Freitag, 21. September 2018



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Senilkonfus: OAS-Generalsekretär fordert Krieg gegen Venezuela!
21.9.2018. Der greise Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Luis Almagro, erklärte auf einem Besuch in Kolumbien, daß eine bewaffnete Intervention in Venezuela eine Option sei, die nicht ausgeschlossen werden solle, um die demokratisch gewählte Linksregierung zu beseitigen, was selbst den sofortigen Widerspruch von 11 rechts regierten Staaten Lateinamerikas, darunter Brasilien, zur Folge hatte. Offenbar ist Almagro nun vollends senil und vetrottelt oder vom Trump-Regime eingekauft (oder beides), denn er verglich die lediglich mit einer extremen Wirtschaftkrise kämpfende venezuelanische Regierung mit dem Regime der Roten Khmer in Kambodscha oder dem Völkermord in Ruanda 1994, was zeigt, daß Almagro von Geschichte und Politik offensichtlich generell keine Ahnung hat.
Nach Luis Moreno Ocampo, dem ehemaligen Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH), taucht nun mit Almagro ein weiterer, völlig korrumpierter internationaler Funktionär auf, der sich die Wahrheit zurecht biegt, um eine Intervention zu rechtfertigen. Moreno Ocampo war 2011 Mit-Erfinder der Kriegsgründe für den NATO-Überfall auf Libyen.



Neue Beweise in MH-17-Affäre: Passagierflugzeug wurde von ukrainischer Rakete abgeschossen
21.9.2018. Hochrangige russische Militärs haben diese Woche Beweise vorgelegt, aus denen hervorgeht, daß die BUK-Luftabwehrrakete, mit denen der Flug MH-17 über der Ukraine im Juli 2014 abgeschossen wurde, aus ukrainischen Beständen stammt. So konnte anhand der Seriennummer auf den Wrackteilen ermittelte werden, daß die Rakete zu einer Lieferung gehörte, die 1986 an sowjetische Truppen, welche auf dem heutigen ukrainischen Staatsgebiet stationiert waren, geliefert wurde und daß die Rakete nach dem Abzug der Sowjets vor Ort verblieb und wie viele Waffensystem von der ukrainischen Armee übernommen wurde.

Dienstag, 18. September 2018



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Skandal in Syrien: Arabische Filmteams inszenieren bereits angeblichen „Giftgasangriff“
15.9.2018. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums und des internationalen investigativen Journalistenverbundes „Voltaire-Netzwerk“ bereiten islamistische Rebellen in der Stadt Jisr al-Shughour, die zur Rebellenhochburg Idlib gehört, eine Simulation eines angeblichen „Giftgasangriffes“ durch die syrische Regierung vor und haben bereits zwei Behälter einer toxischen Chlorsubstanz in die Stadt gebracht, wo Film-Teams von mehreren Fernsehsendern des Nahen Ostens und der regionalen Vertretung eines großen US-Fernsehsenders am 11.9. angekommen sind. Der britische Geheimdienst MI6 plane eine Operation unter falscher Flagge mit Hilfe „seiner“ Rebellen, um sie der syrischen Regierung (welche genau weiß, daß ein Giftgasangriff eine Intervention zur Folge hätte!!!) in die Schuhe zu schieben und einen militärischen Angriff der NATO-Staaten zu rechtfertigen.




Die libyschen Stämme lehnen jede Einmischung von außen ab


Libyen. Der Minimalkonsens des Westens besteht im Wunsch nach Neuwahlen

Die Versammlung der libyschen Stämme hat prinzipiell jede Hilfe aus dem Ausland abgelehnt. Es wurde beschlossen, dass Libyen ausschließlich durch eigene Anstrengungen aus dem Würgegriff der Dschihadisten, die das libysche Territorium zerstückelt haben, befreit wird. In Tripolis sind bereits Kämpfe im Gange.

Die USA hatten Frankreich beauftragt, in Libyen für die Wiederherstellung einer kolonialen Ordnung zu sorgen. Im August widerriefen die USA jedoch dieses Mandat an Frankreich und beauftragten mit dieser Aufgabe stattdessen das neuerdings von Nationalisten regierte Italien.

Frankreich ließ sich jedoch nicht davon abhalten, weiterhin an dem alten Auftrag festzuhalten, hatte es doch schon mehrere Treffen der rivalisierenden Parteien in Paris organisiert.

Am 1. September 2018 unterzeichneten die USA, Italien, Frankreich und Großbritannien ein gemeinsames Kommuniqué, in dem gefordert wird, die am 6. Juni 2018  vom Präsidenten des UN-Sicherheitsrats verkündeten Beschlüssen bezüglich Libyen zu respektieren.

Da diese Beschlüsse auf die Bemühungen Frankreichs verweisen, wurde in der Resolution einzig die Forderung nach Neuwahlen übernommen. Weder dem Sicherheitsrat noch den vier Westmächten war es möglich, über diesen Minimalkonsens hinausgehende Beschlüsse zu fassen. 

A. Gutsche


http://www.voltairenet.org/article202718.html



Versammlung der Städte und Stämme in Tarhouna

Libyen Unter dem Motto „Gemeinsam für Libyen" hat die Versammlung der Städte und Stämme seine Unterstützung für die 7. Brigade und alle mit ihr verbündeten Verbände erklärt.

Die Allgemeine Versammlung der libyschen Städte und Stämme hat am 15. September in Tarhouna getagt. Es nahmen viele Älteste, Würdenträger und Stammesangehörige aus West-, Süd- und Ost-Libyen unter dem Motto „Gemeinsam für Libyen" teil. Der Versammlung erklärte ihre Unterstützung für die 7. Brigade (Tarhouna-Miliz) und alle mit ihr verbündeten bewaffneten Verbände, die gegen die "Milizen, die Tripolis und seine staatlichen Institutionen kontrollieren", vorgehen.
„Der Präsidialrat hat von heute an drei Tage Zeit, um diese Milizen aufzulösen“, so die Versammlung. Sie erklärte, die Waffen der Milizen müssen den staatlichen Behörden übergeben und Kriminelle vor Gericht gestellt werden. „Alle Gefängnisse unter der Kontrolle dieser Milizen sollen den staatlichen Behörden überstellt werden."
Die Erklärung stellte sich auch gegen Sicherheitsmaßnahmen, die nicht zur sofortigen Auflösung von Tripolis-Milizen führten. Es wurde die Bildung einer gemeinsamen Streitmacht und der Polizei gefordert, um in Tripolis die Sicherheit zu gewährleisten. Die UN-Mission für Libyen müsse mit allen Akteuren ernsthaft zusammenzuarbeiten, um in Tripolis Frieden und Stabilität wieder herzustellen. „Alle Bemühungen sollten sich auf das aktuelle Problem in Tripolis konzentrieren und ein Ausschuss sollte gebildet werden, um die Entscheidungen, die heute in der Versammlung getroffen wurden, weiter zu verfolgen."

 A. Gutsche

https://www.libyaobserver.ly/news/tribal-gathering-libya%E2%80%99s-tarhouna-backs-7th-brigade-movements-rejects-security-measures


https://www.ledauphine.com/france-monde/2018/09/11/affaire-libyenne-le-fils-de-kadhafi-accable-
de-nouveau-sarkozy-dans-une-lettre
 

Saif al-Islam Gaddafi belastet Nicolas Sarkozy

Libyen. Saif al-Islam Gaddafi hat in einem Schreiben an die französische Justiz vom 11. September 2018 Nicolas Sarkozy schwer belastet.
 
Le Monde
lag das achtseitige, in arabischer Sprache verfasste und über eine britische Anwaltskanzlei
zugestellte Schreiben von Saif al-Islam Gaddafi vor. Es geht darin um den Geldtransfer, der von
Claude Guéant durchgeführt wurde. Libyen hatte mit Millionen den Wahlkampf von Nicolas Sarkozy
unterstützt.
In dem Schreiben heißt es, Nicolas Sarkozy „war der Gegenkandidat von Dominique de Villepin,
dessen Erfolgsaussichten laut in Auftrag gegebener Berichte als eher dürftig eingeschätzt wurden.
Dies führte dazu, dass der libysche Staat ein Interesse daran hatte, Sarkozy zu unterstützen. Er hat in
der Tat eine Summe von zwei Millionen Euro erhalten".
Der ehemalige französische Präsident, der im März diesen Jahres wegen "passiver Bestechung,
illegaler Wahlkampffinanzierung und Veruntreuung öffentlicher Gelder" angeklagt worden war, habe
den ehemaligen Generalsekretär Claude Guéant nach Libyen geschickt, um das Geld abzuholen".
Laut Saif al-Islam Gaddafi wurden die diesbezüglichen Kontakte 2006 während Verhandlungen über
den Kauf von Airbus-Flugzeugen an Libyen geknüpft.
Saif Al-Islam Gaddafi gab die Anekdote zum besten, wie sich Claude Guéant mit den Füßen auf den
vor Geldscheinen überquellenden Koffer stellen musste, damit dieser geschlossen werden konnte.
Claude Guéant sei dann mit diesem Geldkoffer zurück nach Frankreich gereist.
Claude Guéant streitet alles ab.

Dienstag, 11. September 2018

IS-Terrorakt in Tripolis


Libyen. In Tripolis stürmten Bewaffnete die Nationale Ölgesellschaft (NOC).

Wie der LibyaObserver und andere libysche Presseorgane berichten, wurde das Gebäude am 09. September von sechs Bewaffneten gestürmt, die das Feuer auf das Sicherheitspersonal eröffneten und sich ihren Weg zum Teil frei sprengten.

Zwei der Angreifer konnten bei dem Feuergefecht getötet werden, zwei andere sprengten sich selbst in die Luft, wobei das Gebäude beträchtliche Beschädigungen erlitt. Auch unter den im Gebäude Beschäftigten soll es zu Verletzungen gekommen sein.

Die Angestellten, die inklusive dem Chef der NOC, Mustafa Sanella, auf das Dach des Gebäudes geflohen waren, konnten inzwischen gerettet werden.

Vermutlich handelt es sich um einen Terrorakt des IS vergleichbar dem auf die Nationale Wahlbehörde in Tripolis im Mai diesen Jahres.
 Wirklich erstauntlich ist dabei, dass die westliche Presse über dieses Ereignis berichtet. Bisher wurden fast alle Gräueltaten, die in Libyen vom IS und von dschihadistischen Milizen, häufig Verbündete der international anerkannten 'Einheitsregierung', begangen wurden, komplett ignoriert.

https://www.libyaobserver.ly/news/libya%E2%80%99s-oil-institution-under-attack


A. Gutsche



Ein Plan B für Libyen

 Libyen. Durch den Einmarsch der Tarhouna-Miliz und mit ihr verbündeter Milizen in Tripolis wurden die Karten neu gemischt. Die Menschen schöpfen wieder Hoffnung.


Nach der unter der Vermittlung von UN-Sondergesandten für Libyen Ghassen Salamé zustande gekommenen Waffenruhe, an die sich die meisten Milizen halten, wurde aus den hauptsächlich umkämpften südlichen Stadtgebieten eine gespenstische Ruhe vermeldet, keine Fußgänger und kein Autoverkehr. Im Großen und Ganzen scheint der Waffenstillstand zu halten.
Am 5. September hielt Ghassan Salamé vor dem UN-Sicherheitsrat eine beachtenswerte Rede über die jüngsten Vorgänge in Tripolis und die Situation in Libyen.[1]  Erstmals gab er zu, dass die Ruhe, die vor dem Angriff der Tarhouna-Miliz und ihrer Verbündeten am 26. August geherrscht hatte, nur Fassade gewesen sei.
Seiner Einschätzung nach sei Libyen von einer Notsituation in die nächste geraten. Salamé nannte in diesem Zusammenhang den Angriff auf den Ölhalbmond im Juni 2018 und den Überfall auf das Tawerga-Flüchtlingslager in Tripolis vom 10. August. Die Tawerganer könnten immer noch nicht in ihre Heimat zurück, da die Voraussetzungen dafür wie eine funktionierende Infrastruktur nicht gegeben seien. Weiter führte er den Anschlag auf die Hohe Wahlkommission vom 2. Mai und der auf Polizisten bei Zliten durch den IS am 23. August an. Er vermerkte kritisch, dass tschadische Oppositionskräfte und die tschadische Regierung von Südlibyen aus operierten. Außerdem machte er auf die unsägliche Lage in den Gefängnissen und Gefangenenlagern aufmerksam sowie auf den schlechten Lebensstandard, unter dem die libysche Bevölkerung leide. So weit, so schlecht und bekannt.
Brisant wurde Salamés Rede, als er zugab, dass die bisher in Tripolis herrschenden „Sicherheitskonfigurationen“ die Einwohner, den Staat und die Institutionen ausgeraubt hätten. Es sei entführt, gefoltert und gemordet worden. Die Libyer hätten es satt, „an der Armutsgrenze zu leben, während ihre nationalen Ressourcen von bewaffneten Banditen geplündert werden.“
Die UN-Mission werde sich bemühen, Grundlagen für die Stabilisierung des Landes „durch die Vereinigung der Institutionen des Sicherheitssektors zu schaffen“.
Laut Salamé habe sich die libysche Öffentlichkeit entschieden, dass der Wandel friedlich und demokratisch durch Wahlen vonstatten gehen soll. Allerdings würde das Parlament seine  diesbezüglichen Aufgaben nicht erfüllen.
Und dann drohte Salamé: Sollten die politischen Kräfte wie Parlament und Präsidialrat nicht endlich in die Gänge kommen, um einen friedlichen Wandel zu bewerkstelligen, gebe es auch andere Wege. „Wir werden sie nicht nur ohne zu zögern, sondern sogar mit Begeisterung beschreiten.“

Plan B
Mit diesen anderen Wegen könnte der neue Plan B der UN-Sonderbeauftragten für Libyen, Stephanie Williams, gemeint sein. Der LibyaObserver [2] legt in einem Kommentarbeitrag Einzelheiten des Plans offen. So soll in Libyen ein Nationalkongress abgehalten werden, der die Anerkennung aller politischen Institutionen aufhebt, die ihre Legitimität aus der UN-Resolution 2259[3], in der es um das Skhirat-Abkommen und die Einsetzung der sog. 'Einheitsregierung' geht, beziehen. Dieser Kongress soll dann den UN-Sicherheitsrat bitten, innerhalb von sechs Monaten Parlamentswahlen auf der Grundlage der bestehenden Wahlgesetze abzuhalten. Die letzten Vorbereitungen für diesen Plan B sollen auf der im November in Italien geplanten Libyen-Konferenz getroffen werden.
Im Moment werde die Teilnehmerliste diskutiert. Der Einfluss der derzeitigen Machthaber wie 'Einheitsregierung', Parlament und General Hafter soll begrenzt und dafür Stammesführern und politischen Aktivisten größeres Gewicht gegeben werden, ebenso wie Pro-Gaddafi-Gruppen.
Als Problem würden sich vermutlich die Milizenführer in Tripolis erweisen, da sie von dem momentanen Chaos profitieren. Auch Khalifa Hafter, der von vielen als CIA-Mann betrachtet wird, könnte ein Störfaktor werden.
Der Wahlprozess würde schrittweise erfolgen. Wahlen sollen sukzessive in als sicher eingestuften Gebieten durchgeführt werden. Ein souveränes und voll arbeitendes Parlament soll daraus gebildet werden, das eine Regierung unabhängig von der Anzahl der schon gewählten Mitglieder ernennen könnte.
Außerdem müssten die konkurrierenden internationalen Agenden gestoppt werden, insbesondere die von Frankreich. Die Verfolgung krimineller Finanzaktionen von korrupten Politikern, Milizenführern und Schmugglern müsse oberste Priorität haben.
Die religiöse Gruppe der Madkhalis, deren geistiges Zentrum in Saudi Arabien liegt, werde als Bedrohung eingestuft. Bestimmte Milizen im Westen Libyens sollten dazu ermutigt werden, gegen die Madkhalis vorzugehen.
Abschließend heißt es, dass der UN-Plan B für Libyen nicht den Vorstellungen der libyschen Revolution entspricht, da er Anhänger von Gaddafi an die Macht bringen wird. Es würde sich nur um eine oberflächliche Demokratie handeln, die aber Stabilität brächte, nicht unbedingt Freiheit: „Doch solange keine pro-demokratischen Käfte in Libyen in der Lage sind, eine brauchbare Alternative zu bieten, haben sie keine andere Wahl, als sich mit Plan B zufrieden zu geben.“

General Hafter schießt quer
Lange hat man nichts mehr von General Hafter gehört. Doch nun sagte er, er habe einen Plan, wie er Tripolis befreien wolle. Den Milizenführern bot er seine Hilfe an, wenn sie sich ins Ausland absetzten würden. General Hafter scheint dabei übersehen zu haben, dass es die Stämme sind, die gerade dabei sind, Tripolis zu befreien.
Laut Hafter sei der aktuelle Verfassungsentwurf eine Katastrophe. Dies dürfte zumindest für ihn persönlich zutreffen, denn nach dem Verfassungsentwurf dürfen die Präsidentschaftskandidaten keine zweite Staatsbürgerschaft haben. Hafter besitzt neben der libyschen auch die US-amerikanische und ist somit zu den Wahlen nicht zugelassen.
Der alte und kranke General Hafter dürfte sich als Störfaktor erweisen, da er schon jetzt damit drohte, die Wahlen nicht anzuerkennen, sollten sie sich als „unfair“ erweisen. Und er wird jede Wahl, die er nicht gewinnt, als „unfair“ bezeichnen.

Nichtsdestotrotz ist die Bevölkerung angesichts der Vorgänge in Tripolis voller Hoffnung, dass in nicht allzu langer Zukunft wieder der Frieden in Libyen einkehrt.

A. Gutsche




[1]    https://www.libyaherald.com/2018/09/06/salame-talks-tough-in-his-latest-libya-brief-to-unsc/
[2]    https://www.libyaobserver.ly/opinions/can-plan-b-save-libya-here-are-obstacles-it-must-overcome
[3]    http://www.un.org/depts/german/sr/sr_15/sr2259.pdf

Freitag, 7. September 2018

Tripolis: Kämpfe und/oder Waffenstillstand


Libyen. Um die Kämpfe in der libysche Hauptstadt ist auch ein Propagandakrieg entbrannt.

In Tripolis wurde am 5.9. ein Waffenstillstand unter Vermittlung des UN-Sondervermittlers für Libyen Ghassan Salamé  zwischen der „Einheitsregierung, Militärkommandanten, dem Sicherheitsapparat und bewaffneten Gruppen“ unterzeichnet. Etliche Milizen waren aber nicht anwesend. Tatsächlich scheinen die Kämpfe in der Stadt anzuhalten. Der Flughafen von Mitiga ist bleibt geschlossen. Die 'Einheitsregierung' unter Sarradsch hat ein Krisenkomitee gegründet. Erst gestern hatte  MiddleEastEye geschrieben: „Vor diesem Hintergrund ist die Unfähigkeit der 'Einheitsregierung', keine Einigung zwischen den bewaffneten Gruppen herbeiführen zu können, die ihr zumindest nominell unterstehen, keine Überraschung. Daraus folgt die Frage, was von ihrer Glaubwürdigkeit noch übrig bleibt.“ Es kann vermutet werden, dass die Einheitsregierung mit der Ausrufung eines Pseudo-Waffenstillstands Handlungsfähigkeit vortäuscht.

Derweil kommen immer neue Nachrichten aus der Hauptstadt, die bereits seit dem 27. August umkämpft ist. So sollen sich unter den 400 Gefangenen, die vor drei Tagen aus dem Ruwaimi-Gefängnis entfliehen konnten,  auch die 45 Libyer befinden, die vor einer Woche von einem Gericht in Tripolis zum Tode verurteilt wurden.

Der Innenminister der Einheitsregierung gab bekannt, dass das US-amerikanische Botschaftsgebäude in Brand geschossen wurde. Dies wurde später wieder dementiert. Wegen der Kämpfe ist der Brandherd für die Feuerwehr nicht erreichbar.

Nachdem sich vor drei Tagen zunächst das gesamte Internet erheblich verlangsamt hatte, wurde Facebook komplett abgeschaltet. Die libysche Telecom behauptet, es handle sich um ein technisches Problem. Allerdings machten demokratische und Menschenrechtsorganisationen die 'Einheitsregierung' unter Sarradsch  für die Facebook-Sperrung verantwortlich.

Die Special Deterrence Force, die bisher hauptsächlich bemüht war, ihr Misrata-Gefängnis mit tausenden illegal gefangengehaltenen politischen Gefangenen zu bewachen, scheint aktiver in die Kämpfe einzugreifen. Eine Miliz aus Misrata soll sich nun an der Bewachung beteiligen. Die Milizen der Stadt Misrata sind aber gespalten, ein Teil soll die Tarhouna-Miliz unterstützen, ein Teil die Milizen der 'Einheitsregierung'. Über den genauen Stand der Kämpfe kursieren unterschiedliche Berichte.

Der italienische Innenminister Mateo Salvini gab bekannt, Italien werde sich nicht an einer militärischen Intervention in Libyen beteiligen. Wie der österreichische Kurier vermeldet, sind seit Januar 2018 350 italienische Militärs zur Unterstützung der libyschen Behörden gegen illegale Einwanderung und Terrorismus in Libyen engagiert, die Hälfte davon bei Misrata.
Salvini  beschuldigte Frankreich aus wirtschaftlichen Erwägungen in Libyen aktiv zu sein: „
Militäreingriffe lösen nichts, das sollte jeder begreifen. Ich denke, dass hinter dieser Gewaltwelle in Libyen jemand steckt, der bereits einen Krieg geführt hat, den man hätte nicht führen sollen. Jemand, der die Demokratie aus wirtschaftlichen Interessen zu exportieren versucht hat, was nie funktioniert." Die italienische Verteidigungsministerin Elisabetta Trenta von der Fünf-Sterne-Bewegung sagte in Hinblick auf Frankreich: „Libyen befindet sich in dieser Lage, weil jemand 2011 den eigenen Interessen gegenüber jener der Libyer und Europas den Vorrang gegeben hat".
Italien ist besorgt, dass die Abkommen in Sachen Migrationsbekämpfung zwischen der 'Einheitsregierung' und Italien ihre Gültigkeit verlieren könnten und die libysche 'Küstenwache' nicht mehr in der Lage sein könnte, die Küste zu kontrollieren. Allerdings wurden Medienberichte, wonach die Mitarbeiter der italienischen Botschaft Tripolis verlassen hätten, vom libyschen Innenminister dementiert. Ebenfalls dementiert wurden Presseberichte, nach denen das Hauptquartier der 'Einheitsregierung' von Bewaffneten angegriffen worden sei, woraufhin die Sicherheitskräfte die Flucht ergriffen hätten.

Die Todesrate während der Kämpfe in Tripolis ist laut Angaben der 'Einheitsregierung' auf mindestens 61 gestiegen, es soll 159 Verletzte geben, darunter auch Zivilisten. Beim Löschen eines in Brand geschossenen Öltanks südlich von Tripolis wurden zwei Feuerwehrmänner verwundet.


A. Gutsche 

 
http://www.xinhuanet.com/english/2018-09/04/c_137444511.htm
https://www.middleeasteye.net/columns/tripoli-will-remain-focal-point-competitive-violence-1082017255
https://www.libyanexpress.com/death-toll-in-tripoli-clashes-reached-over-60-health-ministry-says/
https://www.libyaobserver.ly/news/un-brokers-ceasefire-libyas-warring-armed-groups
https://www.libyaherald.com/2018/09/05/un-brokered-ceasefire-agreed-in-south-tripoli-militia-fighting/


Donnerstag, 6. September 2018



Libyen im August 2018 – Monatsrückblick

Libyen. Was geschah… eine unvollständige Auflistung

August 2018Hinweis: Unter dem 28./29./ff August finden sich Berichte über die gerade stattfindenden schweren Kämpfe in Tripolis.
01.08.  SputnikNews gibt noch einmal die Prophezeiung von Muammar al-Gaddafi vor seinem Sturz wieder: „Hört zu, Nato-Volk, Ihr zerbombt die Mauer, die zwischen euch und den afrikanischen Migranten und den al-Kaida-Terroristen auf ihrem Weg nach Europa steht. Diese Mauer war Libyen und ihr macht sie kaputt.“[1]
01.08.  In der Zeit[2] erschien ein Interview mit Hanan Salah, die für Human Rights Watch Menschenrechtsverletzungen in Libyen dokumentiert. Die EU dürfe das nicht noch verstärken: „Das [libysche] Innenministerium der Regierung für Nationale Einheit trägt ganz klar die Verantwortung für die grauenhaften Zustände in den Gefängnissen.“
02.08.  Nachdem ein Video von den drei am 6. Juli entführten Ingenieuren (zwei Filipinos und ein Südkoreaner) in den sozialen Netzwerken erschienen ist, entsandte Südkorea ein Kriegsschiff an die libysche Küste. Es soll dort für einen etwaigen militärischen Angriff in Bereitschaft stehen. Die Ingenieure arbeiteten an einem Wasserprojekt. Zu der Entführung hat sich bisher niemand bekannt.
02.08.  In Sebha wird der 24-jährige Journalist Musa Abdelkarim von Unbekannten entführt, gefoltert und ermordet. Seine Leiche wurde am Straßenrand abgelegt.
02.08.  Laut der UN-Sondermission für Libyen wurden im Juli drei Tote und fünf Verwundete aufgrund von Gewalttaten gezählt. Dies ist die niedrigste Zahl seit Jahresbeginn.
03.08.  Laut dem italienischen Journalisten Daniele Pozzati hat sich Donald Trump entschlossen, die Libyenpolitik des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte zu unterstützen und nicht die des französischen Präsidenten Macron. Daraus würde sich zwischen Rom und Paris ein Konfrontationskurs ergeben, insbesondere bei Migrations- und Wirtschaftsfragen. Bei dem Treffen zwischen Conte und Trump am 30. Juli in Washington sei es vor allem um Libyen gegangen. Conte plane im Herbst eine internationale Konferenz zu Libyen, die in Rom stattfinden soll. Libyen fehle immer noch eine zentrale politische Führung. Trump und Conte wären sich einig in der Ablehnung der von Deutschland geführten EU und des von Deutschland unterstützten Euros. Pozzati: „Die Beziehungen zwischen Paris und Rom sind seit dem Amtsantritt der neuen euroskeptischen und einwanderungsfeindlichen italienischen Regierung merklich abgekühlt." [3]
03.08.  Laut der Libyschen Zentralbank betrugen die Einnahmen des Landes im ersten Halbjahr 2018 16,7 Milliarden Dinar. Dem standen Ausgaben in Höhe von 16,9 Milliarden Dinar gegenüber.
06.08.  Tunesische Demonstranten blockierten zunächst die Straße zwischen den beiden Grenzorten Ben Gardane (TUN) und Ras Adschir (LIB) und hielten libysche Bürger, Pkws und Lkws davon ab, nach Libyen zurückzureisen. Sie protestieren damit gegen die Unterbindung des grenzüberschreitenden Warenhandels und Schmuggels aus Libyen. Ein Generalstreik wurde angedroht.
Nachtrag 09.08.: Wegen gewalttätiger Ausschreitungen wurde nach Ras Adschir auch die libysch-tunesische Grenze von Dehiba-Wasen geschlossen.
06.08.  In der ARD[4] läuft eine Dokumentation mit dem Titel „Grenzen dicht“ über die Situation in Mali und im Niger, die den dortigen militärischen Einsatz kritisch beurteilt.
07.08.  Ahmed Gaddafi al-Dam, Führer der Nationalen Libyschen Kampffront, warnt die neue italienische Regierung. Sie begehe einen schwerwiegenden Fehler, wenn sie sich den kommenden Wahlen in Libyen entgegenstelle.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/warnung-an-die-italienische-regierung
07.08.  Beim Weltfriedensindex steht Libyen von insgesamt 163 Ländern in der Rangfolge der gefährlichsten Staaten der Erde an 7. Stelle. Libyen ist dabei das weltweit einzige Land, das seit 2010, als es noch als eines der sichersten Länder galt, einen dermaßen Absturz erlebte.
08.08.  Der Sprecher der LNA, Achmed al-Mismari, lobte die engen militärischen Beziehungen zwischen Libyen und Russland. Russland habe ehemals die libyschen Streitkräfte bewaffnet und in Russland seien libysche Offiziere und Militärs ausgebildet worden. Es seien in den Jahren 2008/09 Verträge über Waffenlieferungen geschlossen worden, deren Erfüllung aber das von der UN verhängte Waffenembargo im Wege stehe. Mehr als 100 verletzte LNA-Soldaten seien in Russland behandelt worden. „Um die Probleme in Libyen zu lösen, brauche man das Engagement von Russland und von Präsident Putin. Ausländische Akteure wie Türkei, Katar und insbesondere Italien, müssen Libyen verlassen. Dabei sollte die russische Diplomatie eine wichtige Rolle spielen.“[5] Die LNA stehe zu Präsidentschafts- und Parlamentsjahren noch in diesem Jahr.
08.08.  MiddleEastEye[6] berichtet über die tödliche Hitzewelle und die bis zu 14 Stunden andauernden Stromausfälle im Westen Libyens, speziell in der Hauptstradt Tripolis. Besonders schlimm ist bei Temperaturen von über 46°C der Ausfall von Kühlschränken, medizinischen Apparaturen und Klimaanlagen. Vor allem unter Säuglingen und älteren Menschen kommt es in Folge der Stromausfälle zu Todesfällen. Läden könnten Lebensmittel nicht mehr kühlen, was deren Preise in die Höhe treibe. Erstaunlicher Weise käme es an Orten, wo starke Milizen ihre Stützpunkte haben, wie Zawija oder Dschansur, zu keinen Stromausfällen.
Erste Proteste gegen die misslichen Zustände in Libyen fanden in Tripolis Anfang Juli statt. Sie dehnten sich schnell auf die Städte Sabrata, Zinten, Sirte und Asisija aus. Die Demonstranten blockierten Durchgangsstraßen und zündeten Reifen an.
09.08.  Ein Parlamentsausschuss (Tobruk) hat die Einlassungen des italienischen Botschafters Giuseppe Perrone bei einem in Jordanien stationierten libyschen TV-Sender zu den Wahlen in Libyen verurteilt. Perrone sprach sich in dem Interview für eine Verschiebung der Wahlen in Libyen aus. Dies sei als Eingriff in die Souveränität Libyens zu werten. Perrone wurde vom Parlament zur persona non grata erklärt und seine Abberufung gefordert. Das Parlament verbat sich jede ausländische Einflussnahme auf die Wahlen in Libyen.
Nachtrag. 10.08.: Auch der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte erklärte, es sollten keine Wahlen in Libyen abgehalten werden, bevor nicht eine umfassende nationale Aussöhnung stattgefunden habe.

09.08.  Während man in Tripolis 2011 für einen Dinar noch zwanzig Baquettes bekam, sind es heute nur noch drei, die auch noch ein geringeres Gewicht als 2011 haben.
11.08.  Binnenflüchtlinge aus der Stadt Tawerga, die in einem Flüchtlingslager in Tripolis untergebracht waren, wurden von einer dschihadistischen Miliz aus Tripolis vertrieben.
Siehe auch meinen Blogbeitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/tawerga-stamm-erneut-opfer-von-milizen
14.08.  Die Abstimmung über das Gesetz bezüglich der Abhaltung eines Referendums zur neuen Verfassung wurde vom libyschen Parlament zum wiederholten Mal verschoben. Es soll nach den Eid-Feiertagen abgehalten werden. Im Parlament fielen Schüsse, der Hergang ist unklar.
Das Wahlgesetz sollte nach den Vorstellungen der Pariser Konferenz bis Mitte September diesen Jahres verabschiedet sein. Frankreich befürwortet Wahlen in Libyen noch in diesem Jahr, während sie von Italien und den USA abgelehnt werden.
15.08.  Unter dem Motto „Ein Land für alle“ (One Country Accomodates All) stellt die Libysche Nationalversammlung der Gaddafi-Aktivisten bei einer Konferenz in Tripolis eine neue Roadmap als Ergänzung des Aktionsplans des UN-Sondergesandten für Libyen vor.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/konferenz-der-libyschen-nationalversammlung
15.08.  Wie das libysche ‚Justizministerium‘ (Tripolis) mitteilte, wurden 45 Libyer wegen Schüsse auf ‚Aufständische‘ am 21. August 2011 in einer juristischen Farce des Appellationsgerichts in Tripolis zum Tode durch Erschießen verurteilt. 54 weitere Personen wurden zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Von den insgesamt 128 Angeklagten wurden 99 verurteilt, 22 freigesprochen und einer begnadigt. Drei waren im Gefängnis zu Tode gekommen, zu drei weiteren hatte es schon früher Urteile gegeben. Namen sind nicht bekannt.
Nachtrag 16.08.: Die UN-Sondermission für Libyen zeigt sich in einer kurzen Stellungnahme zu den Todesurteilen ‚besorgt‘. Der Libyaherald verweist darauf, dass bisher noch kein einziges, von Gerichten in Tripolis gefälltes Todesurteil vollstreckt wurde.
Nachtrag 17.08.: Das AfricaNewsPortal [7]veröffentlicht eine Stellungnahme des Obersten Rats der libyschen Stämme und Städte. Der Hohe Gerichtsrat wird darin aufgefordert, wegen des ‚unfairen Urteils‘ zu intervenieren. Die Gefangenen, die seit mehr als acht Jahren unter Anklage stünden, hätten im Jahr 2011 ausschließlich im Rahmen ihrer Aufgaben die Pflichten innerhalb des Militärdienstes erfüllt.
Siehe auch meinen Blogbeitrag: https://www.freitag.de/autoren/gela/45-libyer-in-tripolis-zum-tode-verurteilt
15.08.  Achmed al-Gaddafi al-Dam sagte in Hinblick auf Italien: „Wir sind keine Öl- und Gasfässer, sondern Menschen, die leiden.“ Die Zeiten hätten sich seit 1911, als Italien Libyen kolonialisierte, geändert. Es werde zunehmend zu friedlichen Proteste kommen, die auf alle Städte übergreifen.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag:
https://www.freitag.de/autoren/gela/die-italiener-in-libyen
15.08.  Aus Protest gegen die Entführung von Einwohnern aus dem Stadtteil Suk Dschumua in Tripolis durch die 33. Brigade, eine Miliz aus Tadschura, haben Bewaffnete die Durchgangsstraßen gesperrt. Suk Dschumua und Tadschura sind zwei große Stadtteile von Tripolis. Die Entführten werden ohne Anklageerhebung im berüchtigten Mitiga-Gefängnis festgehalten.
16.08.  Die LNA gab bekannt, dass es Dschihadisten gelungen ist, nach ihrer Flucht aus Derna sechs Geländewagen von dem Sarir-Ölfeld zu stehlen. Die Täter konnten auf der Straße zwischen Adschdabija und Tobruk von der LNA gestellt werden. 15 Dschihadisten fanden den Tod.
16.08.  Milizen aus Tripolis haben einen Angriff auf das Büro der NOC (National Oil Corporation) in Brega ausgeführt und deren Schlüssel an sich genommen. Hintergrund dürfte der Streit um die Auflösung des Treibstoff- und Gas-Krisenkomitees und die Entlassung dessen Chefs, Milad al-Hadschrasi, sein, der für die Verteilung von Kochgas und Treibstoff in Libyen zuständig war. Das Komitee soll 2015 von der illegalen Regierung der Nationalen Rettung (National Salvation Government) ins Leben gerufen worden zu sein. Dem Komitee wird vorgeworfen, eine gefälschte Website betrieben zu haben, um die Öffentlichkeit bezüglich Schmugglergeschäften, die es vorgab zu bekämpfen, zu täuschen.
17.08.  Der Sprecher von Sarradsch (Präsidialrat in Tripolis) hat die „internationale Gemeinschaft“ aufgefordert, in Bezug auf Libyen eine einheitliche Linie zu vertreten. Er sprach sich für Wahlen aus, damit die libysche Bevölkerung ihren politischen Willen frei bekunden könne.
17.08.  Die Libysche Zentralbank (CBL) in Tripolis hat den Generaldirektor und den gesamten Vorstand der Libysch-Arabischen Auslandsbank, eine 100-prozentige Tochter der CBL, entlassen. Ihr wird Betrug und Missmanagement vorgeworfen, die zu mehreren hundert Millionen Dollar Verlust geführt hätten. Die Auslandsbank will die Entscheidung der CBL nicht anerkennen, sondern ihre Arbeit weiter fortsetzen.
20.08.  Aref Najed, ehemaliger Botschafter in den VAE, hat seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl angekündigt.
20.08.  Die UN-Sonderkommission für Libyen hat in ungewöhnlich scharfer Form die von Milizen ausgehende „Gewalt, Einschüchterung und Behinderung der Arbeiten der libyschen Institutionen“ verurteilt: „Mitglieder von Milizen, die nominell dem Innenministerium der Einheitsregierung unterstellt sind, greifen souveräne Institutionen an und verhindern so eine effektive Arbeit“ [8]. Die sog. ‚Einheitsregierung‘ wurde aufgefordert, diese kriminellen Handlungen strafrechtlich zu verfolgen. Diese Aussagen beziehen sich auf die starken Milizen, die die Hauptstadt Tripolis kontrollieren.
20.08.  Laut UN-Berichten sind seit Anfang des Jahres 130 Zivilisten Opfer durch gewalttätige Auseinandersetzungen ums Leben gekommen. Viele weitere seien verletzt worden.
23.08.  Wie Aawsat[9] berichtet, wurden bei einem Angriff des IS auf einen Checkpoint nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis, bei Zliten, sieben Sicherheitskräfte getötet und mindestens zehn verletzt. Der Angriff ereignete sich kurz nach der Ausstrahlung einer Tonbandaufzeichnung des IS-Führers al-Bagdadi, der zu Angriffen in arabischen Ländern wie Libyen aufgerufen hatte. Sarradsch erklärte dazu: „Sie (die Täter) werden nicht straflos davon kommen. Es wird für sie in Libyen keinen sicheren Ort geben.“ Es wurde eine hohe Sicherheitswarnstufe für Libyen ausgerufen.
Auch die Arabische Liga verurteilte den Angriff.
23.08.  Laut dem libyschen ‚Außenminister‘ des Präsidialrats in Tripolis wird Libyen keine Migranten zurücknehmen, die im Mittelmeer aus Seenot gerettet wurden.
24.08.  Die Sprecherin des französischen Außenministeriums erklärte, dass der einzige Weg für Libyen eine politische Lösung unter der Schirmherrschaft der UN sei. Sie betonte die Notwendigkeit, eine verfassungsmäßige Grundlage für die Durchführung von Präsidentschafts- und Parlamentswahlen zu schaffen.
25.08.  RTdeutsch[10] bringt ein Exklusivinterview mit Rhiassa Feltou, Bürgermeister der nigrischen Stadt Agadez, dem Transitzentrum der Migrantenbewegung in Richtung Libyen. Feltou sagt unter anderem: „Es muss daran erinnert werden, dass Libyen eines der Hauptziele der Afrikaner war. Libyen hatte schon immer afrikanische Arbeiter absorbiert, und jeder hat Arbeit gefunden. Die Migrationsbewegung am Mittelmeer war relativ ruhig. Sie entwickelte und vervielfältigte sich erst mit dem Zerfall des libyschen Staates durch die NATO und der westlichen Länder. [...] Im Jahr 2015 führte der Niger unter dem Druck der Europäischen Union harte Gesetze ein – das Gesetz zur Verhinderung der illegalen Migration durch Agadez und Niger – und kriminalisierte Aktivitäten im Zusammenhang mit der Migration. Der Niger reduzierte die Zahl der Migranten auf heute 1.000 vorbeiziehender Menschen. Aber ist das eine Lösung? Ja, vielleicht aus humanitären Gründen für die (eigene) Moral. Aber stoppen Sie doch die Tragödie der Afrikaner in der Wüste und auf dem Mittelmeer! […] Man kämpft vielleicht gegen die Migration, aber die Armut wächst und ist überall in Agadez sichtbar. Und was ist mit diesen Schmugglern und Fahrern? 5.500 von ihnen warten immer noch auf die Reintegration (in die Wirtschaft), wie man es ihnen versprochen hat. Europa hat ein größeres Interesse daran, sich selbst gut dastehen zu lassen, während unsere Leute hier niemandem trauen. “
26.08.  Unter dem Titel „Bomben gegen den Terror: Neue Luftwaffenbasis im Niger schreibt US-Militärgeschichte“ berichtet RT[11]  über die US-amerikanische Luftwaffenbasis in Agadez. Deutschland liefere dabei v.a. militärische Güter. Wenn nur die Fluchtwege in Richtung Europa dichtgemacht werden, spiele die Frage nach Werten wie Demokratie oder Menschenrechten überhaupt keine Rolle. Die EU habe dem Land eine Milliarde Euro für wirtschaftliche Entwicklung zugesagt. Daneben seien die USA v.a. militärisch präsent und will offiziell den „Terror“ bekämpfen. „Einem Phänomen also, das in der Region noch vor wenigen Jahren gänzlich unbekannt war und erst durch den NATO-Überfall zur 'Befreiung' Libyens die nötige Initialzündung erfuhr.“ Mit Hilfe der Niger Airbase 101, die 100 Millionen US-Dollar kostet und auf der MQ-9-Reaper-Drohnen, aber womöglich auch Kampfflugzeuge stationiert werden, soll in Afrika die 'Freiheit' verteidigt werden. „Nach Angaben von Richard Komurek, einem Sprecher der US-Luftwaffe in Europa und der US-Luftstreitkräfte in Afrika, [steigt die Niger Airbase] damit zum "größten jemals in der Geschichte der US Air Force von Truppen durchgeführten Luftstützpunkt-Bauprojekt" auf.“ Und das im zweitärmsten Staat der Welt. Was von hier abhebt, kann auch Libyen oder Nigeria erreichen.
Die vorgesehene Milliardenzahlung wird in den Taschen einer geldgeilen Machtelite landen und mit Sicherheit nicht der nigrischen Bevölkerung zugute kommen
Es wird immer klarer ersichtlich, welche langfristige Geostrategie die USA mit Hilfe europäischer Länder fährt: In Mali wurde eine unliebsame Regierung weggeputscht, in Tunesien Demonstrationen unzufriedener Bürger in einen Regime-Change umgepolt, im Niger Wahlen passgenau gemacht, auch um eine Aufmarschbasis für Libyen zu haben, das in die Steinzeit zurückgebombt wurde. Seit einigen Jahren werden Sahel- und Saharagebiete mit Dschihadisten, die größtenteils aus asiatischen Ländern dorthin verbracht wurden, unsicher gemacht, um eine Berechtigung zu haben, auch diese Gebiete mit dem Vorwand „Kampf gegen den Terror“ militärisch zu kontrollieren. Und nun diese Militärbasis im fast menschenleeren Gebiet um Agadez. Ein Gebiet, in dem kaum schon jemand war und in das kaum so schnell wieder jemand reisen wird, d.h. die US-Militärs können dort schalten und walten wie sie wollen. Sie können von dort aus das ganze Sahel- und Saharagebiet mit deren unvorstellbaren Bodenschätzen, wie Öl, Gas, Wasser, Uran und Gold kontrollieren und beherrschen. Und sie kontrollieren die gesamten Wege zwischen dem subsaharischen Afrika und Nordafrika mit seiner Mittelmeerküste. Was aus den dort heimischen Tuareg werden mag, die jetzt schon von den Zentralregierungen Malis und Nigers marginalisiert werden, das möchte man sich gar nicht vorstellen.
Siehe auch meinen Blog-Beitrag:
https://www.freitag.de/autoren/gela/militaerisches-engagement-des-westens-im-niger
und über den Militärputsch in Mali im März 2012:
https://www.freitag.de/autoren/gela/reden-statt-schiessen-von-ch-wackernagel

28.08.  In Tunis fand ein Arbeitstreffen zwischen den beiden Vorsitzender der Libyschen Zentralbank in Tripolis und jener in Tobruk statt.
28.08.  Das libysche Parlament hat in seiner Sitzung wiederum nicht über das Referendum zur Verfassung abgestimmt, da nicht genug Parlamentarier anwesend waren. Am 3. September soll erneut darüber abgestimmt werden. Parlamentspräsident Saleh gab bekannt, dass er ein Dekret anwenden werde, welches es ihm erlaubt, direkte Wahlen für einen vorläufigen Präsidenten durch die Wählerschaft abzuhalten - ohne Parlamentsbeschluss.
28.08.  Bei einem Luftangriff wurde bei der Stadt Bani Walid der IS-Führer Al-Warfalli getötet, der in einem Geländewagen unterwegs war. Das Flugzeug konnte nicht identifiziert werden.
Zwischenzeitlich hat sich das US-amerikanische Africom zu dem Flugzeugangriff bekannt.
28.08.  Nachdem in den südlichen Stadtteilen von Tripolis Kämpfe zwischen Tripolis-Milizen und einer Tarhouna-Miliz (Kani-Miliz) ausgebrochen waren, die auch mit schweren Waffen ausgetragen wurden und mindestens fünf Tote und 31 Verletzte zur Folge hatten, gelang es den Stammesältesten, einen Waffenstillstand zu vereinbaren. Bei den Kämpfen geht es um die Kontrolle von Checkpoints und die südlichen Stadtteile und im Süden von Tripolis gelegene Gebiete. Die sich bekämpfenden Milizen, also die Revolutionären Tripolis Brigaden sowie die Kani-Miliz aus Tarhouna unterstehen nominell der sog. 'Einheitsregierung' von Sarradsch.
Das Rote Kreuz hat die Bewohner aufgefordert, nicht selbstständig aus den umkämpften Gebiete zu fliehen, sondern auf die Evakuierung zu warten.
In Tripolis befinden sich die meisten wichtigen Regierungsgebäude und Institutionen, über die das libysche Ölgeld verteilt wird. Wer die Kontrolle über Tripolis hat, hat auch die Kontrolle über das libysche Geld.
29.09.  Die Kämpfe in der Hauptstadt Tripolis zwischen rivalisierenden Milizen sind trotz vereinbartem Waffenstillstand wieder voll entflammt. Die Tarhouna- oder Kani-Miliz (die Stadt Tarhouna ist etwa 80 km von Tripolis entfernt) versucht, die ihr von einer Tripolis-Miliz (Revolutionäre Brigaden von Tripolis/Tripoli Revolutionaries Brigade TRB, unter Haithem Tadschuri) abgenommenen Bezirke und Checkpoints wieder einzunehmen.
Nachtrag 30.08.: Inzwischen bestätigte das 'Gesundheitsministerium' in Tripolis mindestens 41 Tote und 123 Verletzte, darunter auch Zivilisten. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt. Aus anderen Städten und Gebieten eilen Unterstützer für die Tarhouna-Miliz nach Tripolis. Umkämpft ist auch die Straße zum Flughafen. Es wurde ein Luftangriff auf Ziele in der Stadt Tarhouna geflogen, der beträchtliche Schäden angerichtet haben soll. Es heißt, der Einsatz sei vom US-amerikanischen Africom geflogen worden. Die 'Einheitsregierung' flog Angriffe auf Ziele in einem Bezirk von Tripolis.
Nachtrag 30.08.: Hunderte Migranten wurden aus den umkämpften Stadtbezirken evakuiert.
Die UN-Sondermission für Libyen warnte vor einer „militärischen Mobilmachung“ und forderte dazu auf, Menschenleben zu schonen. Ihre „tiefe Besorgnis“ haben inzwischen auch Frankreich, Italien, Großbritannien und die USA ausgedrückt.
Nachtrag 31.08.: Die Kämpfe halten am dritten Tag in Folge an. Der Mitiga-Flughafen von Tripolis wurde geschlossen. Inzwischen ist die gesamte Stadt von den Kämpfen betroffen, da es überall zu Einschlägen kommt. Die Zahl der Todesopfer und Verwundeten steigt weiter, davon die meisten Zivilisten. Die ganze Stadt ist von Stromausfällen betroffen. Aufklärungsflugzeuge unbekannter Herkunft kreisen über Tripolis.
Die sog. 'Einheitsregierung' unter Sarradsch hat  der Tarhouna-Brigade, die bisher nominell zu den Verbündeten der Einheitsregierung zählte, den Verbündeten-Status entzogen.
29.08.  Bereits im Juni 2018 erschien eine Publikation mit dem Titel „Capital of Militias. Tripoli's Armed Groups Capture the Libyan State“ (Hauptstadt der Milizen. Tripolis bewaffnete Gruppen erobern den libyschen Staat) von Wolfgang Lacher und Alaa al-Idrissi.
Vier Milizen hätten ihr Einflussgebiet mittels militärischer Kämpfe ausweiten können: die Special Deterrence Force (SDF), die Revolutionsbrigade von Tripolis (TRB), die Nawasi-Miliz und die Abu-Slim-Miliz. Es gelang ihnen, mittels ihrer territorialen Kontrolle politischen Einfluss und finanziellen Gewinn zu erlangen, indem sie Kartelle und kriminelle Netzwerke bildeten. Die sog. 'Einheitsregierung' stehe ihnen hilflos gegenüber. Die Politik der Vereinten Nationen und des Westens habe zu dieser Situation beigetragen. Die 'Einheitsregierung' sei ermutigt worden, sich nach Tripolis und unter den Schutz der Milizen zu begeben. Stillschweigend sei anschließend die Ausweitung dieser Milizen unterstützt worden.
http://www.smallarmssurvey.org/fileadmin/docs/T-Briefing-Papers/SAS-SANA-BP-Tripoli-armed-groups.pdf
29.08.  Nun weiß es auch Heise.de[12]: Tripolis wird von Milizen beherrscht, die sich die Stadt untereinander aufteilen. Die sog. 'Einheitsregierung' unter Sarradsch ist hilflos, obwohl offiziell die Milizen unter ihrer Kontrolle stehen.
In dem Artikel macht sich der Autor wieder einmal Sorgen um die unter den aufgeflammten Kämpfen leidenden Migranten in ihren unsäglichen Lagern. Zurecht. Doch kein Wort davon, wie die tripolitanische Zivilbevölkerung unter diesen Milizen leidet.
31.08.  Trotz Bemühungen um einen Waffenstillstand konnten die Kämpfe nicht eingedämmt werden, sondern breiten sich immer stärker über das ganze Stadtgebiet aus. Milizen unterschiedlicher politischer Couleur aus verschiedenen Städten und Gebieten sind inzwischen in Tripolis eingetroffen und beteiligen sich auf Seiten der Tarhouna-Miliz an den Kämpfen. Der Mitiga-Flughafen bei Tripolis wurde geschlossen, nachdem mehrere Geschosse eingeschlagen waren.
Die Tarnouna-Miliz fordert die Auflösung sämtlicher Tripolis-Milizen: „Die Militäroperation zielt darauf ab, Tripolis von korrupten Milizen zu säubern, die ihren Einfluss nutzen, um von den Banken viele Millionen Dollar zu erhalten, während die normalen Menschen vor den Banken nächtigen, um nur an wenige Dinar zu kommen."
NACHTRAG 02.08.: Der Tarhouna-Miliz scheint es gelungen zu sein, weit in das Stadtgebiet vorzudringen. Es wird berichtet, die Tripolis-Milizen geben ihre Stellungen auf und flüchten aus dem Stadtgebiet.


 A. Gutsche

Quellen (soweit nicht anders vermerkt): libyaherald.com / libyatimes.net / libyaobserver.ly / libyanexpress.com / deutsch.rt.com / sputniknews.com / middleeasteye.net / xinhuanet.com / heise.de / derstandard.at / tagesschau.de / aawsat.com / afrigatenews.net /zeit.de



[2]           https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-08/libyen-migranten-eu-human-rights-watch-interview/komplettansicht
[3]           https://sputniknews.com/analysis/201808031066930325-trump-conte-macron/
[4]           https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Exclusiv-im-Ersten-Grenzen-dicht/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=54868894
[6]           https://www.middleeasteye.net/news/libya-power-cut-heat-corruption-affect-daily-life-205351366
[7]           https://www.afrigatenews.net/article/%D9%87%D9%83%D8%B0%D8%A7-%D8%B9%D9%84%D9%82-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D8%B9%D9%84%D9%89-%D9%84%D9%84%D9%82%D8%A8%D8%A7%D8%A6%D9%84-%D8%B9%D9%84%D9%89-%D8%A3%D8%AD%D9%83%D8%A7%D9%85-%D8%A7%D8%B3%D8%AA%D8%A6%D9%86%D8%A7%D9%81-%D8%B7%D8%B1%D8%A7%D8%A8%D9%84%D8%B3/
[8]           https://www.libyaherald.com/2018/08/20/un-strongly-condemns-libyas-militia-attacks-on-state-institutions/
[9]          https://aawsat.com/english/home/article/1372116/isis-terrorist-attack-kills-seven-west-libya
[10]          https://deutsch.rt.com/afrika/74991-rt-deutsch-exklusivinterview-mit-buergermeister/
[11]          https://deutsch.rt.com/afrika/75063-bomben-gegen-terror-usa-niger-groesstes-bauvorhaben/
[12]          https://www.heise.de/tp/features/Krieg-in-Tripolis-Panik-unter-inhaftierten-Migranten-4148518.html