Kurznachrichten Libyen – 4. bis 10. Dezember 2025
Protestkundgebungen gegen die Dabaiba-‚Regierung‘ / Truppenaufmarsch und Spannungen in az-Zawiya / Schwere Menschenrechtsverletzungen durch bewaffneten Gruppen dauern an / Komplettversagen der libyschen Parteien / Dabaiba will 15 Gemeinden entgegen Gerichtsentscheid und gegen den Willen der Gemeinden Misrata unterstellen / Tausende nationale Identifikationsnummern gefälscht: gekaufte Staatsbürgerschaften / Tag der Korruption: Libyen beim Korruptionsindex auf Platz 173 von 180 Ländern / Investitionsbehörde will alle Befugnisse an britische Tochtergesellschaft des US-Konzerns Kirkoswald übertragen / Tiefgreifende Wirtschaftskrise erfasst alle Wirtschaftszweige / Generalstaatsanwaltschaft soll eingreifen: enorme Staatsausgaben ohne Rechenschaftspflicht / Bewegung „Wille des Volkes“ fordert Abzug der UN-Mission / Freilassung der politischen Gefangenen gefordert / Starke Regenfälle und schwere Überschwemmungen im östlichen Libyen / Rasanter Anstieg an Krebserkrankungen / Erneut Welle von Brandausbrüchen in al-Asabia / Migration aus der östlichen Region nach Griechenland nimmt zu / Haftar strukturiert Militär im Süden um / Haftar und Agila Saleh beim ägyptischen Präsidenten / Tauziehen um maritime Seegrenzen mit Türkei und Griechenland / Partei „Stimme des Volkes“ gibt USA und der Nato-Intervention Schuld am derzeitigen desaströsen Zustand Libyens
+ Die Bewegung Wille
des Volkes rief für Freitag, den 5. Dezember, die Libyer dazu
auf, vor dem Hauptquartier der UN-Mission in Dschanzur gegen
die sich verschlechternden politischen, sozialen und wirtschaftlichen
Bedingungen zu demonstrieren.
Die Bewegung will ab kommender Woche auf öffentlichen Plätzen in
Tripolis präsent sein und ruft zu Demonstrationen in allen libyschen
Regionen und Städten auf.
+ Fotos aus al-Adschdabiya belegen eine große Teilnehmerzahl an der Freitagsdemonstration am 5. Dezember, bei der die Abhaltung von Präsidentschaftswahlen gefordert wurde.
+ Fotos zeigen die Aufmärsche zu Demonstrationen am Freitag, den 5. Dezember, in den Städten Derna, at-Tamimi, Um-ar-Razm, al-Bamba, Murtuba, al-Fataeh, al-Azziyat, al-Makhili, al-Guba und seinen Vororten, Ain Marah, al-Abrq, al-Gayqab, al-Athron und Ras al-Hilal. Gefordert wird die dringende Abhaltung von Präsidentschaftswahlen.
+ Fotos dokumentieren die Demonstrationen der Einwohner von al-Mardsch, Dscherdas-al-Abeid, Taknes und as-Sahel, die Präsidentschaftswahlen fordern.
+ Videoaufnahmen der Bewegung Söhne von Suk al-Dschumaa belegen die große Menschenmenge, die an Protestkundgebungen teilnahm, um die Bildung einer neuen Regierung und die Abhaltung von Präsidentschaftswahlen zu fordern.
+ Am Mitiga-Flughafen von Tripolis skandierten al-Ahly-Fußballfans, die auf die Rückkehr ihrer siegreichen Mannschaft (libyscher Pokal und dem Supercup) warteten, Anti-Dabaiba-Sprechchöre.
+ Die Nationale Bewegung kündigte an, ihre Präsenz im öffentlichen Raum so lange fortzusetzen, bis ihre Forderung nach Abhaltung von Präsidentschaftswahlen erfüllt wird.
+ Aufstand des
Volkes forderte in einer Videobotschaft die Vereinten
Nationen und die internationale Gemeinschaft dazu auf, den Wahlprozess
zu unterstützen und dringend Präsidentschaftswahlen abzuhalten, um
die politische Pattsituation zu beenden und einen friedlichen
Machtwechsel zu gewährleisten.
Der Mangel an Transparenz in den Finanzgeschäften und die unklaren
internationalen Transaktionen führten zu einem Mangel an Vertrauen.
Die Zentralbank wird davor gewarnt, dass sie sich unter das Dach
der Weltbank oder des US-Finanzministeriums begibt.
Der Gesundheitssektor sei zusammengebrochen, ebenso das Bildungssystem.
Gefordert werde unter anderem der Abzug ausländischer Streitkräfte.
Das Einwanderungsabkommen mit europäischen Ländern werde abgelehnt,
Libyen sei nicht deren Grenzwächter.
Der Verfassungsentwurf werde ebenfalls abgelehnt, da er nicht dem
Willen des Volkes entspreche, ebenso wenig wie die Wiederbelebung des Nationalkongresses
oder eines anderen gescheiterten Gremiums.
+ Die Nationale
Koalition forderte sofortige Wahlen als einzigen legitimen
Weg zur Stabilität, man werde diesbezüglich mit allen nationalen Kräften
zusammenarbeiten. Der Aufruf zum Sturz aller derzeitigen politischen
Instanzen sei klar, da diese die Bürger gedemütigt und den jungen
Menschen ihre Träume und Hoffnungen geraubt haben.
Der internationalen Gemeinschaft sei gesagt, dass die Libyer nicht
wollten, dass ihnen jemand Demokratie lehrt, sondern Unterstützung bei
deren Umsetzung vor Ort sei gefordert.
+ Für die Suk
al-Dschumaa-Bewegung bedeutet der Fortbestand der
Dabaiba-‚Regierung‘ den weiteren Zusammenbruch und die Erhöhung
des Drucks auf libysche Familien, die nicht mehr die grundlegendsten
Lebensbedürfnisse decken können.
Die Lebensbedingungen verschlechterten sich gravierend: verzögerte
Gehaltszahlungen, handlungsunfähige Banken, Liquiditätsengpässe,
ungerechtfertigte Währungssteigerungen und der Mangel an
grundlegendsten Bildungsanforderungen, insbesondere Lehrbücher, seien
allesamt Anzeichen für ein eklatantes Versagen der Regierung. Korruption,
für die niemand zur Rechenschaft gezogen wird, sei zur Plage geworden.
Doch der Bürger verstehe nun, von wem das Land regiert wird, und
in wessen Interesse.
Militär / Milizen / Gewalt
+ Nach der Tötung von
Aschraf Sakah (alias as-Sala), Mitglied des 103. Bataillons
(Kommandant von Othman al-Lahab) und der Verwundung von drei seiner
Begleiter kam es am 4. Dezember zu Zusammenstößen in der Stadt
az-Zawiya und zur Sperrung der Küstenstraße. Ein Zivilist
wurde verletzt.
Hassan
Buzriba, Kommandant des Stability Appratus, gab die Intervention
seiner Truppe zur Beilegung der Kämpfe in Zawiya bekannt.
Am 7. Dezember wurde bekanntgegeben, dass das Kind Ayham Bin
Hamed aufgrund seiner Verletzungen verstarb.
+ Am 8. Dezember kam es in az-Zawiya
zu Schusswechseln
und Feuer loderten auf. Die Zufahrt zur Stadt über die al-Khadra-Brücke
wurde gesperrt. Angesichts der befürchteten Zusammenstöße zwischen
Milizen kam unter den Bewohnern Panik auf.
Auch die Küstenstraße
wurde gesperrt.
+ Am 10. Dezember blieb die Küstenstraße in az-Zawiya aufgrund der angespannten Lage zwischen bewaffneten Gruppen durch Sandbarrieren blockiert. In der Stadt selbst findet ein Truppenaufmarsch statt.
+ Der Journalist Khalil al-Hassi befürchtet, dass Ibrahim Dabaiba, Ali Dabaiba und Abdulhamid Dabaiba einen Krieg mit der Deterrence Force von Machmud Hamza anzetteln könnten, um so den Strukturierten Dialog zwecks Machterhalt zu stören.
+ Mohammed Schaaban al-Merdas (ehemaliger Botschafter) erklärte, dass die Versuche von Dabaiba, einen Krieg in Tripolis und dann Zawiya, Misrata und Wirschefana anzuzetteln, gescheitert seien. Nun versuche er es in Bani Walid.
+ Der Parlamentsabgeordnete Issa al-Oraibi verkündete in einem Video, dass die dem Haftar-Lager angehörenden Abgeordneten eine Verschwörung planten, um Haftar als Präsidenten Libyens einzusetzen. Der Wille des Volkes werde dabei ignoriert.
+ Im Lager ar-Rahba in der Stadt Sokna finden seit mehr als zwei Wochen Militärmanöver mit scharfer Munition der Armee von Khalifa Haftar statt.
+ Der Prozesses gegen Muammar ad-Dhawi, Kommandeur des 55. Infanteriebataillons, wurde in ein von ihm kontrolliertes Gebiet verlegt. Dies stellt nach Ansicht von Hischam al-Harati (Rechtsberater) einen schwerwiegenden Verstoß gegen Justizgrundsätze wie die Unabhängigkeit der Justiz dar und schwäche die Justizinstitutionen.
+ Die Nationale Menschenrechtsinstitution dokumentierte die Verhaftung von Oberst Aschraf Faradsch Arhim al-Menfi durch die Innere Sicherheit von Bengasi am 13. November in seinem Haus in al-Bayda. Der Grund war, dass Arhim al-Menfi auf Facebook Hannibal Gaddafi zu seiner Freilassung gratuliert hatte. Arhim al-Menfi befinde sich weiterhin in Haft und der Kontakt mit seiner Familie werde verhindert. Es wird seine sofortige und bedingungslose Freilassung gefordert.
+ Die Nationale Institution für Menschenrechte forderte den Generalstaatsanwalt auf, die Umstände der Inhaftierung und Folter des 17-jährigen Achmed Saleh al-Ammari durch die Kriminalpolizei des Innenministeriums der Dabaiba-‚Regierung‘ zu untersuchen. Al-Ammari war im Gebiet Salah ad-Din (südwestlich von Tripolis) im Hauptquartier der Kriminalpolizei festgehalten worden.
+ Die Nationale Menschenrechtsinstitution dokumentierte die willkürliche Festnahme von at-Taher Ali at-Taher Ibridah am 30. Oktober durch Sicherheitskräfte des Abschreckungsapparats zur Bekämpfung von Terrorismus. At-Taher Ibridah wurde bis heute nicht der Staatsanwaltschaft vorgeführt.
+ Die Nationale Menschenrechtsinstitution forderte vom Generalstaatsanwalt eine Untersuchung der Verhaftung und Folter von Sand Moez al-Mahdi, einem tunesischen Staatsbürger, durch die Kriminalpolizei des Innenministeriums. Al-Mahdi befindet sich zur Behandlung in Tripolis im Krankenhaus.
+ Crimes Watch
Libya über Menschenrechtsverletzungen im November 2025: Die schweren
Verstöße, die von Sicherheitsdiensten und mit den Behörden im
Osten und Westen des Landes verbündeten bewaffneten Gruppen gegen
Zivilisten in Libyen begangen werden, dauern an.
Dokumentiert werden die Tötung einer Content-Creatorin durch
Schüsse in Tripolis; die Verletzung von mindestens fünf Zivilisten in
Wohngebieten durch Querschläger während militärischer Übungen sowie die
willkürliche Verhaftung von vier Gemeindevorstehern in der Stadt Tarhuna.
+ Crime Watch Libya: Im Jahr 2025 dokumentierten wir mehr als 460 an Zivilisten begangene Verstöße in verschiedenen Regionen Libyens, während sich die Straflosigkeit vergrößert, was das Leid der Opfer und ihrer Familien verschärft.
+ Zum Internationalen Tag der Menschenrechte erklärte die Nationale Menschenrechtsinstitution: „Das libysche Volk leidet unter schwerwiegenden und systematischen Verletzungen seiner Grundrechte sowie unter Verbrechen wie Diskriminierung, Mord, Entführung, Verschwindenlassen, willkürlicher Verhaftung, Folter, Vertreibung und erzwungener Massenmigration von Zivilisten.“
+ Leiter der Nationalen Institution für Menschenrechte, Achmed Hamza: Der Einsatz von Repression und Tyrannei als Waffe, das Außerkraftsetzen von Rechten und Freiheiten, die Unterdrückung der politischen Handlungs- und Meinungsfreiheit, das Aufzwingen einer einheitlichen Sprache und eines einheitlichen Diskurses sowie die Ablehnung von Opposition und abweichenden Meinungen werden weder zu einem Ergebnis noch zum Aufbau eines Staates führen.
Ausländische Besatzung
+ Wie NovaAgenzia berichtet, wurden nach Verschärfung der maritimen Überwachung durch die Operation IRINI innerhalb eines Monats mehr als 100 verdächtige Flüge nach Libyen entdeckt. IRINI soll das UN-Waffenembargo kontrollieren.
+ Mitglieder der 53. Infanteriebrigade, die dem Generalstab der westlibyschen Armee unterstellt ist, absolvierten unter der Leitung türkischer Offiziere einen Ausbildungskurs für Höhenlandungen im Hauptquartier der Brigade.
+ Das türkische Verteidigungsministerium gab bekannt, dass libysche Marineakademie-Studenten vom 4. bis 6. Dezember an Bord der türkischen Fregatte TCG Oruçreis ausgebildet wurden.
+ AFRICOM-Kommandeur General Dagvin Anderson bestätigte, dass im nächsten Jahr in Sirte die Flintlock-Militärübung mit Streitkräften aus Ost und West geplant ist, um mit Verbündeten aus der gesamten Region zu trainieren. Libyen habe die große Chance, eine regionale Führungsrolle im Bereich der Stabilität zu übernehmen. Man sei hier, um seine unerschütterliche Unterstützung für seine Einheit zu bekräftigen.
Analyse
+ Al-Arab
(London): Das Mehrparteiensystem hat sich in eine fragmentierte Szene
verwandelt, die die gesellschaftliche Spaltungen widerspiegelt und vertieft.
Es stellt sich die Frage, warum es diese Parteien versäumten, sich zu
einer Basis für die angestrebte Stabilität und Demokratie zu
entwickeln. Die Parteienlandschaft sei nicht in der Lage gewesen,
die Logik der binären Einteilung zu überwinden, hätten ihre Glaubwürdigkeit
als nationales Rahmenwerk verloren und seien zu bloßen Werkzeugen im
Kampf der Eliten um Macht und Einfluss geworden.
Parteien seien zu einer bloßen formalen politischen Fassade
verkommen, die Politiker strebten nach externer Legitimität oder grenzüberschreitenden
Allianzen, anstatt sich um den Aufbau interner Legitimität zu
bemühen.
Das Scheitern der politischen Parteien spiegle die Krise des
libyschen Staates wider.
+ Das US-Magazin The Diplomat“
schreibt: Die von Washington unterstützten Regime brechen in bemerkenswertem
Tempo zusammen. Das Libyen nach Gaddafi ist das beste Beispiel
dafür, nachdem jeder politische Fahrplan gescheitert ist.
Die us-amerikanische Politik arbeite daran, politische Systeme aufzubauen,
die mehr von externen Modellen als von der lokalen Kultur
bestimmt werden – siehe Afghanistan. Libyen könnte verlieren,
wenn Washington diese Lektion ignoriert. Vierzehn Jahre nach dem Sturz
Gaddafis sei Libyen weiterhin gespalten, und jeder
politische Lösungsansatz gescheitert.
Justiz
+ Al-Dabaiba ignorierte
ergangene Gerichtsentscheidungen und erließ einen Beschluss zur
Einrichtung von 15 kommunalen Zweigstellen, die dem Gemeinderat von Misrata
unterstellt werden. Betroffen sind Gemeinden wie Tawergha, Abu
Garin, Bunschim und Zamzam.
Im Oktober 2024 hatte das Berufungsgericht in Tripolis den Beschlusse von
Dabaiba, Tawergha der Gemeinde Misrata zuzuschlagen, als rechtswidrig aufgehoben.
Der Sozialrat
der Ältesten und Honoratioren von Tawergha weist Dabaibas
Entscheidung zurück, sie an die Gemeinde Misrata anzuschließen. Jede
Änderung des Verwaltungsstatus müsse Dialog und Achtung
des Willens der Bevölkerung zur Grundlage haben. Durch die Entscheidung
Dabaibas würden administrative Bemühungen zur Rückkehr der
Bewohner und der Wiederaufbau der Stadt erheblich beeinträchtigt.
+ Die Verwaltungskontrollbehörde
(Leitung Abdullah Kaderbu) ist die für die Überwachung
aller Verträge in Libyen zuständige Stelle. Mit diesem Urteil hat die
Justiz die Debatte über die Zuständigkeit beendet. Die Rechnungsprüfungsamt/Audit
Bureau (Leitung Khaled Schakschak) ist der Verwaltungskontrollbehörde
untergeordnet.
Die Berufung von Khaled Schakschak wurde damit zurückgewiesen.
+ Die Justizbehörden in
Adschdabiya und Tripolis weisen jeden Versuch zurück, die Einheit
der Justiz durch politisch-ideologisch motivierte Akteure zu untergraben. „Wir
rufen alle Justizorgane in allen Städten dazu auf, sich hinter den Obersten
Justizrat zu stellen.“
Die Spaltung der Justiz werde abgelehnt.
+ Nasser al-Hawari (Menschenrechtsaktivist) sieht es als bewiesen, dass die lokale Justiz unfähig ist, Milizen und einflussreiche Personen zu verfolgen.
Gefälschte Staatsbürgerschaft
+ Der Journalist Khalil al-Hassi berichtet, dass Tausende nationale Identifikationsnummern gefälscht wurden und die libysche Staatsbürgerschaft verkauft wurde. Weder der Leiter der Zivilstandsbehörde noch Dabaibas Innenminister seien angesichts dieser Praktiken verhört oder inhaftiert worden, obwohl sie dafür die Verantwortung trügen.
+ Die Existenz von bisher 34.000 mutmaßlich gefälschten Familienregistereinträgen seien für Libyen eine Katstrophe – so Mansur al-Ahrasch (Journalistengewerkschaft).
+ Das Parlament gab zu, dass Ausländer auf illegalem Weg nationale Identifikationsnummern erlangen konnten, was ihnen zu materiellen und moralischen Privilegien verhalf, die ausschließlich libyschen Staatsbürgern zustehen.
+ Achmed Hamza
(Nationalen Institution für Menschenrechte) hält die angegebenen
Zahlen für gefälschte Identifikationsnummern für zu niedrig.
Die Verbreitung gefälschter Pässe habe zu Einschränkungen bei Reisen
und Visaausstellungen für Libyer geführt und habe gefährliche
Auswirkungen auf die nationale Identität, die Demografie sowie die Wirtschafts-
und Sicherheitslage.
Durch Urkundenfälschung könnten Ausländer finanzielle Leistungen
erlangen, die nur Libyern zustehen, wie Familienbeihilfen, Vorzugskurse
für den Dollarwechsel, medizinische Versorgung und Zugang zu Bildungseinrichtungen.
Internationaler Tag gegen Korruption
+ Am Internationalen Tag gegen
Korruption wandte sich der Journalist
Khalil al-Hassi direkt an Dabaiba, der sich anmaßte, eine
Veranstaltung zum Korruptionstag abzuhalten: „Ohne Korruption gäbe es Sie
gar nicht. Ohne Korruption müssten die Libyer sich
nicht Ihr Gestammel, Ihren Unsinn und Ihre Belanglosigkeiten anhören. Ohne
Korruption hätten wir nie von Ihrer korrupten Familie und
ihrem Anführer, Hadsch Ali, gehört.“
Libyen belegt auf dem internationalen Korruptionsindex Platz
173 von 180 Ländern.
+ Bei der Feier zum Tag
gegen Korruption kam es zu einem verbalen Schlagabtausch zwischen
dem Parlamentarier Dschalal
asch-Schuwayhdi und dem „angeblichen Premierminister“ Dabaiba.
Schuwayhdi sagte, Dabaiba sei ungeeignet und der Name „Regierung
der nationalen Einheit“ eine Farce, da Dabaibas Regierung eine
„Regierung der Spaltung“ sei. Dabaiba werde nur noch von denen
unterstützt, die ihn aus dem Ausland geholt haben. Man hoffe, er werde seine
Arroganz ablegen, damit sein Abgang problemlos verläuft.
Dabaiba habe es versäumt, Wahlen durchzuführen und sein Verbleib
an der Macht sei für das Land schädlich.
Dabaiba könne nur nach Misrata oder Tripolis fahren, für den Aufenthalt
in jeder anderen Stadt müsse er sich die Zustimmung der dort herrschenden
Milizen einholen.
+ Dazu Mansur al-Ahrasch (Journalistenvereinigung): Asch-Schuwayhdi und Dabaiba gehören zur selben Bande, vereint in Korruption, in der Verbreitung von Illusionen und der Irreführung der öffentlichen Meinung. Nicht einig sei man sich nur, wenn es darum geht, die Beute zu verteilen.
+ Wahib ad-Darwisch (Ingenieursgewerkschaft bei African Airlines): Dabaiba spricht vom Schutz von Whistleblowern, doch einer seiner engsten Vertrauten, der Vorstandsvorsitzende von African Airlines, tut genau das Gegenteil: Er entlässt Mitarbeiter, weil sie es gewagt haben, Korruptionsverdacht zu melden. Wie kann ein Staat Korruption bekämpfen, wenn er diejenigen belohnt, die sie schützen, und diejenigen bestraft, die sie aufdecken?
+ Mohammed Buysir
(politischer Berater): Die systemische Korruption könnte den Staat zu
Fall bringen. Die Legitimierung von Korruption und Kriminalität
zerstörten die Grundlagen für den Aufbau der Gesellschaft, da
Kompetenz und Anstrengung keine Werte mehr darstellen. Man könne sich
alles, auch Titel von Hadsch bis Doktor, kaufen.
Es komme nur noch darauf an, wieviel Geld man sich beschafft, egal,
auf welche Weise.
+ Mansur al-Ahrasch (Journalistengewerkschaft) stellte fest, dass das Stipendienprogramm von Korruption durchsetzt ist. Mehr als 90 Prozent derjenigen, die zum Studium ins Ausland geschickt werden und ihren Unterhalt in Devisen erhalten, seien nicht bei den Ministerien für Hochschulbildung und technische Bildung registriert und verfügten über keine offizielle Nominierung.
+ Ein vom Journalisten al-Hassan Bakir veröffentlichtes Schreiben enthüllte, dass in der libyschen Botschaft in der Türkei in Zusammenhang mit ärztlicher Behandlung Korruption in großer Höhe betrieben wurde.
+ Der Journalist Hassan Bakir Achmed Mleitan wirft dem Leiter der Behörde für therapeutische Dienstleistungen vor, 115 Millionen Dinar für die Behandlung von Muskeldystrophie-Patienten veruntreut zu haben – ganz zu schweigen von anderen Mittelzuweisungen, die Hunderte von Millionen in Devisen übersteigen.
+ Aus Dokumenten, die der Journalist
al-Hassan Bakir veröffentlichte, geht hervor, dass Sundus Azzam ad-Dhib,
Direktor für Personalwesen im Gesundheitsministerium der
Dabaiba-‚Regierung‘, innerhalb weniger Wochen durch rasante
Beförderungen drei zentrale Abteilungen und acht Komitees übernahm und Hunderttausende
an Boni und Reisekostenvergütungen erhielt.
„Im sogenannten Gesundheitsministerium finden Vorgänge statt, die
man nur als öffentliche Beleidigung jedes ehrlichen Mitarbeiters
bezeichnen kann, der Jahre seines Lebens im Dienst verbracht hat.“
Wie könne ein Bürger verstehen, dass ein Staat, der nicht in der Lage ist,
ein Krankenhaus zu unterhalten, es andererseits fertig bringt, Prämien
für Jahre zu zahlen, in denen die verantwortliche Person nicht gearbeitet
hat, ihr Auslandsreisen zu finanzieren und Überstundenzuschläge
zu gewähren? Wer hat die Befugnis, einer einzelnen Person drei Ministerien
und acht Ausschüsse zu übertragen?
Wirtschaft und Finanzen
+ AfricaIntelligence
berichtete, dass die libysche Investitionsbehörde beabsichtigt, der britischen
Tochtergesellschaft von Kirkoswald (mit Sitz auf den Bahamas)
das Mandat zur Verwaltung ihrer Vermögenswerte in Höhe von Milliarden
US-Dollar zu erteilen. Kirkoswald soll seine unter
UN-Sanktionen stehenden Vermögenswerte zurückerlangen und diese in einen neuen
Fonds zur Reinvestition einbringen. Alle libyschen Devisenvermögen
sollen in US-Dollar umgewandelt werden.
Kirkoswald ist eine us-amerikanische Gesellschaft zur
Vermögensverwaltung, die dem australischen Geschäftsmann Gregory Coffey
gehört.
+ Die Zentralbank gab bekannt, dass das Devisendefizit der letzten elf Monaten 7,8 Milliarden US-Dollar beträgt. Der Anstieg des Defizits sei auf den Rückgang der Öleinnahmen zurückzuführen
+ Mohammed as-Safi
(Wirtschaftsexperte): Die Liquiditätskrise hat drei Auswirkungen:
erstens die Verzerrungen aufgrund des Unterschieds zwischen Bargeld und
Schecks, was die Händler zu Preiserhöhungen veranlasste; zweitens Verlust
der Ersparnisse der Bürger in Höhe von etwa 25 Prozent; drittens die
Begünstigung von Korruption im Bankensektor.
Eine tiefgreifende Krise habe alle Wirtschaftszweige erfasst.
+ Muradschih
Ghaith (ehemaliger Zentralbankvorstand): Die Zentralbank müsse den Abfluss
von Devisen stoppen, indem sie sich mit dem Wirtschafts- und dem
Finanzministerium abstimmt, um die benötigten Güter zu ermitteln und
sich auf diese zu konzentrieren.
„Unsere Gesellschaft ist bargeldorientiert und bevorzugt Bargeld;
das lässt sich nicht innerhalb eines Jahres ändern, sondern erfordert
Jahrzehnte.“
+ Der Verband der
Mitglieder von Justizorganen forderte den Generalstaatsanwalt
auf, eine umfassende strafrechtliche Untersuchung der Gründe für die fehlende
Liquidität trotz vorhandener Öleinnahmen einzuleiten.
Es sei ein erheblicher Schaden für die Bürger und die Wirtschaft entstanden,
und es bestehen Verdachtsmomente, die eine dringende Untersuchung
durch die Generalstaatsanwaltschaft rechtfertigen.
Die Schwankungen der Wechselkurse, obwohl die Zentralbank die rechtliche
Befugnis hat, die Wechselkurspolitik zu regulieren, stellten ein schwerwiegendes
Versagen dar, das die Finanzstabilität unmittelbar beeinträchtigt.
Die Entscheidung, die 50- und 20-Dinar-Banknoten unter dem Vorwand der
Inflationsbekämpfung aus dem Verkehr zu ziehen, sei falsch
gewesen, insbesondere da die Preise seither weiter gestiegen sind.
+ Laut der saudischen Zeitung Ascharq al-Awsat gab es von Januar bis November 2025 einen starken Ausgabenanstieg der Dabaiba-‚Regierung‘, des Präsidialrats, des Parlaments und des Staatsrats um etwa 42 Prozent. Die Vereinigung der beiden libyschen Regierungen oder des gespaltenen Militärapparats hätten in den letzten zwei Jahren trotz der großzügigen Ausgaben keine greifbaren Fortschritte erzielt.
+ Der von Dabaiba an der Ausübung seines Amts gehinderte Ölminister Mohammed al-Aoun erklärte, dass die enormen Staatsausgaben ohne Rechenschaftspflicht sinnlos und eine Verschwendung des libyschen Reichtums seien. Dies werde schwerwiegende Auswirkungen auf die libysche Gesellschaft und die Zukunft des Staates haben.
+ Laut Mradschaa Ghith (ehemalige Vorstandsvorsitzende der Zentralbank) laufe der Schwarzmarkt für US-Dollar über WhatsApp-Gruppen in Istanbul und Dubai. Der Großteil des Geldes fließe in die Hände von Schmugglern, Waffenhändlern und Terroristen. Es handle sich um weltweite organisierte Kriminalität.
Erdöl / Erdgas
+ Idris
asch-Scharif (Wirtschaftsexperte): „Die Nutzung von
Strohmann-Zahlungsmechanismen durch Ölkonzerne ist eine Ausweitung der
Methoden zur Abwicklung von Ölgeschäften außerhalb der Aufsicht und der
Zentralbank.“
Der Chef der Zentralbank habe bestätigt, dass die Öleinnahmen nur 50 Prozent
des Haushaltsbedarfs decken. Jede Abwicklung außerhalb des offiziellen
Rahmens stellten eine erhebliche Belastung für die Staatsfinanzen
dar.
+ Laut Khalifa Abdel
Sadek (von Dabaiba eingesetzter Ölminister): Libyen wird Teil der
Lösung für die europäische Energiekrise sein. Libyen betrachte den europäischen
Markt als den nächstgelegenen und vielversprechendsten Markt.
Die Greenstream-Gaspipeline, die Libyen über das Mittelmeer
mit Italien verbindet, arbeitet derzeit mit weniger als 20 Prozent
ihrer Exportkapazität.
Kommentar des Libyen-Experten Dschalel
Harchaui: „Genug Unsinn… Die Erdgasproduktion ist aufgrund struktureller
Faktoren kontinuierlich rückläufig.“
+ Am 10. Dezember traf sich der US-Geschäftsträger Jeremy Brendt mit dem Vorsitzenden der Oil Corporation, Massud Suleiman, um Möglichkeiten für US-Energieunternehmen zu besprechen.
Innerlibysche Nachrichten
+ Laut LibyaPress
stattete am 4. Dezember eine Delegation der Stämme der zentralen, südlichen
und westlichen Regionen Generalstaatsanwalt as-Siddiq as-Sour einen Besuch
ab. Es ging dabei um die politischen Gefangenen Mansour Dau, Achmed Ibrahim und
Abdullah as-Senussi. Die Stammesdelegation bekräftigte, dass ihr Hauptziel
die nationale Versöhnung, die Einheit und das Abhaken der
Vergangenheit sei. Sie forderte die Freilassung der politischen
Gefangenen, die seit 14 Jahren ohne Gerichtsurteil gefangen gehalten
werden.
As-Sour habe darauf hingewiesen, dass bereits aus medizinischen Gründen die
Freilassung angeordnet worden war, aber nicht umgesetzt wurde.
Insbesondere behindere Sadiq al-Gharyani die Freilassung von Abdullah
as-Senussi. Die Freilassung von Mansur Dau und Achmed
Ibrahim hänge von der Zustimmung der führenden Persönlichkeiten der
Stadt Misrata ab.
+ Der Lenkungsrat der
Gemeinde Bani Walid forderte das Parlament auf, die Gemeinde
innerhalb ihrer gesamten Verwaltungsgrenzen in die Provinz Sirte aufzunehmen
und alle von der Dabaiba-‚Regierung‘ in Bezug auf die Gemeinde
erlassenen Beschlüsse aufzuheben, insbesondere diejenigen, die den Abbau
von Bodenschätzen und die Steinbrüche betreffen.
Die administrativen und historischen Grenzen der Gemeinde Bani Walid
und der Gemeinden innerhalb der traditionellen Grenzen des Warfalla–Stammes
müssten respektiert werden.
+ Der Lenkungsrat der
Gemeinde Zamzam forderte das Parlament auf, alle von der
Dabaiba-‚Regierung‘ erlassenen Beschlüsse aufzuheben, da sie unrechtmäßig
seien.
Die Verwaltungsgrenzen der Gemeinde müssten geachtet werden und Zamzam
und Abu Nadschim administrativ und finanziell in das Gouvernement Sirte
eingegliedert werden.
+ 48 Abgeordnete
aus der westlichen Region forderten unter anderem, dass Agila Saleh in
Tripolis einen Entwicklungs- und Wiederaufbaufonds einrichtet,
der über ein eigenes Jahresbudget verfügt.
Die Abgeordneten sollten sich auf die Wiederbelebung des politischen
Prozesses konzentrieren, um die Institutionen zu vereinen, eine neue
Regierung zu bilden und Präsidentschafts- und Parlamentswahlen
abzuhalten.
+ Am 8. Dezember gab die Wahlkommission die Veröffentlichung der Wahlordnung für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen bekannt, deren Termin für Mitte April 2026 festgelegt wurde. Der für die Durchführung der Wahlen notwendige Haushaltsplan sei erstellt. Das Parlament werde dringend aufgefordert, dessen Genehmigung zu beschleunigen, damit die Vorbereitungen abgeschlossen werden können.
+ Die Wahlkommission
erließ die Resolution Nr. 252/2025 über die Annahme der
Durchführungsbestimmungen für Wahlbeschwerden und -streitigkeiten im
Zusammenhang mit der Wahl des Staatsoberhaupts.
Erst nach Abschluss der ersten Wahlrunde und Bekanntgabe ihrer
Ergebnisse könnten die Voraussetzungen der Staatsbürgerschaft
angefochten werden; d.h. erst im Nachhinein für die beiden
Gewinnerkandidaten, die in die zweite Runde einziehen,
diesbezügliche Einsprüche eingelegt werden.
+ Der Staatsrat hat den Abgeordneten eine Liste mit 7 Personen vorgelegt, die für den Vorsitz der Wahlkommission nominiert sind, und von denen sie drei Kandidaten auswählen sollen.
+ Laut Naima al-Hami (Staatsrat) werden im April 2026 keine Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden. Die Ankündigung der Wahlkommission, die Wahlen abzuhalten, sei lediglich ein Versuch, das libysche Volk zu beschwichtigen.
+ Der Parlamentsabgeordnete Ali Abu Zriba
sagte während des Empfangs von Würdenträgern aus der Stadt ar-Radschban, dass Delegationen
aus der westlichen Region sowohl den Staatsrat als auch das Parlament
aufsuchen sollten, um die Einsetzung eines neuen Premierministers zu
fordern.
Die Wahlkommission sollte für die Absage der Wahlen im Dezember 2021
bestraft werden.
+ Abdulhamid Dabaiba forderte, das erst der Verfassungsentwurf einem Referendum unterzogen wird, bevor Wahlen durchgeführt werden.
+ Kamal Hudhaifa
(Beratungsausschuss): In Libyen hat mittlerweile jede Partei einen
ausländischen Unterstützer, und bei Gesprächen, innerhalb der
bestehenden Gremien oder zwischen ihnen, verlassen einige
in den Pausen den Raum, um den Botschafter von Katar, der
Türkei, Frankreichs, Russlands oder anderen Ländern anzurufen. Die Bildung
einer neuen Regierung in Libyen werde nicht ohne Zustimmung
von außen erfolgen, insbesondere von Ägypten und der Türkei.
Dabaiba habe gesagt, er werde die Macht nur durch Wahlen abgeben,
wohlwissend, dass es keine Wahlen geben werde, solange er an der Macht ist.
Alle Menschen in Libyen, ob Angehörige der verschiedenen Parteien oder
Regionen, fürchteten Verfolgung, Ausgrenzung oder Marginalisierung. Jederzeit
könne ein Krieg ausbrechen.
Hudhaifa
appellierte an die bestehenden Gremien, einen schrittweisen
Machtverlust hinzunehmen, da die libyschen Bürger diese Gremien
aufgrund ihrer Unfähigkeit, Lösungen zu finden, und angesichts
der grassierenden Korruption und des allgemeinen Zusammenbruchs nicht
länger tolerieren können.
Hudhaifa
gab den Unterstützern der ehemaligen Dschamahirija-Regierung Recht. Sie
hätten sich dafür entschuldigt, sich nicht an der Verabschiedung der
Verfassung beteiligt zu haben und dass die Probleme zwischen den Libyern
noch nicht gelöst seien.
Der Übergang zu einem demokratischen Zivilstaat sei nicht von
einer dauerhaften Verfassung abhängig. Zunächst müsse ein friedlicher
Machtwechsel sichergestellt werden.
Die Folgen der letzten 14 Jahre müssten beseitigt werden, erst dann
könne eine dauerhafte Verfassung verabschiedet werden, sonst bleibe
Libyen im Teufelskreis gefangen.
+ Khaled
at-Tardschuman (ehemaliges Mitglied des Übergangsrats): Zwischen dem Parlament
und dem Staatsrat herrscht keinerlei Einigkeit, ihre Treffen
sind sinnlos. Die zwischen den beiden Gremien geführten Gespräche
dienten lediglich dazu, die Bevölkerung, die sie für naiv halten, zu
täuschen. Die daran beteiligten Länder wollten nicht, dass
die Libyer von Wahlen oder dem Aufbau eines eigenen Staates träumen. Für
sie sei notwendig, dass die Lage in Libyen in der Schwebe bleibt.
Der Staatsrat sei ursprünglich als Hindernis geschaffen worden,
um jede Möglichkeit zur Staatsbildung zu unterbinden, damit Libyen
weiterhin unter wirtschaftlichen und politischen Problemen leidet, es interessiere
nur, dass Öl und Gas gefördert werden.
+ Osama
asch-Schahumi (Politikwissenschaftler): Die Dabaiba-‚Regierung‘ trifft
sich derzeit mit Botschaftern, um neue Fakten zu schaffen
und die Regierung so umzustrukturieren, dass ihr Fortbestand
gesichert ist. Als Sündenböcke sollen Imad Trabelsi und Machmud
Hamza herhalten; der Einzige, der aufgrund seiner us-amerikanischen
Unterstützung im Amt bleiben könnte, ist Abdel Salam Zubi.
Auf die UNO zu setzen sei unrealistisch und ignoriere die Lehren
der letzten zehn Jahre, in denen die UN-Mission ihr Scheitern bewiesen hat.
Die politische Klasse, die den Dialog heute führt, sei dieselbe,
die für all die vorherigen Fehlschläge verantwortlich war.
Der us-amerikanische Faktor sei entscheidend, da Trumps Berater
Massad Boulos hinter den Kulissen agiere. Der eigentliche
Konflikt bestehe zwischen dem Haftar-Lager und der Dabaiba-‚Regierung‘,
eine Tatsache, die die USA anerkennen und sich daher auf diese beiden
Lager konzentrieren – ebenso wie AFRICOM.
+ Parlamentspräsident Agila Saleh hat den Leiter des Nationalen Planungsrates, Achmed Breidan, und seinen Stellvertreter, Anwar asch-Scharif, suspendiert und eine Untersuchung gegen sie eingeleitet.
+ Laut dem Journalisten Khalil Al-Hassi verweigert Agila Saleh bei seinem bevorstehenden Frankreich-Besuch ein Treffen mit dem Staatsratsvorsitzenden Takala, der am selben Tag Paris besucht. Agila Saleh erklärte, er könnte seinen Besuch absagen, falls der französische Druck anhält.
+ Mohammed Schaaban al-Merdas (ehemaliger Botschafter) befürchtet, dass Tripolis bald seinen Hauptstadtstatus verlieren wird. Gründe dafür seien Instabilität, dysfunktionale Institutionen, ein zerstörter Flughafen, ein instabiler Hafen, ungezügelte Milizenmacht, Liquiditätsengpässe, außerhalb der Banken zirkulierendes Geld und eine tiefe politische Polarisierung.
Weitere Nachrichten aus Libyen
+ Ahmed Balras Ali (Arabische Genossenschaft für den Transport von Erdöl und Erdölderivaten): „Heute [8.12.25) haben wir einen Sitzstreik begonnen und den Transport von Treibstoff eingestellt. Der Streik wird so lange dauern, bis die seit Jahren bestehende Forderung nach einer Erhöhung des Transporttarifs erfüllt wird.“
+ Omar Basisa (Finanzministerium der Dabaiba-‚Regierung‘) fragt: Was sind die Gründe für den bemerkenswerten Anstieg der Krebsfälle in den letzten Jahren? Gibt es Umwelt- und Gesundheitsfaktoren? Haben sich Lebensstil und Ernährung so verändert? Die Ursachen müssten ruhig, verantwortungsbewusst und wissenschaftlich angegangen werden.
+ In der Gemeinde
al-Asabia sind erneut in Häusern mysteriöse Brände ausgebrochen. In
den letzten Wochen seien täglich ein bis zwei Brände registriert worden,
sowohl in Häusern, in denen es schon einmal brannte als auch in Häusern, die
zum ersten Mal betroffen sind.
Bereits von November 2024 bis April 2025 waren in der Region
al-Asabia Brände ausgebrochen, die Hunderte von Häusern und Autos
beschädigten. Die Ursache konnte nicht ermittelt werden.
Die Brandwelle,
die erhebliche Schäden verursacht, dauere seit etwa zwanzig Tagen
an und habe die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt.
Überschwemmungen im östlichen Libyen
+ In Bengasi führten starke
Regenfälle zu schweren Überschwemmungen. Bewohner mussten aus
ihren Häusern evakuiert werden.
Osama ad-Darsi, Chef von Haftars Innerer Sicherheit, und seine
Mitarbeiter forderten die Einwohner von Bengasi auf, den Einsturz der
Infrastruktur in Bengasi während der starken Regenfälle nicht zu
filmen.
+ Im östlichen und südlichen Libyen wurden die Bewohner aufgefordert, tiefliegende Gebiete und Senken wegen Überschwemmungsgefahr zu meiden.
+ Im östlichen Libyen ordnete das Elektrizitätsministerium die Abschaltung von vier Kraftwerken an. Es sei Wasser in die Kraftwerke eingedrungen, so dass die Stromversorgung verschiedener Gebiete unterbrochen werden musste.
+ Fotos von starken Überschwemmungen südwestlich von Bengasi, im Gebiet von Dscherdina.
+ Auch der Internationale Benina-Flughafen von Bengasi stand unter Wasser. Der Betrieb war gestört.
+ Die Ölverladehäfen von Ras Lanuf, Sidra, Zueitina und Brega mussten aufgrund der sich verschlechternden Wetterbedingungen und des Risikos für den Schifffahrtsbetrieb und die Hafeninfrastruktur vorübergehend geschlossen wurden.
+ Der Menschenrechtsaktivist Tariq Lamlum kritisierte, dass der Wiederaufbau nur einen Teil der Menschen erreichte, nämlich jene, die sich in besseren Vierteln moderne Häuser bauen konnten. „Die Häuser der einfachen Bevölkerung stehen jetzt unter Wasser.“
+ Al-Mahdi Abdel-Aati (politischer Aktivist aus Misrata) erklärte, dass Belqasim Haftar 59 Milliarden erhielt. Wenn heute Bengasi und al-Bayda im Wasser versinken, seien es die Armen, die den Preis bezahlen.
+ Das Wasser trat im Wadi an-Naghar aufgrund der Regenfälle über die Ufer. Familien mussten evakuiert werden.
+ In Misrata, Adschdabiya und Suluq blieben am 7. Dezember aufgrund der Überschwemmungen alle Bildungseinrichtungen geschlossen.
UN-Mission
+ Die UN-Mission begrüßte die Verlegung von Khaled al-Hichri von Deutschland in das Haftzentrum des IStGH in Den Hag. Al-Hichri ist der erste Libyer, der in Den Hag vor Gericht gestellt wird.
+ Die Bewegung Wille
des Volkes forderte den Abzug der UN-Mission aufgrund
ihres kläglichen Versagens, eine Lösung für die Libyen-Krise zu
finden. Der sogenannte Strukturierte Dialog werde abgelehnt, ebenso
wie dessen Finanzierung durch Katar.
Gefordert werde stattdessen ein libysch-libyscher Dialog.
Jeder Aufruf zur Sezession und jede einseitige Aktion, die die
Sicherheit, Einheit und Stabilität des Landes gefährdet, werde abgelehnt.
+ Claudia Gazzini (Analystin International Crisis Group): Der Strukturierte Dialog beinhaltet viele Unklarheiten, insbesondere zur Bildung der beteiligten Parteien. Die UN-Mission hat libysche Institutionen aufgefordert, ihre Nominierungen einzureichen, ohne genaue Angaben, um welche Institutionen es sich handelt und ob die UN wie in der Vergangenheit auch Teilnehmer einseitig auswählen wird. Unklar sei auch die Zielsetzung des Dialogs. Gehe es um Wahlgesetze? Oder die Abfolge der Schritte zwischen Verfassung, Regierung und Wahlen? Oder diene er als Vorstufe zur Regierungsbildung? All dies verstärke die Zweifel am gesamten Prozess.
+ Kamal Hudaifa
(Beratungsausschuss): Die politischen Führer und die bestehenden Gremien
konnten keine Einigung erzielen, die eine Einmischung von außen
verhindern. Laut Aussagen eines ehemaligen UN-Mitarbeiters hätte man Angst,
die an der Bestechung im Rahmen des Libyan-Political-Dialogforums
beteiligten UN-Mitglieder und libyschen Politiker strafrechtlich zu
belangen, da dadurch die Stabilität des Landes gefährdet und die Spaltung
vertieft werden könnte. Korruption sei in das System
integriert worden.
Der gegenwärtige Strukturierte Dialog treffe keine
Entscheidungen, deshalb sei Korruption nicht zu befürchten.
+ Die UN-Mission zum Internationalen Tag der Menschenrechte: Das Recht der Libyer, ihre Anführer zu wählen, ist das Wesen der Menschenrechte. „Menschenrechte sind grundlegend für das tägliche Leben in Libyen; sie sind die Basis für Frieden, Stabilität und eine Zukunft, in der alle Libyer in Würde leben können.“
Migration
+ Laut Adel Abdel Kafi
(Militäranalyst) beeinträchtigt die ungesteuerte Migration die Wirtschaft
und die nationale Sicherheit in Libyen, insbesondere angesichts der militärischen
und politischen Spaltung.
Wenn die europäischen Länder und andere Akteure das Geld,
das für Abschiebungen ausgegeben wird, in Entwicklung und
Investitionen in den Herkunftsländern investiert hätten, wäre das Problem
gelöst. Es fehle eine klare Strategie.
+ Tariq Lamlum (Menschenrechtsaktivist) wirft dem Innenminister der Dabaiba-‚Regierung, Imad Trabelsi vor, er versuche die Migrationspolitik durch das Abschiebeprogramm zu kontrollieren und schlage daraus Profit. Er schließe Verträge über die Versorgung der Migranten und zu ihrem Rücktransport per Flugzeug. Alle von Trabelsi vorgelegten Zahlen seien ungenau und nicht belegt.
+ Die Koordinierungsstelle der politischen Parteien und Blöcke startete eine Initiative zur Kriminalisierung von Masseninternierungslagern. Masseninhaftierung zähle in Zeiten des Kolonialismus und von Konflikten zu den abscheulichsten Praktiken der Menschheitsgeschichte.
+ Die Partei Stimme
des Volkes (unter Führung von Fathi asch-Schibli) sieht in der neuen europäischen
Migrationspolitik viele Risiken für Libyen, da sie darauf abziele,
Libyen in eine Auffangzone für Migranten und in ein Internierungslager
zu verwandeln. Libyen sei jedoch nicht in der Lage, dies
zu bewältigen, da es an rechtlicher, institutioneller und
humanitärer Struktur mangle.
Die EU versuche, Libyen in eine erste Verteidigungslinie Europas zu
verwandeln, was die Sicherheitsspannungen erhöhen und die Reibungen
zwischen lokalen Behörden und Schmugglernetzwerken verstärken wird.
„Wir lehnen alle Abkommen ab, die Libyen verpflichten, als
europäische Internierungslager zu dienen und das Land ohne rechtlichen
Rahmen und ausreichende Ressourcen in eine Sammelstelle für
Migranten verwandelten.“
+ Die Zeit:
Starker Anstieg der Migrationsströme aus dem östlichen Libyen nach Griechenland
über Netzwerke mit Verbindungen zu Haftar. Die griechische
Küstenwache entdeckte vor der Küste Kretas ein Schiff mit 18
Toten an Bord; zwei Überlebende konnten gerettet werden. Die Opfer
hatten Tage auf See ohne Nahrung und Wasser verbracht und starben
höchstwahrscheinlich an Unterkühlung, Austrocknung und Erschöpfung.
Die EU-Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass Khalifa Haftar
im östlichen Libyen und die belarussische Regierung dabei eine Rolle
spielen. Es sollen Migranten aus Weißrussland ins östliche Libyen
geflogen werden, um sie von dort über das Mittelmeer in Richtung Kreta
zu schicken. „Für ihren Umgang mit Seenot leidenden Migranten stehen
auch die staatlichen Küstenwachen von Libyen und Griechenland in der Kritik.“
Sudan
+ Die Plattform ECAD beobachtete erneut Lieferungen aus dem östlichen Libyen an die Rapid Support Forces in die Kampfgebieten des Sudan.
+ AfricaIntelligence
berichtete, dass Khalifa Haftar seine Streitkräfte im südlichen
Libyen restrukturiert. Über den Süden verlaufen die Nachschubwege
für die RSF. Große Bedeutung hat dort die Subul-as-Salam-Brigade,
die als einzige dieses Gebiet kontrolliert. Auch der Flughafen
von Kufra steht unter Kontrolle der Brigade, dem wichtigsten
Logistikzentrum im Herzen der Wüste, über das Ausrüstung für den
Konflikt im Sudan transportiert wird.
Das Monopol des Subul-as-Salam-Brigade wurde durch die Ankunft der
106. Brigade reduziert. Hinzu kam die 166. Brigade (Kommando:
Ayub al-Fardschani/Schwiegersohn von Haftar) sowie die 87. Brigade,
die ein Jahr lang in Weißrussland ausgebildet wurde, bevor sie im
vergangenen September nach Libyen zurückkehrte.
Auf sudanesischer Seite konnten die Rapid Support Forces im
vergangenen Juni die Kontrolle über das as-Sarra-Länderdreieck
erlangen, das zu einem Knotenpunkt für eine neue Versorgungskette von
Kufra aus auf sudanesisches Gebiet wurde. Angriffe des sudanesischen
Militärs südlich des as-Sarra-Länderdreiecks führten dazu, dass der Nachschubweg
über die weniger gefährdeten Route von Kufra aus zur tschadischen
Grenze verlegt wurde.
Ägypten, Türkei, Griechenland und die maritimen Seegrenzen
+ Der griechische
Außenminister erklärte gegenüber dem Parlamentspräsidenten Agila Saleh bei
dessen Besuch in Griechenland: „Wir leisten über die Europäische
Union und den Sicherheitsrat unseren Beitrag zu einer endgültigen Lösung
der Libyen-Frage, indem wir die Abhaltung von Wahlen ohne Einmischung von
außen unterstützen.“
Bezüglich des türkisch-libyschen Memorandum of Understanding
über die maritime Grenzziehung vertrete die EU die gleiche Position wie
Griechenland, nämlich das es ungültig und illegal ist.
Griechenland beabsichtige, Offiziere der libyschen Küstenwache
auszubilden.
+ Der ägyptische
Präsident as-Sisi erörterte am 8. Dezember bei einem Treffen mit Khalifa
Haftar in Kairo die jüngsten Entwicklungen in Libyen. Mit dabei waren
Haftars Söhne Khaled und Saddam sowie Generalmajor Hassan Raschad,
Chef des ägyptischen Geheimdienstes.
Sisi bekräftigte Ägyptens Unterstützung zur Lösung der Libyen-Krise,
insbesondere jene Bemühungen, die auf die gleichzeitige Abhaltung von
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen abzielen. Erörtert wurde auch
die Entwicklungen im Sudan und dabei bekräftigt, dass die Stabilität
Sudans mit der nationalen Sicherheit Ägyptens und Libyens verknüpft ist.
+ Alaa Farouk
(Politologin) geht davon, dass as-Sisi von Haftar forderte, die Unterstützung
für RFS von Hemeti sofort komplett einzustellen. Ägypten
werde nicht erlauben, Chaos im Grenzdreieck zu stiften, da dies
eine rote Linie für Ägypten sei.
Der Haftar-Besuch fiel zeitlich mit Agila Salehs Besuch in
Griechenland zusammen, das mit Ägypten maritime Abkommen geschlossen
hat. Saleh habe mit Athen geflirtet und erklärt, das Parlament
lehne das türkisch-libysche maritime Abkommen ab.
+ Der libysche Parlamentssprecher erklärte, dass das Parlament einen Ausschuss zum libysch-türkischen Abkommen gebildet hat, um die betroffenen Länder zu konsultieren.
+ Die Hammad-Parallelregierung wies die griechischen Forderungen nach einer Nichtratifizierung des libysch-türkischen Memorandums zurück. Dies stelle ein Diktat und eine Einmischung in libysche Angelegenheiten dar. „Wir fordern die griechische Seite auf, ihre provokativen Äußerungen einzustellen, sich bei der Geltendmachung ihrer Rechte an die Regeln des Völkerrechts zu halten und mit dem zuständigen libyschen Komitee zur Festlegung der Seegrenzen in Dialog zu treten, anstatt auf populistische politische Rhetorik zurückzugreifen.“
+ Mohammed
Amteirid (Politologe): Die Beziehung zwischen Ägypten und Agila Saleh zeigt,
dass für Ägypten Saleh die politische Figur ist, die Partnerschaft und
Freundschaft mit Libyen repräsentiert. Die politischen und
diplomatischen Beziehungen Ägyptens mit dem Parlament und
seiner Führung, vertreten durch Agila Saleh, werden weiterhin bestehen
bleiben, auch wenn das östliche Generalkommando mit Khaled und Saddam
Haftar Teil der Politik ist.
Im libyschen Parlament gebe es Bestrebungen, den Parlamentspräsidenten
auszutauschen, da Agila Saleh zu sehr die Interessen Ägyptens
vertrete.
+ Der türkische Politologe Muhannad
Hafizoglu: Im ersten Halbjahr 2026 wird sich in Libyen eine Einheitsregierung
bilden, und das Haftar-Lager wird dabei die dominierende Kraft
werden, indem es die Karte der Seegrenzen ausspielt. Das Haftar-Lager
versuche, durch Treffen mit der ägyptischen und der griechischen Seite sowie
durch das Aufwerfen der Frage der Seegrenzen politische Vorteile
zu erlangen.
Das Haftar-Lager sei überzeugt, dass das maritime Abkommen zwischen Tripolis
und Ankara im Interesse Libyens liegt. Allerdings verzögerten Haftar
und Agila Saleh die Ratifizierung dieses Abkommens durch das Parlament.
Libyen und das Ausland
+ USA. Die Partei Stimme des
Volkes (Führung Fathi asch-Schibli) lehnte das gegen Libyer
verhängte Einreiseverbot in die USA ab.
Libyen sei kein gescheiterter oder handlungsunfähiger Staat gewesen,
sondern wurde erst infolge der internationalen Militärinterventionen unter
Beteiligung der USA 2011 ins Chaos gestürzt. Libyen sei ein stabiles
Land mit einem klaren politischen System und starken
Sicherheitsinstitutionen gewesen, bevor es Opfer einer externen
Militäraktion wurde, die seine Sicherheitsstruktur zerstörte und es
seines institutionellen Gleichgewichts beraubte, sodass völlig unvorbereitet
mit einem politischen und sicherheitspolitischen Vakuum konfrontiert war.
Die Rechtfertigung des Embargos gegen Libyer unter dem Vorwand der
„fehlenden Stabilität“ sei eine klare Missachtung der Rolle der USA und
des Westens bei der Schaffung dieser Realität. Die Entscheidung ähnle
einer Kollektivstrafe für ein Volk, das Opfer übereilter und
unüberlegter internationaler Politik war und immer noch ist.
„Wir fordern, dass die US-Regierung und der Kongress die internationale
Rolle bei der Schwächung der libyschen Staatsinstitutionen anerkennen,
anstatt den libyschen Bürger mit den Folgen einer Entscheidung zu belasten, an
der er nicht beteiligt war. Der Schwerpunkt sollte darauf liegen, den Wiederaufbau
des libyschen Staates durch echte Sicherheits-, institutionelle und
wirtschaftliche Partnerschaften zu unterstützen, und nicht durch eine
Politik der kollektiven Ausgrenzung zu bestrafen.“
+ USA. Der US-Botschafter
in der Türkei und US-Sondergesandte für Syrien, Tom Barrack,
erklärte am Rande des 23. Doha-Forums 2025 in Katar: „Die Dezentralisierung
der politischen Macht hat im Nahen Osten noch nie funktioniert, das gilt
auch für Libyen.“ Das Volk müsse über die Regierungsform entscheiden.
„Wenn wir uns den Irak ansehen, stellen wir fest, dass Milliarden von
Dollar verschwendet und viele Menschenleben geopfert wurden.“
+ USA. Der US-Sondergesandte für Syrien, Tom Barrack, sagte: „Die westlichen Interventionen in Libyen haben zu Lähmung statt zu Stabilität geführt. […] Wir sind nicht gut darin, anderen Ländern, insbesondere im Nahen Osten, unsere Vorstellungen aufzuzwingen.“
+ Italien. Ein überlebendes Folteropfer von Osama Nadschim hat beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Klage gegen Italien eingereicht, weil dieses seine Auslieferung an den Internationalen Strafgerichtshof verweigert hatte.
+ Frankreich. Laut der Zeitung Independent Arabia intensiviert Frankreich seine diplomatischen Bemühungen in Libyen, um wieder auf die afrikanische Bühne zurückzukehren, nachdem sein Einfluss in Afrika nachgelassen hat. Frankreich versuche, sein schlechtes Image zu verbessern, das auch mit seiner militärischen Unterstützung des Haftar-Lagers im Krieg gegen Tripolis im Jahr 2019 in Zusammenhang steht.
+ Kuweit. Dem Muslimbruder Tariq as-Suwaidan, der den Krieg gegen Libyen im Jahr 2011 unterstützt hat, wird die kuweitische Staatsbürgerschaft aberkannt. Sie sei mittels Betrug erlangt worden.
Rückblick
+ Der italienische Fußballtrainer Stefano Cusin erinnerte sich in einem Interview an seine Zeit als Trainer der libyschen Fußballföderation zu Zeiten von Muammar Gaddafi: „Die Zeit, die ich in Libyen verbrachte, war von großer Fußball-Leidenschaft geprägt, die Menschen in den Stadien waren voller Begeisterung. Der al-Ittihad Club, den ich von Dezember 2008 bis Juni 2009 trainierte und mit dem ich den libyschen Meistertitel gewann, war in der Zeit, als er von as-Saadi Mohammed Gaddafi geführt wurde, ein großer Verein“, ein Verein, der Stadien füllte.
A. Gutsche
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