Kurznachrichten Libyen – 26.01.2021
Libyen. Kein Abzug ausländischer Militärs/Söldner – neue Fristsetzung / Breite Ablehnung des Libysch-Politischen Dialogs (LPDF) / Innenminster Bashagha des Nepotismus beschuldigt
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+ 24.01.: 5+5-Militärkommission/Frist verstrichen: Kein Abzug
ausländischer Söldner und Militärs. Die gesetzte Frist zum Verlassen
Libyens bis zum 23. Januar ist verstrichen und alle syrischen Söldner und
türkischen Militärs sind, wenig überraschend, weiterhin im Land. Während des
letzten Treffens der 5+5-Militärkommission betonte LNA-Brigadegeneral
al-Mahdschub die Notwendigkeit, weiterhin alle Bestimmungen des Genfer
Waffenstillstandsabkommens umzusetzen und alle Söldner und ausländischen
Kämpfer aus dem Land zu entfernen. Allerdings werde der Zeitrahmen verlängert.
Laut Mahdschub müssten „alle Söldner und ausländischen Kämpfer aus dem gesamten
libyschen Territorium, zu Lande, in der Luft und zur See, innerhalb eines Zeitraums
von maximal drei Monaten ab heute“ ausreisen. Für das Scheitern der Umsetzung
einiger Abmachungen des Abkommens machte Mahdschub die Türkei verantwortlich.
Die ‚Einheitsregierung‘ sie nicht daran interessiert ihre Söldner auszuweisen,
bevor sie nicht ihre politischen Interessen durchgesetzt habe.
https://libyareview.com/9782/lna-says-turkeys-interference-is-weakening-geneva-ceasefire/
Genauso wie diese Fristsetzung sinnlos war, wird auch der Wahltermin am
24.12.2021 ohne die Abhaltung von Wahlen verstreichen.
+ 24.01.: LPDF/Neue ‚Interimsregierung‘/Kritik. Ramadan
at-Tuwaidscher vom Komitee zur Ausarbeitung der Verfassung fordert die
UNSMIL und das LPDF auf, keine neue ‚Interimsregierung‘ zu bilden, da diese nur
dazu beitragen wird „ein neues Kapitel der Spaltung und Fragmentierung zu
schaffen, das den Interessen der in Libyen involvierten ausländischen Nationen
dient.“ Direkte Präsidentschafts- und Parlamentswahlen seien der beste Weg, um
die Stabilität und Souveränität Libyens zu sichern. Tuwaidscher befürchtet,
dass die neue ‚Übergangsregierung‘ nach den nur wenigen Monaten bis zum
Dezember 2021 nicht wieder auf das Amt verzichten, sondern mindestens vier
Jahre im Amt bleiben wird. „Deshalb rufe ich alle Kandidaten auf, ihre
Kandidaturen zurückzuziehen und auf Präsidentschafts- und Parlamentswahlen zu
drängen“.
https://libyareview.com/9803/libyas-constitution-drafting-committee-member-calls-for-elections/
Bei keiner der für die neue ‚Interimsregierung‘ vorgeschlagenen Personen
wird nachgefragt, inwieweit sie in Menschenrechtsverletzungen involviert waren
oder der Korruption beschuldigt sind oder sie sich sonstiger krimineller
Vergehen schuldig gemacht haben. Alles kein Problem, Hauptsache sie sichern die
Machtansprüche einer bestimmten Klientel.
Tatsächlich scheint das LPDF schon in seinen Ansätzen gescheitert, so wie
es das Skhirat-Abkommen war. Es scheint mit den Verhandlungen nur Zeit gewonnen
zu sein, damit sich die Kriegsparteien militärisch stabilisieren und für einen
eventuellen erneuten Waffengang vorbereiten können. Die Libyer haben allerdings
vor weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen die Nase voll und wünschen sich
für ihr Land Einheit und Frieden. Doch darum geht es weder der UNSMIL noch den
Europäern und anderen ausländischen Akteuren, deren Anliegen es ausschließlich
ist, ihren Einfluss und ihr Standing mithilfe eines korrupten politischen
Kuhhandels hinter verschlossenen Türen auszubauen.
Dies bedeutet, dass weiterhin nicht nur Libyen, sondern die ganze Sahelzone
destabilisiert bleibt, dass es keine Lösung des Migrantenproblems geben wird,
dass sich in Libyen dschihadistische syrische Söldner breit machen, dass die
Streitigkeiten der Mittelmeeranrainer um Wirtschaftszonen weiter eskalieren und
dass Libyen weiterhin von ausländischen Playern beherrscht wird. Nicht zu
vergessen, dass jetzt in den USA wieder die gleichen Kräfte und Personen an der
Macht sind, die 2011 das Desaster des Nato-Krieges gegen Libyen in Szene
gesetzt haben.
+ 24.01.: Neue ‚Interimsregierung‘/Postenschacher. Der Oberste
Justizrat Libyens prangerte die „Politik der Regionalquoten“ an, die bei
Wahlen zu wichtigen Institutionen angewandt werden soll. Der Justizrat werde
dies im Justizbereich nicht zulassen. Regionalquoten seien dort nicht
hinnehmbar, denn die Justizbehörden seien die einzigen Institutionen, die
gewählt und einheitlich sind und alle Libyer repräsentieren. Das regionale
Quotensystem (Kyrenaika, Fessan, Tripolitanien) sei ein eklatanter Verstoß
gegen die Unabhängigkeit und Einheitlichkeit der Justiz im Osten, Westen und Süden
des Landes.
Hintergrund: Im marokkanischen Bouznika tagt eine Arbeitsgruppe bestehend aus
Mitgliedern des libyschen Parlaments und des Hohen Staatsrats, um strategische
Posten bis zum 2. Februar zu besetzen. Das neue Exekutivorgan
(Interimsregierung) soll bereits nächste Woche in Genf gewählt werden.
https://libyareview.com/9806/libyas-supreme-judicial-council-denounces-violations-on-judicial-independence/
+ 24.01.: Neue ‚Interimsregierung‘/Moslembruderschaft/Bashagha.
Die Partei der libyschen Moslembruderschaft, Partei für Gerechtigkeit und
Aufbau (JCP), hat ihre Unterstützung für die Kandidatur des Innenministers
und Gegenspielers von as-Sarradsch innerhalb der ‚Einheitsregierung‘, Fathi
Bashagha, zur Führung einer neuen Interimsregierung in der Nachfolge der
‚Einheitsregierung‘ bekannt gegeben. Die Wahl der Mitglieder dieser sogenannten
‚Interimsregierung‘ soll vom Libyan Political Dialogue Forum (LPDF)
mit ihren 72 von Stefanie Williams (UNSMIL) handverlesenen Mitgliedern
durchgeführt werden. Mit dem durch Hilfe der UN eventuell an die Macht
gepushten Bashagha versucht die islamistische JCP ein Zipfelchen Macht zu sichern,
denn die Moslembrüder als solche haben bei der libyschen Bevölkerung keinerlei
Chance.
Die neue ‚Interimsregierung‘ soll bis zu den versprochenen Wahlen im Dezember
im Amt bleiben.
https://almarsad.co/en/2021/01/24/muslim-brotherhoods-justice-and-construction-party-supports-bashagha-to-lead-lpdfs-new-interim-government/
Mit der nun eindeutigen Zuschreibung von Bashagha zur Partei der
Moslembruderschaft könnten sie Bashagha einen Bärendienst erwiesen haben, so
unbeliebt diese Partei in Libyen ist.
Ansonsten bleibt alles beim Alten: Eine von der UN eingesetzte Regierung
ohne jede Legitimation mit eventuell ausgetauschtem Führungspersonal – oder
auch dem gleichen.
+ 26.01.: Nepotismus/Vetternwirtschaft/Bashagha. Fathi
Bashagha, Innenminister der ‚Einheitsregierung‘, hat ohne eine offene
Ausschreibung Aufträge im Wert von mehreren Millionen LD an die Firma seines
Sohnes vergeben. So habe Bashagha das Innenministerium der ‚Einheitsregierung‘
angewiesen, die Firma seines Sohnes, Al-Faiah Holding Co., mit dem Import von
Polizeiuniformen aus der Türkei im Wert von 33 Millionen LD zu beauftragen.
Bereits am 18.01. wurde in den Kurznachrichten über die Geschäftsbeziehungen
von Fathi Bashaghas Sohn mit dem Hyundai-Konzern berichtet.
https://libyareview.com/9846/leaked-documents-reveal-gna-interior-ministers-corruption/
https://almarsad.co/en/2021/01/26/documents-bashagha-grants-contracts-close-to-a-quarter-of-a-billion-lyd-to-al-faiah-holding-company/
+ 23.01.: Amazigh/Verfassungskomitee. Der Oberste Berberrat
(Amazigh) lehnt die Ergebnisse des Verfassungskomitees kategorisch ab, da sie
einen Akt von rassistischer Aggression gegen die Berber darstellten. Das
Verfassungskomitee besteht aus Mitgliedern des Staatsrats (Tripolis) und des
Parlaments (Tobruk) und tagt in Kairo.
https://almarsad.co/en/2021/01/21/amazigh-supreme-council-of-libya-we-reject-constitutional-committees-outcomes-and-consider-it-a-racist-act-against-us/
+ 23.01.: Baio/Verfassungskomitee. Der Leiter der Libyan
Media Corporation (LMC), Mohamed Baio, rief das libysche Volk dazu auf,
diejenigen, die um die Macht kämpfen, daran zu hindern, die Verfassung zu
politischen Zwecken zu missbrauchen.
https://libyareview.com/9777/head-of-libyan-media-corporation-says-constitution-should-not-become-a-political-tool/
+ 23.01.: Tarhuna/Terror: Nur wenige Tage
nach dem Besuch von Fathi Bashagha, dem Innenminister der ‚Einheitsregierung‘,
brennen in Tarhuna Häuser. Gezielt werden Häuser von Anhängern der LNA in Brand
gesetzt und zerstört.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1353246936535605249
https://twitter.com/Libyancitizen6/status/1353028815358988289
+ 24.01.: Tarhuna/Libysche Stämme. Der Oberste Rat der
libyschen Stämme verurteilte in einer Erklärung die Morde, Brandstiftungen,
Vertreibungen und das Chaos in der Stadt Tarhuna. Der Rat machte für das
„vorsätzliche Versagen“ beim Schutz von Zivilisten die ‚Einheitsregierung‘
verantwortlich. Daneben seien auch „die Vereinten Nationen, der Sicherheitsrat
und die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Libyen (UNSMIL)
rechtlich und moralisch für das, was dem libyschen Volk widerfährt,
verantwortlich“. Die internationalen Einmischungen hätten Libyen „in ein Land
verwandelt, das von Chaos, Mord, Vertreibung und Armut erfüllt ist“. Die Stämme
wurden aufgefordert, die soziale Aussöhnung umzusetzen und jene zu stoppen, die
versuchten, „Zwietracht unter dem libyschen Volk zu säen“.
https://libyareview.com/9815/supreme-council-of-libyan-tribes-condemns-tarhuna-violence/
+ 26.01.: Misrata/Zawija/Straßensperren. Misrata-Milizen
sperrten die Schnellstraße zwischen Misrata und Zliten mit Sandwällen. Es wird
ebenfalls von Straßensperren durch Milizen in der westlich von Tripolis
gelegenen Ortschaft Zawiya berichtet.
https://twitter.com/Libyancitizen6/status/1354045843989540864
https://twitter.com/Libyancitizen6/status/1354064246913589249
+ 24.01.: Söldner. Laut der Syrischen
Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) zieht die Türkei derzeit eine
Gruppe von hauptsächlich syrischen Söldnern aus Libyen ab, während gleichzeitig
eine neue Gruppe nach Libyen entsendet wird. Die Gruppengrößen betragen
zwischen 100 und 250 Kämpfern.
https://libyareview.com/9784/turkish-backed-syrian-mercenaries-still-present-in-libya/
+ 23.01.: Drohende Hungeraufstände. Der Direktor der Libya's
Flour Milling and Animal Feed Company warnte vor einer akuten
Mehlknappheit. Er machte dafür politische Fehler verantwortlich, denn es sei
versäumt worden, strategische Mehlvorräte anzulegen. Der Mehlpreis sei von 130
LD auf 250 LD pro Doppelzentner gestiegen und bewege sich weiterhin nach oben.
Bereits letzte Woche seien wegen der Preissteigerungen alle Bäckereien in
Tripolis von der Bäckerunion geschlossen worden. Wegen des Anstiegs der
Brotpreise werden Hungeraufstände befürchtet.
https://libyareview.com/9772/libya-warns-of-flour-shortage/
+ 23.01.: Gefangene. Wie die libysche Organisation Solidarität
mit Menschenrechten (SHR) mitteilte, ist eine Gruppe weiblicher Häftlinge
im Mitiga-Gefängnis von Tripolis in den Hungerstreik getreten, um gegen ihre
seit Jahren andauernde Einkerkerung ohne Gerichtsverfahren zu protestieren. Die
Staatsanwaltschaft müsse endlich intervenieren. SHR kritisierte, dass sich
keine internationale oder Menschenrechtsorganisation um das Schicksal dieser
Häftlinge kümmere, obwohl sich geschätzt derzeit insgesamt 36.000 Menschen,
darunter Frauen und Kinder, in den Gefängnissen von Tripolis befinden. Sogar
der UNSMIL sei der Besuch in den Gefängnissen untersagt worden.
Nach Aussagen von weiblichen Gefangenen gibt es keine weiblichen Wärterinnen,
so dass die Frauen häufig Belästigungen und sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind.
SHR forderte die ‚Einheitsregierung‘ und den Generalstaatsanwalt auf, sich
endlich für die Vorkommnisse in diesem Gefängnis verantwortlich zu zeigen.
https://libyareview.com/9767/serious-violations-against-detained-libyan-women-in-tripoli/
+ 22.01.: Sabrata/Milizen. Die Stadtverwaltung von Sabrata
hat sich mit einem offenen Brief an den Premierminister der ‚Einheitsregierung‘
Sarradsch, das Parlament, den Präsidialrat und die UNSMIL gewandt. Es heißt
darin: „Wir haben uns auf den Aufbau eines Zivilstaates gefreut, aber seit die
Milizen der ‚Einheitsregierung‘ in unsere Stadt eingedrungen sind, hat sich die
Sicherheit verschlechtert. Die Stadt und ihre Bewohner leiden unter der
Kontrolle durch die Milizen.“
Es wurde auch auf die Entführung von Abu Sabi und seinem Bruder Mustafa durch
Milizen der ‚Einheitsregierung‘ hingewiesen, „die ihr Haus überfallen und die
Brüder an einen unbekannten Ort verschleppt haben“. Es wurde das Ende des
Terrors und der Exzesse gefordert, die in der „Verantwortung des Innen- und des
Verteidigungsministeriums der ‚Einheitsregierung’ liegen“.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1352765564146614272
https://libyareview.com/9780/sabratha-condemns-kidnapping-of-libyan-citizens-by-gna-armed-force/
+ 23.01.: Entführung. Zehn ägyptische Arbeiter sind in der
ostlibyschen Stadt Tobruk entführt worden. Die Angreifer forderten ein Lösegeld
im Austausch für ihre Freilassung. Unter den Entführten sollen sich auch Kinder
befinden. Die ostlibyschen Behörden haben sich eingeschaltet.
https://libyareview.com/9775/ten-egyptians-kidnapped-in-eastern-libya/
+ 23.01.: Mord. In der Leichenhalle von Bengasi liegt der
Leichnam des vermissten Milad Muhammad al-Haddad al-Werfalli. Die Leiche weist
Kopfschüssen auf.
https://twitter.com/LibyanCW/status/1353006747955441664
+ 24.01.: Streik/Tobruk. Die Petroleum Facilities Guard
(PFG) haben den Ölexport über den Hafen von Hariga das zweite Mal eingestellt,
da die Gehälter der PFG-Angestellten trotz einer getroffenen Vereinbarung immer
noch nicht ausbezahlt wurden.
https://libyareview.com/9793/libyas-petroleum-facilities-guard-suspends-oil-exports-at-the-port-of-hariga/
Es dürfte nicht nur um Gehälter, sondern um die aktuelle politische
Gesamtsituation in Libyen gehen.
+ 25.01.: Unfallstatistik. Das Innenministerium der
‚Einheitsregierung‘ gab bekannt, dass zwischen Januar und November 2020 1.761
Todesopfer bei 4.131 Verkehrsunfällen zu beklagen waren. Weitere 1.743 Menschen
wurden schwer verletzt und weitere 1.532 erlitten leichte Verletzungen. Damit
hält Libyen einen Negativrekord bei der Anzahl tödlicher Verkehrsunfälle im
Verhältnis zur Bevölkerungszahl.
https://libyareview.com/9825/libya-records-over-1700-traffic-accident-deaths-in-2020/
+ 23.01.: Einwohnerstatistik. Das statistische Landesamt in
Libyen gab bekannt: Die Gesamtbevölkerung des Landes beläuft sich auf etwa 6,9
Millionen Menschen, davon entfallen auf die Hauptstadt Tripolis etwa 1,3 Mio.
(18,6 %), auf Bengasi etwa 807.000 (11,6 %) und auf Sebha 153.000 (2,2 %). Mit
etwa 28.000 Einwohner (0,4 %) hat die Gemeinde Ghat am wenigstens Einwohner.
https://libyareview.com/9752/libyan-population-reaches-6-9-million-in-2020/
Die Genauigkeit dieser Zahlen sei aufgrund der angespannten Sicherheitslage
im Land dahingestellt.
+ 22.01.: Migration. 120 Migranten in einem überfüllten
Schlauchboot wurden vor der libyschen Küste von der Ocean Viking an
Bord genommen.
https://libyareview.com/9739/ngo-rescues-120-migrants-off-libyan-coast/
+ 22.01.: Werfalla-Stamm/LNA. LNA-Oberkommandant Khalifa
Haftar traf sich in Bengasi mit einer Delegation des Ältestenrates des Werfalla-Stammes.
http://en.alwasat.ly/news/libya/308513
+ 24.01.: Tschad/’Einheitsregierung’. Der
Verteidigungsminister der ‚Einheitsregierung‘ und Türkei-Verbündete Salah
ad-Din an-Namroush reiste zu Gesprächen mit Präsident Idriss Deby in den
Tschad. Es ging dabei um eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Sicherung der
libysch-tschadischen Grenze.
https://libyareview.com/9790/libyas-minister-of-defence-discusses-military-cooperation-with-chads-president/
Seit dem Nato-Krieg 2011 und der Ermordung von Muammar al-Gaddafi ist
Libyen ein failed state und eine Gefahr für die Nachbarstaaten.
+ 26.01.: Russland/Libyen. Der stellvertretende russische
Außenminister Bogdanow: „Wir stehen mit allen in Kontakt, sowohl mit dem Westen
als auch mit dem Osten des Landes, mit der ‚Einheitsregierung‘, dem libyschen
Parlament, der Libyschen Nationalen Armee (LNA) und anderen Kräften,
einschließlich der Unterstützer des ehemaligen Regimes. Deshalb handeln wir bei
unseren Kontakten mit den libyschen Parteien mit völliger Transparenz.“
https://libyareview.com/9830/deputy-russian-fm-moscow-in-contact-with-all-libyan-parties/
+ 25.01.: Maas/Libyen. Den Kommentar eines Autorenteams
ehemaliger NDR-Mitarbeiter zur deutschen Außenpolitik unter Maas sollte man
sich auf der Zunge zergehen lassen: „Ein echter Maas packt eben alles: In
Tripolis vermitteln, den Krieg in Syrien antreiben, Russland provozieren, bei
US- und NATO-Aggressionen im Nahen und Mittleren Osten assistieren und in
Ankara antichambrieren, weil die Türkei weiterhin als Bollwerk gegen syrische
und afghanische Kriegsflüchtlinge dienen soll.“
Und speziell zu Libyen: „Bekanntlich hat sich Sultan Erdoğan im libyschen
Bürgerkrieg auf Seiten des "international anerkannten" Präsidenten
Fayiz as-Sarradsch engagiert. Mithilfe türkischer Söldner und umfangreicher
Waffenlieferungen wurde der Siegeszug des von Russland, Frankreich und Ägypten
unterstützten Generals Chalifa Haftar kurz vor der Hauptstadt Tripolis abgebremst.
Die Fronten stehen, aber das Gemetzel geht weiter. Da fühlte sich Maas im
Januar vorigen Jahres zum Vermittler von Weltrang berufen: >Libyen ist
längst zu einem Ort für einen Stellvertreterkrieg geworden, und das wollen wir
nicht länger akzeptieren. Deshalb haben wir den Berliner Prozess
gestartet<. Drei Tage nach der diplomatischen Schaumschlägerei in
Berlin wurde in Libyen wieder scharf geschossen. Und zwar auch mit aus
Deutschland gelieferten Waffen. Maas hat einfach nicht das Format, um in einem
multinationalen Krieg auch nur eine kurzfristige Waffenruhe zu vermitteln. Erst
neun Monate später einigten sich die Kriegsgegner auf einen Waffenstillstand
und freie Wahlen innerhalb von 18 Monaten. Einvernehmen gab es auch darüber,
dass die Türkei ihr Militär und die Milizen abzieht. Stichtag dafür war der
vorgestern verstrichene 23. Januar.
Der Verhandlungserfolg hatte viele Väter: Vermittler waren die UN, Algerien,
Tunesien und Ägypten; parallele Verhandlungen zwischen der Türkei und Russland
waren ebenfalls hilfreich. Nur Deutschland spielte nicht die große Rolle, die
Außenministerium und Konrad-Adenauer-Stiftung der Öffentlichkeit weiszumachen versuchten. Maas wirkte
eher kontraproduktiv: Er wolle die Beziehungen zur Türkei >nachhaltig in
eine konstruktive, nach vorne gerichtete Entwicklung bringen<, tönte er
vollmundig, reiste nach Ankara und feierte dort Brüderschaft mit seinem
türkischen Kollegen Mevlüt Çavuşoğlu, dem Unterstützer des libyschen
Regierungschefs as-Sarradsch.
Das passte zur beanspruchten Vermittlerrolle wie die Faust aufs Auge. Zwar soll
unser Heiko seinem Kungelbruder Mevlüt Investitionen zugesagt haben, um
sicherzustellen, dass die Türken ihre Söldnertruppen wirklich aus Libyen
abziehen. Sein Gastgeber >bedankte< sich jedoch damit, dass er 75
Dschihadisten aus Libyen herausholte und durch 200 neue Söldner ersetzte. Den
libyschen Bürgerkriegsgeneral Haftar und dessen Unterstützer Frankreich dürfte
Maas' >konstruktiver Beitrag< denn auch sehr beeindruckt haben.“
https://de.rt.com/meinung/112240-fahigste-aussenminister-welt-schone-maas-tagesschau/
+ 22.01.: Nato/Türkei/Libyen. Nato-Generalsekretär
Stoltenberg diskutierte mit dem türkischen Außenminister Çavuşoğlu über Libyen
und die Lage im östlichen Mittelmeer. Stoltenberg bekräftigte, dass sich die
Allianz weiterhin in der Pflicht sehe, Libyen bei der Verteidigung und beim
Aufbau von Sicherheitsinstitutionen zu unterstützen.
https://libyareview.com/9764/nato-chief-discusses-libya-with-turkeys-foreign-minister/
Nein, bitte nicht!
+ 25.01.: USA/MENA-Politik. Befragung des neuen
US-Außenministers Blinken durch Senator Paul: Der neue US-Außenminister Blinken
hat wiederholt militärische Interventionen im Mittleren Osten befürwortet, vom
Irakkrieg zum libyschen Krieg bis zum Krieg gegen Syrien. „Die Befragung des
neuen US-Außenministers Blinken durch Senator Paul zeigt die
Rücksichtslosigkeit und Borniertheit, mit denen neue und leidvolle
Kriegsgefahren heraufbeschworen werden.“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=69123
26.01.2021