Kurznachrichten Libyen 21. bis 27. August 2025
In Tripolis erneuter Aufmarsch von Dabaiba-Milizen gegen Deterrence Force / Ukrainische Drohnen für Dabaiba / Saif al-Islam Gaddafis Kandidaten und Listen Sieger auch des zweiten Durchgangs der Kommunalwahlen – Muslimbruderschaft krachend gescheitert / Schließung der Zollämter in al-Khoms, Misrata und Tripolis / Abdulhamid as-Safi kontrolliert Parlament / Erschließung des Block NC7 im Hamada-Feld wegen ausländischer Beteiligung gestoppt / Weg zu Washington führt über Israel: Verhandlungen zwischen Ibrahim Dabaiba und Israel über Aufnahme von Palästinensern und Abraham-Abkommen / Treffen Khalifa Haftar und Agila Saleh in Ägypten
Militär / Milizen / Gewalt
+ Es verbreiten sich Gerüchte, dass Khalifa Haftar am 16. September die Unabhängigkeit der östlichen Region erklären will, um die Fortsetzung der Herrschaft seines Clans zu sichern. Dies würde zur endgültigen Spaltung Libyens führen.
+ In den frühen Morgenstunden des
24. August wurde auf Muammar ad-Dawi, Kommandeur des 55.
Infanteriebataillons (unterstützt Dabaiba-‚Regierung‘) in der Gegend von
Garqoza aus einem gepanzerten Fahrzeug heraus ein Mordanschlag
verübt.
Das 55. Bataillon
reagierte auf den Angriff. Die Kämpfe dauerten etwa eine halbe Stunde, wobei
zwölf Angreifer ums Leben kamen.
Zunächst blieb die Situation angespannt. In Wirschefana
waren bewaffnete Konvois unterwegs. Das Hauptquartier
des 55. Infanteriebataillons in Wirschefana sei in allgemeine Alarmbereitschaft
versetzt worden.
Inzwischen hat sich die Lage beruhigt.
+ In Tripolis kam es nach dem
gescheiterten
Attentat auf den Milizenführer ad-Dawi zu Spannungen; mit Flugabwehrraketen
sowie schweren und mittleren Waffen ausgerüstete Fahrzeuge trafen in der
Stadt ein.
Ad-Dawi spielte in den Kriegen, die seit 2011 in Tripolis ausgebrochen
sind, eine besondere Rolle in den Reihen der Milizen, die mit der Muslimbruderschaft
verbunden sind, insbesondere in der Operation Libya Dawn im Jahr 2014,
dem Krieg im Jahr 2019 und den darauffolgenden Scharmützeln im
Jahr 2023. Es werden ihm zahlreiche Verbrechen zur Last gelegt.
+ Erste Hinweise deuteten darauf
hin, dass der Stability
Support Appartus (Kommandant Hassan Abu Zriba/Buzriba) hinter
dem Attentat auf Moamer ad-Dawi steckt.
[Abu Zriba wurde vom Präsidialratsvorsitzenden al-Menfi als Nachfolger für
den ermordeten Milizenführer al-Kikli eingesetzt und ist ein Bruder des
Innenministers der Hammad-Parallelregierung in Bengasi.]
+ Am 27. August gab es in der Region Sabaa nahe des Hauptquartiers des Security Apparatus Militärbewegungen von Dabaiba-treuen Kräften. Es wird befürchtet, dass die Mobilisierung zur Vorbereitung eines Angriffs auf die von Abdel Rauf Kara geführte Deterrence Force dienen könnte.
+ Am 27. August griff
eine Miliz
aus Misrata eine Stellung der Konfliktlösungskräfte
(Kommandant Mohammed al-Hassan/166. Bataillons) an.
Prominente Stimmen
aus Misrata verurteilten diesen Angriff.
+ Hischam bin
Yussef (Sozialrat Suk al-Dschumaa und die vier Bezirke) hält
die derzeitigen militärischen Übergriffe in Tripolis für einen Versuch,
die Umsetzung des UN-Fahrplans zu behindern. Man lehne jegliche kriegerische
Aktivität ab und bekräftige die Unterstützung für den von der
UN-Gesandten Tetteh angekündigten Fahrplan.
Video:
Honoratioren der westlichen Region erklären vor dem Hauptquartier
der UN-Mission in Dschanzur ihre Ablehnung eines Kriegs gegen
Tripolis.
Auf Betreiben der Dabaiba-‚Regierung‘ seien Milizen in die Hauptstadt
geströmt, um diese unter falschem Vorwand zu destabilisieren und
damit den von der UNSMIL eingeleiteten politischen Prozess zu behindern.
„Wir lehnen den Einsatz von Waffen zur Begleichung irgendwelcher Rechnungen
ab.“
+ Am 21. August kam es in al-Adschilat zu Zusammenstößen zwischen den Clans al-Maalul und al-Luwais, wobei Granaten und Panzerfäuste eingesetzt wurden. Eine Person, Abdul Malik al-Dscharai, wurde getötet und mehrere verletzt.
+ Am 25. August wurde der Leiter des Inlandsgeheimdienstes der Westküste, at-Tahir al-Gadi, ermordet. Al-Gadi wurde auf der Seestraße in Sabratha von zwei gepanzerten Toyota-Fahrzeugen verfolgt, die das Feuer auf ihn eröffneten.
+ Am 25. August eröffneten Unbekannte im Morgengrauen vor dem al-Khadhra-Krankenhaus in Tripolis das Feuer auf eine Patrouille des Directorates Support Service. Verletzt wurde niemand.
+ Der Anführer der az-Zawiya-Bewegung,
Osama
az-Zaqit, erklärte, man stehe von nun an auf der Seite von Dabaiba,
da man entdeckt habe, dass die az-Zawiya-Bewegung von Khalifa Haftar
angeführt werde, der in Tripolis an die Macht kommen wolle. Dies
werde abgelehnt.
Allerdings sei man auch kein Unterstützer der Dabaiba-Herrschaft oder
des Militärs.
+ Die Bevölkerung und Jugend az-Zawiya reagierte empört auf Aussage von Osama az-Zaqit. Az-Zawiya vertrete eine klare und entschiedene Haltung gegenüber der Dabaiba-‚Regierung‘, deren Weg sie komplett ablehne. Az-Zawiya bekräftige sein uneingeschränktes nationales Engagement gegen alles, was die Souveränität Libyens und die Würde seines Volkes beeinträchtige.
+ Laut dem Politberater Mohammed Buisir unterstützt Haftar Schläferzellen im Westen Libyens, deren Gehälter von der Firma Arkano bezahlt werden, die Haftar und Dabaiba gehört.
+ Erst jetzt wurde durch die Nationale Institution für Menschenrechte bekannt, dass bereits am 14. August Abdul Salam Mohammed Amer in Bengasi auf Ersuchen des Militärgeneralstaatsanwalts Faradsch as-Susa von Mitgliedern des Inlandgeheimdienstes aufgrund eines privaten Streits entführt wurde. Dies sei Amtsmissbrauch.
+ Am 21. August blockierten Demonstranten mit brennenden Reifen die Küstenstraße al-Gwayma vor dem Tor der Militärpolizei. Sie demonstrierten gegen die sich ständig verschlechternden Lebensbedingungen.
+ Am 21. August legte Khaled Haftar vor Agila Saleh seinen Amtseid als Generalstabschef der Streitkräfte seines Vaters Khalifa ab.
+ Abdullah ar-Rafadi (Nationalen Front) zur Vereidigung von Saddam Haftar: „Das Neueste aus Libyen: Der Verfassungseid wird mit vorgehaltener Waffe abgelegt …“
+ Nachdem der al-Maqarha-Stamm
positiv auf die Ernennung von Saddam Haftar reagierte, meldete sich Ibrahim bin
Nayel, der Bruder von Mohammed bin Nayel, dem ehemaligen Kommandeur der 12.
Infanteriebrigade von Khalifa Haftar, zu Wort. Er erklärte, dass das
Militär als Institution zu den Säulen des Landes zähle und nicht dafür
da sei, dass das Blut von Stammessöhnen für Leute geopfert wird, die
nur an ihrem Profit Interesse haben.
Man sei dagegen, dass in der Hoffnung auf eine Vereinigung der
Institutionen und Überwindung der Spaltung die
gebrachten Opfer zugunsten einer reichen Clique missbraucht werden.
+ Der Oberste Rat der Amazigh (Berber) verurteilte den Beitritt von Adel as-Sumait (alias Scheita) zum Allgemeinen Sicherheitsdienst unter dem Kommando von Abdullah at-Trabelsi Dieses Verhalten sei ein inakzeptabler Verrat und repräsentiere in keiner Weise das Volk der Amazigh.
+ Die Unterstützeroperation Vulkan des Zorns (Kommando Nasser Ammar) beschuldigte Omar Bogdada, den Kommandeur der Joint Operations Force, Kinder zu rekrutieren. Die Beteiligung Minderjähriger an Kampfhandlungen sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
+ Am 24. August meldete die 444. Kampfbrigade (Machmud Hamza) die Verhaftung des Verbrechers Talal Saad Krista, eines der gefährlichsten Mitglieder der kriminellen al-Kaniyat-Bande. Ihm werden mehreren Morde inklusive Verscharren der Opfer in Massengräbern zur Last gelegt.
+ Laut SOS
Méditerranée sei die Ocean Viking unter schweren
Beschuss der libyschen Küstenwache geraten. Ohne Vorwarnung sei 20
Minuten auf das Rettungsschiff geschossen worden. Nach einem Notruf
habe die Ocean Viking Hilfe von einem NATO-Schiff erhalten. Wichtige Rettungsausrüstung
und das Schiff seien erheblich beschädigt worden. Das Schiff, auf
dem sich 87 Migranten befanden, habe sich zum Zeitpunkt des Angriffs
in internationalen Gewässern aufgehalten.
SOS Méditerranée forderte die strafrechtliche Verfolgung der
Verantwortlichen für diese lebensbedrohlichen Angriffe sowie die sofortige
Einstellung jeglicher Form der europäischen Zusammenarbeit mit Libyen.
Der italienische Abgeordnete des Grün-Links-Bündnisses, Nicola
Frattoriani, griff die Meloni-Regierung scharf an, da sie libysche
Milizen finanziert und ausbildet, während diese auf Menschen schießen,
die auf See Leben retten.
Ausländisches Militär
+ Die türkische
Fregatte TCG Kinaliada, die am 17./18. August im Hafen von Tripolis
ankerte, besuchte anschließend Bengasi.
Saddam Haftar
stattete dem türkischen Kriegsschiff zusammen mit dem türkischen
Botschafter Güven Begic, dem Generaldirektor des türkischen
Verteidigungsministeriums, Ilkay Altindag, und dem türkischen Konsul in
Bengasi, Serkan Kiramanlioglu, einen Besuch ab. Saddam Haftar
besprach mit der türkischen Delegation die militärische und maritime
Zusammenarbeit.
+ Der Chef des
türkischen Geheimdienstes, Ibrahim Kalin, traf sich in ar-Radschma
(Bengasi) mit Khalifa Haftar, dessen Söhnen Saddam und Khaled
sowie dessen Schwiegersohn Bassem al-Buaischi zur Erörterung gemeinsamer
Interessen.
Laut der griechischen Zeitung Ekathimerini
übt die Türkei Druck auf Haftar aus, damit das türkisch-libysche
Memorandum zur maritimen Grenzziehung durch das libysche Parlament ratifiziert
wird.
+ Unabhängiges
Arabien schreibt, dass sich ukrainisches Militär in Libyen zum
Angriff auf russische Streitkräfte und Teile des russischen Afrikakorps
vorbereite. Es sollen ukrainische Drohnen und Militärausbilder in
Libyen präsent sein.
Die Ukraine habe bereits erklärt, sie sei in Mali an Angriffen
von separatistischen Gruppen auf malische Regierungstruppen beteiligt
gewesen, da sie die Separatisten unterstütze.
+ Al-Arab
(London) berichtet, dass mit Dabaiba verbundene Streitkräfte mit Unterstützung
des ukrainischen Militärattachés ukrainische Drohnen über die Grenze
eines Nachbarlandes nach Libyen geschmuggelt haben, begleitet von
ukrainischen Betriebs- und Wartungsexperten. Sie sollen für
afrikanische Oppositionsbewegungen gedacht sein. Militärische und
diplomatische Stellen scheinen es ermöglicht zu haben, diese Militärgüter
einzuführen. Es wachse die Sorge, dass Libyen als Transitland
für moderne Waffen in die Sahelstaaten genutzt wird
Generalstaatsanwalt as-Siddiq as-Sur forderte eine dringende Untersuchung.
Sollten sich die Berichte als wahr erweisen, werde der Fall an
die zuständigen internationalen Gerichte weitergeleitet.
Dabaiba unterhalte enge Beziehungen zur Ukraine, halte diese aber
bewusst geheim. Der Erwerb der ukrainischen Drohnen erfolgte,
nachdem sich die Türkei geweigert hatte, den Behörden in
Tripolis den Einsatz ihrer Drohnen bei internen Zusammenstößen zu
erlauben.
Anfang August schossen Mitglieder der Deterrence Force
(Kommando Abdul Rauf Kara) drei Aufklärungsdrohnen ukrainischer Bauart ab,
die über dem Luftwaffenstützpunkt Mitiga eingesetzt wurden. Die Drohnen
waren über Mittelsmänner in Aserbaidschan nach Libyen geschmuggelt
worden. Der Deal umfasste sechs Drohnen, von denen die Hälfte Ende Juni
in Libyen eintraf.
Das algerische Magazin Foreigners enthüllte, dass die Dabaiba-‚Regierung‘
im Rahmen einer nicht offengelegten Zusammenarbeit zwischen Tripolis und
Kiew Drohnen ukrainischer Bauart erworben hat. Einige
der Drohnen wurden über aserbaidschanisches Territorium transportiert,
während andere mit Hilfe ukrainischer Experten, die auf den
Betrieb und die Wartung von Drohnen spezialisiert sind, über die algerische
Grenze ins Land kamen. Die Drohnen wurden für Aufklärungsoperationen und
Präzisionsangriffe in und um die Hauptstadt Tripolis eingesetzt,
um die Geheimdienst- und Militärkapazitäten der Dabaiba-‚Regierung‘ zu stärken.
Gleichzeitig gab das algerische Außensicherheitsamt bekannt, dass es dem
Obersten Sicherheitsrat einen Bericht über die Beteiligung
des ukrainischen Militärattachés Oberst Andriy Bayuk an illegalen
Aktivitäten, die die nationale Sicherheit Algeriens bedrohen, vorgelegt
habe. Der ukrainische Attaché nutze seine diplomatische Immunität,
um Drohnen von algerischem Territorium nach Libyen zu schmuggeln, wo sie
an die Dabaiba-‚Regierung‘ und mit ihr verbündete extremistische,
bewaffnete Gruppen geliefert wurden.
Am 21. Juli wurde die Ernennung eines neuen ukrainischen
Botschafters in Algerien bekannt gegeben. Er soll den vorherigen
Botschafter ersetzen, der Einwände gegen Bayuks Vorgehen geäußert
und vor den Auswirkungen auf das Image der ukrainischen Mission und die
Beziehungen zwischen den beiden Ländern gewarnt hatte.
Im August 2024 war die Ukraine massiv in die Konflikte der
afrikanischen Sahelzone eingetreten.
+ Laut der italienischen Zeitung Il Foglio
drückt die EU sowohl bei Khalifa Haftar als auch bei
Abdulhamid Dabaiba ein Auge zu, wenn sie gegen das gegen
Libyen verhängte Waffenembargo verstoßen.
Derzeit liefen Ermittlungen im Zusammenhang eines mit Munition und Pickups
beladenen Schiffes, das in Griechenland kontrolliert und gestoppt,
dem dann aber seine Weiterfahrt nach Misrata, Bengasi und Tobruk gestattet
wurde.
Praktisch habe Brüssel damit grünes Licht für Waffenlieferungen nach Libyen
gegeben, die vermutlich für die sudanesische Miliz Rapid Support
Forces bestimmt waren.
Nach der Festsetzung des Schiffes in Griechenland wurde zunächst ein Teil
der Ladung für Dabaibas Verteidigungsministerium nach Misrata geliefert, der
Rest ging nach Bengasi und Tobruk zu Haftar, um in den Sudan
transportiert zu werden.
+ Am 25. August landete ein militärisches Frachtflugzeug vom Typ Airbus A400M der Royal Air Force in Misrata und startete dann zum Weiterflug nach Bengasi.
+ Am 26. August führte eine Drohne der US-Marine eine Überwachungsmission vor der libyschen Küste durch.
Stimmen zum geplanten Wahlprozess
+ Der Vorsitzende der Wahlkommission, Imad as-Sayeh, erklärte, dass die Wahlkommission zur Übernahme von Verantwortung bereit sei, um Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Einklang mit den geltenden Gesetzen abzuhalten.
+ Fathallah as-Sariri (Staatsrat/Mitglied des 6+6-Komitees): „Wer diesen Fahrplan behindert, muss mit harten Strafen rechnen.“ Die Ankündigung der UN-Mission, mit bestehenden Institutionen zusammenzuarbeiten, sei ein realistischer Ansatz, der den Erfolg des Fahrplans unterstützt. Die Schaffung neuer Institutionen würde nur weitere Zeit verschwenden und an der Realität vor Ort nichts ändern.
+ Der türkische Botschafter, Güven Bekçi, traf sich am 24. August mit dem Staatsratsvorsitzenden Mehmet Takala. In den Gesprächen ging es um die Bildung einer neuen Regierung.
+ Das ägyptische
Außenministerium begrüßte die Ankündigung der UN, einen Fahrplan
zur Lösung der Libyenkrise vorzulegen. „Wir unterstützen die Einheit und
territoriale Integrität Libyens und lehnen alle Versuche ab, Libyen zu
spalten oder es vor vollendete Tatsachen zu stellen, die dem Willen des
libyschen Volkes widersprechen.
Die Stabilität Libyens ist ein integraler Bestandteil der nationalen
Sicherheit Ägyptens und der arabischen Welt.“
+ Die Zeitung al-Arab (London): „Sicherheits- und politische Hindernisse bedrohen Hannah Tettehs Plan zur Lösung der libyschen Krise.“ Es sei zu befürchten, dass Tripolis und andere Städte an der Westküste erneut ins Chaos gestürzt werden, um den Fahrplan zu behindern. Einige der derzeitigen Behörden und Institutionen versuchten, ihre Privilegien aufrechtzuerhalten, obwohl sich die Kultur der Plünderung seit 2011 ausgeweitet hat. Interne und externe Parteien bestünden darauf, den Status quo beizubehalten. Die Kräfte, die hinter der Absage der Wahl vom Dezember 2021 standen, möchten auch jetzt im Interesse der eigenen Privilegien jede politische Lösung blockieren.
+ Der Oberste Rat der Amazigh (Berber) erklärte in einem Schreiben an die UN-Mission: „Eine wirksame Teilnahme der Amazigh-Gemeinschaft an jedem politischen Dialog muss sichergestellt werden.“ Eine faire Vertretung der Amazigh-Bevölkerung in der nächsten gesetzgebenden Gewalt müsse gewährleistet sein, wobei diese Vertretung in jeder Kammer mindestens 10 Prozent betragen müsse, und die Vertretung im Senat durch einen Wahlkreis gegeben sein soll.
+ Nadschi Mukhtar
(Staatsrat): Es ist nicht möglich, die Libyer in einer Regierung zu
vereinen, und es gibt keine Gemeinsamkeiten, die zu einer
Vereinheitlichung der Lage führen. Wir brauchen ein getrenntes politisches
Vorgehen im Osten und Westen.“
Die UN-Mission könne ihre Versprechen nicht umsetzen. Der Staatsrat und
das Parlament seien nur eine Fassade, während die beiden Regierungen
Geld ausgeben, um die Szene zu kontrollieren. Der erste praktische
Schritt in Richtung einer Lösung bestehe darin, die libysche Realität
anzuerkennen.
+ Abdul Basit
al-Gadi (Kommission zur Bekämpfung von Korruption und organisierter
Kriminalität): „Der Mangel an politischem Willen seitens der Parteien
ist offensichtlich, und das eigentliche Hindernis sind die Politiker,
nicht die Fahrpläne.“
Tetteh müsse die derzeitigen Machtgremien umgehen, um die
Durchführung ihres Plans zu ermöglichen. Osama Hammad und Agila Saleh
klammerten sich an die Bildung einer neuen Regierung, weil sie wissen,
dass dies ein Sieg über Dabaiba wäre. Dies wird aber nicht passieren,
solange diese herrschenden Parteien an der Macht sind.
Wenn es massiven, organisierten Druck der Bevölkerung gäbe, der alle dazu
zwingt, diese Farce zu beenden, könnte eine Lösung gefunden
werden. Auch könnte es zu einer Einigung der Sicherheitsbehörden kommen.
Eine andere Lösung der Krise sei nicht möglich.
+ Dabaiba versuche,
mit den USA bilaterale Abkommen zu treffen und erteile damit dem UN-Fahrplan de
facto eine Absage.
Dabaiba veröffentlichte einen Artikel auf der Website der us-amerikanischen
Public-Affairs-Firma Mecury, dass Libyen seit mehr als
14 Jahren „eine offene Arena für internationale politische Experimente ist,
gekennzeichnet durch wiederholte Initiativen, temporäre Missionen und
Interimsabkommen, denen es nicht gelang, dauerhafte Stabilität zu
erreichen oder Institutionen aufzubauen.“
Die Unterstützung der Souveränität Libyens, die Stärkung des nationalen
Konsenses und ein entschlossenes Vorgehen gegen korrupte Akteure würden
den Weg für ein historisches Friedensabkommen ebnen, das der
US-Regierung nach 14 Jahren der Spaltung und Instabilität zugeschrieben
wird.
Libyen biete sichere Handelsabkommen an, die Verträge und Arbeitsplätze für
us-amerikanische Unternehmen und Arbeitnehmer schaffen und die
Energiesicherheit verbessern könnten.
[Keine Erwähnung findet, dass Dabaiba selbst durch Bestechung in sein Amt
als Premier kam.]
Kommunalwahlen
+ Am 23. August bestätigte LibyaPress
den Erdrutschsieg bei der Kommunalwahl von jenen Kandidaten und
Listen, die den Präsidentschaftskandidaten Saif al-Islam Muammar Gaddafi
unterstützen.
Die Fraktion von Saif al-Islamen gewann in folgenden Gemeinden: al-Garabulli,
Ain Zara, Abu Salim, Tripolis Center, al-Aziziyah, al-Maya, al-Mamura und
az-Zahraa. Die Listen gewannen auch in: Yafran, Batin al-Dschabal, Zliten,
al-Adschilat, al-Dschamil und al-Manschiyya.
Die Nationale Wahlkommission gab den Sieg der Liste Ras al-Ghazal
in Garabulli, der Liste Wifaq Ain Zara in Ain Zara, der Liste Emaar
in Abu Salim, der Liste al-Sariyah in Tripolis Central, der Liste Basma
in Zliten und der Liste für Aufbau und Wiederaufbau in Manschiyya
bekannt. Die Kommission verkündete außerdem den Sieg der Schams-Liste in
al-Maya, der Liste Rückkehr des Lebens in al-Aziziyah, der Liste Neue
Vision in al-Maamura, der Liste Rückkehr des Lebens in az-Zahraa,
der Liste Konsens und Entwicklung in Batn al-Dschabal, der Unionsliste
in Yafran, der Liste Wiederaufbau in al-Adschilat und der
al-Miftah-Liste in al-Dschamil.
+ Der Präsidentschaftskandidat Saif al-islam Gaddafi erklärte sich zum Sieger auch des zweiten Durchgangs der Kommunalwahlen.
+ Der Politologe Mohammed
al-Asmar weist auf das siegreiche Abschneiden der Anhänger des
Dschamahiriya-Systems bei den Kommunalwahlen hin, das die wachsende
Popularität der aktuellen Unterstützer von Saif al-Islam in Libyen bezeugt.
Die Muslimbruderschlaft habe den ersten und den zweiten Durchgang der
Kommunalwahlen verloren und sei somit von der politischen Bildfläche
verschwunden.
+ Laut dem Libyenexperten Dschalal Harchaui wird die Niederlage der Muslimbruderschaft bei den Kommunalwahlen diese weiter schwächen. Diese Gruppierung sei in Libyen nie stark gewesen. Heute bestehe sie aus zwei Fraktionen, von denen die eine nicht als Partei agiert, sondern als kleine Organisation, die sich auf politische Manöver konzentriert. Daneben gebe es eine zweite Fraktion unter der Führung von Imad Benna, die weiterhin versuche, als politische Partei zu agieren, aber keinen Anklang bei der libyschen Bevölkerung findet.
+ Der ehemalige Berater der Operation Dignity, Ramzi ar-Rumai, hatte die Niederlage der Muslimbruderschaft bei den Wahlen erwartet. Die Libyer hätten die Untaten der Bruderschaft, die diese seit Februar 2011 begangen haben, satt. Die Muslimbrüder hätten dem Land geschadet, insbesondere durch die Verschwörungen in Zusammenarbeit mit Geheimdiensten. Bereits bei den Parlamentswahlen 2014 seien die Muslimbrüder durchgefallen.
+ Am 23. August wurden die Kommunalwahlen in az-Zawiya, Sabratha, Surman und Bir al-Ghanam nachgeholt. Wegen Brandanschläge auf diese Wahlbüros mussten die Wahlen, die ursprünglich am 16. August stattfinden sollten, verschoben werden.
+ Die UN-Mission begrüßte die vorläufigen Ergebnisse der Kommunalwahl. Sie rief dazu auf, Hindernisse für die Abhaltung von Wahlen in den Gemeinden, in denen noch nicht gewählt wurde, das heißt in den Gebieten unter der Kontrolle von Khalifa Haftar, zu beseitigen.
+ Osama Hammad, Premier der Parallelregierung, bezeichnete die Anschuldigungen des Vorsitzenden der Wahlkommission, Imad as-Sayeh, als falsch. Man habe die Wahlkommission sowohl finanziell als auch logistisch und sicherheitstechnisch unterstützt. Der Wahlprozess sei noch nicht abgeschlossen und lediglich in einigen Wahlkreisen durch rechtskräftige Gerichtsentscheidungen unterbrochen worden. [Smiley!]
+ Die Bewegung Söhne
von Suk al-Dschumaa gab bekannt, dass Präsidialratsmitglied Walid
al-Lafi versucht, die Ergebnisse der Gemeinderatswahlen anzufechten,
nachdem die der Dabaiba-‚Regierung‘ treuen Listen verloren haben.
Dies sei ein verzweifelter Versuch, Verwirrung zu stiften und den Willen
des Volkes zu brechen. Doch sei „der Wille des Volkes stärker als eure
Korruption, und die Stimme der Wähler ist wahrhaftiger als eure
Verschwörungen“.
Innerlibysche Nachrichten
+ Die Ausfuhr von Waren aus dem Hafen von Misrata sowie Finanzdienstleistungen sind aufgrund des anhaltenden Sitzstreiks und die Schließung des Hauptsitzes der Generalverwaltung der Zollbehörde in Tripolis nicht möglich. Gefordert werde die Ablösung des Generaldirektors.
+ Die Arbeiten im Zollzentrum des Hafens von Tripolis mussten eingestellt werden, da kein Kerosin mehr vorhanden war.
+ Achmed Aburawi, Leiter der Finanzabteilung des Zollzentrums der Freihandelszone Misrata, erklärte, dass die Schließung der Zollbehörde in Tripolis zu Verlusten von zwei bis drei Millionen Dinar täglich führt. Lagerhäuser blieben geschlossen, so dass keine Einnahmen mehr erzielt werden.
+ Die Zollchefs der Häfen von Choms, Misrata und Tripolis haben den Direktor der Zolldirektion von Tripolis über die offizielle Aussetzung der Arbeit informiert. Die Gründe dafür seien in Choms das Fehlen von Zollfreigabeformularen, in Misrata die anhaltenden Sitzstreiks und die fehlenden Einnahmen und in Tripolis das Ende des Kerosinvorrats.
+ Am 24. August stürmten die Einwohner von Dschanzur das Kraftwerk Tripolis-West, um gegen die täglichen, länger als zehnstündigen Stromausfälle zu protestieren.
+ Die Angestellten des Postamtes Zliten geben den Zuständigen noch eine Woche Zeit, bevor sie einen unbefristeten Sitzstreik beginnen, da sie seit sieben Monaten keine Gehälter mehr erhalten haben.
+ Im Staatsrat hat sich ein neuer Block mit mehr als 30 Mitgliedern unter dem Namen Block der Veränderung gebildet. Er wird von Senussi ad-Dabri, seinem Stellvertreter Wahid Barschan und Noah al-Malti geleitet.
+ Laut dem Journalisten Khalil al-Hassi
ist Abdulhamid as-Safi mehr als nur der Leiter des Medienbüros des
Parlaments; er sei der eigentliche Parlamentspräsident. Er sei in der
Lage, Entscheidungen im Parlament durchzusetzen, denn sein Einfluss sei
größer als der aller anderen Abgeordneten. As-Safi kontrolliere alle
Ministerien ebenso wie alle Entscheidungen, die Unterstaatssekretäre in
anderen Institutionen betreffen.
Das Parlament steuere auf eine Spaltung zu.
+ Die Inclusive
National Conference wird ihr drittes Treffen am 30. August in Zintan
abhalten. Ziel sei es, die UN-Mission und den UN-Sicherheitsrat zu
unterstützen und sie aufzufordern, sich an das jüngste Briefing zur Bildung
einer Einheitsregierung und zur Durchführung von Wahlen innerhalb von 18
Monaten zu halten.
Das Parlament und der Staatsrat wurden aufgefordert, den Vorstand
der Wahlkommission zu benennen, den verfassungsrechtlichen Rahmen für
den Wahlprozess anzupassen und eine Einheitsregierung innerhalb der
gesetzten 60-Tage-Frist, also bis zum 20. Oktober 2025, zu bilden.
+ Laut dem Präsidentschaftskandidaten Suleiman al-Bayudi ist die Amtszeit der Dabaiba-‚Regierung‘ abgelaufen. Ihre Geringschätzung durch die internationalen Mächte beweise, dass ihre Rolle beendet ist und sie keine Legitimität mehr genießt.
+ Weder das Skhirat-Abkommen
noch die Berlin- und Genf-Konferenzen gingen den Kern der Krise
an, nämlich die Existenz zweier parallel agierender Militärmächte, die
sich gegenseitig als existenzielle Bedrohung betrachten.
Die Großmächte bekundeten zwar ihre Unterstützung für die Einheit Libyens,
doch in Wirklichkeit investieren sie in die Aufrechterhaltung der
Teilung, solange dies ihren Interessen in Fragen der Energieversorgung,
der Migration und des regionalen Gleichgewichts dient.
+ Bei einem Treffen mit Stephanie Khoury am 27. August forderte die Tibu-Delgation eine Stärkung ihrer politischen Teilhabe und äußerte ihre Besorgnis über ihre schwache Präsenz in den Entscheidungsstrukturen auf lokaler und nationaler Ebene.
+ Die Versammlung der Revolutionäre von Misrata und der Westregion forderten den Aufbau eines echten Staates, in dem Libyen an erster Stelle steht, ohne Platz für Chaos oder Günstlingswirtschaft.
+ Mohamed Schaaban al-Mardas (ehemaliger Botschafter): „Dabaiba wird ein Schicksal erleiden, wie es in der gesamten Geschichte noch keinem libyschen Premierminister widerfahren ist.“
+ Nachdem es immer noch keine Anklage gegen Hannibal Gaddafi gibt, forderte sein Verteidigerteam den libanesischen Präsident Joseph Aoun auf, sich dieser Angelegenheit anzunehmen und sich für Hannibals Freilassung einzusetzen.
Wirtschaft / Finanzen
+ Africa Intelligence berichtete, dass der ehemalige britische Abgeordnete Daniel Kawczynski bestrebt ist, Wirtschaftsverträge mit Belqasem Haftar zu unterzeichnen. Kawczynski habe den Verein Anglo-Libyan Business Association (ALBA) gegründet mit dem Zweck, die Wirtschaftsbeziehungen mit Libyen wiederherzustellen. Insbesondere gehe es um die Herstellung einer Verbindung mit dem von Belqasem Haftar kontrollierten Wiederaufbaufonds. Kaczynski treffe sich in London regelmäßig mit libyschen Politikern wie Nadschla Mangusch und Mohammed as-Senussi.
+ Die Libyerin Karima Ghanewa al-Kikli hat fast 70 Prozent der Anteile der libyschen Fluggesellschaft Oya für fast eine Milliarde LYD erworben.
+ Al-Araby
al-Dschadid schreibt: „Die Gehälter, die die Regierung bezahlt, decken
nicht einmal mehr die grundlegendsten Bedürfnisse ab, was große Teile
der Libyer dazu zwingt, auf sogenannte Schattenjobs
zurückzugreifen“. Diese machten bereits ein Drittel der Wirtschaft aus.
In der Innenstadt von Tripolis seien Autoschlangen zu beobachten, deren junge
Fahrer Passanten Transportdienste anbieten. Bei einem Dollarkurs von
etwa 8 Dinar (auf dem Schwarzmarkt) seien die Einkommen der Arbeitnehmer
nahezu wertlos geworden.
Lehrer verdingten sich zusätzlich als Brot- und Dattelverkäufer. Die
Aufnahmefähigkeit des Staates für Hochschulabsolventen nimmt ab, und die Inflations-
und Arbeitslosenraten steigen.
+ Laut dem Wirtschaftsjournalisten
Achmed Senussi sind Khalifa Haftars Söhne die Ursache für die größte
Staatsverschuldung in der Geschichte Libyens. Libyen habe nicht nur
zwei Regierungen, sondern auch vier Geldausgeber: Dabaiba, Hammad,
Belqasem Haftar (Wiederaufbaufonds) und Saddam Haftar. Die Staatsverschuldung
der Ostprovinz habe sich in zweieinhalb Jahren auf 129
Milliarden Dinar erhöht.
Von dem für den Wiederaufbau von Derna vorgesehenen Betrag in Höhe von
10 Milliarden sei noch nicht einmal die Hälfte ausgegeben worden.
Erdöl/Erdgas
+ Erdölminister
Mohammed Aoun (von Dabaiba an der Ausübung seines Amts gehindert) erklärte,
dass die Abschaffung von Subventionen die schlechteste Option
sei, um die Treibstoffkrise zu beenden, denn ein großer Teil der
Bevölkerung verfüge nur über ein geringes Einkommen. Auch sei sie
den Arbeitern gegenüber ungerecht. Ein wirksamerer Ansatz wäre
die Unterbindung des Schmuggels.
Schätzungen zufolge beträgt der Treibstoffschmuggel mehr als 40 Prozent der
Liefermengen.
+ Der Treibstoffschmuggel bringt laut Hosni Bey 3.000 Prozent Gewinn. Er plädierte dafür, Treibstoffsubventionen sofort und vollständig durch Bargeldsubventionen zu ersetzen, auch wenn dies negative Inflationseffekte habe.
+ Wie Taha Hadid (ehemals Schutztruppe Sirte) berichtet, wurden die Ermittlungen wegen Finanzvergehen gegen die Arkano Gesellschaft eingestellt.
+ Africa Intelligence berichtete, dass das Erdölunternehmen Arkano unter dem Schutz von Haftar und Dabaiba neue Ölverträge anstrebt, nachdem die gegen das Unternehmen gerichteten Finanzermittlungen eingestellt wurden. Arkano setze seinen Vertrag über das Sarir-Feld mit dem us-amerikanischen Ölkonzern Schlumberger und der Arabian Gulf Oil Company weiter um.
+ Die Erschließung des Hamada-Feldes im
Block NC7 droht zu scheitern, da gegen gesetzliche und rechtliche
Vorgaben bei dem von vier internationalen Unternehmen (italienische ENI,
französische TotalEnergies, ADNOC aus VAE und Turkish
Petroleum Corporation) angestrebten Deal verstoßen wurde. Entwicklungsarbeiten
im Hamada-Feld müssten unabhängig und ohne Rückgriff auf ausländische
Partner durchgeführt werden.
Der Generalstaatsanwalt setzte die Verhandlungen über das
Hamada-Feld (MN 7A) aus.
Das Parlament hat 1,11 Milliarden US-Dollar für die Erschließung
des Feldes bereitgestellt, wodurch externe Partnerschaften
überflüssig werden und Libyen von seinem nationalen Reichtum profitieren
kann.
+ Laut der Wirtschaftszeitung Sada forderte
der Vorsitzende der National Oil Corporation, Massud
Suleiman, von Dabaiba, der Gründung eines Gasunternehmens
namens Giliana mit Sitz in Bengasi zuzustimmen. Damit
würde auch der Weg für Exploration und Erschließung von Schiefergas in Ghadames
und Murzuq geebnet.
Dazu Mohammed
Aoun: Das Parlament hat für die Entwicklung des Feldes ein Budget
von rund sechs Milliarden Dinar bereitgestellt. Die Entwicklung wird
einige Zeit in Anspruch nehmen und seine Fördermenge nicht
ausreichen, um den Bedarf des lokalen Verbrauchs und der Exporte zu
decken.
USA/Israel
+ Laut dem Politanalysten Kamel al-Marasch „findet die Dabaiba-‚Regierung‘ in Israel die Mittel, um an der Macht zu bleiben.“ Die Annäherung an Israel habe unter der Sarradsch-Regierung begonnen, habe dann unter Dabaiba ab 2021 an Dynamik zugelegt. Diese Annäherung gipfelte in Besuchen von Ali al-Abed und Mohammed al-Raed in Israel. Das Hauptziel bestand darin, direkte Kanäle zu Israel zu eröffnen, und fand ihren Höhepunkt mit Nadschla al-Mangoush und deren Treffen mit Israelis in Rom. Die Dabaiba-‚Regierung‘ suche in Israel nach einer Möglichkeit, politische Unterstützung von den Europäern und insbesondere den USA zu erhalten.
+ Laut Nazir Madschali
(Israel-Spezialist) werden die Beziehungen zwischen der Dabaiba-‚Regierung‘
und den israelischen Behörden weiterhin politisch von den USA gefördert.
Israel strebe die Unterzeichnung eines endgültigen Friedensabkommens
mit Libyen an und erklärte Dabaiba, dass der Weg nach Washington über
Tel Aviv führe. Es sei die Rede von einer Ausweitung des
Abraham-Abkommens, ähnlich dem mit Syrien.
Israel sei im Westen stark isoliert und versuche diese Isolation durch Abkommen
vor allem mit arabischen Ländern zu kompensieren.
Die Türkei habe, sehr zum Missfallen Israels, in Libyen
großen Einfluss. Auch der Iran sei bestrebt, in Libyen an
Einfluss zu gewinnen.
+ Laut dem Strategieexperten Mohammed Amtairid traf sich Ibrahim Dabaiba in Tunesien mit dem US-Sondergesandten für Libyen, Jeremy Brent, und besprach die Deportation der Bewohner des Gazastreifens. Dabaiba habe Jeremy Brent die Aufnahme von Gaza-Bewohnern in Libyen angeboten.
+ Laut der Jerusalem
Post geht der Prozess der Normalisierung des
Verhältnisses Libyens mit Israel trotz Abdulhamid Dabaibas Dementi und
starker Widerstände in der libyschen Bevölkerung weiter.
Bis 2011 pflegte Libyen keinerlei Beziehungen zu Israel, da Oberst Muammar
Gaddafi ein starker Befürworter der palästinensischen Sache war und
die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PLO) unterstützte.
Zwischen der ‚Regierung‘ von Abdulhamid Dabaiba und Israel habe es Geheimgespräche
gegeben, die aber durchsickerten, insbesondere das Treffen zwischen Eli
Cohen und Dabaibas damaliger Außenministerin, Nadschla al-Mangusch im
Jahr 2023.
Die libysch-israelischen Beziehungen rückten im letzten Monat
wieder ins Rampenlicht, als Mossad-Direktor David Barnea mit den USA
über die Möglichkeit sprach, Drittländer zur Aufnahme von
Palästinensern aus Gaza zu drängen, neben Indonesien und Äthiopien auch Libyen.
Die Gespräche mit israelischen Beamten über die Ansiedlung von
Palästinensern in Libyen führte Ibrahim Dabaiba.
Die Zeitung schreibt, Libyen werde einer Normalisierung zustimmen, wenn
die USA und Israel zeigen, dass sie beim Aufbau der Wirtschaft und
Sicherheit des Landes helfen. [Beziehungsweise dem Machterhalt des
Dabaiba-Clans dienen.]
+ Middle East
Council for International Affairs: Sowohl im Osten als auch im
Westen bilden Milizen das eigentliche Rückgrat der nominellen Machthaber.
Es scheint, dass Washington beide De-facto-Behörden einbeziehen möchte,
um ihre Bereitschaft zu prüfen, die Ordnung wiederherzustellen
und externe Einmischung, insbesondere von Russland, zu begrenzen.
Die USA scheinen eine praktische Anerkennung der politischen Spaltung
des Landes zu befürworten.
Indem die USA Investitionsströme in das östliche und westliche
Libyen erleichtern, scheinen sie darauf bedacht zu sein, ein fragiles
Gleichgewicht zu fördern, das ihren kurzfristigen Interessen dient,
während sie gleichzeitig langfristige politische Fragen ungelöst lassen.
+ Der katarische Botschafter Khaled ad-Dosari besprach mit dem US-Geschäftsträger Jeremy Brent die neuesten politischen Entwicklungen in Libyen.
+ Al-Arab (London) forderte in einem Artikel die USA auf, wieder eine Botschaft in Tripolis zu eröffnen und eine internationale Koalition anzuführen. Die Rückkehr müsse auf einer echten Partnerschaft aufbauen, die die libysche Souveränität respektiere. Das libysche Fenster bleibe möglicherweise nicht mehr lange offen, und wenn Washington jetzt nicht handle, könnte sich Libyen von einer Chance in eine Krise verwandeln und von einem potenziellen Partner in einen Schauplatz ständiger Unruhen.
Libyen und das Ausland
+ Ägypten/Türkei. Der ägyptische und der türkische Außenminister besprachen die Entwicklungen in Libyen am Rande eines Treffens des Außenministerrats der Organisation für Islamische Zusammenarbeit in der Stadt Dschidda.
+ Ägypten/Algerien/Tunesien. Der ägyptische Außenminister Badr Abdel Aati besprach mit seinem tunesischen Amtskollegen Mohammed Ali Nafti und seinem algerischen Amtskollegen Achmed Attaf am Rande eines Treffens des Außenministerrats der Organisation für Islamische Zusammenarbeit in der Stadt Dschidda die Entwicklungen in Libyen.
+ Ägypten. Khalifa Haftar und Agila Saleh flogen am 27. August in getrennten Maschinen in die ägyptische Stadt al-Alamein, um sich auf Einladung des Geheimdienstchefs, Generalmajor Hassan Raschad, mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah as-Sisi zu treffen. Es sollen sowohl Dreiergespräche als auch getrennte Sitzungen stattfinden. Im Mittelpunkt der Gespräche stehe der neue Fahrplan der UN-Mission und die Bildung einer einheitlichen Regierung. As-Sisi betonte, dass die Bemühungen zur Beendigung der Libyenkrise nicht behindert werden dürfen, da dies zu internationalen Sanktionen führen würde.
+ Türkei. Am 27. August nahmen an einer Feierlichkeit in der türkischen Botschaft anlässlich des 103. Jahrestages des türkischen Sieges Mohammed Takala, seine Stellvertreter Hassan Habib und Musa Faradsch, Abdul Rachman as-Suwaihli und mehrere Mitglieder des Staatsrats teil. Ebenfalls anwesend waren Fayez as-Sarradsch, Mohammed al-Haddad, Achmed Maitig, Abdullah al-Lafi und Hannah Tetteh.
+ Afrika/Ukraine. Generalstaatsanwalt as-Siddiq as-Sur forderte eine Untersuchung über den Erwerb von ukrainischen Drohnen durch afrikanische Oppositionsbewegungen im Süden Libyens. Sollte sich der Verdacht bestätigen, werde dieser Fall zur strafrechtlichen Verfolgung der Beteiligten an die zuständigen internationalen Gerichte weitergeleitet.
+ Afrikanische Union: Hussein al-Ayeb,
Chef des libyschen Geheimdienstes und Leiter von CISSA (AU-Ausschuss
für Geheimdienste und Sicherheitsdienste Afrikas) erklärte, dass Libyen
souverän sei und keine Einmischung von außen zulasse. Die Rolle von CISSA
bestehe darin, alle Parteien des Kontinents zusammenzubringen und nicht
darin, sich in die Politik, Sicherheit oder Souveränität der Länder
einzumischen.
Es werde versucht, junge Menschen vor den zerstörerischen Ideen
extremistischer islamistischer Bewegungen zu schützen.
[CISSA wurde 2004 in der nigerianischen Hauptstadt Abuja gegründet und hat
ihren Sitz seit Januar 2025 in Tripolis. Ihr Ziel sei es, der AU zu helfen,
Informationen über Sicherheitsbedrohungen auf dem afrikanischen Kontinent zu
teilen.]
Seerechtsabkommen
+ MiddleEast
Online: Zwischen der Dabaiba-‚Regierung‘ und türkischen
Unternehmen existieren Vereinbarungen zur Durchführung seismischer
Erkundungen in umstrittenen Gewässern nahe der griechischen Insel Kreta.
Trotz europäischer Warnungen setzen die Türkei und Tripolis ihre
gemeinsamen Erkundungen fort. Dies werfe ernste Fragen über die Zukunft der
Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Libyen einerseits und zwischen
der Türkei und der EU andererseits auf.
Das UN-Seerechtsabkommen von 1982 fordert im Falle von
Gebietsüberschneidung ausschließlicher Wirtschaftszonen die Zustimmung
der betroffenen Staaten, was bei den libysch-türkischen Vereinbarungen
nicht der Fall ist.
Die Dabaiba-‚Regierung‘ schweige zu den europäischen Erklärungen,
während Rechtsexperten davon ausgehen, dass Seeabkommen, die
außerhalb des Rahmens der Völkerverständigung geschlossen wurden, rechtlich
unwirksam sind.
Mehrere Europaabgeordnete forderten die Europäische Kommission
auf, ihre Haltung zur Dabaiba-‚Regierung‘ klarzustellen, andere
haben die finanzielle und technische Unterstützung Libyens durch Europa an
die Achtung der Rechtsnormen und der territorialen Souveränität der
Nachbarländer geknüpft.
Weitere Nachrichten aus Libyen
+ Krebs-, Nieren- und Muskeldystrophiepatienten erstatteten bei der Staatsanwaltschaft Anzeige und organisierten einen Protest, um ihr Recht auf Behandlung einzufordern. Es fehle an Medikamenten und Gerätschaften.
+ Muscular Dystrophy Patients Association gibt den Tod von Zainab Abdelkhaleq bekannt, einer Patientin mit Muskeldystrophie. In nur fünf Jahren seien 158 Patienten an Muskeldystrophie gestorben.
+ Der Generalstaatsanwalt ordnete die Festnahme von 18 Personen an, denen Treibstoffschmuggel in die Nachbarländer vorgeworfen wird.
+ 25 kurdische Jugendlichen, die in Libyen in die Hände von Schleusernetzwerken gefallen waren, sind wieder frei und werden nach Kurdistan zurückgebracht.
+ Fotos belegen, dass sich im Gebiet Wadi al-Hayat in Ubari lange Schlangen vor Tankstellen bilden. In dieser abgelegenen Gegend, in der es an allem mangelt, darf nur einmal pro Woche getankt werden!
Aus den Nachbarländern
+ Ägypten Der ägyptischen Außenminister Badr Abdelatty traf sich am 24. August mit dem iranische Außenminister Abbas Araqchi in Dschidda (Saudi-Arabien).
In den letzten Wochen häuften sich die Treffen.
+ Niger/Algerien. In Algerien wurde ein grandioses Projekt gestoppt. „Das Projekt der Transsahara Pipeline, welche über das Territorium von drei Staaten (Algerien, Nigeria und Niger) nach Europa verlief. […] Die Transsahara Pipeline war bereits zu 80 Prozent fertiggestellt. Von den 4128 Kilometern blieben weniger als 800 Kilometer zu verlegen. Das sind große Investitionen und Kredite bei den größten Banken der Welt.“
A. Gutsche
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