Freitag, 11. November 2011


 BRIEF AN DEN BISCHOF


Bischof Dr. Stephan Ackermann
Liebfrauenstraße 1

54290 Trier



Wiesbaden, 09.11.2011
Sehr geehrter Bischof Dr. Ackermann,

am 26.10.2011 wandte ich mich verzweifelt in einem persönlichen Brief an Ihre Adresse. Vielleicht haben Sie ihn erhalten u. sogar persönlich gelesen, vielleicht erledigte dies Ihr Büro – bei dem wahrscheinlich großen Ansturm von Post und Bittgesuchen an Ihre Adresse kein Wunder. Ich hoffe, Sie fühlen sich trotz dieser nicht immer einfachen Arbeit stark und mutig -  und sind bei bester Gesundheit.

In vollem Vertrauen auf Ihre Kraft, die Sie dank Gottes Wirken inne haben, bitte ich Sie erneut – inständig: nehmen Sie nachdrückliche Stellung zu den aktuellen kriegstreibenden Nachrichten.

Es ist kein Monat vergangen, als am 20.10.2011 die Bilder der unmenschlichen Tat des Mordes an einem Menschen, denn das war Ghaddafi nun mal auch, über die Medien (Fernsehen, Zeitung, Internet) in unsere Köpfe gehämmert wurden – haben Sie diese Bilder gesehen? Dann wissen Sie wovon ich Rede: von einem Menschenmob, der über einen Menschen herfällt, diesen erbärmlich und gnadenlos mit Gewehrkolben prügelt, ihn anschließend mit einem Gewehrkolben anal penetriert und nach grausamen langen Minuten hinterrücks von einem 18jährigen Jungen, durch einen Bauch- und Kopfschuss erlegen lässt. Das ganze wird aus zigfacher Perspektive in Handy-Videos festgehalten und von den Akteuren dieser Tat ohne Scham auf youtoube und anderen öffentlichen Medienportalen hochgeladen und kritiklos der Welt zur Schau gestellt. Anschließend wird der Leichnam 5 Tage in einer Fleischerhalle eines Einkaufszentrums auf erniedrigende Weise ausgestellt, u. der ausdrückliche letzte Wille ignoriert. Gefolgt werden diese Bilder von – ÖFFENTLICHEM BEIFALL – ohne ein Wort der Gnade, des Bedauerns – ohne die mehreren 10.000 zivilen Opfer dieses NATO-Angriffkrieges überhaupt nur zu ERWÄHNEN, geschweige denn Ihnen ein Wort des Bedauerns auszusprechen!

Lieber Bischof Ackermann, können diese Bilder, diese Einstellung, diese Haltung ob der aktuellen Kriegshandlungen und weiterhin geschürten Kriegshetze von der katholischen Kirche überhaupt unkommentiert bleiben? Bleibt die christliche Kirche und mit Ihr die Gebote  (z.B. „Du sollst nicht töten“) überhaupt noch glaubwürdig?

Mit Interesse las ich, dass Sie am 26.10.2011 den Franz-Weissebach-Preis für soziales Engagement und Humor erhielten, zu dem ich Ihnen sehr herzlich gratulieren möchte. Wäre es nicht eine gute Möglichkeit, diese Ehre zum Einsatz kommen zu lassen und jetzt, auch nachträglich, sich für die Opfer dieses Krieges stark zu machen? Eine Möglichkeit wäre es, an die Bundesregierung zu appellieren, damit die rund 5.300 afrikanischen Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden, zumindest temporär, um Ihnen die Sicherheit zu gewährleisten. Erst mit diesem Schritt würde wirklicher „Schutz der Zivilbevölkerung“ praktiziert!

Erneut meine flehende Bitte: wenden Sie sich an die rechtlich öffentlichen Medien, an große Medienvertreter, an Chefredakteuren  und bieten Sie der nicht ablassenden Kriegshetze (nun gegen Iran, Syrien und vielleicht auch bald gegen Algerien) mutig die Stirn. Nur dann können wir darauf hoffen, dass mehr Menschen den friedlichen Weg überhaupt noch als Alternative in Erwägung ziehen und nicht nach ausschließlich gewaltsamen Lösungen suchen!

Mit freundlichen Grüßen

B.J.

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