchtlinge ab!
22.5.2015. Die international anerkannte, aber machtlose „Regierung“ von Premierminister Abdullah al-Thinni (auch: al-Thani), welche sich in der ostlibyschen Grenzstadt Tobruk verschanzt hat, lehnt ein militärisches Vorgehen der EU gegen Schlepper, Schleuser und Flüchtlinge ab, da dies menschenunwürdig sei und die Sicherheit der Fischer nicht klar gewahrt bleibt. Die Regierung fordert viel mehr die Aufhebung des Waffenembargos, um selbst gegen die kriminellen Schlepperbanden vorgehen zu können, zumal die islamistische „Gegenregierung“ in Tripolis längst illegal von der Türkei und den Golfstaaten mit Waffen beliefert wird.




Verschwörungstheorien: Die syrische „Faßbomben-Lüge“
22.5.2015. Der syrische Präsident Bashar al-Assad hat die Behauptung westlicher Medien und sogenannter Menschenrechtsorganisationen, die syrische Regierung würde „Faß-Bomben“ (mit Sprengstoff gefüllte Benzinfässer, die sehr viele Opfer unter der Zivilbevölkerung kosten) einsetzen, scharf zurückgewiesen und erklärt, die syrische Armee habe den Einsatz derartig improvisierter Waffensysteme nicht nötig, da sie über viel präzisere Bomben und Raketen verfügt. Kennth Roth, Direktor der US-Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ hat mittlerweile auch zugegeben, daß die Fotos von syrischen Faßbomben-Angriffen keine Szene in Syrien, sondern in Wirklichkeit Eindrücke aus dem von Israel bombariderten Gaza-Streifen zeigen.









Jemen: Stammeskrieger beschießen saudische Öl-Firma als Vergeltung – Iran schickt Hilfsschiff
18.5.2015. Jemenitische Stammeskämpfer haben eine Anlage der Saudi Arabian Oil Company Aramco, die in Dhahran al-Janub südwestlichen Region Asir liegt, angegriffen als Vergeltung für die saudi-arabischen Bombenangriffe auf die Hauptstadt Sana´a. Derweil schickt der Iran das humanitäre Hilfsschiff „Nedschat“ mit 2.500 Tonnen Lebensmitteln, Medikamenten, Zelten und Wolldecken  sowie iranischen Ärzten, Technikern und auch mehreren westlichen Journalisten und Friedensaktivisten an Bord in den Jemen – die „Nedschat“ wird zum Schutz vor saudischen Angriffen von einem Kriegsschiff der iranischen Marine begleitet.



Donnerstag, 21. Mai 2015



Angelika Gutsche
19.05.2015 |

Waffen für Dschihadisten

Libyen. Diese Vorfälle lassen aufhorchen: Zwei Schiffe werden auf dem Weg nach Libyen gestoppt.

Ein Blog-Beitrag von Freitag-Community-Mitglied Angelika Gutsche
 
Zwei Vorfälle, die sich dieser Tage nahe der libyschen Küste beziehungsweise südlich der griechischen Insel Kreta abgespielt haben, werfen ein Schlaglicht auf die Rolle der Türkei und der Vereinigten Arabischen Emirate im libyschen Bürgerkrieg und lassen nur die eine Schlussfolgerung zu: Beide Staaten unterstützen massiv die dschihadistischen Gruppen und den IS in Libyen.
Was war geschehen? Wie tagesschau.de berichtete, wurde am 10. Mai 2015 ein türkisches Frachtschiff von der libyschen Luftwaffe angegriffen. Dabei kam der dritte Offizier des Frachters ums Leben, mehrere Besatzungsmitglieder wurden verletzt. Die Türkei verurteilte die Attacke und behauptete, das Schiff hätte sich in internationalen Gewässern befunden und den Hafen von Tobruk angesteuert. Die Ladung habe aus Ziegelsteinen bestanden.
Dieser Darstellung widerspricht die libysche Regierung auf das Schärfste. Der türkische Frachter habe sich bereits in libyschen Hoheitsgewässern aufgehalten und zwar mit Ziel auf Derna, der IS-Hochburg in Libyen, über die eine Blockade verhängt ist. Satellitenbilder würden dies eindeutig belegen. Der Generalkommandant der libyschen Streitkräfte veröffentlichte den detaillierten Zeitablauf der Geschehnisse. Demnach entdeckten libysche Behörden am 10. Mai gegen 14 Uhr ein Schiff ohne jegliche Beflaggung, das sich nur noch zehn Kilometer von der Hafenstadt Derna entfernt befand. Daraufhin nahm die libysche Küstenwache Kontakt mit dem Frachter auf und fragte nach seiner Identität, seiner Ladung und seiner Genehmigung für den Aufenthalt in libyschen Hoheitsgewässern. Der Frachter gab zur Antwort, er hätte zivile Waren geladen und befinde sich auf dem Weg in den Hafen von Derna. Die libysche Küstenwache befahl dem Schiff zu stoppen, damit die Papiere und die Ladung kontrolliert werden könnten. Falls diesem Befehl nicht nachgekommen werde, müsse das Schiff umgehend die libyschen Hoheitsgewässer verlassen. Nachdem der Frachter viermal die Aufforderung zum Halt ignorierte (um 14.18 Uhr / 14.20 / 14.24 / 14.30) und mit unverringerter Geschwindigkeit weiter Kurs auf den Hafen von Derna nahm, war die libysche Luftwaffe gezwungen, den Frachter mit Gewalt zu stoppen, da Waffenlieferungen für die IS-Milizen in Derna zu befürchtet waren.
Laut informierten Kreisen sollen sich auf dem Schiff in der Tat Söldner befunden haben sowie gepanzerte Fahrzeuge und ähnliches.
Die Rolle der Türkei als Unterstützer der Dschihadisten in Nordafrika ist nicht neu. Bekannt sind seit langem Lieferungen von Waffen, Geld und islamistischen Kämpfern nach Libyen, unter anderem über den Flughafen von Misrata.  Eine ebenso unrühmliche Rolle spielt der türkische Regierungschef Erdogan in Syrien, wo er die türkische Grenze in beide Richtungen für die IS offen hält, damit verletzte Dschihad-Kämpfer zur Behandlung in die Türkei gebracht werden und in die andere Richtung Waffen und Kämpfer nach Syrien nicht nur einsickern, sondern einströmen können. Wie Peter Scholl-Latour in seinem letzten Buch „Der Fluch der bösen Tat“ beschreibt: „Der wirkliche Durchbruch gelang der Rebellion [in Syrien gegen Assad] entlang der tausend Kilometer langen Grenze zur Türkei, die von der Regierung Erdogan in ihrer ganzen Länge geöffnet und unter Missachtung der elementarsten internationalen Vereinbarungen als Durchgangsstation benutzt wurde für das aus Saudi-Arabien und Katar gelieferte Waffenarsenal. Über die Türkei, über die Provinz Hatay zumal, sickerten massive Kohorten von Dschihadisten aus der ganzen islamischen Umma in Nordsyrien ein…“
Gut zu diesem Vorfall passen Berichte, in denen die Türkei als der Bazar für Scharfschützengewehre angeprangert wird. In den USA hergestellte Scharfschützengewehre und optische Spezialgläser, deren Verbreitung strikten Restriktionen unterliegen, tauchen auf dem türkischen Schwarzmarkt auf. Sie gelangen per diplomatischem Gepäck und über andere dunkle Kanäle von den USA in die Türkei und werden dort von Dschihadisten-Einkäufern geordert. Besonders begehrt ist die leichte AR 10, die .308 und/oder 7.62x51 mm Version des alten M16- oder M4-Karabiners, die noch auf 800 m eine große Treffsicherheit aufweist und deren Bedienung kinderleicht ist. So ist es möglich, auf den Schlachtfeldern in Syrien und Libyen billige Amateur-Scharfschützen einzusetzen.
Die Waffenproduktion ist limitiert. Die Präzisionsgewehre werden in kleinen Werkstätten hergestellt, die zum Teil zu Firmen wie Armalite, DPMS, Matrix Aerospace, Aero Precision und Palmetto gehören. Kein Wunder, dass unter diesen Umständen die libyschen Behörden nervös werden, wenn sich ein türkisches Schiff dem Hafen von Derna nähert.
Die Rolle Erdogans in den nordarabischen Ländern ist seit Beginn des sogenannten „arabischen Frühlings“ umstritten. Erdogan unterstützte von Anfang an massiv diese Aufstände und belieferte Dschihadisten mit allem Benötigten. Sieht er die Rolle der Türkei in einer Neuauflage des Osmanischen Reiches, das als Weltreich fast 400 Jahre lang auch Nordafrika kontrollierte? Die Türkei als Großmacht, die ihre Vormachtstellung im gesamten nordarabischen Raum behauptet und Erdogan in der Rolle eines modernen Sultans? Die Türkei als islamischer Staat, ein Vorbild für den ganzen arabischen Raum? 400 Jahre osmanische Herrschaft in diesen Ländern, die sich zwischenzeitlich zu modernen Staaten entwickelten, dürften sowohl von Syrien als auch von Libyen als genug betrachtet werden. Geschichte wiederholt sich nicht, oder doch?
Bereits wenige Tage später, am 15. Mai ließ eine andere Nachricht aufhorchen. An diesem Tag beschlagnahmte die griechische Küstenwache die Fracht eines Schiffes, das vor der Südküste Kretas entdeckt worden war. Spezialkräfte der griechischen Marine stürmten in Zusammenarbeit mit den Hafenbehörden das Boot, um die Frachtpapiere der an Bord befindlichen Waren einer Prüfung zu unterziehen. Es stellte sich heraus, dass das Schiff von den Vereinigten Arabischen Emiraten kam. Bestimmungsort: Libyen. Folgende Fracht wurde vorgefunden:
18 MRAP-Fahrzeuge vom Typ Typhoon, fünf gepanzerte Toyota Land Cruiser, zwei gepanzerte BMW, acht kleinere SUV-Fahrzeuge, alles Spezialanfertigungen für die US-Armee. Daneben soll sich eine kleinere Menge leichter Waffen gefunden haben.
Da weder Frachtpapiere noch ein Endverbraucherzertifikat vorlagen, war die Fracht automatisch illegal und wurde beschlagnahmt.
Ein besonders herber Verlust dürften die gepanzerten Typhoon-Fahrzeuge für die Dschihadisten sein, da diese minensicher sind und bis zu zehn Soldaten in voller Ausrüstung transportieren können.
Alle politisch Verantwortlichen seien in diesem Zusammenhang noch einmal eindrücklich darauf hingewiesen: Es gibt eine Regierung in Libyen, die demokratisch gewählt und international anerkannt ist. Diese Regierung unter Ministerpräsident Al-Thenni ist der alleinige und ausschließliche legitime Ansprechpartner für alle Belange, die Libyen und seine auswärtige Politik betreffen. Ein „Rumpf-GNC“ in Tripolis, den es laut vorläufiger Verfassung überhaupt nicht mehr gibt und der sich mit Gewalt eine Pseudo-Macht verschaffte, darf in der internationalen Politik keine Rolle spielen. Der Waffenboykott gegen die legale Regierung sollte schnellstmöglich aufgehoben werden, damit die libysche Armee das Chaos in ihrem Land beendet kann. Nur so, nämlich in Zusammenarbeit mit der legalen libyschen Regierung, können auch die gigantischen Flüchtlingsströme gestoppt werden, die gerade über Südeuropa hereinbrechen.

Montag, 18. Mai 2015



Angelika Gutsche
13.05.2015 |

Das Great-Man-Made-River-Projekt

Libyen. Libyen ist ein zweifach gesegnetes Land, denn sein größter Reichtum ist nicht wie viele denken das Erdöl, sondern es ist das Wasser.
Ein Blog-Beitrag von Freitag-Community-Mitglied Angelika Gutsche
Wasser ist ein lebensnotwenige Element, das auf unserem Trabanten immer knapper wird und um das deshalb, wie Harald Welzer in seinem Buch über Klimakriege befürchtet, die erbarmungslosesten Kriege des 21. Jahrhunderts geführt werden könnten.
Als man vor nicht ganz fünfzig Jahren unter dem Sand der Sahara unglaublich große Mengen von fossilem Grundwasser entdeckte, stellte dies eine Sensation dar. Der Fund von bestem Süßwasser in der Wüste, das kam einem Wunder gleich! Um dieses Wasser nutzbar zu machen, musste ein Plan erdacht werden, wie das Nass zu fördern und zu transportieren sei. In der Folge entstanden große Pumpanlagen und ein gigantisches Wasserleitungssystem, mit dessen Hilfe das fossile Wasser aus dem Süden des Landes durch ein riesiges Röhrensystem, dessen Röhren vier Meter im Durchmesser haben, an die Küste gepumpt wird, um die dort in den Städten lebende Bevölkerung mit frischem Wasser zu versorgen beziehungsweise es in der Landwirtschaft zur Bewässerung nutzbar zu machen. Nicht nur Großstädte wie Tripolis und Bengasi sind von dieser Wasserzufuhr komplett abhängig, sondern insgesamt deckt der Great-Man-Made-River 70 Prozent des Wasserbedarfs von Libyen. Dieser große künstliche Fluss stellt unzweifelhaft das bedeutendste Projekt der Ära Gaddafi dar. Er ist das größte jemals vom Menschen erschaffene Röhrensystem der Welt und fand als solches 2008 Eingang ins Guinnessbuch der Rekorde. Alle internationalen Experten gaben sich begeistert und seine Bedeutung für die Entwicklung Libyens ist nicht hoch genug einzuschätzen.
Umso schockierender waren die Nachrichten, dass dieses wichtigste unter den Infrastrukturprojekten Libyens im Juli 2011 Ziel eines Bomben-Angriffes durch die NATO-Staaten geworden ist. Nachdem bereits die Wasserleitung von Brega durch Bomben getroffen wurde, bombardierte die NATO am 22. Juli die in der Nähe gelegene Fabrik, in der die Röhren für die Wasserleitungen hergestellt wurden, und zerstörte große Teile der Anlage. Bei dem Angriff kamen auch sechs Sicherheitskräfte des Werks ums Leben. Als Vorwand für den Angriff gab die NATO bei einer Pressekonferenz am 26. Juli 2011 in Neapel an, es hätte sich bei dem angegriffenen Ziel um militärische Versorgungseinrichtungen gehandelt und in der benachbarten Betonfabrik seien bewaffnete Gaddafi-Kräfte mit Raketenabschussvorrichtungen gesichtet worden. Allerdings geht aus damaligen Google-Earth-Aufnahmen eindeutig hervor, dass es sich bei den fraglichen Bauwerken um eine Röhrenfabrik und keinesfalls um militärische Einrichtungen handelte. Dass die Angreifer wussten, was das Ziel ihres Angriffs war, lässt auch die Äußerung des Rebellensprechers Shamsiddin Abdulmolah in einem Interview vier Tage vor der Bombardierung des Röhrenwerks vermuten: „Ihre [Gaddafis Kämpfer, die sich in Brega aufhielten] Lebensmittel- und Wasserversorgung wird gekappt und sie werden nicht mehr schlafen können.“ Sollte also die Zerstörung des Röhrenwerks auch dazu dienen, die Reparatur der Wasserpipeline nach Brega zu verhindern?
Die in der Fabrik produzierten Stahlbetonröhren werden dringend benötigt, um Rohre von defekten Leitungen, deren Länge insgesamt über 4.000 Kilometer misst, bei Reparaturen austauschen zu können. Die Funktionsfähigkeit des Röhrenwerks ist somit für die Versorgung des ganzen Landes mit Wasser von größter Wichtigkeit. Mit dem Flugzeugangriff auf das Röhrenwerk hat sich die NATO unmissverständlich eines Verstoßes gegen das internationale Recht schuldig gemacht, das den Angriff auf Ziele, die der zivilen Infrastruktur und Versorgung der Bevölkerung dienen, als Kriegsverbrechen einstuft. In Paragraph 54 heißt es: „Das Angreifen, Zerstören, Entfernen oder Abschalten benötigter Objekte, die für das Überleben der Zivilbevölkerung unverzichtbar sind, ist verboten.“ Einen Monat nach dem Angriff auf das Great-Man-Made-River-Projekt war mehr als die Hälfte Libyens ohne Fließendwasser.
Um die Bedeutung dieses Wasserleitungssystem, das von den Libyern als das achte Weltwunder bezeichnet wird, deutlich zu machen, muss man sich noch einmal vor Augen führen, dass Libyen ein Land ist, das zu 95 Prozent aus Wüste besteht. Es gibt in Libyen keinen einzigen natürlichen Fluss, der das ganze Jahr Wasser führt. Die meisten Wadis füllen sich nur einmal im Jahr zur Regenzeit mit Wasser. Es gibt im Süden Libyens Gegenden, in denen es gerade mal alle 25 Jahre regnet, wobei die Feuchtigkeit oft nicht am Boden ankommt, sondern noch in der Luft verdunstet. Zwar regnet es an der Küste in den Wintermonaten, doch hat sich hier der Grundwasserspiegel gesenkt und durch Einsickern des Meereswassers hat das Grundwasser einen relativ hohen Salzgehalt, was sich negativ auf die Trinkwasserqualität auswirkt. Welche Kostbarkeit die Versorgung mit Süßwasser aus der Sahara für ein so wasserknappes Land wie Libyen darstellt, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Nähert man sich heute durch Hitze und Sand auf einer unüberschaubar großen Wüstenplatte Kufra, bemerkt man die neben der Straße verlaufenden Wälle, unter denen die großen Betonstahlrohre verlegt sind. Nahe der Oasenstadt grünt die Sahara wieder, diesmal allerdings in abgezirkelten Kreisen inmitten des gelben Wüstensandes. Es handelt sich um landwirtschaftliche Pflanzungen, die von großen, sich im Kreis drehende Sprinkleranlagen mit fossilem Wasser bewässert werden. Gaddafis Traum, sich das fossile Wasser zunutze machen, wurde wahr.

Das mineralarme Gletscherwasser stammt aus der letzten Feuchtperiode, als es in der Sahara noch grünte und blühte, und ist zwischen 38.000 und 14.000 Jahre alt. Es wird heute aus 40 bis 100 Meter tiefen Becken empor gepumpt. 1983 vergab Gaddafi die ersten Aufträge an bundesdeutsche Röhrenhersteller und koreanische Baufirmen. Zwischenzeitlich ist das gesamte Know-how auf Libyen übergegangen und die Fabriken wurden in eigene Regie übernommen. 1991 weihte man den ersten Strang der Wasserpipeline ein. Mit dieser Leitung werden die Städte Agdabiya, Sirte und Bengasi versorgt. 1996 folgte die Fertigstellung der Phase 2, die nun Tripolis an die fossile Wasserversorgung anschloss, 2006 folgte die Stadt Gharian in den Nafusa-Bergen und in der Phase 3 wurde auch Tobruk an ein neues Brunnenfeld angeschlossen. Die UNESCO zeichnete 1999 Libyen für die Finanzierung des Great-Man-Made-River-Projekts mit dem Internationalen Wasser-Preis aus, der vergeben für bemerkenswerte wissenschaftliche Forschung im Bereich des Wasserverbrauchs in Trockengebieten wird. Von den insgesamt fünf Bauphasen des Projekts konnten die ersten drei bis zum Ausbruch des Kriegs realisiert werden.
Wichtige Lagerstätten des fossilen Nass‘ sind die vier großen Becken von Kufra, Sirte, Mursuk, Hamada- und Al-Jufrah, wo das Wasser in nubischem Sandstein gespeichert ist. Das Kufra-Becken beinhaltet etwa 20.000 km³ Wasser, dies entspricht einer Menge, wie sie in etwa 220 Jahren den Nil hinab fließt; das Sirte-Becken dürfte über die Hälfte dieser Wassermenge verfügen, das Mursuk-Becken etwa über 5.000 km³. Das Wasser wird an die Oberfläche gepumpt und hauptsächlich mithilfe des natürlichen Gefälles, aber auch unter dem Einsatz von Pumpen als großer künstlicher Fluss unterirdisch zur Küste geführt. Ursprünglich war vorgesehen, die Wüste im Bereich der Wasserförderanlagen im großen Stil als landwirtschaftliche Anbauflächen zu nutzen. Jedoch haben sich die Projekte bei Kufra und Sarir aufgrund der starken Wasserverdunstung, der weiten Transportwege und der hohen Kosten nicht als sinnvoll erwiesen und so hat man sich entschieden, das Wasser an die Küste zu transportieren. Auch in den Küstengegenden wird etwa 70 Prozent des Wassers für die Landwirtschaft genutzt. Sogar Versuchsflächen für organischen Landbau wurden angelegt. Es herrschte die Vorstellung, Libyen könne sich unabhängig von Lebensmittelimporten machen, ja sogar Überschüsse für den Export produzieren. Dieser Plan ist jedoch aus oben genannten Gründen nicht aufgegangen und es fragt sich, ob er jemals sinnvoll war. Warum sollte Libyen seine kostbaren Wasserressourcen für eine teure Lebensmittelproduktion verschwenden, anstatt mit den Erlösen aus dem Erdölverkauf Nahrungsmittel zu importieren?
Unter Gaddafi wurden im Jahr 1983 die ersten Aufträge an koreanische Baufirmen erteilt, dass unter dem Saharasand gefundene fossile Wasser, zu fördern. In der Folge entstand ein gigantisches, in der Welt absolut einmaliges Projekt. Das Wasserförderprojekt in Sarir, wo das Wasser aus 150 bis 400 Metern Tiefe geholt werden muss, verfügt beispielsweise über ein eigenes Kraftwerk mit sechs Gasturbinen zur Erzeugung von Strom. Zwei Leitungsstränge führen von hier an die Küste, wo das Wasser in einen riesigen, ebenfalls menschengemachten See fließt. Die Wassermassen dieser künstlichen Seen verbessern durch die Verdunstung das Mikroklima. Das neueste von vier Wasserreservoiren verfügt über einen 35 Meter hohen Damm, die Grundfläche hat die Größe von 93 Fußballfeldern. Bemerkenswert dabei, dass Libyen inzwischen fast keine ausländische Unterstützung für diese Großprojekte mehr braucht, sondern die gesamte Planung und den Bau alleine bewältigt. Libyen war bis zum Krieg 2011 weltweit führend in Wasserbautechnologie.
Die Leitstelle für das gesamte Management des Projekts Wüstenwasser befindet sich in Bengasi. Von einem Kontrollraum aus kann alles überwacht und gesteuert werden. Der tägliche Mindestverbrauch liegt bei einer halben Million Kubikmeter Wasser.
Die Befürchtungen, die Förderung des fossilen Grundwassers könne zu einem Absinken des Wasserspiegels führen, haben sich nicht bewahrheitet. So wird in Tazerbo ständig der Wasserspiegel geprüft. Bisher konnte kein Abfall festgestellt werden, obwohl Bengasi bereits seit 1991 am Wüstenwasser angeschlossen ist und Tripolis 1996 folgte.
Schätzungen zufolge könnten die fossilen Wasserreserven etwa hundert Jahre reichen. Das spricht jedenfalls nicht dafür, das Wasser nicht zu nutzen. Denn was ist besser? In hundert Jahren kein Wasser mehr zu haben, oder gleich kein Wasser zu haben? Im ersteren Fall hat man zumindest Zeit gewonnen. Und vielleicht sollte man noch erwähnen, dass dieses Leitungssystem grundsätzlich auch mit entsalztem Meerwasser genutzt werden könnte.
„Wasser statt Waffen“, unter dieses Motto stellte Gaddafi das größte Wasserbau-Ingenieurwerk der Welt, dass der libyschen Bevölkerung die Versorgungssicherheit mit dem wichtigsten aller Lebensmittel garantiert. Welch böse Ironie, dass dessen Funktionieren nun gerade durch Waffen in Frage gestellt wird.
Das Sahara-Wasser weckt Begehrlichkeiten. Wer hatte gehofft, nach dem Waffengang gegen Libyen vom fossilen Wasser profitieren zu können? Bisher hat das Wüstenwasser die Lebensverhältnisse des libyschen Volkes immens verbessert. Jetzt steht zu befürchten, dass gierige Großkonzerne bereitstehen, um das libysche Wasser – den wichtigsten Rohstoff der Zukunft – zu privatisieren. Gerade in dieser trockenen Weltgegend, in der Länder wie Sudan und Ägypten verbittert bei zunehmender Wasserknappheit um das Wasser des Nils oder Jordanien und Israel um das Wasser des Jordans streiten, stellt sich die Frage: Wer kann sich Libyens Wasser ohne eigene Investitionskosten unter den Nagel reißen? Es bleibt zu hoffen, dass sich auf dem Etikett der Plastikflaschen zukünftig neben „Man-Made-River-Water“ nicht die Namen von Lebensmittelkonzernen wie Nestle oder von privaten Wasserwerken wie Veolia finden.

Dienstag, 12. Mai 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


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Erfolg der Patrioten im Jemen: Huthi-Allianz schießt saudischen Kampfjet ab!
12.5.2015. Die Allianz aus der Rebellenbewegung Ansarullah, welche vom Stamm der Huthis dominiert wird und den Militärs des 2012 gestürzten Staatschefs Ali Abdullah Saleh hat im nordjemenitischen Tal Noshour einen saudi-arabischen Kampfjet abgeschossen, der sich an der Bombardierung Jemens beteiligt hat. Auch Marokko, daß auch auf Seiten Saudi-Arabiens Angriffe auf Jemen fliegt, meldete den Verlust eines Kampfjets vom Typ F-16 und es ist anzunehmen, daß die Huthis auch diesen „Vogel vom Himmel geholt haben“.



Libyen: Türkischer Frachter vor der Küste von Regierungsarmee beschossen und geentert
12.5.2015. Die schwache libysche Regierungsarmee des in Tobruk sitzenden Kabinetts von „Premier“ Abdullah al-Thinni hat einen türkischen Frachter beschossen, ein Besatzungsmitglied dabei getötet und das Schiff in den Hafen nach Tobruk geschleppt. Der Frachter wollte trotz Verbots den Hafen von Derna anlaufen und es ist zu vermuten, daß er den dortigen radikalen Islamisten von IS Nachschub bringen wollte – seit Beginn der Unruhen gegen den libyschen Staat 2011 spielt die Türkei ein undurchsichtige und gefährliche Rolle in der Libyen-Politik.


Montag, 11. Mai 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


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Verdächtige Pakete: Planen die USA einen Umsturz in Kirgisien?
11.5.2015. Das Obama-Regime hat seiner Botschaft in Kirgisien 150 Tonnen „diplomatische Post“ geschickt und diese mysteriöse Fracht darf wegen des Diplomatenstatus nicht vom kirgisischen Zoll geöffnet werden. Die kirgisische Zeitung „Delo Nr.“ befürchtet, daß in den Paketen Waffen oder Propagandamaterial für einen Umsturz sind, denn schließlich hat die Regierung unter dem sozialdemokratischen Präsidenten Aslambek Atambajew den US-Stützpunkt schließen lassen und auch vor dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch hatten die USA tonnenweise „diplomatische Post“ in ihrer Vertretung bringen lassen.




Jemen: Erste saudische Soldaten im Konflikt getötet
11.5.2015. Nach dem die schiitischen Huthi-Rebellen erstmals dieser Tage als Reaktion auf die fortlaufende Bombardierung ihres Landes durch die Saudi-Diktatur erstmals über die Grenze zurückschossen, wurden vier saudische Soldaten (darunter ein Offizier) getötet und fünf weitere Soldaten verhaftet. In der drittgrößten Stadt Taiz konnte die Allianz aus Huthi-Rebellen und Armeeinheiten, welche treu zu Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh stehen, trotz anhaltendem Bombardement der saudischen Luftwaffe wichtige Gewinne erzielen und die Regierungsmilizen zurückdrängen.

Donnerstag, 7. Mai 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


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Libyen: Premierminister al-Thinni bittet Rußland um Hilfe!
7.5.2015. Der libysche „Premierminister“ der international anerkannten, schwachen Regierung in der Stadt Tobruk hat sich im April mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau getroffen und  erklärt, daß die westlichen Staaten für das Chaos in Libyen durch den Sturz Ghaddafis verantwortlich sind und sich nun weigern, dem Land zu helfen. Al-Thinni ließ anfragen, ob Rußland seiner Regierung dabei helfen würde, eine Aufhebung des Waffenembargos zu erreichen, denn der Aufbau der Sicherheitskräfte sei das wichtigste , um die islamistischen Milizen zu bekämpfen, die wiederum von den Golf-Monarchien ausgiebig mit Waffen versorgt werden.




Jemen: Armee entert saudisches Kriegsschiff – Huthis beschießen erstmalig saudische Grenzorte
7.5.2015. Einheiten der jemenitischen Armee, die loyal zum ehemaligen Langzeitherrscher Ali Abdullah Saleh stehen und mit den Huthi-Rebellen  („Ansarullah“) kooperieren, haben ein saudisches Kriegsschiff geentert, welches die Küstenregion um Aden gemeinsam mit anderen saudischen Schiffen beschossen hatte und 50 Besatzungsmitglieder festgenommen. Derweil entwickelt sich der Konflikt für den Aggressor Saudi-Arabien zu einem Bummerang: erstmals beschossen die Huthi-Rebellen Grenzorte auf saudischer Seite mit Granaten, während jemenitische Stammeskrieger die Grenze überschritten haben und vier saudisches Grenzposten (u.a. in Najran und Jazan) übernommen haben.





Libyen: Grüner Widerstand positioniert sich im Jemen-Konflikt auf Seiten der Huthis gegen Saudi-Arabien
5.5.2015. Der Grüne Widerstand ( = Anhänger der Rätedemokratie des 2011 gestürzten Revolutionsführers Muammar al-Ghaddafi) hat erklärt, daß er mit der zaiditisch-schiitischen Rebellenbewegung Ansarullah (auch als Huthi-Rebellen bekannt) im Jemen sympathisiert und diese unterstützt. Sowohl die Anhänger der libyschen Räterepublik Ghaddafis, die 2011 u.a. mit Hilfe Saudi-Arabiens zerstört wurde, als auch die patriotischen  Kräfte des Jemens haben mit der skrupellosen Königs-Diktatur der Familie Saud noch eine Rechnung offen!


Dienstag, 5. Mai 2015



Libyen im April



Was geschah…
eine unvollständige Auflistung

April 2015


01.04.  BBC berichtet, dass Omar al-Hassi als Vorsitzender des GNC (General National Corgress, auch bekannt als islamistische „Tripolis-Gegenregierung“), von seinem „Parlament“ entlassen wurde. Der GNC stimmte für seine Absetzung, da er das „Parlament“ bezüglich der Regierungsfinanzen getäuscht haben soll.

            Bevor Al-Hassi ins amerikanische Exil ging und dort 25 Jahre als Taxifahrer arbeitete, war er als Dozent für politische Wissenschaften an der Universität von Bengasi tätig. Nachdem die islamistischen Milizen im August 2014 die Kontrolle über Tripolis übernommen hatten und eine sogenannte Gegenregierung, den islamistischen GNC, wieder einsetzten, fungierte der 66-jährige Al-Hassi als dessen Vorsitzender. Zusammen mit Abdulhakem Belhaj, dem islamistischen Al-Kaida-Befehlshaber von Tripolis, zeichnet er für die Katastrophen wie Entführungen und Anschläge mitverantwortlich, die seitdem die libysche Hauptstadt heimsuchen.
Es wird vermutet, dass Omar al-Hassi von den USA, England und Frankreich fallengelassen wurde, da er es nicht geschafft hat, Libyen und speziell dessen Ölfelder unter seine Kontrolle zu bringen. Europa ist außerdem in Sorge über die Ausbreitung von IS-Milizen in Libyen. Der gegen ihn erhobene Vorwurf, höflich mit „Täuschung des Parlaments bezüglich der Regierungsfinanzen“ umschrieben, dürfte vorgeschoben sein. Denn es ist allseits bekannt, dass fast alle sogenannten Islamisten zwischenzeitlich zu Multimillionären, die ihr Geld im Ausland anlegen, aufgestiegen sind.

05.04.  Das Libya Media Center veröffentlicht auf youtube ein Video, dass Luftangriffe auf „NATO-Rebellen“ in der Nähe von Tripolis zeigt. Ein weiteres Video zeigt Soldaten des Grünen Widerstands, wie sie die Wiedererlangung der Kontrolle auf Al-Azizia City feiern.

05.04.  In Misrata reißt ein Selbstmordattentäter sechs Menschen mit in den Tod, darunter zwei Kinder. 21 Menschen werden verletzt. Der Anschlag, zu dem sich IS/Daesch bekannte, richtete sich gegen einen Kontrollpunkt der islamistischen Sharaia-Miliz Libya Fadschr, die Misrata kontrolliert.

07.04.  Green Resistance News: Die Streitkräfte der Stämme rücken Tag für Tag näher auf die libysche Hauptstadt Tripolis zu. Heute nahmen sie die Brücke von Al-Zahra im Süden von Tripolis ein, was ihnen den Zugang zur Stadt ermöglicht. Die Einwohner bestätigten, dass die Explosionen deutlich in der Stadt zu hören sind.

10.04.  Nach Angaben der italienischen Küstenwache wurden vor der Küste Libyens fast tausend in Seenot geratene Bootsflüchtlinge gerettet und nach Sizilien gebracht. Insgesamt waren 1.500 Emigranten in mehreren Booten von Libyen aus in See gestochen.

11.04.  Es wird die Abberufung des britischen Botschafters für Libyen, Michael Aron, bekanntgegeben. Michael Aron wird zukünftig den Botschafterposten im Sudan bekleiden. Der neue Botschafter für Libyen, Mr. Millet, war zuletzt Botschafter in Jordanien. In seiner Antrittsrede betont er die Notwendigkeit einer politischen Lösung und die schnelle Bildung einer nationalen Einheitsregierung.

Der Grüne Widerstand weist darauf hin, dass Botschafter Millet zunächst den Willen der libyschen Volkes respektieren und Gespräche mit den Großen Stämme aufnehmen sowie die legale Regierung bei ihrem Kampf gegen Terroristen unterstützen müsse.

11.04.  In Tripolis konnten bei Verhandlungen zwischen den Stämmen und den Ältesten des Rishvana- Janzur-Gebiets verschiedene Übereinkünfte erzielt werden, unter anderem wurde der Austausch von Gefangenen beschlossen. Rishvana ist ein Stamm in der Umgebung der Nafusa-Berge, hier liegt auch die Stadt Zintan, in der Saif al-Islam unter Hausarrest gestellt ist.

Die Stämme stimmten folgenden Punkten zu:
- Gefangenenaustausch zwischen allen Gruppen
- Transfer von Haushaltsmitteln zwischen zwei Gruppen
- Aggressionen zwischen öffentlichen und privaten Vereinigungen wegen der Klärung von Besitzverhältnissen werden unterlassen.

Allen beteiligten Gruppen wurde dank für ihre Bemühungen ausgesprochen, das Blutvergießen zu beenden.

11.04.  Der Sicherheitsrat von Tarhuna (Stadt südöstlich von Tripolis) versichert allen Einwohnern Schutz vor IS/Daesch und Al-Kaida und will diese terroristischen Vereinigungen, wo immer sie auftreten, bekämpfen.
Es sei dringend nötig, wieder Sicherheit und Stabilität in Tarhuna einkehren zu lassen.

11.04.  Der Generalbefehlshaber der Dschamahirija Streitkräfte hat die Generalmobilmachung  der libyschen Armee für eine Bodenoffensive zur Befreiung der Stadt Bengasi angekündigt.

Das Abgeordnetenhaus hat bekannt gegeben, dass der Generalbefehlshaber der libyschen Streitkräfte angesichts der momentanen Situation in Bengasi die Befehlsgewalt für militärische Einsätze in Gebiet von Bengasi an Oberst Mohammed Abdali übergeben hat. Damit sollen endlich die Kämpfe in der leidgeprüften Stadt beendet werden.
Die libyschen Streitkräfte haben wieder die Kontrolle über das Militär- und Polizeilager in Bengasi (in der Gegend von Al-Hawari) erlangt.
            Des Weiteren rief der örtliche Rat von Bengasi die Mitglieder des Abgeordnetenhauses der Stadt auf baldmöglichst eine Sitzung einzuberufen, die sich mit der schlechten Versorgungslage der Einwohner mit städtischen Dienstleistungen befassen soll. Das Leiden der Bevölkerung müsse gemildert werden.

12.04.  Green Resistance News: Nachdem die libyschen Stammesstreitkräfte die Brücke von Al-Zahra unter ihre Kontrolle gebracht haben, rücken sie täglich weiter gegen Tripolis vor.

12.04.  Green Resistance News geben bekannt, dass der Grüne Widerstand auf Seiten des jemenitischen Volkes gegen die saudi-arabische Aggression steht.

12.04.  IS-Kämpfer schießen aus einem Auto auf die Botschaft Südkoreas in Tripolis. Zwei Menschen sterben, einer wird verletzt.
Es wurden auch die Botschaften von Ägypten und der Vereinigten Arabischen Emirate angegriffen. Weiteres ist nicht bekannt.

13.04.  In Tripolis ist vor der Botschaft Marokkos eine Bombe explodiert. Es kam nur zu leichteren Sachbeschädigungen. Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrormiliz IS.

15.04.  Laut den libyschen Nachrichten „middle gate“ ließ die islamistische Organisation Ansar al-Sharia verkünden, dass sie ein Kopfgeld auf fünf Führer der libyschen Nationalarmee ausgesetzt hat. Für die Ermordung von Kalifa Hefter werden 100.000 Dinar (etwa 65.000 Euro) geboten, von Brigadier Saqr Jeroshi und von Oberst Faraj Barasi 50.000 Dinar (etwa 33.000 Euro) sowie je 25.000 Dinar (etwa 17.000 Euro) für Oberst Nice Bouchmadh und Major Mohammed Hijazi. Es sei nötig, die Köpfe derer zu fordern, die sich gegenüber Tyrannen loyal zeigen und deren Götzenbilder anbeten, so die Begründung.

Die libysche Nationalarmee, auf deren Führung ein Kopfgeld ausgesetzt wurde,  ist die reguläre Armee des Landes, und untersteht der international anerkannten und gewählten Regierung mit Sitz in Tobruk. Pikant wird die Sache dadurch, dass die Tobruk-Regierung von dem für Libyen zuständigen UN-Vertreter Bernardino Léon dazu gezwungen werden soll, eben mit dieser Ansar al-Sharia Terrorgruppe an einem Tisch zu sitzen und über eine Einheitsregierung für Libyen zu verhandeln. Auch wenn von den Vereinten Nationen, westlichen Regierungen und deren Medien noch so große Anstrengungen unternommen werden, islamistische Gruppierungen wie Ansar al-Sharia oder auch den Milizenführer von Tripolis, Belhaj, ein gefürchteter islamischer Terrorist mit ehemals engen Bindungen an den ermordeten US-amerikanischen Botschafter Stevens, als gesellschaftsfähige Dialogpartner bei Friedensgesprächen zu präsentieren, so ist und bleiben sie doch islamistische Kampftruppen, die den Tod tausender Libyern auf dem Gewissen haben.

15.04.  Vor der libyschen Küste werden nach dem Untergang eines Flüchtlingsboots bis zu 400 Menschen vermisst.

15.04.  Bei einem Treffen des libyschen Regierungschefs Abdullah al-Thenni mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau sagte Al-Thenni, dass die westlichen Staaten für das Chaos und die Gewalt in Libyen verantwortlich seien. Das Potential der libyschen Armee sei vernichtet und das libysche Volk ohne effektive staatliche Institutionen zurückgelassen worden. Ohne Armee und Sicherheitskräfte sei die staatliche Verwaltung nicht wiederherzustellen. Al-Thenni bittet Russland darum, sich auf die Seite des libyschen Volkes zu stellen und bei der Wiederherstellung der staatlichen Institute und der Sicherheit zu helfen. Mithilfe internationaler Organisationen müsse die Aufhebung des Waffenembargos gegen die libysche Armee durchgesetzt werden.

16.04.  Ein Schlauchboot, das mit 45 Menschen an Bord von Tripolis nach Italien übersetzen wollte, geriet in Seenot und sank. Erst nach vier Tagen wurden vier Überlebende von der Küstenwache entdeckt.

17.04.  Vor der libyschen Küste haben bewaffnete Piraten ein italienisches Fischerboot mit sieben Mann Besatzung gekapert, um es nach Misrata zu bringen. Die italienische Marine konnte eingreifen und das Schiff befreien.
Es wird vermutet, dass das Schiff für den Transport von Schiffsflüchtlingen benötigt werden sollte.

19.04. Flüchtlingstragödie im Mittelmeer
Bei der bisher größten Flüchtlingstragödie im Mittelmeer sind vor der Küste Libyens über 900 Menschen ertrunken. Nur wenige Passagiere konnten gerettet werden.

Auf den aus Libyen auslaufenden Flüchtlingsbooten sollen sich auch Dschihadisten-Kämpfer befunden haben, die auf der Flucht vor der vorrückenden libyschen Armee sind.

Um die Flüchtlingsströme einzudämmen, müssen dessen Ursachen bekämpft werden. Neben einer verfehlten Entwicklungshilfe- und Handelspolitik, die zu einer immer prekärereren  wirtschaftlichen Lage führt, sind das in erster Linie Kriege und Bürgerkriege in vielen afrikanischen beziehungsweise arabischen Ländern. Die Mächtigen der Welt müssen aufhören, die Welt mit Kriegen und Konflikten zu überziehen und aus kurzfristigem politischen Kalkül Aggressoren und Terroristen zu unterstützen.


19.04.  Laut einem neuen in IS-Manier inszenierten und veröffentlichten Video soll der IS in Libyen 28 äthiopische Christen wegen Gotteslästerung enthauptet oder erschossen haben. Die Echtheit der Videos wird in Frage gestellt.
Die Äthiopier dürften zu den innerafrikanischen Flüchtlinge gehören, die durch die Sahara nach Libyen kommen, um von dort als Bootsflüchtlinge nach Italien zu gelangen.

19.04.  Bernardino Léon, UN-Bevollmächtigter für Libyen, kündigte an, die Friedensgespräche sollen übernächste Woche in Marokko fortgesetzt werden.
Es stellt sich allerdings die Frage, ob mit den Verhandlungen nicht nur der Status quo aufrechterhalten werden soll, nämlich die Destabilisierung Libyens, die langfristig zu einer Teilung des Landes führen könnte. Denn solange nicht die bei den Verhandlungen anvisierte Einheitsregierung gebildet ist, sollen auch keine Hilfen für das Land erfolgen und auch keine Aufhebung der bestehenden Embargos. Eine Einheitsregierung käme vor allem der islamistischen und nicht legitimierten Pseudo-„Regierung“ in Tripolis zugute, die von den USA, Großbritannien, Türkei und Frankreich unterstützt wird. Die wohl sinnlosen Verhandlungen scheinen auf eine reine Verzögerungstaktik hinauszulaufen.

20.04.  Jamahiriya News (Libya Media Center) veröffentlichen ein Video, das Kämpfe in Tripolis von dieser Woche zeigt. Bei Zusammenstößen kommt es zu mehreren Toten. In Tripolis ist das Internet unterbrochen.
https://www.youtube.com/watch?v=6nFrV35L-Yo

21.04.  Die italienischen Zeitungen berichten, dass in Libyen eine Million Menschen darauf warten, das Land per Schiff verlassen zu können. Dabei handelt es sich nicht nur um Emigranten, die zu diesem Zweck durch die Sahara nach Libyen gekommen sind, sondern auch um viele Arbeiter und Haushaltsangestellte, die nach dem Sturz Gaddafi ihren Job verloren und nun kein Auskommen mehr in Libyen haben.
Emigranten berichten, dass das Leben in den Flüchtlingslagern in Libyen höllisch sei, dass dort Gewalt und Folter herrschen.
Es ist bekannt, dass die Abfahrtshäfen im Westen Libyens liegen, zwischen Zuwara und Zawija, zwischen Khoms und Misrata. Für die lebensgefährliche Überfahrt muss jede Person mindestens tausend Euro bezahlen.

Laut Angaben des UN-Kommissariats für Flüchtlinge kamen 2014 etwa 210.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa, davon nahmen 80 Prozent den Weg über die libysche Küste, um nach Italien oder Malta zu gelangen. Die jährliche Zahl der Bootsflüchtlinge hat sich demnach seit 2011 verdreifacht.

24.04.  Der Rote Halbmond (entspricht dem Roten Kreuz) berichtet, dass allein in der Zeit vom Mai letzten Jahres bis Anfang April aufgrund des Bürgerkriegs in Libyen mehr als eine halbe Million Menschen aus ihren Häusern vertrieben wurden und von ihren Wohnorten flüchten mussten. Die meisten davon verließen nach der Machtübernahme der islamistischen Milizen im August 2014 die Hauptstadt Tripolis, Bengasi habe in dieser Zeit etwa 110.000 Flüchtlinge aufgenommen, etwa 100.000 flüchteten ins Ausland.
Insgesamt dürfte seit dem Sturz Gaddafis etwa ein Drittel der libyschen Bevölkerung emigriert sein.

24.04.  „Libya Media Center Channel“ zeigt ein Video von „Green Resistance News in Libya“: Im Zentrum von Al-Zahra City, eine Stadt südlich von Tripolis, befinden sich Kämpfer der Großen Stämme. Sie bewegen sich weiter auf Tripolis zu.
Der Grüne Widerstand hat die Küstenstraße, die Libyen und Tunesien verbindet, unterbrochen.

Es kommt zu Zusammenstößen nahe der Innenstadt von Zawia City
https://www.youtube.com/watch?v=TxzXNk97ccY

25.04.  Bengasi: Bei einem Mörserangriff auf eine Schule wurden ein Mensch getötet und drei verletzt.
In letzter Zeit war Bengasi Schauplatz schwerer Kämpfe zwischen libyscher Armee und islamistischen Milizen.

26.04.  „Libya Media Center Channel“ zeigt ein Video von „Green Resistance News in Libya“: Streitkräfte der Großen Stämme rücken auf die Stadt Gharyan City vor. Sie richten einen Botschaft an deren Bewohner: Die Stadt soll befreit werden, Zivilisten werden nicht angegriffen, sondern aufgefordert, für Libyen und die Dschamahirija aufzustehen.
https://www.youtube.com/watch?v=V_GNQM5_ZTA


26.04.  Laut Al-Jazeera berichten christliche Migranten in Libyen über rassistische Attacken durch Milizen. Sie würden geschlagen, beraubt, gefoltert, vergewaltigt und entführt. Die Flüchtlinge haben Angst vor ISI (Islamistischer Staat im Irak) und vor ISIL (Islamistischer Staat in der Levante), die Videos von der brutalen Ermordung christlicher Äthiopier und Eritreer ins Internet gestellt haben.

28.04.  Kairo: Wie aus Militär- und Geheimdienstkreisen verlautet, soll Ägypten im großen Umfang Boden- und Luftstreitkräfte im Westen des Landes entlang der libyschen Grenze für eine Militäraktion zur Rückeroberung der ostlibyschen Kyrenaika von der ISIS-Besetzung zusammengezogen haben.
Ebenfalls sollen in den ägyptischen Mittelmeerhäfen bedeutende Seestreitkräfte zum Auslaufen bereit stehen. Es soll eine Offensive erfolgen, in deren Verlauf ägyptische Marines an der libyschen Küste bei Derna, der Provinzhauptstadt des IS, an Land gehen. Unterstützt werden könne die Aktion durch Fallschirmjäger.

Im Gegenzug beeilt sich ISIS, Verstärkung aus Syrien (auf dem Seeweg durch das Mittelmeer) und dem Irak (mit Hilfe von Schmugglerringen über den Sinai, den Suez-Kanal und durch Ägypten) nach Ostlibyen zu schaffen.

Für den ägyptischen Präsidenten al-Sisi stellt die Anwesenheit von ISIS im Osten Libyens eine unannehmbare Gefahr für sein Land dar. Laut Geheimdienstverlautbarungen sind IS-Terroristen bereits in einige ägyptische Städte eingedrungen und haben sogar bestimmte Armeeeinheiten infiltriert.

Bei einem unangemeldeten Besuch des CIA-Direktors John Brennan am 19. April in Kairo war die drohende Invasion in Libyen ein wichtiges Thema. Der ägyptische Präsident al-Sisi versicherte, dass er die ägyptischen Truppen nach der Niederwerfung und Entwaffnung der Dschihadisten aus Libyen zurückziehen und die Macht an die libysche Regierung in Tobruk übergeben würde.
Die Obama-Administration sprach sich gegen eine ägyptische Invasion in Libyen aus, wolle sich aber nicht gegen eine Unterstützung des libyschen Militärs durch Ägypten stellen.
Brennan beharrte darauf, dass Ägypten der Linie Washingtons folge. Dies wurde von al-Sisi verweigert. Auf ein gemeinsames Schluss-Kommuniqué wurde verzichtet.

Wie aus Militärkreisen verlautet, hat der ägyptische Präsident den Oberkommandierenden der libyschen Armee, Generalmajor Hefter, bereits die letzten sechs Monate mit Waffen unterstützt. Er sieht in Hefter allerdings nicht den künftigen Führer der libyschen Nation.

Interessant ist, dass Ägypten zwar bereit ist, eine Boden-, See- und Luftoffensive in Libyen zu starten, gleichzeitig aber bei Luft- und Bodeneinsätzen in Jemen Enthaltung übt, obwohl es zur Saudi geführten Koalition gehört, die die von Iran unterstützten Rebellen im Jemen bekämpft.

28.04.  Nach Berichten zweier irakischer Nachrichtenagenturen (Alghad Press und Al-Youm Al-Thamen) sowie einem spanisch-sprachigen Sender ist der ISIL-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi, auch bekannt als „Kalif Ibrahim“, in einem israelischen Krankenhaus auf den besetzten Golanhöhen an seinen schweren Verletzungen gestorben. Er wurde dort medizinisch behandelt, nachdem er bei Luftangriffen der irakischen Armee nahe der syrischen Grenze am 18. März schwer verletzt worden war.

Seinem Nachfolger Abu Ala Afri haben die ISIL-Mitglieder bereits ihre Gefolgschaft geschworen.

29.04.  Heute jährt sich zum dritten Mal der Tod von Shukri Ghanem, ehemaliger Erdölminister Libyens. Dieses Amt hatte Shukri Ghanem bis Mai 2011 inne. Anschließend verließ er Libyen über Tunesien, reiste nach Rom und hielt sich schließlich in Wien auf. Am 29.4.2012 wurde seine Leiche aus der Donau gefischt. Die Obduktion ergab Ertrinken als Todesursache. Weder sein Adressbuch noch seine Hausschlüssel, die er ständig bei sich trug, wurden bei ihm gefunden. Laut Aussage seiner Familie, hatte er, da er nicht schwimmen konnte, Angst vor Wasser und hätte sich niemals in gefährliche Nähe zum Fluss begeben. Trotz dieser Ungereimtheiten stellte die Polizei die Ermittlungen ein.

Als Grund für seinen Rücktritt als Erdölminister und seine Emigration nach Wien gab Shukri Ghanem an, dass seine Familie in Wien gekidnappt und er damit gezwungen worden war, Libyen zu verlassen. In einem seiner letzten Telefongespräche erklärte er, er werde stark unter Druck gesetzt und erpresst. Er gab zu verstehen, dass er um sein Leben fürchte. Die Staatsanwaltschaft in Wien schweigt immer noch zu den Details der Ermittlungen.

Wusste Shukri Ghanem zu viel über die Geschehnisse im März 2011 in Bengasi, die letztendlich zum Sturz Gaddafis führten und in die, wie heute allgemein bekannt, maßgeblich westliche Geheimdienste, insbesondere die CIA, verstrickt waren? Shukri Ghanem, der von 2003 bis 2006 auch Premierminister in Libyen war, hatte sich vor seinem mysteriösen Tod in Wien bereit erklärt, außerhalb Libyens vor einem Richter aussagen zu wollen. Doch dazu konnte es nicht mehr kommen.

Doch die Spur des Todes zieht weitere Kreise. Im März 2013 gab der zuständige Richter Abdulaziz Alhsada seinen Rücktritt, angeblich aus gesundheitlichen Gründen, bekannt. Anfang 2014 wurde er ebenfalls ermordet. War er der Wahrheit über den Tod von Shukri Ghanem zu nahe gekommen?

Ebenso wenig wie der Tod von Shukri Ghanem aufgeklärt wurde, wurden auch nie die Täter ermittelt, die für die Ermordung General Abdelfatah Younis und zwei seiner Gefährten am 28. Juli 2011 verantwortlich waren.

General Younis war unter dem National Transitional Council (NTC) zum Oberbefehlshaber der Anti-Gaddafi-Brigaden ernannt worden. Ein Militärgericht in Beganzi hatte Younis im Juli 2011 vorgeladen. Ihm wurde vorgeworfen, nur zum Schein die Seiten von der Gaddafi-Regierung zum NTC gewechselt zu haben, insgeheim aber weiter für Gaddafis libysche Armee zu arbeiten. Noch im selben Monat wurde General Younis mit zwei seiner Begleiter ermordet.

Jomaa Obaidi al-Jazawi war einer der drei Justizbeamten, die seine Ermordung untersuchen sollten. Angreifer töteten ihn im Juli 2012 vor einer Moschee in Bengasi.

Die Ermittlungen zu all diesen Fällen werden unter Verschluss gehalten und die Frage, warum so viele Menschen sterben mussten, bleibt bisher ungeklärt. Was wussten sie, das nicht an die Öffentlichkeit gelangen durfte?

29.04.  Die österreichische Baufirma Asamer verabschiedet sich von Libyan Cement Company LCC und wird von der Libya-Holding-Group, eine der Haupteigner, ausbezahlt. Der Deal dürfte sich in der Größenordnung von etlichen Millionen Dollar bewegen. Die finanzielle Rückendeckung für die Auszahlung gaben 15 Investoren, etliche davon von der arabischen Halbinsel, darunter Saudis und Kuwaitis, aber auch Europäer sind beteiligt.
Die LCC hat in Libyen drei große Werke mit 2300 Angestellten.

29.04.  Der Vorsitzende der Libyen Mission der Vereinten Nationen, Bernardino Léon, gab am 22.4 bei einer Presseerklärung in New York bekannt, dass es einen Entwurf für eine politische Übereinkunft der verfeindeten libyschen Parteien gibt. Er rief alle beteiligten Parteien dazu auf, dem Entwurf zuzustimmen. Vorschläge für Ergänzungen seien noch bis zum 3. Mai bei ihm einzureichen. Léon sagte, das Übereinkommen sei für eine Übergangszeit von maximal zwei Jahren gedacht. Es umreiße demokratische Prinzipien einschließlich eines friedlichen Machttransfers.

An dieser Stelle muss daran erinnert werden, dass im Jahr 2011 fast wortgleiche Ankündigungen bezüglich der Zukunft Libyens gemacht wurden. Und wo steht Libyen heute? Es ist ein failed state mit Armut, Hunger und tausenden getöteten Menschen.

Die Großen Stämme weisen darauf hin, dass sie zu keiner Zeit an den Gesprächen beteiligt wurden, im Gegensatz zur islamistischen Terrormiliz von Belhadj, dem militärischen Machthaber von Tripolis. Unter diesen Umständen sei der vorgelegte Entwurf als null und nichtig zu betrachten.

29.04.  Der libyschen Küstenwache in Tripolis wird vorgeworfen, angesichts der Flüchtlingstragödien vor der Küste Libyens nichts zu unternehmen. Seit Januar 2015 geht die Küstenwache nicht mehr auf regelmäßige Patrouillen, sondern greift nur noch aufgrund gezielter Informationen ein. Fischer, in deren Netze sich Leichen von ertrunkenen Bootsflüchtlingen gefunden haben, beklagen, dass die Küstenwache nicht einmal das Geld für Leichensäcke habe.

Werden in Libyen Emigranten ohne Aufenthaltsgenehmigung aufgegriffen, bringt man sie in Lager, zum Beispiel nach Zawija, fünfzig Kilometer westlich von Tripolis. Augenblicklich befinden sich etwa 8.000 Menschen in solchen Lagern, wo sie wochen- und monatelang festgehalten werden. Laut Aussagen von Lagerinsassen seien Schläge und Beleidigungen an der Tagesordnung. Für 400 Insassen ist eine Dusche vorhanden. Diese unhaltbaren Zustände führen zu Aggressionen und ständigen Ausbruchsversuchen. Ein Wachmann sagt, das Essen sei miserabel, manchmal gibt es Brot, manchmal keines: „Wenn es hier nicht besser wird, dann lasse ich sie einfach flüchten.“

29.04.  Vor zwei Tagen landete ein Privatflugzeug mit ausländischen Diplomaten am frühen Morgen in Misrata. An Bord befanden sich 16 Amerikaner, vier Franzosen und drei Schweden, alle mit diplomatischen Pässen ausgestattet. Die Diplomaten wurden in das Haus von Ali Dbeeba gebracht. Ali Dbeeba war vor dem NATO-Krieg 2011 in der libyschen Regierung, wendete sich dann aber gegen die eigene Regierung und schloss sich radikalen Islamisten an. Es wird vermutet, dass sich die Gespräche im Haus von Ali Dbeeba um den geplanten Angriff von ägyptische Truppen auf ISIS drehten.

Heute wird von heftigen Meinungsverschiedenheiten zwischen dem UN-Gesandten Bernardino Léon und den Milizen in Tripolis berichtet. Letztere scheinen nicht bereit zu sein, mit der gewählten libyschen Regierung in Tobruk Verhandlungen aufzunehmen.

29.04.  ISIS rückt gegen den momentanen Regierungssitz, die Stadt Tobruk, vor. Dem Oberbefehlshaber der libyschen Armee, Generalmajor Hefter, wird vorgeworfen, nichts zu unternehmen, um ISIS zu stoppen, sondern deren Vordringen tatenlos zuzusehen.





Quellen: faz.net – times of malta – Aljazeera.com – baseler Zeitung – libyaagainstsuperpowermedia.org – libya media center – zdf heute – green resistance news – german.irib.ir – de.sputniknews.com – weltimblick.de – tagesschau.de – info.kopp-verlag.de – debkafile – und andere…




Muammar Gaddafi  in einem Interview mit einer französischen Zeitschrift 2011 im Vorfeld der drohenden militärischen Intervention: „Wenn Ihr mich bedrängt und destabilisieren wollt, werdet Ihr Verwirrung stiften, al-Kaida in die Hände spielen und bewaffnete Rebellenhaufen begünstigen. Folgendes wird sich ereignen: Ihr werdet von einer Immigrationswelle aus Afrika überschwemmt werden, die von Libyen aus nach Europa schwappt. Es wird niemand mehr da sein, um sie aufzuhalten. Al-Kaida wird sich in Nordafrika einrichten, während Mullah Omar den Kampf um Afghanistan und Pakistan übernimmt. Al-Kaida wird an Eurer Türschwelle stehen… Die Islamisten können heute von dort aus bei Euch eindringen. Der Heilige Krieg wird auf Eure unmittelbare Nachbarschaft am Mittelmeer übergreifen… Die Anarchie wird sich von Pakistan und Afghanistan bis nach Nordafrika ausdehnen.“