Libyen: UN-Sondergesandte unterrichtet den UN-Sicherheitsrat
Am 23. August unterrichtete die
UN-Sondergesandte Hannah Tetteh den UN-Sicherheitsrat über die aktuelle
Situation in Libyen und stellte ihren neuen politischen Fahrplan vor. Geplant
ist, innerhalb von zwei Monaten eine neue, einheitliche Regierung zu bilden und
innerhalb von 18 Monaten Parlaments- und Präsidialwahlen abzuhalten. So sähe
die Theorie aus. Ob sich der Plan allerdings angesichts der realen Situation
vor Ort und gegen die zu erwartenden enormen Widerstände umsetzen lässt, bleibt
fraglich.
Der UN-Sicherheitsrat wurde aufgefordert, die „Sehnsucht des Volkes nach
nationalen Wahlen“ zu unterstützen. Die große Frage dabei wird sein, ob
es gelingen wird, die Parteien in einen politischen Prozess einzubinden, der zu
ihrer eigenen Abdankung führen würde. Dies betrifft den Premier der
Tripolis-‚Regierung‘, Abdulhamid Dabaiba, ebenso wie den Premier der
Parallelregierung in Bengasi, und den Staatsrat ebenso wie das Parlament. Und
über allem hängt drohend das Schwert der Dignity-Streitkräfte von Khalifa
Haftar im Osten und verschiedener Milizen im Westen.
Rede der UN-Sondergesandten vor dem UN-Sicherheitsrat
Hannah Tetteh verwies zunächst auf die Ausgangslage und die Spaltung Libyens in zwei rivalisierende Regierungen: die international anerkannte Regierung in Tripolis im westlichen Libyen und die vom Parlament im Osten eingesetzte Parallelregierung in Bengasi.
In ihrem Briefing nahm Hannah Tetteh Bezug auf die vorangegangen Kommunalwahlen, die in 26 Gemeinden durchgeführt werden konnten, von der Parallelregierung im Osten allerdings in 16 Gemeinden ausgesetzt und Wahlmaterialien konfisziert wurden, während im westlichen Libyen in drei Städten Büros der Wahlkommission in Brand gesteckt wurden. Tetteh forderte die Behörden im östlichen Libyen dringend auf, die Wahlen baldmöglichst zuzulassen und nachzuholen. Die Wahlbehinderungen sieht sie als „ein gefährliches Anzeichen dafür, dass einige Parteien nicht bereit sind, den politischen Prozess wieder aufzunehmen“.
Der im Februar 2025 von der UN-Mission eingesetzte Beratungsausschuss habe Empfehlungen zur Durchführung nationaler Wahlen gegeben und einen Bericht vorgelegt. Zusätzlich sei eine Online-Umfrage durchgeführt worden.
Tetteh: „Die Botschaft, die wir eindeutig erhielten, war der Wunsch, die Zyklen wiederholter Übergangsperioden zu beenden, die Einheit des Landes und seiner Institutionen zu bewahren und zu stärken sowie ihre Legitimität durch Präsidentschafts- und Parlamentswahlen zu erneuern und das zu beenden, was häufig als ausländische Einmischung bezeichnet wurde.“
Hannah Tetteh politischer Fahrplan sieht vor, dass erstens ein „technisch fundierter und politisch tragfähiger Rahmen“ zur Abhaltung der Wahlen implementiert wird; zweitens die Institutionen mittels einer neuen einheitlichen Regierung vereinheitlicht werden und drittens ein strukturierter Dialog zur Lösung kritischer Fragen stattfindet.
Allgemeine Wahlen sollten innerhalb von 12 bis 18 Monate stattfinden. Nötig sei, innerhalb der nächsten zwei Monate die Kapazitäten der Wahlkommission sowie die rechtlichen und verfassungsmäßigen Rahmenbedingungen für die Abhaltung von Präsidentschafts- und Parlamentswahlen zu verbessern. Es sollte „eine Einigung über eine neue einheitliche Regierung geben, die in der Lage ist, ein förderliches Umfeld für glaubwürdige Wahlen zu schaffen und gleichzeitig wichtige Regierungsfunktionen auszuüben.
Hannah Tetteh berichtete anschließend über die instabile Sicherheitslage, mit einer zunehmenden Militarisierung auf allen Seiten. Sie stellte fest, dass die Lage in Tripolis nach den Zusammenstößen im Mai weiterhin Anlass zu großer Sorge gibt. Die Waffenruhe sei brüchig, eine große Eskalation bisher aber ausgeblieben.
Der internationalen Gemeinschaft komme eine Schlüsselrolle dabei zu, die Parteien zu den notwendigen Zugeständnissen zu drängen, um die Sicherheit des libyschen Volkes zu gewährleisten.
Tetteh erwähnte den Tod von Abdel Monim al-Maremi, der letzten Monat unter ungeklärten Umständen in Tripolis starb, kurz nachdem ein Freilassungsbefehl erteilt worden war. Die UN-Mission habe insgesamt zwanzig Todesfälle dokumentiert, die während einer Haft erfolgten. „Diese Fälle sind die jüngsten Beispiele für ein weit verbreitetes und anhaltendes Muster schwerer Verstöße, die im ganzen Land ungestraft begangen werden, auch gegen Migranten und Flüchtlinge, in einigen Fällen angeheizt durch Desinformation und Hassreden.“
Die wirtschaftliche Lage in Libyen wird von Tetteh als katastrophal bezeichnet, Schritte zur Eindämmung des Parallelmarktes werden begrüßt, auch wenn sie nur „begrenzte Wirkung haben, wenn die parallelen Ausgaben zur Bekämpfung der Korruption nicht kontrolliert werden.“
Daneben werde die Rückkehr von
Migranten in Konfliktgebiete, einschließlich des Sudan, erzwungen. Die Zahl der
sudanesischen Flüchtlinge in Kufra übersteige die Zahl der Einwohner. Die
Unterstützung für diese Gemeinden müsse verstärkt werden.
(Die
vollständige Rede von Hannah Tetteh: https://news.un.org/en/story/2025/08/1165701)
Forderungen des UN-Generalsekretärs Guterres
UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete in seiner Rede die Aussetzung der Kommunalwahlen in elf großen Gemeinden im Osten Libyens als „zutiefst besorgniserregend“. Im westlichen Libyen pochte er auf die Einhaltung des Waffenstillstands.
Aufgrund der sich verschlechternde wirtschaftliche Lage forderte Guterres, sich auf einen Staatshaushalt zu einigen und die finanzielle Transparenz zu verbessern.
Stellungnahme von Libyens Vertreter bei der UNO
Taher as-Sunni, Libyens Vertreter bei den
Vereinten Nationen, stellte bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats klar, dass
der Versuch der UN-Mission, Meinungen zu erheben, lediglich auf eine
unzureichende Stichprobe zurückgehe.
Jeder künftige politische Prozess müsse von der Notwendigkeit ausgehen, die
Übergangsphasen abzuschließen und eine Wiederholung der Fehler der
Vergangenheit zu vermeiden. Es stehe das Vertrauen der Libyer in die Arbeit der
UN-Mission auf dem Spiel. In den Dialog müssten die Vertretungen aller
politischen Akteure und alle Teile der libyschen Gesellschaft miteinbezogen
werden, der Fahrplan zur baldigen Abhaltung direkter, freier und transparenter
Parlamentswahlen führen.
Es müsse alles vermieden werden, was zu bewaffneten Auseinandersetzungen führt.
Diejenigen, die den Prozess behindern – seien es Einzelpersonen oder
Länder – müssten wirksam zur Rechenschaft gezogen werden.
As-Sunni fragte nach den Garantien für einen erfolgreichen Wahlprozess, damit
es nicht wieder so ende wie 2021, als die Wahlen abgesagt wurden. Das Schweigen
zum Scheitern der Kommunalwahlen sende das negatives Signal aus, dass das
Schweigen auch beim Scheitern künftiger Wahlen beibehalten wird.
Libyen leide weiterhin unter schweren Menschenrechtsverletzungen, die sich
gegen Aktivisten und Politiker richten, und sogar gegen gewählte Mitglieder des
Parlaments. Die Täter müssten für diese Verbrechen zur Rechenschaft gezogen
werden.
Die Libyer würden aufgrund ihrer Erfahrungen in der Vergangenheit keinen Hehl
aus ihrer Skepsis gegenüber jeglichen Initiativen oder Fahrplänen machen. Da
Libyen all die Jahre unter UN-Verwaltung stand, trage diese die historische
Verantwortung für das Leid, das die Menschen erlitten haben. As-Sunni: „Ein
Blick auf die Liste der am Berliner Prozess teilnehmenden Länder genügt, um die
Zahl der Länder zu kennen, die sich direkt oder indirekt in Libyen einmischen.
Alle in Libyen diskutierten Verstöße sind lediglich Symptome, und es wird keine
Lösung für die Libyenkrise geben, wenn sich die Bemühungen nicht auf eine
umfassende politische Lösung und echte Versöhnung konzentrieren.“
Stellungnahmen anderer UN-Delegierter
Britischer Delegierter: Wir fordern die libyschen Interessenvertreter dringend auf, sich zu beteiligen und den Fahrplan zu unterstützen, um seinen Erfolg sicherzustellen.
USA-Delegierter: Wir begrüßen die Vertiefung der Partnerschaften zwischen us-amerikanischen Unternehmen und Libyen und freuen uns darauf, diese Dynamik in den Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen Libyen und den USA weiter auszubauen. Wir haben Vereinbarungen gesehen, die den Nutzen der heimischen Gasproduktion und der Infrastrukturentwicklung sicherstellen, die die National Oil Corporation unterstützen und zu größerem Wohlstand für die USA und Libyen führen.
Russischer Delegierter: Die Libyer konnten ihre
Spaltung noch nicht überwinden und es gibt wiederholte Versuche einiger
libyscher Parteien, ihre Positionen mit Gewalt zu festigen. Man mache sich
keine Illusionen, dass man den Libyern Alternativen aufzwingen kann. Künstliche
Zeitpläne seien sinnlos.
Es sei notwendig, die Unterstützung ausnahmslos aller Parteien zu gewinnen,
einschließlich des ehemaligen Regimes.
Libyen leide als großer Erdölförderer unter Treibstoffknappheit.
Alle Parteien seien aufgefordert, die alarmierende Sicherheitssituation nicht
zu verschärfen. „Wir unterstützen die Rolle der UN-Mission und ihrer
Sondergesandten und fordern den UN-Gesandten dringend auf, die aktuellen
Formationen, einschließlich des 6+6-Komitees, und den nationalen
Versöhnungsprozess nicht zu vergessen.“
Die Erhaltung der eingefrorenen libyschen Vermögenswerte für das libysche Volk
sei eine der Hauptaufgaben des Sicherheitsrats. „Wir setzen uns für die
Unabhängigkeit und Souveränität Libyens ein.“
Griechischer Delegierter: Es muss klare Zeitpläne geben, um den Abzug aller organisierten und unorganisierten ausländischen Streitkräfte, ausländischen Kämpfer und Söldner sicherzustellen. Stabilität in Libyen sei für die Kontrolle der irregulären Migrationsströme von entscheidender Bedeutung. Dies sei eine der wichtigsten Prioritäten der Europäischen Union, insbesondere für die Mitgliedstaaten, die im Mittelmeerraum an Libyen grenzen.
Französischer Delegierter: Die Wiederbelebung des politischen Prozesses muss mit Wirtschaftsreformen einhergehen, da die sich verschlechternde Wirtschaftslage die Instabilität verstärkt. Es ist wichtig, sich auf einen einheitlichen Haushalt zu einigen und Transparenz, Überparteilichkeit und Rechenschaftspflicht der Wirtschafts- und Finanzinstitute sicherzustellen. Die Menschenrechtslage in Libyen gibt weiterhin Anlass zu großer Sorge, insbesondere die Fälle willkürlicher Festnahmen und Inhaftierungen. Wir fordern die Behörden auf, die bürgerlichen Freiheiten zu schützen, insbesondere für Migranten und Asylsuchende.
Algerischer Delegierter: Wir fordern alle
Parteien auf, die Bedingungen des im vergangenen Februar in Addis Abeba
unterzeichneten Versöhnungsabkommens anzunehmen, das den Weg für ein vereintes
Libyen ebnet. Wir unterstützen die Forderung der Afrikanischen Union nach dem
Abzug aller ausländischen Streitkräfte, ausländischen Kämpfer und Söldner aus
Libyen.
Das libysche Volk habe genug von unerfüllten Versprechen und der bitteren Realität
der anhaltenden Spaltung und Zersplitterung. Libyen und seine Bevölkerung seien
in einem Kreislauf gefangen, der allen außer den Libyern zu nützen scheint.
Wir fordern den Sicherheitsrat dringend auf, den Libyern in jeder möglichen
Weise zur Seite zu stehen. Wir treffen uns dieses Jahr zum achten Mal, während
Libyen weiterhin in der Sackgasse feststect.
Angriff auf das Hauptquartier der UN-Mission
Unmittelbar nach der Sitzung des UN-Sicherheitsrats wurde in Dschanzur auf den Haupteingang des Gebäudes der UN-Mission mit einem RPG-Werfer eine Rakete abgefeuert. Es entstand kein größerer Schaden. Zu dem Anschlag bekannte sich niemand.
Der Angriff auf das Gebäude der UN-Mission wurde allgemein auf das Schärfste verurteilt.
Dschamal Schaluf (Silphium Foundation for Research and Studies) machte darauf aufmerksam, dass für die Sicherheit der UN-Mission spezielles Sicherheitspersonal aus Nepal zuständig ist. Das derzeitige Sicherheitschaos in Tripolis sei im Vergleich zu den Vorjahren beispiellos. Ein gezielter Angriff auf die UN-Mission stelle eine direkte Bedrohung aller diplomatischen Vertretungen dar.
Stimmen aus Libyen
Das politische Team des Präsidentschaftskandidaten Saif al-Islam Gaddafi begrüßte die Unterrichtung des Sicherheitsrats durch die UN-Gesandte Hanna Tetteh. „Wir bekräftigen unsere Unterstützung für die Bemühungen der UN-Mission und hoffen, dass alle libyschen politischen Parteien ihren Zusagen nachkommen, freie und faire Präsidentschafts- und Parlamentswahlen gleichzeitig abzuhalten und die Institutionen zu vereinheitlichen, damit das libysche Volk sein Recht auf Selbstbestimmung ausüben kann.“
Präsidialratsvorsitzender al-Lafi zeigte Entschlossenheit,
in dieser Phase seiner Verantwortung nachzukommen und mit allen nationalen
Kräften und internationalen Partnern zusammenzuarbeiten, um den Weg für Wahlen
zu ebnen.
Die internationale Uneinigkeit in der Libyen-Frage sei groß, doch das ändere
nichts an der Tatsache, dass die Lösung nur von den Libyern selbst gefunden
werden könne.
Äußerungen des Premiers der
Tripolis-‚Regierung‘, Abdulhamid Dabaiba, ist zu entnehmen, dass er den
Fahrplan der UN-Mission so nicht unterstützt. Er betonte, dass die bestehenden
Wahlgesetze das Hindernis sind, die bereits den Wahlprozess 2021 behinderten.
Man bleibe bei der Position, Direktwahlen auf der Grundlage durchsetzbarer
Gesetze abzuhalten.
Der Staatsrat betonte seine uneingeschränkte Unterstützung für internationale und nationale Bemühungen, die auf die Erreichung dauerhafter Stabilität und die Wahrung der Souveränität abseits jeglicher ausländischer Einmischung abzielen. „Wir sind bereit, konstruktiv mit der UN-Mission und allen nationalen Parteien zusammenzuarbeiten, um ein geeignetes Klima für den Wahlprozess zu schaffen.“
Der Konsensblock des Staatsrats erklärte seine Unterstützung für den von der UN-Mission vorgeschlagenen Fahrplan, der einen realistischen und notwendigen Weg zur Verwirklichung der Verfassungs- und Wahlrechte und zum Abschluss der aufeinanderfolgenden Übergangsphasen darstellt. Parlament und Staatsrat werden aufgefordert, ihrer nationalen und historischen Verantwortung gerecht zu werden, indem sie rasch eine neue, einheitliche Regierung bilden, die in der Lage ist, das geeignete politische und sicherheitspolitische Klima für die Abhaltung fairer und inklusiver Wahlen zu schaffen. Eine politische Lösung unter der Schirmherrschaft der UNO sei nach wie vor die geeignetste Option, um die größten Herausforderungen des Landes anzugehen. Alle politischen Parteien, zivilgesellschaftlichen Organisationen und alle nationalen Interessenvertreter seien aufgerufen, sich hinter den Plan der UN-Mission zu stellen und die notwendigen Voraussetzungen für ihren Erfolg zu schaffen. Die von der Libyen-Frage betroffenen Länder und die internationale Gemeinschaft werden aufgefordert, die UN-Mission wirksam zu unterstützen.
Parlamentspräsident Agila Saleh würdigte Hannah
Tettehs Aufruf zur Bildung einer neuen Einheitsregierung innerhalb von zwei
Monaten, um zeitgleich stattfindende Präsidentschafts- und Parlamentswahlen
vorzubereiten.
„Wir bekräftigen unsere uneingeschränkte Unterstützung für diesen Aufruf, der
die Vereinigung staatlicher Institutionen, die Wahrung der nationalen
Souveränität und die Verwirklichung der Bestrebungen des libyschen Volkes nach
Sicherheit, Entwicklung und Wohlstand gewährleistet.“
Agila Salehs zweiter Stellvertreter, Misbah Duma, äußerte sich im Gegensatz dazu skeptisch: „Trotz der Ungewissheit und des Mangels an Klarheit, insbesondere in Bezug auf den politischen Prozess und das Fehlen eines Zeitplans, werden wir unsere Hoffnungen und Wünsche auf den Plan setzen und den 22. Oktober 2025 abwarten.“
Weitere Stimmen aus Libyen
Der Sozialrat von Suq al-Dschumaa und den vier Bezirken
betonte die Notwendigkeit, innerhalb von höchstens zwei Monaten eine
einheitliche Regierung zu bilden, um ein geeignetes Umfeld für die Abhaltung
von Wahlen zu schaffen.
Sollten die politischen Parteien dies nicht tun, habe die Dabaiba-‚Regierung‘
ihre Legitimität verloren und müsse gemäß dem Willen des Volkes mit legitimen,
friedlichen Mitteln gestürzt werden. Hannah Tettehs Unterstützung für die
Forderungen des gesamten Volkes nach Stabilität, die Vereinheitlichung der
Institutionen, die Vorbereitung auf Wahlen und die Verbesserung der Lebensbedingungen
werde gewürdigt.
Jeder Versuch, die UN-Mission einzuschüchtern oder anzugreifen, werde
verurteilt, da Dialog und Zusammenarbeit der einzige Weg sind, um die
Hoffnungen des libyschen Volkes zu verwirklichen.
Moslembruder und Mufti von Tripolis, as-Sidiq al-Garyani, rief die Libyer dazu auf, sich öffentlich gegen die Entscheidungen der UN-Mission zu stellen. Die UNO müsste ihre Politik Libyen gegenüber ändern, und ihm nicht Hegemonie und Vormundschaft aufzwingen. Andernfalls müsste die UN-Mission Libyen verlassen.
Der Parlamentarier al-Hadi as-Saghir wies darauf hin,
dass die UN-Gesandte ein Komitee für politischen Dialog einrichten wird,
das – sollten sich die beiden Parteien nicht auf eine neue Regierung einigen
können – eine einheitliche Regierung einsetzen wird. Es sei schwierig für die
Gegner des Fahrplans diesen zu blockieren, da ein internationaler Konsens
darüber bestehe und Ergebnis umfassender Konsultationen mit verschiedenen
lokalen und internationalen Parteien sei.
Die nächste Phase erfordere von allen libyschen
politischen Kräften Ernsthaftigkeit, die Vermeidung engstirniger Berechnungen
und eine Arbeit im Geiste des Konsenses, die zur Beendigung der seit Jahren
andauernden Krise beiträgt.
Das Staatsratsmitglied Mohammed Moazeb sieht die größte Herausforderung
in der Bildung einer einheitlichen Regierung. Aqila Saleh betrachte die
Parallelregierung von Osama Hammad als legitime Regierung; Dabaiba hingegen
wolle die Macht erst an eine Regierung abgeben, die aus einer gewählten
Legislative hervorgeht. Ginge es nach Dabaiba, müssten zuerst Parlamentswahlen
abgehalten und erst danach eine neue Regierung gebildet werden.
Sowohl Agila Saleh als auch Dabaiba behinderten damit den von Hannah Tetteh
vorgeschlagenen politischen Prozess.
Salem Karwad (Ältestenrat von Misrata) erklärte seine Unterstützung des politischen Fahrplans. Die Dabaiba-‚Regierung‘ sei Teil des anhaltenden Konflikts geworden, deren Fortdauer die Stabilität des Landes bedrohe.
Laut Aschraf asch-Schah (Politikberater) zeige Tettehs
Briefing, dass die internationale Gemeinschaft nicht länger von der
Dabaiba-‚Regierung‘ überzeugt ist.
Tetteh sei sich bewusst, dass es dem Parlament und dem Staatsrat an politischem
Willen mangelt. Sie seien weder in der Lage, eine Einigung zu erzielen noch die
faktische Macht im Osten und Westen zu beseitigen.
Die Bewegung Heimatland will inklusive und transparente nationale Wahlen unterstützen, denen ein politischer Prozess zur Stärkung der Demokratie vorausgeht. Man freue sich darauf, involvierte Staaten und umstrittene Persönlichkeiten, die an den bisherigen Phasen des politischen Prozesses beteiligt waren, zu beseitigen.
Die Bewegung für Reformen und Korruptionsbekämpfung vom 17. Februar erklärte, dass der Schutz des Wahlprozesses vor Eingriffen eine Voraussetzung für den Erfolg der nächsten Phase sei.
Die Partei für Gerechtigkeit und Aufbau, der politische Arm der Muslimbruderschaft, unterstützt einen umfassenden politischen Prozess, der den Wünschen des libyschen Volkes entspricht und die Legitimität der Legislative und Exekutive durch allgemeine Wahlen auf einer soliden verfassungsmäßigen Grundlage erneuert.
Die Allianz der Konsensparteien rief dazu auf, die Reihen zu schließen, diese historische Chance zu nutzen und die Umsetzung des Fahrplans zu beschleunigen, um politische Stabilität zu erreichen und die Legitimität mittels Wahlen wiederherzustellen.
Stimmen politischer Analysten
Laut Hossam Machmud al-Fenisch kann der politische Prozess der UN-Mission ohne die Vereinigung des militärischen Establishments nicht abgeschlossen werden. Öffentlich werde derzeit auf Wahlen und eine einheitliche Regierung gedrängt, während insgeheim der Prozess der Umstrukturierung und Vereinigung der Militär- und Sicherheitsinstitutionen im Rahmen umfassenderer internationaler und regionaler Vereinbarungen vorangetrieben wird. Die USA widmeten dem militärischen und sicherheitspolitischen Aspekt besondere Aufmerksamkeit.
Hossam ad-Din al-Abdeli macht die ausländische Einmischung dafür verantwortlich, dass das Militär nicht vereinigt wird. Auch wenn die Libyer zustimmten, werde die Vereinbarung von ausländischen Parteien abgelehnt, da die Vereinigung ihren Interessen widerspricht.
Faradsch Dardur befürchtet, dass es zu fingierten bewaffneten Aktivitäten kommen könnte, die den Vorwand liefern, den UN-Plan wegen des Fehlens eines sicheren Umfelds einzufrieren.
Stimmen aus dem Ausland
Der Generalsekretär der Arabischen Liga begrüßte den UN-Fahrplan als eine Chance, die alle Parteien nutzen sollten, um eine umfassende politische Lösung zu erreichen.
Auch Ägypten begrüßte den Fahrplan der UN-Mission, der die Bildung einer neuen Regierung innerhalb von zwei Monaten und die Abhaltung von Wahlen innerhalb von 18 Monaten vorsieht. Es sei wichtig, diesen Zeitrahmen einzuhalten.
Die Europäische Union lobte den umfassenden Plan der UN-Mission, der auf ausführlichen Konsultationen mit dem libyschen Volk basiere. Die drei Säulen des Fahrplans böten einen klaren Weg, um die politische Blockade zu überwinden und Wahlen abzuhalten.
A. Gutsche
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