Kurznachrichten Libyen – 16. bis 22. Oktober 2025
Tag der Ermordung von Oberst Muammar Gaddafi jährt sich am 20. Oktober zum 14. Mal / Gedenken an Muammar Gaddafi / Nicolas Sarkozy tritt Haft an – Mitgefangene beschimpfen ihn / Saif al-Islam Gaddafi nimmt Stellung: Verräter gegen das eigene Volk / Saif al-Islam Gaddafi nimmt Stellung: Israel ist nicht mehr das, was es einmal war / Empörung über libanesische Forderung von elf Millionen USD Kaution für Freilassung von Hannibal Gaddafi / Kämpfe in az-Zawiya / USA planen für 2026 zusammen mit anderen ausländischen Militärs Manöver ‚Flintlock‘ in Libyen / Haftar-Clan will Agila Saleh als Parlamentspräsidenten absetzen / Auch bei dritter Folge der Kommunalwahlen erzielten die Listen von Saif al-Islam Gaddafi in 13 von 16 Gemeinden einen Erdrutschsieg / UN-Mission will „strukturierten Dialog“ abhalten, da Roadmap zu neuer Regierung wegen Uneinigkeit zwischen Staatsrat und Parlament stagniert / Abwehr von Ansiedlung der aus dem Gazastreifen vertriebenen Palästinenser / Haftar-Kräfte greifen in internationalen Gewässern Migrantenboot an / Besorgniserregender Werteverfall des Libyschen Dinars / Sirte Oil and Gas sitzt auf riesigem Schuldenberg
Zum Gedenken an Oberst Muammar Gaddafi
+ Moussa Ibrahim
(ehemaliger Sprecher des Allgemeinen Volkskomitees): An diesem 20.
Oktober im Jahr 2011 fiel Muammar Gaddafi in Sirte im Krieg der NATO gegen
Libyen. Er träumte von einem freien, vereinten Afrika, unabhängig
von westlicher Kontrolle. Mit seinem Tod ging eine der kühnsten
antiimperialistischen Stimmen Afrikas verloren.
Auch der libysche Verteidigungsminister Abu Bakr Younis
Dschaber wurde am 20. Oktober 2011 in der Schlacht von Ratl
al-Izz gegen NATO-Streitkräfte und ihre libyschen Agenten getötet.
+ Erschütternde letzte
Audiobotschaft von Muammar Gaddafi vor seinem Tod.
Moussa Ibrahim: „Seine letzte Botschaft war nicht Angst, sondern Stolz.
An seine Töchter. An sein Volk. Gaddafi blieb bis zum Schluss standhaft.
20. Oktober … der Tag, an dem ein Anführer den Märtyrertod starb.“ Video:
https://x.com/_moussa_ibrahim/status/1980308492985770337
+ RussiaToday:
„Mit der Ermordung Muammar Gaddafis verschwand die Stabilität, denn die arabisch-afrikanische
Welt verlor einen starken Führer. In dieser Region gibt es niemanden mehr,
der dem Westen Widerstand leisten könnte.“
Der Westen habe Rache geübt für die Versuche von Muammar
Gaddafi, seine Interessen zu untergraben. Der Westen wollte unbeschränkten
Zugang zu Libyens Erdöl.
Man wollte Gaddafi loszuwerden, ihn ein für alle Mal zum Schweigen
bringen, da er Projekte wie die Einführung des goldgedeckten Afrikanischen
Dinar oder der Bau des Great Man Made River initiiert
hatte.
Der Journalist Alexander Zelin beschrieb Gaddafis Ermordung mit
folgenden Worten: „Ein Mann wurde bei lebendigem Leib zerrissen. Das
wurde gefilmt und das sah sich Hillary Clinton an, lachte
und rief ‚Wow‘.“
Der Historiker Boris Yulin sagte, dass die US-Amerikaner offensichtlich
gern töten und dass es für sie wichtig sei, einige Anführer zu stürzen, um
andere Gegner einzuschüchtern.
Der Historiker Izzat Akhunov stellte fest, dass die Region nach
Gaddafis Tod destabilisiert wurde und sich bis heute nicht erholen
konnte.
RussiaToday
schreibt: „Gaddafis Gefangennahme und brutale Tötung im Oktober 2011
bleibt eines der umstrittensten Ereignisse der NATO-Intervention.“ Gaddafi
habe über detaillierte Kenntnisse regionaler und internationaler
Machenschaften und geheimer Transaktionen, die viele europäische Akteure
entlarvt hätten, verfügt.
RT:
„Am 20. Oktober 2011, vor 14 Jahren, wurde Muammar al-Gaddafi
gelyncht. Dies geschah vor den Augen der ganzen Welt durch die Hände von
Terroristen, die von der NATO bewaffnet und finanziert wurden.
Dieser Akt öffentlichen Kannibalismus war eine Botschaft der
‚zivilisierten Welt‘ an alle, die es irgendwo auf der Welt und in jeder
Sprache wagen, zu ihnen und ihren neokolonialen Ambitionen Nein zu sagen.
Der Feind der Menschheit geht immer ungefähr gleich vor: Nachdem er sein Opfer
ausgewählt hat, stellt er es zunächst in seinen Medien als
‚Monster‘ dar, verhängt dann ‚Sanktionen‘, um es zu schwächen, bewaffnet
schließlich die lokale ‚Opposition‘ und schickt sie in den Kampf ‚für
die Demokratie‘. Es findet sich immer jemand, der bereit ist, die
Reichtümer seines Volkes auszuliefern für einen Anteil daran zu seiner
persönlichen Bereicherung. […]
Die 42 Jahre der Herrschaft Gaddafis war die prosperierendste
Zeit in der Geschichte des libyschen Volkes. […] Libyen wurde zum afrikanischen
Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen, und die durchschnittliche Lebenserwartung
seiner Bevölkerung erreichte 77 Jahre. […]
Die Hälfte der Absolventen libyscher Universitäten waren Frauen. Bankkredite
im Land hatten einen Zinssatz von null Prozent.“
+ Al-Arab (London): Unter Gaddafi stieg die Alphabetisierungsrate auf 87 Prozent und der Anteil der Hochschulabsolventen erreichte 25 Prozent der Bevölkerung. Bildung trug zur Verringerung der Arbeitslosigkeit bei und steigerte die Produktivität in Sektoren wie dem Gesundheitswesen und der Landwirtschaft. Mit dem Sturz des Regimes im Jahr 2011 brach das Bildungssystem zusammen. Politisches Chaos und interne Machtkämpfe zerstörten die Infrastruktur der Schulen und Universitäten, und die Korruption in der Verwaltung breitete sich wie ein Lauffeuer aus.
+ GelaNews: Am 20. Oktober 2025 jährt sich zum 14. Mal der Tag der Ermordung von Muammar al-Gaddafi. Gaddafi befand sich am 20. Oktober 2011 zusammen mit seinem Sohn Mutassim und Sicherheitsleuten in einem Konvoi auf dem Weg aus der Stadt Sirte. Mit Hilfe deutscher Spionage-Logistik konnte die Fahrzeugkolonne von einer us-amerikanischen Reaper-Drohne aufgespürt werden. Der Konvoi änderte noch seine Route, konnte aber dem Beschuss durch zwei französische Kampfjets nicht entkommen. Die Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt, mehrere Dutzend Personen getötet, der Konvoi gestoppt. Der verwundete Gaddafi flüchtete mit anderen Überlebenden in einen nahegelegenen Tunnel, wo er von Handlangern des Westens aufgespürt, misshandelt und brutal ermordet wurde.
+ Laut dem politischen Analysten Mustafa
al-Fituri lag ausländischen Staaten viel daran, dass Gaddafi
nicht lebend gefangengenommen und vor Gericht gestellt wurde. Es
wäre befürchtet worden, dass er vieles über die Zusammenarbeit mit
ausländischen Regierungen preisgegeben hätte, wie am Fall Nicolas Sarkozy
zu sehen ist.
Der Ort der Bestattung seiner sterblichen Überreste wurde nicht
bekannt gegeben.
+ Hafez Al-Ghwell
(Politikwissenschaftler) weist darauf hin, dass die Ermordung des
unbewaffneten Muammar Gaddafi, die Schändung seines Leichnams
und dessen Beseitigung Kriegsverbrechen und eine weitere Schande für
die Februar-Bewegung, ihre Unterstützer und alle aus ihr hervorgegangenen
Regierungen ist.
Sein Leichnam müsse seiner Familie übergeben und eine Untersuchung
über seine Ermordung eingeleitet werden.
+ Mohammed al-Asmar (Politologe): „Gaddafis emotionales und intellektuelles Erbe lebt noch immer fort. Aus Gaddafis Erbe resultiert eine anhaltende Dynamik, die in der libyschen Gesellschaft nach wie vor nachhallt und von Feinden wie Freunden beobachtet wird.“ Das von Gaddafi hinterlassene Erbe werde von den Libyern vermisst. Sie vermissten die Souveränität, die einst existierte, und sie vermissten Sicherheit und Schutz.
+ Al-Jazeera:
„Es ist eine seltsame Ironie der Geschichte, dass Muammar Gaddafi,
der an einem 20. Oktober getötet wurde, derjenige war, der Sarkozy
an einem 20. Oktober ins Gefängnis brachte.“
Der tunesische Journalist
Samir al-Wafi: „Sarkozy wird heute Nacht nicht allein in seiner
Einzelzelle sein. Gaddafi – möge Gott ihm gnädig sein – wird ihn
in Form von Albträumen, Panikattacken und Schmerzen heimsuchen.“
+ Video aus dem Sarkozy-Knast. „Sarkozy,
du Hurensohn, steh auf! Du hast Muammar Gaddafi getötet!“ Ich werde dich
umbringen…“
Die Haftstrafe des ehemaligen französischen Präsidenten verspricht, nicht
einfach zu werden. In den sozialen Netzwerken verbreiten sich Videos aus
dem Gefängnis La Santé.
Saif al-Islam Gaddafi
+ Saif al-Islam Gaddafi auf Facebook
zur Inhaftierung von Nicolas Sarkozy:
„In einer Nacht wie dieser, es war das Jahr 2011,
lag ich verwundet in der Zamzam-Wüste, gejagt von einem Flugzeug der Nato
und von ihren Handlangern am Boden.
Währenddessen schlief Sarkozy im Élysée-Palast.
Heute schlafe ich in einem schönen Schlafzimmer, während Sarkozy in seiner
einsamen Einzelzelle nächtigt.
Ich habe vierzehn Jahre gebraucht, um dies zu erreichen.
Alles Lob gebührt Gott. Es gibt keinen Gott außer Allah, und Allah ist der
Größte.“
+ GelaNews: In einem Schreiben zum Jahrestag der Ermordung von Oberst Muammar Gaddafi dokumentiert der Präsidentschaftskandidat Saif al-Islam Muammar Gaddafi, wie libysche Verräter im Laufe der Geschichte mit den Kolonialmächten gegen ihr eigenes Volk konspirierten.
+ GelaNews: Der libysche Präsidentschaftskandidat Saif al-Islam Gaddafi nahm auf Facebook Stellung zur Situation im Nahen Osten. Er bekräftigte seine Position, dass sich der Nahe Osten verändert habe und sich weiter verändere. Insbesondere Israel sei heute nicht mehr das, was es einmal war.
Hannibal Gaddafi
+ Am 17. Oktober ordnete die libanesische
Justiz die Freilassung von Hannibal Gaddafi gegen eine Kaution von
elf Millionen US-Dollar (!) und ein Ausreiseverbot aus dem Libanon
an.
Hannibal Gaddafi war in den Justizpalast in Beirut
gebracht worden, wo Richter Zaher Hamadeh ihn befragte und danach
seine Freilassung anordnete, sobald die Kaution gestellt sei. Er dürfte
zwei Monate den Libanon nicht verlassen.
Auf die Frage des Richters nach den Verbleib von as-Sadr
antwortete Gaddafi: „Ich weiß es nicht“ sowie „Ich erinnere mich nicht“.
Nach der Befragung wurde Gaddafi zurück in seine Zelle gebracht.
Laurent Payon, der Anwalt von
Hannibal Gaddafi: „Wir werden die Entscheidung, ihn gegen eine Kaution
von elf Millionen Dollar freizulassen, anfechten, da seine bedingte
Freilassung gegen Kaution bei einer solch willkürlichen Inhaftierung
inakzeptabel ist.“
Hannibal habe zehn Jahre seines Lebens, die er isoliert in einem
Keller verbracht hat und die seinen Gesundheitszustand ruiniert
haben, für ein Verbrechen gezahlt, das er nicht begangen hat. Es sei unverzeihlich,
dass er weiter in Haft bleibt, obwohl keine Anklage gegen ihn erhoben
wurde. Jetzt gehe es um die Kaution.
Die libanesische Justiz erkenne an, dass die Inhaftierung von
Hannibal Gaddafi nicht fortgesetzt werden kann, da es dafür keine
Rechtsgrundlage gibt.
Das Verteidigerteam von Hannibal Gaddafi wolle kommende Woche die
Kautionsforderung anfechten.
Gaddafis Verteidigungsteam hat ein Verfahren gegen den libanesischen
Staat in Genf eingereicht, das voraussichtlich nächsten Monat
behandelt wird.
+ Die Familie des 1978 verschwundenen Imam Musa as-Sadr kritisierte die Entscheidung der libanesischen Justiz, Hannibal gegen Kaution freizulassen. Die öffentliche Meinung sei durch Lügen manipuliert worden. Der Justizminister sei voreingenommen.
+ Am 20. Oktober informierte die libanesische Website LibyaDebatte darüber, dass die Familie von Scheich Mohammed Yakob, der zusammen mit Imam as-Sadr verschwunden ist, Berufung gegen die Freilassung von Hannibal Gaddafi eingelegt hat.
+ Die Verteidigung von Hannibal Gaddafi wies darauf hin, dass Hannibal Gaddafi das Recht hat, die Beteiligten zu verklagen und eine Entschädigung für das jahrelange Unrecht zu fordern, das ihm widerfahren ist. Es gehe nicht mehr nur um eine einzelne Person, sondern um ein nationales Menschenrechtsproblem par excellence.
+ Am 20. Oktober lehnte das Anwaltsteam
die Zahlung einer Kaution von zehn Millionen US-Dollar ab. Das
Anwaltsteam bemühe sich außerdem um die Wiederaufnahme des Verfahrens zur
Entführung Hannibal Gaddafis, das noch immer bei der libanesischen Justiz anhängig
ist, obwohl die Täter namentlich bekannt sind.
Hannibal lehne jegliche finanzielle Einigung ab, die als
Verzicht auf sein Recht verstanden werden könnte, die Wahrheit darüber
preiszugeben, was ihm seit seiner Entführung bis heute widerfahren
ist.
+ Der ehemalige libanesische Justizminister Aschraf Rifi hält die Forderung von einer Kaution in Höhe von elf Millionen USD für willkürlich. Er sollte sofort freigelassen werden und der libanesische Staat sollte sich bei ihm entschuldigen.
+ Abdulhakim Maatuk erklärte, dass die Inhaftierung von Hannibal Gaddafi den libanesischen Staat und das libanesische Volk in große Verlegenheit gebracht haben.
+ Es herrscht allgemein ungläubiges
Entsetzen über die Forderung nach elf Millionen USD Kaution.
So erklärte der libanesische Politiker, Hadi
Maschmuschi, nicht Hannibal müsste elf Millionen Kaution aufbringen,
sondern ihm müssten elf Millionen Haftentschädigung gezahlt werden.
Ahmed Hamza (Nationalen
Institution für Menschenrechte) hält die Forderung der astronomischen Summe
von elf Millionen USD als Kaution für Erpressung und finanzielle
Piraterie.
+ Der Nationale Rat für Freiheiten und Menschenrechte forderte den Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte auf, diese exorbitante Kautionsforderung als schwerwiegenden Verstoß zu verurteilen. Dieser Akt müsse in internationalen Berichten, in denen der libanesische Staat für seine Menschenrechtsverpflichtungen zur Rechenschaft gezogen wird, seinen Niederschlag finden.
+ Die Verteidiger von Hannibal Gaddafi bestätigten, dass die Familie von Oberst Muammar Gaddafi Sanktionen unterliege und nicht über die nötigen Mittel verfüge, die Kaution für Hannibal zu hinterlegen. Die Verteidigung ist auch der Auffassung, dass ein zweimonatiger Aufenthalt im Libanon nach Hinterlegung der Kaution sein Leben in Gefahr bringen könnte.
+ Das Verteidigerteam von Hannibal Gaddafi drückte den Familien von Imam as-Sadr und seinen beiden Gefährten in ihrer seit 1978 andauernden Tragödie ihre aufrichtige Solidarität aus. Man verstehe die Tiefe des Schmerzes, den diese Familien in diesen Jahrzehnten ertragen mussten. Man teile ihre Hoffnung, dass die ganze Wahrheit über das Verschwinden des Imams und seiner Begleiter ans Licht kommt und dieser Fall in einer Weise abgeschlossen wird, die dem Andenken an Imam as-Sadr und seine beiden Gefährten würdig ist.
+ Salem Karwad, Mitglied der Misrata-Bewegung, forderte die libysche Regierung auf, die Kaution von Hannibal Gaddafi zu zahlen, um seine Freilassung zu beschleunigen.
+ Der ehemalige Sprecher des
libanesischen Schura-Rates, Schukri Sader,
sagte: „Der Fall Hannibal Gaddafi wird ein schwarzer Fleck in der
libanesischen Politik und Justiz bleiben.“
80 Prozent der Libanesen würden den Fall Hannibal als Ungerechtigkeit
empfinden.
+ Die Libysche
Organisation für Menschenrechte: „Wir verurteilen diese
illegalen und unmoralischen Praktiken einiger libanesischer Parteien
gegen den libyschen Bürger Hannibal Gaddafi aufs Schärfste. Die Inhaftierung
von Hannibal Gaddafi ist rein politisch motiviert und hat keine legitime
juristische oder strafrechtliche Grundlage.
Wir fordern die Vereinten Nationen, die Afrikanische Union und
die Arabische Liga auf, dringend einzugreifen, um den Libanon
für diesen schweren Verstoß zur Rechenschaft zu ziehen und seiner Erpressungspolitik
gegenüber den Libyern ein Ende zu setzen.
+ Am 21. Oktober beantragte das Verteidigerteam
von Hannibal Gaddafi, die Kaution in Höhe von elf Millionen US-Dollar
aufzuheben. Es bat das Gericht, eine Kaution in symbolischer
Höhe zu festzusetzen.
Auch das gegen Hannibal verhängte Reiseverbot müsse aufgehoben
werden.
Fragile Lage in az-Zawiya
+ Am 16. Oktober kam es in az-Zawiya zu
Kämpfen zwischen Mitgliedern der Ersten Support-Einheit von
az-Zawiya und dem stellvertretenden Leiter der Agentur zur
Bekämpfung von Sicherheitsbedrohungen, Mohammed Bahrun (alias
al-Far/die Maus/Gesuchter im Mordfall Bidscha), und andererseits Mitgliedern
der Gruppe al-Kabwat.
Bahrun warnte
jeden, der es wagen sollte, sich an Menschenhandel,
Drogenhandel oder anderen Aktivitäten zu beteiligen, die die Sicherheit und
Würde der Bürger bedrohen. Die Netzwerke würden aufgedeckt
und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen.
+ Hassan Buzeriba (Stability Support Aparatus) erklärte, dass am 16. Oktober Bewaffnete versuchten, in der Stadt az-Zawiya den Kommandeur in der Westregion, Mohammed al-Fituri, anzugreifen.
+ Eine Reihe von Schulen in az-Zawiya blieben aufgrund der Zusammenstöße zwischen Milizen der Dabaiba-‚Regierung‘ geschlossen.
+ Schüler der at-Taliaa-Schule in az-Zawiya protestierten gegen die Tötung ihres Mitschülers Moaz al-Marghani durch einen zufällig eingeschlagenen Granatwerfer.
+ Am 22. Oktober richtete der Kommandeur der Ersten Unterstützungstruppe von az-Zawiya und stellvertretende Leiter der Anti-Sicherheitsbedrohungsagentur, Mohammed Bahrun (alias al-far/die Maus) eine Botschaft an die Einwohner der Stadt: „Es wird eine Verschwörung gegen die Stadt ausgeheckt, sowohl lokal als auch international, um sie in Dunkelheit zu stürzen.“
+ Mohamed Schaaban al-Mardas (ehemaliger Botschafter) geht davon aus, dass Dabaiba – nach seinem Scheitern in Tripolis – die Stadt Zawiya angreifen wird.
Militär / Milizen / Gewalt
+ Am 18. Oktober wurden Tariq
al-Hamschari, Direktor der Abteilung für Notfallmedizin, und seine
Begleiter in al-Chums von einer Miliz der Dabaiba-Regierung
(Kommandant Mustafa al-Bascha) entführt.
A-Hamschiri war in Begleitung von Akram al-Dschundi, Machmud
al-Dscharbi und Abdul-Muhaimin al-Dscharnazi. Jeder Kontakt zu den
Verschleppten brach ab.
+ Tariq al-Hamschari wurde am 19. Oktober wieder freigelassen. Der Sozialrat von Suk al-Dschumaa und den vier Bezirken erklärte anschließend, man werde sich jeder Partei in den Weg stellen, die die Sicherheit der Menschen der Stadt gefährde.
+ Am 19. Oktober wurde in Adschaylat das Hauptquartier der Support-Direktion mit einem RPG-Werfer angegriffen. Zuvor war es auf der Straße nach Hammam zu Kämpfen zwischen dem Personal der Support-Direktion und einer Miliz gekommen.
+ In der westlichen Region wurde einer der gefährlichsten Verbrecher, Mohammed Milad al-Azraq (alias at-Tahli), festgenommen.
+ Am 22. Oktober war der Wagen des Chefs
der Bengasi-Parallelregierung, Osama Hammad, in der Stadt Derna
in einen Unfall verwickelt. Einer seiner Begleiter starb und zwei
weitere wurden verletzt.
Dschalal
al-Gabi (Operation Vulkan der Wut) hält den angeblichen Verkehrsunfall
für ein Attentat. Es stehe im zeitlichen Zusammenhang mit dem
bevorstehenden Aufstiegs Belqasim Haftar zum Premierminister.
+ Haftar
besuchte den Militärstützpunkt al-Wau im Süden Libyens. Es wurde dort
ein massiver militärischer Aufmarsch beobachtet.
Haftar verstärke seine militärische Präsenz in der Region
mit dem Ziel, die tschadischen Milizen zu vertreiben und die Beziehungen
zur Regierung von Idriss Déby im Tschad zu stärken.
+ Am 22. Oktober zeigen Satellitenbeobachtungen, dass Haftar Militärkräfte in einem ehemaligen Lager der Rapid Support Forces südlich von Kufra sammelt.
Libyen und ausländisches Militär
+ USA planen 2026 Manöver in
Libyen. Der ehemalige US-Gesandte in Libyen, Jonathan Winer:
„Die Manöver von Flintlock 2026 bergen operative Risiken,
die bewertet werden müssen.“ Es sei die Einrichtung einer Trainingsbasis in
Sirte hierfür nötig.
Die USA wollten eine Annäherung zwischen den Sicherheitsinstitutionen
in Tripolis und Bengasi vorantreiben, um ihren Einfluss in Afrika zu
stärken. Russland, die Türkei, Ägypten und die VAE
engagierten sich seit Jahren intensiv.
Flintlock 2026 werde von den USA organisiert und bringe Militärinstitutionen
aus Ost- und Westlibyen sowie Streitkräfte anderer Länder zusammen.
Die Einrichtung einer Trainingsbasis in Sirte würde Infrastruktur,
sichere Einrichtungen, freien Luftraum, Logistik
und lokale Sicherheitsgarantien erfordern. Das US-Africa Command
(AFRICOM) habe eine umfassende Risikobewertung durchgeführt.
Die Armeen Ost- und Westlibyens kooperierten bereitwillig miteinander.
Diejenigen, die unter Gaddafi zusammen dienten, hätten großen gegenseitigen
Respekt. Es sei noch nicht klar, wie viel Libyen im Vergleich zu
anderen zum Flintlock-Programm hinsichtlich Personal, Dauer und
Art der Ausbildung zu der Übung beitragen wird.
Mit Flintlock verfolgten die USA einen proaktiven
Ansatz in Bezug auf die Sicherheit im Mittelmeerraum und in Nordafrika.
Doch die Reaktion Russlands könnte das Ergebnis beeinflussen.
Das us-amerikanische Militär komme in eine schwierige Lage, da
sie Truppen ausbilden müssten, die möglicherweise Material aus
Russland erhalten, und dies den us-amerikanischen Interessen in Afrika
zuwiderlaufe. Beispielsweise könnte es Russlands Fähigkeit erleichtern,
in Nordafrika und den umliegenden Regionen, einschließlich des
gesamten Mittelmeerraums, zu operieren und Geheimdienstinformationen
zu sammeln.
+ Laut Trumps Berater Masoud Boulos lägen den USA keine Erkenntnisse darüber vor, dass russische Truppen, die sich nach dem Sturz des Assad-Regimes aus Syrien zurückgezogen hatten, nach Libyen verlegt worden wären.
+ Am 17. Oktober flog ein Privatjet von Haftar von Athen nach Köln-Bonn. Zuvor war sein Ziel Alamein gewesen.
+ Am 21. Oktober empfing in Minsk der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko Saddam Haftar. In den Gesprächen ging es um die Stärkung der militärischen Zusammenarbeit und Investitionen in Infrastruktur und Landwirtschaft.
+ Mohammed Baschir an-Naas (Militäranalyst): Die Länder, die die libysche Bühne dominieren, haben begonnen, eine ihren Zwecken dienliche, neue Phase einzuleiten. Die US-Amerikaner hätten Haftar und Dabaiba ins Land geholt. Was auch immer „Papa Trump“ sagt, sei in Ordnung. Russland habe damit kein Problem, solange es vom Kuchen seinen Teil abbekommt.
+ Spanische Behörden beschlagnahmten
im August diesen Jahres zehn Schiffe, darunter Patrouillenboote,
die für Haftar bestimmt und nach Bengasi unterwegs waren. Die Schiffe
sollten dazu genutzt werden, Migranten auf dem Mittelmeer abzufangen.
Weder die spanischen Behörden noch die Europäische Union kommentierten den
Vorfall.
Libyen und die USA
+ Trump-Berater Masoud Boulos erklärte Libyen zu einem wichtigen Dossier für die USA. Der UN-Fahrplan werde unterstützt, insbesondere der Abschnitt über die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen und über Reformen. Es sei an der Zeit, den Konflikt zu lösen, daher werde mit beiden Parteien kommuniziert. Es werde eine umfassende Vereinigung angestrebt.
+ Trumps Berater
Masoud Boulos erklärte in einem Interview mit Le Monde: „Washington
arbeitet während Trumps zweiter Amtszeit daran, ein funktionales
Gleichgewicht zwischen den libyschen Behörden im Osten und Westen des
Landes aufrechtzuerhalten.“ Es soll Frieden in allen Konfliktgebieten
geschaffen werden, insbesondere in Libyen, der Region der Großen Seen,
dem Sudan und der Sahelzone.
Es sollen Win-Win-Partnerschaften geschaffen werden, d.h. us-amerikanische
Unternehmen sollen zu Investitionen in afrikanischen Ländern
ermutigt werden. Es soll Frieden und Wohlstand geschaffen werden, der auf
Frieden und Partnerschaften basiere.
Demokratie bedeute Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten
anderer Länder. Die Menschen hätten die Freiheit, das System
zu wählen, das ihnen am besten passt.
+ Africa
Intelligence schreibt über das Interesse von Masoud Boulos in Libyen.
Er habe bereits die Bemühungen des us-amerikanischen Baumanagementunternehmens Hill
International unterstützt, das mit der National Oil Corporation
und ihrer Tochtergesellschaft Mellitah Oil & Gas eine Vereinbarung
zur Verwaltung der Offshore-Gasanlagen unterzeichnet hat.
Trotz seiner Dementis könne Boulos auf die Hilfe von Ruya Baydschan
zählen, der über Verbindungen zur National Oil Corporation und
zur lokalen politischen Klasse verfügt. Massoud Boulos‘ Sohn Michael
habe eine engere Beziehung zum Sohn des libyschen Geschäftsmannes Khalifa
Harb aufgebaut.
Damit mögliche Abkommen in Libyen vorankommen, beabsichtige Boulos
zunächst, auf die Bildung einer neuen Einheitsregierung hinzuarbeiten.
Bei dem Treffen im September in Rom sei Haftar von Ahmed asch-Schib
begleitet worden, der als Geldgeber von Haftars Söhnen gilt, sowie
von Rifaat Mohammed al-Abbar, dem ehemaligen Unterstaatssekretär im Ministerium
für Öl und Gas der Tripolis-‚Regierung‘.
Boulos stehe unter strenger Aufsicht der US-Regierung, was für
einen Präsidentenberater ungewöhnlich sei. Jede öffentliche Erklärung
müsse von sieben anderen Beamten vorab genehmigt werden. Er sei von
einigen strategischen Sicherheitsbereichen ausgeschlossen, beispielsweise
von der Sahelzone, die weiterhin in der ausschließlichen Domäne des
Nationalen Sicherheitsrats liegt.
Boulos übertreibe seine Nähe zum Präsidenten. Er sei zwar der Vater
eines Schwiegersohns von Trump, habe aber nur eingeschränkten Zugang zum
Weißen Haus.
Die Rolle Agila Salehs
+ LibyaPress
berichtete am 21. Oktober, dass Mitglieder des Haftar-Clans vereinbarten,
Agila Salehs Rolle als Parlamentspräsidenten zu beenden. Es sei beabsichtigt,
einen engen Vertrauten des Haftar-Clans an diese Position zu
setzen und so dafür zu sorgen, dass ihre Anweisungen umgesetzt und ihre
Interessen nicht beeinträchtigt werden.
Der Grund für die Absetzung von Agila Saleh sei seine Weigerung,
das Seegrenzenabkommen mit der Türkei zu ratifizieren, das ehemals mit
der Tripolis-‚Regierung‘ geschlossen wurde. Der türkische Außenminister
Hakan Fidan habe Haftar direkt aufgefordert, Agila Saleh
abzusetzen.
Schon Belqasim Haftar hatte versucht, Agila Saleh zu stürzen, scheiterte
jedoch an der Unterstützung Salehs durch einige seiner Brüder.
Ägypten lehnt dieses libysch-türkische Abkommen entschieden ab,
da es die ägyptische Souveränität über seine Hoheitsgewässer verletzt.
+ Der Parlamentsabgeordneter Essam al-Dschahani erklärte, dass es eine Satzungsänderung mit dem Ziel geben soll, eine sogenannten „Parlamentssitzung“ abzuhalten, bei der der Parlamentsvorsitz durch eine interne Abstimmung komplett ausgetauscht wird. Es gebe Druck, dies gegen die derzeitige Präsidentschaft einzusetzen.
Kommunalwahlen
+ Die Wahlkommission erklärte, bei den Abstimmungen seien 16 Gemeinderäte gewählt worden. Die Ergebnisse der Kommunalwahlen würden in Kürze bekanntgegeben. Es gab 301 Wahllokale, darunter in den Gemeinden Sirte, al-Dschufra, al-Mardsch, al-Kufra, Ubari und al-Gharifa. Es seien keine Sicherheitsverstöße verzeichnet worden. Die Wahlbeteiligung sei über 68 Prozent gelegen.
+ Die UN-Mission begrüßte den erfolgreichen Abschluss des Wahlprozesses in 16 Gemeinden im Osten, in der Mitte und im Süden Libyens. Der Wahltag sei friedlich und ohne Sicherheitsvorfälle verlaufen.
+ Die Ergebnisse der dritten Phase
der Kommunalwahlen 2025 brachten einen Erdrutschsieg für die Fraktion
des Präsidentschaftskandidaten Saif al-Islam Gaddafi. Sie erzielte in 13
Gemeinden überwältigende Erfolge, wobei die Mehrheit ihrer Kandidaten im
Einzelwahlsystem siegte.
Dieser Durchmarsch der Fraktion von Saif al-Islam Gaddafi ergänzt
die Ergebnisse der ersten und zweiten Phase, in denen die Bewegung ähnliche
Ergebnisse erzielte und die Breite ihrer Basis in der Bevölkerung
bestätigte.
+ Die Wahlkommission gibt die Aussetzung der Wahlen in der Gemeinde Dschanzur bekannt. Nach Beseitigung der Gründe hierfür soll die Wahl wieder aufgenommen werden.
+ Am 22. Oktober gibt die Wahlkommission die Ergebnisse der Kommunalwahlen für 16 Gemeinden der dritten Gruppe für das Jahr 2025 bekannt.
+ Der Direktor der Crime Monitoring Organization, Ali al-Asbali, enthüllte, dass die Haftar-Liste bei den Wahlen zum Stadtrat von Mardsch die wenigsten Stimmen erhielt. Sein Kommentar: „Die Liste des Feldmarschalls erhielt nur 300 Stimmen. Versteht ihr jetzt, warum Haftars Familie die Wahlen behindert?“
+ Die Wählerregistrierung für die Gemeinderatswahlen ist für elf weitere Gemeinden eröffnet: Abyar, Dschadida, Bengasi, Tadschura, Tokra, Sebha, Sirte, Saluk, Tabarak, Gasr al-Dschadi und Gumainis.
UN-Mission
+ Die UN-Mission
erklärte, dass es ein Problem sei, dass – sollten nach den Parlamentswahlen
keine Präsidentschaftswahlen stattfinden – auch das Ergebnis der
Parlamentswahlen hinfällig sei, wie dies vom 6+6-Ausschuss
ausgehandelt wurde. Die Trennung von der Präsidentschafts- und
Parlamentswahlen sei für den Erfolg der Wahlen von entscheidender
Bedeutung.
[Diese Koppelung hatte den Sinn zu verhindern, dass Präsidentschaftswahlen
nach der Abhaltung von Parlamentswahlen auf den Sanktnimmerleinstag verschoben
werden.]
+ Die UN-Mission
stellte fest, dass in einigen der wichtigsten Fragen – etwa der Staatsform,
dem Regierungssystem, der gerechten Verteilung der Ressourcen und
der Gestaltung der Beziehungen des Staates zu den Bürgern – in Libyen
noch keine Einigung besteht.
Es soll einen strukturierten Dialog geben, der eine Plattform
bietet, um einen Konsens über langfristige Fragen zu erzielen und eine gemeinsame
nationale Vision für die Zukunft zu entwickeln. Einbezogen werden sollen
Menschen aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft, darunter auch Frauen,
Jugendliche und Behinderte.
Der strukturierte Dialog hat als Hauptthemen Wirtschaft,
Sicherheit, Regierungsführung und Menschenrechte,
einschließlich der nationalen Versöhnung.
+ Die UN-Mission erklärte, sie habe nicht die Befugnis, Regierungen einzusetzen oder zu entlassen. Ihre Rolle bestehe darin, die Libyer dabei zu unterstützen, die derzeitige politische Sackgasse zu überwinden und umfassende nationale Wahlen abzuhalten, die die institutionelle Legitimität wiederherstellen und die staatlichen Institutionen vereinen.
+ Achmed Abu Arqub
(Politikwissenschaftler) erklärte, dass Hannah Tetteh bei der Umsetzung
ihres Fahrplans auf das Parlament und den Staatsrat verzichten
könnte und stattdessen einen neuen politischen Dialog (laut Artikel 64 des
Skhirat-Abkommens) führen könnte, um Änderungen am Politischen Abkommen
vorzunehmen.
Diese Option sieht eine Änderung der Wahlgesetze vor, um sie
politisch und technisch durchsetzbar zu machen.
Der Widerstand der Abgeordneten und des Staatsrats gegen
Hannah Tettehs Aussagen liege in der Abhaltung von Wahlen begründet,
die ihr Abtreten von der politischen Bühne bedeuten würden.
+ Die saudische Zeitung Ascharq
al-Awsat fragt, inwieweit die internationale Gemeinschaft bereit ist,
Tettehs Plan zu unterstützen, wenn sie sich in der nächsten Phase für
einen alternativen Weg entscheidet, der über die Rolle der beiden
Institutionen – Parlament und Staatsrat – hinausgeht.
Washington verfolge einen parallelen Ansatz, der auf wirtschaftlicher
Integration und Sicherheitskooperation basiert und als Auftakt für einen
anschließenden politischen Prozess dienen soll.
+ Der Journalist Khalil al-Hassi erklärte, dass sich Libyen zwei Monate nach der Bekanntgabe des UN-Fahrplans inmitten von Stagnation und Blockade durch das Parlament und den Staatsrat befinde. Nun solle ein sogenannter strukturierten Dialog beginnen, der den Weg zur Bildung einer neuen, einheitlichen Regierung und zur Überwindung der institutionellen Spaltung ebnen soll.
+ Die saudische Zeitung Asharq al-Awsat: Die Ersetzung der beiden Regierungen durch eine Einheitsregierung ist ein altbekanntes Rezept, das sich als erfolglos erwiesen hat. Es wird den „von korrupten Clowns angeführten Zirkus“ nur noch weiter fortbestehen lassen.
+ Parallelregierungschef
Osama Hammad beschwerte sich in einem Schreiben an die
UNO und den UN-Sicherheitsrat über die UN-Gesandte Hanna
Tetteh: Ihre Aussagen enthielten schwerwiegende
Falschdarstellungen und seien eine eklatante Einmischung.
Tetteh sei zu weit gegangen, als sie die Arbeit der
Verfassungsgerichtsbarkeit als überlappend bezeichnete.
+ Bewegung gegen Ungerechtigkeit von Misrata: „Wir lehnen die Farce einer Zusammenlegung der beiden Regierungen ab. Wir werden es nicht zulassen, dass die Stadt zu einem Gefängnis für ihre Bevölkerung wird.“
Migration / Zwangsansiedlung
+ Laut Hafez al-Ghuwail
(Politikwissenschaftler) werde das libysche Volk niemals die Vertreibung
der Palästinenser und die Umsiedlung nach Libyen akzeptieren. Der Plan
zur Zwangsumsiedlung sei gescheitert. Es gebe Versuche,
einige Länder, darunter Libyen, dazu zu bewegen, freiwillige Ansiedlungsprogramme
für Palästinenser zu akzeptieren.
Libyen sei auf allen Ebenen der große Verlierer. Das Land sei
derzeit zwischen Haftar und seinen Söhnen im Osten und einer heuchlerischen,
kleinlichen und korrupten Regierung in der westlichen Region gespalten. Der
Berater von Präsident Trump, Massoud Boulos, versuche derzeit, beide
Parteien davon zu überzeugen, eine gemeinsame Regierung zu bilden.
+ RT: „Ausschnitt eines Video-Interviews mit dem ehemaligen Mossad-Agenten Avner Avraham: ‚Nun, wir haben jetzt diese Vereinbarung. Plötzlich senden sie uns ein paar Raketen. Tatsächlich ist es aber so, dass unsere eigenen Leute die Raketen auf uns abfeuern. Und daraufhin können wir dann zurückfeuern. Alles ist möglich. Wir werden den Gazastreifen ausradieren. Wir werden die Menschen von dort nach Libyen schicken‘.“
+ Laut dem Sri Lanka
Guardian wurden Migranten in internationalen Gewässern von Haftar-Milizen
angegriffen. Sie eröffneten das Feuer auf ein Fischerboot mit
170 Migranten an Bord und verletzten dabei einen 15-jährigen
Jungen aus Ägypten schwer. Der Angriff wurde vom Bataillon Tariq
bin Ziyad unter der Führung von Haftars Sohn Saddam
durchgeführt. Nachdem sie das Fischerboot gerammt hatten, entfernten
sich die Angreifer.
Die Insassen wurden von italienischen Booten gerettet und medizinisch versorgt.
Haftars Angebote, die Migrationsströme einzudämmen, zielten
eher darauf ab, sich selbst als notwendige Lösung darzustellen,
als den Zustrom tatsächlich zu stoppen.
Der Angriff weckte die Befürchtung, dass die Partnerschaften der EU
in Libyen zu weiteren Menschenrechtsverletzungen führen könnten.
+ Frontex: Die Zahl der Migrantenübertritte über die Libyen-Kreta-Route hat im Jahr 2025 um 280 % zugenommen.
Wirtschaft / Finanzen
+ Laut Dschibril
al-Abidi steht der libysche Dinar vor dem Zusammenbruch.
Libyen werde in Folge des Chaos ausgeplündert und bestohlen.
Die größte Sorge der Bürger sei der Wertverlust des Dinar. Die Stabilität
des Dinar gegenüber ausländischen Währungen zu gewährleisten bleibe die größte
Herausforderung beim Wiederaufbau der libyschen Wirtschaft.
Es werde versucht, im Ausland eingefrorene libysche Gelder zu
beschlagnahmen, um die eigenen Staatsschulden zu senken.
Der libysche Dinar habe gegenüber dem US-Dollar mehr als 60
Prozent seines Wertes verloren, obwohl die Mindestreservequote des
Dinars gesenkt wurde, um einem möglichen Zusammenbruch vorzubeugen.
Die Zentralbank sei im Konflikt zur Partei geworden und
ihr Chef habe die Verantwortung für die Wirtschaftspolitik
übernommen, ohne das Ministerium für Planung und Finanzen
einzubeziehen, und so die vollständige Kontrolle über die Bank erlangt.
Die Abwertung des libyschen Dinars sei das Ergebnis von Misswirtschaft
und fehlerhafter Politik. Das Problem lasse sich nicht dadurch
lösen, dass man bestimmte Banknoten aus dem Verkehr zieht.
+ Abdul Razzaq al-Aradi forderte den Generalstaatsanwalt auf, Ermittlungen gegen Ali al-Habri einzuleiten, da er für die Ausgabe von Bargeld in der östlichen Region verantwortlich war. Ebenso müssten Ermittlungen gegen jeden eingeleitet werden, der nachweislich Kenntnis vom Abfluss dieser Gelder hatte oder daran beteiligt war.
+ Omar Zarmuh (Professor für Wirtschaftswissenschaften) zeigt sich überrascht, dass das internationale Unternehmen Deloitte, das mit der Prüfung der Konten der Zentralbank beauftragt ist, nichts zu den von der Bayda-Bank erfassten Zahlen zum Drucken von Banknoten sagte. Deloitte habe keine Unterlagen über den Druck dieser Banknoten angefordert.
+ Von Hossam El-Gamati (Menschenrechtsaktivist) veröffentlichte Dokumente zeigen, dass die Masarat Information Technology Company der Familie Ohaiba gehört. Der zwischen der Gesellschaft und der Zentralbank geschlossene Vertrag weist auf Vetternwirtschaft und Korruption hin.
+ Laut dem Journalisten Khalil al-Hassi erscheint der Name des Sohnes des Staatsratsvorsitzenden Mohammed Takala in Verbindung mit dem kürzlich von den türkischen Behörden aufgedeckten Fall illegalen Geldhandels. Er wurde von den zuständigen türkischen Behörden vorgeladen.
+ Am 20. Oktober fand eine Parlamentssitzung
in Abwesenheit von Agila Saleh und dem CBL-Chef Nadschi Issa
statt. Thema waren Einnahmen, Ausgaben und der Druck von Banknoten außerhalb
des Rahmens der Zentralbank.
Misba
Doma erklärte, dass es sich bei den gedruckten Banknoten um kein Falschgeld
handle, sondern der Druck der Scheine legal sei, da er vom damaligen Chef der
CBL, Ali al-Habri, in Auftrag gegeben wurde.
Der Parlamentsabgeordnete
Said Amgheib fragte, wohin die Devisensteuer, die sich angeblich auf
40 Milliarden LYD beläuft, geflossen ist?
+ Africa Intelligence berichtete, dass der Chef der libyschen Zentralbank, Nadschi Issa, wegen der Finanzkrise breiter Kritik ausgesetzt ist. Seine Position könnte angesichts der Bemühungen von Agila Saleh, ihn abzusetzen, prekär werden. Saleh könnte im Rahmen der Bemühungen, alle souveränen Positionen neu zu besetzen, Nadschi Issa im Rahmen einer Vereinbarung mit dem Staatsrat zum Rücktritt zwingen.
Erdöl / Erdgas
+ Laut Al-Arab
(London) ist der von der Dabaiba-‚Regierung‘ an der Ausübung seines Amts
gehinderte Erdölminister Mohammed Aoun … der Mann, der „Nein“ sagte,
um Libyens Ölreichtum gegen Plünderung zu verteidigen. Er sei einer der
wenigen gewesen, die es wagten, der Korruption entgegenzutreten. Aoun lehnte
verdächtige Geschäfte ab und wurde zu einem Symbol für die Verteidigung
des libyschen Ölreichtums und des Rechts der Bevölkerung auf die
Ressourcen ihres Landes. Er sah sich gezwungen, einen erbitterten Kampf
gegen die grassierende institutionelle Korruption und die rücksichtslosen
Machtkämpfe im Ölsektor, der Lebensader des Landes, zu führen.
Im März 2024 wurde Aoun auf Beschluss von Dabaiba
vorübergehend suspendiert, um ihn zum Schweigen zu bringen.
+ Al-Mahdi Abdel-Ati (politischer Aktivist aus Misrata) deckte auf, dass die Sirte Oil and Gas Production and Manufacturing Company Schulden in Höhe von fast drei Milliarden Dinar hat. Sein Kommentar: Der libysche Ölsektor ist in großer Gefahr!
Innerlibysche Nachrichten
+ Laut NovaAgenzia hielt Haftar ein Treffen mit Stammesführern und Vertretern aus dem Osten und Süden ab, um eine neue ‚Volksbewegung‘ ins Leben zu rufen, die eine Entscheidung hinsichtlich der aktuellen politischen Entwicklung des Landes treffen soll. Diese Bewegung wird vom Haftar-Militär unterstützt und soll Haftar zur Kandidatur für das Präsidentenamt verhelfen.
+ Der Generalstaatsanwalt ordnete die Inhaftierung des Finanzbeamten der Finanzdienstleistungskontrollabteilung der Gemeinde Dschanzur und des Leiters der Finanzabteilung der Gesundheitsbehörde wegen Veruntreuung an.
+ In der Stadt Zintan brach am 18. Oktober ein Großbrand im Diabetes-Krankenhaus und der Blutbank der Stadt aus.
Libyen und das Ausland
+ Frankreich. Die französische Presseagentur berichtet, dass Nicolas Sarkozy, der wegen Verschwörung zur Erlangung illegaler Gelder aus Libyen für seinen Präsidentschaftswahlkampf 2007 verurteilt worden war, am 21. Oktober als erster ehemaliger Staatschef in Frankreich eine Gefängnisstrafe antreten wird. Sarkozy werde in das Pariser Gefängnis La Sainte gebracht und in einer neun Quadratmeter großen Zelle im Einzelhafttrakt festgehalten. Sarkozy wird der Kontakt mit anderen Gefangenen untersagt. Sarkozy darf seine Zelle einmal am Tag für einen Hofgang verlassen.
+ Am 21. Oktober trat Nicolas Sarkozy seine Haftstrafe an. Sein Anwalt gab bekannt, dass gleichzeitig mit seiner Inhaftierung ein Antrag auf Sarkozys Freilassung gestellt wurde.
+ Italien. NovaAgency: Die Voruntersuchung des IStGH ergab, dass es Italien versäumt habe, der Aufforderung des Gerichts, Osama Nadschim während seines Aufenthalts in Italien festzunehmen und auszuliefern, ordnungsgemäß nachzukommen. Italien wurde aufgefordert, Informationen über alle relevanten nationalen Verfahren vorzulegen.
+ Türkei. Der Vorsitzender des türkisch-libyschen Wirtschaftsrats, Murtaza Karnafil nannte Libyen ein Tor zum afrikanischen Kontinent. Die strategische Partnerschaft zwischen beiden Ländern diene nicht nur der Wirtschaft beider Länder, sondern ebne auch den Weg für neue Möglichkeiten in ganz Afrika. Aufgrund seiner geografischen Lage sei Libyen für die Türkei von großer Bedeutung und verfüge über den kürzesten Seeweg in die Türkei und nach Europa.
A. Gutsche
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