Kurznachrichten Libyen – 21.06.2020
Krieg in Libyen. Lage spitzt sich
gefährlich zu / ‚Einheitsregierung‘ und Türkei erheben Anspruch auf Sirte, den
Erdölhalbmond und Dschufra / Ägypten droht mit militärischem Eingreifen
Militärische Lage
+
Die LNA erklärt den Luftraum über Sirte zur Flugverbotszone.
+ Der Kommandeur der Luftwaffe der LNA, Generalleutnant Saqr al-Jurushi, hat
die Region Westsirte aufgrund der militärischen Mobilisierung zur
militärischen
Sperrzone erklärt.
+ Die LNA verlegt weitere Kampfeinheiten in die Gebiete von Sirte, Dschufra
und in den Fessan.
+ Die LNA gibt bekannt, am 17.6. elf syrische Söldner und vier libysche
Milizionäre östlich von Misrata im Rahmen einer Aufklärungsmission gefangen
genommen zu haben.
Ägypten
+ 20.06.:
Der ägyptische Präsident as-Sisi sagte, wer glaube, die
Sirte-Dschufra-Linie in Libyen überschreiten zu können, leide unter
Wahnvorstellungen. Dies sei eine rote Linie zum Schutz der nationalen
Sicherheit von Ägypten und aller Araber. Es sei legitim für Ägypten,
direkt zu intervenieren, da eine akute Bedrohung durch terroristische Milizen
und Söldner gegeben sei. „Wenn das libysche Volk die ägyptische Armee bittet,
zur Unterstützung der libyschen Armee zu intervenieren, dann sind wir bereit“.
Es müssten alle ausländischen Streitkräfte und Söldner, die die Sicherheit der
Region bedrohen, aus Libyen abgezogen und die bewaffneten Milizen aufgelöst
werden.
https://www.addresslibya.co/en/archives/57177
+ Präsident as-Sisi inspizierte die ägyptischen Streitkräfte, die auf der
Militärbasis Sidi Barani nahe der Grenze zu Libyen stationiert sind und
forderte sie auf, sich einsatzbereit zu halten.
+ Ägypten forderte eine Dringlichkeitssitzung aller Außenminister der
arabischen Staaten, um die Lage in Libyen zu besprechen.
+ Am 20.06. bekräftigte Saudi-Arabien seine Unterstützung für Ägypten und
wies darauf hin, dass Kairo das Recht hat, seine Westgrenze zu Libyen vor
Terrorismus zu schützen.
https://libyareview.com/?p=3998
+ Jordanien will die politischen Bemühungen in Libyen unterstützen. Es stehe
an der Seite Ägyptens, sollte dessen Sicherheit bedroht sein.
Libysche Stämme und Städte
+
Am 21.06. erklärte der Rat der Scheichs und Ältesten in Tarhuna
seine absolute Unterstützung des ägyptischen Präsidenten as-Sisi bezüglich
dessen Erklärungen zu Libyen, welche die libysche Souveränität und
deren Verteidigung hervorhebt. Der Rat bekräftigte auch, dass die ägyptische
Intervention „legitim“ ist und auf der Grundlage des Gemeinsamen Arabischen
Verteidigungsvertrag (
Joint Arab Defense Treaty) stehe.
Er forderte auch, dass „die extremistischen Milizen der Regierung Sarradsch für
die Kriegsverbrechen, die sie beim Einmarsch in Tarhuna begangen haben, zur
Rechenschaft gezogen werden“.
https://libyareview.com/?p=3993
Libysche Nationalarmee
+ Die LNA weist auf die bedeutsame Tatsache hin, dass das demokratisch
gewählte libysche Parlament soziale Gleichstellung garantiert. Alle Libyer,
egal welcher Couleur, egal ob Frau oder Mann, würden gleich behandelt, ob bei
der Vergabe von Posten des Premierministers oder Marinekommandanten,
Kommandeurs der Spezialeinheiten oder Ministers und hochrangigen Offiziers. Die
LNA fragte: „Kennen Sie einen einzigen libyschen Beamten der
‚Einheitsregierung‘ mit schwarzer Hautfarbe?“
https://twitter.com/LNA2019M/status/1273419651033321472
+ Die LNA: „So viel zu
BlackLivesMatter in Libyen unter der
‚Einheitsregierung‘: Der dunkelhäutige Libyer in dem Video sagt, er sei drei
Tage lang gefoltert worden und hätte auch kein Essen bekommen. Er zeigt seinen
durch Schläge verwundeten Rücken.“
Die LNA sei stolz darauf, für das Leben der Schwarzen zu kämpfen.
https://twitter.com/LNA2019M/status/1273422685708705793
Libysches Parlament/Übergangsregierung
+
Am 17.06. erklärte der Außenminister der Übergangsregierung
(Tobruk), Abdel-Hadi al-Hawidsch, im Gespräch mit dem stellvertretenden
russischen Außenminister Michael Bogdanow, dass die Errichtung türkischer
Militärbasen in Libyen nicht zugelassen werden würde. Es sollte ein
politischer Prozess eingeleitet werden, der die Unabhängigkeit Libyens
gewährleistet und alle ausländischen Kämpfer aus dem Land vertreibt. Hawidsch
forderte das Ende der bewaffneten Gruppen und die Entwaffnung von Kriminellen,
um einen dauerhaften Frieden in Libyen zu gewährleisten.
https://libyareview.com/?p=3863
+
Dr. Aref Ali Nayed, Chef der Bewegung Ihya Libyen
sagte in einem Interview: „Diese neo-osmanische Invasion ist die größte Gefahr,
der die arabischen Länder jetzt gegenüberstehen. Sie bedroht ihre
Unabhängigkeit, Einheit und nationale Sicherheit und erfordert daher die
Aktivierung des gemeinsamen Verteidigungsabkommens, das Bestandteil der
Rechtsgrundlage der
Liga der Arabischen Staaten (LAS) ist“. Nayed geht
davon aus, das es sich bei der momentanen Invasion um einen langfristigen Plan
handelt, der vorher schon in Somalia, Katar, Syrien und dem Irak ausgeführt
wurde. Es gebe Stimmen in den USA, welche die türkische Intervention unter dem
Vorwand gutheißen, sie würde die russische Präsenz auf Seiten der LNA
ausgleichen. „Sie machen jedoch einen schwerwiegenden Fehler, denn die
türkische Intervention wird zur Schaffung von Militärbasen für gefährliche
terroristische Gruppen führen, die die Sicherheit der gesamten Region bedrohen
und sich mit den übrigen terroristischen Gruppen in der Sahelzone, der Sahara,
Somalia und in anderen Gebieten zusammenschließen“. Wenn die arabischen Staaten
zuließen, dass die Türkei Militärstützpunkte in Libyen errichtet, werde dies zu
einem Dominoeffekt führen, der alle arabischen Staaten zusammenbrechen ließe,
einen nach dem anderen, beginnend mit den libyschen Nachbarländern. Nayed
warnte vor erneuter Aufnahme der Kampfhandlungen durch die Milizen der
‚Einheitsregierung‘ in Richtung Sirte und al-Dschufra. Dies würde die LNA zu
Kampfhandlungen zwingen und es könnte das militärische Eingreifen von Ägypten
und Russland bedeuten. Dies berge für die Städte Misrata und Tripolis große
Gefahren.
In den libyschen Stämmen sieht Nayed das soziale Rückgrat des libyschen Volkes,
selbst in den größten Städten. „Die libyschen Stämme verfügen jetzt über zwei
Hauptorgane, die effektiv und zeitnah einen Beitrag leisten können: die
Versammlung, die in Bani Walid stattfand und zu vorbereitenden Ausschüssen
unter dem Namen
Forum der Stämme und libyschen Städte führte, und die
Versammlung, die in Tarhuna stattfand und zur
Präsidentschaft des Obersten
Rates der Scheichs und Notabeln der libyschen Stämme führte. Darüber
hinaus wird die
Nationale Bewegung für Libyen von fünf der wichtigsten
libyschen Scheichs geleitet und kann ebenfalls einen wirksamen Beitrag leisten.“
https://almarsad.co/en/2020/6/18/alyoum7-interview-aref-nayed-warns-neo-ottoman-invasion-is-the-gravest-threat-to-arab-countries/
‚Einheitsregierung‘/Milizen/Türkei/Moslembrüder
+
Die Türkei und die ‚Einheitsregierung‘ stellen Maximalforderungen
für einen Waffenstillstand in Libyen. Die LNA solle sich nicht nur auf
ihre Positionen vom April 2019 zurückziehen, sondern auf ihre Stellungen von
2015. Zu dieser Zeit befanden sich Sirte, Dschufra und der libysche Ölhalbmond
noch unter der Kontrolle der ‚Einheitsregierung‘, bevor sie 2016 an die LNA
abgegeben werden mussten.
+ Wie Abdel-Hadi Dara aus Misrata vor der türkischen Anadolu-Agentur (AA)
erklärte, geben die Milizen von Misrata ihren Anspruch auf die von der LNA
gehaltenen Stadt Sirte nicht auf.
https://almarsad.co/en/2020/06/16/abdel-hadi-dara-liberation-of-sirte-is-a-must/
+ Der Premierminister der ‚Einheitsregierung‘, Sarradsch, hielt sich zu
politischen Gesprächen in Algerien auf. An dem Treffen nahmen der algerische
Premierminister Abdul Aziz Dscharad, der Außenminister Sabri Boukadoum und eine
Reihe hoher algerischer Beamter teil, während der libyschen Delegation der
‚Einheitsregierung‘ neben dem libyschen Botschafter bei der EU Hafed Kaddour
auch Außenminister Mohamed Taher Siala, Innenminister Fathi Bashaga und der
Kommandeur der westlichen Militärzone, Generalmajor Osama al-Dschuwaili,
angehörten.
Der algerische Premierminister bekräftigte seine Unterstützung für die
‚Einheitsregierung‘ und die Anstrengungen, die as-Sarradsch unternimmt, um die
gegenwärtige Krise in Libyen zu überwinden.
https://libyareview.com/?p=3995
Algerien und Libyen verbindet eine gemeinsame Grenze von 1000 Kilometern
Länge.
+ Die Türkei warf Frankreich vor, durch die Unterstützung von Haftar und
dessen Streitkräften die Sicherheit der NATO zu gefährden. Er warnte vor einem
übereilten Waffenstillstand.
http://en.alwasat.ly/news/libya/286776
+ Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu sagte am 19.06. während einer
gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem italienischen Amtskollegen Luigi Di
Maio, dass sich die Türkei und Italien weiterhin für einen dauerhaften Frieden
und eine politische Lösung in Libyen einsetzen werden. Die Pressekonferenz
erfolgte, nachdem es zu einem schwerwiegenden Vorfall zwischen Frankreich und
der Türkei im Rahmen der Operation
Irini im östlichen Mittelmeer
gekommen war.
Italien und die Türkei unterstützen die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis,
Frankreich steht auf der Seite der LNA.
https://www.addresslibya.co/en/archives/57172
+ Die Türkei klagt Frankreich an, das Waffenembargo gegen Libyen im Sinne
der LNA zu brechen. Ebenso würde Russland Haftar mit Waffen und Flugzeugen
unterstützen und Abu Dhabi käme für die Kosten auf. Es werde in den nächsten
Tagen zwischen der ‚Einheitsregierung‘ und der Türkei ein Abkommen
unterzeichnet, betreffend ausstehender Schulden, die Libyen an türkische
Baufirmen zahlen müsse.
+ Am 19.06. wurde auf dem extremistischen Sender Libyens eine Ansprache von
Sadiq al-Gharyani ausgestrahlt. Gharyani war in der Zeit des
Allgemeinen
Nationalkongresses GNC Obermufti von Libyen, wurde dieses Postens später
vom Parlament enthoben. Nun erließ er eine skandalöse Fatwa, die die Tötung von
LNA-Gefangenen erlaubt und somit nicht nur gegen die Genfer Konventionen,
sondern auch gegen islamisches Recht verstößt. Außerdem lobte er die ‚Einheitsregierung‘
für den Empfang, die sie der türkischen Delegation in Tripolis bereitet hatte.
Frankreich, Italien und Deutschland wurden in seiner Rede als Feinde
bezeichnet, welche die Türkei angreifen würden.
Für den Aufbau Libyens sei die Zusammenarbeit mit der Türkei unabdingbar. Die
Mitglieder der LNA bezeichnete er als Ungläubige. Weiter sagte er: „Unsere
Kämpfer benutzten ihre Waffen und nicht die des Staates, und deshalb gehört
das, was sie erbeuten, nicht dem Staat, sondern ihnen“.
https://almarsad.co/en/2020/06/19/video-gharyani-permits-killing-lna-prisoners-and-withholding-war-spoils-from-the-gna/
Coronakrise
+
Libyens Oberstes Komitee zur Bekämpfung des
Coronavirus warnte vor einem verstärkten Ausbruch des Virus in
libyschen Städten und Regionen. Er wird darauf zurückgeführt, dass die
verordneten Hygienemaßnahmen von der Bevölkerung nicht befolgt werden, obwohl
es eine rapide Zunahme von Infektionsfällen gebe.
Wie soll sich denn die Bevölkerung an die Vorgaben halten, wenn Krieg
herrscht?
Internationale Diplomatie
+
Am 21.06. sprach sich das US-Außenministerium für die
Unterstützung des libyschen Volkes zur Beendigung der ausländischen Einmischung
aus und betonte, dass es die ägyptischen Bemühungen um eine Beendigung der
libyschen Krise unter der Schirmherrschaft der UN unterstützt.
Der ägyptische Präsident as-Sisi hatte betont, dass „jede direkte Intervention
Ägyptens international legitim geworden ist, sowohl im Rahmen der UN-Charta zur
Selbstverteidigung als auch auf der Grundlage der einzigen legitimen Autorität,
die vom libyschen Volk gewählt wurde: dem libyschen Parlament. Er forderte den
Abzug der Söldner aus Libyen und die Notwendigkeit, dass die Milizen ihre
Waffen an die libysche Nationalarmee (LNA) aushändigen.
https://libyareview.com/?p=4001
+ Am 19.06. trafen sich die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und
Großbritanniens in Berlin, um die Lage in Libyen vor dem Hintergrund der
türkischen Intervention sowie Fragen der Sahelzone zu erörtern. Es wurde
beschlossen, dass Waffenembargo gegen Iran aufrechtzuerhalten.
https://libyareview.com/?p=3954
+ Der tunesische Präsident Kais Saied wird auf Einladung seines
französischen Amtskollegen Emmanuel Macron am Montag Paris einen offiziellen
Besuch abstatten. Es sollen eine Reihe von Fragen von gemeinsamem Interesse
erörtern werde, insbesondere die Lage in Libyen. Der Besuch von Präsident Saied
in Paris findet zu einer Zeit statt, in dem das politische Klima in Tunesien
starken Spannungen ausgesetzt ist. Gegen den tunesischen Parlamentspräsidenten
Rashid Ghannouchi, einem Moslembruder, wurde eine Reihe von Anklagen wegen
Stellungnahmen zugunsten der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis erhoben. Dagegen
hat der tunesische Präsident Saied die Neutralität seines Landes betont.
Verschiedenes
+ Die vor wenigen Tagen in Tarhuna von Milizen der ‚Einheitsregierung‘
gefangengenommenen und misshandelten ägyptischen Arbeiter wurden mit Busen von
Misrata aus zurück nach Ägypten gebracht, wo sie inzwischen angekommen sind.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1273407104397840391
+
An den Stränden von Subrata und Surman im Westen Libyens werden
wieder Leichen von ertrunkenen Migranten angeschwemmt, wie Fotos auf
Twitter belegen. Dies gab es zu Zeiten, als die LNA diesen westlichen
Küstenabschnitt kontrollierte, nicht. Erst seit der kürzlichen Einnahme dieser
Städte durch die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ wird die Welt wieder mit
diesen traurigen Bildern konfrontiert.
https://twitter.com/LNA2019M/status/1273371155047550977
+
Berichte aus der von den Milizen der ‚Einheitsregierung‘ am 5.
Juni eingenommenen Stadt Tarhuna im Westen Libyens: „Die Stadt ist so
leer, sie fühlt sich wie eine Geisterstadt an“. (Nach Angaben der LNA wurden
mehr als 37.000 Zivilisten aus Tarhuna vertrieben. Sie fanden in Sirte und
weiter östlich gelegenen Gebieten Unterschlupf). Nach dem Einmarsch spielten
sich folgende Szenen ab: „Sie stehlen alles. Sie haben einer alten Frau Hühner
gestohlen, sind weggegangen und kamen dann zurück, um ihre Ohrringe zu
stehlen.“ Und: „Unmittelbar nachdem die Milizen in Tarhuna einmarschiert waren,
erschienen in den sozialen Medien Fotos und Videos, auf denen Milizionäre […]
stolz mit toten Tieren aus dem Zoo posieren, die sie geschlachtet hatten,
darunter Gazellen und ein Löwe.“ Zwei Tage nach der Einnahme der Stadt
plünderten die Milizen ein Einkaufszentrum und setzten es in Brand. Es seien
sogar Ampeln aus der Stadt gestohlen worden. „Das ist lustig und traurig
zugleich“. Die syrischen Söldner behaupten, sie hätten geplündert, weil ihnen
nicht der zustehende Sold gezahlt worden sei. Um wieder die Ordnung in der
Stadt herzustellen, schickte die ‚Einheitsregierung‘ die Rada-Miliz unter dem
Kommando von Abdel Rauf Kara: „Die Rada richtete sich gegen Homosexuelle,
Alkoholtrinker und Drogenkonsumenten.“ Inzwischen wurde bestätigt, dass sich
die Rada in Tarhuna wie der IS aufführt und z.B. Autos nach Zigaretten
durchsucht. Es wurden weiterhin Häuser, von denen man glaubte, sie gehörten
LNA-Anhängern, in Brand gesetzt.
https://libyareview.com/?p=3978
https://twitter.com/libya_at/status/1274119381207875587
+ Im Fessan kommt es zu langanhaltenden Stromausfällen.
+ Am 17.06. äußerte die NOC (
National Oil Corporation) ihre
Besorgnis über die immer noch andauernde Schließung der libyschen Ölanlagen. Es
käme dadurch zu Beschädigungen in den Leitungen und Tanks. Diese müssten
entleert werden, damit bei Kriegshandlungen keine Schäden entstehen. Die NOC
appellierte dafür, die Ölanlagen wieder zu öffnen.
https://libyareview.com/?p=3869
+ Libyen ist mit 182 von 192 Stimmen in den Wirtschafts- und Sozialrat der
Vereinten Nationen gewählt worden. Die Mitgliedschaft beginnt am 1. Januar 2021
für die Dauer von zwei Jahren.
Es handelt sich dabei um einen Vertreter der nicht legitimierten
‚Einheitsregierung‘. Bei dieser Nachricht muss man sich die Augen reiben.
+
Der Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei eskaliert.
Der Chef des griechischen Generalstabs für die nationale Verteidigung,
Konstantinos, Floros, warnte die Türkei davor, Maßnahmen zu ergreifen, die sich
gegen die Interessen Griechenlands richten. Floros schloss nicht aus, dass der
Konflikt auch militärisch ausgetragen werden könnte, falls Ankara rote Linien
überschreite. Er sagte, ein solcher Konflikt wäre nicht zu begrenzen, deshalb
könne er auch nur schwer wieder beendet werden.
https://libyareview.com/?p=4009
+
Frankreich beschuldigt die Türkei, in einer „feindlichen und
aggressiven“ Art und Weise ihren Nato-Alliierten daran gehindert zu haben, das
gegen Libyen verhängte UN-Waffenembargo durchzusetzen. Solcherlei
Verletzungen des Embargos stünden der Absicht im Wege, Frieden und Stabilität
in dem nordafrikanischen Land zu erlangen.
Der Vorfall hatte sich schon letzte Woche ereignet: Nachdem zunächst
griechische Soldaten im Rahmen der EU-Marinemission
Irini erfolglos
versuchten hatten, das Frachtschiff
Cirkin aufgrund eines begründeten Verdachts
auf Waffenlieferungen für die ‚Einheitsregierung‘ zu inspizieren, nahm die
französische Tarnkappenfregatte
Courbet Kurs auf die
Cirkin.
Der Frachter wurde von türkischen Fregatten begleitet und der Kapitän berief
sich auf die sogenannte ‚souveräne Immunität‘.
Anschließend führte die türkische Seite gegen die
Courbet eine
„Kriegshandlung“ aus, indem sie das französische Schiff mit einer dreimaligen
Radarmarkierung erfasste. Dies wird als eine letzte Warnung vor einem
tatsächlichen Angriff mit einem Seezielflugkörper gesehen und gilt als
feindlicher Akt.
https://deutsch.rt.com/europa/103616-frankreich-warnt-nach-extrem-aggressivem/
+
Am 17.06. sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass
Gespräche mit der Europäischen Union über eine mögliche Zusammenarbeit mit
ihrer Marineoperation Irini im Gange seien.
Das Hauptziel der Mission ist „die Umsetzung des UN-Waffenembargos in Libyen
durch den Einsatz von Luft-, Satelliten- und Seeüberwachung“.
Sollte sich die Nato in die Überwachung der EU Irini-Operation einklinken,
darf man gespannt sein, was mit Frachtern unter türkischer Militärbegleitung
geschieht. Die Luft- und Satellitenüberwachung dürfte vor allem auf
Ostlibyen und Unterstützung für die LNA abzielen.
+ Amr Moussa, ehemaliger Generalsekretär der Arabischen Liga und ehemaliger
ägyptischer Außenminister, wies am 18.06. in einem Interview mit
SkyNews
darauf hin, dass die Türkei derzeit die größte Gefahr für die arabische Welt
darstelle. Sie hätte in den letzten Tagen in drei arabischen Ländern, im
Nordirak, in Nordsyrien und in Libyen, Militäreinsätze durchgeführt. Laut
Moussa ist die Türkei „aufgrund ihrer strategischen Fähigkeiten für die arabische
Welt gefährlicher als der Iran, da sie Mitglied der Nato ist, eine wichtige
strategische Beziehung zu den USA und ebenso zu Russland unterhält, und dazu
noch ihre Interessen mit denen der EU verflochten sind“. Seiner Meinung nach
wäre es für die Türkei niemals möglich gewesen, ohne die Zustimmung der
Supermächte in Libyen aktiv zu werden und dort mit ihren Streitkräften, Milizen
und Söldnern präsent zu sein. Die in Libyen anwesenden Großmächte wie die USA,
die EU und Russland seien alle daran interessiert, den Status quo so lange
beizubehalten, „bis die Dinge geregelt sind“. Sie wollten den Sieg weder
Sarradsch noch Haftar überlassen.
https://libyareview.com/?p=3957
+ Der Generalsekretär der
Organization of Islamic Cooperation
(OIC), Al-Othaimin an Asharq al-Awsat, hält die Moslembruderschaft' für
gefährlicher als den IS. Die Infiltration der Gesellschaften durch sie müsse
sofort gestoppt werden. Al-Othaimin: „Sie arbeiten daran, die Gesellschaft von
unten her zu infiltrieren, mit dem Ziel, sie zu spalten und dann die Macht an
sich zu reißen“. Er fuhr fort: „Wir sind gegen Terrorismus und Extremismus. Der
reine Islam ist gemäßigt und beruht auf Barmherzigkeit und Frieden“. In Bezug
auf Libyen unterstrich al-Othaimin die Notwendigkeit eines dauerhaften
Waffenstillstands. Seine Organisation begrüße die ägyptischen Bemühungen um
eine friedliche Lösung der libyschen Krise.
https://english.aawsat.com/home/article/2344386/al-othaimeen-asharq-al-awsat-brotherhood-more-dangerous-isis
+ Ein Beitrag auf
RT geht ausführlich auf die aggressive Politik
der Türkei in der Ägäis ein und die Spannungen, die daraus insbesondere mit
Griechenland entstehen. „Jenseits handfester wirtschaftlicher und strategischer
Gründe spielen dabei offensichtlich auch historische Gründe und neo-osmanische
Träume eine Rolle“, erklärte Mesut Hakkı Caşın, sicherheitspolitischer Berater
von Präsident Erdoğan. Warum auch Ägypten höchst besorgt über die militärischen
Aktivitäten der Türkei in Syrien, Libyen und im östlichen Mittelmeer ist,
verrät die Aussage von Mesut Hakki Cosan, Mitglied des Präsidialausschusses für
Sicherheit und Außenpolitik der Türkei: „Die Türken haben Ägypten erobert,
nachdem sie das Mittelmeer regiert haben. Dies ist eine Mission von
historischer/geopolitischer Bedeutung.“
Sehenswert ist auch das Video auf dieser Seite, das darlegt, dass
Menschenleben, insbesondere libysche, nicht zählen, wenn es um Erdöl und Geld
geht.
https://deutsch.rt.com/international/103440-mavi-vatan-plan-erfuellung-von
Der Machtverlust der verbündeten Moslembrüder in Ägypten im Jahr 2013
schmerzt Erdogan und das hinter ihm stehende Katar empfindlich. Nichts wäre
Erdogan lieber als den verhassten ägyptischen Präsidenten as-Sisi stürzen zu
können.
+ Ein weiterer Beitrag auf
RT prangert in einem Video die Heuchelei
und Verlogenheit von Hillary Clinton in Bezug auf
BlackLivesMatter an.
Während sie heute zur Unterstützung der Schwarzenbewegung aufruft, war sie 2011
maßgeblich für den Krieg gegen Libyen verantwortlich, in dessen Verlauf ein
nicht nur funktionierender, sondern prosperierender Staat in die Anarchie
gebombt wurde, in dem heute Sklavenmärkte existieren und geradezu eine
Sklavenindustrie entstand, in der
BlackLives überhaupt nichts mehr
wert sind.
https://deutsch.rt.com/nordamerika/103605-wo-sklavenhandel-bluht-hillary-clintons
+
Einen Messerangriff in der nahe London gelegenen Stadt Reading am
20.06. mit drei Toten und drei Verletzten hat die Polizei offiziell als
Terrorangriff eingestuft. Bei dem Festgenommenen handelt es sich um den
25-jährigen Libyer Khairi Sadallah, der bereits wegen kleinerer
krimineller Delikte polizeibekannt war.
https://deutsch.rt.com/europa/103727-britische-polizei-stuft-messerangriff-als/
22.06.2020