ZDF-Info: Libyenkrieg beruhte auf Fake-News!
Libyen. In der Sendung „Killing Gaddafi – Jagd auf den Diktator“ vom 5. April
2018 wird zugegeben, dass 2011 die angeblichen Begründungen für den Krieg gegen
Libyen auf reiner Propaganda beruhten. Doch
das will damals keiner gewusst haben.
In der Sendung[1] wird eingestanden, dass die Medien
massive Kriegspropaganda betrieben. So wird Bezug genommen auf den
Untersuchungsbericht des britischen Parlaments, der zu dem Schluss kam, Gaddafi
habe niemals vorgehabt, gegen die zivile Bevölkerung vorzugehen. Der Krieg
hätte nach wenigen Tagen beendet werden können, da für die Zivilbevölkerung von
Bengasi jede Gefahr gebannt war. Wiederholt wird in der Sendung darauf
hingewiesen, dass Augenzeugen vor Ort völlig andere Wahrheiten berichteten als
in einer „aggressiven Medienkampagne“ verbreitet wurden und in der Gaddafi als
das „leibhaftig Böse“ galt.
Obwohl von geplantem Völkermord durch Gaddafi keine Rede
sein konnte, sei gebombt worden. Zunächst von den USA, dann von der Nato. Der
Regime-Change war gewollt, mit allen Konsequenzen für die libysche Bevölkerung.
Unter anderen werden als Beispiele für die Fake-News
genannt: ein angebliches Massengrab, das sich im Nachhinein als normaler
islamischer Friedhof entpuppte und die angeblichen Vergewaltigungen durch
Soldaten der libyschen Armee, für die Amnesty International trotz intensivster
Suche vor Ort keinerlei Beweise finden konnte.
Beachtenswert, dass dies alles in einer Dokumentation des
ZDF zur Sprache kommt.
Doch wird in der Sendung selbstverständlich weiterhin
Gaddafi dämonisiert. Er wird für das Lockerbie-Attentat und den Anschlag auf
die Diskothek La Belle in Berlin verantwortlich gemacht, ohne auch nur
ansatzweise auf die großen Zweifel und Ungereimtheiten hinzuweisen, die damit
in Verbindung stehen. Ebenso wenig Erwähnung finden die Aktivitäten der
westlichen Geheimdienste und militärischen Sonderkommandos, die 2011 in Libyen
operativ tätig waren, sowie die Aufrüstung, Ausbildung und Finanzierung der
dschihadistischen Gruppierungen durch den Westen, Saudi Arabien und Katar.
Al-Kaida und Moslembrüder als Fußtruppen im Krieg gegen Libyen.
Und natürlich wird nicht erwähnt, dass Libyen zu Zeiten
Gaddafis ein Sozialstaat war, in dem es sich gut und sicher leben ließ und die
meisten Libyer dies auch zu schätzen wussten.
Auch die brutale Ermordung Gaddafis wird in dem Film
verkürzt und beschönigt dargestellt. Hier sei ein Zitat Ulrich Kienzles dagegen
gesetzt: „Sein Ende ist schrecklich. Es gibt ein Handyvideo von Gaddafis
Martyrium. Die Bilder zeigen ihn mit blutüberströmten Gesicht, fast
besinnungslos. Viele Hände greifen nach ihm, wollen ihn quälen. Drei Stunden
lang wird Gaddafi von Milizen aus Misrata geschlagen und verhöhnt, gefoltert
und vergewaltigt. Sie nehmen Rache für die Gräueltaten, die Gaddafis Soldateska
zuvor in Misrata begangen hat. Einer der aufgeputschten Milizionäre rammt ihm
ein Bajonett in den Anus. Eine rasende Menge versucht seine Leiden zu
verlängern. Sie schlagen ihm ins Gesicht, streuen Sand in seine Wunden. Er soll
langsam und qualvoll sterben. Als es mit ihm zu Ende geht, schleppt ein Mob den
sterbenden Gaddafi im Blutrausch durch die Straßen seiner Heimatstadt.“[2] Das waren die edlen ‚Aufständischen‘, die
wirklich überhaupt nichts mit Freiheit und Demokratie am Hut hatten.
Wie es trotz all dieser heute in der Öffentlichkeit
aufgedeckten Lügen immer noch möglich ist, dass der Internationale
Strafgerichtshof seine Anschuldigungen gegen Muammar al-Gaddafis Sohn, Saif
al-Islam Gaddafi, aufrechterhält, bleibt das große Rätsel dieser Institution,
aus der nicht ohne Grund immer mehr Staaten austreten.
Kritisiert wird in der Sendung das Nachplappern der
Anschuldigungen in den Medien, die keinerlei Zweifel an der Echtheit der
Beweise aufkommen ließen. Tatsächlich haben sie alle mitgemacht, mit Ausnahme
vielleicht von Peter Scholl-Latour, der aber nur müde belächelt wurde. Hier
sei erinnert an die wirklich bösartigen Kommentare im deutschen Fernsehen, von
einer Marietta Slomka oder einer Caren Miosga und an die Berichterstattung z.B.
in der Süddeutschen Zeitung von einer Sonja Zekri, der keine auch noch so
irrwitzige Beschuldigung zu blöd war, um sie nicht Gaddafi zu unterstellen wie
die Viagra-Einnahme seiner Soldaten zwecks erhöhter Potenz bei
Vergewaltigungen. Sie wollten ihn jagen und um jeden Preis zur Strecke bringen.
Oder man denke an die nicht mehr zu überbietende Naivität mancher Politiker,
insbesondere einer Frau Roth von den Grünen, die es sicher chick fand, auch mal
bei einer ‚Revolution‘ dabei zu sein, am besten in Form auch deutscher Bomben,
die auf Libyen fielen. Auffallend, dass sich gerade westliche Frauen als
besonders hasserfüllt gaben, hatte doch Gaddafi wie kein anderer arabischer
Machthaber die Rechte libyscher Frauen gestärkt.
Wie können diese Meinungsmacher heute damit leben, dass sie
mit ihrer Verbreitung von Fake-News, mit ihrem gewissenlosen Geschreibsel und
Geschwafel, geholfen haben, dass 21.490 Menschen in Folge des Krieges (laut
einer von Elsevier herausgebrachten Studien der University of Tripolis; andere
Studien gehen von weit höheren Opferzahlen aus) getötet wurden? Es sind gerade
jene, deren öffentlich zur Schau gestellten Weltanschauungen vor Moral nur so
triefen, die aber keinerlei Probleme haben, die falschen Propagandakriegsgründe
der Nato massenwirksam zu verbreiten.
Es scheint an einer neuen Legende für Libyen gestrickt zu
werden, die da lautet: Die westlichen Geheimdienste waren zu dumm, um die
Situation im Land richtig einzuschätzen, sie hätten nicht mal gecheckt, dass
viele Libyer für Gaddafi waren. Die Politiker waren zu naiv, vor allem Obama,
der hatte ja militärisch überhaupt keine Ahnung. Und überhaupt und
grundsätzlich war Gaddafi böse, z.B. weil er Terroristen unterstützte.
Es wird also zugegeben, dass der mit Fake-News begründete
Krieg falsch war. Man habe auch keinen Plan für die Zeit danach gehabt. Das ist
schon wieder eine Lüge! Natürlich gab es Pläne. Libyen sollte in drei Teile
aufgeteilt werden, Kyrenaika, Tripolitanien und Fessan. Es sollte wenn möglich
wieder eine Monarchie errichtet werden wie vor der 1969-Revolution. Und es
sollten die Moslembrüder an die Macht gebracht werden, so wie in Tunesien und
Ägypten. Es sollten sehr schwache, vom Westen abhängige Regierungen sein, die
gegeneinander ausgespielt hätten werden können. Mit diesen Plänen sind der Westen
und seine Verbündeten bisher gescheitert, so sehr sie auch darauf hingearbeitet
haben.
Auf die Medien- und Politikerlügen über den Irak (man
erinnere sich, da waren die Massenvernichtungswaffen und die Babys, die
angeblich von Saddams „Schergen“ aus den Brutkästen geschmissen wurden) kamen
die Lügen über Libyen, gefolgt von jenen über Syrien (nicht bewiesene
Giftgasangriffe von Assad und Massengräber). Alle hatten das gleiche
Strickmuster: Der brutale, blutrünstige Diktator unterdrückt und mordet die eigene
Bevölkerung.
Nach der Aufdeckung dieser Behauptungen als Fake-News glaubt
heute kaum noch jemand, dass der Giftanschlag von Salisbury – sollte es ihn
überhaupt gegeben haben – auf das Konto des ‚bösen‘ Putin geht. Nicht vor Putin
hat die ganze Welt Angst, sondern die Vorstellung macht beklommen, es könnte
sich um neue Fake-News zur Vorbereitung des nächsten Krieges handeln. Und es
wird dann wieder keiner gewusst haben.
A. Gutsche
[1] https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/killing-gaddafi-jagd-auf-den-diktator-102.html
Video verfügbar bis 04.04.2019, 23:59, Produktionsland und -jahr: 2017
Video verfügbar bis 04.04.2019, 23:59, Produktionsland und -jahr: 2017
[2] Ulrich Kienzle „Tödlich Naher Osten“,
Stuttgart 2017
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