Freitag, 29. Juni 2018



Oberhoheit über den libyschen Ölhalbmond geht an die Ost-NOC in Bengasi



Libyen. Am 25.06. gab der Sprecher der Libyschen Nationalarmee bekannt, dass die National Oil Corporation NOC im Osten des Landes künftig über die Öleinnahmen verfügen soll.

Die LNA übergibt laut ihrem Sprecher Ahmed Mesmari die Oberhoheit über den zurückeroberten Öl-Halbmond nicht zurück an die NOC (National Oil Corporation) in Tripolis unter der Leitung von Sanella, sondern an die 2014 parallel ins Leben gerufene, im Osten ansässige NOC in Bengasi. Für die Sicherheit der Anlagen werde weiterhin die LNA Sorge tragen. Davon betroffen sind die größten Ölterminals des Landes Ras Lanuf, Sidra, Zuwaytin, Brega und Hariga.
Als die LNA im September 2016 den libyschen Ölhalbmond von Ibrahim Dschadran und seinen Petroleum Facilities Guard (PFG) erobert hatte, übergab sie die Oberhoheit an die NOC in Tripolis, die sie seitdem innehatte.
Der Grund, warum sich dies nun ändern soll und der Ölhalbmond an die Ost-NOC übergeben werde, sei die fehlende Anerkennung und Hilfestellung durch die Tripolis-NOC. Der Schutz des Ölhalbmonds habe die LNA das Leben von 300 Soldaten gekostet und viele ihrer Kämpfer seien verwundet worden. Dazu kämen Verluste an Waffen und Munition. Für ihren Einsatz habe die LNA keine Gegenleistung erhalten. Mesmari sagte, der Kampf um den Ölhalbmond sei keine „lokale“, sondern eine „internationale“ Schlacht gewesen.
Mesmari stellte folgende Fragen: Woher erhielten die Dschadran-Milizen das Geld und die Waffen, um den Angriff auf den Ölhalbmond starten zu können? Wo wurden sie nach den Kämpfen medizinisch versorgt? Fest stehe auch, dass die tschadischen Söldner mit US-Dollars bezahlt wurden.
Terroristen seien mit libyschen Öleinnahmen finanziert worden. Mit den Einnahmen des Öls, das die LNA schütze, würden genau jene Kräfte finanziert, die den Ölhalbmond angreifen.
Tatsächlich verfügt die ‚Einheitsregierung‘ über keine Hausmacht, sondern ist auf radikal-islamistische und dschihadistische Milizen, häufig mit Verbindungen zu al-Kaida, in Tripolis und in Misrata angewiesen. Die Libysche Nationalbank in Tripolis, an die bisher die Öleinnahmen gingen, zahlt für diese Milizen, die Libyen unsicher machen und sich teilweise auch gegenseitig bekämpfen, den Sold.
Tatsächlich scheint dies ein wichtiger Schritt in Richtung Austrocknung der Geldquellen der radikal-islamistischen Milizen zu sein.
Wie zu erwarten, verurteilt die Tripolis-NOC die Entscheidung der LNA, die Oberhoheit über den Ölhalbmond in die Hand der Ost-NOC zu geben. Die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis forderte den UN-Sicherheitsrat auf, den Verkauf von Öl durch die Ost-NOC zu blockieren.
Als einer der stellvertretenden Vorsitzenden des Präsidialrats in Tripolis, Fathi al-Madschbari, die Übernahme des libyschen Ölhalbmonds durch die Ost-NOC guthieß, wurde sein Haus überfallen. Sein Leibwächter musste schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

A. Gutsche 

Dienstag, 26. Juni 2018



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Afrika: Rapper machen Stimmung gegen CFA-Franc – Schützenhilfe von Idriss Déby
26.6.2018. Unter dem Titel "Sieben Minuten gegen den CFA-Franc" machen 10 Rap-Musiker aus sechs westafrikanischen Ländern Front gegen die Gemeinschaftswährung des Zentralafrikanischen Franc, die ein Überbleibsel franzöischer Kolonialherrschaft ist und quasi von Paris genutzt wird, um Einfluß auf die 14 Mitgliedsstaaten dieser Währungsgemeinschaft auszuüben. Unterstützung bekommen die Rapper bei ihrem Kampf gegen die neokoloniale Abhängigkeit von Tschads Staatsoberhaupt Idriss Déby, der kritisierte, daß die afrikanischen CFA-Staaten 50% ihrer Währungsreserven in Paris hinterlegen müssen und forderte eine Rückführung eines Großteils der Gelder. Die Einführung des Gold-Dianars, wie ihn Ghaddafis Libyen vorgehabt hatte, hätte das Ende für den CFA-Franc bedeutet.




Jemen: Huthi-Rebellen zunehmend in der Defensive
25.6.2018. Die Huthi-Rebellen der Ansarullah-Bewegung geraten bei der Verteidigung des Jemens gegen die Invasionstruppen aus saudi-arabischen, VAE-Truppen und Söldnern zunehmend in die Defensive nachdem sie letzte Woche bereits den Flughafen von Hodeida, der einzigen, von ihnen kontrollierten Hafenstadt, an die Invasoren verloren haben. Mit der Ermordung ihres unsicherern und unberechenbaren Verbündeten, des Ex-Präsidenten Ali Abdullah Saleh, haben sich die Huthis Anfang diesen Jahren keinen Gefallen getan, denn viele Clans und Teile des Militärs, die Saleh unterstützten, haben die patriotische Zweckallianz zur Verteidigung des Landes verlassen oder die Anzahl ihrer Kämpfer reduziert – was sich bei der Verteidigung von Hodeida bemerkbar machte.


Libyen: Experimentierfeld für US-Drohneneinsätze



 

Libyen/USA. Seit 2011 wurden von den USA in Libyen etwa 550 Luftangriffe mit Drohnen geflogen. Das ist mehr als in Somalia, dem Jemen oder Pakistan. Insgesamt kamen bei Luftangriffen verschiedener Kriegsparteien allein zwischen 2012 und 2018 zwischen 242 und 392 Zivilisten ums Leben und mehr als 524 wurden verwundet.

The Intercept berichtet unter dem Titel „Geheimer Krieg“, dass Libyen zu den Ländern gehört, in denen am meisten Luftangriffe mit Drohnen geflogen werden und dass die Schätzung bezüglich der Anzahl der Einsätze, die unter Ex-Präsident Obama geflogen wurden, mehr als verdoppelt werden muss.
Wie aus Aussagen von US-Behördenmitarbeitern zu schließen sei, wurden beispielsweise 2016 in vier Monaten etwa 300 Drohnenangriffe in Libyen geflogen. Diese Zahl sei sieben Mal höher als die für das ganze Jahr 2016 offiziell für Somalia, dem Jemen und Pakistan bekannt gegebenen 42 Drohneneinsätze.
Auch unter Trump seien die Drohnenangriffe in Libyen fortgesetzt worden, seit letzten Herbst sollen es laut Presseerklärungen 18 gewesen sein. Allerdings gingen die angegebenen Zahlen auseinander: Africom sprach nur von 11 Angriffen. Es bestehe keine Einigkeit, wie Luftschläge definiert und gezählt werden.
Zitiert wird Daphne Eviatar von Amnesty International in den USA: „Vermutlich wissen nur sehr wenige Leute außerhalb der US-Regierung, dass die USA in Libyen kämpfen, geschweige denn, dass dort hunderte von tödlichen Drohnenangriffen durchgeführt werden. Und die USA scheinen es sich genau zu überlegen, welche Einsätze bekanntgegeben werden und welche nicht. Da es sich um unbemannte Flugzeuge handelt, die von Basen im Ausland gestartet werden, ist es für die USA sehr einfach, bei Bedarf diese Operationen geheim zu halten. Wir sehen zunehmend, dass die USA, vor allem außerhalb offizieller Kriegszonen wie es der Irak und Syrien sind, im Geheimen operieren und nicht einmal bekanntgeben, unter welchen rechtlichen Rahmenbedingungen sie dort operieren und welche Regeln für die Einsätze gelten.“
Die Luftschläge gegen Libyen hatten 2011 begonnen. Im Rahmen des Nato-Einsatzes Odyssey Dawn bombardierten die USA und acht weitere Länder Libyen, um Muammar al-Gaddafi zu stürzen. Seit 2012 machten die USA, drei weitere Staaten und drei bewaffnete libysche Gruppierungen mit den Luftschlägen in Libyen weiter. Dabei wurden nach Angaben von New America[1] und Airwars[2] von 2012 bis 2018 zwischen 242 und 392 Zivilisten getötet und etwa 524 verletzt. Niemand werde für diese Taten zur Verantwortung gezogen.
Africom selbst behauptet, Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Kolateralschäden zu treffen. Es gebe für 2017 keine glaubwürdigen Hinweise auf zivile Opfer, d.h. Africom streitet einfach alles ab, auch wenn es anderslautende Zeugenaussagen gibt, ebenso wie die anderen Kriegsparteien, die in Libyen aktiv sind und Angriffe auf Gegner fliegen.
Wie The Intercept schreibt, bauten die USA in den Jahren 2001 bis 2011 ihre bewaffnete Drohnenflotte auf und entwickelten dafür Einsatzpläne. Seither muss Libyen als Testgelände für die Entwicklung neuer Taktiken in der Drohnenkriegsführung herhalten.
Von April 2011 an starten für sechs Monate US-Drohnen ihre Einsätze vom sizilianischen Sigonella aus. Sie feuerten dabei laut einem US-amerikanischen Kommandanten über Libyen mehr als 243 Hellfire Missiles ab. Dies entspricht mehr als 20 Prozent aller jemals seit Entwicklung des Systems abgefeuerten Hellfire Missiles.
Als nach dem Sturz und der Ermordung von Muammar al-Gaddafi in Libyen das große Chaos ausgebrochen war und sich dschihadistische Milizen breitmachen konnten, stationierten die USA 2013 auf ihrer sizilianischen Militärbasis zusätzlich MQ-1-Predators und MQ-9-Reapers, „der größere und tödlichere Cousin des Predators“ für den Einsatz in Libyen.
2016 starteten die USA die Operation Odyssey Lightning für den Kampf gegen den IS, der sich in der libyschen Stadt Sirte festgesetzt hatte. Die Obama-Regierung erklärte die Stadt zu einem "Gebiet aktiver Feindeshandlungen. Richtlinien, die zum Schutz der Zivilbevölkerung erlassen worden waren, wurden gelockert und gaben den US-Militärs relativ freie Hand bei der Bombardierung der Stadt. Der Oberkommandierende von Africom, Waldhauser, bestätigte den Einsatz von mehr als 500 Luftangriffen in der Zeit von August bis Oktober 2016 in Libyen. Später hieß es, es sollen „nur“ 495 gewesen sein, von denen mehr als 60 Prozent von MQ-9 Reapern-Drohnen ausgeführt worden waren. Den Rest flogen bemannte Kampfjets, die von Flugzeugträgern im Mittelmeer gestartet waren.
The Intercept schreibt: „Sirte wurde zum Ground Zero, um neue Konzepte des urbanen Kampfes zu testen.“ Vielfach seien Drohnen beteiligt gewesen, die lokale Kräfte und US-amerikanische Spezialeinsatzkräfte unterstützten. In einer Stellungnahme einer der beteiligten Drohnenpiloten heißt es: „Es wurden bei diesen Operationen neue Taktiken und Angriffsmöglichkeiten entwickelt, die vorher noch kaum erprobt waren.“ Bei etwa 70 Prozent der Einsätze unterstützten die Drohnen militärische Einheiten beim Straßenkampf.
Während laut Schätzungen von Africom etwa 800 bis 900 IS-Kämpfer bei der Operation Odyssey Lightning getötet wurden, wurden keine zivilen Opfer erwähnt, die es laut New America und Airwars aber durchaus gegeben habe. Laut Waldhauser „könne Odyssey Lightning als Blaupause für zukünftige US-Operationen in der Region dienen“.
Neben den drei von den USA ausgewiesenen Kriegszonen Afghanistan, Irak und Syrien waren Teile Libyens im Dezember 2016 für kurze Zeit auch auf dieser Liste vermerkt.
Laut dem Council on Foreign Relations seien während der Obama-Zeit 542 Drohnen-Angriffe geflogen worden. Dabei seien schätzungsweise 3.797 Personen, einschließlich 324 Zivilisten, ums Leben gekommen. Unter Präsident George W. Bush sollen es noch 57 Drohneneinsätze gewesen sein.
Dabei ging es in der Berichterstattung völlig unter, dass Libyen zu den meist bombardierten Ländern der Erde gehört.
Während der ersten acht Monate der Trump-Regierung wurden in Libyen keine Drohnenangriffe geflogen. Dies habe sich letzten Herbst geändert. Seitdem wären in Libyen 18 Mal Drohnen zum Einsatz gekommen. Africom kläre inzwischen über Luftangriffe nicht mehr auf, sondern gebe nur noch auf Anfrage Auskunft. Details bleiben ganz im Dunkeln.
Ein Aktivist erklärt in The Intercept: „Präsident Obama hinterließ in weiten Teilen der Welt ein Vermächtnis der expansiven Ansprüche der Kriegsbefugnisse ohne Genehmigung durch den Kongress, wobei tödliche Luftschläge und zivile Opferzahlen bis zum Ende seiner Amtszeit weitgehend geheim gehalten wurden." Präsident Trump nutze dies nun weiter zu Lasten des demokratischen Systems.

Um einen Eindruck zu bekommen, welche Zerstörungen die Luftschläge in Libyen anrichten, sollte man sich den Artikel auf The Intercept im Original ansehen:


Angelika Gutsche, 24.6.2018


[1] Think tank in Washington
[2] hat die Überwachung von Luftangriffen zur Aufgabe mit Sitz in Großbritannien

Samstag, 23. Juni 2018



Angriff auf den libyschen Öl-Halbmond

Libyen. Nach dem Angriff auf die größten libyschen Erdöl-Exportterminals Ras Lanuf und Sidra durch Dschihadisten stehen große Öltanks in Flammen. Italien, der Türkei und Katar wird vorgeworfen, den Angriff zu unterstützen, um das Abkommen von Paris zu konterkarieren.

Nachdem bereits am Montag, den 11.06., der Obermufti von Tripolis, Al-Sadiq al-Ghariani , über seinen TV-Sender eine Fatwa gegen Frankreich und die VAE für deren Beteiligung an der Seite der LNA gegen den dschihadistischen Mudschahedin-Schura-Rat von Derna verhängt hatte und es zur Pflicht erklärte, in den Dschihad gegen die beiden Länder und die Ungläubigen zu ziehen, schritt am Donnerstag, den 14.06., Ibrahim Dschadran zur Tat.
Dschadran, der ehemalige Milizenführer der Petroleum Facilities Guard (PFG), griff mit Unterstützung der dschihadistischen und al-Kaida nahestehenden Verteidigungsbrigaden von Bengasi (BDB) und Söldnern aus dem Tschad die Öl-Anlagen Ras Lanuf und Sidra im sogenannten libyschen Öl-Halbmond im Nordosten Libyens an.
Noch am gleichen Tag wurden von der Libyschen Nationalen Oil Corporation (NOC) alle Mitarbeiter in Sidra und Ras Lanuf evakuiert. Nachdem mindestens ein großer Öltank in Brand geschossen worden war, stiegen über Ras Lanuf große, schwarze Rauchwolken auf.
Obwohl die LNA in dem Gebiet verstärkt Angriffe auf Dschadrans Milizen fliegt, konnten wohl beide Anlagen von Dschadran eingenommen werden. Die LNA wurde gezwungen, Einheiten aus Derna abzuziehen und zur Abwehr des Angriffs in den Öl-Halbmond zu verlegen.
In einem Video erklärte Dschadran, es handle mit dem Einverständnis der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis. Wie bekannt wurde, hatten sich die Milizen von Dschadran bereits vor Tagen in dem Gebiet um Misrata gesammelt. Milizen aus Misrata sollen gleichzeitig Angriffe auf die LNA-Luftwaffenstützpunkte al-Dschufra und al-Schatti gestartet haben.
Bis Dschadran 2016 von der LNA aus dem Öl-Halbmond vertrieben wurde, hatte er diesen mit seinen PFG beherrscht und immer wieder den Ölhahn zugedreht, was Libyen immense Einnahmeverluste in Milliardenhöhe bescherte. Laut NOC bringt die Schließung der Öl-Anlagen erneut große Verluste.
Inzwischen hat die NOC für Sidra und Ras Lanuf den Notstand ausgerufen. Der Angriff auf die Anlagen und deren Beschädigung seien kriminelle Akte und sollten von allen Libyern und der internationalen Gemeinschaft verurteilt werden. Die NOC werde alle legalen Möglichkeiten ausschöpfen, um gegen jene, die die Arbeiter in Gefahr und die Produktion zum Erliegen brachten und auf illegale Weise versuchten, die Anlagen unter ihre Kontrolle zu bringen, vorzugehen. Die NOC hat Ibrahim Dschadran aufgefordert, unverzüglich das Gelände der Öl-Anlagen zu verlassen, um eine weitere Beschädigung der Infrastruktur und eine Umweltkatastrophe zu verhindern.
Von Sarradsch und der UN-Sonderkommission für Libyen wurde der Angriff verurteilt.
Am Samstag, den 16.06., zog die LNA Streitkräfte in Brega und Adschdabija für einen Großangriff zur Rückeroberung von Ras Lanuf und Sidra zusammen, der am 17.06. startete.
Am gleichen Tag übergab Dschadran dem Libyschen Roten Kreuz mediengerecht 20 gefangene LNA-Soldaten und behauptet, die Verhängung des Ausnahmezustands über die Öl-Verladeterminals sei nicht gerechtfertigt.
In Ras Lanuf wurde mittlerweile ein zweiter großer Rohöltank in Brand geschossen. Es besteht die Gefahr, dass das Feuer auf drei weitere Riesentanks übergreift. Die Schäden für die libysche Ölindustrie sind schon jetzt katastrophal.
Der Vorsitzende des Verteidigungs- und Sicherheitskomitees des Parlaments in Tobruk, Tariq al-Dscharouschi, erhob in einem Interview mit einer ägyptischen Zeitung, schwere Vorwürfe gegen Italien, die Türkei und Katar. Der Angriff auf die Öl-Anlagen im Öl-Halbmond durch Dschadran-Milizen sei von ausländischen Geheimdiensten geplant worden, in deren Interesse es ist, dass Libyen weiterhin ein instabiles Land bleibt. Er beschuldigte die Türkei, Katar und Italien, eine führende Rolle bei dem Angriff gespielt zu haben, um die Ergebnisse der Pariser Konferenz zu unterlaufen. „Nur durch diese Aktion konnten diese Länder ihre gemeinsamen Interessen, die sich gegen das Pariser Treffen richten, durchsetzen.“[1] Er fügte hinzu, dass sich der Präsidialrat nach dem Pariser Treffen in Übereinstimmung mit Italien befindet: Es wurden italienische Kriegsschiffe in libysche Gewässer entsandt.
Und ein Sprecher von Khalifa Heftar sagte, dass die italienischen Verträge in Libyen in Gefahr geraten seien, da Italien den Präsidialrat unterstützt.
Die Libyan National People’s Movement (LNPM) verurteilt den terroristischen Angriff auf die Erdölanlagen durch kriminelle Banden. Er habe zum Ziel, die Siege der libyschen Streitkräfte gegen den Terrorismus in der Stadt Derna zu beeinträchtigen.
Die kriminellen Verbrecherbanden, die so genannten Verteidigungsbrigaden von Bengasi mit ihren kriminellen Söldnerbanden hätten ohne ausländische Unterstützung und ohne das Stillschweigen der internationalen Gemeinschaft keinen derartigen terroristischen Anschlag ausführen können. Dazu nötig war auch die Unterstützung lokaler Behörden in Verbindung mit ausländischen Vorbereitungsmaßnahmen in Libyen.
Laut der Libyan National People’s Movement besteht eines der Ziele dieser terroristischen Operation darin, die Kapazitäten des libyschen Volkes zu sabotieren und zu zerstören und damit ihr Leiden noch zu verstärken. Das libysche Volk wird aufgerufen, dieses neue Kapitel der Verschwörung aufmerksam zu verfolgen.
Freiheit für die Heimat und Souveränität dem Volk.


Quellen:
http://www.libyatimes.net/news/143-controversial-libyan-cleric-declares-war-on-france
https://www.libyaherald.com/2018/06/14/noc-evacuates-sidra-and-ras-lanuf-after-fighting-erupts-in-area/
https://www.libyaobserver.ly/news/jodran-armed-groups-strike-again-oil-crescent
http://www.libyatimes.net/news/145-bdb-and-jathran-attack-libya-s-oil-crescent-region
https://www.libyaobserver.ly/news/noc-warns-environmental-disaster-new-clashes-oil-crescent-region-loom
https://www.libyaherald.com/2018/06/15/noc-declares-force-majeure-at-ras-lanuf-and-sidre-port-terminals/
http://www.libyanexpress.com/heavy-clashes-erupt-at-libya-oil-crescent-as-control-slips-out-of-haftars-hand-to-jodrans/
http://www.middleeasteye.net/news/haftar-oil-libya-ras-lanuf-sidra-jadhran-1511343473
http://www.libyanexpress.com/libyas-state-oil-firm-warns-of-environmental-disaster-as-clashes-rage-on-in-oil-region/
http://www.middleeasteye.net/news/splinter-militia-libya-attacks-haftar-controlled-oil-sites-1658039528
http://www.libyanexpress.com/two-libyan-oil-tanks-set-on-fire-as-fighting-in-oil-ports-drops-output-by-over-400-000-bpd/
https://rcmlibya.wordpress.com/2018/06/16/%d8%aa%d8%b5%d8%b1%d9%8a%d8%ad-%d8%a7%d9%84%d9%85%d8%aa%d8%ad%d8%af%d8%ab-%d8%a7%d9%84%d8%b1%d8%b3%d9%85%d9%89-%d8%a8%d8%a5%d8%b3%d9%85-%d8%a7%d9%84%d8%ad%d8%b1%d9%83%d8%a9-%d8%a7%d9%84%d9%88%d8%b7/
http://www.middleeasteye.net/news/haftar-oil-libya-ras-lanuf-sidra-jadhran-1511343473
https://www.libyaobserver.ly/news/ibrahim-jadran-designates-dignity-operation-%E2%80%9Cterrorist-organization%E2%80%9D-reiterates-allegiance
https://www.libyaobserver.ly/news/tobruk-mp-qatar-turkey-and-italy-are-behind-attack-oil-crescent-region
http://www.libyanexpress.com/two-libyan-oil-tanks-set-on-fire-as-fighting-in-oil-ports-drops-output-by-over-400-000-bpd/


LNA erobert libysche Erdölterminals zurück

 Libyen. Ein Sprecher des Parlaments in Tobruk sagte, die Streitkräfte der LNA hätten den libyschen Erdölhalbmond erfolgreich zurückerobert.

Am 21. Juni bestätigten mehrere libysche Medien die komplette Rückeroberung von Ras Lanuf und Sidra durch die LNA.
Was sollte also dieser Überfall, bei dem schon viele Beobachter von Anfang an sagten, dass Ibrahim Dschadran und seine Banden inklusive der dschihadistischen Verteidigungsbrigaden von Bengasi nicht in der Lage seien, den Erdölhalbmond zu halten? Ging es darum, der libyschen Wirtschaft und somit der libyschen Zivilbevölkerung aus Rache über die Niederlage in Derna und auf internationaler Bühne den größtmöglichen Schaden zuzufügen, indem man von den letzten fünf verbliebenen Öltanks (vor dem Krieg 2011 waren es noch 13!) noch einmal zwei zerstört?

A. Gutsche

Freitag, 15. Juni 2018



Neuer ARTE-Propaganda-Film über Minenräumer von Bengasi


Libyen: Das tragische Thema der von Dschihadisten hinterlassenen Minen und Sprengfallen in Bengasi wird aus Propandazwecken zu Rührstück umgedeutet.

Was  für ein freches Propaganda-Machwerk stellt dieser Film dar! Es wird weiter an der Legende gestrickt, dass für die Verwüstung des Landes ausschließlich der böse IS und nicht der Nato-Krieg des Jahres 2011 verantwortlich gewesen sei!

Alle Zerstörungen sowie das Auslegen der unzähligen Sprengfallen in Bengasi werden in dem auch noch schlecht gemachten Filmchen allein dem IS zugeschrieben. Dabei war der IS niemals in Bengasi präsent. Die einzige libysche Stadt, die vom IS besetzt werden konnte, war Sirte. In Bengasi wüteten v.a. die dschihadisten Milizen der Verteidigungsbrigaden von Bengasi, Verbündete des Westens, der USA, Großbritanniens und Frankreichs, die insbesondere über Misrata, wo Italien noch heute einen Stützpunkt unterhält, unterstützt und mit Waffen versorgt wurden.

Auch wird in dem Machwerk die wirklich inzwischen hinlänglich als falsch erwiesene Behauptung verbreitet, es hätte sich 2011 um eine „Revolution“ gegen den „Diktator“ Gaddafi gehandelt. Es sei dazu noch einmal auf einen Beitrag im ZDF-Info verwiesen.[1]

Wer hat all die Waffen und Sprengfallen produziert, bezahlt und an die radikal-islamistischen Verteidigungsbrigaden von Bengasi geliefert? Diejenigen, die 2011 dem Terror Tür und Tor in Libyen öffneten, sie sind für diese entsetzliche Verminung der Stadt Bengasi durch ihre ehemaligen Verbündeten verantwortlich!

Was an dem Film wirklich bemerkenswert ist, ist der Blick, der auf das kaputte Bengasi von heute freigegeben wird. Bilder, die an Aleppo erinnern, jedoch ohne dass die Weltöffentlichkeit auch nur die kleinste Notiz über die Vorgänge dort genommen hat. Ein kriegszerstörtes Land, nicht durch den IS verwüstet, sondern durch den furchtbaren Nato-Krieg des Jahres 2011, der den Weg für Dschihadisten frei machte, die sich das Land für ihre Proxy-Kriegsdienste im Auftrag des Westens als Beute unter den Nagel rissen.

Bis in die jüngste Zeit, und noch bis heute, unterstützte und unterstützt die EU die Moslembrüder und andere Dschihadisten im westlich gelegenen Tripolis und in Misrata. Die Libysche Nationalarmee (LNA), die tapfer und verlustreich im Osten, v.a. in Bengasi und in Derna, gegen die Radikal-Islamisten kämpfte und kämpft, wurde bis vor Kurzem nicht nur ignoriert, sondern es wurden deren Feinde unterstützt. Anerkennung und Hilfe fanden die radikalen Islamisten-Milizen in Tripolis und Misrata. Und jetzt diese Krokodilstränen, weil diese einstmaligen Verbündeten, die nun ganz schnell fallengelassen werden, nach ihrer Niederlage und ihrem Rückzug aus Bengasi Sprengfallen und Minen hinterlassen haben?

Warum stellt der Westen der libyschen Armee nicht alle nur immer möglichen Mittel zur Verfügung, um die Minenräumung in Bengasi voranzubringen?



A. Gutsche 
 
https://www.arte.tv/de/videos/078747-000-A/die-minenraeumer-von-bengasi/

44 Min.
Verfügbar von 12/06/2018 bis 18/06/2018
Live verfügbar: ja
Nächste Ausstrahlung am Freitag, 15. Juni um 08:45


[1]    https://www.freitag.de/autoren/gela/zdf-info-libyenkrieg-beruhte-auf-fake-news

Dienstag, 5. Juni 2018



Libyen im Mai 2018 – Monatsrückblick

Was geschah… eine unvollständige Auflistung
Mai 2018

02.05.  Die UN-Sondermission für Libyen berichtet für den Zeitraum vom 1. bis 30. April 2018 von vier Todesopfern und 27 Verletzten durch Kämpfe. Daneben zählt sie zehn Tote und elf Verwundete, verursucht durch Handlungen, bei denen die internationalen Menschenrechte verletzt wurden.
Die Dunkelziffer dürfte bedeutend höher liegen.
02.05.  Der nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, sagte bei Fox News, er habe für die Verhandlungen mit Nordkorea über nukleare Abrüstung das „Libyen Model“ im Kopf.
Das ist kein Witz!
02.05.  Auf das Hauptquartier der libyschen Wahlkommission in Tripolis wurde ein Angriff verübt. Dabei kamen 14 Menschen ums Leben. Drei Angreifer legten Feuer und lieferten sich mit den Sicherheitskräften einen Schusswechsel. Anschließend sprengten sich zwei der Dschihadisten in die Luft.
Die Großen Stämme weisen noch einmal darauf hin, dass sie weder radikale Islamisten unterstützen, noch die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis oder den CIA-Mann Khalifa Heftar im Osten. Sie setzen auf eine landesweite Präsidentschafts- und Parlamentswahl, die dem Volk zum ersten Mal seit 2011 wirklich die Gelegenheit geben würde, ihre Meinung über die Zukunft Libyens ausdrücken. Sie unterstützen dabei die Kandidatur von Saif al-Islam Gaddafi.
Die kommenden Wahlen werden in vollem Umfang von der Afrikanischen Union unterstützt. Leider stehe zu befürchten, dass Anschläge, Lügen und False-Flag-Operationen an Intensität zunehmen, je näher der Wahltermin rückt.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/tripolis-angriff-auf-wahlbehoerde-14-tote
04.05.  Die Tagesschau berichtet von dem überfüllten libyschen Flüchtlingslager in Zuwara (120 km westlich von Tripolis), in dem Ärzte ohne Grenzen entsetzliche Zustände feststellten. Zuwara sei, anders als die Flüchtlingslager in Tripolis, für Hilfsorganisationen kaum zugänglich.
05.05.  In Sebha (Südwesten Libyens) wird weiter gekämpft. Bei Kämpfen zwischen Awlad-Suleiman-Einheiten (loyal zum Präsidialrat/Tripolis) und Tibu-Einheiten (loyal zur LNA/Bengasi) sind erneut mindestens zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden.
Seit dem Ausbruch der Feindseligkeiten im Februar wurden mindestens 18 Personen getötet und 86 verletzt, die meisten davon Zivilisten.
05.05.  Ein schottisches Gericht (Scottish Criminal Cases Review Commission - SCCRC) wird das Lockerbie-Urteil[1] von Abdelbaset al-Megrahi komplett überprüfen und dann entscheiden, ob dagegen Berufung eingelegt werden kann.
Bereits 2017 hatten Familienangehörige des wegen des Lockerbie-Attentats verurteilten Abdelbasit al-Megrahi neuerlich den SCCRC angerufen.
Megrahi wurde 2001 von einem schottischen Sondergericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Der offiziell ernannte internationale UN-Prozessbeobachter Prof. Hans Köchler veröffentlichte 2001 und 2002 jeweils Berichte, in denen er von einem „spektakulären Justizirrtum“ sprach.[2] Der Versuch, im Juli 2003 den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte einzuschalten, wurde abgeschmettert. 2003 klagte al-Megrahi erfolglos vor dem Gerichtshof in Glasgow. Nachdem aber eine offizielle schottische Untersuchungskommission die Verurteilung des libyschen Geheimdienstlers als „möglichen Justizirrtum" bewertet hatte und Vorwürfe im Raum standen, dass Beweise gefälscht und Zeugen manipuliert wurden, der Prozess also einem Justizirrtum unterliege, wurde der Fall zunächst 2007 an das Höchste Schottische Gericht überwiesen,[3] das 2008 in einer ersten Entscheidung Megrahi bezüglich einer nebengeordneten Klage bezüglich des Immunitätsrechts für britische Minister nicht recht gab. Bevor es allerdings zu einer endgültigen Entscheidung kommen konnte, zog Megrahi am 14. August 2009 seine Berufung zur Gänze zurück, um nur sechs Tage später, am 20. August 2009, wegen einer lebensgefährlichen Krebserkrankung aus der Haft entlassen zu werden. Al-Megrahi, der immer seine Unschuld beteuert hatte, konnte nach Libyen zurückkehren. Dort starb er 2012.
In der Begründung des SCCR hieß es, Megrahi sei zurecht der Übereugung gewesen, dass er nach Rücknahme seines Berufungsantrags aus der Haft entlassen werde und er nach Libyen zurückkehren könne. Zu dieser Zeit habe er an Krebs im Endstadium gelitten. Nun liege es im Interesse der Gerechtigkeit, den neuerlichen Antrag auf eine vollständige Überprüfung seiner Verurteilung zuzulassen.
Der Anwalt der Familie Megrahi begrüßte die Nachricht.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/lockerbie-schmierentheater-reloaded
06.05.  RTdeutsch[4] verweist auf eine Reportage in MiddleEastEye[5], die ein Geheimabkommen zwischen Frankreich, Algerien, Mali und al-Kaida aufdeckt. In dem Geheimabkommen wird al-Kaida-Kämpfern im Sahelgebiet Immunität zugesagt, wenn sie ihre Waffen niederlegen. Das Geheimabkommen wurde im Juli 2017 unterzeichnet. Seitdem sollen etwa 40 al-Kaida-Kämpfer davon profitiert haben, unter anderen Jahja Abu al-Hamman, zweiter Befehlshaber von Nusrat al-Islam oder Abd al-Rahman al-Sandhaschie, ehemaliger Emir von AQIM (al-Kaida im Maghreb) und Larbi Khelifa (alias Abu Ajoub), Emir der al-Furkan-Zelle, die für einen Raketenangriff auf eine Gasanlage in der algerischen Sahara 2016 verantwortlich zeichnete. Durch das Abkommen hätten Waffen nordöstlich von Amenas und in der Nähe von Bordsch Badschi Mochtar beschlagnahmt werden können.
Inzwischen sollen sich etliche Menschenschmuggler als al-Kaida-Terroristen ausgegeben haben, damit auch sie von dieser Geheimabsprache und der zugesagten Straffreiheit profitieren können.
Dies kann nur als eine weitere Bestätigung gesehen werden, dass diese Al-Kaida-Terroristen zuerst von den Geheimdiensten in den Sahel- und Saharagebieten installiert wurden, um einen Vorwand für deren Militarisierung zu liefern. Jetzt, wo alleine Frankreich 3.550 Soldaten in der Sahelzone stationiert hat, die von Deutschland, Großbritannien und Kanada unterstützt werden, und immer neue Militärstützpunkte, auch von den USA errichtet werden, können die sogenannten al-Kaida-Terroristen ihren Einsatz beenden.
06.05.  Laut eines Pressefotografen, der dem Vorfall beiwohnte, hinderte die libysche Küstenwache zwei Rettungsboote von SOS-Mediterranée und Ärzte ohne Grenzen, sich einem überbelegten Boot mit Flüchtlingen zu nähern. Etliche Migranten sprangen daraufhin ins Meer, um nicht von der Küstenwache nach Libyen zurückgebracht zu werden. Später ließ die libysche Küstenwache verlauten, sie habe mehr als 300 Migranten an Bord genommen. Daneben hätte es einen Toten und drei Vermisste gegeben.
Mit an Bord eines der Rettungsschiffe befand sich ein italienischer Abgeordneter. Er sagte: „Die Libyer benehmen sich wie Piraten in internationalen Gewässern und geben sich als dazu berechtigt aus. Sie stellen sich außerhalb des Gesetzes, die italienische Regierung hat ihnen die Mittel zur Verfügung gestellt.“
07.05.  Bei Kämpfen in Sebha kamen durch fehlgeleiteten Artilleriebeschuss zwei Kinder ums Leben.
08.05.  Nachdem Heftar am 05.05. eine Militäraktion zur Befreiung der im Osten gelegenen Stadt Derna von dschihadistischen Milizen angekündigt und die Zivilbevölkerung gewarnt hatte, rückten LNA-Einheiten in die östlichen Außenbezirken vor. Nach schweren Kämpfen, bei denen mindestens vier LNA-Soldaten und eine unbekannte Anzahl Dschihadisten getötet wurden, verkündete die LNA die Befreiung der östlichen Bezirke von Derna.
08.05.  Mehrere Menschenrechtsorganisationen und Überlebende eines Unglücks im Mittelmeer haben Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen Italien eingereicht. Italien wird wegen seiner Vereinbarungen mit Libyen für schwere Verstöße der libyschen Küstenwache gegen Menschenrechte verantwortlich gemacht. Der libyschen Küstenwache wird vorgeworfen, durch die Behinderung einer Rettungsaktion den Tod von Menschen verursacht zu haben. Insgesamt wird eine Politik der EU angeprangert, die „über Leichen geht“. Laut Seerecht müssten Gerettete in einen sicheren Hafen gebracht werden. Dies kann man von den libyschen Häfen nicht behaupten, da den Migranten dort ein Aufenthalt in den als „höllisch“ beschriebenen Flüchtlingslagern bevorsteht. Von der EU wurde festgestellt, dass die Informationen über die Tätigkeiten der libyschen Partner sehr lückenhaft und wenig zuverlässig sind. So genau will man  auch gar nicht wissen, was vor der Küste Libyens wirklich geschieht. Die Mitarbeiter der libyschen Küstenwache rekrutieren sich aus Milizen mit äußerst zweifelhaften Ruf.
Die hunderttausende von Flüchtlingen, die in den letzten Jahren in Italien angekommen sind, haben der italienischen Politik ein Riesenproblem beschert, das sich im letzten Wahlergebnis offenbarte. Es heißt, einen weiteren Andrang an Migranten könne Italien nicht verkraften. 
08.05.  Bei einem Autobombenanschlag an einem Checkpoint 90 Kilometer östlich der Stadt Sirte kamen zwei Menschen ums Leben.
09.05.  Der Präsidialrat der 'Einheitsregierung' in Tripolis hat die dschihadistische Miliz Special Deterrence Force (SDF unter dem Befehl von Kara) zur nationalen Sicherheitsarmee ernannt und ihr fast unbeschränkte Macht verliehen. Die SDF selbst hat sich aufgelöst und wird nun mit all ihren Kämpfern und Waffen zur Detterence Apparatus for Combating Organized Crime and Terrorism (DACOT). Sie ist dem 'Innenminister der 'Einheitsregierung' reportpflichtig und verfügt über ein eigenes Budget, das ihr von der 'Einheitsregierung' zugeteilt wird.
Unter anderen wird der neuen DACOT das Recht zugesprochen, die Online-Aktivitäten verdächtiger Personen zu überwachen. Sie kann bereits aktiv werden, wenn sie jemanden „verdächtigt, der Sicherheit des Landes zu schaden, den gesellschaftlichen Frieden zu stören oder die nationale Sicherheit zu gefährden“.
Das heißt, diese radikal-islamistische Miliz kann jeden überwachen, gefangennehmen und wegsperren. Sie wird sich zum allumfassenden Big Brother entwickeln. Die alte SDF war für Entführungen verantwortlich sowie für Einkerkerungen auf ihrem illegalen Gefängnis auf dem Gelände des Mitiga-Airports. Hier hat man nun endgültig den Fuchs zum Gärtner gemacht.
Ganz unglaublich ist auch, was der DACOT für ihre Finanzierung zugesagt wurde. Hier heißt es, neben den Mitteln aus dem Regierungsbudget steht ihr alles zu, was sie in Zusammenhang mit kriminellen Vergehen konfisziert einschließlich Bargeld, Immobilienbesitz und Besitztümer to the relevant provisions of the libyschen law.
Welche Rolle der Milizenführer Kara in der DACOT spielen soll, ist noch nicht bekannt.
Mit Hilfe der EU und der UN, die die sog. 'Einheitsregierung' in Tripolis unterstützen, wird weiter auf eine Spaltung Libyens hingearbeitet. Nun hat nicht nur der Osten eine Armee, die LNA, sondern es gibt mit dieser radikal-islamistische DACOT eine zweite libysche Armee im Westen. Einem Bürgerkrieg wird damit Vorschub geleistet.
10.05.  Die Leiche von Saleh Hamedan wurde an einer Kreuzung südlich von Sebha gefunden. Der Manager der Dschumhurija Bank war vor wenigen Tagen entführt worden. Die Familie konnte das geforderte Lösegeld aufgrund des Bargeldmangels in Libyen nicht in der geforderten Zeit aufbringen.
10.05.  Die britische Premierministerin Theresa May entschuldigt sich bei dem al-Kaida-Kämpfer Belhadsch und seiner Frau für die Überstellung nach Libyen im Jahr 2004 und zahlt eine halbe Million britische Pfund. Die Empörung in ganz Libyen ist groß und wird von etlichen Briten geteilt.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/theresa-may-entschuldigt-sich-bei-terroristen
10.05.  Wieder einmal hat die Anklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs, Fatou Bensouda, die libyschen Behörden aufgerufen, den Militärkommandanten Mahmoud al-Werfalli festzunehmen und zu überstellen. Er wird Kriegsverbrechen beschuldigt und der Durchführung von Massenexekutionen. Werfalli diente in der al-Saika-Brigade, eine Eliteeinheit der LNA. Neben Werfalli werden auch Saif al-Islam Gaddafi und Senussi vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht.
Es ist schon unglaublich, dass alle Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen, die von islamistisch-dschihadistischen Gruppen in Libyen begangen wurden, beim IStGH überhaupt keine Erwähnung finden. Und dies obwohl bekannt ist, wie viele Menschen in illegalen Gefängnissen gefangen gehalten und gefoltert werden. Ganz erhellend ist es in diesem Zusammenhang zu wissen, dass Frau Bensouda erst vor Kurzem in Katar zu Besuch weilte. Dort dürfte sie die neuesten Instruktionen entgegengenommen haben, wen der IStGH zu verfolgen hat und wen nicht. Der gesamte  IStGH ist leider zu einem politischen Werkzeug des Westens verkommen.
11.05.  Die jährliche Studie in 16 arabischen Staaten und Palästina über die Ansichten unter der arabischen Jugend ergab, dass 57 Prozent der Jugendlichen in den USA einen Feind sehen und keinesfalls einen Verbündeten. Dagegen steht Putin an erster Stelle der Nennungen bei den nicht-arabischen Verbündeten. Damit sind die Werte der USA in den arabischen Ländern extrem abgestürzt, was vor allem mit der Kriegspolitik der USA in arabischen Ländern zusammenhängen dürfte.
Insgesamt liegt Russland bei der Beliebtheitsfrage mit 20 Prozent auf Platz vier, die USA nur noch auf Platz 11. Die Plätze eins, zwei und drei nehmen die arabischen Länder Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Kuwait ein. In Saudi-Arabien soll vor allem der Anti-Korruptionskampf von Kronprinz Mohammad Bin Salman positiv zu Buche geschlagen haben.
Mehr als 80 Prozent der Jugendlichen meinen, die Regierungen müssten mehr für sie tun. Oberste Priorität haben Bekämpfung des Terrorismus und der Arbeitslosigkeit.
12.05.  Letzte Woche soll es in London zu einem Treffen gekommen sein, an dem sowohl eine UN-Delegation unter Führung von Ghassan Salamé als auch Delegationen aus den VAE, Ägypten, Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien teilgenommen haben. Als Ergebnis soll eine Vereinbarung getroffen worden sein, dass noch in diesem Jahr Parlamentswahlen in Libyen abgehalten werden. Für Frankreich seien diese Wahlen auch ohne vorherige Annahme einer Verfassung vorrangig.
Mittlerweile heißt es, die USA hätten sich gegen das Drängen Frankreichs gestellt.
An einem weiteren Treffen sollen General Heftar, al-Sarradsch, Khalid al-Mischri und Aquila Saleh teilnehmen. Damit wären die politischen Größen von Ost- und Westlibyen vertreten, von der Einladung der Vertreter der Großen Stämme ist nichts bekannt.
13.05.  Im Tibesti-Hotel in Bengasi tagte das Vorbereitungsforum für Nationale Streitkräfte unter dem Slogan DIE HEIMAT VOR TERRORISMUS, CHAOS UND AUSLÄNDISCHER INTERVENTION BEWAHREN. Organisiert wurde das Forum von LIBYAN NATIONAL PEOPLE'S MOVEMENT  (LNPM) unter Teilnahme der Unterstützer von Saif al-Islam Gaddafi und ehemaliger Dschamahirija-Leuten. Die Teilnehmer weigerten sich, die jetzige libysche Flagge zu hissen, da sie diese nicht anerkennen. Das Forum wurde mit Hilfe der LNA-Streifkräfte organisiert.
Es handelt sich um das erste Treffen seiner Art seit der Ermordung Gaddafis 2011.
13.05.  Vor der libyschen Küste konnten 70 Migranten von NGO-Schiffen gerettet werden. Auch die libysche Küstenwache hat 241 Migranten an Bord genommen und nach Libyen zurückgebracht.
14.05.  In Sebha konnte am frühen Morgen in einem Überraschungsangriff die Tibu-Miliz das historische Kastell, in der bisher die 6. Brigade des Awlad-Suleiman-Stammes ihren Stützpunkt hatte, einnehmen. Von der Awlad-Suleiman-Miliz wurden bei dem missglückten Versuch, das Kastell zurückzuerobern, Panzer eingesetzt. Es kam zu schweren Kämpfen mit Toten und vielen Verwundeten auf beiden Seiten. Die Tibu-Miliz hat nun ganz Nord- und Ost-Sebha unter ihrer Kontrolle. Die Straßen nach Norden sind wieder frei befahrbar. Der Ältestenrat der Tibu forderte, das libysche Militärgesetz wieder in Kraft zu nehmen, damit die Milizen in die libysche Armee integriert werden können.
Die Awlad-Suleiman-Miliz kämpfte bis vor Kurzem auf Seiten der 'Einheitsregierung' in Tripolis, soll sich aber dann zur LNA von General Heftar bekannt haben. Die Tibu warfen der 6. Brigade vor, das Kastell als Standort ihrer Heckenschützen zu missbrauchen und von dort aus Tibu-Wohnviertel zu beschießen.
Der Militärkommandanten der Taminhent-Luftwaffenbasis (30 km nordöstlich von Sebha, LNA Sebha Military Zone) hatte einen Waffenstillstand zwischen den beiden Milizen, die sich seit Februar bekämpfen, vereinbart. Tatsächlich scheint die 6. Brigade (Awlad-Suleiman-Stamm) gespalten, ein Teil soll immer noch zu Tripolis halten, ein Teil zur LNA übergelaufen sein.
14.05.  Die dritte Generalkonferenz der Libyschen Nationalen Volksbewegung hat in ihrem Abschlusskommuniqué[6] die Wiederherstellung Libyens gefordert.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/die-grundlagen-fuer-den-wiederaufbau-libyens
15.05.  Es werden Befürchtungen laut, dass die Frustration unter den Libyern angesichts der desaströsen Lage im Land immer größer wird und daraus für Europa eine neue Bedrohung erwachsen könne.
16.05.  Nachdem die LNA große Erfolge bei der Eroberung der  Dschihadistenhochburg Derna (Küstenstadt im Osten Libyens) erzielen konnte, hat sich der Mudschaheddin-Schura-Rat von Derna in Schutzgruppe von Derna (DPF - Dernah Protection Force) umbenannt. Doch auch der neue Name konnte nicht helfen, den Vormarsch der LNA zu stoppen, die bereits nur wenige Kilometer entfernte Ortschaften im Süden und Osten der Stadt sowie einige Vororte von Derna einnehmen konnte.  Ein Sprecher der LNA-Sprecher erklärte, etliche Kämpfer der DPF seien getötet oder verletzt worden, viele gefangen genommen. Die Gefangenen sollen sechs unterschiedlichen Nationalitäten angehören.
Laut Augenzeugen wird das Vorrücken der LNA von Luftangriffen, ausgeführt von Kampfdrohnen der VAE, unterstützt.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/dschihadisten-hochburg-derna-lna-greift-an
16.05.  Eine von UNICEF initiierte Untersuchung der Wasserversorgung von Schulen in ganz Libyen hat katastrophale Ergebnisse gezeitigt. 30 Prozent des Trinkwassers der Schulen sind mit Nitraten verunreinigt, mehr als 50 Prozent mit gesundheitsgefährdenden Bakterien. Auch die Unterversorgung mit hygienischen Einrichtungen ist besorgniserregend. Etliche Schulen verfügen über keine Toiletten. Dies erschwert vor allem für Mädchen den Schulbesuch.
16.05.  Der Präsidialrat in Tripolis hat die Oberkommandierenden verschiedener Einsatzgebiete dazu aufgefordert, innerhalb von zehn Tagen eine Sondereinsatzmiliz für Südlibyen aufzustellen.
16.05.  Der Stammesrat der Zentralregion von Libyen fordert die Übergabe der Leichname von Muammar al-Gaddafi, Abu Bakr Younis Dschaber und Mutasim Bilallal al-Gaddafi und anderer Märtyrer. Ebenso wird die sofortige Freilassung aller Gefangenen, die der Dschamahirija angehörten, gefordert.
17.05.  Zu Beginn des Fastenmonats Ramadan haben sich die Lebensmittel verknappt und sind die Preise stark gestiegen. Verschiedene Institutionen in Tripolis machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.
18.05.  Insgesamt sind bei den Kämpfen in Sebha laut einem Bericht von AllAfrica.com[7] 18 Zivilisten ums Leben gekommen und 86 verletzt worden. In der Stadt fehlt es an Medikamenten und medizinischem Personal. Es wird dringend zu Blutspenden aufgerufen. Vor allem den Tibu wird der Zugang zum Medizinischen Zentrum, das an der Hauptstraße liegt, verwehrt.
Die Stadt leidet auch Mangel an Wasser, Nahrungsmittel und Kraftstoffen. Viele Schulen sind geschlossen.
Seit dem Tod von Revolutionsführer Gaddafi sind bei Kämpfen mehr als 10.000 Zivilisten getötet worden.
18.05.  Bewaffnete Milizen, die das Zollbüro des Flughafens von Misrata stürmten, konnten zwei Millionen Euro erbeuten. Der Flughafen wurde geschlossen. Das Geld war vorher von Zollbeamten konfisziert worden. Es befand sich an Bord einer Afriqija-Maschine mit Ziel Istanbul. Offiziell dürfen aus Libyen nur 10.000 US-$ ausgeführt werden.
18.05.  Sicherheitsberater John Bolton kann sich die „Libyen-Lösung“ auch für Nordkoreas Kim vorstellen: Zuerst entwaffnen, dann Regime-Wechsel.
20.05.  RAMADAN MUBARAK!
20.05.  Bei der Explosion einer Landmine westlich der Stadt Derna wurden fünf LNA-Soldaten bei einer Aufklärungsmission getötet.
22.05.  Laut der UN-Sondermission für Libyen und des UN-Menschenrechtsbüros hat die Gewalt in Libyen verheerende Auswirkungen auf das Gesundheitswesen im Land. Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen werden bombardiert, beschossen und geplündert. Medizinisches Personal wird bedroht, gezielt angegriffen, als Geisel genommen oder willkürlich inhaftiert. Patienten werden lebensrettende Behandlung verweigert oder sie werden während der Behandlung angegriffen. In der Regel erfolgen diese Menschenrechtsverstöße durch Milizen, auch solchen, die Ministerien der sog. 'Einheitsregierung' unterstehen.
22.05.  Bei einem Selbstmordattentat auf einen Checkpoint 60 km südlich von Adschdabija wurden drei Wachposten der LNA getötet und zwei verletzt.
Auch ein zweiter Checkpoint 160 km südlich von Adschdabija (bei Awdschila) wurde wenig später von Bewaffneten gestürmt und in Brand gesteckt. Zwei LNA-Soldaten sollen dabei entführt worden sein.

Es wird vermutet, dass eine IS-Zelle in Adschdaija aktiv ist. Weitere Anschläge werden befürchtet.
22.05.  Nachdem eine EU-Delegation Flüchtlingslager in Libyen, die hauptsächlich unter der Kontrolle bewaffneter Milizen stehen, besucht hat, forderte sie angesichts der dort herrschenden katastrophalen humanitären Zustände deren Schließung. Die Migranten sollen in ihre Herkunftsländer zurückgebracht werden.
23.05.  Die Volksfront zur Befreiung Libyens (Popular Front for the Liberation fo Libya FPLP) veröffentlichte eine Stellungnahme zur Gefangennahme ihrer Mitglieder am 20.Mai in Tripolis durch die Deterrence-Miliz (Miliz zur Abschreckung). Die Gefangenen, die Folterspuren aufweisen, würden  zu Falschaussagen gezwungen. Es werde ihnen unterstellt, sie hätten Terroranschläge geplant. Dies sei nicht wahr. Die Gefangenen seien unschuldig. Die FPLP stehe für eine friedliche Annäherung, um die komplexen Probleme in Libyen zu lösen und bemühe sich um nationale Aussöhnung. Es werden alle örtlichen und internationalen Menschenrechtsorganisationen sowie die Würdenträger von Tripolis dazu aufgerufen, sich für die Entführten einzusetzen, um den nationalen Dialog aller Libyer fortzuführen zu können.
23.05.  Gaddafis späte Rache trifft nun auch Italien: Europa kritische M5S und Lega Nord stellen neue Regierung. Giuseppe Conte erhält den Regierungsauftrag.
Nachtrag: Nachdem der Versuch von Mattarella, ein sog. „Expertenkabinett“des ehemaligen IWF-Direktors Carolo Cotarelli zu installieren aus Furcht vor einem Erdrutschsieg von M5S und Lega Nord bei Neuwahlen gescheitert war, wurde doch noch die Regierung von Conte akzeptiert.
  
Wäre Gaddafi nicht gestürzt worden, hätte es keine Migrantenkrise in Italien gegeben, von der in erster Linie die Lega Nord, aber auch M5S profitierten. Die neue Regierung könnte zum Sprengsatz für den Euro und die gesamte EU werden.
24.05.  In der Nähe von Bani Walid wurden mindestens 20 Migranten durch Schüsse verwundet als 107 Migranten versuchten, aus einem illegalen Flüchtlingslager zu flüchten. Sie werden im Krankenhaus von Bani Walid behandelt. Die meist der jungen Emigranten stammen aus Eritrea, Äthiopien und Somalia und möchten nach Europa. Sie wurden zum Teil über mehrere Jahre gefangen gehalten.
Insgesamt sollen sich in Libyen etwa 700.000 Migranten aufhalten, Das war bis 2011 kein großes Problem. Unter Gaddafi hatten die meisten von ihnen in einem prosperitierenden Libyen ein Auskommen. In dem zerstörten Libyen von heute gibt es für sie keine Zukunft. Nur etwa 5.000 Migranten halten sich in Lagern auf, die von der sog. 'Einheitsregierung' kontrolliert werden.
Die libysche Bevölkerung ist zu Recht empört, dass von den Europäern allein das Schicksal der Migranten in Europa Thema zu sein scheint, während die unhaltbare und desaströse Lager der Libyer selbst keinerlei Interesse bei den sog. Menschenrechtsaktivisten weckt.Das Land ist zerstört, es gibt kein Bargeld und es fehlt an den grundlegensten Versorgungsmöglichkeiten.
24.05.  Protestierende brachten die Arbeiten am  östlichen Raguba-Ölfeld in der Region Marada, das den Hafen von Brega beliefert, zum Erliegen. Die Jugendlichen forderten die Behörden dringend dazu auf, die Krankenversorgung und die Versorung mit Trinkwasser sicherzustellen. Außerdem fordeten sie Arbeitsplätze und einen Straßenanschluss an andere Gemeinden.
Nachtrag 25.05.: Nach Verhandlungen und Zusagen der Behörden wurde das Raguba-Ölfeld von den Protestierenden wieder frei gegeben.
25.05.  Im Zentrum von Bengasi forderte die Explosion einer Autobombe sieben Todesopfer und mehr als zwanzig Verletzte. Viele Menschen hatten sich anläßlich des Ramadan auf den Straßen aufgehalten. Es wird davon ausgegangen, dass dschihadistische Schläferzellen für den Anschlag verantwortlich sind. Dazu bekannt hat sich niemand.
25.05.  In Tripolis wurden bei Auseinandersetzungen zwischen Milizen zwei Zivilisten getötet. Auf sozialen Medien kursiert ein Video, das junge Menschen bei einem Protestmarsch zeigt. Sie fordern die Milizen zum Verlassen ihres Stadtviertels auf. Es wurde von den Milizen versucht, das Übergreifen der Proteste auf andere Stadtviertel zu verhindern.
25.05.  Der UN-Koordinator für Libyen forderte alle Kampfparteien auf, unverzüglich einen sicheren Korridor für humanitäre Organisation in die Hafenstadt Derna (im Osten Libyens) zu öffnen.
Anfang Mai startet die LNA eine Offensive gegen das von Radikal-Islamisten besetzte Derna.
26.05.  Frankreich will Ende des Monats in Paris eine internationale Libyen-Konferenz abhalten. Eingeladen sind Fayez al-Sarradsch (sog. 'Einheitsregierung' in Tripolis), Khalifa Heftar (Kommandierender der LNA in Ostlibyen), Aguila Saleh (Parlamentspräsident in Tobruk) und Khaled al-Mischri (Vorsitzender des Präsidialrats in Tripolis). Weiter sollen Vertreter von 19 Ländern anwesend sein, einschließlich der fünf Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Italien, die EU und die Arabische Liga, die Nachbarländer Ägypten, Tunesien, Tschad, sowie die Regionalmächte VAE, Katar, Kuweit, Türkei, Algerien und Marokko und der kongolesische Präsident Denis Sassou-Nguesso als Vorsitzender der AU-Kommission und Ghassan Salamé als Vorsitzender der UN-Sonderkommission für Libyen.
Zu dem Vorschlag Frankreichs, eine Libyen-Konferenz Ende des Monats in Paris abzuhalten, meinte Abdelrahman al-Schater, Mitglied des Hohen Staatsrats, dass die französische Initiative zur Lösung der libyschen Krise nur den Interessen Frankreichs diene, das durch seine Statthalter in Libyen das Land kontrollieren möchte. Frankreich würde die Bemühungen der UN-Mission für Libyen behindern und seine Lösungsvorschläge würden zur Spaltung und zu Bürgerkrieg führen.
Nachtrag 28.05.: Starke radikal-islamistische Milizen aus dem westlichen Libyen haben angekündigt, an der Konferenz nicht teilzunehmen, da sie sich nicht repräsentiert sehen und die Entstehung einer Militärregierung befürchten. Unterzeichner waren: die Militärräte von Misrata, Zintan, Janzour, Souq Jomaa, Gharyan, Khmos, Dschadu, Souq und die Martyrer-Brigade von Dschomaa, die Revolutionäre Miliz von Sabrata, der Western Operation Room, die Zilten-Milizen sowie die Milizen von Msallata uns Rahba – also die Crème de la Crème der Radikal-Islamisten.
26.05.  Nachdem Seenotretter bereits am Donnerstag vor der libyschen Küste bei der Rettung von 157 Menschen mitgeholfen hatten, holten deutsche Seenotretter noch einmal 128 Migranten an Bord des Rettungsschiffes Seefuchs.
27.05.  In Tripolis musste nach einem Angriff von einer eigentlich verbündeten Miliz die Schutzmiliz der 'Einheitsregierung' Poistionen in Tripolis räumen. Der Angriff war Folge der Bekanntgabe des Rechnungsprüfungsamts, dass 2017 über 70 Millionen öffentliche Gelder sowohl an die Präsidialgarde als auch an das Security Arragements Committee geflossen sind, obwohl dies bestritten worden war. Es heißt, diese Bekanntgabe käme für die 'Einheitsregierung' zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt, da ihren Mitgliedern vom Rechnungsprüfungsamt vorgeworfen wird, in hohem Maße korrupt zu sein.
27.05.  Beim Vormarsch der LNA auf Derna im Osten Libyens starben zwei libysche Soldaten und vier islamistische Milizenkämpfer. Die LNA kontrolliert nun einen Großteil der Stadt.
Insgesamt starben bei den Kämpfen um Derna dreißig LNA-Soldaten und mehr als vierzig Dschihadisten.
27.05.  Der Schwarzmarktkurs für US-$ geht durch die Decke: 7,75 LD für 1 US-$ sind zu zahlen. Der offizielle Kurs beträgt immer noch 1,40 LD.
28.05.  Die Denkfabrik International Crisis Group (ICG) hält die Einladung libyscher Politiker und Militärs am 29. Mai nach Frankreich nicht nur für dreist, sondern auch für riskant. Die Konferenz könne unbeabsichtigt die Bemühungen der UN-geführten Friedensbemühungen unterlaufen.
28.05.  Die Sicherheitszentrale in Tripolis widerspricht Berichten in den sozialen Medien, dass das Hauptquartier des von Sarradsch geführten Präsidialrats der 'Einheitsregierung' von der Revolutionären Tripolis-Miliz umstellt ist.
28.05.  Die LNA hat die höchste Sicherheitsstufe für die Ölverladehäfen und Ölfelder ausgerufen. Es werden dschihadistische Anschläge befürchtet.
29.05.  Die UN-Sondermission für Libyen fordert die sofortige Freilassung von zwei libyschen Journalisten, die seit Ende April ohne Anklage in Gefangenschaft gehalten werden. Es wird befürchtet, dass sich die beiden Journalisten in schlechtem gesundheitlichen Zustand befinden und gefoltert werden.
30.05.  In Paris fand eine internationale Konferenz zu Libyen unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen statt. Die teilnehmenden Parteien (s. 26.05.) haben laut Macron die Erklärung des Treffens – entgegen erster Meldungen – nicht unterschrieben. Laut Macron könnten das Parlament und das Volk über den bereits existierenden Verfassungsentwurf am 16. September 2018 abstimmen, dies sei aber "schwierig". Falls keine neue Verfassung zustande komme, müsse es ein Wahlgesetz geben. Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sollen am 10. Dezember 2018 abgehalten werden.
Die Verfassung ist natürlich ein sehr heikler Punkt: Die USA scheinen ja immer noch von einer Monarchie zu träumen, die Islamisten wollen einen islamischen Staat auf Grundlage der Scharia, die Säkularen keins von beiden.
Von verschiedenen Seiten wird Kritik laut.
Es wird befürchten, dass nur ein kurzfristiger diplomatischer Erfolg erzielt wurde, der nicht den realen Gegebenheiten im Land selbst entspricht.
Italien dürfte die Pariser Konferenz mit Misstrauen betrachten, da es fürchtet, dass Frankreich Italien als die vorherrschende Kraft in Libyen ablösen möchte. Beide Staaten verfolgen in Libyen kommerzielle Interessen, v.a. Zugang zu den Öl- und Rohstoffvorkommen wie Uran und Wasser, daneben möchte Italien v.a. das Migrationsproblem lösen, während sich Frankreich durch islamistischen Terrorismus bedroht sieht. Italien hat bisher Misrata und andere dschihadistische Milizen in Tripolis, Misrata und im Westen des Landes unterstützt, während Frankreich zusammen mit Ägypten und den VAE General Heftar und dessen LNA Unterstützung zukommen ließ. Zu Frankreichs Einflusszonen zählen auch die südlichen Nachbarländer Libyens wie der Tschad, Niger und Mali.
Macron hat sich mal wieder als großer Schaumschläger erwiesen!
31.05.  Khaled Mischri, Vorsitzender des Hohen Staatsrats in Bengasi und Mitglied der Moslembruderschaft, sagte dem französischen Sender France 24, dass er Khalifa Heftar niemals als Oberkommandierenden der libyschen Armee anerkennen werde. Besonders prangerte er den Kampf Heftars gegen Dschihadisten an, v.a. in Derna. Beim Pariser Treffen wären viele wichtige Themen nur verschoben worden, beispielsweise das Nebeneinanderbestehen wichtiger Institutionen in Ost- und Westlibyen.
31.05.  Die Verteidigungsbrigaden von Bengasi haben den Tamenhint Luftwaffenstützpunkt angegriffen. Bei den Angriff sollen mehrere LNA-Soldaten verletzt worden sein. Der Angriff konnte nach kurzer Zeit zurückgeschlagen werden.

A. Gutsche

Quellen (soweit nicht anders vermerkt): libyaherald.com / libyatimes.net / libyaobserver.ly / libyanexpress.com / libyaagainstuperpowermedia.org / rcmlibya.wordpress.com / deutsch.rt.com / sputniknews.com / middleeasteye.net / justicenow.de / xinhuanet.com / heise.de / derstandard.at


[1]           Bei dem Anschlag auf den PanAm-Flug 103 im Jahre 1988 kamen 270 Personen ums Leben.
[2]           Yvonne Schmidt, „Die Causa Lockerbie aus völkerrechtlicher Sicht“ in: „Libyen“ (2009)
[3]           www.sccre.org.uk/ViewFile.aspx?id=293
[4]           https://deutsch.rt.com/afrika/69405-doppeltes-spiel-frankreichs-al-kaida-immunitaet-sahel/
[5]           https://deutsch.rt.com/afrika/69405-doppeltes-spiel-frankreichs-al-kaida-immunitaet-sahel/
[6]          https://rcmlibya.wordpress.com/2018/05/14/%d8%a7%d9%84%d8%a8%d9%8a%d8%a7%d9%86-%d8%a7%d9%84%d8%ae%d8%aa%d8%a7%d9%85%d9%8a-%d9%84%d9%84%d9%85%d8%a4%d8%aa%d9%85%d8%b1-%d8%a7%d9%84%d8%b9%d8%a7%d9%85-%d8%a7%d9%84%d8%ab%d8%a7%d9%84%d8%ab-%d9%84/
[7]           http://allafrica.com/stories/201805150637.html