Donnerstag, 27. Oktober 2016



Safia Gaddafi wendet sich an die internationale Gemeinschaft

Libyen. Die Ehefrau von Muammar al-Gaddafi fordert die Herausgabe des Leichnams ihres Mannes und dessen ehrenhafte Bestattung

VivaLibyaWordpress veröffentlicht ihren Aufruf: „In Erinnerung an die NATO-Aggression gegen mein Land, die Libyen ins Chaos stürzte, und im Gedenken an meinen Mann, den Märtyrer, an meinen lieben Sohn und an die Menschen, die sie am 20. Oktober 2011 begleitet haben, als die NATO-Kräfte den Todeskonvoi des libyschen Revolutionsführers bombardierten und danach die Verletzten von einer Menschenmenge niedermetzelt wurde, die ich nur als kriminell bezeichnen kann.“
„Was diese Leute meinem Mann und meinem Sohn angetan haben, kann mit keiner Art von Religion gerechtfertigt werden. Aber es ist kein geringeres Verbrechen, dass die Überreste dieser Märtyrer immer noch vor ihren Familien versteckt werden. Dies ist in der ganzen Geschichte beispiellos.“
„Ich fordere, dass alle Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, der Europäischen Union und jeder, der direkten oder indirekten Kontakt mit diesen Mördern hat, sagen muss, wo sich die Überreste dieser Märtyrer befinden. Es muss den Angehörigen erlaubt werden, sie in einer ehrenhaften Weise zu bestatten. Daneben fordere ich die Afrikanische Union, deren Gründer Muammar Gaddafi war, dazu auf, den Mord an ihm und allen, die ihn begleiteten, zu untersuchen.“[1]


Die Herausgeber von VivaLibyaWordpress legen außerdem Wert auf die Feststellung, dass Muammar al-Gaddafi im Kampf gestorben ist. Er hätte sich aktiv am Kampf um Sirte beteiligt. Es sei eine Lüge der westlichen Propaganda, dass er sich in einem Graben versteckt habe.

Angelika Gutsche, 25.10.2016




[1] https://vivalibya.wordpress.com/2016/10/23/muammar-qaddafi-died-towering-head-held-high-after-an-armed-confrontation-with-nato-forces/


Gaddafi ist tot. Es lebe Gaddafi!

Zwei Verlautbarungen zum 5. Todestag des libyschen Revolutionsführers


Gaddaf al-Dam, der Cousin von Muammar al-Gaddafi, meldete sich in einem Interview ei RT zu Wort. Er beschuldigte den Westen des Mordes an Muammar al-Gaddafi und forderte eine Untersuchung über die damaligen Begleitumstände. Als Motiv des Westens nannte er die geplante Einführung eines Golddinars als Alternative zum US-Dollar sowie den Gaddafi-Plan, die Einheit der afrikanischen Staaten voranzubringen und die Kolonialmächte aus Afrika zu vertreiben.
Gegen Libyen seien 50.000 Luftangriffe geflogen worden. In dem Krieg seien 30.000 Libyer getötet worden.
Gaddafi habe die Herzen der Libyer, aber auch von vielen anderen Menschen auf der ganzen Welt gewonnen.
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JamahiriyaNewsAgency veröffentlichte ein Statement von Mustafa al-Elzaidi[1] (Libyan Popular National Movement LPNM), der auf RT über die seine Situation und die Situation Libyen berichtet. Besonders beklagt er, dass sich immer noch ein Drittel der libyschen Bevölkerung, etwa zwei Millionen Menschen, im Exil aufhalten und dass die Todesumstände von Revolutionsführer Gaddafi nie aufgeklärt wurden.
Al-Elzaidi:  Am 20. Oktober 2011 wurde ein Verbrechen begangen, weil durch die NATO-Aggression unser Revolutionsführer Gaddafi, dessen Sohn Mutasim und Verteidigungsminister Generalmajor Abu Bakr Junis Dschaber zusammen mit vielen anderen Menschen kaltblütig in Sirte ermordet worden sind. Nachdem ausländische Kräfte Tripolis am 20.8.2011 zu Fall gebracht hatten, musste ich Ende September Libyen verlassen, zunächst emigrierte ich nach Algerien, dann nach Ägypten, später noch an andere Orte. Zu dieser Zeit wurden viele Menschen getötet, gefangen genommen und gefoltert. Viele andere mussten so wie ich aus dem Land fliehen, da unmittelbar auf den Fall von Tripolis ein großes Chaos folgte. Es gab kein System mehr, nichts mehr, nur noch Terroristen, die alles kontrollierten und mordeten. Drei, vier meiner Kameraden wurden gefangen genommen und anschließend ermordet.
Wie jeder im Fernsehen sehen konnte, wurde auch Gaddafi lebend gefangen genommen, und dann von katarischen oder französischen Kräften, da ist man nicht ganz sicher, aber es gab eine ausländische Beteiligung an der Ermordung Gaddafis und an der von Bruder Mutasim [Sohn Gaddafis, Oberstleutnant in der libyschen Armee], ermordet. Was am 20. Oktober 2011 geschehen ist, war ein echtes Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wir appellieren an alle fortschrittlichen Länder und professionellen Organisationen eine Untersuchung der damaligen Geschehnisse zu fordern. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde ein Anführer während einer Invasion getötet und anschließend wurde nicht einmal der Versuch unternommen, dies zu untersuchen. Wir beschuldigen Frankreich und die USA, dort persönlich Hillary Clinton, sowie die Regierung von Katar, für diese Handlungen verantwortlich zu sein.
Die Armee ist inzwischen im Osten Libyens auf dem Vormarsch und befreit ihn gerade von Terroristen. Viele Menschen kehren bereits in das östliche Libyen zurück, ich bleibe allerdings noch im Exil. Seit 2011 sind mehr als zwei Millionen Libyer ins Exil gegangen. Darüber wird nicht gesprochen. Das ist ein Drittel der Bevölkerung, das sich im Exil befindet! Davon sind eine Million in Ägypten, 800.000 verteilen sich auf Tunesien, Marokko, Algerien, Jordanien, Tschad und Niger. Einer davon bin ich.
Die kapitalistischen westlichen Medien vermittelten von Gaddafi ein Bild als Diktator, der Menschen tötete und die Menschenrechte missachtete. Tatsächlich aber war Gaddafi der Revolutionsführer eines progressiven Landes. Er baute ein Libyen auf, das aus der Kolonialzeit kam. Die Italiener hatten Libyen kolonialisiert. Sie verübten Massaker. Wir waren nur zehn Jahre unabhängig gewesen, die Kontrolle in dieser Zeit hatten die Amerikaner und Briten mit ihren Militärbasen, die wichtigsten Städte wie Tripolis und Bengasi kontrollierten die Italiener. Sie besetzten auch alles fruchtbare Land und die wirtschaftlich wichtigen Einrichtungen.
Um das Land von der westlichen Herrschaft zu befreien und wahre Demokratie einzuführen, führte Gaddafi 1969 eine Revolution an. Basis- bzw. direkte Demokratie, die Herrschaft des Volkes, die Grüne Ideologie, der Ruf nach einer neuen Art von Demokratie, die dem Menschen helfen sollte, am politischen Prozess teilzunehmen. Und was passierte? Man nannte Gaddafi einen Diktator! Warum dauerte es wohl so lange, bis die westlichen Alliierten Gaddafi stürzen konnten? Acht Monate lang wurde Libyen bombardiert! Was ist die Stärke von Gaddafi? Seine Stärke war immer das Volk. Die Libyer sind wirklich für die Ideologie von Gaddafi, sie unterstützen sie und sie kämpften für sie.
Gaddafi hat nicht für sich selbst gekämpft. Das ist nicht wahr, das ist westliche Propaganda. Er kämpfte für sein Land, für die Unabhängigkeit seines Landes. Es gab nie einen echten Aufstand in Libyen. Es waren terroristische Gruppierungen, die die USA geschaffen hatten. Die USA hatten einen Plan für den Nahen Osten und für Nordafrika. Jeder weiß das. Es begann im Irak, Syrien, Libyen, Tunesien, Ägypten, überall. Libyen war kein Einzelfall.
Was passierte? Es gab organisierte terroristische Gruppierungen, die von den westlichen Ländern in Afghanistan und anderswo ausgebildet worden waren, und die in Libyen eingeschleust wurden, um einen „Aufstand“ anzuzetteln. Schon in den ersten zehn Tagen [am 26. Februar 2011] wurde die UN-Resolution 1970 [Wirtschaftssanktionen, Waffenembargo, Einfrierung von Bankkonten, Reiseverbote] beschlossen, die Libyen ein Totalembargo auferlegte und die komplette Einfrierung aller libyschen Guthaben vorsah. Nur einen Monat später [am 17. März] kam es zur UN-Resolution 1973, die eine Militärintervention erlaubte. Was war passiert? Bereits vor der Resolution hatte die französische Armee Bengasi und andere Orte bombardiert. Heute sehen wir das Ergebnis dieser Propaganda. Wäre es ein echter Aufstand gewesen, bei dem das Volk einen Diktator losgeworden wäre, gäbe es heute einen demokratischen Staat.
Gaddafi kämpfte 2011 genau gegen das, was heute aus Libyen geworden ist. Heute ist Libyen ein gespaltenes Land, das von terroristischen Gruppierungen gehalten wird. Und jeder weiß das. Die westliche Politik ist dabei, den Nahen Osten und das, was wir die arabischen Länder nennen, wegen Israel in ein Chaos zu stürzen. [Sie denken] Israel wird erfolgreicher sein, wenn in den arabischen Ländern Chaos herrscht. Ich glaube aber, dass das nicht stimmt.
Die westlichen Länder sind politisch, moralisch und von der Legalität her verantwortlich für das, was in Libyen passiert. Mrs. Clinton kam nach Libyen, Mr. Sarkozy und Mr. Cameron waren hier oft zu Besuch. Sie kontrollierten, was 2011 in Libyen passiert ist. Und sie sind dafür verantwortlich, was in Libyen seither passiert.
Was ist heute in Libyen los, in ganz Nahost? In Libyen spielt sich heute eine komplette humanitäre Katastrophe ab. Es werden keine Gehälter gezahlt, es gibt keine Elektrizität, keine Medikamente. Es gibt nichts. Libyen war eines der reichsten Länder der Region und jetzt müssen die Menschen fast hungern. Darin besteht die humanitäre, moralische und legislative Verantwortung der westlichen Länder. Sie versuchen, durch terroristische Gruppen das Land in einen Hinterhalt zu locken. Alles, was über diese Regierungen gesagt wird, ist Unsinn, Dekoration. Es gibt keine echte Regierung in Libyen. Drei Regierungen? Was in Libyen wirklich passiert, das ist, das jede Stadt in Libyen von einer Terrorgruppe oder von regionalen Milizen kontrolliert wird, auch Tripolis.
Vor zwei Tagen ist in Tripolis Folgendes passiert: Khalifa Gweil, der ein Premierminister von ich weiß nicht was war, hat einen Coup gegen Mr. Sarradsch ausgeführt, der ein von Mr. Léon und Mr. Kobler kreierter Premierminister war. Die tatsächliche Macht haben aber Milizen, die den Großteil von Tripolis kontrollieren.
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Daneben gibt es noch ein Gespräch der amerikanischen Journalistin Susan Lindauer mit Mohamed Fatah, eine libysche Aktivistin. Es geht dabei unter anderem um die Rolle von Hillary Clinton im Libyen-Krieg und deren Unterstützung für die Moslembrüder. Gerade Clinton, die sich als Feministin und Vorkämpferin für Frauenrechte aufspielt, habe den Frauen in Libyen alle Rechte genommen. Unter Gaddafi konnten Frauen abends ausgehen, in Clubs oder auf Partys. Heute müssten sie Angst haben, vergewaltigt oder entführt zu werden. Sie mussten kein Kopftuchtragen und es war ihnen sogar möglich, in kurzen Shorts auf die Straße zu gehen. Heute gebe es wieder erzwungene Frühehen, während unter Gaddafi Frauen erst ab 18 Jahren heiraten durften und nicht zur Ehe gezwungen werden durften. Selbstverständlich war es ihnen erlaubt, Auto zu fahren, sie hatten eigene Häuser und Kreditkarten besessen. Sie waren dem Mann gleichgestellt und sie waren gleichbezahlt. Ihnen standen alle Jobs offen, etliche Frauen waren in hohen Positionen, viele arbeiteten als Ärztinnen, Rechtsanwältinnen und Ingenieurinnen. Die Kinder blieben nach der Scheidung bei der Mutter, solange diese sich nicht anderweitig wieder verheiratete. Als die Islamisten 2011 an die Macht kamen, war das erste Gesetz, das sie am 1. Tag verabschiedeten, die Aufhebung der frauenfreundlichen Scheidungsgesetze. Millionen Frauen hätten ihre Rechte wegen Hillary Clinton verloren.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs erfährt der Hörer einige interessante Details, so zum Beispiel, dass Gaddafi im Vorwahlkampf für das Präsidentenamt der USA 2008 Obama finanziell unterstützte, nicht aber Clinton oder ihre Stiftung.
Fatah rechnet es Gaddafi als Fehler an, dass die Menschen in Libyen vor 2011 nicht darüber informiert worden waren, dass al-Kaida im Land war und welche Gefahr sie darstellte. So seien sie von deren Existenz 2011 total überrascht worden.
Das Gespräch dreht sich auch um die bekannten Gründe, warum der Westen Gaddafi stürzte: wegen seines Plans zur Einführung des Golddinars, seines Einsatzes für ein starkes Afrika, die großen Öl- und Wasservorkommen in Libyen. Interessant: Die Bombardements auf Libyen begannen noch im Februar 2011, im März 2011 wären die Verträge mit den ausländischen Ölfirmen ausgelaufen.
Die westlichen Journalisten, die sich während des Kriegs und danach in Libyen aufhielten, müssten als Kriegsverbrecher bezeichnet werden. Sie hätten sich geweigert, die Gräueltaten der sogenannten ‚Rebellen‘ zur Kenntnis zu nehmen und zu dokumentieren.
Fatah sagte, die USA würden in Sirte den IS nicht nur nicht bekämpfen, sondern ihm sogar helfen.
In dem Gespräch geht es natürlich auch noch um den amerikanischen Wahlkampf, um die Lage in Europa und um die Berichterstattung in den westlichen Medien.


Angelika Gutsche, 24.10.2016


[1] Mustafa al-Elzaidi war ehemals libyscher Gesundheitsminister, heute ist er der Komitee-Koordinator des Libyan Popular National Movement (LPNM)

Dienstag, 25. Oktober 2016



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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US-Regimekritiker befürchtet pro-amerikanischen Putsch auf den Philippinen
25.10.2016. Dr. Paul Craig Roberts, Wirtschaftsexperte und stellvertretender US-Finanzminister unter Ronald Reagan, ist heute ein kritischer Kommentator und Beobachter des US-Regimes und befürchtet, daß die USA einen Putsch gegen den im Juni 2016 gewählten philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte anzetteln könnten. Grund dafür sind unter anderem die Äußerungen des Nationalisten und selbst ernannten „Sozialisten“ Duterte, daß sich die US-Truppen aus den Philippinen zurückziehen sollen, doch US-Verteidigungsminister Ashton Carter hat bereits diplomatisch verklausuliert durchklingen lassen, daß die USA nicht daran denken, der Aufforderung der philippinischen Regierung Folge zu leisten und ihren „Bündnisverpflichtungen“ (die keiner mehr will) „nachkommen werden“.



Endlich: Burundi und Südafrika wollen bei zweifelhaftem Internationalen Strafgerichtshof aussteigen
25.10.2016. Das Parlament Burundis hat dieser Tage den Ausstieg aus dem sogenannten „Internationalen Strafgerichtshof“ (IStGH) mit Sitz in Den Haag beschlossen und auch die südafrikanische Regierung kündigte einen Rückzugsprozeß, der ein Jahr dauern soll, aus dem IStGH an, da dieser nicht mit den Bemühungen Südafrikas für Frieden auf dem afrikanischen Kontinent vereinbar sei. Der IStGH wird von vielen Afrikanern als neokoloniales Instrument betrachtet, da er fast ausschließlich Afrikaner oder Serben (bzw. die Gegner des Westens) verurteilt, während westliche Kriegsverbrecher wie Henry Kissinger, Barack Obama, Tony Blair, George W. Bush, die Clintons, Nicolas Sarkozy oder Joschka Fischer nicht damit rechnen müssen, für ihre Kriege und Massenmorde durch den IStGH zur Verantwortung gezogen zu werden.
Auch die Staatsführungen von Libyen und von der Elfenbeinküste - beide antikolonial eingestellt - wurden 2011 vor dem IStGH angeklagt - im Falle Libyens wurde Staatschef Ghaddafi vorher ermordet, der Prozeß gegen Laurent Gbagbo, gewähltes und 2011 gestürztes Staatsoberhaupt der Elfenbeinküste, läuft noch.

Montag, 24. Oktober 2016



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Oman vermittelt Freilassung zweier US-Bürger aus dem Jemen
24.10.2016. Das Sultanat Oman hat die Freilassung von zwei US-Bürgern, die im Jemen von Regierungstruppen der neuen Koalitionsregierung (besteht aus Anhängern Ansarullah-Bewegung und des Allgemeinen Volkskongresses (GPC) von Ex-Präsident Saleh) gefangengenommen wurden, erreicht. Der Oman ist das einzige Land des Golfkooperationsrates (GCC), welches sich nicht am Krieg gegen den Jemen beteiligt (die USA unterstützen Saudi-Arabiens Krieg gegen den Jemen) und das Sultanat nimmt auch sonst ausgewogene und vermittelnde Positionen ein – z.B. im Konflikt zwischen Iran und den Saudis oder im Syrien-Krieg.











Libyen: „Einheitsregierung“ de facto gestürzt durch Vorgänger-„Regierung“
24.10.2016. Die von der UNO und besonders von den westlichen Staaten aufgezwungene und völlig machtlose „Einheitsregierung“ des Möchtegern-Premierminister Fayez al-Seraj ist nach Tunesien geflohen, nachdem bewaffnete Anhänger des Allgemeinen Nationalkongresses (GNC) unter dessen Parlamentspräsidenten Khalifa al-Ghweil die Gebäude der „Einheitsregierung“ in Tripolis übernommen haben und die Seraj-Leute vertrieben. Das ebenso unfähige GNC-Regime machte sich vor Seraj am libyschen Staat zu schaffen, beide rivalisierende Regime stehen den islamistischen Moslembrüdern nahe – es dürfte also nichts in Libyen verbessern.



Freitag, 21. Oktober 2016



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Deutschland: Lafontaine zweifelt „außenpolitische Zurechnungsfähigkeit“ der GRÜNEN stark an
21.10.2016. Nachdem die Spitzenfunktionäre der Partei DIE GRÜNEN, Katrin Göring-Eckardt und Cem Özedemir, eine Flugverbotszone über Syrien gefordert haben, hat der frühere saarländische Ministerpräsident, Ex-SPD und Ex-Linkenchef Oskar Lafontaine öffentlich die „außenpolitische Zurechnungsfähigkeit“ dieser grünen „Hasardeure“ angezweifelt – vor allem nachdem  Özdemir die damalige Enthaltung Deutschlands im Weltsicherheitsrat (unter FDP-Außenminister Westerwelle) bei Durchsetzung der Flugverbotszone in Libyen als „Fehler“ bezeichnet hat. Offenbar sind sich die Geistesgrößen der grünen Chaotentruppe nicht im Klaren, daß genau diese „Flugverbotszone“ von der NATO als Blankoscheck mißbraucht wurde und  den Krieg in Libyen erst eskalieren ließ, zur Zerstörung der nahezu kompletten Infrastruktur führte, das Land verarmen ließ und eine Flüchtlingswelle auslöste.



SPIEGEL-Interview: Déby erklärts nochmal: Der Westen ist schuld am Chaos in Afrika!
21.10.2016. Nachdem der tschadische Präsident Idriss Déby bei seinem ersten Deutschlandbesuch der Deutschen Welle (DW) ein Interview gegeben hatte und erklärte, daß viele Krisen in Afrika, wie aktuell jene in Burundi oder in Libyen vor allem auf die Einmischung des Westens zurückzuführen sind, da dieser von den örtlichen Gegebenheiten null Ahnung habe, aber dafür eigene Interessen mit ins Spiel bringt, legte er – etwas zurückhaltender – ein weiteres Mal nach. In einem Interview mit dem, in die bundesdeutschen transatlantischen Seilschaften eingebunden „Leitmedium“ DER SPIEGEL erklärte es Déby den außenpolitisch inkompetenten Redakteuren noch einmal, wie der Bürgerkrieg in Mali, die Ausbreitung von Boko Haram in Nigeria, Niger, Tschad und Kamerun, die Flüchtlingskrise und der Sturz Ghaddafis zusammenhängen – unnötig zu erwähnen, daß die es beim SPIEGEL wieder nicht begreifen werden.



Libyen: Vor fünf Jahren wurde Ghaddafi ermordet
20.10.2016. Auf den Tag genau vor fünf Jahren wurde der libysche Revolutionsführer Muammar al-Ghaddafi von radikal-islamischen NATO-Söldnern in der Nähe seiner Geburtstadt Sirte gefangengenommen und auf brutale Weise ermordet. Ghaddafi, der als Symbol der Einheit der libyschen Stämme und damit als eine Art de-facto-Staatschef fungierte war 42 Jahre lang der Garant für eine stabile und sozial gerechte Entwicklung Libyens, nach seinem Tod zerfiel das einstmals reiche Land, welches die NATO bereits in den Monaten zuvor in die Steinzeit zurückgebombt hatte vollends, es herrschen Milizenwillkür und Anarchie, während die Schuldigen für den Libyen-Krieg in den westlichen Staaten nach wie vor auf freiem Fuß sind.



Zum Gedenken an Oberst Gaddafi: ein Rückblick in Kindheit und Jugend


Muammar al-Gaddafi. Heute jährt sich zum fünften Mal der Todestag von Oberst Muammar al-Gaddafi, der am 20. Oktober 2016 bestialisch ermordet wurde. Seinen geschundenen Leichnam stellte man tagelang in Misrata in einem Kühlhaus zur Schau.

Die folgenden Kindheitsbeschreibungen beruhen zum Großteil auf dem Buch „Gheddafi. Una sfida dal deserto“ von Angelo del Boca. Editori Laterza 1998.

Der Vater Gaddafis, Mohamed Abdel Salam, genannt Abu Miniar, gehörte dem relativ kleinen Stammesverband der Gaddadfa an. Die Familie lebte mit ihren Viehherden in der Großen-Sirt-Wüste, wo nahe der Stadt Sirte der kleine Muammar von Mutter Aischa in einem einfachen Beduinenzelt aus Ziegenleder zur Welt gebracht wurde. Sechs Kinder, die sich in den Sümpfen entlang der Mittelmeerküste Malaria zugezogen hatten, waren bereits gestorben[1]; drei Töchter, Salema, Ateka und Alzadina, hatten überlebt. Der Vater war bei der Geburt seines Sohnes fast 60 Jahre alt. Gaddafis Geburtsdatum ist nicht mit letzter Sicherheit anzugeben, da es in jener Zeit in Libyen nicht üblich war, Geburten registrieren zu lassen. Wahrscheinlich ist, dass Gaddafi im Frühjahr 1942 geboren wurde.

Wie schon der Großvater, der 1911 bei Kämpfen gegen die Italiener gefallen war, hatte sich auch der Vater dem Widerstand gegen die Italiener angeschlossen und war in einer Schlacht verwundet worden. Muammar wurde in die Kolonialzeit hinein geboren, gerade hatte der deutsche General Rommel seine Offensive gegen Großbritannien in Libyen gestartet. Als im Dezember 1942 die deutsch-italienische Armee in al-Alamein geschlagen wurde und sich – verfolgt von den britischen Panzern des General Montgomery – aus der Kyrenaika zurückziehen musste, war der Kolonialkrieg, der über dreißig Jahre gedauert hatte und von dem mehrere Generationen gezeichnet waren, zumindest in der Sirt-Wüste zu Ende.

„Ich bin ein Beduine, der nicht lesen und schreiben kann; […] ich trinke Wasser, das ich mit meinen Händen aus Brunnen schöpfe […] ein armer Beduine, der sich verirrt hat, der nicht einmal eine Geburtsurkunde besitzt…“[2], so Muammar al-Gaddafi über sich selbst. Wie Angelo del Boca in seinem Buch „Gheddafi“ erzählt, hütete der kleine Muammar die Ziegen und Kamele der Familie, die mit ihren Herden von einem Weidegebiet zum nächsten zog. Oft waren die Märsche lang und Kräfte zehrend, der kleine Muammar war viel alleine unterwegs und oft auf sich selbst gestellt. In einem Gespräch vertraute Gaddafi 1984 Hamid Barrada an: „Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes die Welt der Beduinen erfahren, habe mit ihnen gelebt, mit den Nomaden unter einem Zeltdach geschlafen. Die Landwirtschaft, die einen ernährt, ist einfach. Die Arbeit wird mit Hilfe der Tiere erledigt, man erntet und sät mit den Händen, man treibt die Tiere zur Weide… man reitet und jagt mit dem Pferd… all diese Dinge habe ich gemacht und so die Mühseligkeiten im Alltag einer Beduinenfamilie kennengelernt.“ Aus diesen Zeiten dürfte Gaddafis Leidenschaft für das Leben im Zelt stammen. Er schrieb: „Das Zelt ist ein Symbol für das einfache Leben. Den Anfang meines Lebens verbrachte ich im Zelt und bis heute ist es mir nicht gelungen, mich an ein Leben in luxuriöser Umgebung zu gewöhnen. Nur im Zelt fühle ich mich wirklich wohl.“[3] Das legendäre Zelt Gaddafis, von den westlichen Medien als Marotte eines exzentrischen arabischen Politikers verspottet, scheint den Oberst geerdet und mit seinen sozialen Wurzeln verlinkt zu haben.

Das beduinische Leben war vom ruhigen Rhythmus des Arbeitens, Betens und Spielens mit Gleichaltrigen geprägt. Muammar liebte es, wenn sein Vater Märchen und Geschichten erzählte oder über den Krieg gegen die Italiener sprach. Das waren meist traurige Erinnerungen, denn nicht nur der Großvater Abdusalam Hamid Abominiar fiel im Jahr 1911 durch eine italienische Kugel, sondern auch dessen Bruder Khamis Hamid kam 1915 durch den Kopfschuss eines italienischen Soldaten ums Leben. Ein weiterer Bruder wurde nach seiner Gefangennahme in den Schufra-Oasen erhängt. Auch Muammars Vater zog sich beim Kampf gegen die Italiener Schussverletzungen zu. Aus den Erzählungen des Vaters erschloss sich dem Kind, welche grausamen Massaker italienische Soldaten begingen, wie sie Menschen verschleppten und die am besten landwirtschaftlich nutzbaren Gebiete für sich konfiszierten.

Gaddafi erzählte in Tripolis 1996 dem italienischen Journalisten del Boca, wie er selbst als Sechsjähriger im Jahr 1948 von einer italienischen Landmine verletzt wurde, die er und seine Kameraden im  Kriegsschrott fanden, der in der libyschen Wüste zurückgelassen worden war. Die Jungs hatten die Auto- und Flugzeugwracks, die zurückgelassenen Waffen und Munitionskisten als Abenteuerspielplatz genutzt und waren dabei unbeabsichtigt in ein Minenfeld eingedrungen: „Meine Eltern weinten, wenn sie sich an die italienische Besatzung erinnerten. Ich habe diese Zeit selbst nicht erlebt, aber ich habe die Folgen dieses Kriegs gesehen. Ich habe ein Land vorgefunden, übersät mit Landminen, die Dörfer zerstört, die Städte verbrannt. Ich selbst habe Verletzungen von einer italienischen Mine davongetragen, hier am rechten Arm. Bei dieser Explosion kamen zwei Kinder ums Leben. Das waren Cousins von mir. Dass ich am Leben blieb, war reiner Zufall.“[4] Dreißig Jahre später sollte in Libyen ein Weißbuch verfasst und an die verantwortlichen Nationen, Italien, Deutschland und Großbritannien, mit Schadenersatzforderungen für die Opfer der Landminen und des Krieges übergeben werden. Diese Forderungen werden bis heute ignoriert.

Das den Weideplätzen der Gaddafis nächstgelegene Dorf hieß Gars Bu Hadi. Es gab dort keine Schule, aber ab und an besuchte ein „fahrender Lehrer“ das Dorf und unterrichtete die Beduinenkinder vor der Moschee oder im Schatten eines großen Baumes. Die Schüler mussten Koransuren auf eine Schiefertafel schreiben und wurden auf diese Art sowohl mit dem Koran als auch mit der arabischen Sprache vertraut.

Da der sechsjährige Muammar ein sehr eifriger Schüler war, beschloss die Familie, ihn auf die zwanzig Kilometer entfernte Volksschule in der Stadt Sirte zu schicken. Im Jahr 1962 begleitete ihn sein Vater dorthin. Der Oberst erzählte: „In dieser Zeit gab es nicht sehr viele Kinder, die zur Schule gingen. Die Formalitäten der Einschreibung waren auf ein Minimum beschränkt: Der Direktor fragte mich, was ich könne, und ich antwortete, ich könne den Koran lesen. Ich wurde in die zweite Klasse aufgenommen. Das war eine Herausforderung für mich. Ich musste schnellstens die vier Grundrechnungsarten erlernen, denn bisher konnte ich nur addieren. Ich hatte Angst, dass ich zurückgestuft werde. Aber schon am Ende des zweiten Trimesters war ich Klassenprimus. Angespornt haben mich die Hänseleien meiner Kameraden, die mich ‚Beduine’ nannten und mir zuriefen: ‚Geh doch wieder zum Schafe hüten!’“[5]

Die Familie nahm harte Entbehrungen auf sich, um den Schulbesuch ihres einzigen Sohnes finanzieren zu können. Aber auch für den kleinen Muammar waren die Jahre in Sirte eine schwere Zeit; zum Essen musste genügen, was ihm die Familie bei seinen wöchentlichen Besuchen mitgab. Ein ehemaliger Mitschüler erzählte: „In der ganzen Schule gab es nur ein oder zwei Beduinenkinder. Die anderen behandelten uns wie Aussätzige. Wir waren so arm, dass wir uns kein Pausenbrot kaufen konnten. Ich glaube, ohne Gaddafi hätten wir uns geschämt. Er aber war stolz darauf.“[6]

Da sich die Familie keinen Schlafplatz in der Stadt leisten konnte, übernachtete der kleine Junge in einer Moschee. Die Solidarität und Barmherzigkeit, die ihm dort zuteil wurden, verknüpft mit dem Studium des Korans, bildeten das Fundament für seine ausgeprägte Religiosität.

Die Zeit in Sirte war auch bestimmend für seine Abneigung gegen Städte, in denen Kaufleute und Händler das Sagen hatten. Gaddafi hielt immer das Leben im Dorf für die bessere Alternative: „Das Dorf ist ruhig, sauber, homogen. Seine Bewohner kennen sich und sind in guten wie in schlechten Zeiten solidarisch. Im Dorf und auf dem Land wird nicht gestohlen. Der Ruf der Familie, das Ansehen des Stammes und des Namens sind wichtig. […] Die soziale Abschreckung ist viel wirksamer als Polizeimacht und Zivilrecht.“[7] In diesen Sätzen drückt sich der Gegensatz zwischen den Nomaden im Landesinnern und den Bewohnern der Küstenstädte aus, der Gegensatz zwischen der Bewahrung der Tradition, die in der Wüste das Überleben sichert, und der Aufgeschlossenheit für Neues, das den städtischen Händlern den Reichtum beschert. Dieser Gegensatz in der Lebensführung von Land- und Stadtbevölkerung führte und führt nicht nur in Libyen immer wieder zu politischen Konflikten.

Der kleine Muammar schaffte es, die Volksschule anstatt in sechs schon in vier Jahren abzuschließen und das, obwohl er in den Ferien mit seiner Familie weit in den Fessan zu neuen Weiden ziehen musste. Diese beschwerlichen Wanderungen dauerten jeweils etwa zwölf Tage. Die Wüstenpiste nach Sebha führte über 500 Kilometer durch Dünenmeere, steinige Ebenen und die ‚Schwarzen Berge’ mit ihren wilden Schluchten. Man rastete in gastfreundlichen Oasen und tiefen Wadis. Der kleine Muammar lernte von den Erwachsenen nicht nur etwas über das Führen von Karawanen, sondern auch über die Harmonie untereinander und den Respekt füreinander, ohne die ein sicheres Reisen in gefährlichen Wüstengegenden nicht möglich war. Dies waren Erfahrungen, die den kleinen Muammar für den Rest seines Lebens prägten. Kam endlich die Wüstenstadt Sebha mit ihren weißen Häusern in Sicht, gab es für die Jungs kein Halten mehr: Laut rufend stürmten sie der Stadt entgegen.

1956 beschloss die Familie, dass der 14-jährige Muammar nicht mehr mit der Familie nach Norden zurückwandern, sondern in Sebha, der Hauptstadt des Fessan, bleiben und dort die Mittelschule besuchen sollte. Die Trennung von seinem Stamm und der Familie, die er nun ein Jahr lang nicht mehr sehen konnte, war sehr schmerzlich. Auch wenn Sebha eine grüne Oasenstadt inmitten der Sahara ist, war für Muammar das Leben in der Stadt bestenfalls ein notwendiges Übel, doch wenigstens war der Schule diesmal ein Schlafsaal angegliedert. Auch dank seines Ehrgeizes konnte Muammar die Mittelschule bereits nach einem Jahr verlassen und besuchte die nächsten vier Jahre das Gymnasium von Sebha.

Wie del Boca richtig bemerkt, waren diese Schuljahre für die politische und intellektuelle Entwicklung Gaddafis prägend. Dank eines kleinen Transistorradios, ein Geschenk seines Vaters, konnte Muammar die feurigen Reden des ägyptischen Präsidenten Nasser verfolgen und sie mit seinen Schulkameraden diskutieren. Unter dem Motto „Freiheit, Sozialismus und Einheit“ hatte 1952 die ägyptische Revolution gesiegt, deren Führer der von Muammar verehrte Nasser war. Muammar entdeckte die Weiten der islamischen, arabischen und afrikanischen Welt, machte Bekanntschaft mit den Unabhängigkeitsbewegungen, die sich gegen Imperialismus und Kolonialismus erhoben und soziale Gerechtigkeit forderten. Er selbst formulierte es so: „Die Ereignisse, die mich am meisten berührten, waren die Aggression gegen Ägypten, die algerische Revolution und die Entstehung der Vereinigten Arabischen Republik, das heißt die Union zwischen Ägypten und Syrien. Ich gehöre zu einer Generation, der von Nasser die Augen für die Politik geöffnet wurden. Er war ohne Zweifel der Anführer im Kampf für die Freiheit und Einheit der arabischen Nation. Er konnte unsere Ablehnung von Kolonialismus, Zionismus, Feudalismus und Ausbeutung in Worte fassen.“[8]

Nachdem Nasser im Juli 1954 den Suez-Kanal verstaatlicht hatte, marschierten im Oktober 1956 englische, französische und israelische Truppen in Ägypten ein. Diesen Ereignissen verdankte Nasser trotz seiner militärischen Niederlage einen überwältigenden politischen Sieg. Er wurde nicht nur für Muammar al-Gaddafi zum großen Vorbild, sondern für die gesamte arabische Welt, in der die Massen zusammenströmten, um für Nasser zu demonstrieren. Als Gaddafi davon hörte, organisierte er eine eigene Schülerdemonstration, die vor das französische Konsulat in Sebha zog, wo er auf einem Schemel stehend seine erste öffentliche, politische Rede hielt. Als auf Druck Moskaus die westlichen Armeen Ägypten wieder verlassen mussten, war Muammar bewusst, dass auch er seinen kleinen Beitrag für die Erstarkung des arabischen Nationalismus geleistet hatte.

Und er trat weiter für die arabische Sache ein. Als 15-jähriger schrieb er an das „Journal de Fezzan“ einen langen Leserbrief, in dem er sich mit der französischen Kolonialpolitik in Algerien befasste und folgende Fragen stellte: Wem hat das in Algerien geförderte Erdöl zugute zu kommen? Wer wird beauftragt, das Erdöl zu fördern? Wer verdient daran? Wer war nach der Entführung des Flugzeugs von Achmed Ben Bellas für den Einsatz der französischen Spezialeinsatzkräfte verantwortlich?[9]

In den Jahren 1957 bis 1961 organisierte der junge Gaddafi unermüdlich immer neue Kundgebungen, einmal für die algerische Unabhängigkeit, ein andermal gegen französische Atomtests in der algerischen Sahara, einmal für die politische Union zwischen Ägypten und Syrien, ein andermal gegen die Ermordung des kongolesischen Präsidenten Patrice Lumumba. Sein Schemel, auf denen er seine leidenschaftlichen Reden hielt, wurde legendär. Kein Wunder, dass die politische Polizei von König Idris längst schon ein Auge auf ihn geworfen hatte.

Für Gaddafi war König Idris ein Kollaborateur im Dienste jener Italiener, die den Generationen seiner Väter und Großväter so großes Leid zugefügt hatten. Er warf Idris vor, in einer Zeit, in der in anderen Ländern Afrikas erbittert um die Unabhängigkeit gekämpft wurde, in der Kyrenaika die Nutzung von Luftwaffen- und Marinestützpunkten an die Briten und in Tripolitanien die Militärbasis „Wheelus Field“ an die US-Amerikaner abgetreten zu haben. Als Ägypten im Juni 1957 König Idris vorwarf, die Benutzung von libyschen Militärbasen für den Einsatz englischer, französischer und israelischer Kampfflugzeuge gegen Ägypten geduldet zu haben, war das Wasser auf die Mühlen Gaddafis, der ab nun seine ganze Kraft darauf verwendete, die Monarchie zu stürzen und Libyen in die Gemeinschaft jener Länder einzugliedern, die für einen panarabischen Nationalismus standen.

1959 bildete er seine erste politische Zelle, deren unbestrittener Führer er war. Ein Zeitzeuge erzählt: „Gaddafi beobachtete aufmerksam jeden Schüler der verschiedenen Klassen und interessierte sich ausschließlich für die mutigen und brillanten, für die, mit einem scharfen Verstand und mit Wagemut, denen er die Unterstützung einer Revolution zutraute. Auch diejenigen waren von Interesse, die an die arabische Einheit glaubten und an die Notwendigkeit eines radikalen Wandels im eigenen Land.“[10]

Gaddafi und seine Weggefährten studierten die Schriften Gamal Nassers wie „Philosophie der Revolution“, daneben beschäftigte sich der junge Agitator mit dem Werk von Jean-Jacques Rousseau und anderer Philosophen und vertiefte sein Koranstudium.
Als nach nur drei Jahren die politische Vereinigung von Ägypten und Syrien am Abfall Syriens scheiterte, bedeutete dies einen enormen Rückschlag für die panarabische Idee. Unverzüglich organisierte der junge Gaddafi eine Pro-Nasser-Kundgebung, bei der Damaskus des Verrats bezichtigt wurde. Die Polizei trieb die Demonstranten auseinander, etliche wurden verhaftet.

Wegen gefährlicher politischer Agitation wurde Gaddafi der Schule verwiesen, ein Abgangszeugnis verweigerte man ihm. Er musste die Stadt verlassen. Doch die von ihm aufgebauten politischen Zellen blieben in Sebha aktiv und arbeiteten weiter.

Nach einem Zwischenaufenthalt im elterlichen Zelt in Gars Bu Hadi schrieb sich Gaddafi am Gymnasium von Misrata ein, wo er die nächsten zwei Jahre nur noch im Untergrund agitierte und sich weiter mit philosophischen, politischen sowie islamischen Schriften befasste. Misrata hatte ein völlig anderes städtisches Umfeld als das damalige, von Wüstenstämmen geprägte Sebha. Die krassen sozialen Gegensätze der Handelsstadt ließen Gaddafis soziales Gewissen erstarken. Er verfolgte die Revolutionen von Mao in China und von Castro auf Kuba, letzteren bewunderte er für seinen Mut, sich gegen die übermächtigen USA zu stellen, dessen Ausrichtung auf die UdSSR lehnte er aber ab, da er die Sowjets für ebenso imperialistisch hielt wie die USA.

Und immer wieder hieß sein großer Held Gamal Nasser, von dessen politischen Ideen später etliche in sein Grünen Buch einfließen sollten. Ein Beispiel: „Wir eliminieren die Klassenunterschiede. Es wird keine Klasse der Blutsauger mehr geben, die alle Früchte der Arbeit erntet.“[11] Ebenso wie Nasser stellte sich Gaddafi gegen die israelische Aggression gegenüber den Palästinensern und warnte vor der Infiltration Afrikas durch die Israelis. Politische Nähe bestand auch mit Allal al-Fassi, dem Präsidenten der marokkanischen Istiklal-Partei, die sich für eine arabische Maghreb-Union einsetzte. Wie frustrierend muss es für den jungen Gaddafi gewesen sein, dass sein eigenes Heimatland zu den am wenigsten fortschrittlichsten und vom Westen am abhängigsten arabischen Staaten zählte.
1963 machte der 21-jährige Gaddafi in Misrata seinen Schulabschluss und fasste den Entschluss, in Libyen eine Revolution vorzubereiten.


Angelika Gutsche
20.10.2016




[1] Muammar al-Gaddafi Erzählung „Der Tod“
[2] Muammar al-Gaddafi „Escapade en enfer et autres nouvelles“, Favre, Lausanne 1996
[3] Gaddafi in einem Kolloquium in Tripolis am 30.11.1996; nach: Angelo del Boca „Gheddafi. Una sfida dal deserto“Laterza 1998
[4] dito
[5] dito
[6] Mirella Bianco „Kadhafi, messager du désert”, Stock, Paris 1973, nach: de Boca “Gheddafi. Una Sfida dal Deserto”
[7] M. Kadhafi, op.cit., nach: de Boca “Gheddafi. Una Sfida dal Deserto”
[8] H. Barrada, M.Kravetz, M Whitaker, op. cit., nach:
[9] Achmed Ben Bella (1918 – 2012): von 1962 – 1965 erster Staatspräsident Algeriens; 1956 war er an Bord eines marokkanischen Flugzeugs von französischen Agenten festgenommen worden.
 nach: de Boca “Gheddafi. Una Sfida dal Deserto”
[10] Zit. in: Moncef Djaziri „État et société en Libye «, L’Harmattan, Pris 1996.  Nach: de Boca “Gheddafi. Una Sfida dal Deserto”
[11] Discours du Président Gamal Abdel Nasser à l’occasion du 9. anniversaire de la Révolution, 22 juillet 1961, Administration de l’Informazione, Il Cairo 1963 ; Nach : de Boca “Gheddafi. Una Sfida dal Deserto”

Donnerstag, 20. Oktober 2016



Unblutige Machtübernahme in Tripolis: Moslembrüder gegen Moslembrüder


Libyen. Die sogenannte ‚Regierung der nationalen Aussöhnung‘ (National Salvation Government NSG) hat unter der Führung von Khalifa Ghweil am 14. Oktober die Kontrolle über das Hauptquartier des Staatsrats in Tripolis übernommen. Die vom Westen eingesetzte ‚Einheitsregierung‘ floh schon vorher mit ihrem Ministerpräsidenten Sarradsch und dem Präsidialrat nach Tunesien.
Währenddessen spricht JamahirijaNews von einer Farce: In Tripolis kämpfe die von den USA, Katar und der Türkei unterstützte Moslembruderschaft gegen die von den USA, Katar und der Türkei unterstützte Moslembruderschaft. Beide seien illegitime Regierungen und mit der Miliz ‚Libya Fadschr‘ (Morgendämmerung) verbunden, die sich aus al-Kaida- und LIFG-Extremisten (Libya Islamic Fighting Group) zusammensetzt.
Zum Verständnis der gegenwärtigen politischen Situation in Libyen ist ein Rückblick unumgänglich. Zur Erinnerung: Bei den Parlamentswahlen am 25. Juni 2014 hatte die daraus hervorgegangene Parlamentsmehrheit eine Interimsregierung unter Premierminister Abdullah al-Theinni gewählt. Beide sind immer noch im Amt, ebenso wie das gewählte, auch international anerkannte, nach Tobruk geflohene Parlament (House of Representatives HoR). Ein anderes Parlament oder eine andere legitimierte Regierung gibt es nicht, denn mit der Bekanntgabe des Wahlergebnisses am 21. Juli 2014 endete das Mandat des General National Council (GNC), der vorher das Parlament gebildet hatte.
Allerdings hatte das Wahlergebnis, bei dem die islamistischen Gruppierungen eine herbe Niederlage hinnehmen mussten, einigen Staaten wie USA/Großbritannien/Frankreich/Katar/Saudi Arabien/Türkei nicht gepasst, da sie ihre Interessen in einem souveränen Libyen nicht gewährleistet sahen. Auch die Moslembrüder, al-Kaida und die anderen islamistischen Milizen, die einen Hauptanteil am Sturz Gaddafis und der Dschamahirija hatten, sahen sich um die Früchte ihrer Kämpfe betrogen, die – wie jetzt offiziell bekannt – ausgefochten wurden mit Waffen, die sie von den USA via Katar bezogen hatten.
Eine Woche vor dem 21. Juli 2014, also bevor das Wahlergebnis offiziell verkündet wurde, griff eine Koalition aus Islamisten und regionalen Milizen zu den Waffen und startete in Tripolis eine bewaffnete Operation mit dem Namen Libyscher Fadschr (Morgendämmerung). Nach wochenlangen Straßenkämpfen gelang ihr am 23. August die Einnahme der Hauptstadt. Der Fadschr rief unverzüglich den GNC dazu auf, seine Arbeit wieder aufzunehmen. Tatsächlich bildete sich eine kleine Gruppe ehemaliger GNC-Abgeordneter und ernannte Omar al-Hassi zum ‚Premierminister‘. Dieser GNC hatte keinerlei Rechtfertigung für die Machtübernahme in Tripolis als reine Gewaltanwendung. Er stellte nichts anderes dar als den politischen Arm der islamistischen Fadschr-Milizen.
Doch nun begann überraschender Weise das große mediale Umetikettieren der politischen Machthaber. Man sprach nicht mehr von einem aus demokratischen Wahlen hervor gegangen Parlament, das von bewaffneten islamistischen Milizen mit Gewalt in den Osten Libyens, zunächst nach Bengasi, dann nach Tobruk, vertrieben worden war, sondern es gab plötzlich „zwei Regierungen und zwei Parlamente“, die sich bekämpften.
Während der Öffentlichkeit vorgegaukelt wurde, einen Aussöhnungsprozess in Gang bringen zu wollen, unterstützte der Westen weiterhin die islamistischen Machthaber in Tripolis. Als offensichtlich wurde, dass diese weder gewilligt noch fähig waren, das libysche Chaos in den Griff zu bekommen und vor allem die Flüchtlingsfrage für die Europäer immer dringlicher wurde, setzte der Westen mit Unterstützung der ‚internationalen Gemeinschaft‘ eine sogenannte ‚Einheitsregierung‘ mit einem Ministerpräsidenten Sarradsch und einen Präsidialrat ein. Die Ankunft dieser Totgeburt erfolgte in Tripolis am 30. März diesen Jahres.
Khalifa Gweil und große Teile seines GNC hatten die ‚Einheitsregierung‘ nie anerkannt. Kurz vor dem Eintreffen der ‚Einheitsregierung‘ und des ‚Präsidialrats‘ in Tripolis rief Gweil eine ‚Regierung der nationalen Aussöhnung‘ (National Salvation Government NSG) aus, die vorgab, einen innerlibyschen Versöhnungsdialog anzustreben. Weite Teile der Administration in der Hauptstadt blieb weiterhin unter der Kontrolle des ehemaligen GNC, nun NSG.
Während es der Libyschen Nationalarmee im Osten des Landes gelang, die dschihadistischen Kräfte so gut wie völlig zu verdrängen und mit Hilfe der Stämme auch alle bedeutenden Erdölterminals von den ‚Patroleum Facilities Guards‘ zurückzuerobern, vergrößerte sich in Tripolis das Chaos von Tag zu Tag mehr. Das völlige Versagen der ‚Einheitsregierung‘ war offensichtlich und ihre Abhängigkeit von dschihadistischen Milizen wurde nun zu ihrem Verhängnis.
Milizen aus Mistrata, die sich stets der unumschränkten Unterstützung der Türkei und anderer Islamisten freundlich gesinnter Regierungen sicher sein konnten, hatten sich zur ‚Einheitsregierung‘ bekannt und in Sirte den IS bekämpft. Sie sollten auch die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis schützen. In letzter Zeit war es bereits wiederholt zu Kämpfen zwischen islamistischen Milizen in Tripolis und jenen aus Misrata gekommen.
Am 14. Oktober stürmten Fadschr-Milizen des NSG nicht nur das Konferenzzentrum in Tripolis, sondern übernahmen ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, auch die Kontrolle über die Stadt. Ghweil rief den Notstand aus und sich selber zum Führer einer, wie er es nannte, ‚historischen Initiative zur Rettung Libyens‘. Ghweil hat in der Stadt wichtige Unterstützer, so den ersten stellvertretenden Präsidenten des GNC, Awad Abdul Saddek, und Ali Ramali, den ehemaligen Chef der Präsidialgarde, die ursprünglich dazu gebildet worden war, die ‚Einheitsregierung‘ zu schützen. Auch der extremistische Großmufti al-Ghariani steht hinter Ghweil. Den Präsidialrat erklärte Ghweil für ‚gefeuert‘.
Natürlich verurteilen die Vereinten Nationen, Martin Kobler, die USA und die EU unverzüglich und einhellig das Vorgehen von Ghweil und seines NSG. Sarradsch rief von Tunesien dazu auf, die Verschwörer unverzüglich festzunehmen. Da die Verschwörer die Verschwörer sind, die die Verschwörer festnehmen sollen, dürfte dieser Aufruf nicht wirklich große Wirkung haben. Die von der Türkei, Katar und den USA aufgerüsteten Milizen der Moslembruderschaft, von al-Kaida und des Libyschen Fadschr bestimmen, wer in Tripolis das Sagen hat. Und sie haben die Seiten gewechselt. Ein Grund dafür könnte das Buhlen der ‚Einheitsregierung‘ um Generalfeldmarschall Hefter aufgrund seiner Erfolge im Osten sein.
Ghweil hat sich auch schon an Theinni, den Premierminister der Tobruk-Regierung, gewandt mit dem Angebot, eine gemeinsame Regierung zu bilden. Eine Vorbedingung wäre, dass Ghweil das gewählte Tobruk-Parlament anerkennt. Dies dürfte für Ghweil unmöglich sein. Und wie sollten jemals die Libysche Nationalarmee unter Generalfeldmarschall Hefter mit den Fadschr-Milizen von Tripolis und den Moslembrüdern von Misrata unter einen Hut passen? Welche Rolle sollte dem Großen Rat der Stämme und Städte zukommen und welche den Kräften der Dschamahirija? Ein sogenannter ‚Gefängnisdialog‘ ist bereits als gescheitert zu betrachten, auch angesichts der brutalen Ermordung politischer Gefangener und der fehlenden Bereitschaft, Gefangene frei zu lassen und an ihre Familien zu übergeben.
Der Osten hat sich jetzt erst einmal in einer Beobachterrolle eingerichtet und schaut zu, inwieweit sich die Islamisten selbst zerlegen.
Die deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Aktuell rivalisieren folgende Energiekonzerne in Tripolis: ENI (Italien), Total SA (Frankreich), Repsol YPS (Spanien), Waha Oil Co. (US-Joint Venture), BP (Großbritannien), Exxon Mobil (USA), Statoil (Norwegen), Royal Dutch/Shell (Niederlande/Großbritannien), Gazprom (Russland), RWE (Deutschland).“

Angelika Gutsche, 17.10.2016


Dienstag, 18. Oktober 2016



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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USA: Trump droht Clinton wegen Libyen-Krieg mit Gefängnis
18.10.2016. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat seiner „demokratischen“ Gegenkandidatin Hillary Clinton mit Gefängnis wegen ihrer umstrittenen Rolle beim NATO-Überfall auf Libyen gedroht. So ging aus gehackten und veröffentlichten E-Mails von Clinton hervor, daß sie wissentlich Waffenlieferungen an radikalislamische Terroristen aus der „Libyan Islamic Fighting Group“ (LIFG), dem libyschen Ableger von Al-Qaida genehmigt und gefördert hat und diese Extremisten zu „demokratischen Oppositionellen“ umetikettiert hat, um weltweite Zustimmung zum Libyen-Feldzug zu erreichen.



Jemen: USA erfinden neue Attacke auf Kriegsschiff, um Krieg zu rechtfertigen
18.10.2016. Bereits angeblich zum dritten Mal, wäre das US-Kriegsschiff „USS Mason“ vor der Küste Jemens von den Huthi-Rebellen mit Raketen beschossen – und natürlich wieder nicht getroffen und beschädigt wurden und auch andere Beweise und Spuren konnten die USA für ihre Aussage nicht liefern. Die Huthi-Bewegung, die offiziell Ansarullah heißt, weist die Anschuldigungen zum wiederholten Mal zurück und auch lokale Medien berichten übereinstimmend, daß – wenn überhaupt - die angeblichen Raketen wohl eher von See aus auf das US-Kriegsschiff geschossen wurden, zumal die Huthis den Küstenstreifen, von dem aus geschossen worden soll, gar nich kontrollieren.



Warum Donald Trump Hillary Clinton mit Gefängnis drohte

Washington. Ein Artikel von Michael Flynn, unter anderem ehemaliger Generalleutnant der US-Armee und Direkter der DIA, wirft Clinton in ihrer Zeit als US-Außenministerin schwerste Verfehlungen vor.

Unter dem Titel „Warum Hillary Clintons Erinnerungen an Libyen schlimmer sind als angenommen“[1] schreibt Michael Flynn[2], dass Clinton nicht nur offensichtliche Fehler zu verantworten hat, die aus Libyen einen ‚failed state’ und das Land zu einer Anlaufstelle für Terroristen machte, in dem vier tote US-Amerikaner zurückblieben, sondern dass sie auch die Anti-Terror-Gesetze der USA verletzte. Eine genaue Analyse um die Vorgänge um den 11. September 2012 in Bengasi zeige, dass Hillary Clinton in Libyen wissentlich radikale islamistische Terroristen mit Waffen versorgt habe.

Schon als der ‚Arabische Frühling’ des Jahres 2011 als ‚spontaner pro-demokratischer Aufstand’ beschrieben wurde, sei dies falsch gewesen. Damals seien die Verbindungen der Aufständischen zu radikal-islamistischen Extremistengruppen längst bekannt gewesen. Für die Rebellion  seien  Dschihadisten rekrutiert worden, die vorher in Afghanistan und im Irak amerikanische Soldaten getötet hätten. Die von Hillary Clinton unterstützten Anführer dieses sogenannten ‚zivilen Aufstands’ seien Mitglieder der Libyan Islamic Fighting Group (LIFG) gewesen, die al-Kaida die Treue geschworen hatten. Sie hätten sich geweigert, von nicht-islamischen Kommandanten Befehle anzunehmen und hätten den Führer der libyschen Rebellenarmee, Abdel Fattah Younes, ermordet.

Unter Gaddafi hätten die LIFG-Mitglieder zunächst im Gefängnis gesessen, bis hunderte von ihnen im Rahmen eines ‚Deradikalisierungsprogramms’ entlassen worden waren. Dieses Programm wurde von einem in Katar im Exil lebenden, der Moslembruderschaft nahe stehenden libyschen Kleriker namens Ali al-Sallabi geleitet. Die Dschihadisten mussten der Gewaltanwendung gegen Gaddafi abschwören, was sie nicht daran hinderte, unmittelbar nach ihrer Entlassung den Kampf gegen Gaddafi wieder aufzunehmen.

Michael Flynn schreibt, dass es zu dieser Zeit bereits genügend Beweise gab, dass Clintons ‚pro-demokratische Demonstranten’ aus radikalen Islamisten bestanden und dass die Behauptung, Gaddafi plane ein Massaker an Zivilisten, nicht wahr sei. Aus Aussagen von libyschen Ärzten vor den Vereinten Nationen sei auch eindeutig hervorgegangen, dass Gaddafi bei den Kämpfen Ende Februar 2011 allein gegen männliche Aufständische vorgegangen sei und auch nach der Rückeroberung von Städten keine Zivilisten angegriffen habe.

Seit 2007 hatten die USA mit Libyen volle diplomatische Beziehungen gepflegt und Gaddafi sei ein wichtiger Partner im Kampf gegen den Terrorismus gewesen.

Das Wall Street Journal habe geschrieben, dass LIFG und die mit ihnen verbündeten Dschihadisten mit dem Segen der USA aus Katar mindestens 18 Schiffsladungen Waffen erhalten hätten. Die Lieferungen hatte Ali al-Sallabi, der Kleriker in Katar, eingefädelt. Das Geld zur Bezahlung der Waffen stammte laut der Washington Post von den eingefrorenen libyschen Staatskonten. Clinton hatte Obama gegen den Rat der Anwälte des State Departments und des Verteidigungsministeriums überzeugt, die ‚Rebellen’ diplomatisch voll anzuerkennen, was diesen den Zugriff auf die libyschen Konten erlaubte.

Ein amerikanischer Waffenhändler namens Marc Turi ist beschuldigt worden, Waffen an islamistische Milizen über Katar nach Libyen zu liefern. Nachdem Turi mit der Veröffentlichung von Emails gedroht hatte, die belegen könnten, dass Clinton diese Waffenverkäufe genehmigt hatte, wurde die Anklage gegen Turi im Oktober 2016 fallengelassen.

Dies führt zu dem Punkt, der Trump im zweiten TV-Wahlkampfduell veranlasste, Hillary Clinton Gefängnis anzudrohen. Denn der Anführer der Rebellen, an den Waffen geliefert wurden, befindet sich auf der vom State Departments erstellten Liste ausländischer Terrororganisationen. Die Lieferung oder auch nur der Versuch, Terroristen materielle Unterstützung zukommen zu lassen, stellt einen Gesetzesverstoß dar, der mit Gefängnis von 15 Jahren bis lebenslänglich bestraft wird.

Daneben hat Katar der Clinton-Stiftung zwischen einer und fünf Millionen US-$ gespendet. Dies dürfte mit ein Grund gewesen sein, warum Clinton den Mitgliedern der königlichen Familie bevorzugt Termine im State Department einräumte. Laut Washington Post äußerte sich Clinton gegenüber arabischen Führern, dass die Militärkampagne gegen Libyen für sie von persönlicher Wichtigkeit sei.

Michael Flynn zieht aus all dem den Schluss, dass Hillary Clinton in der Außenpolitik bezüglich Libyen mehrere Grenzen überschritten hat: Ihre Lagebeurteilung war extrem schlecht, da sie militärische und geheimdienstliche Berater ignorierte; sie geriet in persönliche Interessenkonflikte zur USA-Außenpolitik und, am wichtigsten, sie könnte wieder einmal gegen das Gesetz verstoßen haben.


Angelika Gutsche, 16.10.2016




[2] Michael T. Flynn ist laut Wikipedia ein ehemaliger Generalleutnant der United States Army und vormaliger Direktor der Defense Intelligence Agency (DIA) sowie vormaliger Kommandant der Joint Functional Component Command for Intelligence, Surveillance and Reconnaissance (JFCC-ISR) sowie ehemaliges Mitglied des Military Intelligence Board.