Giovanni di Lorenzo
Chefredakteur
Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG
Pressehaus
Buceriusstraße, Eingang Speersort 1
20095 Hamburg
Wiesbaden, 17.10.2011
Sehr
geehrter Herr Giovanni di Lorenzo,
bitte haben Sie Verständnis, dass ich kein Verständnis
mehr für die Nachrichtenpolitik der ZEIT habe. Als etwas anderes als POLITIK
und PROPAGANDA kann man ihre Nachrichten bzgl. der Libyen-Berichterstattung
nicht mehr bezeichnen.
In meinen letzten zwei Einschreiben an Sie
persönlich – die vermutlich von Ihren Mitarbeitern bearbeitet wurden, oder auch
nicht – habe ich noch versucht, als Leserin der ZEIT an Ihr Gewissen zu
appellieren und hoffte, sie würden differenzierte kritische Berichterstattung
ermöglichen. Nachdem ich heute das Foto zum Artikel „Rebellen feiern Eroberung
von Bani Walid“ sah, das einen jungen Mann zeigt, mit pastellfarbenen Luftballons
vor neutralem Hintergrund, weiß ich, wie naiv ich war.
Entschuldigung, für wie einfach gestrickt halten
Sie Ihre LeserInnen? In Bani Walid, von Sirte, in all den anderen Städten, werden
gerade auf beiden Seiten schreckliche Opfer gebracht, die Zivilbevölkerung, vor
allem alte Menschen, Frauen, Kinder und Kranke und Menschen schwarzer Hautfarbe
seit Wochen/ Monaten gemetzelt, tyrannisiert, verängstigt, ausgehungert und
ausgedörrt werden: und ZEIT Online zeigt – LUFTBALLONS?
Herr di Lorenzo, ein weiteres Mal: Bitte haben Sie
ein Einsehen und beteiligen Sie sich nicht an dieser Art der Propaganda. Sie
wissen, wenn ein einziges der realen Bilder in einer der großen Zeitungen/
Nachrichtenmelder gebracht würde, wäre der NATO-Einsatz quasi über Nacht nicht
mehr von den Massen getragen. Noch wird er dank der Schläfrigkeit der Massen
noch gedeckelt. Doch täuschen Sie sich nicht, bundesweit bilden sich Bürgerbewegungen
und Initiativen, die differenzierte Diskussionen möglich machen (z.B. http://friedenfuerlibyen.blogspot.com/).
Die Menschen wachen auf und werden früher oder später fragen, warum Sie, als
bislang seriöse Zeitung mitgemacht haben!
WOFÜR machen Sie dies? WARUM muss die Situation in
Libyen verheimlicht werden? Mein Gott, wie naiv muss ich Ihnen vorkommen, oder
halten Sie mich und all die anderen Menschen, die Ihnen und Ihrem Blatt keinen
Glauben mehr schenken können für „verschwörungstheoretisch“? Ich hoffe, Sie
können noch schlafen! Ich kann es seit Tagen nicht mehr, denn mir gehen die
Bilder und Videos der geschlagenen, misshandelten und verängstigten Menschen
und zersiebten Städte aus Libyen nicht mehr aus dem Kopf!
Mit
freundlichen Grüßen
B.J.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen