Kampf um Tripolis: 08. bis 09. Mai 2019
Libyen. Tote bei IS-Angriff in Südlibyen / Luftangriffe der LNA auf
Munitionslager der ‚Einheitsregierung‘ / Sarradsch in Berlin, Paris und London
/ ‚Einheitsregierung‘ kündigt Wirtschaftsverträge / Hafter in Kairo
+ 08.05. Die Anzahl der Todesopfer ist bei den Kämpfen um
Tripolis auf 443 gestiegen, die der Verletzten beträgt etwa 2110. Laut der
UN-Organisation für Migration sollen etwa 60.000 Zivilisten vor den Kämpfen um
Tripolis geflohen sein.
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+ 08.05. Am 7. Mai hatte die libysche Armee (LNA) eine
Mirage-F1 aus Misrata abgeschossen. Der verletzte Pilot gab nach seiner
Gefangennahme an, er sei portugiesischer Staatsbürger, d.h. es handelt sich um
einen für die ‚Einheitsregierung‘ kämpfenden Söldner.
Inzwischen hat sich auch die Identität seines Kommandanten geklärt: Er heißt Alhadi Ali Maklouf, ist Einsatzleiter für die Mirage-F1 und Kommandant für technische Angelegenheiten.
Es existiert ein Vertrag, den Alhadi mit einer Gruppe von Ingenieuren aus Ecuador als Vertreter des Air College unterzeichnete. Die Ingenieure aus Ecuador waren von dem Unternehmen Gateway to MENA for Logistics Services vermittelt worden, das ihrerseits mit der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis zusammenarbeitete. Am 2. Juni 2016 wurde diese Zusammenarbeit durch einen Flugzeugabsturz aufgedeckt. Die Piloten erhielten ein monatliches Salär in Höhe von bis zu 20.000 Euro.
Die Frage, in wessen Diensten der portugiesische Pilot stand und von wem er bezahlt wurde, dürfte somit geklärt sein. Die Verbindungen zur ‚Einheitsregierung‘ sind eindeutig. Dennoch bestreitet die ‚Einheitsregierung‘, etwas mit dem Kampfjet oder dem portugiesischen Piloten zu tun zu haben.
Inzwischen hat sich auch die Identität seines Kommandanten geklärt: Er heißt Alhadi Ali Maklouf, ist Einsatzleiter für die Mirage-F1 und Kommandant für technische Angelegenheiten.
Es existiert ein Vertrag, den Alhadi mit einer Gruppe von Ingenieuren aus Ecuador als Vertreter des Air College unterzeichnete. Die Ingenieure aus Ecuador waren von dem Unternehmen Gateway to MENA for Logistics Services vermittelt worden, das ihrerseits mit der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis zusammenarbeitete. Am 2. Juni 2016 wurde diese Zusammenarbeit durch einen Flugzeugabsturz aufgedeckt. Die Piloten erhielten ein monatliches Salär in Höhe von bis zu 20.000 Euro.
Die Frage, in wessen Diensten der portugiesische Pilot stand und von wem er bezahlt wurde, dürfte somit geklärt sein. Die Verbindungen zur ‚Einheitsregierung‘ sind eindeutig. Dennoch bestreitet die ‚Einheitsregierung‘, etwas mit dem Kampfjet oder dem portugiesischen Piloten zu tun zu haben.
Laut dem portugiesischen Verteidigungsministerium wird kein
Pilot der portugiesischen Luftwaffe vermisst. Es werden auch keine Einsätze in
Libyen geflogen und die Luftwaffe habe keine Mirage F1-Flugzeuge.
Das Parlamentsmitglied Tariq al-Jeroushi forderte, Sarradsch
und den Innenminister der ‚Einheitsregierung‘ vor Gericht zu stellen, da es ein
Kriegsverbrechen sei, ausländische Söldner zu rekrutieren, um libysche Bürger
zu töten und Städte zu bombardieren. Auch der Ausschuss für auswärtige
Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit des libyschen Parlaments
verurteilte aufs Schärfste, dass die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis ausländische
Piloten als Söldner angeheuert hat. Die internationale Gemeinschaft müsse die
Anerkennung der ‚Einheitsregierung‘ aufheben.
+ 08.05. Die UN-Sondermission für Libyen äußerte ihre
Besorgnis über die zunehmenden Fälle von Verhaftungen und Entführungen von
Beamten und Journalisten in Libyen.
08.05. Nachdem Fayez al-Sarradsch, ‚Premierminister‘ der
‚Einheitsregierung‘ Italien und Deutschland besuchte, fand auch ein Treffen mit
dem französischen Präsidenten Macron in Paris statt. Macron forderte einen
bedingungslosen Waffenstillstand unter internationaler Aufsicht, da es keine
militärische Lösung geben könne.
+ 08.05. Es hat sich eine Pro-Sarradsch-Gruppe des libyschen
Parlaments vom Parlament in Bengasi abgespalten und zum zweiten Mal mit 45
Abgeordneten in Tripolis getagt. Für die nächsten eineinhalb Monate wurde als
Übergangspräsident Al-Sadiq Al-Kehili (Tadschura) und Hamouda Sayala (Tripolis)
als Mediensprecher mit den Stimmen von 27 Mitgliedern gewählt.
+ 08.05. Der Dschihadist Ibrahim al-Mudani, bekannt als Ibrahim
Nakouza, wurde bei einem Luftschlag der Armee (LNA) getötet. Er stand mit dem
dschihadistischen Schura-Rat von Bengasi in Verbindung.
+ 09.05. Bei Luftangriffen der libyschen Armee (LNA) wurden
ein Munitionsdepot der ‚Einheitsregierung‘ getroffen. Weitere Angriffe
erfolgten auf das Hauptquartier einer Miliz im Gebiet von Dschanzur im Westen
von Tripolis.
+ 09.05. Der ägyptische Präsident al-Sisi hat gemeinsam mit
dem obersten General des Geheimdienstes Feldmarschall Khalifa Hafter in Kairo
empfangen.
+ 09.05. Der IS hat sich zu einem Angriff auf die Stadt Ghudwa
(südlich von Sebha) bekannt, bei dem drei Zivilisten getötet und ein vierter
entführt wurden. Es sollen damit die Streitkräfte der libyschen Armee unter
Hafter getroffen werden.
+ 09.05. Nachdem der Versuch von Sarradsch, auf seiner
Europa-Tour Deutschland und Frankreich zur Unterstützung der ‚Einheitsregierung‘
einzuschwören, als gescheitert angesehen werden muss, hat der
‚Wirtschaftsminister‘ der ‚Einheitsregierung‘ in einem Erlass erklärt, dass der
Handel mit mehreren internationaler Unternehmen, insbesondere mit französischen
wie der Ölgesellschaft TOTAL, eingestellt werden soll. Betroffen sind auch
Alcatel, Thales und Bruges sowie Siemens, das für die meisten Energieprojekte
in Libyen zuständig ist. Auch das italienische Unternehmen Bocelli war
betroffen, was als Warnung an Italien verstanden werden kann, dass auch der
italienische Erdölkonzern ENI, der in Westlibyen tätig ist, in Zukunft
betroffen sein könnte.
Die offizielle Begründung lautet, es wären Genehmigungen abgelaufen.
Die offizielle Begründung lautet, es wären Genehmigungen abgelaufen.
+ 09.05. Sarradsch ist in London mit Theresa May und dem
britischen Außenminister Jeremy Hunt zusammengetroffen.
+ 09.05. Die UN untersuchen, ob die libysche Armee oder
einer ihrer Verbündeten trotz des Waffenembargos in Tripolis bewaffnete Drohnen
einsetzen.
Die Hauptstadt Tripolis ist seit dem 4. April umkämpft.
Auf Seiten der ‚Einheitsregierung‘ stehen die Tripolis- und Misrata-Milizen,
die die vom Ausland eingesetzte 'Einheitsregierung' stützen, und auf der
anderen Seite die libysche Armee (LNA) unter General Hafter, die vom gewählten
libyschen Parlament in Bengasi und einer Übergangsregierung aufgestellt wurde
und den Auftrag erhielt, gegen die dschihadistisch-terroristischen Milizen, die
die Hauptstadt Tripolis im Würgegriff halten, vorzugehen.
Es sollten vom 14. bis 16. April in der Stadt Ghadames
Gespräche aller in Libyen aktiven politischen Parteien stattfinden, und ein
Wahltermin festgelegt werden. Diese Konferenz wurde nach dem Ausbruch der
Kämpfe um Tripolis von den Vereinten Nationen abgesagt. Wahlen werden seit
Jahren immer wieder verschoben.
Formell sind die Tripolis-Milizen der ‚Einheitsregierung‘
gegenüber loyal. Allerdings haben die Milizen kriminelle Netzwerke gebildet,
kontrollieren sowohl die ‚Einheitsregierung‘ als auch die Wirtschaft und saugen
den Staat finanziell aus. Ihren Lohn erhalten sie von Ministerien oder
staatseigenen Firmen. Die libysche Bevölkerung ist der Willkür dieser Milizen
ausgeliefert.
Tatsächlich ist Libyen Schauplatz eines internationalen
Konflikts. Katar, die Türkei und Italien stehen gegen Saudi-Arabien, die VAE,
Ägypten und Frankreich. Wichtige Akteure sind die Golfstaaten, die EU, aber
auch die USA und Russland mischen mit. Damit endlich wieder die libysche
Bevölkerung Gehör findet und über die Politik im eigenen Land bestimmen kann,
müssen so schnell wie möglich Wahlen abgehalten werden.
Seit dem Nato-Krieg gegen Libyen und der brutalen
Ermordung von Muammar al-Gaddafi 2011 herrscht in Libyen Chaos.
A. Gutsche
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