Donnerstag, 31. August 2017
Dienstag, 29. August 2017
LIBYEN-KURZMELDUNGEN
Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn
einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen
war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun
ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und
die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.
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Nach Entführung: Ex-Marionettenpremier Ali Zeidan
verläßt Libyen wieder
29.8.2017. Der frühere pro-westliche
Marionettenpremierminister Ali Zeidan, der 2012-14 Libyen anderthalb Jahre
„regierte“, hat Libyen wieder verlassen, nachdem er dort seinen Sohn besuchen
wollte und von einer unbekannten bewaffneten Gruppe entführt wurde und neun
Tage in Geiselhaft gehalten wurde. Karam Chaled, ein Freund Zeidans, machte
Anhänger der „Einheitsregierung“ in Tripolis für die Entführung von Zeidan
verantwortlich, der während seiner Amtszeit als Regierungschef schon einmal
verschleppt und verprügelt worden war.
Tschad bricht Beziehungen zu Katar ab, wegen dessen
Unterstützung der Islamisten in Libyen
29.8.2017. Die Regierung des Tschad hat die
diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen und sich damit auf die Seite
Saudi-Arabiens gestellt, welches versucht, Katar politisch und wirtschaftlich
zu isolieren. Die Entscheidung ist ein typisch taktische Kehrtwende des
tschadischen Präsidenten Idriss Déby, verdankt er doch den Friedensschluß mit
dem Sudan dem Geld und der Vermittlung aus Katar – doch nun hat sich das kleine
Scheichtum am Golf zu einem Risiko entwickelt, da es im benachbarten Libyen die
radikalen Islamisten finanziert – offenbar im Gegensatz zum noch
konservativ-religiöseren Saudi-Arabien.
Venezuela demonstriert mit Militärmanöver
Abwehrbereitschaft gegenüber den Kriegsdrohungen aus Washington
29.8.2017. Mit einem militärischen Großmanöver und
der Mobilisierung von 200.000 Mann hat Venezuela am Wochenende seine
Verteidigungsbereitschaft gegenüber den Drohungen des US-Regimes klar
demonstriert. Die USA versuchen seit mehreren Jahren die demokratisch-sozialistische
Regierung zu destabilisieren und zu stürzen, um sich der gewaltigen
Erdölvorkommen zu bemächtigen – Beobachter befürchten ein ähnliches Szenario
wie in Libyen 2011, wo der Westen zunächst gewalttätige Proteste gegen die
Regierung unterstützte und anheizte, um damit einen Grund für eine „humanitäre
Intervention“ selbst zu fabrizieren.
Die Beziehungen Khalifa Heftars zu Israel
Libyen. Israels
heimliche militärische Unterstützung für Khalifa Heftar und die LNA.
Ein Artikel in al-Araby
zeigt die Beziehungen zwischen Khalifa Heftar, dem Befehlshaber der Libyschen
Nationalarmee, und Israel auf. Darin
heißt es, Israel liefere Waffen an die LNA und gebe Khalifa Heftar militärische
Unterstützung.[1]
Dieser Deal sei nach geheimen Treffen mit dem israelischen Geheimdienst,
vermittelt durch die VAE, zustande gekommen. Kontakte Heftars mit dem israelischen
Mossad sollen bereits seit über zwei Jahren bestehen, so sei es 2015 und 2016
zu geheimen Treffen in Jordanien gekommen.
Bei den Waffen handle es sich Präzisionsgewehre, made in
Israel. Die Verbindungen seien durch gehackte E-Mails des VAE-Botschafters in
den USA, die er mit einem Pro-israelischen Think-Tank tauschte, aufgedeckt und
durch einen hohen Militär der LNA bestätigt worden.
Bereits 2012 habe es in New York auch zwischen dem
israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu und dem VAE-Außenminister Scheikh
al-Nahjan geheime Treffen gegeben.
Algerische Medien berichten zwischenzeitlich, die algerische
Regierung hätte nach dem Bekanntwerden der Kontakte Heftars zu Israel an Heftar
ernste Warnungen gesandt.
Außerdem hat sich Omar al-Gawairi, ein Minister der libyschen Übergangsregierung
(Beida) mit zwei bekannten israelischen Politikern bereits letzten Monat auf
der griechischen Insel Rhodos getroffen, um über die Rückkehr libyscher Juden
zu verhandeln.
Und schon vor längerer Zeit wurden sechs Millionen US-Dollar
für die Dienste der kanadischen Lobby-Firma Dickens
and Madson bezahlt, die von einem Ari Ben-Menasche geführt wird.
Ben-Menasche ist ein israelischer Geschäftsmann, der zehn Jahre lang für den
israelischen Geheimdienst gearbeitet hat.[2] Auf libyscher
Seite unterzeichneten Agila Saleh (Parlamentspräsident Tobruk), Khalifa Heftar,
Abdul al-Nadhouri und Murad al-Scharif. Dieser Vertrag wurde vom
US-amerikanischen Justizministerium veröffentlicht.
Bereits in einem Artikel des Israel Defense[3]
vom Februar dieses Jahres wird Khalifa Heftar zum starken Mann in Libyen
erklärt. Nur er wäre fähig, Libyen vor den Islamisten und anderen Bewegungen zu
retten, die eine Bedrohung für Israel darstellen. Demnach soll es auf eine
Übereinkunft mit Sarradsch hinauszulaufen, bei der Heftar den Posten des
Oberkommandierenden der vereinten libyschen Streitkräfte bekommt, die Regierung
in Tripolis aber ihre Funktion behält.
Der Autor plädiert für ein geteiltes Libyen, zwar mit einer
Armee unter Heftar, aber zwei Regierungen, eine im Osten und eine im Westen des
Landes. Die beiden Landeshälften sollen durch eine Grenze getrennt und durch
die Nachbarländer kontrolliert werden. Daneben soll im Land eine multinationale
Truppe unter UN-Mandat stationiert werden.[4]
Da sollen Israel, die
USA, Frankreich und Großbritannien nur mal schön weiter träumen! Zwar ist es
ihnen gelungen, die libyschen Staatsstrukturen mit geballter Bombenkraft zu
zerschlagen, aber es wird ihnen nicht gelingen, Libyen seiner Souveränität zu
berauben. Libyen und seine Menschen werden selbst über die zukünftige
politische Gestaltung ihres Landes bestimmen und dies nicht fremden Mächte, die
in alter Kolonialmanier ihrem Größenwahn frönen, überlassen! Haben die USA,
Großbritannien und Frankreich wirklich ein so kurzes historisches Gedächtnis?
Die ganzen Kolonialkriege des vorigen Jahrhunderts, alles vergessen? Das
Selbstbestimmungsrecht der Völker, abgehakt? Dafür Morden und Zerstören und
Unterdrücken im Namen von Demokratie und Menschenrechten!
A. Gutsche
[1]
https://www.alaraby.co.uk/english/news/2017/7/24/libyas-haftar-provided-with-israeli-weaponry-following-uae-mediated-meetings
[2]
https://libyaagainstsuperpowermedia.org/2017/08/26/israels-mossad-replaces-cia-as-handler-of-libyan-strongman-khalifa-haftar/
[3]
http://www.israeldefense.co.il/en/node/28458
[4]
http://www.israeldefense.co.il/en/node/28458
Die Zerstörung Libyens im Spiegel der sich ändernden geopolitischen Machtverhältnisse
Libyen. Ohne Rücksicht
auf die betroffenen Völker und deren Menschen werden rücksichtslose und
gefährliche Weltmachtspielchen ausgetragen.
Wie bekannt, standen Gaddafis Bemühungen um die Schaffung
einer afrikanischen Währungsunion und der Einführung eines goldgedeckten
afrikanischen Dinars bei seinem Sturz 2011 kurz vor der Vollendung. Afrika
sollte aus seiner finanziellen Abhängigkeit gegenüber dem Westen mit Hilfe der
Schaffung dreier Institutionen befreit werden: der African Investment Bank im
libyschen Sirte, den African Monetary Fund (Afrikanischer Währungsfonds/AFM)
mit 42 Milliarden US-Dollar Einlagen in Yaoundé (Kamerun) und mit der
Afrikanische Zentralbank im nigerianischen Abuja. Die Guthaben der libyschen
Zentralbank in Höhe von rund 30 Milliarden US-Dollar standen zu diesem Zweck
zur Verfügung. Daneben besaß Libyen Gold im Wert von sechs Milliarden US-Dollar
und ebenso viel Silber, die seit dem Sturz Gaddafis verschwunden sind und in
den USA vermutet werden.
Diese für 2011 geplanten Vorhaben hätten voraussichtlich
das Ende des westafrikanischen CFA-Franc bedeutet, mit dem Frankreich seine
dreizehn ehemaligen afrikanischen Kolonien eng an sich bindet. Der von der
französischen Zentralbank kontrollierte CFA-Franc (Franc de la Communauté
Financière d’Afrique) war das Ergebnis der Verhandlungen von Bretton Woods, bei
denen 1944 das Weltwährungssystem neu geordnet wurde. „Dieses System sichert
Frankreich einen ungehinderten Zugang zu den afrikanischen Märkten und die
Versorgung mit billigen und strategisch wichtigen Rohstoffen (Öl, Uran,
Diamanten, Gold). Der freie Kapitalverkehr sorgt für die ungehinderte
Repatriierung von Profiten und Korruptionsgeldern.“[1] Und
weiter: „Das Regime des CFA ist die Grundlage für das Fortbestehen jenes
‚Francafrique‘ genannten Systems der Ausplünderung Afrikas und der kriminellen
Praktiken französischer Konzerne, die, flankiert von der Politik, von Korruption
bis zu Waffenschmuggel und Mord reichen. Abgesichert wird die Dominanz
Frankreichs durch Militärbasen in zahlreichen seiner ehemaligen Kolonien.“ Die
Abkommen, die diesbezüglich mit den aus den Kolonien hervorgegangenen Staaten
getroffen wurden, sind größtenteils immer noch geheim.
Nur zwei Monate, nachdem die afrikanischen Länder eine
Beteiligung Frankreichs am AFM abgelehnt hatten, begannen die Aufstände gegen
Gaddafi in Libyen. Am Ende des Krieges stand das Einfrieren von 30 Milliarden
Dollar auf westlichen Konten, die dem libyschen Staat gehört hatten und zur
Finanzierung eben dieser drei Projekte gedacht waren.
Rückblickend frage man sich, was geworden wäre, hätte
Gaddafi seine Politik verwirklichen können. Hätte dann nicht der heute so viel
beschworene wirtschaftliche Aufschwung und damit einhergehend die verbesserten
Lebensgrundgrundlagen der afrikanischen Bevölkerung dafür gesorgt, dass nicht
mehr unzählige Migranten den Weg nach Europa suchen? Hat nicht der Sturz
Gaddafis genau die Lösung, die heute händeringend gesucht wird, verhindert,
nämlich eine allgemeine Anhebung der Lebensverhältnisse in weiten Teilen
Afrikas?
Von Anfang an setzten die USA, Frankreich und Großbritannien
auf Krieg und den Sturz Gaddafis. Um erst gar nicht die Möglichkeit für
Verhandlungen aufkommen zu lassen, wurden unverzüglich die Botschafter aus
Tripolis abgezogen. Vermittlungsangebote, unter anderem von der Türkei und der
Afrikanischen Union, wurden abgelehnt. Joschka Fischer erklärte, die südliche
Gegenseite des Mittelmeers gehöre zur unmittelbaren Sicherheitszone der EU.[2]
Am 1. Mai 2011 sagte Moussa Ibrahim in der BBC: „Wir haben
immer wieder unsere Verhandlungsbereitschaft erklärt. Wir sind bereit für einen
Friedensplan, für eine politische Übergangszeit, bereit für Wahlen, bereit für
ein Referendum“.
Doch daran hatten Frankreich, Großbritannien und die USA
natürlich kein Interesse. Es galt, die postkolonialen Einflusszonen zu schützen
und Libyen zu zerschlagen.
Der arabische
Frühling: Moslembrüder an die Macht
Die Vorarbeit dazu war bereits in Tunesien und Ägypten
geleistet worden. Dort war die Moslembruderschaft als der neue Verbündete der
amerikanischen Außenministerin Clinton mit massiver Unterstützung der USA an
die Macht gekommen und die alten Regierungen, die sich geweigert hatten als
Aufmarschgebiet gegen Libyen zu dienen, gestürzt. Die Moslembrüder erfreuten
sich auch der uneingeschränkten Unterstützung der Türkei und Katars. In Libyen
wurden die aufständischen Islamisten finanziert, ausgebildet und mit Waffen
versorgt, so dass die Proteste sofort in Gewaltexzesse umschlugen.
Allerdings bestanden nicht nur zwischen den westlichen
Regierungen, sondern auch innerhalb von Regierungen Meinungsverschiedenheiten
über das Vorgehen in Libyen. So war
Verteidigungsminister Robert Gates strikt gegen die militärische Intervention,
die Hillary Clinton gegen seinen Willen bei Barak Obama durchsetzte. Auch die
NATO-Länder waren gespalten: Nur 14 der insgesamt 28 NATO-Staaten beteiligten
sich am Krieg gegen Libyen und die Befehlsgewalt konnte erst am 31. März, also
zwei Wochen nach Beginn der Bombardierungen, an die NATO übergeben werden.
Deutschland mit Außenminister Guido Westerwelle enthielt sich im
UN-Sicherheitsrat sogar der Stimme als es um die Einrichtung der Flugverbotszone
ging.
Hillary Clinton
fand ihren Plan sicher genial: Mit Hilfe von arabischen Staaten die Regierungen
anderer arabischer, nämlich der arabisch-sozialistischen Staaten zu stürzen und
Vertreter des politischen Islams, sprich Moslembrüder und al-Kaida, an die
Macht zu bringen. Deren Interessen deckten sich, zumindest vordergründig, mit
denen des Westens: alle sozialistischen Ideen ausmerzen, neoliberale
Wirtschaftsvorstellungen durchsetzen und die Bevölkerung in Dummheit und Armut
halten. Vorwärts in den Frühkapitalismus.
Nachdem in Tunesien
und Ägypten die Moslembrüder an die Macht gebracht waren und Libyen zerstört,
konnten die Waffen aus den libyschen Militärbeständen den islamistischen
Kräften in Syrien weitergereicht werden, um den nächsten Brocken zu schlucken:
Die Regierung des ebenfalls säkular-arabisch-sozialistischen Syriens, die noch
dazu ein Verbündeter Russlands war, musste weg. An dschihadistischen Kämpfern
fehlte es dank guter Bezahlung nicht. Die arabische Welt ist voll von armen
Schluckern, die bereit sind, für wenig Geld in den heiligen Krieg zu ziehen.
Soweit der Plan. Die Realität entwickelte sich allerdings
etwas anders. Libyen war zwar zerstört, doch bisher gelang es weder, eine
Marionettenregierung zu installieren, noch Libyen in drei Teile zu spalten. In
Syrien hält sich die Regierung Assad bis heute und ist dabei den Krieg zu
gewinnen.
Die Zerschlagung des Staates Libyens hatte die
Destabilisierung der gesamten Sahelzone zur Folge. Die Sahara ist Kriegsgebiet
und Deutschland wird nun auch in Mali verteidigt.
Libyen dient auch nicht mehr als Pufferzone für Migranten
auf ihrem Weg über das Mittelmeer nach Europa. Libyen ist nicht mehr das
gelobte Land, das Schwarzafrikanern Arbeit verspricht, sondern es wurde über
Nacht zu einem für Leib und Leben höchst gefährlichem Land, das ein Migrant
schnellst möglich durchqueren sollte. Hunderttausende Schwarzafrikaner nehmen
nun die Chance wahr, über die libysche Küste nach Italien zu gelangen.
Alles läuft aus dem
Ruder
Bereits mit der Ermordung von US-Botschafter Stevens in
Bengasi im Jahr 2012 war abzusehen, dass sich Clintons Pläne nicht nur in
Libyen zu einem Desaster entwickeln werden, sondern ihr später sogar die
Präsidentschaft kosteten.
Auch die Unterstützung aus den Nachbarländern brach weg. Der
Moslembruder Mursi, im Juni 2012 zum ägyptischen Präsidenten gewählt, wurde
schon im Juli 2013 nach tagelangen Massenprotesten durch einen Militärputsch
abgesetzt. Besonders übel war ihm angerechnet worden, dass er den Suez-Kanal an
Katar verscherbeln wollte. Der säkular ausgerichtete Militär al-Sisi und Feind
aller Moslembrüder trat im Juni 2014 sein Amt als ägyptischer Präsident an.
Auch in Tunesien wendete sich das Blatt. Gegen die mit
massiver US-Unterstützung nach dem Sturz Ben Alis an die Macht gekommene
islamistische Ennahda-Bewegung kam es im Juli 2013 nach der Ermordung
oppositioneller Politiker zu Massendemonstrationen und die Islamisten mussten
2014 einer sogenannten ‚Technokraten-Regierung‘ Platz machen.
In Libyen verloren die islamistischen Kräfte 2014 krachend
die Wahlen. Als sie sich weigerten, die Macht an das neu gewählte Parlament und
deren Regierung abzutreten, kam es zum Bürgerkrieg, in dessen Verlauf das
gewählte Parlament und die Regierung aus Tripolis in den Osten des Landes flüchten
mussten. Islamistische Milizen wie Libya Dawn und die Libyan Islamic Fighting
Group LIFG errichteten unter Führung des al-Kaida-Mannes Abdelhakim Belhadsch
in der Hauptstadt eine Schreckensherrschaft. Allein schon die weitere
Unterstützung dieser islamistischen Tripolis-Regierung durch den Westen,
insbesondere durch den UN-Sonderbevollmächtigen Martin Kobler, führt die
Behauptungen des Westens, in Libyen Demokratie und Menschrechte verankern zu
wollen, ad absurdum. Auf die sogenannte ‚Einheitsregierung‘ unter Sarradsch sei
an dieser Stelle nicht weiter eingegangen, da es sich dabei von vornherein um
eine Totgeburt handelte.
Die al-Sisi-Regierung Ägyptens, die nichts mehr fürchtete
als einen islamistischen Staat an ihrer östlichen Grenze, unterstützte nun
massiv – ebenso wie die VAE, die in Gegnerschaft zu Katar standen – das nun in
Tobruk tagende Parlament und die Übergangsregierung im Osten des Landes. Das
Parlament ernannte General Heftar, der mit seinen Milizen im Osten,
insbesondere in Bengasi, die Dschihadisten und al-Kaida bekämpfte, zur
offiziellen Libyschen Nationalarmee. Dabei bekam er mit Duldung der USA
Unterstützung von Frankreich, das – anders als Italien – nicht die Islamisten
in Tripolis und deren Hochburg Misrata, sondern Heftar unterstützte. Heftar,
ein Mann der CIA, der 2011 aus den USA herbeieilte, um Gaddafi stürzen zu
helfen, begann nun, auch die Kontakte nach Russland zu intensivieren. Daneben
werden Heftar Kontakte nach Israel nachgesagt, von wo er auch mit militärischer
Unterstützung rechnen konnte.[3]
Aufgrund der militärischen Hilfe von all diesen Mächten konnte Heftar die
Islamisten zurückdrängen und größere militärische Erfolge erringen.
Einen Beitrag dazu leisteten auch die libyschen Stämme, die
im Süden das Sagen haben und ohne deren Unterstützung sich keine Regierung wird
behaupten können. Muamar al-Gaddafis Sohn Saif al-Islam Gaddafi ist dabei der
große, rosarote Elefant, der in jedem Bild steht, von dem aber jeder so tut,
als ob er ihn nicht sähe und es ihn nicht gebe.
Russland greift
militärisch in Syrien ein
Das nächste Fiasko für die US-Strategie und den Westen
kündigte sich im September 2015 an, als Russland mit Kampfeinsätzen auf Seiten
der syrischen Regierung in den von außen gesteuerten Bürgerkrieg eingriff. Es
zeigte sich, dass die von den USA gesponserten sogenannten gemäßigten
Islamisten keine gemäßigten Islamisten waren, sondern nach Erhalt von Waffen
und Geldern zu al-Kaida überliefen. Es waren ganz echte Islamisten, die
Andersgläubige verachteten und bekämpften. Der Westen hatte sich Nattern am
eigenen Busen gezüchtet. Die alten Verbündeten entwickelten sich immer mehr zu
den neuen Feinden, so wie man das ja schon aus Afghanistan kennt. Syrien ist
aber nicht Afghanistan und die Russen hatten auch nicht mehr so viel mit der
alten geschlagenen Sowjetmacht gemein, sondern führten ihre neuen militärischen
Muskeln vor. Und so ist der syrische Präsident Assad mit Unterstützung
Russlands, des Irans und auch Chinas auf dem besten Weg, den Krieg gegen die
Islamisten zu gewinnen. Nebenbei: Diese erfreuen sich in der Bevölkerung
keinerlei Beliebtheit, weder in Syrien noch in Libyen, was sicher auch zu ihrem
Untergang beiträgt.
Die Rolle der Türkei
Auch die Türkei, einer der wichtigsten Unterstützer der
islamistischen Milizen in Libyen und Syrien, hat inzwischen gemerkt, dass sich
der Wind gedreht hat. Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen musste die Türkei
die Annäherung an Russland suchen, was dem Westen und Europa überhaupt nicht
gefällt. Erdogan verspricht sich auch in der Kurdenfrage mehr Entgegenkommen
von Russland und Syrien als von Europa und den USA. Wenn Erdogan aus
Menschenrechtsgründen und sonstigen vorgeschobenen edlen Motiven von Europa
kritisiert wird, kann man das getrost unter ‚Heuchelei‘ abhaken. Wenn die
türkischen Menschenrechtsverletzungen im Sinne des Westens begangen werden,
schweigt man sie schön tot, wenn Erdogan allerdings versucht, sich mit Russland
und Syrien zu verständigen, ist es ein ganz schlimmer Finger, aber natürlich
nicht deswegen, sondern weil er Regierungskritiker
wegsperrt. Friedensbemühungen stehen nur dem guten Westen zu und
Menschenrechtsverletzungen begehen immer nur die bösen anderen, und zwar gerade
dann, wenn es ins politische Kalkül passt.
Trump wird
US-Präsident
Das gesamte Projekt „Neuer Naher Osten“ schien also bereits
aus der Spur zu laufen als mit der Wahl Trumps zum neuen US-Präsidenten im
November 2016 der totale GAU eintrat. Trump vertrat jene Sicht der Militärs
und Geheimdienste, die sich von vornherein gegen den Sturz Gaddafis und den
Plan, al-Kaida als Proxi-Kämpfer in arabischen Ländern anzuheuern,
ausgesprochen hatten.
Diese Ablehnung geschah bestimmt nicht aus edlen Motiven,
sondern in der nicht unbegründeten Angst, dass diese Kriege die USA in den
finanziellen Ruin treiben und auf lange Sicht den Einfluss und das Prestige
Russlands in der Welt nachhaltig fördern könnten.
Makron lässt
Frankreichs koloniale Afrika-Ambitionen wieder aufleben
Da Frankreich schon seit längerem General Heftar und seine
LNA beim Kampf gegen die Islamisten unterstützt, fuhr Trump kurz nach dem
G20-Gipfel in Hamburg, wo er sich mit Putin getroffen hatte, zu Gesprächen mit
dem neugewählten, smarten französischen Präsidenten Macron nach Paris. Dieser
lud daraufhin nicht nur den Einheits-Sarradsch aus Tripolis, sondern auch den
LNA-General Heftar nach Paris zu sogenannten Friedensgesprächen ein. Nach dem
Treffen gab es zwar ein Bla-Bla-Zehn-Punkte-Papier, das aber niemand
unterzeichnen mochte.
Allerdings war nun klargestellt, dass in Sachen Libyen
innerhalb Europas ab jetzt Frankreich das Sagen hatte. Macron konnte sich als
Friedensstifter – allerdings ohne Frieden – präsentieren, und seine
Möchtegern-Bedeutung in Afrika zur Schau stellen. Anstatt wie früher mit Katar
arbeitet Frankreich nun eng mit Ägyptens al-Sisi zusammen, dem es 2015 noch
unter Hollande 24 Rafale-Kampfflugzeuge, zwei Mistral-Hubschrauberträger, eine
Fregatte und Raketen, alles im Wert von 5,2 Milliarden Dollar, lieferte. Damit
darf Ägypten auch mal Islamisten in Libyen bombardieren.[4]
Frankreichs Wunschvorstellung dürfte es sein, General Heftar als Chef einer
neuen Militärregierung à là Ägyptens al-Sisi zu installieren. Da sei Saif
al-Islam Gaddafi vor!
Es ist ziemlich eindeutig, dass Frankreich an seine
koloniale Vergangenheit anknüpfen will und eine Afrika-Politik fährt, die
seinen Macht- und Wirtschaftsinteressen dient. Allerdings kam diese Politik
Frankreich im letzten Jahrhundert am Ende der Kolonialzeit schon einmal
ziemlich teuer zu stehen.
Saudi-Arabien, Katar
und die Türkei
Saudi Arabien wurde von Trump dank Waffengeschäften und
Verbalattacken gegen den Iran auf Linie gebracht, Katar, das weiterhin auf die
Moslembrüder setzte, von den arabischen Bruder-Ländern isoliert. Die
Moslembrüder waren Saudi-Arabien schon immer ein Dorn im Auge und von den
Dschihadisten in Tripolis und Misrata auf Heftar im Osten umzuschwenken, war
deshalb leicht. Nur die Türkei muss Katar wegen seiner wirtschaftlichen
Abhängigkeit im Moment noch die Treue halten, wobei ihm dies aus ideologischer
Sicht nicht schwer fallen dürfte.
Die IS-Kämpfer haben sich immer mehr in den Süden Libyens
zurückgezogen und machen nun in der Sahara und den Sahelgebieten die
Grenzgebiete zu Tschad, Niger und Algerien unsicher.
Der Tschad
In den letzten Jahren unterstützt Frankreich auch den
südlich von Libyen gelegenen, bitterarmen Tschad und seinen Präsident Déby
immer stärker. Déby war gegen den Sturz Gaddafis und gegen den Libyen-Krieg.
Heute stellt der Tschad, der wirtschaftlich komplett von Frankreich abhängig
ist, Kämpfer zur Unterstützung von Heftars LNA. Dafür operieren mit
Unterstützung libyscher Islamisten, vor allem Misrata-Milizen und
al-Kaida-Kämpfern aus Bengasi, oppositionelle tschadische Gruppen von Libyen
aus gegen Déby. Da diese Gruppen von Katar unterstützt werden, hat der Tschad
am 23. August die Schließung der Botschaft von Katar in seiner Hauptstadt
Dschamena angeordnet.
Die Rolle Israels
Die Träume Israels scheinen ein geteiltes Libyen zu sein,
zwar mit einer Armee unter Heftar, aber zwei Regierungen, eine im Osten und
eine im Westen: die beiden Landeshälften durch eine Grenze getrennt,
kontrolliert durch die Nachbarländer und mit der Stationierung einer
multinationalen Truppe unter UN-Mandat.[5]
Israels Träume und libysche Albträume!
Und Russland
Russland wird wohl von allen Mitspielern eine kleine Rolle
im zukünftigen Libyen eingeräumt, weitere Waffengeschäfte mit Libyen – im
Moment scheinen die Deals über Algerien zu laufen, das neunzig Prozent seiner
Waffen von Russland bezieht – und vielleicht ein Marinestützpunkt in der
Kyrenaika? Russland ist sich durchaus bewusst, dass Heftar ein schillernder
CIA-Mann ist und trauert bestimmt den guten alten Gaddafi-Zeiten nach. Der
Kontakt zu den libyschen Stämmen scheint nach wie vor zu stehen.
Italien – der große
Verlierer
Ein großer Verlierer bei dem ganzen Spiel ist Italien. Nach
der grauseligen Kolonialgeschichte, die Italien mit Libyen verbindet,
entstanden eigentlich recht gute und für beide Länder fruchtbare Beziehungen,
die nun restlos dahin sind. Seit Italien den Franzosen, Briten und der USA
seine Militärbasen für Flüge zur Bombardierung Libyens trotz des zwischen
beiden Ländern geschlossenen Freundschaftsvertrags zur Verfügung stellte, offen
die islamistischen Kräfte in Tripolis und Misrata unterstützte und seine Kriegsmarine
wieder in Tripolis einläuft, dürfte sich Italien alle libyschen Sympathien
verscherzt haben. Dafür hat jetzt bei Verhandlungen Frankreich das Sagen und
Italien stattdessen ein riesiges Flüchtlingsproblem, das vermutlich bei den
nächsten Wahlen das Land zerreißen wird.
Alle Versuche Italiens und der EU, die Flüchtlingswelle aus
Schwarzafrika einzudämmen, werden nicht wirklich erfolgreich sein, auch nicht
durch den Einsatz der italienischen Marine, dem Aufbau einer
dubios-mafiös-kriminellen libyschen Küstenwache oder den lachhaften Versuch,
Grenzzäune durch die libysche Sahara zu ziehen. Italien hat beim
Libyen-Abenteuer einfach die Arschkarte gezogen.
Der Nahe Osten sollte wieder einmal in guter alter
Kolonialmanier von den Globalplayern aufgeteilt werden. Doch könnte das Projekt
„Neuer Naher Osten“ noch ganz anders enden als in der von den Strippenziehern
gedachten Weise.
Die große Frage bleibt: Wie sind nachhaltig die
rücksichtslosen Machtspiele zu stoppen, die so viel Leid und Schmerz über die davon
betroffenen Völker bringen?
Angelika Gutsche
27.08.2017
[1]
https://www.jungewelt.de/artikel/316520.westliche-politik-der-zerst%C3%B6rung.html
[2] SZ
vom 22.3.2011
[3]
https://www.alaraby.co.uk/english/news/2017/7/24/libyas-haftar-provided-with-israeli-weaponry-following-uae-mediated-meetings
[4]
https://deutsch.rt.com/afrika/56259-frankreich-afrika-macron-libyen-kolonialismus-vormacht-mali-krieg/
[5]
http://www.israeldefense.co.il/en/node/28458
Dienstag, 22. August 2017
Libyen – Innenansichten aus dem Widerstand
Miriam al-Fatah. Eine
Libyerin, die den täglichen Horror in ihrer Heimatstadt Tripolis erlebt und für
den Widerstand arbeitet, beurteilt die aktuelle Situation.
Miriam al-Fatah ist Libyerin, 58 Jahre alt und lebt in
Tripolis. Ihr Vater war libyscher Geschäftsmann, ihre Mutter kam aus Europa.
Al-Fatah machte ihren Abschluss an der London
Economic School. Sie arbeitete in Europa und in Libyen. Die
Computerfachfrau beherrscht fünf Sprachen. Als 2011 der Westen und seine
Verbündeten Libyen angegriffen, bot sie ihre Dienste dem libyschen Geheimdienst
an und ging in den Untergrund. Heute ist sie für den Grünen Widerstand aktiv.
Auch wenn man nicht jede Meinung von Miriam al-Fatah teilen
mag, sollte man anhören, was sie zu sagen hat und wie ihre Sicht auf Libyen,
Gaddafi, Krieg und Religion ist. Es hilft uns allen zu verstehen, was gerade in
Libyen passiert und mit welcher Bitternis und welchem Zorn die libysche
Bevölkerung der Zerstörung ihres Landes zusehen muss.
Vor wenigen Wochen schrieb al-Fatah auf ihrem Blog: „Die
vielen vergossenen Tränen haben auf meinem Gesicht Narben hinterlassen.
Plötzlich fühle ich mich alt und müde. Ich spreche mit Leuten in ganz Europa
und in den USA und ich sehe, dass sie keine Ahnung haben, warum es in Libyen
einen Krieg gab und einige wissen nicht einmal, dass der Krieg immer noch
fortdauert. Ich glaubte, ich könne nicht mehr von der Unwissenheit der Leute
überrascht werden, aber ihre Haltung wie „Shit happens“ oder „Warum beschwerst
du dich? Reicht es nicht, dass wir dich von einem Diktator befreit haben?“
machen mich fassungslos. Ich muss den Leuten erklären, wie Libyen vor dem Krieg
war und wie es jetzt ist: Die Hauptstadt befindet sich immer noch in der Hand
von Milizen, ständig werden Menschen entführt, Morde sind an der Tagesordnung,
Frauen werden belästigt, es gibt kein Gesetz. Unsere Kinder wurden entführt und
in fremde Länder verkauft. Unsere Frauen wurden entführt, vergewaltigt und
verkauft. Das passierte alles im ‚befreiten‘ Libyen. Wir haben jetzt westliche
Demokratie, vorher hatten wir unsere Demokratie, das war eine Demokratie des
Volkes!
Wenn Ihr Euch schreckliche Videos aus Libyen anseht, dann sitzt Ihr
bequem im Wohnzimmersessel und könnt die Stopp-Taste drücken, wenn es zu viel
wird. Ich bin seit sechs Jahren gezwungen, dies alles immerfort zu ertragen.
Und ich sehe noch immer kein Licht am Ende des Tunnels! Und das Gleiche
passiert auch in Syrien, im Irak und im Jemen…
Warum unternimmt niemand etwas? Nicht wegen mir, sondern aus
Menschlichkeit!“[1]
Im Folgenden finden sich Auszüge aus verschiedenen
schriftlichen und mündlichen Interviews und Gesprächen mit Miriam al-Fatah, die
zu Themenblöcken zusammengefasst sind. Miriam al-Fatah hat den Text in seiner
deutschen Übersetzung autorisiert.
Libyen vor 2011: Als ab 1997 das
Embargo gegen Libyen langsam beendet wurde, nahm das Land einen großen
Aufschwung. Es konnten sich unabhängige Geschäftsleute etablieren, der
Tourismus kam ins Land.
Vor dem Krieg 2011 konnten nur etwa drei Prozent der Libyer als arm bezeichnet werden. Aber auch sie hatten eine Wohnung. Alle anderen hatten keine finanziellen Probleme. Jeder Libyer konnte frei aus- oder einreisen.
Die Sicherheitslage war ausgezeichnet. Als Frau konntest du nachts allein unterwegs sein, bis zum Morgen, niemand hielt einen auf. Man fühlte sich beschützt.
Ab 2008 verfolgte Gaddafi den Plan, Libyen in ein zweites Dubai zu verwandeln, in das Millionen Touristen strömen sollten. Es sollte Bars geben, in denen auch Alkohol erlaubt war. Zwischen 2008 und 2011 war ganz Libyen eine Baustelle. Es gab unglaublich viele Bauprojekte: Eisenbahnverbindungen, U-Bahnen, Konzertsäle, Hotels, Wohnungen. 2012 sollte in Tripolis der größte internationale Flughafen Afrikas eröffnet werden.
Vor dem Krieg 2011 konnten nur etwa drei Prozent der Libyer als arm bezeichnet werden. Aber auch sie hatten eine Wohnung. Alle anderen hatten keine finanziellen Probleme. Jeder Libyer konnte frei aus- oder einreisen.
Die Sicherheitslage war ausgezeichnet. Als Frau konntest du nachts allein unterwegs sein, bis zum Morgen, niemand hielt einen auf. Man fühlte sich beschützt.
Ab 2008 verfolgte Gaddafi den Plan, Libyen in ein zweites Dubai zu verwandeln, in das Millionen Touristen strömen sollten. Es sollte Bars geben, in denen auch Alkohol erlaubt war. Zwischen 2008 und 2011 war ganz Libyen eine Baustelle. Es gab unglaublich viele Bauprojekte: Eisenbahnverbindungen, U-Bahnen, Konzertsäle, Hotels, Wohnungen. 2012 sollte in Tripolis der größte internationale Flughafen Afrikas eröffnet werden.
Muammar al-Gaddafi: Als ich etwa zwanzig Jahre alt war, habe
ich Gaddafi persönlich kennengelernt, am Strand bei Tripolis. Damals habe ich
mich für Politik nicht so interessiert. Aber ich war der Meinung, dass Russland
und die USA mit den kleinen Ländern Schach spielen.
Gaddafi war ein Mann des Militärs und autoritär. Das liegt mir nicht. Meine persönlichen politischen Ansichten sind demokratisch geprägt. Unbestreitbar ist jedoch, dass Gaddafi große Verdienste um Libyen errang und dass er ein politisches Genie war. Natürlich machte er während seiner langen Regierungszeit auch Fehler. Doch die Menschen liebten ihn. Von den 6,5 Millionen Libyern (die Bevölkerungszahl vor dem Krieg) waren 6,3 Millionen für Gaddafi. Sogar die Washington Post musste widerstrebend eingestehen: „Viele Libyer scheinen Gaddafi zu unterstützen.“ Und: „Aber nach sechs Tagen alliierter Bombenangriffe auf libysche Militärziele ist klar, dass Gaddafi in den weiträumigen Gebieten, die jenseits der von Rebellen beherrschten Enklaven im Osten des Landes liegen, auf die kämpferische Loyalität eines bedeutenden Teils der Bevölkerung zählen kann.“ Weiter: „Sogar Gaddafis Gegner, die sich ihren Unmut nur außerhalb der Hörweite von Regimebefürwortern äußern trauten, räumen ein, dass der Mann, der Libyen für mehr als 42 Jahre regierte, nun wirklich jede Unterstützung bekommen muss.“[2]
Ab 1987 zeigte sich Gaddafi öffentlich nur noch bei Paraden oder ähnlichem. Das Land regierte die Dschamahirija-Regierung, an der er nicht beteiligt war. Doch vor allem bei umstrittenen Entscheidungen wurde er gefragt; er hörte alle Seiten und hatte dann das letzte Wort. Er war das Sinnbild für Libyen.
Im Juli 2011 gab es auf dem Grünen Platz in Tripolis eine Kundgebung. Drei Millionen Menschen – auch ich – waren dort, um Gaddafi zu unterstützen. Es gibt dazu ein Video[3].
Gaddafi verhalf den Libyern auf der ganzen Welt zu Respekt.
Wenn der Westen den Libyern erlaubt hätte, frei zu wählen, hätte Gaddafi einen Erdrutschsieg eingefahren. Wenn wir Gaddafi nicht gewollt hätten, hätten wir ihn schon lange von der Macht entfernt. Wir hätten nicht darauf gewartet, dass die Amerikaner das für uns machen. Wir folgen unseren Stammesführern.
Gaddafi hatte die Eier, sich gegen die USA und Großbritannien zu stellen. Er wurde von ihnen dämonisiert, die Medien stellten ihn als Clown dar. Das war er überhaupt nicht. Er wurde wegen des Lockerbie-Flugzeugattentats 1988 angeklagt, obwohl er damit nichts zu tun hatte. Die USA und Großbritannien hatten Gründe, die Maschine abstürzen zu lassen.[4] Auch für den Tod der Polizistin, die 1984 in London erschossen wurde, war nicht Gaddafi verantwortlich.[5] Zu dem Bombenanschlag in der Berliner Diskothek La Belle 1986 – ich war zu dieser Zeit in Berlin – gibt es eine Dokumentation aus Ostberlin, die besagt, es seien Mudschaheddin in Verbindung mit der CIA und den Libanesen gewesen.[6]
Gaddafi wurde von Hillary Clinton gehasst, weil er im Vorwahlkampf Barak Obama gesponsert hatte und nicht sie. Er musste weg, weil er zu erfolgreich Libyen und ganz Afrika voranbrachte und damit eine Bedrohung für die Vormachtstellung der USA und Frankreich in Afrika war.
Gaddafi war mutig und ehrlich, ich bin froh, dass ich ihn gekannt habe.
Gaddafi war ein Mann des Militärs und autoritär. Das liegt mir nicht. Meine persönlichen politischen Ansichten sind demokratisch geprägt. Unbestreitbar ist jedoch, dass Gaddafi große Verdienste um Libyen errang und dass er ein politisches Genie war. Natürlich machte er während seiner langen Regierungszeit auch Fehler. Doch die Menschen liebten ihn. Von den 6,5 Millionen Libyern (die Bevölkerungszahl vor dem Krieg) waren 6,3 Millionen für Gaddafi. Sogar die Washington Post musste widerstrebend eingestehen: „Viele Libyer scheinen Gaddafi zu unterstützen.“ Und: „Aber nach sechs Tagen alliierter Bombenangriffe auf libysche Militärziele ist klar, dass Gaddafi in den weiträumigen Gebieten, die jenseits der von Rebellen beherrschten Enklaven im Osten des Landes liegen, auf die kämpferische Loyalität eines bedeutenden Teils der Bevölkerung zählen kann.“ Weiter: „Sogar Gaddafis Gegner, die sich ihren Unmut nur außerhalb der Hörweite von Regimebefürwortern äußern trauten, räumen ein, dass der Mann, der Libyen für mehr als 42 Jahre regierte, nun wirklich jede Unterstützung bekommen muss.“[2]
Ab 1987 zeigte sich Gaddafi öffentlich nur noch bei Paraden oder ähnlichem. Das Land regierte die Dschamahirija-Regierung, an der er nicht beteiligt war. Doch vor allem bei umstrittenen Entscheidungen wurde er gefragt; er hörte alle Seiten und hatte dann das letzte Wort. Er war das Sinnbild für Libyen.
Im Juli 2011 gab es auf dem Grünen Platz in Tripolis eine Kundgebung. Drei Millionen Menschen – auch ich – waren dort, um Gaddafi zu unterstützen. Es gibt dazu ein Video[3].
Gaddafi verhalf den Libyern auf der ganzen Welt zu Respekt.
Wenn der Westen den Libyern erlaubt hätte, frei zu wählen, hätte Gaddafi einen Erdrutschsieg eingefahren. Wenn wir Gaddafi nicht gewollt hätten, hätten wir ihn schon lange von der Macht entfernt. Wir hätten nicht darauf gewartet, dass die Amerikaner das für uns machen. Wir folgen unseren Stammesführern.
Gaddafi hatte die Eier, sich gegen die USA und Großbritannien zu stellen. Er wurde von ihnen dämonisiert, die Medien stellten ihn als Clown dar. Das war er überhaupt nicht. Er wurde wegen des Lockerbie-Flugzeugattentats 1988 angeklagt, obwohl er damit nichts zu tun hatte. Die USA und Großbritannien hatten Gründe, die Maschine abstürzen zu lassen.[4] Auch für den Tod der Polizistin, die 1984 in London erschossen wurde, war nicht Gaddafi verantwortlich.[5] Zu dem Bombenanschlag in der Berliner Diskothek La Belle 1986 – ich war zu dieser Zeit in Berlin – gibt es eine Dokumentation aus Ostberlin, die besagt, es seien Mudschaheddin in Verbindung mit der CIA und den Libanesen gewesen.[6]
Gaddafi wurde von Hillary Clinton gehasst, weil er im Vorwahlkampf Barak Obama gesponsert hatte und nicht sie. Er musste weg, weil er zu erfolgreich Libyen und ganz Afrika voranbrachte und damit eine Bedrohung für die Vormachtstellung der USA und Frankreich in Afrika war.
Gaddafi war mutig und ehrlich, ich bin froh, dass ich ihn gekannt habe.
Sozialstaat: Gaddafi tat viel für das Volk. Die Leute bekamen eine gediegene
Ausbildung, die kostenlos war, ebenso wie das Gesundheitswesen. Jeder hatte ein
Zuhause. Bekam ein Paar ein Baby, wurde der angehenden Familie ein zinsloses
Darlehen in Höhe von 50.000 Dollar für eine neue Wohnung gewährt. Wollte jemand
im Ausland studieren, finanzierte ihm das der Staat, inklusive Taschengeld. Ein
Auto kostete nur halb so viel wie in Europa. Wir waren gut versorgt. Sogar CNN
sagte letztes Jahr: „Noch vor fünf Jahren war Libyen eines der wohlhabendsten
und stabilsten Nationen in Afrika. Das Land wurde seit über vierzig Jahren von
Oberst Gaddafi geführt, seit er in einem Staatsstreich 1969 die Macht erlangt
hatte. Und die sechs Millionen Bürger genossen den Wohlstand durch die reichen
Ölvorkommen.“[7]
Liebt nicht auch der normale Russe deshalb Wladimir Putin? Ich glaube nicht, dass sich die Russen den Tod von Putin wünschen.
Liebt nicht auch der normale Russe deshalb Wladimir Putin? Ich glaube nicht, dass sich die Russen den Tod von Putin wünschen.
Frauenrechte: Ab 1970 erhielten die libyschen Frauen ihre Freiheit.
Anders als in anderen arabischen Ländern konnten sie Autofahren, ohne
Begleitung reisen, Land erwerben usw. Es gab ein Gesetz gegen die Zwangsehe.
Eine Frau konnte eine Zwangsehe bei der Polizei anzeigen. Wurde festgestellt,
dass ihre Aussage richtig war, wurde die Ehe für ungültig erklärt. Frauen
konnten auch in der Politik Karriere machen. In der libyschen Regierung waren
mehr Frauen als Männer.
Der Krieg: 2008 hatte Gaddafi die weitere Aufrüstung von Libyen gestoppt.
Erst 2011 plante er, wieder Jets zu kaufen. Das war aber noch nicht einmal
spruchreif. Wir hatten nur altes Militärgerät und die NATO ließ acht Monate
lang abgereicherte Uranbomben auf uns regnen. Ohne die Nato-Bombardements
hätten die ‚Rebellen‘ keinen Millimeter in Libyen erobern können. Trotz der
Schwäche des libyschen Militärs hielt Libyen acht Monate gegen die geballte
Nato-Kraft durch.
Seit dem Fall der Dschamahirija hat Libyen jede politische, finanzielle und sogar soziale Stabilität verloren. Libyen wurde von einem der reichsten und blühendsten Länder der Welt zu einem failed state gebombt. Über 100.000 Zivilisten einschließlich Frauen und Kinder verloren ihr Leben. Insgesamt sind 500.000 Menschen getötet worden, Opfer auf beiden Seiten gerechnet, auch wenn der Westen sagt, es seien nur 100.000 gewesen. In den letzten sechs Jahren haben wir, alles zusammengerechnet, etwa eine Millionen Menschen durch Gewalttaten verloren, getötet durch al-Kaida, IS und andere feine Gruppen, die von Obama und Großbritannien unterstützt, finanziert und ausgebildet wurden.
An die zwei Millionen Libyer haben das Land verlassen. Sie sind nach Tunesien, Ägypten, Algerien und in die Emirate. Die Bevölkerung wurde so auf die Hälfte dezimiert.
Wir hatten den Great-Man-Made-River, ein künstlicher Fluss, gespeist aus fossilen Grundwasserreservoirs unter dem Saharasand, der ganz Libyen mit Wasser versorgte. Wir hatten in jedem Haushalt fließend Wasser. Die NATO hat bei den Bombardierungen die Röhrenfabrik zerstört. Heute ist Trinkwasser knapp.
Der libysche Geheimdienst konnte 2011 viele Leben retten, weil er Informationen hatte, welche Gebäude bombardiert werden sollten. Wir konnten auch einige Schiffe ausfindig machen, die NATO-Materialien an Bord hatten. Man muss sich das mal vorstellen: Die NATO hatte niemanden im Land, der für sie arbeitete. Deshalb fragten sie über Twitter, wo sie bombardieren sollen. Die CIA erhielt über Twitter Daten von Libyern, die in den USA lebten. Diese hatten ihrerseits Kontakt zu Verwandten in Libyen. Es gab nur drei Libyer, die aus Libyen twitterten. Dann gab es noch al-Kaida-Leute, die Informationen gaben. Und unter den Reportern der Medien wie CNN waren CIA-Mitarbeiter, die auch Nachrichten weitergaben. Sie standen unter Beobachtung, wurden aber nicht des Landes verwiesen. Man muss sich das vorstellen: Diese riesige Kriegsmaschinerie mit dem vielen Geld kam blind ins Land. Deshalb gab es so viele zivile Opfer. Und die Franzosen bombardierten versehentlich eine private Söldnermannschaft, die auf ihrer Seite kämpfte.
Es hieß 2011, in Libyen sei eine Revolution ausgebrochen. Das ist totaler Schwachsinn.
Es gibt ein auf Hebräisch geschriebenes Dokument, das von Israel und Abd al-Dschalil[8] unterzeichnet ist und in dem Israel Dschalil seine Unterstützung versichert. Es war eine Militärbasis an der libysch-algerischen Grenze geplant.
Übrigens gab Dschalil dem nationalen saudi-arabischen Fernsehsender 2014 ein Interview, in dem er zugab, dass es in Libyen 2011 keine echte Revolution gegeben habe. Gaddafi habe keine Massaker begangen. Dies sei alles gefälscht gewesen. Die Toten, die sie damals zeigten, seien als Libyer verkleidete Auslandsagenten gewesen.
Der ursprüngliche Plan der Invasionsmächte war, Libyen in drei Teile aufzuspalten. Tripolitanien sollte den Engländern zugeschlagen werden, die Kyrenaika den USA und der Fessan, an der Grenze zu Algerien gelegen, den Franzosen. Die Stämme und andere Aktivisten versuchen dies unbedingt zu verhindern.
Was mich wirklich interessieren würde: Wie haben sich die amerikanischen, englischen, kanadischen Piloten der NATO gefühlt, als sie, nachdem sie uns mit abgereichertem Uran bombardiert hatten, nach Hause zu ihren Familien gingen?
Seit dem Fall der Dschamahirija hat Libyen jede politische, finanzielle und sogar soziale Stabilität verloren. Libyen wurde von einem der reichsten und blühendsten Länder der Welt zu einem failed state gebombt. Über 100.000 Zivilisten einschließlich Frauen und Kinder verloren ihr Leben. Insgesamt sind 500.000 Menschen getötet worden, Opfer auf beiden Seiten gerechnet, auch wenn der Westen sagt, es seien nur 100.000 gewesen. In den letzten sechs Jahren haben wir, alles zusammengerechnet, etwa eine Millionen Menschen durch Gewalttaten verloren, getötet durch al-Kaida, IS und andere feine Gruppen, die von Obama und Großbritannien unterstützt, finanziert und ausgebildet wurden.
An die zwei Millionen Libyer haben das Land verlassen. Sie sind nach Tunesien, Ägypten, Algerien und in die Emirate. Die Bevölkerung wurde so auf die Hälfte dezimiert.
Wir hatten den Great-Man-Made-River, ein künstlicher Fluss, gespeist aus fossilen Grundwasserreservoirs unter dem Saharasand, der ganz Libyen mit Wasser versorgte. Wir hatten in jedem Haushalt fließend Wasser. Die NATO hat bei den Bombardierungen die Röhrenfabrik zerstört. Heute ist Trinkwasser knapp.
Der libysche Geheimdienst konnte 2011 viele Leben retten, weil er Informationen hatte, welche Gebäude bombardiert werden sollten. Wir konnten auch einige Schiffe ausfindig machen, die NATO-Materialien an Bord hatten. Man muss sich das mal vorstellen: Die NATO hatte niemanden im Land, der für sie arbeitete. Deshalb fragten sie über Twitter, wo sie bombardieren sollen. Die CIA erhielt über Twitter Daten von Libyern, die in den USA lebten. Diese hatten ihrerseits Kontakt zu Verwandten in Libyen. Es gab nur drei Libyer, die aus Libyen twitterten. Dann gab es noch al-Kaida-Leute, die Informationen gaben. Und unter den Reportern der Medien wie CNN waren CIA-Mitarbeiter, die auch Nachrichten weitergaben. Sie standen unter Beobachtung, wurden aber nicht des Landes verwiesen. Man muss sich das vorstellen: Diese riesige Kriegsmaschinerie mit dem vielen Geld kam blind ins Land. Deshalb gab es so viele zivile Opfer. Und die Franzosen bombardierten versehentlich eine private Söldnermannschaft, die auf ihrer Seite kämpfte.
Es hieß 2011, in Libyen sei eine Revolution ausgebrochen. Das ist totaler Schwachsinn.
Es gibt ein auf Hebräisch geschriebenes Dokument, das von Israel und Abd al-Dschalil[8] unterzeichnet ist und in dem Israel Dschalil seine Unterstützung versichert. Es war eine Militärbasis an der libysch-algerischen Grenze geplant.
Übrigens gab Dschalil dem nationalen saudi-arabischen Fernsehsender 2014 ein Interview, in dem er zugab, dass es in Libyen 2011 keine echte Revolution gegeben habe. Gaddafi habe keine Massaker begangen. Dies sei alles gefälscht gewesen. Die Toten, die sie damals zeigten, seien als Libyer verkleidete Auslandsagenten gewesen.
Der ursprüngliche Plan der Invasionsmächte war, Libyen in drei Teile aufzuspalten. Tripolitanien sollte den Engländern zugeschlagen werden, die Kyrenaika den USA und der Fessan, an der Grenze zu Algerien gelegen, den Franzosen. Die Stämme und andere Aktivisten versuchen dies unbedingt zu verhindern.
Was mich wirklich interessieren würde: Wie haben sich die amerikanischen, englischen, kanadischen Piloten der NATO gefühlt, als sie, nachdem sie uns mit abgereichertem Uran bombardiert hatten, nach Hause zu ihren Familien gingen?
Kriegsgründe: Wir wussten, dass es zu Gaddafis Zeiten etwa 200.000
Personen gab, die im Exil lebten und gegen Gaddafi waren. Die meisten von ihnen
waren religiöse Fanatiker und Mistkerle, die dem libyschen Volk das Geld
stahlen.
Gaddafi wurde vernichtet, weil er gegen AFRICOM[9] war. Auch wollte Libyen eine goldgedeckte afrikanische Währung einführen, die den französischen Dinar, den CFA, ablösen sollte. Das wollten vor allem Frankreich, aber auch die USA und Großbritannien nicht zulassen. Es waren kurz vor Kriegsbeginn die alten Ölverträge mit den USA, Italien, England und Kanada ausgelaufen. Gaddafi musste weg, bevor die neuen Verträge verhandelt wurden. Denn Gaddafi wollte das Geld zurück, das er den Lockerbie-Angehörigen als Entschädigung bezahlt hatte, obwohl er für den Flugzeugabsturz nicht verantwortlich war.
In Libyen gab es schon oft Invasionen. Es kamen Griechen, Römer, Türken, Spanier und viele andere. Alle wurden sie wieder aus dem Land gejagt.
Gaddafi wurde vernichtet, weil er gegen AFRICOM[9] war. Auch wollte Libyen eine goldgedeckte afrikanische Währung einführen, die den französischen Dinar, den CFA, ablösen sollte. Das wollten vor allem Frankreich, aber auch die USA und Großbritannien nicht zulassen. Es waren kurz vor Kriegsbeginn die alten Ölverträge mit den USA, Italien, England und Kanada ausgelaufen. Gaddafi musste weg, bevor die neuen Verträge verhandelt wurden. Denn Gaddafi wollte das Geld zurück, das er den Lockerbie-Angehörigen als Entschädigung bezahlt hatte, obwohl er für den Flugzeugabsturz nicht verantwortlich war.
In Libyen gab es schon oft Invasionen. Es kamen Griechen, Römer, Türken, Spanier und viele andere. Alle wurden sie wieder aus dem Land gejagt.
Bengasi: Nach 2011 wurden das östliche Libyen und Bengasi zur Hölle:
Entführungen, Vergewaltigungen und Schießereien waren an der Tagesordnung – wie
eine Art von Videospiel. Al-Kaida übernahm Bengasi.
Tripolis: In Tripolis waren bis 2014 die Lebensverhältnisse
tolerabel. Aber im Moment sind die Probleme in Tripolis schlimmer als im Osten.
Selbst wenn man arbeitet, kann man kein Geld auf der Bank abheben, weil es kein
Bargeld gibt. Die Leute verkaufen deshalb alles, was sie haben, damit die
Familie überleben kann. Allerdings kann man keine Häuser verkaufen, denn wenn
bekannt wird, dass man Bargeld hat, wird man entführt und die Familie erpresst.
Es kommt zu langen Stromausfällen, manchmal gibt es auch kein Wasser mehr.
Sirte: Die
Stadt wurde vom IS eingenommen. Wir alle wissen, dass der IS von den USA, von
Katar und der Türkei und sogar von Israel finanziert wurde.
Bani Walid: Die Invasoren setzten 2011 in Bani Walid Sarin-Gas ein. Darüber
hat keine westliche Presse berichtet.
Libyen heute: Libyen ist ein komplett anderes Land als 2011. Es ist
zerstört, chaotisch, gefährlich. Die Arbeitslosigkeit ist auf einem
Höchststand. Wir haben Obdachlose. Wir haben Menschen, die um Essen und ein
Almosen betteln. Es gibt kaum mehr medizinische Versorgung und sie ist nicht
mehr kostenlos. In Tripolis kommt es täglich zu sechs bis zehnstündigen
Stromausfällen bei Temperaturen um die 40° C.
Es ist sehr schlimm. Du kannst auch niemanden mehr trauen, nicht deinem Nachbarn, niemanden mehr. Du erschrickst vor deinem eigenen Schatten. Mein Vater hat große Angst um die Sicherheit der Familie. Ich gehe in Libyen kaum noch aus und wenn, dann nur mit Sicherheitsbegleitung und bewaffnet.
In Tripolis sieht man keine Soldaten, nur Milizen. Wir haben dort die Moslembruderschaft. Viele Männer tragen Bärte, auch Freunde von mir. Sie tragen Bärte, um von den Milizen nicht belästigt zu werden. Ich bitte sie dann, die Bärte abzurasieren. Ich kann keine Bärte mehr sehen.
Wir haben jetzt drei Regierungen: Die 2014 demokratisch gewählte Regierung in Tobruk. Sie musste 2014 aus Tripolis fliehen, weil ihre Mitglieder von den Milizen erpresst und getötet wurden. Dann gibt es in Tripolis noch den GNC[10], eine Art Moslembruderschaft, die niemals gewählt und auch nie von der Bevölkerung akzeptiert wurde. Obama ließ dem GNC die Nachricht zukommen, dass er ihn anerkennen werde, wenn sie alle Ölfelder kontrollieren. Und wir haben die UN-unterstützte Regierung mit Sarradsch, die auch nicht gewählt ist. Die UN-gestützte Regierung und der GNC werden von Milizen beherrscht.
Das Desaster hier ist unsäglich. Seit im Irak und in Syrien der IS auf dem Rückzug ist, kommen die Kämpfer von dort nach Libyen.
Es ist sehr schlimm. Du kannst auch niemanden mehr trauen, nicht deinem Nachbarn, niemanden mehr. Du erschrickst vor deinem eigenen Schatten. Mein Vater hat große Angst um die Sicherheit der Familie. Ich gehe in Libyen kaum noch aus und wenn, dann nur mit Sicherheitsbegleitung und bewaffnet.
In Tripolis sieht man keine Soldaten, nur Milizen. Wir haben dort die Moslembruderschaft. Viele Männer tragen Bärte, auch Freunde von mir. Sie tragen Bärte, um von den Milizen nicht belästigt zu werden. Ich bitte sie dann, die Bärte abzurasieren. Ich kann keine Bärte mehr sehen.
Wir haben jetzt drei Regierungen: Die 2014 demokratisch gewählte Regierung in Tobruk. Sie musste 2014 aus Tripolis fliehen, weil ihre Mitglieder von den Milizen erpresst und getötet wurden. Dann gibt es in Tripolis noch den GNC[10], eine Art Moslembruderschaft, die niemals gewählt und auch nie von der Bevölkerung akzeptiert wurde. Obama ließ dem GNC die Nachricht zukommen, dass er ihn anerkennen werde, wenn sie alle Ölfelder kontrollieren. Und wir haben die UN-unterstützte Regierung mit Sarradsch, die auch nicht gewählt ist. Die UN-gestützte Regierung und der GNC werden von Milizen beherrscht.
Das Desaster hier ist unsäglich. Seit im Irak und in Syrien der IS auf dem Rückzug ist, kommen die Kämpfer von dort nach Libyen.
Die Stämme: Die UN und die westlichen Alliierten weigern sich, mit
unseren Stammesführern zu sprechen. Gaddafi hatte erfolgreich fast alle Stämme
vereinigt. Das war eine kaum lösbare Aufgabe, weil es fast nicht möglich war,
all diese Leute an einen Tisch zu bekommen. Manche kämpften sogar
gegeneinander.
Es gibt in Libyen etwa 450 Stämme, davon 200 wichtige. Der größte Stamm ist der Stamm der Warfalla, zu dem auch ich gehöre. Er hat über zwei Millionen Mitglieder.
Wir Araber sind Nomaden. Wir möchten von einem Führer regiert werden, nicht von einer Regierung mit Ministern. Wenn es ein schlechter Führer ist, werden ihm die Stammesführer nicht folgen. Wir sind lose organisierte Gruppen, die ihre Ältesten und Weisen respektieren. Auch wenn der Westen die Stammesgemeinschaften auflösen und zerstören wollte, gelang ihm das nicht. Sie haben über Jahrhunderte hinweg funktioniert.
Nach dem Krieg haben wir drei Jahre gebraucht, um die meisten Stammesführer zusammenzubringen. Sie stimmten zu, dass wir Libyen nicht den Ausländern überlassen oder Marionettenregierungen installieren dürfen.
Die westlichen Regierungen müssen mit unseren Stammesführern reden, nicht mit den Regierungen. Wir hören auf unsere Stammesführer. Den Regierungen schenken wir keine Aufmerksamkeit. Wir brauchen sie nicht. Wir sind nicht der Irak. Auch wenn wir nicht mehr allen Stammestraditionen folgen, so gelten für uns immer noch die Stammesgesetze. Folgt man ihnen nicht, wird man aus dem Stamm ausgeschlossen. Ich erhalte dann keine Hilfe mehr.
Es gibt in Libyen etwa 450 Stämme, davon 200 wichtige. Der größte Stamm ist der Stamm der Warfalla, zu dem auch ich gehöre. Er hat über zwei Millionen Mitglieder.
Wir Araber sind Nomaden. Wir möchten von einem Führer regiert werden, nicht von einer Regierung mit Ministern. Wenn es ein schlechter Führer ist, werden ihm die Stammesführer nicht folgen. Wir sind lose organisierte Gruppen, die ihre Ältesten und Weisen respektieren. Auch wenn der Westen die Stammesgemeinschaften auflösen und zerstören wollte, gelang ihm das nicht. Sie haben über Jahrhunderte hinweg funktioniert.
Nach dem Krieg haben wir drei Jahre gebraucht, um die meisten Stammesführer zusammenzubringen. Sie stimmten zu, dass wir Libyen nicht den Ausländern überlassen oder Marionettenregierungen installieren dürfen.
Die westlichen Regierungen müssen mit unseren Stammesführern reden, nicht mit den Regierungen. Wir hören auf unsere Stammesführer. Den Regierungen schenken wir keine Aufmerksamkeit. Wir brauchen sie nicht. Wir sind nicht der Irak. Auch wenn wir nicht mehr allen Stammestraditionen folgen, so gelten für uns immer noch die Stammesgesetze. Folgt man ihnen nicht, wird man aus dem Stamm ausgeschlossen. Ich erhalte dann keine Hilfe mehr.
Saif al-Islam: Saif al-Islam, der Sohn von Muammar als Gaddafi, befindet sich
bereits seit einem Jahr in Freiheit, nicht erst seit Juni 2017, wie das der
Westen behauptet. Er bereitet die Gründung einer politischen Partei vor und hat
sehr gute Chancen, Wahlen zu gewinnen – falls solche jemals durchgeführt werden
sollten. Ich glaube, die USA, Frankreich und Großbritannien haben daran kein
Interesse. Sie haben auch Angst, Saif al-Islam könnte auspacken. Er weiß sehr
viel über diese Staaten, Dinge, die niemals an die Öffentlichkeit gelangen
sollen. Saif Gaddafi hat diese Informationen an die Freunde weitergegeben,
denen er am meisten vertraut. Es werden bald sehr viele Dinge ans Licht kommen,
über die nun mehrere Menschen Bescheid wissen.
Saif wäre ein guter Führer. Er hätte seine Schwester Aischa an seiner Seite.
Saif wäre ein guter Führer. Er hätte seine Schwester Aischa an seiner Seite.
Das Öl: 1951
wurde Libyen in die Unabhängigkeit entlassen. Es kam König Idris an die Macht.
1956 gab es die ersten Ölfunde, dann dauerte es einige Zeit, bis das Öl auch
gefördert wurde. Libyen hatte eine schwache Armee und eine starke Polizei.
Bevor 1969 Gaddafi an die Macht kam, profitierten von dem neuen Ölreichtum
ganze 15 Familien, alle anderen waren schrecklich arm.
Heute kontrolliert das Parlament in Tobruk das Öl.
Heute kontrolliert das Parlament in Tobruk das Öl.
Afrika: Gaddafi
half bei der Einrichtung von Fernmeldesatelliten.[11]
Er wollte auch, dass das libysche Volk für die Kolonialzeit von 1911 bis 1945 von Italien entschädigt wird.[12] Italien hatte in Libyen bereits die erste Rate bezahlt. Er forderte die afrikanischen Länder auf, sich ihm anzuschließen. Wenn jedes afrikanische Land, das Kolonie gewesen war, eine Entschädigung gefordert hätte, wären dies Milliarden gewesen. England war die größte Kolonialmacht, die hatten zum Beispiel Kenia, Uganda und Rhodesien, dann kamen die Niederlande, Portugal, Frankreich mit Nigeria und Algerien… Was hätten die zahlen müssen!
Er wollte auch, dass das libysche Volk für die Kolonialzeit von 1911 bis 1945 von Italien entschädigt wird.[12] Italien hatte in Libyen bereits die erste Rate bezahlt. Er forderte die afrikanischen Länder auf, sich ihm anzuschließen. Wenn jedes afrikanische Land, das Kolonie gewesen war, eine Entschädigung gefordert hätte, wären dies Milliarden gewesen. England war die größte Kolonialmacht, die hatten zum Beispiel Kenia, Uganda und Rhodesien, dann kamen die Niederlande, Portugal, Frankreich mit Nigeria und Algerien… Was hätten die zahlen müssen!
Migranten: Gaddafi hielt die Migranten und Flüchtlinge von Europa fern.
Heute haben wir in Libyen Menschenhändler, das sind die Anführer. Dahinter
stehen Söldner. Der Menschenhandel ist ein großes Geschäft. Die europäischen
Länder verdienen viele Millionen bei Geschäften mit den Sklavenhändlern. Die
sind macht- und geldbesessen. Dafür nehmen sie es in Kauf, dass ihre Länder von
Schwarzen oder Chinesen oder was auch immer überrannt werden. Wenn man mit
Aliens Geld verdienen könnte, würden sie die auch herunterholen.
Religion: Wir
Libyer gehören zu den Sunniten und sind bis auf wenige Ausnahmen keine
fanatischen Moslems. Bis 9/11 gingen wir am Freitag in die Moschee und das
war‘s. Nach 9/11 hat sich das etwas verändert. Plötzlich trugen in Libyen viele
Frauen den Hidschab, der das Haar bedeckt, aber das Gesicht frei lässt. Die
Menschen wurden religiöser. Als ich in Europa lebte, wussten bis 9/11 viele
meiner Freunde überhaupt nicht, welcher Religion ich angehöre.
Religionszugehörigkeit war kein Thema. Doch dann fing ich an, den Islam zu
verteidigen, weil so viel Idiotisches über ihn gesagt wurde, wie das der Koran
Hass predige, Moslems Andersgläubige töten und die Frauen versklaven wollen.
So um 1978 – die Sowjetunion war zu dieser Zeit noch ein sehr mächtiger Staat – planten die CIA und andere Geheimdienste zusammen mit Israels Mossad die religiösen Kriege und den dschihadistischen Terror. Das war der Plan, um Zwietracht zwischen den Völkern zu säen.
So um 1978 – die Sowjetunion war zu dieser Zeit noch ein sehr mächtiger Staat – planten die CIA und andere Geheimdienste zusammen mit Israels Mossad die religiösen Kriege und den dschihadistischen Terror. Das war der Plan, um Zwietracht zwischen den Völkern zu säen.
Juden: 1974/75
verließen die libyschen Juden das Land. Sie gingen nach Italien und Israel.
2006 rief die libysche Regierung alle libyschen Juden dazu auf, zurückzukommen.
Sie sollten für ihre Verluste aus den 70er Jahren entschädigt werden. Etliche
von ihnen kamen tatsächlich zurück. Wir waren mit jüdischen Familien
befreundet. Sie konnten das Land besuchen, wann immer sie wollten.
Antisemitismus: Dieses Wort wird völlig
falsch gebraucht. Es wird als Propagandamittel missbraucht. Auch ich bin
Semitin, denn ich bin Araberin. Deshalb kann ich nicht antisemitisch sein. Auch
in Asien leben Semiten. Antisemitisch kann ein Amerikaner sein, der Juden,
Araber und Asiaten hasst. Ich habe nichts gegen die jüdische Religion. Es ist
jedoch komisch, wenn ein zum Beispiel in Polen geborener Jude sagt, er sei
polnischer Jude. Warum setzt er seine Religion an erster Stelle? Ich würde von
mir sagen: Ich bin Libyerin, bin in Libyen geboren. Das sagt nichts über meine
Religion aus. Sie halten sich für die Meister.
Redefreiheit: Die freie Meinungsäußerung wird im Westen überschätzt. Es
wird sehr viel darüber gesprochen. Aber wir alle wissen, welche Rolle die CIA,
das FBI und die NSA spielen, wenn du nicht auf Linie bleibst. Man denke nur an
Edward Snowden und andere Whistleblower. Viele würden Snowden gerne tot sehen.
Wir durften auch in Libyen alles frei sagen. Es gab nur ein Tabu: Die Familie Gaddafi durfte öffentlich nicht kritisiert werden.[13] Zuhause konnten wir sagen, was wir wollten.
Wir durften auch in Libyen alles frei sagen. Es gab nur ein Tabu: Die Familie Gaddafi durfte öffentlich nicht kritisiert werden.[13] Zuhause konnten wir sagen, was wir wollten.
Demokratie: Wir hatten eine eigene Art von Demokratie. Es war nicht die
Demokratie, die sich die Kriegsherren wünschten. Ironischerweise hatten wir
Libyer unter Gaddafi mehr Freiheiten als sie die Amerikaner heute haben. Das
einzige, was wir nicht durften, war öffentlich die Gaddafi-Familie kritisieren.
Das politische System in arabischen Ländern hat keine Regeln. Alle Araber, auch die Libyer, brauchen einen durchsetzungsstarken Führer, der sein Land und sein Volk liebt. Ich persönlich ziehe einen Idioten dreihundert Idioten vor, die stehlen, lügen und korrupt sind und die fürs Nichtstun bezahlt werden.
Das politische System in arabischen Ländern hat keine Regeln. Alle Araber, auch die Libyer, brauchen einen durchsetzungsstarken Führer, der sein Land und sein Volk liebt. Ich persönlich ziehe einen Idioten dreihundert Idioten vor, die stehlen, lügen und korrupt sind und die fürs Nichtstun bezahlt werden.
Medien: 2011
habe ich mit vielen Pressevertretern, sogar mit der BBC gesprochen. Sie wollten
überhaupt nicht wissen, was in Bengasi oder Tripolis wirklich los ist. Es hat
ihnen nicht gefallen, dass Gaddafi einer der genialsten Politiker war, egal, ob
man ihn mochte oder nicht.
UNO: Sie
versuchten dem Land Ideen überzustülpen, die das libysche Volk ablehnt.
Arabischer Frühling: Der Arabische
Frühling war eine Farce. Die arabischen Länder sollten nach dem Plan von Soros[14]
gespalten werden. In Libyen hat es nie einen arabischen Frühling gegeben. Bei
allen Nachrichten, die man sieht, sollte man sich immer überlegen, wem es
nützt.
Khalifa Heftar: Es ist gut, wenn er die Islamisten bekämpft, aber wir
trauen ihm nicht. Heftar versucht, Gaddafi zu imitieren. Er kleidet sich nicht
nur wie Gaddafi, sondern bewegt sich auch so und versucht, Gaddafis Gestik und
Sprache zu kopieren. Die Bevölkerung mag ihn nicht, aber er ist immer noch
besser als die beiden anderen Regierungen in Tripolis.
Heftar ist der verlängerte Arm der USA. Wir halten ihn für einen Verräter und Dieb. Seine beiden Söhne haben in Tripolis die Banken bestohlen. Sie wurden dafür nicht bestraft, sondern konnten ins Ausland ausreisen. Seine Libysche Nationalarmee (LNA) besteht aus aufgelösten Milizen und ist nicht die echte Libysche Nationalarmee.
Heftar ist der verlängerte Arm der USA. Wir halten ihn für einen Verräter und Dieb. Seine beiden Söhne haben in Tripolis die Banken bestohlen. Sie wurden dafür nicht bestraft, sondern konnten ins Ausland ausreisen. Seine Libysche Nationalarmee (LNA) besteht aus aufgelösten Milizen und ist nicht die echte Libysche Nationalarmee.
Abdulhakim Belhadsch: Nach der Invasion
Libyens setzte Großbritannien ausgerechnet ihn ein, um Tripolis zu
kontrollieren. Er war einer der weltweit meistgesuchten Terroristen. Er hatte
sich den Taliban angeschlossen und hatte Verbindungen zu al-Kaida. 2002, nach
9/11, warnte Gaddafi den Westen vor Belhadsch und lieferte auch Beweise.
Wikipedia schreibt über Belhadsch: „Aufgespürt
von der US-CIA, nach einem Hinweis vom MI6, der von einem Londoner Informanten
stammte, wurde Belhadsch 2004 am Internationalen Flughafen von Kuala Lumpur
(Malaysia) zusammen mit seiner schwangeren Frau verhaftet. Er wurde mit dem
Flugzeug nach Bangkok geschafft, wo er von der CIA in einem Geheimgefängnis am
Flughafen verwahrt wurde. Mit Flug N313P wurde er nach Libyen ausgewiesen, wo
er sieben Jahre im Abu-Salim-Gefängnis verbrachte.“[15]
Belhadsch wurde mit dem Anschlag auf die amerikanische Botschaft im Sudan
ebenso in Zusammenhang gebracht wie 2004 mit den Zuganschlägen in Madrid[16]. Er
arbeitete mit Osama bin Laden zusammen, für die CIA, den MI6, den Mossad und
Katar. Er ist in engem Kontakt mit McCaine und anderen Verbrechern, die Libyen
ausplündern. Er kam aus dem Nichts und wurde plötzlich in Libyen zum
Multimilliardär mit eigener kommerzieller Flugzeugflotte. 2012 reiste er mit
zwei Taschen, die mit über einer Million Dollar gefüllt waren, von Tripolis
nach Syrien, um dort die Dschihadisten zu finanzieren.
Diesen Typen haben sie in Libyen an die Macht gebracht. Das ist die Art von Demokratie, die sie uns in Libyen verpassen wollten!
Diesen Typen haben sie in Libyen an die Macht gebracht. Das ist die Art von Demokratie, die sie uns in Libyen verpassen wollten!
Neocons: Sie[17]
betrachten uns alle, einschließlich Libyer, als Subjekte und Untermenschen.
Darauf bauen sie ihre Ideologie auf. Für die Neocons war Gaddafi eine
Herausforderung. Sie benutzten die USA, um Gaddafi zu entfernen. David Swanson
schrieb darüber im Guardian: „Die libysche Regierung kontrolliert das Öl selbst,
mehr als jede andere Nation. Es ist Öl, das für Europa am leichtesten zu
raffinieren ist. Libyen kontrolliert auch seine Finanzen selbst.“[18]
Die Washington Post betrachtete die Unterstützung des libyschen Volkes für Gaddafi als ein „anhaltendes Mysterium“. Dies ist jedoch nur ein klassisches Beispiel dafür, dass die Ideologie der Neocons immer im Widerspruch zur großen Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten steht. Deshalb kann diese Ideologie mit Recht ‚satanisch‘ genannt werden.
Die Washington Post betrachtete die Unterstützung des libyschen Volkes für Gaddafi als ein „anhaltendes Mysterium“. Dies ist jedoch nur ein klassisches Beispiel dafür, dass die Ideologie der Neocons immer im Widerspruch zur großen Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten steht. Deshalb kann diese Ideologie mit Recht ‚satanisch‘ genannt werden.
CIA: 1969
brachte die CIA Gaddafi ins Land und an die Macht. Vorher hatten wir König
Idris. Die CIA hatte nicht erwartet, dass Gaddafi dasselbe machen würde wie
Castro auf Kuba: Er schloss zuerst den britischen Luftwaffenstützpunkt in
Tobruk, wenig später auch den US-amerikanischen.
Bengasi Gate: Die Ermordung von US-Botschafter Christopher Stevens 2012
in Bengasi war ein Inside-Job, ein Befehl von der US-amerikanischen
Administration, von Clinton. Stümperhaft ausgeführt von Rebellen,
al-Kaida-Leute, die von US-amerikanischen Agenten ausgebildet worden waren.
Nebenbei, 36-CIA-Agenten wurden in Bengasi von Gaddafis Armee gerettet. Obwohl
wir den Krieg verloren hatten, retteten wir die Ärsche von Amerikanern. Was für
eine Ironie!
Botschafter Stevens hatte die Waffen aus Gaddafis Armee eingesammelt und an Syrien geliefert. Mit dem ok von Obama wurden auch zwanzig Missiles an die sogenannten ‚moderaten Rebellen‘ in Syrien geliefert. Die Waffen gingen per Schiff nach Syrien. Wir wussten, wer es ausführte und warum es gemacht wurde.
Botschafter Stevens hatte die Waffen aus Gaddafis Armee eingesammelt und an Syrien geliefert. Mit dem ok von Obama wurden auch zwanzig Missiles an die sogenannten ‚moderaten Rebellen‘ in Syrien geliefert. Die Waffen gingen per Schiff nach Syrien. Wir wussten, wer es ausführte und warum es gemacht wurde.
US-Botschafter: Safira Deborah war nach
Christopher Stevens die nächste US-Botschafterin. Sie tat alles in ihrer Macht
stehende, um den sogenannten Libya Dawn
zu finanzieren und zu unterstützen. Der Libya
Dawn gehörte zu einer terroristischen Gruppe namens LIFG (Libyan Islamic Fighting Group),
ebenfalls von Katar und der Türkei finanziert. Deborah rühmte Belhadsch – bis
sie im Juli 2014 um ihr eigenes Leben rennen musste. Sie floh zunächst nach
Tunis, später weiter nach Malta. Während ihrer Zeit auf Malta machte sie einige
böse Fehler, wahrscheinlich wurde sie deshalb gefeuert. Der nächste Botschafter
verhielt sich unauffällig und zeigte sich kaum. Es war kein Zufall, dass zu
dieser Zeit libysche Beamte begannen, mit Israel Verträge abzuschließen.
Putin: 2011
war Putin nur der Premierminister und Medwedjew war der russische Präsident.
Während einer UN-Konferenz scheint Putin mit Gaddafi gesprochen zu haben. Laut
Personen, die mit im Raum waren, sagte Putin Gaddafi zu, dass Russland einer
Flugverbotszone nicht zustimmen würde. Meine Quellen sind glaubwürdig. Zunächst
schien Medwedjew der gleichen Meinung wie Putin gewesen zu sein. Aber scheinbar
haben ihn die politischen Eliten in die Zange genommen und erpresst. Libyen
wusste, dass Medwedjew von den Amerikanern gemocht werden wollte. Das Ergebnis
war die totale Katastrophe, auch für Russland und China. Die beiden Mächte
verloren Milliarden Dollar. Sie machten nicht mobil, obwohl sie wussten, dass
die Flugverbotszone eine Farce war.
Russland half Libyen soweit es nur konnte, ohne internationale Regeln zu brechen. Gaddafi war mit Putin in Kontakt.
Russland half Libyen soweit es nur konnte, ohne internationale Regeln zu brechen. Gaddafi war mit Putin in Kontakt.
Iran: Der
Iran ist keine Bedrohung. Persönlich mag ich den Iran nicht. Die haben 2011
beim Krieg gegen Libyen assistiert. Sie mochten Gaddafi nicht, weil sie
glaubten, dass er einen ihrer Imame ermorden ließ. Das stimmt aber nicht.
Saudi-Arabien: Saudi-Arabien ist auch nicht besser als Katar. Beide
haben mit ihren Fernsehsendern Katar mit al-Jasira und Saudi Arabien mit
al-Arabia – 2011 Lügen verbreitet, um Gaddafi zu stürzen.
9/11: Wie
sollen zwei Flugzeuge in den Luftraum von New York eingedrungen sein, ohne dass
die CIA und die Flugraumüberwachung das merken? Man muss kein Genie sein, um zu
begreifen, dass da etwas nicht stimmen kann. Es tut mir sehr leid um die
Menschen, die in diesem Krieg umkamen. 9/11 waren sie von der eigenen Regierung
dazu verdammt, in diesem Krieg zu sterben. Die Eltern meiner Mutter wurden im
Bürgerkrieg vor ihren Augen ermordet. Meine Mutter war damals drei Jahre alt.
Es ist das Schlimmste, was es gibt: Wenn deine Familie, deine Freunde, deine
Kinder, für ein politisches Spiel sterben müssen.
Soweit
Miriam al-Fatah. Einiges was sie zu sagen hat, mag für uns ‚Westler‘ fremd,
wenn nicht befremdlich klingen. Doch sollte nicht jedes Land mit seinem spezifischen
historischen, kulturellen und geographischen Hintergrund das Recht haben,
souverän über seine politische Organisation entscheiden zu können?
A. Gutsche
[1]
http://libyaagainstsuperpowermedia.org/2017/06/23/i-am-addressing-to-all-the-world-and-icc-to-learn-the-truth-of-the-holocaust-that-is-happening-in-libya-from-2011-till-today/
[2] Liz Sly: Many Libyans appear to back Gaddafi, Washington Post, 24. März
2011
[3]
www.youtube.com/watch?v=COdKmHkPoOo
[4]
A.d.Ü.: siehe auch: www.freitag.de/autoren/gela/lockerbie-schmierentheater-reloaded
[5]
A.d.Ü.: siehe auch:
www.freitag.de/autoren/gela/libyer-geheimdienste-waffenschieber
[6]
A.d.Ü.: siehe auch:
www.freitag.de/autoren/gela/der-anschlag-auf-die-diskothek-la-belle
[7] Bryony Jones and Anastasia
Beltyukova: Libya’s chaos, explained in
five graphics, CNN, August 4, 2016
[8]
A.d.Ü.: Abd al-Dschalil war unter Gaddafi Justizminister. Er wechselte die
Seiten und wurde 2011 Vorsitzender des Nationalen Übergangsrats (NTC) und
zeitweise Staatsoberhaupt.
[9]
A.d.Ü.: United States Africa Command:
Oberkommando über US-amerikanische Militäroperationen auf dem afrikanischen
Kontinent; d.h. AFRICOM soll die integrierte Befehls- und Koordinationsstelle
für alle militärischen und zivilen Projekte der USA in Afrika sein. Tatsächlich
geht es dabei um eine möglichst effektive Kontrolle des Kontinents durch
wirtschaftliche, politische und militärische Präsenz. Die Drohneneinsätze
werden vom deutschen Ramstein aus koordiniert.
[10]
A.d.Ü.: GNC: General National Congress unter Führung von Khalifa Gweil
[11]
A.d.Ü.: Gaddafi spendierte 300 Millionen US-$, die Afrikanische
Entwicklungsbank legte 50 US-$ dazu und die Westafrikanische Entwicklungsbank
weitere US-$ 27 Millionen – und so bekam Afrika am 26. Dezember 2007 seinen
ersten Kommunikationssatelliten. Vorher mussten die Afrikaner pro Jahr 500
Millionen $-US an Benutzungskosten an Europa zahlen. Damit waren Gespräche von
und nach Afrika eine der teuersten der Welt.
[12]
A.d.Ü.: Seit dem 30. August 2008 bestand zwischen Italien und Libyen ein
Freundschaftsvertrag. Dieser sah Entschädigungszahlungen in Höhe von mehreren
Milliarden Euro für die 30 Jahre währende Kolonialzeit vor. Im Gegenzug
verpflichtete sich Libyen, den Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer zu stoppen.
Seitdem hatten sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern stetig verbessert,
Italien wurde zum wichtigsten libyschen Handelspartner.
[13]
A.d.Ü.: In Deutschland wurde der Straftatbestand der Majestätsbeleidigung erst
im Juni 2017 abgeschafft.
[14]
A.d.Ü.: George Soros ist Spekulant und besitzt ein Vermögen von knapp 25
Milliarden Dollar. Durch diverse politische Stiftungen hat er großen
politischen Einfluss. Nach eigenen Angaben war er „aktiv an der Revolution
beteiligt, die das Sowjetsystem hinwegfegte“:
https://de.wikipedia.org/wiki/George_Soros
[15] A.d.Ü.: https://de.wikipedia.org/wiki/Abd_al-Hakim_Balhadsch
https://en.wikipedia.org/wiki/Abdelhakim_Belhadj
https://en.wikipedia.org/wiki/Abdelhakim_Belhadj
[17]
A.d.Ü.: https://de.wikipedia.org/wiki/Neokonservatismus
- Die politische Gruppierung der Neokonservativen unterstützt einen rigorosen
Antikommunismus und profilierte sich in den vergangenen 25 Jahren insbesondere
durch die Befürwortung einer interventionistischen Außenpolitik und
unilateraler Hegemonieansprüche.
[18] David Swanson: Libya: Another Neocon War, Guardian, 21. April 2011
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