Mittwoch, 2. Januar 2019



Besetzung des Scharara- und des El-Feel-Ölfeldes

Libyen. Die Bewegung „Zorn des Fessan“ macht mit Nachdruck auf die verheerende Versorgungs- und Sicherheitslage im Fessan aufmerksam.

Nachdem am 8. Dezember das größte libysche Ölfeld, das Scharara-Ölfeld im Akakus (etwa 750 km südwestlich von Tripolis), von einer Bewegung, die sich „Zorn des Fessan“ nennt, besetzt wurde und die Arbeiten auf dem Ölfeld aufgrund der Blockade eingestellt werden mussten, wurde jetzt auch das Ölfeld El Feel im Südwesten Libyens besetzt.
Die Protestierer wollen mit den Ölfeldbesetzungen ihren Forderungen Nachdruck verleihen, die sie bereits bei der Gründung der Bewegung „Zorn des Fessan“ am 16. November 2018 in Ghat formuliert hatten. In einer Erklärung hieß es: „Niemand hat unsere Hilferufe gehört. Wir haben keine anderen Mittel, um die Regierung auf uns aufmerksam zu machen.“
Unterstützt wird „Zorn des Fessan“ von den südlichen Gemeinderäten, Jugendgruppen, Aktivisten und Institutionen der Zivilgesellschaft und Würdenträgern in der Region. Ihre Solidarität haben die Orte al-Dschafra, Wadi Thabat, al-Kathroun, Albawanis, Ghat, Ubari, Sebha, al-Schati, Bent Bey und andere bekundet. Eine führende Rolle nehmen die Stadt Ghat und der Tuareg-Stammesrat ein.
Hervorgerufen wird der Protest durch die jahrelange prekäre Lage im Fessan. Die Besetzer fordern ein Ende der Untätigkeit des Präsidialrats und der National Oil Corporation (NOC).
Die Forderungen im Einzelnen lauten:
-         Die Sicherheitslage muss verbessert, die Ressourcen des Südens müssen geschützt werden.
-         Die Krankenversorgung muss wieder sichergestellt werden im Hinblick auf die Ausstattung der medizinischen Einrichtungen mit Personal, Medikamenten und Geräten.
-         Die Kraftwerke müssen gewartet und die notwendigen Reparaturarbeiten durchgeführt werden.
-         Die Flughäfen des Fessan müssen wiedereröffnet werden.
-         Den Banken im Süden muss Bargeld bereitgestellt und die Zentralbank im Süden wiedereröffnet werden.
-         Das südliche Raffinerieobjekt muss endlich begonnen werden.
-         Landentwicklungsprojekte müssen ebenfalls umgesetzt werden.
-         Stellenausschreibungen für den Ölsektor sowie Gründung von Ölinstituten im Fessan sollen erfolgen.
Die Bewegung „Zorn des Fessan“ hat sich bei der Bevölkerung entschuldigt: „Wir entschuldigen uns bei den Libyern für eine solche Eskalation, aber die Öl- und Gasförderung wird unterbrochen bleiben, bis unsere Forderungen erfüllt sind.“ Und: „Es lebe das vereinte Libyen!“
Die NOC hat die Besetzung des Ölfelds verurteilt, ein juristisches Vorgehen angedroht und vor den Konsequenzen gewarnt. Das Wachpersonal des PFG (Petroleum Facility Guides) wurde von der NOC scharf gerügt, da sie die Besetzungen zugelassen hatte.
Zwischenzeitlich hat die NOC den „Notstand“ für das Scharara-Ölfeld ausgerufen, um sich vor Schadenersatzansprüchen zu schützen. Scharara ist ein Joint-Venture zwischen NOC, der spanischen Repsol, der französischen Total, der österreichischen OMV und der norwegischen Staoil.

 A. Gutsche 

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