Dienstag, 26. Juli 2016



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Simbabwe: Mugabe mobilisiert das Volk gegen die Proteste
26.7.2016. Robert Mugabe, 92-jähriger Präsident und langgedienter Anti-Imperialist und Befreiungskämpfer seines Landes, hat die Massen gegen die seit einigen Wochen anhaltenden Proteste der Opposition mobilisiert und so gingen Zehntausende auf die Straße, um für den greisen Staatschef und seine Regierungspartei  Afrikanische Nationalunion von Simbabwe – Patriotische Front (ZANU-PF) zu demonstrieren. Während die Opposition von den westlichen Staaten unterstützt wird, ist ihnen der seit 1980 regierende Mugabe ein Dorn im Auge, da er mit einer Landreform die weißen Großgrundbesitzer enteignet hat und sich der westlichen Einflußnahme auf dem afrikanischen Kontinent widersetzt. So plante er auch Soldaten zur Unterstützung Muammar al-Ghaddafis 2011 nach Libyen zu schicken, doch es ist unklar, was aus dem Plan wurde.




Deutschland: Willy Wimmer unterstützt Friedensfahrt als Schirmherr
26.7.2016. Der US-kritische CDU-Politiker Willy Wimmer, der 30 Jahre lang im Bundestag saß und u.a. verschiedene politische Ämter bekleidet hatte (Staatssekretär im Verteidigungsministerium, 1994-2000 Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der OSZE) übernimmt die Schirmherrschaft für die diesjährige Friedensfahrt. Die Strecke der Friedensfahrt führt über Polen, die russische Enklave Kaliningrad, Lettland, Litauen und Estland nach St. Petersburg und Moskau. Zurück verläuft die Route über Weißrussland und Polen, bis der Tross dann am 21.8. um 17 Uhr in Berlin erwartet wird.




Libyen: Freilassung von Ghaddafi-Sohn gibt Bevölkerung neue Hoffnung
19.7.2016. Die Freilassung von Saif al-Islam, dem zweitältesten Sohn des 2011 ermordeten libyschen Revolutionsführers Muammar al-Ghaddafi, hat in der libyschen Bevölkerung die Hoffnung auf eine Überwindung der Spaltung des Landes (akutell drei konkurriende Regierungen) genährt und trifft auch auf das Wohlwollen Ägyptens. Lediglich Saif al-Islam Ghaddafi verfüge über einen nationalen Bekanntheitsgrad und ein entsprechend großes Ansehen bei den Stammesführen, um die Führung des Landes zu übernehmen, so unabhängige Analysten, doch die westliche Presse schweigt dies tot – der Westen fürchtet eine Machtübernahme Saif al-Islams, nach dem er diesen und die libysche Regierung 2011 schändlich verraten und das Land angegriffen hat.

Montag, 25. Juli 2016



Ein Hubschrauberabsturz und viele offene Fragen

Libyen. Kämpfen ausländische Einsatzkräfte in Libyen auf der ‚falschen‘ Seite?

Wie Libyaherald.com bereits am 17.7.2016 meldete, haben die dschihadistischen ‚Verteidigungsbrigaden von Bengasi‘ einen Hubschrauber der Libyschen Nationalarmee bei al-Maghrun (an der Küstenstraße des Golfs von Sirte, etwa 60 Kilometer südlich von Bengasi) abgeschossen. Die vierköpfige Besatzung fand dabei den Tod. Gerüchten zufolge sollen zwei der Besatzungsmitglieder Ausländer gewesen sein.[1]
Am 20.7. berichteten Der Spiegel und der österreichische Standard[2], dass der französische Regierungssprecher bestätigt habe, dass sogar drei der vier toten Besatzungsmitglieder Franzosen waren, nämlich Soldaten einer französischen Spezialeinheit. Er sagte dem Radiosender France Info: „Spezialkräfte sind dort, natürlich, um zu helfen und sicherzustellen, dass Frankreich überall im Kampf gegen Terroristen präsent ist.“ Dabei hatte noch im Februar der Sprecher der libyschen ‚Abu-Sita-Einheitsregierung‘ von Sarradsch die Anwesenheit französischer Spezialeinheiten und des Auslandsgeheimdienstes DGSE in Libyen dementiert: „Das ist nicht wahr. Wir dementieren diese Berichte. Die international anerkannte Regierung hat und wird ausländischen Truppen nicht erlauben, nach Libyen zu kommen.“
Überraschend bei diesen Berichten ist nicht, dass ausländische Sondereinheiten in Libyen im Einsatz sind. Dies wurde schon oft dokumentiert, nicht zuletzt auf diesem Blog. Überraschend ist viel mehr, dass dies nun einer breiten westlichen Öffentlichkeit bekanntgemacht wird, am 21. Juli sogar morgens über die Tagesschau der ARD. In der Regel wird von den Medien über die tatsächlichen Vorgänge in Libyen der Mantel des Schweigens gebreitet. Welches Kalkül steckt dahinter?
Die zweite und noch größere Überraschung bei dieser Nachricht dürfte sein, dass die drei Franzosen nicht in einem Hubschrauber saßen, der in irgendeiner Weise zu den militärischen Kräften der von der ‚Internationalen Gemeinschaft‘ anerkannten ‚Sarradsch-Einheitsregierung‘ gehört, sondern in einem Hubschrauber der Libyschen Nationalarmee, die unter dem Befehl von General Hefter steht. Wie bekannt, weigert sich General Hefter, mit Sarradsch, der als Marionette des Westens gilt, auch nur Gespräche zu führen. Der Sarradsch-Regierung wird eine einseitige Stärkung und Bevorzugung der islamistischen und mit dem IS vernetzten Kräfte vorgeworfen. Das Tobruk-Parlament hat die ‚Sarradsch-Einheitsregierung‘ bis jetzt nicht anerkannt, dies wäre aber nach der im letzten Jahr vereinbarten ‚Friedensregelung von Skhirat‘ (Marokko) eine Voraussetzung für das Inkrafttreten eben dieser Vereinbarung und die Implantation einer Einheitsregierung gewesen.
Ein Hauptstreitpunkt zwischen dem Tobruk-Parlament und der ‚Sarradsch-Regierung‘ ist dabei genau die Rolle, die General Hefter zukünftig spielen soll. Die islamistischen Kräfte in Tripolis wehren sich mit Händen und Füßen gegen einen Oberbefehlshaber Hefter oder seine Übernahme einer politischen Rolle im Land. Hefter ist eine mehr als schillernde Person; ihm wird nach einem langjährigen USA-Aufenthalt eine enge Verbindung mit der CIA nachgesagt.
Allerdings dürfte es inzwischen auch der ‚Internationalen Gemeinschaft‘ klar geworden sein, dass ihre Marionette Sarradsch und der sogenannte ‚Präsidialrat‘ Luftnummern sind, mit denen sich weder das Chaos in Libyen, noch das Flüchtlingsproblem oder der IS in den Griff bekommen lassen.
So schreibt der dem westlichen Lager zugeneigte Libyaherald am 18. Juli, dass sich laut einer Gruppe Abgeordneter des Tobruk-Parlaments der UN-Bevollmächtigte für Libyen, Martin Kobler, benähme, als wäre er der Gouverneur von Libyen und der ‚Libysche Dialog‘ [Abkommen von Skhirat] keine Bedeutung hätte. Kobler würde den Willen des libyschen Parlaments ignorieren. Weiter wird der Staatsrat als korrupte Organisation beschrieben, die deshalb ins Leben gerufen worden sei, um diejenigen zu beschwichtigen, die 2014 die Wahlen verloren hätten. Und der Präsidialrat wird beschuldigt, Politiker zu bestechen, indem ihnen oder ihren Angehörigen Jobs zugeschustert werden. Dabei ist auch weniger von Interesse, dass diese allseits bekannten Anschuldigungen gemacht, als dass sie vom Libyaherald veröffentlicht wurden.
Sind es erste Anzeichen von Absetzbewegungen des westlichen Lagers vom unfähigen Sarradsch und seiner mit so viel Tamtam eingesetzten ‚Einheitsregierung‘? Dafür könnte auch sprechen, dass es wohl einen Dialog zwischen Martin Kobler und Moskau gab und Kobler überschwänglich die wichtige Rolle Moskaus bei der Lösung des Libyenproblems gelobt hat.[3] Zweifellos, der Kreml spielt auf der Weltbühne wieder mit.
So ergeben sich Fragen über Fragen, wie zum Beispiel: Was haben Kerry und Lawrow dieser Tage in Moskau vereinbart? Gibt es Hoffnung, dass zukünftig alle politischen Kräfte Libyens, auch die Großen Stämme, in einen Friedensprozess miteinbezogen werden?
Und die USA und ihre Verbündeten? Müssen sie sich endlich das komplette Scheitern ihrer Politik und ihres Libyen-Krieges eingestehen? In diesem Zusammenhang muss auch gefragt werden, ob Hillary Clinton als maßgeblich für das Libyen-Desaster Verantwortliche, wirklich für den Posten des US-Präsidenten und somit als US-Oberbefehlshaberin der Streitkräfte geeignet ist? Wie viele Menschenleben haben ihre Polit- und Kriegsspielchen gefordert?
Haben die USA zwei Eisen im Feuer? Einmal die Islamisten im westlichen Tripolis, zum anderen General Hefter im Osten? Muss Frankreich seine Strategie anlässlich der IS-Anschläge im eigenen Land ändern? Denn wie soll einer Öffentlichkeit noch zu verklickern sein, man bekämpfe den IS, während man andererseits die IS-nahen Islamisten in Libyen und Syrien unterstützt? Weigerte sich die Islamisten freundliche Türkei vielleicht, diese Kehrtwende des Westens mitzumachen?
Könnte dies der Anfang vom Ende der islamistischen Kräfte in Libyen sein, die in den letzten fünf Jahren weder die Köpfe noch die Herzen des libyschen Volkes gewinnen konnten? Die Zukunft wird mit Spannung erwartet.
Laut Russia Today hat die französische Regierung bekanntgegeben, als Vergeltung gegen den Hubschrauberabschuss Luftangriffe in Libyen fliegen zu wollen. Aus Protest gegen diese Entscheidung fanden gestern in Tripolis Demonstrationen statt.
https://deutsch.rt.com/kurzclips/39576-libyen-proteste-in-tripolis-gegen/



Angelika Gutsche, 21.7.2016








[1] https://www.libyaherald.com/2016/07/17/police-arrest-alleged-bdb-supporters-in-soloug-and-yemenis-report/ http://www.derstandard.at/2000041435882/Franzoesische-Spezialkraefte-in-Libyen-getoetet
[2] http://www.derstandard.at/2000041435882/Franzoesische-Spezialkraefte-in-Libyen-getoetet
[3] https://deutsch.rt.com/international/39426-un-sondergesandter-kobler-lobt-russlands/

Freitag, 22. Juli 2016



Libyen: Französische Soldaten getötet – Marionettenregierung protestiert verschämt

22.7.2016. Drei französische Spezialkräfte sind in Libyen ums Leben gekommen, als ihr Hubschrauber von einer Miliz abgeschossen wurde, womit die französische Regierung erstmals zugab, daß sie Soldaten auf libyschem Boden im Einsatz hat. Die international unterstützte Marionettenregierung unter „Premierminister“ Fayez al-Seraj protestierte natürlich im Handumdrehen gegen diese „Verletzung der libyschen Souveränität“ – als ob sie nicht längst wüßte, daß französische und britische Truppen im Land sind und sich von diesen nicht auch zeitweilig beschützen ließ.

Dienstag, 19. Juli 2016



Ein


Ein Interview mit dem Rechtsbeistand von Saif al-Islam Gaddafi


Prof. al-Zaidi äußert sich zu der Freilassung des Gaddafi Sohns, berichtigt kursierende Gerüchte und gibt eine Einschätzung der Situation

Nachdem Behörden der Stadt Zinten die Bestätigung verweigert haben, dass Saif al-Islam aus der Gefangenschaft entlassen worden ist, veröffentlich JamahiryaNewsAgency ein Interview mit Professor Khaled al-Zaidi, einem Rechtsbeistand Saif al-Islams.[1]
Darin sagt Prof. al-Zaidi, dass sich Saif al-Islam Gaddafi an einem sicheren Ort innerhalb Libyens befinde, der aber nicht genannt werden könne, um das Leben Saif al-Islams nicht zu gefährden. Die Freilassung sei am 12. April 2016 auf der Grundlage des Gesetzes für eine Generalamnestie durch das Repräsentantenhaus (vom 7. September 2015) vollzogen worden.
Es werde beim Internationalen Strafgerichtshof beantragt, die Strafverfolgung gegen Saif al-Islam einzustellen. Denn es entspreche weder den internationalen Übereinkünften noch den Menschenrechten, eine Person zweimal für die gleiche Sache zu verurteilen. Außerdem handle es sich um eine politische Anschuldigung, die keinerlei rechtliche Grundlage habe. Sie stütze sich auf eine Rede Saif al-Islams, die dieser im Februar 2011 hielt und in der er davor warnte, dass der Sturz seines Vaters das Land ins Chaos und in die Rechtlosigkeit stürzen und dem Terrorismus Tür und Tor öffnen würde. Diese Einschätzung hätte sich als richtig erwiesen.
Des Weiteren berichtigt al-Zaidi einige Gerüchte, die sich in Zusammenhang mit der Gefangennahme von Saif al-Islam im Umlauf befinden. So sei es falsch, dass Saif al-Islam in Zinten geheiratet und eine dreijährige Tochter habe.
Auch sei es falsch, dass Saif al-Islam durch Folterungen durch Zinten-Milizen drei Finger verloren habe, ebenso wie es unrichtig sei, dass er bei seiner Gefangennahme 2011 auf den Weg in den Niger gewesen wäre. Richtig dagegen sei, dass sein Autokorso sich von Bali Walid auf den Weg gemacht hätte und am 17. Oktober 2011 bei Sonnenuntergang während des Gebets im Gebiet des Wadi Zamzam durch NATO-Flugzeuge angegriffen worden sei. Bei den fortgesetzten Luftschlägen hätte ein Schrapnell seine rechte Hand getroffen, was zur Amputation von drei Fingern geführt habe. Daneben habe er sich durch den Beschuss der NATO-Flugzeuge zahlreiche Fleischwunden zugezogen.
Al-Zaidi betont, Saif al-Islam hätte nicht vorgehabt, Libyen zu verlassen, sondern sei auf dem Weg in den Süden des Landes gewesen.
In dem Gespräch, das al-Zaidi mit Saif al-Islam führte, habe dieser betont, dass es ihm nicht um Rache gehe. Stattdessen verspüre er große Traurigkeit über die Vorgänge im Land. Das Blutvergießen müsse beendet und ein Waffenstillstand erreicht werden, damit im Land endlich wieder Friede einkehre.
Auf die Frage an al-Zaidi, ob Saif al-Islam für das Präsidentenamt in Libyen nominiert werden solle, meinte dieser: In einem Land, das ohne Wasser- und Stromversorgung ist und keine Gehälter bezahlt werden, müssten die Bürger um ihre Existenz bangen. Seiner Meinung nach komme Saif al-Islam eine herausragende Rolle bei einer umfassenden nationalen Aussöhnung zu, denn es gehe ihm nicht um Rache, sondern um Frieden und Sicherheit für das libysche Volk.

Al-Zaidi bestreitet, dass es zwischen Saif al-Islam und anderen politischen Parteien in Libyen Absprachen gegeben habe, die zu seiner Freilassung geführt hätten, sondern diese wäre allein auf der Grundlage des Amnestiegesetzes erfolgt.

Und auf die Frage, wie Saif al-Islam die Situation in Libyen beurteile, sagte al-Zaidi, Saif al-Islam halte die politische Lage in Libyen aufgrund der Intervention verschiedener ausländischer Staaten für sehr kompliziert. Diese hätten die Libyer gegeneinander aufgewiegelt und die Ausbreitung von Terrorismus und Extremismus befördert. Terroristen aus der ganzen Welt gäben sich jetzt in Libyen ein Stelldichein.

Auf die Frage, ob in naher Zukunft mit einer Videobotschaft oder ähnlichem von Saif al-Islam zu rechnen sei, antwortete al-Zaidi, dass dies von den jeweiligen Umständen abhänge.



Die libysche Zeitung ‚LibyaHerald‘ schreibt, dass der Oberkommandierende von Zintens Abu-Bakr-al-Siddik-Bataillon, Oberst al-Ateiri, die Freilassung von Saif al-Islam Gaddafi bestätigt hat. Dem Bataillon Abu Bakr oblag die Bewachung Saif al-Islams.

Der Präsidialrat in Tripolis hat in einer Stellungnahme verlauten lassen, dass es für solche Anschuldigungen wie sie gegen Saif al-Islam erhoben wurden, keine Amnestie geben könne. Er dürfe seiner Bestrafung nicht entkommen.
[Das also ist der Standpunkt der ‚Abu-Sita-Regierung‘, einer sogenannten ‚Einheitsregierung‘, die angeblich „niemanden von den Friedensverhandlungen“ ausschließen wolle und daher auch dschihadistische und terroristische Milizen unterstützt und mit al-Kaida kungelt. Wenn es allerdings um den Großteil der Bevölkerung geht, der nicht die westliche ‚Abu-Sita-Marionettenregierung‘ unterstützt, dann ist keine Rede mehr von Aussöhnung oder Einheit. Besser könnte sich die Marionettenregierung gar nicht selbst demaskieren.]



[1] https://vivalibya.wordpress.com/2016/07/10/new-interview-with-khaled-al-zaidi-legal-counsel-to-saif-al-islam-gaddafi/



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Libyen: Freilassung von Ghaddafi-Sohn gibt Bevölkerung neue Hoffnung
19.7.2016. Die Freilassung von Saif al-Islam, dem zweitältesten Sohn des 2011 ermordeten libyschen Revolutionsführers Muammar al-Ghaddafi, hat in der libyschen Bevölkerung die Hoffnung auf eine Überwindung der Spaltung des Landes (akutell drei konkurriende Regierungen) genährt und trifft auch auf das Wohlwollen Ägyptens. Lediglich Saif al-Islam Ghaddafi verfüge über einen nationalen Bekanntheitsgrad und ein entsprechend großes Ansehen bei den Stammesführen, um die Führung des Landes zu übernehmen, so unabhängige Analysten, doch die westliche Presse schweigt dies tot – der Westen fürchtet eine Machtübernahme Saif al-Islams, nach dem er diesen und die libysche Regierung 2011 schändlich verraten und das Land angegriffen hat.




Freiheit für Seif al-Islam bedeutet Freiheit für Libyen.


Der unabhängige geopolitische Analyst Eric Draitser analysiert in seinem Artikel „Freiheit für Seif al-Islam! Freiheit für Libyen!“[1] wie sich die politische Situation nach der Freilassung von Seif al-Islam Gaddafis in Libyen darstellt.

Draitser weist darauf hin, dass entgegen der im Westen vorherrschenden Meinung der Name Gaddafi immer noch eine wichtige Rolle in Libyen spiele. Seif al-Islam und die anderen noch lebenden Mitglieder der Gaddafi-Familie würden in Libyen von vielen Menschen als Helden verehrt. Die Freilassung Seif al-Islams könne deshalb die politische Situation im Land grundsätzlich verändern. Der zweitälteste Sohn Muammar al-Gaddafis werde als Garant für eine unabhängige und friedliche Entwicklung des Landes und die Rettung der Dschamahirija angesehen.
Seine Freilassung hätte die Botschaft an das libysche Volk gesandt, dass trotz des durch die Nato verursachten Chaos‘ die Widerstandsbewegung innerhalb des Landes aktiv ist. Zwar sei es in den letzten fünf Jahren immer wieder zu Erhebungen von Gaddafisten gekommen, der Großteil von ihnen hätte sich aber im Untergrund aufgehalten. Es könne jedoch schon bald die Zeit kommen, wo sich der Widerstand gegen Terroristen und Opportunisten vereine.
Libyen sei zersplittert, es gäbe mehrere Regierungen, die große Mehrheit der libyschen Stämme fühle sich aber der säkularen Tobruk-Regierung und der sie unterstützenden ägyptischen Regierung verbunden. Libyen sei nach dem Sturz der Dschamahirija in seine Stammesstrukturen zurückgefallen, die augenblicklich das politische Leben dominierten.
Es sei sehr schwierig zu bestimmen, wo die jeweiligen Fraktionen und Gruppen mit immer wieder wechselnden Allianzen jeweils stünden. So sei Seif al-Islam seit 2011 von Milizen in Zinten, die keine Freunde von Gaddafi waren – gefangen gehalten worden. Andererseits hätte sich Zinten immer geweigert, mit der al-Kaida-Moslembruderschaft von Tripolis, die ein Teil des ‚Libyschen Fadschr‘ (Morgendämmerung) gewesen sei, zu kooperieren.
Abdelhakim Belhadsch, dessen Kämpfer von der Libyan Islamic Fighting Group LIFG eine hervorgehobene Rolle beim von der NATO-gestützten Sturzes Gaddafis gespielt hatten, sei der Liebling der westlichen Geheimdienste und einer politischen Elite um John McCain und Lindsey Graham gewesen. Belhadsch werde nun beschuldigt, in die Organisation von IS-Trainingscamps im Osten Libyens verwickelt zu sein, während er sich mit seinen al-Kaida-Kumpanen am Flughafen von Tripolis verkrieche.
Das Bild des heutigen Libyens gleiche zersplittertem Glas, dessen einzelne Teile alle politischen Facetten widerspiegeln. Inmitten des Chaos gäbe es aber immer wieder Zeichen der Hoffnung, dass sich das libysche Volk bald wehren werde.
Eine oft verkannte Rolle spiele dabei der ägyptische Präsident al-Sisi. Im eigenen Land wegen Menschenrechtsverletzungen höchst umstritten, habe er doch die Tobruk-Regierung und die mit ihr verbundenen Stämme durch Luftschläge gegen den IS und al-Kaida-Gruppen unterstützt. Es hieße, ägyptische Kräfte hätten eng mit libyschen Parteien kooperiert, auch mit Stämmen, die den Gaddafis treu verbunden sind.
Draitser schreibt: „In diesem verwirrenden politischen Bild sollte man hinter die vereinfachenden Begriffe der „good guys“ and „bad guys“ blicken, um zu verstehen, dass es tatsächlich „good guys“ und „bad guys“ gibt, manche der „good guys“ aber manchmal „bad“ und manche der „bad guys“ manchmal „good“ sind. Verstanden? Gut!“
Innerhalb dieser undurchsichtigen politischen Situation wirke Seif al-Islam in der Nachfolge des unabhängigen Geistes seines Vaters als Held, dessen Erziehung und Bildung und – noch viel wichtiger – Kampferfahrung ihn zum natürlichen Anführer machen.
Draitser weist auch darauf hin, dass es Seif al-Islam war, der in den frühen 2000er Jahren die Annäherung Libyens an den Westen vorantrieb und Libyens nukleare Abrüstung und die Abschaffung der weitreichenden Missiles-Raketen befürwortet hatte. Seif hätte es 2011, als die NATO ihren Krieg gegen Libyen begann, schwer bereut, dass er den Versprechen des Westens geglaubt hatte. Während des Kriegs äußerte er sich in einem Interview mit Russia Today: „Viele Länder wie unter anderem Iran und Nordkorea sagten uns, es sei ein Fehler gewesen, die Entwicklung von Langstrecken-Missiles aufzugeben und dem Westen freundschaftlich entgegenzukommen. Unser Beispiel zeigt, dass man dem Westen niemals trauen darf und immer in Alarmbereitschaft sein sollte… Einer unserer größten Fehler war, den Kauf neuer Waffen, vor allem von Russland, und den Aufbau einer starken Armee abzulehnen. Wir dachten, die Europäer wären unsere Freunde; unser Fehler war, uns unseren Feinden gegenüber tolerant zu zeigen.“[2]
Seif al-Islam hätte gewusst, dass er für die Schwächung seines Landes verantwortlich war und damit einer ausländischen Invasion Tür und Tor geöffnet habe. Aber durch Seif al-Islams Zerknirschung, die fast einer vor seinem Volk geleisteten Abbitte gleichkam, hätten viele Libyern seinen wahren Charakter erkannt. Er sei ein Mann, der sich offen zu seiner Verantwortung bekannte und gleichzeitig gegen die mächtigste Militärallianz der Welt Stellung bezogen hatte, deren terroristische Stellvertreter sein Land überrannten. Neben seines Erscheinens im Rixos Hotel in Tripolis vor einer Menschenmenge, darunter viele Journalisten, war dies der Moment, in dem Seif aufhörte, nur der Sohn seines Vaters zu sein, und stattdessen ein echter Anführer wurde.
Heute, fünf Jahre später, symbolisiere Seif sowohl die bessere Vergangenheit als auch die Hoffnung für eine bessere Zukunft. Er habe fünf Jahre Gefangenschaft bei seinen ehemaligen Feinden durchgestanden, die immer den Forderungen der USA und deren Marionetteninstitutionen wie dem Internationalen Strafgerichtshof nach Auslieferung widerstanden hätten. Dies sei der Grund, warum die USA und Europa Seif al-Islam fürchteten, denn sie würden verstehen, für was er in seinem Land stehe. Sie wüssten, dass er weit mehr als alle übrigen Fraktionen die Loyalität und den Respekt der überwiegenden Mehrheit der Libyer besäße und von den einflussreichsten Stämmen des Landes genauso unterstützt würde wie vom Grünen Widerstand. Ebenso sei klar, dass Seif der einzige noch vorhandene libysche Anführer ist, der das gespaltene Land wieder vereinen kann, um die dschihadistischen Kräfte, die von den USA und der NATO unterstützt werden, zu bekämpfen.
Vor allem seine politische Kraft werde gefürchtet. Als Seif von einem Femegericht in Tripolis zum Tode verurteilt worden war, gingen seine Anhänger mit Fotos von ihm und seinem Vater in vielen Städten des ganzen Landes auf die Straße, obwohl diese Städte vom IS und von al-Kaida kontrolliert wurden. Mit den Rufen nach einer sozialistischen Regierung riskierten sie ihr Leben.
Berichten aus Libyen besagen, dass Teile der ehemaligen Gaddafi-Regierung eng mit der Sisi-Regierung in Ägypten zusammengearbeitet hätten. Dies scheine plausibel angesichts der gemeinsamen Bedrohung durch dschihadistische Kräfte und der langen Grenze zwischen Libyen und Ägypten. Mit der Unterstützung eines durchsetzungsfähigen Ägyptens, den wichtigen Stammesräten und Teilen der gespaltenen Fraktionen würde Seif umgehend zum stärksten Mann in Libyen werden.
Draitser meint, mit Seif al-Islam böte sich Libyen die Chance, aus dem von den USA und der NATO verursachten Chaos wieder herauszufinden und mit dem Wiederaufbau des Landes zu beginnen. Er sei die Hoffnung des libyschen Volkes, das die letzten fünf Jahre unter unsagbaren Schrecken habe leben müssen. Sogar die, die Gaddafi nicht geliebt haben, wüssten wie wichtig die Wiederherstellung eines geeinten Libyens mit einer einzigen und geeinten Regierung sei. Im Moment könne dies nur Seif al-Gaddafi bewerkstelligen. Und deshalb könne die Freiheit für Seif eines Tages auch die Freiheit für Libyen bedeuten.


Dienstag, 12. Juli 2016



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Libyen: Marionettenregierung übernimmt Regierungsgebäude in Tripolis
14.7.2016. Die von der internationalen Gemeinschaft und den Vertretern des ausländischen Großkapitals dem libyschen Volk aufgezwungene „Einheitsregierung“ unter „Premier“ Fayez al-Seraj hat in der Hauptstadt Tripolis die Regierungsgebäude von der illegalen islamistisch orientierten „Nationalkongreß“-Regierung übernommen. Viel ändert sich dadurch nicht, denn beide „Regierungen“ sind von den gleichen radikalislamischen Milizen abhängig, während in der ostlibyschen Kleinstadt Tobruk eine demokratische Gegenregierung existiert, die auch von etlichen Nationen völkerrechtlich anerkannt ist.





Libyen: Arbeitet der Westen nun doch mit General al-Haftar zusammen?
12.7.2016. Obwohl er offiziell politisch die machtlose „Einheitsregierung“ des selbsternannten Premierministers Fayaz al-Seraj anerkennt, scheint es der Westen auf militärischem Gebiet weniger genau zu nehmen und koordiniert seine Angriffe auf echte und vermeintliche Islamisten mit General Khalifa al-Haftar, einem undurchsichtigen, säkularen Warlord mit CIA- und Ghaddafi-Vergangenheit, der als starker Mann hinter der ehemals international anerkannten Regierung aus Tobruk steht. So gibt es Berichte, aber auch mitgeschnittenen Funkverkehr, der belegt, daß Militärs aus Frankreich, Großbritannien und den USA Haftar dabei helfen, die Kontrolle über die strategisch wichtige Stadt Benghasi zu gewinnen.

Montag, 11. Juli 2016




 Saif al-Islam in Freiheit


Tatsächlich scheint Saif al-Islam Gaddafi schon am 12. April dieses Jahres freigekommen zu sein. Er befinde sich in Libyen, sei in Sicherheit und es gehe ihm gut.
Saif al-Islam war 2011 von Zinten-Milizen gefangengenommen worden. Ein Gericht in Tripolis verurteilte ihn im Juli 2015 zum Tode. Dieser Prozess war zur Farce verkommen und hatte jeder Rechtsstaatlichkeit Hohn gesprochen.Es ist auch noch ein Prozess aus dem Jahre 2011 vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anhängig. Allerdings betonte Saif al-Islams Anwalt, dass dieser Prozess für unzulässig zu erklären sei, da Saif Gaddafi bereits von einem Gericht in Libyen verurteilt worden war und eine Doppelbestrafung unzulässig sei.
http://www.france24.com/en/20160706-gaddafi-son-saif-al-islam-released-libya-jail-lawyer-justice
Da Saif al-Gaddafi in Libyen keinerlei offiziellen Posten innehatte, erscheint die Anklage gegen ihn durch den Internationalen Strafgerichtshof als reine Propaganda und Willkürhandlung der westlichen NATO-Mächte.

A. Gutsche

Anm. KH: Beobachter meinen aber auch, daß es keine Fotos von Saif in Freiheit gibt und er nach wie vor gefährlich lebt, da er zuviel weiß.

Dienstag, 5. Juli 2016



Libyen im Juni - Monatsüberblick

Was geschah… eine unvollständige Auflistung
Juni 2016

01.06.  Wütende Demonstrationsteilnehmer forderten am Grünen Platz in Tripolis, die Zentralbank müsse die ‚russischen‘ Geldscheine von der Zentralbank in Baida akzeptieren. Die Demonstration richtete sich auch gegen die ständigen Stromausfälle und das Versagen der ‚Abu-Sita-Einheitsregierung‘, etwas dagegen zu unternehmen.
01.06.  Der Oberste Gerichtshof in Tripolis hat nach Beschwerden die Freilassung von sechs Gefangenen angeordnet, die wegen des Versuchs verurteilt worden waren, 2011 die ‚Revolution‘ unterdrückt zu haben. Unter den Freizulassenden befinden sich der Sekretär des Allgemeinen Volkskongresses und Justizminister unter Gaddafi sowie der ehemalige Finanzminister und Chef der Libyschen Zentralbank.
01.06. Ein Kommandeur und ein Oberst der Libyschen Nationalarmee wurden in Bengasi durch eine Mine getötet. Dabei handelt es sich um Hinterlassenschaften der Ansar al-Scharia im ehemals von ihr kontrollierten Gebieten.
Auch in den Gebieten von Ben Dschawad und Abu Grain wurden große Mengen an Landminen vom IS hinterlassen, die täglich Menschenleben kosten.
Laut Minenexperten ist Libyen nach Afghanistan heute das zweitstärkst verminte Land der Welt. Es soll sich um zehntausende Minen handeln, von denen die meisten aus italienischer Produktion stammen, und die sich nun in der Hand von IS und Ansar al-Scharia befinden.
02.06.  Bei Suwara wurden die Leichen von 25 Migranten an Land gespült. Die letzte Woche war die bisher tödlichste dieses Jahres für Mittelmeerflüchtlinge aus Libyen. Bei neun Bootsunglücken starben etwa 1.100 Menschen. Insgesamt kamen 2016 bisher mehr als 2.500 Menschen im Mittelmeer ums Leben.
Die Mehrzahl der Flüchtlinge, die von Libyen aus in See stechen, kommt aus Westafrika.
02.06.  15 Kilometer vor Sirte kommt es zu schweren Kämpfen zwischen dem IS und Misrata-Brigaden, die nun von Richtung Westen nach Süden umschwenken, in Richtung Flughafen und Militärflughafen Gardabidscha.
02.06.  Der Koordinator der Menschenrechtskommission der Libyschen Nationalversammlung (Libyan National Assembly/Dschamahirija), Marzouk Fakhiri, hat seine Versuche intensiviert, für die notleidende Bevölkerung Lebensmittellieferungen und medizinische Versorgung bei der UN-SMIL (United Nations Support Mission in Libyen) zu erhalten. Familien in Bani Walid, Misrata und Bengasi konnten bereits mit Hilfslieferungen versorgt werden.
03.06.  Weitere 133 Leichen von Flüchtlingen, darunter auch Kinder, wurden an der Küste bei Suwara angespült.
04.06.  In Bengasi finden weiterhin in einigen Stadtteilen Kämpfe mit islamistischen Milizen statt. Explosionen sind in der ganzen Stadt zu hören. Einen Tag vorher bombardierten MiGs der Libyschen Nationalarmee verschiedene Ziele.
Antiterror-Einheiten, die dem Verteidigungsministerium der ‚Abu-Sita-Regierung’ in Tripolis unterstehen, wurden von Mohamed al-Fakhri, Innenminister der Tobruk-Regierung, aufgefordert, ihre Tätigkeiten in Bengasi einzustellen. Diese Einheiten  bestehen aus ehemaligen Mitgliedern der dschihadistischen Miliz ‚Revolutionärer Schura-Rat Bengasi’.
05.06.  Meldungen von n-tv und al-Dschasira, dass sich ehemalige Gaddafi-Anhänger dem IS angeschlossen hätten, sind definitiv falsch! Die Dschamahirija hat sich immer scharf gegen jede Form des politischen Islams ausgesprochen.
Die Falschmeldungen werden als Propaganda-Mittel eingesetzt, um in Libyen nicht nur den IS, sondern auch die Dschamahirija bekämpfen zu können.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/der-zweite-nato-krieg-gegen-libyen
05.06.  Von Misrata geführte Milizen haben den IS vom Militärflughafen Gardabidscha (15 km vor Sirte) vertrieben. Es scheint, dass auch britische Sonderkommandos im Einsatz sind.
05.06.  In einem Interview mit Der Welt äußert Premier Sarradsch, dass Libyen beim Kampf gegen den IS auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen sei. Dies hätte aber nichts mit einer Militärintervention zu tun. „Wir brauchen keine Truppen aus dem Ausland auf libyschen Boden… dass wir nach Bodentruppen gefragt hätten, stimmt einfach nicht. Das ist gegen unsere Prinzipien, das wollen wir vermeiden. Unsere Streitkräfte haben nur Satellitenbilder, Geheimdienstinformationen und technische Unterstützung nachgefragt.“[1]
[Tatsächlich braucht Sarradsch auch nicht um Truppen aus dem Ausland nachfragen, die sind in Form von italienischen, britischen und amerikanischen Sonderkommandos schon längst im Land!]
Sarradsch will auch keine Flüchtlinge aus Europa nach Libyen zurücknehmen. Damit ist ein dem Abkommen mit der Türkei angelehnter Deal mit Libyen von vornherein ausgeschlossen.[2]
06.06.  In den letzten Tagen kam es im Osten von Derna zu schweren Kämpfen zwischen der Libyschen Nationalarmee und dem ‚Revolutionären Schura-Rat von Derna‘, der al-Kaida nahesteht. Es wurden von der Libyschen Nationalarmee auch Kampfflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt.
Angehörige der Tobruk-Regierung, die von den offiziellen Stellen der Stadt anerkannt wird, haben Derna ohne Probleme einen offiziellen Besuch abgestattet.
06.06.  JamahiriyaNewsAgency: Der IS hat in Sirte wieder sein Hauptquartier bezogen. Die Kämpfe in den Vororten von Sirte schwächen sich ab, im Süden und Westen der Stadt kommt es weiterhin zu sporadischen Zusammenstößen zwischen dem IS und den LIFG-Milizen der ‚Abu-Sita-Regierung‘. Es mangelt an Nahrungsmitteln und Medikamenten. Die Einwohner, die noch in der Stadt ausharren, stehen unter extremen Druck. An den Verkehrsknotenpunkten wurden Checkpoints errichtet. Auffallend ist die Anwesenheit einer erheblichen Anzahl von ausländischen Söldner bei den IS-Truppen.
08.06.  JamahiriyaNewsAgency: Zwei Militärjets bombardieren das Zentrum von Sirte. Starke Explosionen erschüttern die Stadt. Die Kämpfe zwischen IS und Al-Kaida-/LIFT- und Misrata-Milizen halten im Süden der Stadt an. In der ganzen Stadt kommt es zu Stromausfällen.
08.06.  Die Welt berichtet in einem Artikel über die Situation in Misrata. Laut der Welt hängt nun das Schicksal Europas von dieser Stadt der Moslembruderschaft ab, die al-Kaida nahesteht und bis vor kurzem beim Kampf gegen den IS nicht gerade glänzte. Selbst der Welt scheint es nicht ganz geheuer zu sein, auf was sich die internationale Gemeinschaft als Bündnispartner in Libyen eingelassen hat. Auf die Vermutung, dass der IS mit den Flüchtlingen auch ihre Kämpfer – sprich Terroristen – nach Europa verschifft hätte, reagiert der Chef der Küstenwache, die natürlich auch in Misrata sitzt, nur mit einem Grinsen. Die Welt schreibt: „Die Beteiligung der Muslimbrüder ist der Preis, den die internationale Gemeinschaft – und allen voran die EU – für die Stabilisierung Libyens zahlt. Die länderübergreifende Vereinigung ist die Mutter aller islamistischen Organisationen. Extreme Terrororganisationen stehen den Muslimbrüdern nahe.“ Doch mit ihrer militärischen Stärke (aufgerüstet durch Katar und die Türkei) und eigener Luftwaffe ist sie „die militärische Überlebensgarantie des neuen Premiers.“ Misrata, die reiche Stadt, in der es an nichts mangelt, im Gegensatz zum restlichen Libyen, hat sich umgehend in der ‚Abu-Sita-Regierung‘ wichtige Posten wie den des stellvertretenden Premiers gesichert.[3]
Das Schicksal Europas hängt von völlig undurchsichtig agierenden, dschihadistischen Moslembrüdern ab? Armes Europa! Und noch ärmeres Libyen!
Hier wird beschrieben, auf welch brutale Weise die libysche Küstenwache ein Boot, die Seawatch II, gestoppt hat: www.heise.de/tp/artikel/48/48470/1.html
09.06.  JamahiriyaNewsAgency: Der IS verschwindet wieder einmal auf mysteriöse Weise aus Sirte. Augenzeugen berichten aus der Stadt, dass sich in den frühen Morgenstunden die Kämpfer des IS aus den östlichen Gebieten der Stadt 70 Kilometer weit zurückgezogen haben. Die Milizen von Ibrahim Dschedhren (Kommandant der Sicherheitsmilizen der Ölanlagen) konnten sich frei in der Stadt bewegen, ohne auf Widerstand zu stoßen. Keinerlei Milizen bekämpften heute den IS. In allen Stadtgebieten wurde das komplette Verschwinden des IS mit Waffen und Fahrzeugen bestätigt. Wie und wohin konnten sie so schnell verschwinden? Diese verdächtigen Vorgänge werden noch dadurch verstärkt, dass es keine Meldungen über Gefangennahmen von IS-Kämpfern und über Opfer unter den IS-Kämpfern gibt.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/geheimnisvolle-vorgaenge-rund-um-sirte

Wer ist dieser Ibrahim Dschedhren, der die Miliz ‚Petroleum Facility Guards’ PFG anführt, unter deren Kontrolle viele wichtige Ölanlagen stehen?
Bei den Kämpfen 2011 war der heute 35-jährige Dschedhren der Anführer einer Miliz, die auf Seiten der Aufständischen kämpfte. Dafür wurde er 2012 von der damaligen Transnational-Regierung mit dem Posten des Kommandeurs über die ‚Petroleum Defense Guards’ (Sicherheitskräfte zur Verteidigung des Erdöls) belohnt.
Dschedhren stammt aus der Stadt Ajdabija und ist Verfechter eines föderalen Systems für Libyen. In seiner Eigenschaft als Milizen-Befehlshaber liegt es in seiner Macht, den Ölexport des Landes zu kontrollieren und die Ölhäfen nach Gutdünken zu öffnen oder zu schließen. Es wird ihm eine Mitverantwortung für die Talfahrt der libyschen Ölförderung angelastet, da er aus taktischen Gründen je der einen oder der anderen Regierung die Öl-Ausfuhr unmöglich machte. Noch loyal zur Tobruk-Regierung stehend, wollte er einen Tanker mit Roh-Öl auf dem Schwarzmarkt verkaufen, der dann allerdings von der US-Marine vor Zypern gestoppt wurde. Inzwischen ist Dschedhren umgeschwenkt und hat sich zur ‚Abu-Sita-Regierung’ bekannt. Angeblich marschiert er mit Misrata-Milizen gegen den IS in Sirte.

Nicht die Tobruk- und schon gar nicht die ‚Abu-Sita-Regierung’ kontrollieren die libyschen Ölhäfen und bestimmen, wann und wieviel Öl das Land verlässt, sondern die Kontrolle darüber obliegt Dschedhren, dem Milizenführer. Im letzten Jahr urteilte ein Mitglied des Misrata-Militärrats über ihn: „Dschedhren ist auch für uns ein Rätsel. Wir verstehen immer noch nicht, wer er – außer einem Öl-Dieb – wirklich ist.“[4]
Nun scheint Dschedhren gegen den IS in den Krieg gezogen zu sein, sein Bruder Salim Dschedhren ist allerdings Mitglied genau dieses IS’. Als im Januar 2016 die Küstenstadt Bin Jawed – die Stadt liegt nicht weit entfernt von Sidra und dem Ölhafen Ras Lanuf – vom IS eingenommen wurde, berichtete CBS, dass „IS-Kämpfer Sidra aus drei Richtungen angreifen, unterstützt von Dschedhrens Bruder, der sich dem IS angeschlossen hat.“[5]
Es wurde auch behauptet, Ibrahim Dschedhren hätte schon früher mit dem IS Verhandlungen geführt, allerdings seien diese gescheitert, da Dschedhren nicht, wie vom IS gefordert, die Kontrolle über die Öl-Anlagen aufgeben wollte.
Nun unterstützt Dschedhren also die neue ‚Abu-Sita-Regierung’, d.h. er unterstützt die schwächste der zwei, drei, vier Regierung (je nach Zählweise), die in Libyen über die schwächste Unterstützung und keine Hausmacht verfügt, sondern sich mit Haut und Haaren dschihadistischen Milizen in Tripolis und Misrata ausgeliefert hat, die mit ihrer islamistischen Ideologie dem IS näher stehen als den säkularen Gegenspielern im Osten des Landes, allen voran General Hefter.

Doch auf wessen Seite steht Ibrahim Dschedhren wirklich? Wieweit gehen seine Sympathien für Islamisten, Moslembrüder oder gar den IS? Inwieweit stehen sich die beiden Brüder wirklich feindlich auf verschiedenen Seiten gegenüber? Geht es Dschedhren weniger um Ideologie als um Macht und Geld, egal unter welchen Vorzeichen? Nur soviel scheint sicher: Im Verhältnis zu den Regierungen verfügt diese undurchsichtige Figur über wirkliche Macht.
09.06.  Durch Ausfälle in der Elektrizitätsversorgung kommt es auch zum Versagen der Wasserpumpen, so dass Tripolis zeitweise unter Wasserknappheit leidet.
09.06.  Der Journalist Richard Galustian schreibt ein einem Artikel unter dem Titel „Wie Moskau in Libyen Einfluss auf ein Einheitsabkommen ausüben kann“, dass eine Aufhebung des Waffenembargos im UN-Sicherheitsrat nur möglich ist, wenn Russlands diesbezügliche Bedenken zerstreut werden können. Denn die partielle Aufhebung des Embargos würde nicht nur zu einer Verstärkung der Kampfhandlungen zwischen den verschiedenen politischen Parteien führen, sondern auch dazu, dass Teile der gelieferten Waffen in der Hand des IS landen. Im Endeffekt würde dies dazu führen, dass der IS gemeinsam mit den islamistischen Milizen der Abu-Sita-Regierung gegen Khalifa Hefter und seine Libysche Nationalarmee kämpfen würde. Für Russland sei die Annäherung des Westens an extremistische Gruppierungen überhaupt nicht verständlich.
Galustian sieht die östliche Tobruk-Regierung in der besseren Ausgangsposition: Sie erhielte Waffen aus Ägypten, kontrolliere ihr eigenes Öl und hätte dank Russland auch eigene Banknoten. Es sei kaum vorstellbar, dass Russland Ostlibyen schutzlos sich selber überlässt. Der Westen ignoriere wichtige politische Akteure wie Khalifa Hefter oder die Stämme, während er unverständlicher Weise islamistischen Dschihadisten und den Moslembrüdern eine überragende Bedeutung einräumt. „Lassen Sie es mich klar ausdrücken: Die internationale Gemeinschaft unterstützt die nicht existierende ‚Einheitsregierung‘ mit einem vom Westen eingesetzten Einfaltspinsels als Premierminister. Diese völlig unerfahrene Regierung war von Anfang an bei der Bevölkerung höchst unbeliebt, da sie die Einmischung des Westens in die inneren Angelegenheiten des Landes befürchtet.“[6]
10.06.  Der Hafen von Sirte und Teile der Stadt scheinen von Milizen eingenommen zu sein, die loyal zur Abu-Sita-Regierung stehen.
11.06.  In Tripolis wurden auf verschiedenen öffentlichen Plätzen die Leichen von zwölf brutal ermordeten politischen Gefangenen gefunden. Es handelt sich um ehemalige Gaddafisten, für die vor etwa einer Woche ein Gericht nach fünfjähriger Gefangenschaft die Aufhebung der Haft angeordnet hatte. Den Opfern war in den Kopf geschossen worden, sie trugen schwere Folterspuren und waren gefesselt. Für die Taten verantwortlich scheint die Libyan Islamic Fighting Group LIFG zu sein, die jetzt als Präsidialgarde in den Diensten der Abu-Sita-Regierung steht.
Die Morde haben ganz Libyen schockiert. In der Verantwortung steht vor allem der ‚Präsidialrat‘, der für die Übernahme der islamistischen Milizen in die sogenannte Präsidialgarde verantwortlich ist. Daneben werden auch gegen den umstrittenen Großmufti Sadik Ghariani Anschuldigungen erhoben, da er aus Protest gegen die Freilassung der Gefangenen eine Fatwa gegen sie verhängt hatte.
Die gerichtsmedizinischen Untersuchungen belegen, dass die Gefangenen 24 Stunden vor ihrem Auffinden getötet worden waren, d.h. die Morde noch im Gefängnis begangen wurden.
Dschamhirija ruft dazu auf, diese Grausamkeiten zu verurteilen. Eine umfassende Untersuchung der Verbrechen soll zur Festnahme und Bestrafung der Mörder führen. Außerdem muss die Sicherheit der noch internierten Gefangenen gewährleistet werden.

[Während die westlichen Medien über eine fragwürdige Aktion der Milizen gegen den IS in Sirte ausführlich berichten, wird dieses Verbrechen auf skandalöse Weise totgeschwiegen.]
Siehe auch meinen Blog-Beitrag:
https://www.freitag.de/autoren/gela/grausame-verbrechen-an-gefangenen
11.06.  Bei einer Explosion in Bengasi wurden zwei Zivilisten getötet und sechs verletzt. Es besteht die Befürchtung, dass es umso häufiger zu Anschlägen mit Autobomben und zu Selbstmordattentaten kommt, je mehr die dschihadistischen Milizen aus Bengasi verdrängt werden.
11.06.  Der libysche Botschafter bei den Vereinten Nationen, Ibrahim Dabbaschi, sagte, dass „die Vorstellung, die ‚Einheitsregierung‘ würde die Milizen kontrollieren“, unrealistisch sei, weil die Kämpfer außerhalb jeder staatlichen Kontrolle operieren würden. Bis diese bewaffneten Gruppen nicht ein bindendes Abkommen unterzeichnet hätten, ihre Waffen abzugeben und die staatlichen Institutionen anzuerkennen, seien sie eine Bedrohung für die ‚Einheitsregierung‘.
Weiter sagte er, sollte der IS aus Sirte vertrieben werden, würde Ansar al-Scharia die Stadt übernehmen.
12.06.  Ein Selbstmordattentäter hat sich 50 km hinter der Frontlinie in einem Feldhospital der Misrata-Milizen mit einem Krankenwagen in die Luft gesprengt. Vier Personen wurden getötet, weitere neun verletzt.
12.06.  Laut verschiedenen Berichten konnten IS-Führer aus Sirte durch die Misrata-Linien entkommen und Richtung Süden fliehen.
12.06.  Die militärische Einsatzzentrale von Misrata hat bestätigt, dass britische und US-amerikanische Spezialkräfte bei der Logistik und Aufklärung helfen.
12.06.  In Tripolis hat der Großmufti Sadik Ghariani die Misrata-geführten Bunjan-Marsous-Brigaden dazu aufgerufen, nach der Vertreibung des IS aus Sirte weiter Richtung Osten zu marschieren, um das gesamte Land von ‚Gaddafi-Resten‘ zu befreien.
13.06.  Der UN-Sicherheitsrat hat das Mandat für die UN-gestützte Friedensmission für Libyen (UN-SMIL) bis zum 15. Dezember 2016 verlängert.
Der Sicherheitsrat stuft Libyen weiter als „eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit“ ein.
13.06.  Heute fand die Bestattung der zwölf in Tripolis erschossenen Häftlinge statt. Laut vivalibya.wordpress soll der Vorsitzende des von der UN ernannten Präsidialrats in den Mord verwickelt sein. Der libysche Aktivist Khaled Ghwell fordert die Vereinten Nationen auf, ihrer Verantwortung bezüglich der ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen nachzukommen.
13.06.  Während in den meisten Gebieten von Tripolis täglich bis zu 12 Stunden Stromausfall herrscht, haben verschiedene Milizen (z.B. von Misrata, Zawija, Khoms, Dschebel Nafusa) Angestellte der Elektrizitätsgesellschaft mit Gewalt gezwungen, in den von ihnen kontrollierten Gebieten die Stromversorgung aufrechtzuerhalten. Diese Überlastung könnte zum kompletten Kollaps der Stromversorgung in Tripolis führen, warnt die Elektrizitätsgesellschaft.
In einer Fernsehansprach gestand ‚Premier‘ Sarradsch ein, dass seine Regierung immer noch keine Kontrolle über Tripolis außerhalb der Militärbasis Abu Sita habe. Die Ansprache wurde allgemein als enttäuschend bewertet.
13.06.  Amnestie International hat einen Bericht über Gespräche veröffentlicht, die es mit 90 aus Libyen kommenden Flüchtlingen in Süditalien geführt hat. Die Befragten beklagten die entsetzlichen Zustände in den libyschen Auffanglagern und die Brutalität der libyschen Küstenwache. In den Auffanglagern werde misshandelt und gefoltert. Auf dem Meer aufgegriffene Flüchtlinge seien von der Küstenwache geschlagen und beschossen worden. AI: „Europa sollte nicht einmal daran denken, mit Libyen Abmachungen über die Rückführung von Flüchtlingen zu treffen, wenn es dort, direkt oder indirekt, solche schockierenden Menschenrechtsverletzungen gibt.“
Siehe meinen Blog-Beitrag:
www.freitag.de/autoren/gela/bericht-von-amnesty-international
13.06.  Russland wird gegen jede Resolution des UN-Sicherheitsrats, die einen NATO-Einsatz in Libyen vorsieht, sein Veto einlegen, sagte Moskaus stellvertretender Außenminister Gennady Gatilov. Und ohne eine entsprechende Resolution könne es keinen legalen Einsatz in Libyen geben. „Wir haben das alles schon einmal vor ein paar Jahren erlebt und wissen, dass damals die Entscheidung des Sicherheitsrats genau zum Gegenteil von dem geführt hat, was im Dokument festgelegt war. Deshalb glaube ich nicht, dass wir dieses Mal einen Einsatz der NATO in diesem Land absegnen werden.“
Moskau hat wiederholt betont, dass die NATO die UN-Resolution 1973 vom 11. März 2011 auf illegale Weise genutzt hat, um eine Flugverbotszone zu errichten und alle notwendigen Maßnahmen zu treffen, die eine fremde Besatzung ermöglichten.
14.06.  Bei einer neuerlichen Versammlung des Parlaments in Tobruk waren nicht ausreichend Abgeordnete anwesend, um eine Abstimmung abhalten zu können.
Laut Fotos fanden sich in einem fast leeren Saal nur eine Handvoll Personen ein.
Die Abu-Sita-Regierung ist somit vom Parlament immer noch nicht anerkannt. Die internationale Gemeinschaft hat sich damit in die absurde Situation gebracht, dass sie Sarradsch und seine Abu-Sita-Regierung als einzig legitime Regierung anerkennt, während das Tobruk-Parlament die einzige legitime Legislative in Libyen darstellt.
14.06.  Der UN-Sicherheitsrat hat einstimmig der Ausweitung der EU-Mission ‚Sophia‘ vor der libyschen Küste zugestimmt. Es sollen nunmehr nicht nur Schlepper bekämpft und Flüchtlinge gerettet, sondern auch das Waffenembargo gegen Libyen überwacht werden. Allerdings darf die Mission, die auch die Anwendung von Gewalt erlaubt, nur in internationalen Gewässern und nicht in libyschen Hoheitsgewässern tätig werden.
In Libyen sollen 20 Millionen Waffen unterwegs sein, die über Land und zu Wasser ins Land geschmuggelt wurden.

Der stellvertretende ständige Vertreter Russlands hat vor den Vereinten Nationen eine Stellungnahme abgegeben, in der er erklärte, Russland hätte sich der Resolution 2292 angeschlossen, weil es den Eindruck hatte, sie diene der Bekämpfung des illegalen Waffenhandels in Libyen. Nun hätte sich aber Enttäuschung breitgemacht, denn einige Partner wollten die Brüsseler Entscheidung auf die ‚Sophia-Mission’ ausweiten. Es gäbe einseitige Versuche, sich über die Vorgaben von Skhirat hinwegzusetzen. Dies stelle eine gefährliche Entwicklung dar, weil die Folgen der NATO-Aktionen sich negativ auf die Stabilität im Mittelmeerraum, in Nordafrika und im ganzen Nahen Osten auswirken könnten. Man denke an die weit ausgelegte Interpretation der Resolution 1973 von 2011.
Die Schaffung einsatzfähiger nationaler Streitkräfte mit einer zentralen Befehlsgewalt in Libyen würde begrüßt, bis heute existierten solche Kräfte allerdings nicht.
Ohne eine funktionierende Zentralregierung, eine loyale Armee und Polizei, wird Libyen die zukünftigen Herausforderungen nicht bewältigen können.
Die vom Sicherheitsrat vertretene Resolution scheine eine versteckte Agenda zu beinhalten, die sich gegen die Vereinigung des schon so lange leidenden Libyens richte. Jemand suche eine ‚carte blanche’, um den Waffenzustrom nach Libyen so zu kontrollieren, wie er es für richtig halte. Helfe man heute Libyern gegen andere Libyer zu kämpfen, werde man sich von einer friedlichen Lösung noch weiter entfernen. Dies zeige sich in der Anwesenheit  von durch den Sicherheitsrat nicht genehmigten Militärs in Libyen sowie durch den Zufluss ausländischer Terroristen. Diese Tatsachen zu ignorieren könne nicht akzeptiert werden.
Dass es in Libyen Kräfte gibt, die loyal zu General Hefter stehen, und die den IS und andere bewaffnete Kräfte zurückdrängen, könne ebenfalls nicht ignoriert werden.
Die Beauftragten scheinen im Kampf gegen den IS und gegen die Anwesenheit von Terroristen in Libyen nicht aufrichtig zu sein. Das Skhirat-Abkommen würde unterstützt werden, allerdings sei darin die Zustimmung des Tobruk-Parlaments vorgesehen. Trotz mehrerer Nachfragen sei darauf in der Resolution nicht eingegangen worden.
Alle Mitgliedsstaaten werden aufgerufen, nach Kräften regionale Konflikte zu lösen, den Terrorismus zu bekämpfen und nicht nur ihre eigene Agenda durchsetzen zu wollen.
Soweit der Vertreter Russlands.
14.06.  Laut Julian Assange zeigen weitere durchgesickerte E-Mails von Hillary Clinton, „dass die Außenministerin darauf drang, den libyschen Staatschef Muammar Gaddafi im Jahr 2011 zu stürzen, während das Pentagon in dieser Sache eher zurückhaltend auftrat. Diese Politik verfolgte Clinton offensichtlich in dem Wissen, welche Risiken mit einem Sturz der libyschen Regierung verbunden sind. <Sie [das Pentagon] haben vorausgesagt, wie die Nachkriegs-Situation aussehen wird, wie es ist, wenn ISIS das Land übernimmt>“.
In der unverschlüsselten Post über ihren privaten E-Mail-Server verschickte ‚Killary‘ auch Mails mit den echten Namen von CIA-Agenten und „sensible Informationen zum Angriff auf das amerikanische Konsulat in Bengasi“.
Laut Wikileaks würden die Beweise (auch die Befehle von Drohnenangriffen wurden über ihren privaten E-Mail-Account gesendet) ausreichen, um Clinton unter Anklage zu stellen.[7]
14.06.  Der tunesische Menschenrechtsaktivist Jounis Abu Flames schreibt, der IS und die gegen ihn kämpfenden Moslembruderschaft-Milizen seien zwei Seiten ein und derselben Medaille. Die betriebene Propaganda diene dazu, die Libyer glauben zu machen, in Sirte fände ein Kampf gegen den Terrorismus statt. Dies würde aber nicht den Tatsachen entsprechen. Denn in Wahrheit stünde die Moslembruderschaft hinter den ganzen Terrormilizen, die in Libyen ihr Unwesen treiben. Es sei eine falsche Wahrnehmung, dass die ‚Einheitsregierung‘ der Moslembrüder die Stabilität in Libyen wiederherstellen würde. Diese Regierung sei illegal und hätte nicht die Zustimmung des Tobruk-Parlaments, das international anerkannt ist. Völlig klar sei, dass Tripolis vollkommen unter der Kontrolle der Milizen stehe.
15.06.  Auch die Stadt Ghat im Südwesten des Landes leidet unter Stromausfällen. Die Wasserpumpen arbeiten nicht, das Trinkwasser ist bei Temperaturen gut über 40° C knapp.
15.06.  Da nicht ausreichend Abgeordnete anwesend waren, ist das Tobruk-Parlament ein weiteres Mal mit dem Versuch gescheitert eine Abstimmung abzuhalten, die die Abu-Sita-Regierung bestätigen sollte. Es wurde angeführt, Sarradsch gelinge es offensichtlich nicht einmal, die Kontrolle über Tripolis zu erlangen.
16.06.  In der zweiten Nacht in Folge eskalieren in Tripolis die Proteste gegen die andauernden Stromausfälle. Seit es in einigen Stadtteilen bei Temperaturen über 44° C nur noch eine Stunde Strom am Tag gibt, brennen auch Autoreifen. Es kommt zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Demonstranten machen die Abu-Sita-Regierung für das Chaos in Libyen verantwortlich. Das Elektrizitätswerk sieht keine Möglichkeit, etwas gegen die Stromausfälle zu unternehmen, und befürchtet den totalen Zusammenbruch des Stromnetzes.
16.06.  JamahiriyaNewsAgency: Achmed Gaddaf Addam erklärt, er werde aufgrund der Vorgänge in Sirte und den Morden an Dschamahirija-Gefangenen in Tripolis den Dialog der nationalen Versöhnung zukünftig ablehnen und sich dem bewaffneten Widerstand anschließen.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: www.freitag.de/autoren/gela/bewaffneter-widerstand-und-brennende-reifen
16.06.  Bei einem Selbstmordattentat starben in Abu Grain (120 km südlich von Misrata) zehn Menschen. Sieben weitere wurden verwundet. Der Attentäter hatte sich vor einer Polizeistation in die Luft gesprengt.
Zwei weitere Bombenattentate in Sirte konnten verhindert werden.
16.06.  Der Journalist Ernst Wolff hat in einem Artikel die Frage, wie die USA verhindern können, dass ihre Fracking-Firmen aufgrund des niedrigen Ölpreises Konkurs anmelden müssen und damit das globale Finanzgefüge ins Wanken bringen, wie folgt beantwortet: In Nigeria seien mehrere Ölquellen – nach offizieller Lesart vom IS – zerstört worden, was eine Verknappung des Angebots und eine Erhöhung des Ölpreises zur Folge hatte. So konnte auch die Zerstörung größerer Ölquellen im Nahen Osten den Ölpreis in die Höhe treiben und die Fracking-Industrie der USA und somit auch die Großbanken als deren Kreditgeber retten. Um Kriege im Nahen Osten anzetteln zu können, brauche man den IS. Die westliche Bevölkerung werde durch den IS in Angst und Schrecken versetzt und er liefere die Begründung für die Notwendigkeit, in Nahost Kriege zu führen.[8]
Nach diesem Szenario dürften die USA ein großes Interesse daran haben, die Ölförderung in Libyen komplett einbrechen zu lassen und den IS nicht wirklich zu bekämpfen: Libysches Öl auf dem Weltmarkt ließe die Ölpreise noch weiter sinken.
17.06.  Amnesty International erklärte, dass die zwölf getöteten ehemaligen Gaddafi-Soldaten vor ihrem Tod nicht ihren Familien übergeben worden waren. Sie müssen also noch im Ruwaimi-Gefängnis ermordet worden sein, d.h. der Gefängnisdirektor muss gelogen haben.
AI erklärte weiter: „Seit 2011 werden tausende Menschen gefangen gehalten, ohne dass ihnen der Prozess gemacht wird. Viele werden ohne Anklage oder Gerichtsverfahren, gerichtliche Überprüfung oder Zugang zu Anwälten festgehalten.
AI kritisierte auch den Internationalen Gerichtshof, der, obwohl er immer noch über die libysche Gerichtsbarkeit befindet und es eine umfangreiche Dokumentation über Menschenrechtsverletzungen gibt, seine Untersuchungen nicht auf fortdauernde Verbrechen gegen das internationale Recht ausgedehnt hat.
Auch die libyschen Behörden werden aufgefordert, endlich Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesetzlosigkeit zu beenden. Es müsse eine umfassende und unabhängige Untersuchung der Morde erfolgen und die Tatverdächtigen vor Gericht gestellt werden.
17.06.  Bei der Explosion einer Granate wurden in Bengasi drei Soldaten getötet und sieben verletzt.
17.06.  An der Straße nach Sirte wurden zwei Soldaten bei einem IS-Selbstmordanschlag verletzt.
18.06.  Eine neu gegründete dschihadistische Miliz, die ‚Bengasi-Verteidigungsbrigade’, hat versucht, das Industriegebiet von Ajdabija zu erobern. Sie wurde aber von Unterstützern der Libyschen Nationalarmee zurückgeschlagen. Bei dieser neuen Miliz handelt es sich um aus Bengasi geflohene Dschihadisten unter Führung von Zijad Bilem, der 2014 bei Kämpfen in Bengasi schwer verwundet und  in der Türkei behandelt wurde. Seit einiger Zeit befindet er sich wieder in Libyen.
Ein Sprecher der Libyschen Nationalarmee beschuldigte den Anführer der Petroleum Facilities Guards (PFG), Ibrahim Dschedhren, der Miliz beim Eindringen in die Stadt geholfen zu haben. Dschedhren hatte sich der Abu-Sita-Regierung angeschlossen. Sein Bruder Salim, der sich dem IS angeschlossen hat, ist Bürgermeister von Ajdabija.
19.06.  Die islamistische ‚Bengasi-Verteidigungsbrigade’, die aus Ajdabija abgedrängt wurde, hat Städte und Dörfer zwischen Ajdabija und Bengasi gewarnt, ihrem Marsch nach Bengasi nicht im Weg zu stehen, da sie sonst vernichtet würden. Es sollen sich auch Dschihadisten aus Tripolis der Brigade angeschlossen haben. Vier Soldaten der Libyschen Nationalarmee fanden bei Kämpfen mit der Brigade den Tod.
19.06.  Ein Stromausfall und somit ein Ausfall der Wasserpumpen in den Hasawna-Bergen (südliches Libyen) hat dazu geführt, dass es in Tripolis in einigen Bezirken zwei Tage lang keine Wasserversorgung mehr gab, in anderen Bezirken kam es zu einem starken Druckabfall. In den Hasawna-Bergen befinden sich die Quellen des Man-Made-River.
20.06.  Bengasi, wo es seit längerem zu täglichen Stromausfällen von bis zu acht Stunden kommt, ist nun auch von der Wasserversorgung abgeschnitten. Die Stromleitung zwischen Ajdabija und Bengasi ist wegen der anhaltenden Kämpfe zwischen der Libyschen Nationalarmee und der ‚Bengasi-Verteidungsbrigade’ unterbrochen.
In Tripolis dauern die Stromausfälle an und Teile der Stadt sind bereits seit vier Tagen von der Wasserversorgung abgeschnitten.
20.06.  MiG-Flugzeuge der Libyschen Nationalarmee bombardieren Stellungen der ‚Bengasi-Verteidigungsbrigade’ südlich von Ajdabija.
20.06.  Auch heute konnte das Tobruk-Parlament keine formale Sitzung abhalten, da weniger als 20 Abgeordnete anwesend waren.
20.06.  Der Direktor des Krankenhauses von Bani Walid bat dringend um Hilfe, da er sonst das Krankenhaus mangels Medikamente schließen müsse. Bereits 80 Prozent des Personals mussten heimgeschickt werden. Dabei versorge das Krankenhaus auch die vielen Flüchtlinge aus Sirte, Bengasi und aus dem Wadi Zezem.
Misrata lässt jegliche Unterstützung für die Gaddafi-Stadt Bani Walid, der sie in Feindschaft verbunden ist, vermissen.
21.06.  Bei der Explosion eines Munitionslagers in Garabulli sind etwa 40 Bewohner der Stadt ums Leben gekommen, viele wurden verletzt. Ausgelöst wurden die Vorgänge, als ein Kämpfer einer Misrata-Einheit nach einem Einkauf in einem Laden in Garabulli nicht bezahlen wollte und ihn beim Streit der Ladenbesitzer ins Bein schoss. Kameraden des Kämpfers zündeten daraufhin den Laden an und demolierten das Haus des Ladenbesitzers. Bei Morgengrauen griffen dann junge Männer aus Garabulli drei Militärlager von Misrata-Milizen an. Dabei kam es zur Explosion des Munitionslagers, nachdem es von Misrata-Milizen mit Granaten in Brand geschossen worden war.
Bei den Kämpfen kamen mindestens 30 Stadtbewohner ums Leben, 25 wurden verwundet. Ein Misrata-Bataillon soll sein Lager aufgegeben und sich zurückgezogen haben.
Dem Bataillon wird vorgeworfen, auch in den Menschenschmuggel verwickelt zu sein, für den Garabulli und Zuwara Drehscheiben sind.
Der Hohe Rat der libyschen Stämme und Städte hat die Vorgänge als Verbrechen bezeichnet, für das Misrata verantwortlich sei. Auch eine Gruppe Abgeordnete des Tobruk-Parlaments machte die bewaffneten ‚Terror-Milizen’ von Misrata für dieses Kriegsverbrechen verantwortlich. Ebenso hätten der Präsidialrat und Martin Kobler dafür Verantwortung zu tragen. Der Premierminister der Tobruk-Regierung, Abdullah Thinni, forderte eine Untersuchung durch eine internationale Kommission und dass die Verantwortlichen vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag gestellt werden.
 Beamte aus Misrata sagten, sie seien über die Vorkommnisse entsetzt. Die Milizen hätten kriminell gehandelt und ihre Rückkehr nach Misrata sei nicht erwünscht.
Die Hauptstraße Tripoli – Misrata ist bei Garabulli wegen gewalttätiger Zusammenstöße zwischen lokalen Milizen und Misrata-Milizen blockiert.
21.06.  Die von Khalifa Ghwell geführte, sogenannte ‚Regierung der Nationalen Aussöhnung’ (Government of National Salvation) sagt der ‚Bengasi-Verteidigungsbrigade’ bei ihren Angriffen auf Ajdabija ihre Unterstützung zu, denn Ajdabija und Bengasi müssten von Gaddafisten befreit werden. Diese dritte ‚Aussöhnungs-Regierung’, die ihren Sitz immer noch in Tripolis hat, wird von der internationalen Gemeinschaft aber ebenso ignoriert wie von den meisten Milizen. Die Abu-Sita-Regierung bezeichnet die Anhänger der Ghwell-Regierung als Terroristen.
Khalifa Ghwell gab der NZZ ein Interview. Darin bestritt er, aus Tripolis geflohen zu sein und seine Ämter aufgegeben zu haben. Seine ‚Regierung der Nationalen Aussöhnung’ führe weiterhin in Tripolis die Geschäfte. Die sogenannte ‚Einheitsregierung’ unter Sarradsch habe in Libyen keinerlei Autorität und Legitimität und verfüge auch über keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Sie sei vom Ausland eingesetzt und nie vereidigt worden. Seine Ministerien führten weiterhin mit Hilfe der Miliz Libyscher Fadschr (Morgendämmerung) die Ministerien. Sie stünden kurz vor dem Sturm auf Sirte, um den IS zu verjagen. Sarradsch würde sich damit begnügen, auf Auslandsreisen zu gehen, Diplomaten zu empfangen und zu versuchen, der ‚Aussöhnungsregierung’ den Zugang zur Zentralbank zu sperren. Die Fadschr-Miliz werde keine vom Ausland eingesetzte Regierung akzeptieren. Seine Regierung führe auch Verhandlungen mit Vertretern General Hefters in Tobruk, werde jedoch dessen Beteiligung an der Macht nicht akzeptieren.
21.06.  Die Mission ‚Sophia’ vor der Küste Libyens wird ausgeweitet, das haben die Außenminister der EU auf einer Sitzung in Luxemburg beschlossen. Hinzukommen soll die Hilfe beim Aufbau einer libyschen Küstenwache und Marine.
22.06.  Eine Gruppe Jugendlicher aus Garabulli zerstörte einen Checkpoint der Misrata-Milizen auf der Straße Richtung Gasr al-Akhjar.
22.06.  Laut der Displacement Tracking Matrix (DTM) befinden sich in Libyen 425.250 Menschen auf der Flucht, 80 % von ihnen stammen aus den Städten Bengasi, Sirte, Tawerga und Derna. Die Gegenden, die am meisten Flüchtlinge aufgenommen haben, sind Bengasi, Bani Walid, Al-Baida und Abu Salim. Hauptfluchtursachen sind verschlechterte Sicherheitsbedingungen, v.a. durch den militärischen Konflikt um Sirte, Verschlechterung bei der öffentlichen Grundversorung (Wasser, Strom), verschlechterte wirtschaftliche Situation (hohe Inflation, Mangel an Bargeld, ausbleibende Lohnzahlungen).
Auf Spannungen zwischen den Bewohnern der Städte, die viele Flüchtlinge aufgenommen haben, und den Flüchtlingen gibt es noch keine Hinweise. Allerdings führen die Benzinknappheit und der schlechte und unsichere Zustand der Straßen zu schwierigen Bedingungen für den Transport von Waren und Hilfsgütern.
Daneben wird berichtet, dass 258.025 Personen auch wieder an ihre Wohnorte (v.a. nach al-Maja, Assahrah, Bengasi, al-Asisijah und Sawani bin Adam) zurückgekehrt sind. Diese stehen vor der schwierigen Aufgabe, ihre Häuser und Gemeinden wieder aufzubauen.
Die Zahl der Migranten in Libyen beträgt 264.014. Sie sind verstreut auf 516 verschiedene Orte. Drei Prozent werden in Gefangenenlagern festgehalten. Die meisten Ausländer, 22 Prozent, stammen aus dem Niger. Der Anteil von Syrern liegt bei nur einem Prozent.
Libyen ist ein Land, das von komplexen Migrantenrouten und –bewegungen gekennzeichnet ist, da Migranten Libyen sowohl als Durchgangsland betrachten als auch als Zielland. Viele nehmen auch immer wieder Ortswechsel innerhalb Libyens vor.
23.06.  An dem Begräbnis von zwölf Opfern der Explosion eines Munitionslagers am 21.6. , ausgelöst durch eine Misrata-Miliz, nahmen heute Tausende Bewohner von Garabulli teil. In den nächsten Tagen folgen weitere Begräbnisse, bei denen mit noch mehr Teilnehmern gerechnet wird.
24.06.  In ganz Tripolis verschärfen sich – vor allem seit den Geschehnissen in Garabulli – die massiven Proteste gegen die Anwesenheit von Misrata-Milizen in der Stadt. Im Westen der Stadt kommt es zu Straßenblockaden, Autoreifen brennen.
Nachdem ein Kind erschossen wurde, das mit seinem Vater im Auto unterwegs war, kommt es zu Zusammenstößen zwischen verschiedenen Milizen.
24.06.  Bei einer Bombenexplosion vor dem Krankenhaus in Bengasi finden fünf Menschen den Tod, 13 weitere werden verletzt. Das Attentat geht vermutlich auf den IS oder Ansar al-Scharia zurück, die in den letzten Wochen herbe Verluste durch die Libysche Nationalarmee hinnehmen mussten.
24.06.  Ein weiteres wichtiges IS-Hauptlager wurde in Ganfuda von der Libyschen Nationalarmee erobert. Es erfolgten dort auch verstärkt Luftangriffe.
24.06.  Ein Pressefotograph wurde in Gwrasha von einem Scharfschützen erschossen.
24.06.  Sputik News berichtet, dass der für das Africa Commando (AFRICOM) vorgeschlagene General Thomas Waldhauser bei einer Befragung vor dem amerikanischen Kongress sagte, er unterstütze eine stärkere militärische Präsenz in Libyen. Er vertrat die Meinung, dass die Anwesenheit des IS in Libyen für die USA eine permanente Bedrohung darstelle. Er fügte hinzu, dass es keinen Sinn mache, dass Land nicht zu bombardieren. Für seine Aussagen wurde Waldhauser große Zustimmung zuteil.
24.06.  JamahariyaNewsAgency: Libyen braucht keine ausländische Intervention. Wenn alle ausländischen Kräfte sofort das Land verlassen und aufhören, in Libyen Terroristen zu finanzieren und zu unterstützen, sowie den Versuch unterlassen, eine illegitime Regierung dem libyschen Volk aufzuzwingen, um damit ein gewähltes Parlament und die Libysche Nationalarmee zu verdrängen, und die Stämme und die libysche Armee ungehindert zusammenarbeiten ließen, würde Libyen innerhalb kürzester Zeit von allen dschihadistischen Terroristen befreit sein und das Land wäre wieder vereint.
25.06.  General Hefter erklärte in Bengasi, er sei der Überzeugung, die Mehrheit der Menschen in Misrata wünschten sich Frieden. Man dürfe Milizenkommandeuren nicht trauen, die behaupteten, die Stadt Misrata zu vertreten. „Wir alle  haben Verwandte, Freunde und Geschäftspartner in Misrata. Wir werden sie niemals fallen lassen.“ Diese Aussagen werden als Friedensangebot an Misrata gedeutet. Hefter meinte, es gäbe auch in Tripolis Milizenführer, mit denen die Armee begrenzt zusammenarbeiten könne, zum Beispiel mit dem Anführer der Rada-Security-Force, die den Flughafen kontrolliert. Allerdings sei eine Zusammenarbeit mit der Libyan Islamic Fighting Group LIFG völlig ausgeschlossen, da sie ein al-Kaida-Ableger sei.
26.06.  Drei Stadträte von Ajdabija haben die Absetzung des Bürgermeisters Salim Dschedhren gefordert. Salim Dschedhren ist der Bruder von Ibrahim Dschedhren, dem Anführer der Petroleum Facilities Guard (PFG). Salim Dschedhren wird vorgeworfen, sein Amt zu seinem eigenen Vorteil missbraucht zu haben. Die Stadträte seien auch gegen Gespräche gewesen, die Dschedhren in Tripolis mit der Abu-Sita-Regierung’ geführt hat. Denn sie weigerten sich, jemanden anzuerkennen, der die Libyan Islamic Fighting Group LIFG oder die Moslembruderschaft unterstützt.
Die drei Stadträte werden von den Stämmen der Gegend ebenso wie von anderen Stadträten unterstützt.
Siehe auch 09.06.: Ibrahim Dschedhren
26.06.  Sarradsch gibt zu, dass sich ausländisches Militär in Libyen aufhält. Er schließe eine Bitte nach weiterer Verstärkung nicht aus, diese stehe aber nicht unmittelbar bevor.
 26.06. General Khalifa Hefter ist nach einem Aufenthalt in Kairo, wo ihm die ägyptische Regierung logistische und Waffenhilfe sowie Unterstützung bei der militärischen Ausbildung zusagte, weiter nach Moskau geflogen, um Ersatzteile für Kampfjets und Waffen zu erbitten. Voraussichtlich wird Moskau nicht bereit sein, das UN-Waffenembargo zu brechen, aber die Libysche Nationalarmee wohl technisch und mit geheimdienstlichen Informationen unterstützen.
27.06.  Ein Arzt aus dem Sudan ist in Kufra erschossen aufgefunden worden. Er war an Armen und Beinen gefesselt und hatte Verletzungen am Kopf.
27.06.  In Tripolis haben Mitarbeiter des Strafvollzugs einen 24-Stunden-Streik begonnen und damit gedroht, alle Gefangenen auf freien Fuß zu setzen, wenn sie weiterhin kein Geld für die Versorgung der Gefangenen mit Essen bekommen. Es drohten sonst in den Gefängnissen Hungeraufstände.
27.06.  Schwere Artilleriegefechte werden aus dem Ganfouda-Distrikt in Bengasi gemeldet. Dort haben sich noch Kämpfer von IS, Ansar al-Scharia und Bengasi-Revolutions-Schura-Rat verschanzt. Aus islamistischen Posts im Internet lässt sich schließen, dass die Islamisten die Schlacht um Bengasi als definitiv verloren ansehen.
27.06.  Die Verteidiger von Saif al-Islam Gaddafi gaben in Den Haag eine Pressekonferenz, in der sie über die politische Situation in Libyen und die dortige Menschenrechtssituation berichteten.
28.06.  Bengasi-Gate: Ein 800 Seiten umfassender Bericht über die Vorgänge um den Angriff auf das amerikanische Konsulat in Bengasi 2012 und die Rolle, die Hillary Clinton dabei spielte, wurde vom Untersuchungsausschuss des Kongresses  veröffentlicht. Dabei kam es zu dem überraschenden Ergebnis, dass die verbliebenen Mitarbeiter der Botschaft letztendlich von Gaddafi-Leuten gerettet und in Sicherheit gebracht worden waren.
Ein damaliger Vermittler aus Bengasi sagte aus: „Wir sahen ein, dass die Situation auf dem Gelände unhaltbar war. Wir hatten nicht genügend Schützen und es gab zu viele Verletzte.“ Und weiter: „Der Trupp, der uns kurz nach dem Beschuss des Nebengebäudes mit Mörsergranaten zu Hilfe kam, konnte das gesamte Personal des Außenministeriums und der CIA sicher zum Flughafen bringen. Dieser Trupp, bekannt als militärischer Geheimdienst Libyens, kam mit 50 schwer bewaffneten Fahrzeugen.“
Das amerikanische Außenministerium hatte unter Clinton lokale Milizen unter Vertrag genommen, die nicht bereit waren, die US-Amerikaner zu befreien. Diese Milizen hätten zwei Tage vor der Ankunft des Botschafters in Bengasi angekündigt, sie würden das Gelände nicht mehr absichern. In dem Bericht heißt es, dass stattdessen ein Trupp des libyschen militärischen Geheimdienstes, von deren Existenz die CIA bis zu dem Angriff nichts ahnte, die US-Amerikaner in Sicherheit gebracht hätten. Der Trupp bestand aus früheren Offizieren des Gaddafi-Militärs, die sich aus Angst, von Milizen ermordet zu werden, versteckt hatten und sich so ruhig wie möglich verhielten, um ihre Anwesenheit in Bengasi nicht zu verraten. Der Bericht vermerkt: „Genau jene Libyer, die die USA während der Revolution entmachtet hatten, waren die einzigen, die in der Nacht des Bengasi-Angriffs den USA zur Seite standen – und damit wahrscheinlich dutzende Leben retteten.“[9]
            Der Ausschussbericht wirft Hillary Clinton in diesem Zusammenhang schwere Versäumnisse vor, unter anderem auch, dass die US-Regierung erst Tage nach dem Anschlag zugab, dass der Angriff in Bengasi keine spontane Reaktion einer aufgebrachten Menschenmenge auf einen islamfeindlichen Film gewesen war, sondern ein von langer Hand geplanter Terroranschlag.
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/06/29/libyen-bericht-erhebt-schwere-anschuldigungen-gegen-hillary-clinton/

Da vor dem NATO-Krieg gegen Libyen eine enge Zusammenarbeit zwischen den libyschen Geheimdiensten und der CIA im Kampf gegen den dschihadistischen Islamismus bestand, könnten persönliche Kontakte zum Eingreifen des libyschen Geheimdienstes geführt haben. 2011 waren etliche Mitarbeiter des amerikanischen Außenministeriums und der CIA gegen den Verrat an Gaddafi.



Aus: needfultruth.wordpress.com – jamahiriyanewsagency.wordpress.com – libyaherald.com – vivalibya.wordpress.com – libyaagainstsuperpowermedia.org – heute.de – deutsch.rt.com – süddeutsche zeitung – deutsche-wirtschaftsnachrichten.de – standard.at – welt.de – heise.de – cbsnews.com – sputnik-news.com – neue züricher zeitung





[4] https://needfultruth.wordpress.com/2016/01/08/the-us-helped-overthrow-libya-in-2011-heres-whats-happening-there-now-2/
[5] http://www.cbsnews.com/news/isis-libya-oil-fields-port-siddra-sirte/
[7] https://deutsch.rt.com/nordamerika/38910-wikileaks-gegen-killary-genug-beweise/

[8] www.heise.de/tp/artikel/48/48550/1.html
[9] https://libyaagainstsuperpowermedia.org/2016/06/29/gaddafi-loyalists-not-the-libyan-government-or-u-s-aligned-rebels-rescued-americans-in-benghazi/