Libyen im März 2018 – Monatsrückblick
Was geschah… eine
unvollständige Auflistung
März 2018
01.03. Die
UN-Sondermission für Libyen dokumentierte für den Februar 13 Tote und 133
Verletzte durch Gewaltanwendung.
Die Dunkelziffer dürfte bedeutend
höher liegen.
02.03. In
Sebha (südwestliches Libyen) sind die schweren Kämpfe zwischen Tibu-Kämpfern
(loyal zur LNA/Bengasi) und Awlad-Suleiman-Kämpfern (loyal zum
Präsidialrat/Tripolis), die bereits Anfang Februar ausgebrochen sind, weiter in
vollem Gang. Es gibt auch unter den Zivilisten Todesopfer; auch das
Medizinische Zentrum von Sebha wurde beschossen.
Nachtrag 07.03.: In Sebha erfolgte ein Angriff auf das Hauptquartier einer
sogenannten Märtyrer-Miliz (pro Präsidialrat in Tripolis). Viele Zivilisten
sollen aus der Stadt geflohen sein.
02.03. Ein
Vertrag zwischen dem chinesischen Staatsbetrieb Petro China und der libyschen National
Oil Company (NOC) macht Petro China
zu einem wichtigen Abnehmer libyschen Erdöls. Ähnliche Verträge
unterzeichneten dieses Jahr bereits Shell
und Britisch Petroleum (BP) mit NOC.
Die libyschen Fördermengen sind noch weit entfernt von jenen, die vor dem
NATO-Krieg des Jahres 2011 erreicht wurden, steigen aber langsam wieder an.
03.03. Rubikon berichtet über den
US-amerikanischen Plan, Syrien aufzuspalten.
Der libanesischen Tageszeitung Al-Akhbar
wurde eine diplomatische Depesche der britischen Botschaft in Washington
zugespielt. Darin wird die
amerikanische Strategie für die Aufteilung Syriens zusammengefasst, wie sie von
David Satterfield (US-Außenministerium) bei einem Treffen der „Syriengruppe“,
zu der die USA am 11. Januar 2018 nach Washington geladen hatten, erstellt
worden war.
Auch Neopresse.com
berichtet in einem ausführlichen Artikel über das Treffen der Syriengruppe.
Ähnliche Pläne dürften auch für
Libyen existiert haben: Aufspaltung in das westliche Tripolitanien, die
östliche Kyrenaika und den südlichen Fessan. Aufgrund des libyschen Widerstands
konnten diese Pläne jedoch nicht verwirklicht werden.
03.03. Das
französische Energieunternehmen Total
hat 16,33 Prozent an Libyens Waha-Konzessionen
(eine Tochtergesellschaft der NOC) von US-Marathon
Oil übernommen. Damit sichert sich
Total
„erhebliches Explorationspotential“
im Sirte-Becken.
03.03. Ein
pakistanischer Ingenieur, der auf einem Ölfeld arbeitete, ist nahe Ubari (900
km südlich von Tripolis) entführt worden.
04.03. Das
Scharara-Ölfeld hat seine Förderarbeiten eingestellt, nachdem eine Miliz im
Hamada-Gebiet die Pipeline zwischen Scharara und Zawija gesperrt hat. Hassan
al-Dschuweili aus Zinten soll für die Sperrung verantwortlich sein. Er fordert,
dass seine Servicegesellschaften Aufträge erhalten. Die Nationale
Ölgesellschaft NOC hat den Notstand ausgerufen.
04.03. Libyen
hatte 2008 rund 2,7 Milliarden US-Dollar an die USA zur Entschädigung der beim
Lockerbie-Anschlag 1988 ums Leben gekommenen Personen bezahlt. Dies war ein
Freikauf von den auferlegten UN-Sanktionen, sollte allerdings nie als
Schuldeingeständnis verstanden werden.
Nun berichtet Daily Record, dass bis
zu einem Drittel des Geldes immer noch nicht von der US-Regierung an die
betroffenen Familien ausgezahlt wurde.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/lockerbie-schmierentheater-reloaded
06.03. Die
schweren Kämpfe in und um Sebha zwischen pro LNA-Kämpfern (Tibu) und pro
Präsidialrat-Kämpfern der 6. Brigade (Awlad Suleiman) halten weiter an. Es
kommt zum Einsatz schwerer Waffen und Panzern. Zu den Opfern zählen auch
Zivilisten.
In der LNA-Luftwaffenbasis Brak al-Schatti wurden unter Führung von Mohamed
al-Manfor von der LNA Sebha-Einsatzzentrale unterdessen Gespräche zwischen
Tibu- und Awlad-Sulaiman-Stammesmitgliedern aufgenommen mit dem Ziel, eine
Waffenruhe auszurufen.
Die Umfassungsmauer des historischen Kastells von Sebha wurde bei den Kämpfen
schwer beschädigt. Die libysche Behörde für Denkmalschutz rief dazu auf, antike
Kulturgüter zu schützen.
Siehe auch: 02.03.
06.03. In
Bengasi kam es zur Blockade der Hauptstraßen einschließlich der Straße zum
Flughafen durch Anhänger von Mahmoud al-Werfalli und Wanis Bukhamada von der
Saiqa-Brigade. Die Saiqa-Brigade ist eine Eliteeinheit der LNA, allerdings
kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Haftar und deren Führern al-Werfalli und
Bukahamda. Werfalli wurde wegen Kriegsverbrechen von Haftar verhaftet,
Bukahamda unter Hausarrest gestellt.
Etliche Soldaten der Saiqa-Einheit sollen ebenfalls verhaftet worden sein.
Daraufhin brach in Bengasi das Telekommunikationsnetz zusammen, wohl ebenfalls
eine Protestaktion.
06.03. Nachdem
ein Schlauchboot mit 132 Migranten an Bord und ein Holzboot mit 51 Personen vor
der libyschen Küste in Seenot geraten sind, wurde ein Teil der Menschen
nach Libyen zurückgebracht, einige erreichten Italien. 23 Migranten werden
vermisst und sind vermutlich ertrunken.
07.03. Das Sekretariat der Generalkonferenz der libyschen Stämme und Städte des Südens hat sich mit dem Anliegen an
den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad gewandt, er möge in der Angelegenheit
Hannibal al-Gaddafis, der ohne offizielle Anklageerhebung im Libanon inhaftiert
ist, intervenieren. Hannibals Übergabe an
die libysche ‚Regierung‘ soll verhindert und seine Ausreise nach Syrien
ermöglicht werden. Ein mit der syrischen Regierung abgestimmtes Vorgehen soll
seine spätere sichere Heimreise nach Libyen ermöglichen.
07.03. Ein
US-Spionageflugzeug führte im Osten Libyens eine Mission durch, um Terroristen
zu jagen, die an dem Anschlag auf das US-Konsulat in Bengasi im Jahr 2012 beteiligt
gewesen sein sollen. Das Flugzeug startete von Kreta aus. Auf der
griechischen Insel befindet sich ein US-Marinestützpunkt, von dem aus
Operationen in der Region durchgeführt werden.
07.03. Eine
UN-Expertenkommission berichtete, dass zehn Firmen mit Sitz in Tadschura
(Vorort von Tripolis) ungesetzliche Kreditbriefe in Höhe von einer Milliarde
US-Dollar von der Dschumhouria Bank
erhalten haben. Alle Firmen gehören Abu Bakr Abu Sahmain, der Milizen in
Tripolis bewaffnet. Der UN-Bericht beruft sich auf Aussagen von
Bankangestellten, die zu diesen dubiosen Banktransaktionen gezwungen worden
sein sollen.
07.03. Ein
Intercept-Artikel
befasst sich mit der Anwesenheit von US-amerikanischen, französischen,
italienischen und deutschen Militärs im Niger. Auch RT
thematisiert dies.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag:
https://www.freitag.de/autoren/gela/militaerisches-engagement-des-westens-im-niger
07.03. Bei
einer Anhörung in Washington erläutert der Oberkommandiere von AFRICOM, General
Thomas D. Waldhauser, die vier wichtigsten Ziele der USA in Libyen: „...
die Zerstörung von Terroristengruppen, die die Interessen der USA bedrohen und
die Destabilisierung Libyens und der Region befürchten lassen; die Verhinderung
eines Bürgerkriegs; Unterstützung des politischen Aussöhnungsprozesses hin zu
einer einheitlichen Zentralregierung; Hilfe bei der Eindämmung des Zustroms von
illegalen Einwanderern über Libyen nach Europa. Bemühungen europäischer
Verbündeter und internationaler Organisationen sind im Gange, den illegalen
Fluss von Waffen und Drogen, die in und durch Nordafrika fließen, durch die
durchlässigen Grenzen und nicht ausreichend kontrollierten Gebiete zu
unterbinden."
Waldhauser weiter: „Libyen bleibt politisch und militärisch gespalten, wobei
sich die jeweiligen Loyalitäten verschieben, je nach Stammesinteressen und
Personen, die in den Machtkampf involviert sind. Angesichts dieser Turbulenzen
bleibt das Risiko eines echten Bürgerkriegs bestehen. Wir werden weiterhin
Druck auf das Netzwerk des IS in Libyen ausüben, mit der Einheitsregierung
zusammenarbeiten und die internationale Gemeinschaft bei der Konsolidierung
eines umfassenden Ansatzes unterstützen, um Stabilität und eine politische
Lösung für Libyen herbeizuführen."
08.03. Internationaler Frauentag: Für Frauen hat sich
das Leben Libyen seit der Machtübernahme von dschihadistischen Gruppierungen
und Milizen stark verschlechtert. Sie sind großenteils vom öffentlichen Leben
ausgeschlossen und werden Opfer von Entführungen und Gewalttaten. Als 2011 die
sog. ‚Aufständischen‘ ihre Siegesfeier zelebrierten, erklärte der Vorsitzende
des Übergangsrats Mustafa Abdel Dschalil, dass die Vielehe wieder erlaubt sei.
Die Emanzipation der Frau war ein
zentraler Bestandteil der 1969-Fatah-Revolution. Frauen sollte es ermöglicht
werden, aktiv am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen. Im Jahr
1996 verfügten bereits 43 % der Frauen über einen höheren Schulabschluss –
ebenso viele wie Männer. Das Mindestheiratsalter wurde auf 18 Jahre
festgesetzt, Kinderehen verboten. Frauen durften nicht zur Ehe gezwungen
werden.
Ab 1973 wurden Frauen bei der Einreichung von Scheidungen bezüglich ihrer
Rechte den Männern gleichgesetzt. Frauen konnten sich jederzeit scheiden lassen
und alles, was sie in die Ehe eingebracht hatten, wurde ihnen zugesprochen.
1970 wurde eine Vielzahl von Gesetzen zur Lage der berufstätigen Frau
verabschiedet, unter anderem das Recht auf gleiche Bezahlung bei gleicher
Arbeit. Das Renteneintrittsalter für Frauen wurde auf 55 Jahre festgesetzt.
Es war verboten, Frauen in ihrer Mobilität zu beschränken. Sie besaßen einen
Pass und durften selbstverständlich Auto fahren.
08.03. GermanForeignPolicy
schreibt in Teil IV seiner Artikelserie über die Militarisierung der
Sahelzone, dass „sich die Sicherheitslage in Mali im Laufe des mehr als
fünfjährigen [Militär-]Einsatzes [des Westens] verschlechtert hat.“ Die
dschihadistischen Milizen im Sahel haben die Zahl ihrer Anschläge allein im
letzten Jahr mehr als verdoppelt und dabei über 400 Menschen getötet. 2016 gab
es im Sahelgebiet ca. 75 Anschläge mit etwa 220 Todesopfern, 2017 waren es
schon 220 Anschläge mit fast 400 Todesopfern. Und die Angriffe würden sich
immer stärker auf die Nachbarländer ausweiten. „Zivile Organisationen aus dem
Sahel üben scharfe Kritik an der westlichen Intervention.“ Und: „Die Errichtung
von Militärbasen in der Sahelzone durch Frankreich, Deutschland oder Italien
wird in der Bevölkerung sehr negativ wahrgenommen.“
Im Norden von Mali seien 13.000 Soldaten und Polizisten im Rahmen der Blauhelmtruppe
MINUSMA stationiert, darunter in Kürze bis zu 1.100 deutsche Militärs
zusätzlich zu zwei EU-Polizeieinsatzgruppen in Mali und Niger und etwa 800
US-Soldaten im Niger. Daneben sei die neu geschaffene
G5-Sahel-Truppe (Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad)
im Einsatz, von der jetzt bereits Folter und Morde dokumentiert sind. Soldaten
aus Ländern der Sahelzone sind billiger als westliche Soldaten und ihr Tod ruft
bei der europäischen Bevölkerung keinen Unmut hervor.
G5-Sahel erhält von MINUSMA seine logistische Unterstützung. Bei
einer Geberkonferenz in Brüssel wurde die Finanzierung geklärt: EU 100 Mio.,
Saudi-Arabien 100 Mio., USA 60 Mio., VAE 30 Mio. sowie weitere Mio. von
einzelnen EU-Staaten. Der Einfluss Saudi-Arabiens in dieser Region werde die
Spannungen noch weiter anheizen. Saudi-Arabien finanziert im großen Stil
Schulen und Moscheen, z.B. in Mali, und stärkt damit den bis dahin in Mali
unbekannten Salafismus. Dieser salafistische Dschihadismus breitete sich in
Nordmali und im Sahelgebiet aus und wird nun wiederum mit Geldern aus
Saudi-Arabien bekämpft.
Doch unbeirrt erklärte Angela Merkel im Dezember 2017: „[...] man müsse
möglichst schnell beginnen, den Kampf gegen den dschihadistischen Terror im
Sahel zu führen.“
Und: „Experten warnen vor der vollständigen Militarisierung eines zu
erheblichen Teilen sozialen und politischen Konflikts.“ Laut einem ehemaligen
französischen Diplomaten habe es noch nie „ein derartig hohes Niveau von
Gewalt“ in Mali gegeben wie heute. „Trotz der desaströsen Folgen der
Militarisierung macht die Bundeswehr die Mali-Einsätze zum PR-Schwerpunkt.“
Es geht bestimmt nicht um die Verbesserung
der Sicherheitslage im Sahelgebiet, sondern um die militärische Sicherung der
Ressourcen dieser Länder und um die Zugangswege zu den Häfen Nordafrikas. Die
Dschihadisten wurden notwendiger Weise in die Sahelzone verbracht oder dort
aufgebaut, um die militärische Anwesenheit des Westens zu rechtfertigen, die
nun genau diesen Dschihadismus weiter befördert. Ein gewollt geschaffener
Teufelskreis.
09.03. Von
insgesamt 16,1 Milliarden Euro an libyschen Staatsgeldern, die 2011 auf
belgischen Konten eingefroren wurden und bis 2013 vorhanden waren, sind laut
einem Sprecher der Brüsseler Staatsanwaltschaft heute nur noch etwa 5 Milliarden
vorhanden! Der Rest ist
verschwunden. Die belgische Justizbehörde habe das Verschwinden erst im
Herbst 2017 bemerkt. Die belgischen Banken sind im Erklärungsnotstand, warum
sie die UNO-Vorschriften über das Einfrieren von Vermögenswerten nicht eingehalten
haben.
RT
beruft sich dabei auf einen Artikel in der belgischen Wochenzeitung
Le Vif.
Daneben geht es auch um den ungeklärten Abfluss von Zinsen und Erträgen aus
diesen Konten.
Die libysche
Behörde für Investments
(LIA) sowie der stellvertretende belgische Außenminister streiten die Vorwürfe
ab.
Libyen
wird geschröpft! Es hat nicht gereicht, dass 2011 nach dem Fall von Tripolis
Lastwagenladungen an Geldern aus der Libyschen Nationalbank abtransportiert
wurden, an denen sich Dschihadisten bereicherten. Die Plünderung Libyens ging
anschließend unvermindert weiter.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/attentat-auf-ehemaligen-gaddafi-vertrauten
09.03. LibyanHerald
veröffentlicht vorab Details des Berichts der UN-Expertenkommission zu Libyen.
In einem Teil des Berichts wird die Entwendung von Staatsvermögen mittels
Kraftstoffschmuggels und Missbrauch von Kreditbriefen in Milliardenhöhe durch
dschihadistische Milizen aufgezeigt.
Die Mitarbeiter der Kommission zeigten sich darüber besorgt, da dies nicht
nur die laufenden Ermittlungen, sondern auch involvierte Personen gefährde.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/islamisten-bereichern-sich-an-staatsgeldern
09.03. Weitere
Themenbereiche der UN-Expertenkommission, die von LibyaHerald
veröffentlicht wurden, sind:
Menschenrechtssituation: Besondere
Beachtung wird der mächtigen
Special
Deterence Force SDF (ehemals Rada-Miliz unter Führung von Abdel Rauf Kara)
und ihrem illegal betriebenen Gefängnis auf dem Gebiet des Mitiga-Flughafens
bei Tripolis gewidmet. In dem Gefängnis sind geschätzt 1.500 Häftlinge
inhaftiert. Es handelt sich dabei um Personen, die von im Westen Libyens
operierenden Milizen gefangengenommen wurden, die ebenso wie die
Special Deterence Force, loyal zur
‚Einheitsregierung‘ in Tripolis stehen. Das Gefängnis ist de facto also ein
Gefängnis der ‚Einheitsregierung‘, in dem nach Zeugenaussagen gefoltert und
medizinische Versorgung vorenthalten wird. Gefängniskommandanten, namentlich
werden Khaled al Buti und Mahmud Hamza erwähnt, werden beschuldigt, direkt an
Folterungen teilgenommen zu haben. Die SDF arbeitet mit terroristischen
Organisationen zusammen und ist berüchtigt für Entführungen und illegale
Gefangennahmen sowohl von Libyern als auch von Ausländern.
Auch die
Libysche Nationalarmee LNA
wird der ungesetzlichen Gefangennahme und Folterungen beschuldigt. Erwähnt wird
ein Geheimgefängnis nahe der Abd al-Razaq al-Schaikhi Schule, das von Alaa
al-Biha geführt wird, der unter dem Befehl von Mahmud al-Warfalli steht.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag:
https://www.freitag.de/autoren/gela/schwere-anschuldigung-gegen-regierungsstellen
Außergerichtliche Tötungen: Genannt
wird der Fund von 36 männlichen Leichen im Oktober 2017 rund 50 km außerhalb
von Bengasi, bei denen es sich zum Teil um Gefangene von Verbündeten der LNA
handelte. Die LNA hat Untersuchungen eingeleitet.
Im Westen Libyens wurden im November 2017 die Leichen von Mitgliedern des
Wirschefana-Stammes gefunden, die außergerichtlich von Milizen der
‚Einheitsregierung‘ erschossen worden waren.
Kritisiert wird auch ein Angriff auf die im Osten gelegene
Dschihadisten-Hochburg Derna durch eine vermutlich ausländische Militärmaschine
im Oktober 2017, bei der 16 Zivilisten getötet wurden.
Merkwürdiger Weise findet das Massaker
vom 18. Mai 2017 auf den Luftwaffenstützpunkt Brak-al-Schatti im nördlichen
Fessan, bei dem 141 Menschen ums Leben kamen, neben LNA-Soldaten auch viele
Zivilisten, keine Erwähnung. Ausgeführt wurde das Massaker von Misrata-Milizen,
die offiziell unter Kontrolle des ‚Verteidigungsministeriums‘ der
‚Einheitsregierung‘ in Tripolis stehen.
Einfluss von Salafisten-Gruppen: Diese kontrollierten die Gefangenenlager
und Geheimdienste.
Prostitution: Erwähnung findet ein
Prostituierten-Netzwerk, das von Nigeria über Libyen bis nach Italien gespannt
ist. In Sebha und Tripolis finden sich Unterkünfte, wo junge Nigerianerinnen
sexuell missbraucht werden. Eine Nigerianerin namens ‚Mama‘, die auf Sizilien
lebt, soll die Managerin der Organisation sein. Insgesamt finden sich immer
wieder Berichte von jungen Migranten über systematische Vergewaltigungen in
libyschen Migrantenlagern.
Bewaffnete Milizen aus dem Tschad:
Laut dem Bericht operierten drei tschadische Milizen an der Seite der
Third Forse
(Misrata) und der dschihadistischen
Benghazi
Defend Brigade. Durch den [erzwungenen] Rückzug der
Third Forse aus Südlibyen wurden sie stark geschwächt. Eine der
drei Milizen namens FACT hat sich der LNA angeschlossen und hält sich immer
noch in al-Dschufra auf, eine zweite soll sich auf Tibu-Gebiet aufhalten.
Bewaffnete Milizen aus dem Sudan: Sie
sollen die LNA nach deren Übernahme von al-Dschufra und Brak al-Schatti
unterstützen und haben sich im Juli 2017 zur
Union der sudanischen Befreiungsfront zusammengeschlossen. Sie
operierten um den Wau al-Namus und wurden durch einen Leutnant der alten
libyschen Armee namens Mabrouk Dschuma Sultan Hnesih befehligt. Im Oktober 2017
sollen sie bis nach Tripolis vorgestoßen sein. Hnesih wurde im Oktober von den
dschihadistischen
Special Deterrence
Force in Gefangenschaft genommen.
Festgefahrene
Frontlinien: Im Gebiet von Wirschefana
trat zum ersten Mal die Popular Front for
the Liberation of Libya (PFLL) von Saif al-Islam Gaddafi militärisch in
Erscheinung. Die Angriffe von mit dem Präsidialrat in Tripolis verbündeten
dschihadistischen Milizen aus Tripolis und Zintan zwangen die PFLL zum Rückzug.
Gegen die Übergriffe der dschihadistischen Milizen auf Wirschefana-Gebiet
protestierten die Übergangsregierung im Osten, die LNA, der Hohe Stammesrat von
Wirschefana und der Kommandant der 4. Brigade, Omar Tantusch.
Sabrata: Im Oktober 2017 kam
es zu schweren bewaffneten Zusammenstößen zwischen verschiedenen am
Migrantenschmuggel beteiligten Milizen, die zum Teil von „internationalen
Akteuren“ unterstützt wurden.
Bengasi: Die Stadt befindet sich
unter Kontrolle der LNA, vereinzelt kommt es noch zu Zusammenstößen mit Dschihadisten.
Im November 2017 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Faradsch Mohammad
Mansour, der einzige Entsandte der ‚Einheitsregierung‘ in Bengasi, und Haftar,
in deren Verlauf das Hauptquartier von Mansour und seine Familienresidenz
bombardiert wurden. Mansour stellte sich daraufhin der LNA.
Derna: Die Islamisten-Hochburg ist
immer noch von der LNA umstellt.
10.03. Auf
einen Kontrollposten südlich der Stadt Adschdabija (im Nordosten Libyens) wurde
ein Selbstmordanschlag mittels einer Autobombe verübt. Ob vier Soldaten
verletzt oder getötet wurden, ist unklar. Die LNA macht dschihadistische
Milizen dafür verantwortlich.
Nachtrag 13.03.: LibyaTimes schreibt, dass im Mai 2018 ein militärischer Angriff auf
Adschadabija durch den IS geplant sei. Dies gehe aus Online-Chats hervor.
Genannt werden die Namen von zwei radikalen Islamisten: Mohammed al-Zuway und
al-Saadi al-Nawfaly. Es wird vermutet, dass radikal-islamistische Kämpfer aus
Ägypten nach Libyen einsickern, nachdem die ägyptische Armee in letzter Zeit verstärkt
gegen den IS im Sinai vorgegangen ist. Adschdabija sei ein strategisch
wichtiges Ziel und liege nahe der wichtigsten Erdöleinrichtungen. General
Haftar soll zwischenzeitlich mit Vertretern des in diesem Gebiet ansässigen
Magharba-Stamm Gespräche aufgenommen haben.
10.03. Laut
der New York Times haben die USA
doppelt soviele Luftangriffe in Libyen geflogen als offiziell verlautbart
wurde. Seit Januar 2017 sollen es acht Luftschläge gewesen sein, offiziell
bekannt gemacht wurden nur vier.
10.03. Ein
libyscher Fernsehkanal behauptet, General Haftar erhalte Gelder von
eingefrorenen Konten libyscher Staatsgelder aus den VAE.
11.03. Weitere Themenbereiche der UN-Expertenkommission, die von Libyan Herald[17] veröffentlicht wurden, sind:
Die Umgehung des UN-Waffenembargos für Libyen und die Aufrüstung
dschihadistischer Milizen seit 2011
Siehe meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/die-aufruestung-der-dschihadisten
Waffen in das benachbarte Ausland
Tunesien: Khalifa Haftar hat bei einem Besuch in Tunesien in einem
Privatflugzeug größere Mengen Waffen für den tunesischen Präsidenten Beji Caid
Essebsi im Gepäck gehabt. Auch die tunesisch-libysche Grenze stellt für
Waffenschmuggel kein Problem dar.
Niger: Seit 2015/16 werden illegal
v.a. Handfeuerwaffen in den Niger verschoben. Interessant ist, dass diese
Nachfrage in der immer schlechteren Sicherheitslage begründet liegt,
hervorgerufen durch den
Fund großer Goldvorkommen.
Das größte Goldfeld erstreckt sich vom Norden (Oasen von Bilma und Dirkou)
bis nach Dschado an der libyschen Grenze. Ein anderes, kürzlich entdecktes
Goldfeld zieht sich von Arlit hinauf zur algerischen Grenze.
Tschad: Aufgrund der regelmäßigen
Überschreitung der libysch-tschadischen Grenze durch bewaffnete Milizen ebenso
wie durch einzelne Goldschürfer ist davon auszugehen, dass Waffen geschmuggelt
werden.
Sudan: Bekannt wurde die Erbeutung
von bewaffneten Fahrzeugen, die aus Libyen kamen.
12.03. AJMAN ABU RAS,
SPRECHER DER LIBYSCHEN VOLKSFRONT (LIBYAN POPULAR FRONT), GIBT BEI EINER
PRESSEKONFERENZ IN TUNIS OFFIZIELL DIE KANDIDATUR VON SAIF-AL-ISLAM GADDAFI FÜR
DAS PRÄSIDENTENAMT BEKANNT.
Siehe auch meinen Blogbeitrag:
https://www.freitag.de/autoren/gela/saif-al-islam-gaddafi-for-president
12.03. Der
Hafen von al-Zawija, eine Hochburg des Kraftstoffschmuggelnetzwerks, wird
bestreikt. Über die Forderung der Hafenarbeiter nach höheren Löhnen wird
verhandelt.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/islamisten-bereichern-sich-an-staatsgeldern
12.03. Aref
al-Nayed erklärt als nächster die Absicht, für das libysche Präsidentenamt
kandidieren zu wollen. Al-Nayed studierte in Kanada
Ingenieurswissenschaften. Er war u.a. Professor für arabische und islamische
Studien am Päpstlichen Institut in Rom sowie am Internationalen Institut für
Islamisches Denken und Zivilisation in Malaysia. Von Juni 2011 bis Oktober 2016
war er libyscher Botschafter in den VAE.
Also ein ganz Frommer, der zum
salafistischen Flügel zählen dürfte.
13.03. Der
Bericht der UN-Kommission befasst sich mit dem Verbleib der 2011 eingefrorenen
libyschen Vermögenswerte.
Sie sollen laut Hasan Buhadi, Mitglied und seit 2014 Vorsitzender des
Direktoriums der libyschen Staatsfondsbehörde LIA, im Jahr 2012 einen
Gesamtwert von 67 Milliarden US-$ gehabt haben, von denen jetzt nur noch 34
Milliarden vorhanden sind. Angeblich sollen Wertminderungen für diesen Schwund
verantwortlich sein. Von den 34 Milliarden sollen sich 17 Milliarden bei der
Zentralbank in Tripolis befinden. Die Kommission forderte Aufklärung über die
Verwendung dieser Gelder, ebenso untersucht die Kommission den Verbleib von
Vermögenswerten der Tochtergesellschaften der LIA.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/attentat-auf-ehemaligen-gaddafi-vertrauten
13.03. Es konnten sich aufgrund von Problemen bei der
Online-Registrierung nur 6.267 im Ausland lebende Libyer in die Wahllisten
eintragen. Die Online-Registrierung wurde nun beendet. In Ägypten sollen
sich nur 1.100 Personen registriert haben, die Zahlen für Tunesien, wo sich
eine große Zahl libyscher Migranten aufhalten, wurden gar nicht angegeben.
Dafür haben sich in den USA und Kanada 783 Libyer registrieren lassen.
Was für merkwürdige Zahlen, bei der
großen Anzahl Libyer, die sich um Ausland aufhalten. Sowohl in Deutschland als
auch in Italien lebende Libyer bestätigten, von keiner Online-Registrierung
erfahren zu haben.
13.03. KenFM
erwähnt in einem Artikel die merkwürdige Todesursache des TV-Journalisten Allan
Frankovich, der nicht nur bei der BBC über die Gladio-Geheimarmee der CIA
berichtet hatte, sondern auch über den Tod Olof Palmes und den
Flugzeugabsturz von Lockerbie
recherchierte. Er brach 1997 bei der Einreise in die USA im Flughafen von
Houston tot zusammen.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag:
https://www.freitag.de/autoren/gela/lockerbie-schmierentheater-reloaded
14.03. Die
Zeitung Asharq al-Awsat
berichtet von einem Anschlag auf den Konvoy von Abdulrachman al-Sweihli auf der
Fahrt nach Gharjan und Dschefran durch die bewaffnete Miliz al-Karama im Gebiet von Thaher
al-Dschebel. Sweihli überlebte den Anschlag, zwei Sicherheitsleute wurden
verwundet, vier Polizisten aus Gharyan entführt.
Sweihli hatte sich vorher mit einer Delegation der
Bunjan al-Marsous-Miliz
getroffen.
Der Anschlag könnte in Zusammenhang mit
der Fortsetzung von Gesprächen nächste Woche in Kairo über eine Zusammenführung
der libyschen Militärstreitkräfte stehen. Unter der Schirmherrschaft
Ägyptens
werden sich Militärführer
aus verschiedenen libyschen Gebieten treffen.
Es geht dabei auch um die Frage der Definition von „Oberbefehlshaber“. Soll der
Befehlshaber der Streitkräfte der generelle Oberbefehlshaber sein, oder soll es
über den Befehlshaber der Streitkräfte noch einen darüberstehenden zivilen
Oberbefehlshaber geben. Es soll bereits vereinbart worden sein, dass Khalifa
Haftar der Oberbefehlshaber der Streitkräfte wird, so wie er es jetzt bei der
LNA im Osten des Landes ist.
Sollte General Haftar zum obersten
Oberbefehlshaber ernannt werden, hätte er faktisch alle Macht im Lande. Dies
käme einem Militärregime gleich, auch wenn Wahlen stattfinden sollten. Dabei
ist Haftar in weiten Teilen der Bevölkerung äußerst unbeliebt. Er ist der Mann
der CIA in Libyen, der zum Kampf gegen die libysche Regierung 2011 von den USA
nach Libyen eingeflogen wurde.
Noch vor dem Treffen in Kairo hat der Vorsitzende der ‚Einheitsregierung‘ Fajeh
al-Sarradsch Abdul Basset Marwan zum General befördert und ihn zum neuen
Kommandanten für den Militärbezirk Tripolis ernannt, während er gleichzeitig am
Wahltermin im September festhielt. Der italienische Botschafter für Libyen,
Giuseppe Perrone, versicherte Sarradsch seine Unterstützung für dessen
‚Kompromissvorschläge‘. Und der britische Botschafter Frank Becker bekräftigte
ebenfalls seine Unterstützung für die Bemühungen Sarradschs, die Lage in Libyen
zu stabilisieren.
Nachtrag 16.03.: Vom
‚Innenministerium‘ der ‚Einheitsregierung‘ erfolgte ein Widerruf der Berichte
über einen Mordanschlag auf al-Sweihli. Es sei zwar zu einem Feuergefecht
zwischen den Bodyguards von al-Sweihli und der örtlichen Miliz gekommen, dies
sei aber einem Missverständnis geschuldet gewesen.
Nun ja...
14.03. Die
‚Einheitsregierung‘ hat einen den dschihadistischen Special Deterence Force SDF (ehemals Rada-Miliz, unter Führung von
Abdel Rauf Kara) nahestehenden Militär namens Abd al-Baset Marwan zum
Oberkommandierenden des Militärbezirks Tripolis ernannt. Fotos zeigen
al-Baset zusammen mit Rauf Kara bei einem Treffen von Miliz-Kommandanten. Auch
der Stabschef des ‚Verteidigungsministeriums‘ der ‚Einheitsregierung‘ Rahman
al-Tawil sowie der ehemalige ‚Innenminister‘ und sein Stellvertreter haben
engste Verbindungen zur SDF.
Die dschihadistischen Milizen und die
‚Einheitsregierung‘ verbinden ein unheiliges Zweckbündnis: Schutz gegen Geld.
Siehe auch: 09.03.
14.03. Als
weiterer Staat haben die Philippinen den Rückzug vom Internationalen
Strafgerichtshof angekündigt.
15.03. In
den Kufra-Oasen (im Südosten Libyens), die vor allem von Tibu bewohnt werden,
sind die ersten Einheiten der LNA von General Haftar eingetroffen.
Der Tibu-Stamm ist ein dunkelhäutiger
Nomadenstamm aus der Zentralsahara, der in den Ländern Libyen, Niger, Tschad
und Sudan beheimatet ist. Stammesloyalitäten bestehen über Ländergrenzen
hinweg. 2011 standen die Tibu auf
Seiten der libyschen Armee gegen die ‚Aufständischen‘. Tibu wurden damals von
den radikal-islamistischen Milizen als ausländische Söldner bezeichnet und die
Jagd auf dunkelhäutige Menschen wurde eröffnet. Ihre Städte, ihre Häuser wurden
zerstört und viele Menschen ermordet. Massengräber künden von dieser
entsetzlichen Zeit.
2015 kam es zu Kämpfen zwischen den Tibu[23]
und dem Zawaja-Stamm (Suwaja/Zwei).
Die kriegerischen Auseinandersetzungen forderten mehr als hundert Todesopfer
und viele Verwundete. Im Grenzgebiet zwischen Libyen und Niger, das ebenfalls
Tibu-Stammesgebiet ist, wurden in jüngster Zeit ergiebige Goldadern entdeckt.
General Haftar hat alle ‚Afrikaner‘ und ‚Ausländer‘ aufgefordert, die
Kufra-Oasen zu verlassen.
Brigadegeneral Belgasim al-Abadsch
[24],
unter Gaddafi Chef des Geheimdienstes von Kufra, allerdings zum Stamm der
Zawaja gehörend, soll den jetzigen Militärgouverneur ersetzen.
Tibu und Zawaja hatten sich im Februar zu Aussöhnungsgesprächen in Tunis
getroffen.
Nachtrag 26.03.: Die LNA hat einen
Checkpoint von tschadischen Milizen beim Dorf Tmassah (160 km südöstlich von
Sebha) bombardiert. Bereits einen Tag vorher soll ein Luftangriff bei dem
Ort Torbou auf ein Lager von tschadischen Milizen geflogen worden sein.
15.03. Saddik
al-Sour von der libyschen Generalstaatsanwaltschaft gab bekannt, dass der
Treibstoffschmuggel von einem kriminellen, international Netzwerk betrieben
wird. Libysche Milizen arbeiten dabei mit Einzelnen und Gesellschaften in
Malta, Griechenland, dem Libanon und der Türkei zusammen. Eine
Schlüsselposition nimmt dabei Zawija (Nordosten Libyens) ein, wo der aus dem
Ausland kommende Kraftstoff zwischengelagert wird. Er wird dann aus den Häfen
von Zuwara, Sabrata und Zawia auf Boote geschmuggelt. Während nach 2011 die
Wirtschaft in Libyen zusammenbrach, wurden 415 neue Tankstellen gegründet, d.h.
ihre Zahl erhöhte sich um 55 Prozent – allerdings nur auf dem Papier. Diese
Geistertankstellen dienten der Verschleierung des Schmuggels. 60 Haftbefehle
wurden nun gegen Vorstandsmitglieder von Verteilungsgesellschaften ausgestellt.
Der Treibstoffschmuggel soll in den letzten Jahren einen Profit von etwa 770
Milliarden US-$ abgeworfen haben.
15.03.
Die libysche Generalstaatsanwaltschaft hat insgesamt 205 Haftbefehle gegen
Libyer und Ausländer erlassen, die mit dem Migrantenschmuggelnetzwerk in
Verbindung stehen.
15.03. Die
ARD-Sendung Monitor
nahm Bezug auf den UN-Bericht und kritisierte scharf die Zusammenarbeit
Deutschlands und der EU mit der ‚Einheitsregierung‘ unter Sarradsch in Libyen
wegen deren Zusammenarbeit mit kriminellen Milizen, die Migranten misshandeln.
Der Skandal ist, dass die
Unterstützung verbrecherischer, extrem-islamistischer Milizen durch die
‚Einheitsregierung‘ seit langem bekannt ist, nun aber zum ersten Mal offiziell
von der UN zur Kenntnis genommen wird. Die international anerkannte und
unterstützte ‚Einheitsregierung‘ konnte bisher im stillen Einvernehmen mit all
diesen kriminellen, dschihadistischen Milizen zusammenarbeiten und sie
finanzieren, besonders unter dem UN-Gesandten Martin Kobler. Dabei geht es
nicht nur um Migranten, sondern zum Beispiel werden auch Libyer entführt und in
illegalen Gefängnissen eingesperrt und gefoltert.
Erst nachdem das komplette Versagen und Scheitern der Tripolis-‚Regierung‘
nicht mehr länger zu vertuschen ist und die radikal-islamistischen Milizen
komplett aus dem Ruder laufen nimmt endlich auch die UN offiziell davon
Kenntnis.
Nachtrag 20.03.: Bei einer
Bundespressekonferenz sagt Regierungssprecher Seibert, von RT auf die
Menschenrechtsverbrechen durch SDF-Miliz der ‚Einheitsregierung‘ angesprochen,
der UN-Bericht sei ihm nicht bekannt.
16.03. Der
erst im November 2017 von der ‚Einheitsregierung‘ zum Militärstaatsanwalt
ernannte Masoud Arhouma (Erhouma oder auch Rehouma) wurde vor seinem Haus in
Tripolis mitsamt seiner Bodyguards und seinem Fahrer entführt. Hinter der
Tat werden Zawija-Milizen vermutet.
Siehe auch 15.03.: Kämpfe in
Kufra-Oasen
Erst am 15.03. wurde Arhouma verhaftet, wohl kurz darauf aber wieder
freigelassen. Ihm wurde zum Vorwurf gemacht, 2011 auf Seiten Gaddafis in Zawija
‚Aufstände‘ niedergeschlagen zu haben. Arhouna
war in der Regierung Baida bis 2015 stellvertretender Verteidigungsminister.
17.03. Nato-Bomben verursachen Anstieg von bösartigen Tumoren. Mustafa
Zaidi, Sekretär des Exekutivkomitees des libyschen National People’s Movement (LNPM), rief die für das
Gesundheitswesen verantwortlichen internationalen Institutionen
(Weltgesundheitsorganisation WHO, UNICEF) und alle Menschenrechtsorganisationen
dazu auf, in Übereinstimmung mit den Vorschriften der Alma-Ata-Erklärung[26]
zur primären Gesundheitsversorgung, ihrer moralischen und rechtlichen
Verantwortung gerecht zu werden. Es müsse der libyschen Bevölkerung bei der
Früherkennung und Behandlung von bösartigen Tumorerkrankungen geholfen werden.
Deshalb sei ein Programm zur Sensibilisierung der Bürger für Früherkennung von
Tumoren dringend erforderlich.
Ebenfalls müsse die Zunahme von verschiedenen malignen Tumoren und deren
Ursache untersucht werden. Durch das Chaos in allen staatlichen Institutionen
fehle jegliche Lebensmittelkontrolle.
18.03. Seit
heute tagen in Kairo zum sechsten Mal Militärvertreter der LNA und
Milizenführer, die offiziell unter der Kontrolle der ‚Einheitsregierung‘ in
Tripolis stehen. Thema: die Zusammenführung der militärischen Kräfte in Ost
und West zu einer einheitlichen Armee.
18.03. Nahe
Kufra (Südosten Libyens) wurden 16 al-Kaida-Kämpfer festgesetzt, die
versuchten, über den Sudan in das Land einzudringen und sich Dschihadisten in
Libyen, d.h. Schura-Rat-Kämpfern oder der Libyan
Islamic Fighting Group LIFG, anzuschließen. Die radikalen Islamisten
sollen aus Syrien in die Türkei geflohen und von dort über den Sudan nach
Libyen eingedrungen sein. In Syrien hätten sie auf Seiten der al-Nusra-Front gegen die syrische
Regierung gekämpft.
19.03. Bei
dem neuerlichen Treffen hoher libyscher Militärs aus West und Ost in Kairo soll
eine Einigung erzielt worden sein. Haftar soll unter einem neuen
Präsidialrat (ein Vorsitzender und zwei Stellvertreter) zum Oberkommandierenden
der Libyschen Armee ernannt werden. Ein neuer Stabschef aus dem Westen des
Landes soll ebenfalls ernannt werden.
Dschihadistische Gruppierungen verweigern schon jetzt unter Drohungen die
Anerkennung dieses Deals.
Nachtrag 21.03.: Laut dem
LibyaObserver konnte in Kairo noch keine
Vereinbarung erzielt werden, da der Druck auf die ‚Einheitsregierung‘ durch
islamistische Milizen zu groß sei. Laut
NewArab
drohten die
al-Bunjan-al-Marsous
Kommandanten und Milizenführer aus dem Westen Libyens, Tripolis anzugreifen
und ihrer Kontrolle zu unterwerfen, wenn die Gespräche in Kairo weiterhin die
Einsetzung Generals Hafters als Oberbefehlshaber der Armee auf der Agenda
haben.
Nachtrag 26.03.: Der französische
Botschafter für Libyen begrüßt den Fortgang der Verhandlungen, die eine
einheitliche libysche Armee zum Ziel haben.
19.03. Vermutlich
aus Protest gegen die in Kairo geführten Gespräche hat eine Miliz aus Zintan
einen strategisch wichtigen Kontrollposten an der Küstenstraße, nur 27 km
westlich von Tripolis, unter seine Gewalt gebracht. Dafür verantwortlich
soll der Militärrat von Zinten unter Osama Adschwaili sein.
19.03. Dem
spanischen Migrantenrettungsschiff Open
Arms der Hilfsorganisation Proactiva wurde
vor zwei Tagen von der libyschen Küstenwache der Weg abgeschnitten, als es
Migranten retten wollte. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der
Hilfsorganisation in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste. Die
Küstenwache gab Warnschüsse ab und forderte die Übergabe von Frauen und
Kindern, die sich bereits an Bord von Open
Arms befanden.
Die Küstenwache hatte im letzten Jahr die Rettungszone auf 74 Seemeilen
ausgeweitet. Dies ist rechtlich umstritten ist.
Das Schiff musste mit mehr als 200 Menschen an Bord über einen Tag auf die
Einfahrt in den sizilianischen Hafen warten und wurde anschließend auf Grund
eines richterlichen Erlasses dort festgesetzt.
Nachtrag 21.03.: Von den
Hilfsorganisationen werden schwere Vorwürfe gegen die libysche Küstenwache und
die europäischen Regierungen erhoben. Bei der Beschlagnahme des Schiffes
handele es sich um einen Rechtsbruch. Die NGOs hielten sich an das Seerecht und
brächten die in Seenot geratenen Migranten in den nächstgelegenen sicheren Hafen. Dieser liege in der
Regel in Italien.
20.03. Der österreichische Standard berichtet über die angekündigte Kandidatur Saif al-Islam
Gaddafis für das libysche Präsidentenamt.
Der UN-Sondergesandte für Libyen, Salamé
habe betont, dass keine Gruppierung von diesem Prozess ausgeschlossen werden
darf. „Er hat dazu auch Kontakte mit Loyalisten des 2011 blutig gestürzten
Gaddafi-Regimes aufgenommen. Viele leben auch heute noch im Exil in Tunesien
und in Ägypten. [...] Vor allem unter den großen Stämmen sind Gaddafi-Anhänger
immer noch stark verankert.“
Natürlich, denn unter Gaddafi hatten
libysche Stämme im eigenen Land auch noch etwas zu sagen.
20.03. Die
LNA gab den Beginn einer Operation in Südlibyen bekannt. Es sei ein zehntägiges
Ultimatum verstrichen, das allen ‚Ausländern‘ und ‚Afrikanern‘ vorschrieb,
Libyen zu verlassen. Zehn bewaffnete Fahrzeuge, die der tschadischen
Opposition angehören sollen, wurden in der libyschen Wüste angegriffen.
21.03. Human
Rights Watch (HRW) fordert, Libyen solle dieses Jahr nicht wählen, weil es
im Land zu viel Gewalt gebe. Die Behörden könnten Versammlungs- und
Redefreiheit nicht garantieren. Dagegen sieht die libysche Wahlbehörde die
hohe Anzahl von Bürgern, die sich für die Wahl registrieren ließen, als Beweis
für den Wunsch der libyschen Bevölkerung nach Wahlen.
Die HRW war Anfang 2011 nicht
unmaßgeblich an der Medienkampagne und Hetze gegen Libyen beteiligt, was mit
zum Nato-Krieg gegen Libyen mit all seinen katastrophalen Folgen beitrug. Diese
Beurteilung steht HRW nicht zu!
21.03. Der UN-Sicherheitsrat betont die Wichtigkeit,
eine einzige libysche Armee unter zivilem Oberbefehl zu schaffen. Eine
militärische Lösung der libyschen Krise könne es nicht geben. Das Libysche Politische Abkommen
(Skhirat-Abkommen) vom Dezember 2015 müsse den Rahmen vorgeben für die
Beendigung der politischen Krise, die Abhaltung von Wahlen und die Beendigung
des politischen Übergangs. Die Ratsmitglieder forderten die libyschen Führer
dazu auf, in einen konstruktiven Dialog zu treten und Kompromissbereitschaft zu
zeigen.
Vorher hatte Salamé, der per Video aus Tripolis zugeschaltet war, auf die
Wichtigkeit verwiesen, die libyschen Institutionen durch Wahlen zu stärken:
„Zur höchsten Priorität der Vereinten Nationen zählt, für die Abhaltung von
fairen, freien und glaubwürdigen Wahlen noch vor Ende des Jahres zu arbeiten.“
Wichtig sei auch, die Waffen im Land einzusammeln. Doch dies benötige noch viel
Zeit und vor allem viel stärkere nationale Institutionen. Über die
Raubtier-Mentalität der libyschen Wirtschaft, die das Leben der normalen
Menschen zerstöre und nur den Interessen der Mächtigen diene, zeigte sich
Salamé besorgt.
Salamé: „Bei meinem ersten Bericht über Libyen sprach ich über das ständige
Stakkato von Schüssen. Es wird immer noch geschossen. Man sagte mir, das sei
normal. Dem libyschen Volk zuliebe, für das wir bei den Vereinten Nationen
arbeiten, müssen wir uns weigern, dies als Normalität zu akzeptieren.“
22.03. Abdulhakim Belhadsch und seine Frau wurden in
London mit ihrer Klage gegen Mark Allen von dem Hohen Gericht in London
abgewiesen. Mark Allen war als MI6-Agent 2004 für die Auslieferung
Belhadschs und seiner Frau von Thailand nach Libyen verantwortlich.
Diese Klage ist von dem ehemaligen
al-Kaida-Kämpfer schon sehr dreist. Seit 2018 steht Belhadsch mit vier anderen
Libyern auf einer von Ägypten, Saudi Arabien, VAE und Bahrain erstellten
Terroristenliste.
22.03. Es
werde Stimmen laut, die in dem Skandal um die verschwundenen Milliarden
libyscher Staatsgelder nur die Spitze des Eisbergs sehen. Es könne sich um
einen riesigen internationalen Finanzskandal handeln, in denen viele westliche
Staaten verstrickt sind.
23.03. Die
Tarik-Ben-Zeyad-Miliz, die mit der
LNA verbündet ist, traf am Tamenhint-Luftwaffenstützpunkt (34 km von Sebha
entfernt) mit jeder Menge Militärausrüstung ein. Auch am
Brak-al-Schatti-Luftwaffenstützpunkt trafen Einheiten der LNA ein.
Gleichzeitig will ein Komitee des Präsidialrats (Tripolis) in Sebha einen
Waffenstillstand zwischen den verfeindeten Stämmen Awlad Suleiman und Tibu
vermitteln.
Die Tarik-Ben-Zeyad-Miliz ist eine
mit der LNA verbündete Salafistenmiliz, die auch am Kampf gegen die Milizen des
dschihadistischen Revolutionsrats von
Bengasi teilgenommen hat.
24.03. Bei
einem Luftangriff nördlich von Ubari wurde ein Haus zerstört, in dem sich
Al-Kaida-Kämpfer befunden haben. Nach dem Angriff sollen andere Terroristen
an den Ort gekommen sein und die Köpfe der Leichen abgeschnitten und
mitgenommen haben, um die Identifizierung der Toten zu verhindern.
Nachtrag 28.03.: In einer
Presseerklärung von AFRICOM heißt es: „In Absprache mit der libyschen
‚Einheitsregierung‘ haben die US-Streitkräfte einen präzisen Luftschlag nahe
Ubari, Libyen, am 24. März, ausgeführt. Dabei wurden zwei Al-Kaida-Terroristen
getötet, einer von ihnen war Musa Abu Dawud, ein hochrangiger al-Kaida-Führer
von Al-Kaida-im-Maghreb (AQIM).“
Ein Sprecher der ‚Einheitsregierung‘ (Tripolis) hat dies bestätigt.
Dies ist das erste Mal, dass in Libyen US-Luftschläge gegen al-Kaida geflogen
wurden; die früheren Luftangriffe galten dem IS.
Sollte erst der im Bau befindliche Drohnenstützpunkt bei Agadez im
Niger im Betrieb sein, können auch von dort Luftangriffe im südlichen Libyen
geflogen und dieses Gebiet somit kontrolliert werden.
27.03. Der
Beauftragte für die internationale Zollbehörde, Yusif Ibrahim, hat sich unter
anderen in einem Brief an den Vorsitzenden der Organisation im ‚Außenministerium‘
(Tripolis) und bei Chargé d’Affaires
der libyschen Botschaft in Brüssel darüber beschwert, dass ein Ausländer Libyen
bei dem internationalen Treffen der Welt-Zoll-Organisation vertreten soll.
Es handelt sich dabei um einen Angestellten von EUBAM (EU-Grenzmission in
Libyen) italienischer Nationalität.
Die Ernennung eines Ausländers als Vertreter Libyens durch einen Beamten einer
Organisation des Außenministeriums widerspräche dem libyschen Gesetz und
internationalen Konventionen, da Libyen niemandes Mandatsgebiet sei. Bei dem
Treffen kämen auch Angelegenheiten, die die nationale Sicherheit betreffen, zur
Sprache.
28.03. In
Ghat feiern Gaddafi-Anhänger den 48. Jahrestag der Schließung des britischen
Militärstützpunktes. Bis 2011 war der 28.03. ein offizieller Feiertag.
28.03. Sarradsch
gab gekannt, dass die mit China vor dem Sturz Gaddafis getroffenen und seitdem
ausgesetzten Bauaufträge ‚neu ausbalanciert‘ werden. Es geht dabei um
Infrastruktur-, Wohnungsbau- und Eisenbahnprojekte.
29.03. Der
Bürgermeister von Tripolis Abdelrauf Bait al-Mal ist verschleppt worden.
Sein Haus sei nach Mitternacht gestürmt und seine Kinder seien vor seiner
Entführung geschlagen worden.
Die Stadtverwaltung hat die Freilassung von al-Mail gefordert, da seine
Verschleppung ungeahnte Folgen für Tripolis nach sich ziehen könne.
Nachtrag 30.03.: Bürgermeister Bait
al-Mal ist wieder frei. Wer ihn entführt hatte und warum, ist nicht
bekannt, allerdings scheint eine Miliz dafür verantwortlich zu sein, die
offiziell dem ‚Innenministerium‘ der ‚Einheitsregierung‘ untersteht und für die
Generalstaatsanwaltschaft arbeitet. Er
soll in der letzten Zeit verstärkt gegen Verkaufsbuden entlang der Küstenstraße
vorgegangen sein, wo auch mit Alkohol und Drogen gedealt worden sein soll. Bait al-Mal ist ein Freund von
Sarradsch und so dürften für seine Freilassung einige Hebel in Bewegung gesetzt
worden sein.
Bait al-Mal ist ein Moslembruder, so wie
fast alle Angehörigen der UN-gestützten ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis
Moslembrüder bzw. radikale Islamisten sind. Ganz Tripolis ist ein Sumpf
radikal-islamistischer Milizen und Politiker!
Erst kürzlich waren der Militärstaatsanwalt und der Vorsitzender der
Handelskammer entführt worden. Das Schicksal beider ist unbekannt.
Die Entführungen könnten auch in Zusammenhang
stehen mit den Verhandlungen in Kairo über die Zusammenführung der
militärischen Kräfte in West- und Ostlibyen. Einige Milizen fürchten um ihre
Entmachtung.
29.03. Franck
Pucciarelli, Sprecher für den Hohen Rat
der libyschen Stämme und Städte, sagt in einem Exklusivinterview mit SputnikNews,
dass sich Saif al-Islam Gaddafi bei seiner Aussage, er könne beweisen, dass
Sarkozy Geld von Libyen genommen hat, auf Audio- und Videoaufzeichnungen
beruft, die 2006 bei einem Besuch von Sarkozys Vertrauten in Libyen gemacht
wurden. „Sarkozy sagte über diese Ereignisse nicht die Wahrheit. Er sagt,
dass ihn Gaddafi kontaktiert habe. Tatsächlich war es genau umgekehrt: Es war
Sarkozy, der finanzielle Unterstützung für seinen Präsidentschaftswahlkampf
suchte. Und der libysche Staat war für seine Großzügigkeit bekannt.“ Gaddafi
habe Sarkozys Angebot gerne angenommen, da im Gegenzug französische Politiker
helfen konnten, die Sanktionen, die gegen Libyen verhängt waren, aufzuheben.
Sarkozy hätte allem zugestimmt. „Ich bin überzeugt, dass Sarkozy einen von den
Amerikanern entworfenen Plan, der die Länder des Nahen Ostens neu aufstellen
sollte, ausführte. Säkulare Länder – Ägypten, Tunesien und Libyen – waren
betroffen. Diese Länder verärgerten die USA, weil sie eigene
Wachstumspotentiale hatten. Und Sarkozy nahm an dem US-Spiel teil. Dies ist nur
verständlich, wenn man bedenkt, dass damit Frankreich das Nato-Militärkommando
übernehmen konnte.“
29.03. In
Zintan haben Misrata- und Zintan-Delegationen über die Beilegung ihrer
Konflikte verhandelt.
Auch hier dürfte es darum gehen,
weiterhin an der militärischen Macht beteiligt zu bleiben, wenn eine gemeinsame
Armee aufgebaut wird und die verschiedenen Milizen entmachtet werden sollen.
29.03. Neben
dem Ermittlungsverfahren, das die französische Staatsanwaltschaft gegen Nicolas
Sarkozys wegen der Annahme von Wahlkampfgeldern aus Libyen bereits aufgenommen
hat, wurde ein weiteres Verfahren wegen Bestechung eines Staatsanwalts des
Obersten Gerichtshofs eingeleitet.
30.03. Am
Kontrollposten von Adschdabija (im Nordosten Libyens) hat sich ein
Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und fünf LNA-Soldaten mit in den Tod
gerissen. Weitere sechs Soldaten wurden verletzt.
Bereits am 10.03. fand an Selbstmordanschlag auf einen Militärposten in
Adschdabija statt. Siehe auch 10.03. und
Nachtrag 13.03.
30.03. Moslembrüder
fordern in Tripolis statt der Abhaltung von Wahlen das sofortige Inkrafttreten
der noch umstrittenen Verfassung.
30.03. Schadenfreude
über die Anklage gegen Nicolas Sarkozy macht sich breit:
Bei InformationClearingHouse[35]
heißt es unter dem Titel „Gaddafis Rache“: „Millionen Libyer und noch viele
andere Araber und Moslems haben sich über die Nachricht gefreut, dass der
ehemalige Präsident Nicolas Sarkozy vernommen und später gegen Kaution
freigelassen wurde [...] Welch eine Ironie, dass Gaddafi, der Sarkozy half,
den Elysee Palast zu erobern, nach jahrelangen Ermittlungen nun der Grund für
Ermittlungen gegen Sarkozy und verantwortlich für seinen Untergang ist. Sarkozy dachte, dass er mit den
Nato-Luftangriffen auf Libyen und der Gefangennahme und Tötung Gaddafis die
hysterischen und blutigen Geheimnisse des libyschen Führers zusammen mit seinem
Körper an einem unbekannten Ort in der libyschen Wüste begraben konnte. Er wusste
nicht, dass der ‚Fluch des Obersten‘ zurückkommen würde, um ihn heimzusuchen
und seine politische und persönliche Zukunft zu zerstören und ihm seinen
wohlverdienten Platz im Mülleimer der Geschichte anzuweisen.“ Sarkozy trage die
Verantwortung für den Tod und die Zerstörung Libyens. Aber nicht nur Sarkozy,
sondern auch andere, die in diese desaströse Verschwörung verstrickt waren,
Libyer und arabische Führer, die genau wissen, dass sie gemeint sind, werde
dieser Fluch treffen. „Rache wird Gaddafi nicht wieder lebendig machen, auch
nicht die 35.000 Opfer der Nato-Bombenangriffe und sie wird nicht die Milizen
beseitigen, die Tod und Vernichtung über das Land brachten und mehr als 360
Milliarden Dollar, die Gaddafi als Staatsvermögen angehäuft hatte, stahlen.
Aber zumindest ist es die Hoffnung auf eine Art göttlicher Gerechtigkeit.“
John Wight drückt es in einer Kolumne von SputnikNews
so aus: „Ich will mir die Zeit gönnen, um die Wendung dieser Ereignisse zu
beobachten und die Aussicht auf den Untergang dieses schmuddeligen kleinen
Opportunisten zu genießen. [...] Dass es Muammar al-Gaddafis sein wird, der
Sarkozy bei einer Verurteilung ins Gefängnis bringt, könnte man als eine Art
poetische Gerechtigkeit bezeichnen.“ Wight nimmt noch einmal Bezug auf das brutale
Schicksal, das Libyen 2011 mit den Nato-Bomben traf,
und zitiert Kuperman, der im
Boston Globe
im April 2011 schreibt, dass Gaddafi denjenigen Amnestie versprach, „die ihre
Waffen wegwerfen" und ihnen sogar einen Fluchtweg nach Ägypten anbot, um einen
Kampf "bis zum bitteren Ende" zu vermeiden. In Libyen habe der Westen
genau jene Kräfte unterstützt, die für dschihadistische Anschläge in New York
(9/11), London und Madrid (2006) verantwortlich waren.
31.03. Der
ehemalige Dolmetscher von Muammar al Gaddafi, Meftah Abdallah Missuri, sagte SputnikNews,
dass sich nicht nur Sarkozy der Großzügigkeit Gaddafis erfreute, sondern dass
auch Ägyptens ehemaliger Präsident Mubarak und der ehemalige tunesische
Präsident Ben Ali Unterstützung aus Libyen erhielten. Daneben griff Gaddafi
vielen Dritt-Welt-Ländern unter die Arme, insbesondere bei Naturkatastrophen,
Hungersnöten und Heuschreckenplagen sandte er Medikamente und Zelte.
Gegenüber einem portugiesischen Journalisten habe Gaddafi auch persönlich
bestätigt, dass für den Wahlkampf von Sarkozy Geld aus Libyen geflossen sei.
Weiter sagte Missuri: „Afrikanische Länder versuchten die Unruhen, die am 17.
Februar 2011 in Libyen begannen, zu ersticken. Aber sie schafften es nicht.
Südafrika, Venezuela und Weißrussland boten Muammar Gaddafi Asyl an, aber er
wollte sein Heimatland nicht verlassen.“
Quellen
(soweit nicht anders vermerkt): libyaherald.com / libyatimes.net /
libyaobserver.ly / libyanexpress.com / libyaagainstuperpowermedia.org /
libyanwarthetruth.com / rcmlibya.wordpress.com / deutsch.rt.com /
sputniknews.com / derstandard.at / kurier.at / heise.de / tagesschau.de /
german-foreign-policy.com / almotawaset.com / aawsat.com / www1.wdr.de /
syria360.wordpress.com / kenfm.de euronews.com / xinhuanet.com / middleeasteye.net
/ informationclearinghouse.info