Samstag, 28. November 2015




Deutsche Bürgerbewegung fordert Sanktionen gegen Saudi-Arabien!


Offener Brief an die Fraktionen des Deutschen Bundestages


Neue Richtung                                                                                    Döbeln, 27.11.2015
- z.H. Herrn Kay Hanisch -
Postfach 1135
04741 Roßwein



An die
Abgeordneten der Bundestagsfraktionen (Ressort Außenpolitik,
Sicherheitspolitik, Menschenrechte)
Platz der Republik 1
11011 Berlin



Betrifft: Sanktionen gegen Saudi-Arabien



Sehr geehrte Damen und Herren,

wir, die Mitglieder der politischen Bürgerbewegung Neue Richtung (gegr. 2008) wenden uns heute an Sie, mit der Bitte, daß Sie sich für eine Verhängung von Sanktionen gegen Saudi-Arabien einsetzen.

Seit März 2015 führt das Königreich Saudi-Arabien – eine absolutistisches Regime der Familie Saud, in dem es nahezu keine Bürgerrechte gibt – einen Bombenkrieg gegen das schwächere Nachbarland Jemen. Zahlreiche Städte wurden bombardiert, weit über 7.500 Personen getötet und nicht nur militärische Ziele, sondern auch die zivile Infrastruktur wie z.B. Krankenhäuser oder der internationale Flughafen der Hauptstadt Sanaa wurden zerstört, weswegen nun keine Flüge mit Hilfsgütern mehr eintreffen können. Weit über 16.000 Personen wurden durch die Bombardements verletzt, darunter laut UNICEF mindestens 505 Kinder. Die Organisation rechnet auch vor, daß 537.000 jemenitische Kinder an „schwerer Unterernährung“ leiden, was einer Verdreifachung der Zahl vor der Krise entspricht. Die bedrohliche Unterernährung wurde durch beschädigte oder blockierte Versorgungsrouten und Einfuhrbeschränkungen für Lebensmittel- und Treibstoffe weiter verschlimmert.
Erst vor wenigen Wochen hat die von Saudi-Arabien  geführte Militärallianz ein  Krankenhaus der „Ärzte ohne Grenzen“ in der nördlichen Provinz Saada bombardiert. Da die „Ärzte ohne Grenzen“ regelmäßig die GPS-Daten des Krankenhauses, daß auch als neutrales Gesundheitszentrum gekennzeichnet war, an die Kriegsparteien gemeldete haben, ist davon auszugehen, daß die Bombardierung absichtlich erfolgte, zumal sich das Krankenhaus auf die Behandlung von Kriegsverletzungen spezialisiert hatte. Die Provinz Saada gilt als Stammland der Huthi-Rebellen und das Krankenhaus war das letzte in der Region, welches noch arbeitete. Nun sind rund 200.000 Menschen ohne medizinische Versorgung. Nach Angaben von Unicef war es bereits das 39. Gesundheitszentrum, das seit März im Jemen bei Luftangriffen getroffen wurde.

Hintergrund für die Angriffe ist der Vormarsch einer Rebellenbewegung namens Ansarullah, die von dem nordjemenitischen Stamm der Huthis dominiert wird. Die Huthis lehnen die fundamentalistische Auslegung des Islam wie in Saudi-Arabien, wo Frauen z.B. nicht ein Auto steuern oder ohne männliche Begleitung nicht aus dem Haus gehen dürfen, ab. Ferner möchte Ansarullah auch nach eigenen Angaben die soziale Ungleichheit im Lande bekämpfen und die US-amerikanischen Militärstützpunkte schließen.
Mit ihrer Eroberung der Hauptstadt Sanaa haben die Huthis Ende 2014 den saudi-freundlichen Marionettenpräsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi ins saudische Exil vertrieben. Hadi, der 2012 als einziger Kandidat mit 98% der Stimmen zum Präsidenten gewählt wurde, hatte sich als unfähig erwiesen und wird vielfach der Korruption beschuldigt. Zunächst aus seiner Hochburg, der Hafenstadt Aden, später aus Saudi-Arabien, versuchte Hadi seine Macht wieder herzustellen. Doch der Großteil der jemenitischen Armee gehorchte immer noch dem 2012 im Zuge des „Arabischen Frühlings“ nach 34 Amtsjahren gestürzten Langzeitpräsidenten Ali Abdullah Saleh. Dieser verbündete sich überraschend mit Ansarullah, so daß die Rebellen jetzt von einem Großteil der Armee Unterstützung bekommen. Die Anhänger von Hadi gerieten militärisch schnell unter Druck, so daß Saudi-Arabien eingriff, um dessen Regime wieder herzustellen.
Trotz des Bombenterrors der Saudis hat die Allianz aus Ansarullah und den Militärs von Ex-Präsident Saleh weiterhin größeren Rückhalt in der Bevölkerung als Hadi und seine bunt zusammengewürfelte Söldnertruppe, unter denen sich auch Al-Qaida-Kämpfer und südjemenitische Separatisten (Hirak-Bewegung) befinden.
Sowohl Ex-Präsident Saleh als auch die Huthis haben bereits vor Monaten zu Friedensverhandlungen ohne Vorbedingungen aufgerufen, doch Hadi und Saudi-Arabien haben abgelehnt. Die Saudis verschärften die Angriffe gegen den Jemen stattdessen noch weiter und stellten eine multinationale Interventionsarmee unter Beteiligung von Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Sudan auf – alles Staaten, von denen nicht erwartet werden kann, daß sie die Demokratie im Jemen etablieren werden.
Menschenrechtler bezeichnen die Diktatur der Familie Saud als eines der brutalsten Regime weltweit. Prominente Beispiele dafür sind der inhaftierte und Folter ausgesetzte Blogger Raif Badawi oder der im Alter von 17 Jahren verhaftete Ali al-Nimr, der wegen der Teilnahme an Demonstrationen zum Tode verurteilt wurde durch Enthauptung und Kreuzigung. Ein Urteil, welches das oberste Gericht kürzlich noch bestätigt hat.
Während die westliche Staatengemeinschaft 2011 eiligst Sanktionen gegen Libyen verhängt hat, obwohl – wie sich nun herausgestellt hat – die libysche Luftwaffe niemals unbewaffnete Zivilisten angegriffen hatte, scheint Saudi-Arabien, was das Töten von Menschen angeht, völlige Narrenfreiheit zu genießen.
Weder mußte es Konsequenzen tragen, als es die zarten Anfänge des Arabischen Frühlings im Keim erstickte, noch dafür, daß es im benachbarten Bahrein die Proteste brutal niederschlug.
Das Land ist außerdem ein Haupthindernis für eine friedliche Lösung im Syrien-Konflikt, da es sowohl die radikalislamischen Terroristen der Al-Nusra-Front, einem Ableger von Al-Qaida, als auch die des Islamischen Staates (IS) mit Waffen ausrüstet.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und seine Friedensinitiative für Syrien wurde von den Saudis erst kürzlich brüsk beiseite gewischt.
Schon vor diesem Hintergrund verbietet sich jeder weitere Waffenhandel mit Saudi-Arabien!
Es ist eine Verantwortungslosigkeit ersten Ranges, einem der weltweit größten Exporteure des islamischen Terrorismus Waffen zu verkaufen und diesem sogar eine Lizenzproduktion zu ermöglichen!
Bereits seit Jahren in Afghanistan (mit der Unterstützung für die Taliban) und zahlreichen anderen Ländern sorgte Saudi-Arabien durch einen „Export“ seiner radikal-islamischen Ideologie des Wahabismus für eine Ausbreitung des islamischen Terrorismus!

Da alle diplomatischen Bemühungen, den saudischen Bombenkrieg gegen das jemenitische Volk und die weltweite saudische Unterstützung für radikalislamische Terroristen zu beenden, gescheitert sind, fordern wir politische und wirtschaftliche Sanktionen gegen Saudi-Arabien!

Das Regime in Riad muß seinen Bombenterror gegen Jemen einstellen und seine Truppen zurückziehen, die bereits im Land sind. Ferner muß es aufhören, Öl ins Feuer des syrischen Bürgerkrieges zu gießen und IS und Al-Nusra-Front aufzurüsten.

Künftig darf es keine militärische Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien geben, so lange die Menschenrechte auf eklatanteste Weise verletzt werden und das Regime Krieg in andere Länder exportiert.

Mit seinen Erdölmilliarden hat das saudische Regime eine ganze Reihe von Mit-Profiteuren in Europa und den USA geschaffen. Die dicken Geschäfte sorgen dafür, daß die westlichen Politiker über alle Untaten des Regimes hinweg sehen oder bestenfalls zart formulierte Alibi-Kritik an den saudischen Verbrechen üben.
Wir möchten Sie ermutigen, hier eine klarere Sprache zu sprechen!

Frieden im Nahen Osten und ein Abschwellen des weltweiten islamischen Terrorismus wird es erst geben, wenn der saudische Sumpf trockengelegt ist! Wir fordern unsere politische Elite und die Abgeordneten des Deutschen Bundestags daher auf, sich für die Verhängung von Sanktionen gegen Saudi-Arabien einzusetzen!

Das Erdöl sollten die BRD und die EU künftig stärker in demokratischen Staaten wie Venezuela einkaufen, anstatt brutale Diktaturen zu mästen!

Mit freundlichen Grüßen


Kay Hanisch
(Sprecher)

Donnerstag, 26. November 2015



Erdöl und Wirtschaftskrieg


von Angelika Gutsche
 
Erdölkrieg. Der Westen bringt nicht nur Ölquellen in seine Gewalt, sondern nutzt die Kontrolle von Erdöltransportwegen zur Führung von Wirtschaftskriegen. 

Die Welt verbraucht immer mehr Öl, etwa 90 Mio. Fass (ein Fass/Barrel entspricht knapp 160 Litern) täglich, das heißt ohne die fossilen Energieträger ist das Funktionieren eines Industrielandes in der jetzigen Form nicht denkbar. Gleichzeitig rückt die Angst vor dem sogenannten Peak-Oil immer mehr in den Vordergrund. Peak-Oil das heißt, es ist das Maximum an Ölausbeute erreicht, ab jetzt sinkt die weltweite Fördermenge. Der Zeitpunkt des Peak-Oil wurde zwar dank neuer Ölfördertechniken wie Tiefseebohrungen oder Fracking immer weiter nach hinten geschoben, im Moment wird der Peak-Oil-Zeitpunkt 2020 oder 2030 erwartet. Doch wie lange der Peak-Oil auch hinausgeschoben werden kann, Erdöl ist unbestreitbar ein endlicher Rohstoff, um dessen Reserven ein erbarmungsloser Wettlauf entbrannt ist.
Es ist daher kein Zufall, dass zu den heftig bekämpften Feinden des Westens die wichtigen Erdölförderländer Irak, Iran und Libyen gehören, deren – im Gegensatz zu Saudi-Arabien – nicht pro-westliche Regierungen zum Teil schon entsorgt wurden. Denn wie schon Henry Kissinger meinte: „Erdöl ist zu wichtig, um es den arabischen Ländern zu überlassen.“
Es geht aber nicht nur darum, die Ölquellen für den eigenen Bedarf durch Erdölbeutezüge[1] unter die Kontrolle zu bekommen, da wäre es in manchen Fällen einfacher, das Öl den Förderländern abzukaufen, so wie es bisher geschah. Sondern es geht darum, dass der Westen mit der Verfügungsgewalt über die Förderstätten und Transportwege des Erdöls ein Druckmittel gegen konkurrierende Staaten wie China oder Russland in die Hand bekommt. Würde es der Westen schaffen, China den Ölhahn zuzudrehen, hätte dies für die chinesische Wirtschaft und somit die chinesische Gesellschaft verheerende Folgen. Mit der Waffe Erdöl können also Wirtschaftskriege geführt werden, um Konkurrenten auf dem Weltmarkt klein zu halten, auszuschalten oder gar zu vernichten.
Im Falle Libyens hatten sich sowohl China als auch Russland stark im Land engagiert. Für afrikanische Länder sind diese beiden Staaten auch deshalb als Handelspartner interessant, weil sie keine koloniale Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent verbindet. China hat im Niger, den im Süden gelegenen Nachbarstaat von Libyen, große Claims in der saharischen Ténéré erworben und für sich abstecken lassen. In dieser „Wüste der Wüsten“ befinden sich riesige Erdölvorkommen, die der Erschließung harren. Das dort einmal geförderte Erdöl müsste mittels Pipelines durch die Sahara bis ans Mittelmeer transportiert und in libyschen Häfen nach China verschifft werden. Wer also Libyen und seine Häfen kontrolliert, kontrolliert auch den Erdölfluss aus der Sahara nach China. Allerdings können westliche Politiker ihren Wählern nur schwerlich vermitteln, dass man mal locker zehntausende Tote und den Zusammenbruch ganzer Länder in Kauf nimmt, um einen in der Zukunft erwarteten Öltransport nach China blockieren zu können. Man erinnere sich, Bundespräsident Horst Köhler musste zurücktreten, nachdem er bei einem Rückflug aus Afghanistan öffentlich zum Besten gegeben hatte, man würde wegen Wirtschaftsinteressen Kriege führen.
In diesem Zusammenhang ist auch der aktuelle Krieg, den Saudi Arabien und einige arabische Länder mit logistischer Unterstützung der USA seit März 2015 im Jemen führen, zu sehen. Der Jemen ist eines der ärmsten Länder der Welt. Wie gerade die Nachrichtenagenturen berichten, sind durch den aktuellen Krieg laut UNICEF eine halbe Million jemenitische Kinder vom Hungertod bedroht,[2] bis November 2015 mussten 7.000 Menschen ihr Leben lassen. Als Kriegsgrund wird ein Konflikt von Sunniten und Schiiten vorgeschoben, tatsächlich geht es jedoch darum, wer die Meerenge im Golf von Aden, das Bab al-Mandab (Tor der Tränen) kontrolliert, die Saudis im Verbund mit den USA oder eine Iran-freundliche Regierung in Sanaa. Jedes Schiff, das von Europa in den Indischen Ozean oder von dort zurück will, muss den Golf von Aden passieren, auch jedes Schiff, das aus dem Iran oder asiatischen Ländern wie China kommt und nach Europa will. Indirekt ist auch Deutschland an diesem Krieg beteiligt, das Waffen an Saudi Arabien liefert und erst 2015 ein großes Rüstungsgeschäft abgeschlossen hat. Obwohl inzwischen wirklich jeder weiß, dass Saudi Arabien auch den IS mit Waffen versorgt, schlossen die USA mit Saudi Arabien Waffengeschäfte im Wert von 1,29 Mrd. US-Dollar ab, unter anderem werden 22.000 selbststeuernde Raketen und 5.000 Umbaukits, mit denen sich alte Raketen mit Hilfe von GPS-Signalen in präzisionsgelenkte Waffen umbauen lassen, an Saudi Arabien geliefert.
Ich zitiere aus einer ARD-Nachricht von16.8.2013: Der Suez-Kanal „verbindet das Rote Meer mit dem Mittelmeer und ist der entscheidende Korridor für Rohöl und Importwaren nach Europa. Der Wasserweg gilt als eines von sieben Nadelöhren des weltweiten Seehandels, deren Blockade nach Einschätzung der US-Energiebehörde EIA eine drastische Erhöhung der Ölpreise auslösen kann. Die anderen neuralgischen Punkte sind der Panama-Kanal, die Straßen von Hormus und Malakka, der Bosporus, die Meerenge zwischen Ost- und Nordsee sowie das Bab al Mandab an der Einfahrt vom Golf von Aden ins Rote Meer.“
Zu Zeiten der ägyptischen Mursi-Regierung waren Überlegungen bekannt geworden, dass der einst von Nasser verstaatlichte Suez-Kanal mittels einer zweiten Fahrrinne ausgebaut werden soll und Katar, das ja die Muslimbrüder unterstützt hatte, die alleinige, vor allem finanzielle Federführung für dieses Projekt bekommen soll. Das hätte bedeutet, der Kanal gehört Katar. Dies rief riesige Proteste bei der Bevölkerung hervor und dürfte auch zum Sturz der Regierung Mursi nicht unerheblich beigetragen haben. Der Suez-Kanal bringt den Ägyptern im Jahr immerhin fünf Milliarden Dollar an Einnahmen. Ägyptens jetziger Präsident Al-Sisi konnte die Finanzierung des Kanalbaus ausschließlich durch ägyptische Gelder sicherstellen, im August 2015 wurde der Kanal, der mit breiter deutscher Firmenbeteiligung in Rekordzeit erstellt worden war, eröffnet.
Doch damit man überhaupt zum Suez-Kanal kommt, muss man das Bab al-Mandab durchfahren, das heißt alle Schiffe aus Asien und zum Beispiel dem Iran müssen durch die Meerenge Bab al-Mandab und anschließend durch den Suez-Kanal, um über das Rote Meer in das Mittelmeer und somit nach Europa zu gelangen.
Auf westlicher Seite wird das Bab al-Mandab von Dschibuti kontrolliert, ebenfalls eines der ärmsten Länder der Welt, dessen ehemalige Kolonialmacht Frankreich war und das noch heute die französische „Armee de Terre“ dort stationiert hat. Ebenso sind die USA dort und Deutschland unterhält in Dschibuti einen ständigen Stützpunkt.
Der östliche Teil der Meerenge steht unter der Kontrolle des Jemen.
Das amerikanische Imperium steht unter Druck. Wie kann eine Nation mit einer Bevölkerung, die nur etwa 314 Millionen Menschen zählt, die beherrschende Weltmacht bleiben, wenn ihnen Milliarden Chinesen, Inder, Russen, Südamerikaner gegenüberstehen? Kriege gegen gefährliche Gegner bleiben wegen der atomaren Bewaffnungen praktisch ausgeschlossen, also wird ein Wirtschaftskrieg mit Erdöl als Waffe geführt. Wer die Wasserstraßen kontrolliert, kontrolliert den Welthandel und das Erdöl.
Trotz ihrer militärischen Überlegenheit sehen sich die USA besonders durch eine Achse Europa – Russland wirtschaftlich gefährdet. Europa verfügt über das Know-how, Russland über die Bodenschätze, in den östlichen Raum erstrecken sich fast unendliche Märkte, auch China könnte mit ins Boot genommen werden. Als Anfang der 2000-Jahre der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder im Schulterschluss mit Frankreichs Präsidenten Jacques Chirac die Nähe zu Russland suchte und sich auch noch 2003 der Teilnahme an der „Allianz der Willigen“ im Irak-Krieg verweigerte, löste dies in Deutschland eine gewaltige Medienhetze gegen Schröder aus, die zu seiner Abwahl im Jahr 2005 führte. Das Imperium hatte seine medialen Muskeln spielen lassen. Mit der Wahl von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin war zumindest die Sache mit Russland vom Tisch, dafür steht seither TTIP auf der europäischen Agenda, das die wirtschaftliche Abhängigkeit Europas von den US-amerikanischen Firmenimperien zementieren soll.
Auch Libyen und andere nordafrikanische Länder hätten als Geschäftspartner mit ihrem Erdöl und Erdgas eine wichtige Rolle bei einer wirtschaftlichen Abkoppelung Europas von den USA spielen können. Frankreichs Sarkozy hatte Vorschläge zur Gründung einer Mittelmeer-Union gemacht, was pflichtschuldigst von der deutschen Regierung umgehend abgelehnt wurde.
Und die arabische Welt? Sie weiß um all diese Vorgänge. Sie sieht die Bomben fallen und die Verheerungen, die ihre Länder überziehen. Und sie hasst uns dafür, sie hasst uns für unseren Eigennutz, unsere Brutalität und unseren Rassismus.




Montag, 23. November 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Jemen: Patriotische Zweckallianz um die Huthis erobert wichtige Schlüssselstellungen zurück!
23.11.2015. Die Zweckallianz der jemenitischen Verteidiger um die bewaffnete Bürgerbewegung Ansarullah (auch als „Huthi-Rebellen“ bekannt), die Volkskomitees und jene Teile der jemenitischen Armee, die dem früheren Langzeitpräsidenten Ali Abdullah Saleh nahestehen, hat einige kleine Siege gegen die von Saudi-Arabien geführte Invasionsstreitmacht und den jemenitischen Marionetten-Diktator Abbed Rabbo Mansur Hadi erzielen können. So konnten vier südliche Provinzen  – Lahj, Daleh, Abyan und Shabwa – durch die Verteidiger Jemens zurückerobert werden und Damt, die zweitgrößte Stadt der Provinz Daleh nach langer Belagerung wieder eingenommen werden.



Libyen: Ghaddafi-Witwe meldet sich zu Wort und beklagt dummdreiste Hetze gegen ihren Mann durch internationale Medien
23.11.2015. Safia Farkash, die im Exil im Oman lebende Witwe des 2011 ermordeten libyschen Staatschefs Muammar al-Ghaddafi hat die Dämonisierung ihres Mannes in zahlreichen internationalen Medien beklagt und die fortlaufende Verbreitung falscher Fakten, um im Nachhinein den NATO-Krieg gegen Libyen zu rechtfertigen und die Verbrechen des Militärbündnisses und ihrer angeheuerten libyschen Söldner zu relativieren. So wurden Paläste, die sich im Eigentum der Regierung befanden und als Kongreßzentrum oder zur Unterbringung von Staatsgästen dienten, als „Ghaddafi-Paläste“ bezeichnet und behauptet, der libysche Revolutionsführer habe große Reichtümer angehäuft, obwohl aus den Depeschen des US-Botschafters von 2009, die bei Wikileaks veröffentlicht wurden, klar hervorgeht, daß Ghaddafi privat einen bescheidenen Lebensstil pflegte und in einem „einfachen Haus“ lebte (Safia Farkash weißt darauf hin, daß das Gerede von Ghaddafis angeblichen Schätzen dazu dienen soll, die Ausplünderung der libyschen Staatskasse durch jetzigen Machthaber und ihre westlichen Gewährsmänner zu verschleiern).



USA liefern für 1,29 Mrd. US-Dollar Waffen an Saudi-Arabien
20.11.2015. Während alle Welt über die 128 Toten von den Pariser Anschlägen jammert, scheint es in der „westlichen Wertegemeinschaft“ niemanden zu kratzen, daß durch den seit März anhaltenden Bombenterror des mit der NATO verbündeten Saudi-Arabien gegen das arme Nachbarland Jemen rund 7.000 Menschen umgekommen sind. Denn erst in diesem Jahr hat die BRD ein großes Rüstungsgeschäft mit der Feudaldiktatur unter Dach und Fach gebracht und nun haben die USA einen Rüstungsdeal über 1,29 Mrd. US-Dollar mit den Saudis abgeschlossen und liefern dem Land, welches u.a. den Islamischen Staat (IS) mit Waffen versorgt 22.000 selbststeuernde Raketen, darunter 1.000 GBU-10 Paveway II Laser Guided Bombs und rund 5.000 Umbaukits (Joint Direct Attack Munitions kits), mit denen sich alte Raketen mit Hilfe von GPS-Signalen in präzisionsgelenkte Waffen umbauen lassen.


Donnerstag, 19. November 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Dresden: PEGIDA thematisiert erstmals die Machenschaften von Katar
19.11.2015. Siegfried Däbritz, der Mitglied im Orga-Team der islamkritischen Bürgerbewegung Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA) ist, hat auf der Kundgebung am Montag vor knapp 20.000 versammelten Bürgern erstmals auch die Verantwortung des Scheichtums Katar für den weltweiten islamischen Terror öffentlich zur Sprache gebracht und die Haltung Katars zu islamischen Terrorgruppen in einer für PEGIDA unüblichen Zurückhaltung als „zwiespältig“ bezeichnet. Tatsächlich hat Katar, welches die radikalislamischen Terroristen (LIFG, Al-Qaida u.a.) in Libyen, die 2011 zum Sturz der letzten ordentlichen libyschen Regierung beitrugen, von Anfang an mit Waffen, Geld  und Soldaten unterstützt und ist ähnlich in Syrien verfahren, während es sich nun mit seiner Luftwaffe gemeinsam mit Saudi-Arabien am Bombenkrieg gegen das jemenitische Volk beteiligt.





Montenegro: Proteste gegen NATO-Mitgliedschaft und das Djukanovic-Regime halten an
19.11.2015. Am Sonntag waren erneut Tausende Demonstranten unter Führung des oppositionellen Parteienbündnisses Demokratische Front (DF) auf die Straße gegangen und forderten den Rücktritt des seit über 20 Jahren regierenden Machthabers Milo Djukanovic, der in zahlreiche kriminelle Aktivitäten verwickelt sein soll. Der Protest, der unter dem Motto stand „Sie sind umzingelt“ und bei dem die Demonstranten den Regierungsbezirk umstellten, richtete sich auch gegen die von Djukanovic angestrebte NATO-Mitgliedschaft Montenegros.




Arabische Staaten brechen Waffenembargo gegen Libyen
19.11.2015. Mehrere Staaten sind dabei ertappt worden, wie sie das von der UNO verhängte Waffenembargo gegen Libyen gebrochen haben – dazu zählen Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Interessant ist, daß die VAE, die im Jemen in die Allianz von Saudi-Arabien und Katar eingebunden sind und die konservativen Kräfte um Ex-Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi unterstützen, sich in Libyen konträr verhalten und die Gegner Katars, die schwache, säkulare Übergangsregierung in Tobruk und ihren Kettenhund, den zwielichtigen General Khalifa al-Hiftar mit schwerem Gerät ausrüsten.


Dienstag, 17. November 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Syrischer Präsident bezeichnet die Terroranschläge in Paris als hausgemacht
17.11.2015. Der syrische Präsident Bashar al-Assad, der Frankreich nach den Anschlägen vom 13.11. mit 128 Toten kondolierte, kam nicht umhin, hinzuzufügen, daß das, was die Franzosen in dieser Nacht erlebt haben, das selbe ist, was die Syrer seit knapp fünf Jahren aushalten müssen und das diese Ereignisse nicht getrennt werden dürfen, sondern zusammengehören. Er habe Frankreich und die übrigen westlichen Staaten immer wieder gewarnt, daß die Destabilisierung des säkularen syrischen Staates zu einer Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus führen würde, doch die Westmächte, getrieben von dem Wahn Assad stürzen zu müssen, weil dieser mit Rußland und Iran verbündet ist, haben alle möglichen zwielichtigen Terrorgruppen in Syrien aufgerüstet, von denen mittlerweile ein Großteil zum „Islamischen Staat“ (IS) übergelaufen ist.




Jemen: Patriotische Zweckallianz drängt saudi-arabische Invasoren weiter zurück!
17.11.2015. Die Zweckallianz zur Verteidigung des Jemen, bestehend aus der zaiditischen Bürgerbewegung Ansarullah (in westlichen Medien als Huthi-Rebellen bezeichnet), den Volkskomitees und jenen Teilen der jemenitischen Armee, die dem 2012 gestürzten Langzeitpräsidenten Ali Abdullah Saleh loyal gegenüber sind, hat einige Geländegewinne gegen die Invasionsstreitmacht der von Saudi-Arabien geführten Golf-Diktaturen und der mit ihnen verbündeten Anhänger des Marionettenpräsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi erzielt. Sie wurden gezwungen, sich aus etlichen Regionen in der Provinz Lahij zurückzuziehen und während auch in den südlichen Provinzen Dhale und Ta’izz Fortschritte gemacht wurden, konnte die Zweckallianz durch in ihre Mörser-Angriffe eine Anzahl von gepanzerten Fahrzeugen der Invasoren nahe einer Militärbasis in der südwestlichen saudischen Grenze Stadt Najran zerstören.




BZÖ: Destabilisierungsmethode der USA in Nahost schwappt auf Europa über
17.11.2015. Willi Korak, neben der Bundesvorsitzenden Johanna Trodt-Limpl der letzte Landtagsabgeordnete, den Jörg Haiders rechtsliberal-populistische Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) noch besitzt, hat nach den Terroranschlägen von Paris erklärt, „die in den arabischen Staaten begonnene Destabilisierungsmethode droht auf Europa überzuschwappen“. Korak wies daraufhin, daß gut zwei Drittel der Flüchtlinge, welche in die EU kommen, aus Ländern stammen, „in denen die USA nachweislich Kriegstreiber sind“ und meinte, daß Washingtons Verantwortung von der europäischen Politik immer noch komplett ausgeblendet wird. Das BZÖ, welches 2011 noch im Nationalrat vertreten war, hatte damals als einzige Parlamentspartei den NATO-Überfall auf Libyen kritisiert.





Niger: Wichtiger Oppositionspolitiker am Flughafen verhaftet
17.11.2015. Der angesehene Politiker Hama Amadou, ein früherer Premierminister und Parlamentspräsident, der heute als Vorsitzender der panafrikanischen Partei Demokratische Nigrische Bewegung für eine afrikanische Föderation (MODEN/FA-Lumana) eine führende Figur der Opposition im Niger ist, wurde bei seiner Ankunft am Flughafen von Niamey verhaftet wegen der Anschuldigung, er sei Teil eines kriminellen Netzwerkes, daß Babys aus dem benachbarten Nigeria an reiche, kinderlose Eltern in Niger verkaufe. Amadous Anhänger lieferten sich nach der Verhaftung Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften und da der Politiker zur nächsten Präsidentschaftswahl als aussichtsreichster Herausforderer von Amtsinhaber Mahamadou Issoufou gilt, ist durchaus möglich, daß die Verhaftung politische Hintergründe hat.


Freitag, 13. November 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Libyen: Umstrittener Deutscher wird Leiter der UN-Mission in Libyen
13.11.2015. Der UN-Diplomat Martin Kobler (welcher der deutschen Partei DIE GRÜNEN nahesteht) soll den glücklosen und unfähigen Spanier Bernardino Leon als Leiter der UN-Friedensmission in Libyen ablösen. Dabei ist auch Kobler durch sein Wirken in der Demokratischen Republik Kongo nicht unumstritten – dort sollte er für die Bekämpfung der zahlreichen Rebellengruppen im Ostteil des Landes sorgen und merzte mit Erfolg die größte Rebellentruppe Bewegung des 23. März (M23) aus – die einzige Guerilla, die ein politisches Programm hatte und eine disziplinierte Kampftruppe – während er bei der Bekämpfung der anderen marodierenden Banden und der brutalen Hutu-Miliz FDLR, deren Kader für den Völkermord in Ruanda verantwortlich waren, die Zügel schleifen ließ und  kaum Initiativen zeigte, was den Verdacht nährte, mit der Ausschaltung der M23 ein politisches Ziel verfolgt zu haben und ansonsten keinen ernsthaften Willen zum Frieden im Kongo zu haben.







Armenien nimmt zahlreiche Flüchtlinge aus Syrien auf
13.11.2015. Der kleine Kaukasusstaat Armenien (rund 29.000 Quadratkilometer, 2,9 Mio. Einwohner) hat bereits tausende Flüchtlinge aus dem kriegsgebeutelten Syrien  aufgenommen – vorrangig Christen und ethnische Armenier, die in Syrien eine größere Minderheit darstellen. Das sehr arme Armenien gewährt den Flüchtlingen vergleichsweise hohe Hilfen:  der Großteil der Kosten für Ausbildung und medizinische Behandlung zahlt die Regierung, auch die Wohnungsmiete wird so lange vom Staat bezahlt, bis der Flüchtling eine Arbeit gefunden hat – außderdem ist in der Nähe der Hauptstadt Eriwan eine Trabantenstadt namens „New Aleppo“ geplant, in der hauptsächlich syrische Flüchtlinge eine Heimat finden sollen.

Donnerstag, 12. November 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Syrien: Armee durchbricht IS-Belagerungsring von Militärstützpunkt
12.11.2015. Die syrische Armee hat in der nördlichen Provinz Aleppo die Belagerung eines wichtigen Militärflughafens Kweira durch die radikalislamische Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) beendet und den Belagerungsring des IS durchbrochen. Die IS-Kämpfer hatten den Stützpunkt seit dem Frühjahr 2014 umzingelt, aber die eingeschlossenen Soldaten hielten bis zum Schluß aus.

Donnerstag, 5. November 2015



LIBYEN-KURZMELDUNGEN


Die Kurzmeldungen zu Libyen sind der Website www.welt-im-blick.de entnommen und laufen dort unter der Rubrik "Kurz und knapp in zwei Sätzen".
Der Libyen-Krieg stellte den Beginn einer neokolonialen Offensive des Westens gegen Afrika dar. Ihm vorangegangen war 2011 bereits der französische Kampfeinsatz gegen die Elfenbeinküste. Nun ist Syrien das nächste Opfer. Deswegen werden wir auch über diese Konflikte und die westliche Destabilisierungspolitik in Afrika berichten.

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Libyen: Stammesarmee schützt Treffen des Grünen Widerstandes
5.11.2015. Ende Oktober kam es in Libyen zu einem Treffen des Grünen Widerstandes (Anhänger der Rätedemokratie des 2011 ermordeten Staatschefs Muammar al-Ghaddafi), welches durch die Armee der Großen Stämme geschützt und auch mit Panzern und Granaten verteidigt wurde, als ein Angriff des „Militärrates von Sabratha“, einer Bürgerkriegsmiliz, welche auf seiten der NATO gekämpft hatte, erfolgte. Die Armee der Großen Stämme wird von Omer Tentousch kommandiert, der ein Ghaddafi-Anhänger ist und das Land von den islamistischen Kräften säubern will.




Referendum im Kongo: Langzeit-Machthaber Denis Sassou-Nguesso sichert seine Macht für die nächsten Jahre
5.11.2015. Der autokratische Herrscher der Republik Kongo, Denis Sassou-Nguesso, hat erfolgreich ein Referendum über eine weitere Amtszeit abhalten lassen (72% Wahlbeteiligung, 93% Ja-Stimmen), denn nach der aktuellen Verfassung hätte er aus Gründen der Beschränkung von Amtszeit und Alter nicht mehr als Präsident kandieren dürfen – doch nun darf die Verfassung geändert werden. Sassou-Nguesso kam 1979 als überzeugter Marxist-Leninist an die Macht und pflegte enge Kontakte zur DDR, nachdem er freie Wahlen zuließ wurde er 1992 durch den US-freundlichen Sozialdemokraten Pascal Lissouba von der Macht abgelöst, die er fünf Jahre später mit Waffengewalt und französischer Hilfe zurückeroberte – seit dem gilt der Ex-Linke als treuer Verfechter französischer Interessen und als Neoliberaler, der auch treu die Interessen ausländischer Konzerne vertritt.



Libyen im Oktober


Was geschah… eine unvollständige Auflistung



Oktober 2015


01.10.  Im Augenblick finden in Libyen die schwersten Kämpfe seit Monaten statt.
General Kalifa Hefter bombardierte in Bengasi von Islamisten gehaltene Stadtviertel. In Tripolis liefert sich der islamistische Libya Fadschr (Libysche Morgendämmerung) Scharmützel mit Regierungstruppen. Libysche Regierungstruppen bekämpfen ebenfalls den Libyschen Fadschr an der wichtigen Küstenstraße westlich von Tripolis.
01.10.  Der bisherige Leiter der als gescheitert geltenden UN-Friedensmission für Libyen, der Spanier Bernardino Léon, soll von dem deutschen Diplomaten Martin Kobler abgelöst werden.
Léon ist wegen seines übertriebenen Optimismus‘ bezüglich einer Friedensvereinbarung der verfeindeten Parteien in Libyen, der wohl eher dem Wunschdenken des Westens als der Realität im Land entsprach, stark in die Kritik geraten und hat inzwischen den letzten Rest an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Bereits im März sprach Léon davon, dass die Verhandlungen in eine entscheidende Phase getreten wären, Anfang April kündigte er die Vereinbarung bis Ende des Monats an und im Juni erklärte er, die Gespräche befänden sich in der Endrunde. Tatsächlich verstärkte sich der Bürgerkrieg in Libyen während dieser ganzen Zeit.
Und selbst wenn sich die beiden Parteien dazu entschließen würden, ein Friedensabkommen zu unterzeichnen, hätte dies keinerlei Bedeutung. Die kämpfenden Parteien würden sich mit Sicherheit nicht daran halten. Der Westen hatte angestrebt, wenigstens nach außen den Anschein zu erwecken, dass sich Libyen auf einem „guten Weg“ befände, auch um eine Legitimation für den Krieg in Syrien zu haben. Denn die westliche Öffentlichkeit ist trotz aller Propaganda der transatlantischen Medien schon lange nicht mehr davon überzeugt, dass „Gaddafi weg musste“, so wie sie inzwischen Assad in Syrien für die bessere Lösung im Vergleich zu IS und Flüchtlingsströmen hält.
02.10.  Nachdem eine neuerliche Deadline überschritten wurde, ruft UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon die libyschen Konfliktparteien nochmals zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens auf. Eine neue Deadline wurde für den 20. Oktober festgelegt. Die Vereinten Nationen haben sich geweigert, den Wortlaut des Friedensplans zu veröffentlichen. Soweit bekannt, soll jeder Partei (also Tobruk und Tripolis) ein Vetorecht bei Entscheidungen eingeräumt werden, die von einer zu konstruierenden gemeinsamen Regierung getroffen wurden.
Es erscheint selbst westlichen Beobachtern mehr als fraglich, ob die Unterzeichnung eines solchen Friedensabkommens tatsächlich den Krieg in Libyen beenden könnte, in einem Land, in dem die libyschen Stämme komplett von allen Friedensverhandlungen ausgeschlossen wurden, in dem aufgrund der Polarisierung Konsensentscheidungen so gut wie unmöglich scheinen, in dem sich inzwischen Menschenhändler und der IS (Islamischer Staat) festgesetzt haben und das allgemein als „failed state“ bezeichnet wird.
02.10.  Italien hat Friedenstruppen für Libyen angeboten, aber militärische Kräfte stellen die berechtigte Frage, was eine Friedensmission soll, wenn es keinen Frieden gibt.
02.10.  Der IS hat in dieser Woche As-Sidrah, den größten Ölhafen des Landes, angegriffen.
03.10.  Sowohl die Gewaltherrscher des GNC (General National Congress) in Tripolis unter Führung von Kalifa al-Ghawi als auch der libysche Premierminister Aguila Saleh Issa in Tobruk haben signalisiert, dass sie sich der Unterzeichnung eines Friedensabkommens verweigern werden. Aguila Saleh Issa ist keinem Waffenstillstandsabkommen bereit, solange die Hauptstadt Tripolis mit Gewalt vom GNC gehalten wird. Das gewählte Parlament beharrt darauf, die Kontrolle über das gesamte Land auszuüben. Der „GNC“ in Tripolis möchte dagegen um jeden Preis an der Macht beteiligt werden.
Dabei dürfte es vor allem um die Verteilung der Fleischtöpfe gehen, sollte es jemals zu einer Friedenslösung kommen. Der GNC wird von den Amerikanern, Briten und anderen Westmächten unterstützt, weil er ihnen, den Zugang zum libyschen Öl, Wasser und anderen Ressourcen sowie Militärstützpunkte im Land garantiert.
05.10.  An der libyschen Küste wurden zwischen den Städten Tripolis und Sabratha innerhalb der letzten fünf Tage 85 Leichen von Flüchtlingen angeschwemmt.
Insgesamt hat die italienische Küstenwache in den letzten zwei Tagen fast tausend Migranten aus dem Mittelmeer gerettet.
06.10.  Da das Mandat des libyschen Parlaments am 20. Oktober ausläuft, hat das Parlament seine Wahlperiode so lange verlängert, bis neue Wahlen auf der Basis einer noch zu erarbeitenden Verfassung stattfinden können. Die UN hatte sich gegen diesen Schritt ausgesprochen, da Verhandlungen über eine Einheitsregierung [die sowieso nicht kommen wird] erschwert würden.
06.10. Laut einem neuen UN-Bericht sind rund 2,5 Millionen Libyer [das heißt fast alle Libyer, die sich noch im Land befinden], auf humanitäre Hilfe angewiesen. Eine Million Libyer sind innerhalb des Landes auf der Flucht.
Der österreichische Standard schreibt: "Das einst reiche Land ist nicht mehr in der Lage, seine Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen. Die Infrastruktur, besonders für Wasser und Strom, ist schwer beschädigt. Das Gesundheitssystem kollabiert. Zwei Millionen Menschen würden medizinische Hilfe benötigen... In Bengasi sind 84 Prozent der Einwohner auf Unterstützung angewiesen, im zentral gelegenen Sabha 73 Prozent, in der Hauptstadt Tripolis 47 Prozent. Viele NGOs haben aus Sicherheitsgründen das Land verlassen..." Und der englische Botschafter für Libyen, Peter Millett, bloggt: „Their country is facing bankruptcy.“ (Das Land steht am Rande des Bankrotts). Auch andere Diplomaten sehen mit dem Wirtschaftskollaps des Landes eine humanitäre Katastrophe einhergehen.
09.10. UN-Vermittler Bernardino Léon hat Kandidaten für eine neue Einheitsregierung vorgeschlagen. Ministerpräsident solle Fajis Sarradsch werden, ein Abgeordneter des Tobruk-Parlaments. Zusammen mit fünf anderen Politikern soll er einen Präsidentschaftsrat bilden.
Sowohl die Gewaltmachthaber in Tripolis als auch die international anerkannte libysche Regierung mit Sitz in Tobruk lehnen die Vorschläge ab. Ein Mitglied des libyschen Parlaments, Ibrahim Alsaghiat, erklärte: „Die vorgeschlagene Regierung wird zu einer Spaltung Libyens führen und sich als Witz erweisen.“ Der Vorschlag Léons sei nicht weise.

Die Libyer reagieren aufgrund ihrer historischen Erfahrungen auf alles, was in Richtung einer Spaltung des Landes weist, zurecht äußerst sensibel. Ich zitiere hier aus meinen eigenen Schriften:

Nach Ende des Ersten Weltkriegs „wurden im Oktober 1919 für die Kyrenaika und für Tripolitanien zwei unterschiedliche Statuten erlassen, was de facto Libyen teilte. Jeder Landesteil erhielt ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung.
Und nach Ende des Zweiten Weltkriegs: „Mittlerweile beschäftigte sich auch die UNO mit dem Fall Libyen, das durch den Pariser Friedensvertrag unter ihre Treuhandschaft gefallen war. Die vier Siegermächte waren sich in der Frage, was mit Libyen geschehen sollte, nicht einig. Es verhandelten der damalige britische Außenminister Bevin und der Italiener Sforza über die Rückgabe Tripolitaniens an Italien. (https://de.m.wikipedia.org/wiki/bevin-sforza-plan). Anfang Mai 1949 wurden Details eines der UN vorgelegten Plans öffentlich, der vorsah, Libyen erst 1959 nach einer Übergangsphase von zehn Jahren in die Unabhängigkeit zu entlassen. Bis dahin sollte Libyen in drei Teile aufgeteilt, der Fessan von Frankreich, die Kyrenaika von Großbritannien und Tripolitanien wieder von Italien verwaltet werden. In Tripolitanien führte die Vorstellung einer Rückkehr der verhassten italienischen Kolonialherren zu gewalttätigen Aufständen. Trotz der Proteste, nicht nur der Tripolitaner, sondern auch der UdSSR und der Ostblockstaaten sowie der meisten arabischen, afrikanischen und asiatischen Staaten, die die sofortige Unabhängigkeit Libyens und den Abzug aller fremden Truppen forderten, wurde mit Zustimmung von Emir Idris sowie Frankreichs dem Teilungsplan im Politischen UN-Komitee zugestimmt. Doch konnte der Plan bei der III. UNO-Vollversammlung am 17. Mai 1949 die notwendige Zweidrittelmehrheit nicht erreichen. Die Verhinderung der Aufspaltung des Landes in drei Teile hatte Libyen dem Botschafter des kleinen Staates Haiti zu verdanken, der trotz gegenteiliger Weisung seiner Regierung gegen den Aufteilungsplan stimmte und dessen eine Stimme entscheidend war. Der neue Beschluss der Vollversammlung sah nun vor, Libyen nach maximal drei Jahren in die Unabhängigkeit zu entlassen, spätestens zum 1. Januar 1952. Es wurde festgelegt, dass Frankreichs Truppen bis 1954 abziehen mussten, Großbritannien und die USA verlangten allerdings die Beibehaltung ihrer Militärbasen auf libyschen Boden. Libyen sollte eine Monarchie werden.“
11.10.  Seit Beginn der russischen Luftangriffe in Syrien sollen sich etwa 250 tunesische IS-Kämpfer nach Libyen abgesetzt haben. Insgesamt sollen über 3.000 IS-Kämpfer über die jordanische Grenze aus Syrien geflohen sein.
11.10.  Sollte Libyen eine Regierung der nationalen Einheit bilden, hat die EU dem Land 100 Mio. Euro Hilfe zugesagt.
Da werden die Libyer aber weit kommen, nachdem die Infrastruktur zerstört und die Städte zerbombt sind. Das einst wohlhabendste Land Afrikas soll sich für 100 Mio. kaufen lassen!
15.10.  Die britische Justiz und das amerikanische FBI erblöden sich nicht, mehr als 25 Jahre nach dem Lockerbie-Anschlag wiederum die Auslieferung von zwei Libyern zu fordern, die an dem damaligen Anschlag beteiligt gewesen sein sollen.
Im Dezember 1988 war eine PanAm-Passiermaschine über der schottischen Kleinstadt Lockerbie explodiert. 270 Menschen kamen ums Leben. Der Westen beschuldigte Libyen, obwohl schon bei den Ermittlungen klar wurde, dass es für diese Behauptung keine wirklichen Beweise gab. Da sich Gaddafi weigerte, zwei von den USA und Großbritannien Beschuldigte auszuliefern, konnten unter diesem Vorwand harte Sanktionen auferlegt werden, die Libyen immensen Schaden zufügten. Um die westlichen Sanktionen zu beenden – was für eine Weiterentwicklung der libyschen Wirtschaft nach der Auflösung der UdSSR unerlässlich war – erklärte sich Libyen 2003 bereit, die Verantwortung für den Anschlag zu übernehmen, 2,7 Milliarden Dollar an die Hinterbliebenen zu zahlen und zwei angeblich Tatverdächtige auszuliefern. Einer musste schon während des Prozesses freigesprochen werden, der andere Angeklagte, Abdel Basset al-Megrahi, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Al-Megrahi hatte stets seine Unschuld beteuert und kurz vor seiner Begnadigung 2012 neue Beweise eingereicht, die zu einem Berufungsverfahren führen sollten. Doch die schottische Justiz begnadigte ihn vorher schnell wegen einer schweren Erkrankung. Al-Meghrahi starb 2012 in Tripolis. Heute wird die Verurteilung von al-Megrahi fast einhellig als schwerer Justizirrtum beurteilt.
Dieses Szenario der neuerlichen Anschuldigungen gegen libysche Staatsbürger und die Forderung an die Staatsanwaltschaft in Tripolis, diese Männer an die britische Justiz auszuliefern, kann nur als ein erneuter Versuch gesehen werden, mit falschen Anschuldigungen internationalen Druck gegen Libyen aufzubauen.
Als sich herausstellte, dass eine weite Öffentlichkeit die Schuld Libyens an dem Lockerbie-Attentat stark bezweifelte, wurde als Ersatztäter der zweite Erzfeind der USA, nämlich der Iran aufgebaut. Wenn es schon nicht Gaddafi war, dann war es zumindest der Ayatollah Khomeni. Gerade jetzt haben sich aber die politischen Fronten verschoben, die USA und der Iran haben neue Abkommen miteinander getroffen, der Iran wird vom Westen als wichtiger Mitspieler auf der politischen Bühne des Nahen Ostens für Verhandlungen über die Befriedung Syriens, wo gerade ein Krieg verloren wird, gebraucht. Nun also ein Griff in die Mottentrickkiste und schwupps: Libyen war doch der böse Lockerbie-Bube!
Der neue alte Attentäter ist Libyen, das aufgrund seiner gegenwärtigen Situation nicht in der Lage sein dürfte, sich gegen die Vorwürfe zu wehren. Beschuldigt wird Abu Agila Mas’ud, ein ehemaliger Geheimdienst-Offizier, der im Moment in Tripolis von einem Scharia-Gericht beschuldigt wird, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Ein US-Journalist will nach Recherchen herausgefunden haben, Mas’ud hätte nicht nur die Bombe für Flug PanAm 103 gebaut, sondern auch für den Anschlag auf die Diskothek „La Belle“ 1986 in Berlin. Schmierentheater reloaded. Dabei führen viele Spuren in eine ganz andere Richtung…
Siehe auch meinen Blog-Beitrag „Lockerbie: Schmierentheater reloaded“ vom 31.10.:
https://www.freitag.de/autoren/gela/lockerbie-schmierentheater-reloaded#1446331686069583
17.10.  Im westlibyschen Bezirk Atawailah fand ein von der Stammesarmee organisiertes und geschütztes Treffen des Grünen Widerstands (ehemalige Gaddafi-Anhänger) statt.
17.10.  Im westlich von Al-Ajaylat gelegenem Bezirk Atawailah kam es im Anschluss an obiges Treffen zu schweren Zusammenstößen zwischen Milizen des sogenannten Sabratha-Militärrats und der Stammesarmee, die auch Panzer und Granatwerfer einsetzte.
Die Stammesarmee wird von Omer Tentousch, einem ehemaligen Gefolgsmann Gaddafis, kommandiert und hat sich zur Aufgabe gestellt, Libyen von dschihadistischen Kämpfern und westlichen Mächten zu befreien.
18.10.  Sowohl in Tripolis als auch in Bengasi kommt es zu großen Demonstrationen gegen die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. „Nein zu einer Regierung mit dem Muslimbrüdern“ ist unter anderem auf den Plakaten zu lesen.
19.10.  Das international anerkannte Parlament in Tobruk lehnt den Léon-Plan zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit nach achtstündigen Beratungen ab!
Léon wurde unter anderem vorgeworfen, das Abschlussdokument eigenmächtig nachträglich zugunsten der Machthaber von Tripolis abgeändert zu haben. Außerdem wären die Kriterien für die Besetzung der Spitzenämter völlig undurchsichtig gewesen. Wichtige Streitpunkte waren daneben die Neugestaltung der Armee und die Zukunft von wichtigen Institutionen wie der libyschen Zentralbank und der Erdölgesellschaften, das heißt die Frage, ob diese privatisiert oder weiterhin im Staatsbesitz bleiben sollen, wie von Tobruk gefordert. Es geht also schlichtweg um alles oder nichts.
Obwohl wegen des Scheiterns der Verhandlungen sowohl die EU als auch die UN Sanktionen angedroht haben, ist es sehr zweifelhaft, dass libysche Parteien zu weiteren Verhandlungen bereit sein werden.
Diese sogenannte Einheitsregierung wäre nichts weiter als ein neuer Wasserkopf gewesen, kein Problem wäre dadurch gelöst worden. Der einzige Sinn und Zweck hätte darin bestanden, die Machthaber in Tripolis in eine anerkannte Regierung zu hieven und die Spaltung des Landes voranzutreiben.
19.10.  Der österreichische „Standard“ schreibt, dass fast ein Drittel der Bevölkerung Libyen verlassen hat. Der Dinar verfällt immer mehr, täglich werden Menschen entführt. Die Lebensbedingungen in dem einst so reichen und fortschrittlichen Land sind unerträglich.
19.10.  Inzwischen flüchten viele IS-Kämpfer aufgrund der erfolgreichen Bombardierungen durch Russland und dem Vormarsch syrischer Truppen. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Dschihadisten will nach Libyen, um sich den dortigen IS-Kämpfern anzuschließen.
Libyen wird vom IS als mögliches Einfallstor in andere nordafrikanische Staaten, über die Sahara nach Afrika und auch über das Mittelmeer nach Europa angesehen, da das Land nicht mehr in der Lage, seine Grenzen zu Land und zu See zu kontrollieren. Es wird befürchtet, dass der IS von Libyen aus Anschläge in Tunesien und auf der Sinai-Halbinsel koordinieren könnte. ISIS (Islamischer Staat in Syrien) hatte letzte Woche erklärt, dass sich 750 tunesisch-stämmige ISIS-Kämpfer auf den Weg in die libysche Hafenstadt Derna gemacht hätten. In Derna musste der IS erst kürzlich herbe Niederlagen durch die einheimische Bevölkerung einstecken. Deshalb hatte die ISIS-Führung ihre Kämpfer dazu aufgerufen, nach Libyen zu gehen. Die Kämpfer würden Syrien über die Türkei verlassen und über die zum Großteil vom IS kontrollierte ägyptische Sinai-Halbinsel nach Libyen einreisen. Dort würde verzweifelt auf IS-Kämpfer gewartet. Der IS-Führer Abdul-Mughirah al-Kathani erklärte auf einem IS-Internetportal: „Der IS hier in Libyen ist noch jung. Er hat einen großen Bedarf für jeden Moslem, der kommen kann, besonders gebraucht wird neben Kämpfern medizinisches -, Scharia- und Verwaltungspersonal.“ Und weiter: „Libyen ist das Tor zur Wüste... Wenn der IS diese Region, die sich auch zu anderen afrikanischen Staaten erstreckt, kontrolliert, wird dies den wirtschaftlichen Zusammenbruch nicht nur von Italien, sondern von allen europäischen Staaten bedeuten.“
Bereits vor zwei Monaten sind Personen aus der Führungselite von IS als Verstärkung für die Kampfausbildung und zur sozialen Schulung aus dem Irak nach Libyen gesandt worden. Seit Jahren befinden sich an der libysch-tunesischen Grenze dschihadistische Ausbildungslager. Auch tunesische IS-Kämpfer wurden dort für den Kampf in Syrien ausgebildet. Die tunesische Regierung gab bekannt, dass dort 9.000 IS-Unterstützer im Februar festgenommen worden waren, 540 Dschihadisten hatten ihre Ausbildung dort bereits durchlaufen und anschließend das Land verlassen. Aus Tunesien stammt ein Großteil der IS-Kämpfer im Irak und in Syrien.
19.10.  Laut der Website „Libya Body Count“, auf der Name, Ort und Art von Gewaltopfern dokumentiert werden, sind seit Januar 2014 annähernd 3.000 Menschen im Land zu Tode gekommen.
20.10. Libyen gedenkt in Trauer der bestialischen Ermordung Muammar al-Gaddafis.
Hillary Clinton: „We came, we saw, he died“ - unterlegt von diabolischem Lachen -
https://www.youtube.com/watch?v=UtH7iv4ip1U

Zu Zeiten Gaddafis war Libyen ein blühendes Land, dessen Bewohner zahlreiche Privilegien genossen:
1. Strom war für alle Bürger kostenlos.
2. Die staatseigenen Banken nahmen für Darlehen keine Zinsen.
3. Es zählte in Libyen zu den Menschenrechten, ein Haus zu besitzen.
4. Bei jeder Familiengründung gab es vom Staat einen Zuschuss von  60.000 Dinar  für die Einrichtung des Hausstands.
5. Schule, Bildung und das Gesundheitswesen waren kostenlos.
6. Wollten Libyer ein landwirtschaftliches Unternehmen aufbauen, erhielten sie zu diesem Zweck kostenlos Land, ein dazugehöriges Haus, Gerätschaften, Saatgut und Vieh gestellt.
7. War es nötig, dass Libyer zum Studium oder für eine medizinische Behandlung ins Ausland reisten, erhielten sie zusätzlich zu den anfallenden Kosten einen monatlichen Zuschuss in Höhe von 2.300 US-$ für Unterkunft und sonstige Kosten.
8. Der Kauf eines Autos wurde vom Staat durch 50 Prozent der Kostenübernahme subventioniert.
9. Der Preis für einen Liter Benzin betrugt in Libyen 0,14 US-$.
10. Libyen hatte keine Auslandsschulden und seine Geldreservieren betrugen vor der weltweiten Einfrierung 150 Milliarden US-$.
11. Konnten Libyer nach dem Studium keine Anstellung finden, zahlte ihnen der Staat die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens in dem Berufssektor solange, bis eine Stelle angetreten werden konnte.
12. Jeder Libyer bekam einen Anteil an den Öleinnahmen direkt seinem Konto gutgeschrieben.
13. Bei der Geburt eines Kindes erhielt die Mutter 5.000 US-$.
14. Vierzig Brotlaibe kosteten in Libyen 5 US-$.
15. Es herrschte Schulpflicht, auch für Mädchen. 25 Prozent der Libyer verfügten über einen Universitätsabschluss.
16. Das weltweit größte Wasserprojekt, der "Man-Made-River", versorgte ganz Libyen mit frischem Trinkwasser.
Das alles hat der NATO-Krieg hinweg gebombt!
Und Hilary Clinton macht sich gerade in ihrem Wahlkampf als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten für ein aktives Eingreifen der USA sowie eine Flugverbotszone in Syrien stark.
20.10.  Präsident Putin hat bei einem Treffen mit hohen russischen Offizieren davor gewarnt, dass der Islamische Staat Länder wie Syrien und Libyen, in denen er Gebiete unter seine Kontrolle gebracht hat, als Aufmarschgebiet für weitere Expansionen und zur Destabilisierung ganzer Regionen nutzen könnte.
20.10.  Es kommt im Bezirk Atawailah erneut zu schweren Zusammenstößen zwischen Milizen aus Sabratha und der Stammesarmee.
Die Stammesarmee ist in Al-Dschumail stationiert und ist Teil der libyschen Armee unter dem Oberbefehl von Khalifa Hefter. 
22.10.  Hillary Clinton muss wieder einmal vor dem Bengasi-Sonderausschuss des Repräsentantenhauses aussagen. Bei der elfstündigen Anhörung übernimmt sie wie schon 2013 die Verantwortung für den Anschlag auf das US-Konsulat in Bengasi. Clinton wird vorgeworfen, 2012 als verantwortliche Außenministerin das US-Personal in Bengasi einem zu hohen Risiko ausgesetzt und Warnungen ignoriert zu haben. Obwohl Botschafter Chris Stevens warnende Depeschen schrieb, blieb das Außenministerium bei seinen Plänen, das Wachpersonal zu reduzieren. Der Geheimdienstausschuss des Senats war 2014 zu dem Schluss gekommen, dass die Attacke hätte verhindert werden können, wenn das Außenministerium nicht „bekannte Sicherheitslücken“ und die wachsende Bedrohung durch Islamisten in Libyen vernachlässigt hätte. Clinton bestritt, dass ihr die abgelehnten Forderungen damals bekannt gewesen seien. Stevens und drei weitere US-Bürger wurde bei dem angeblich von Islamisten ausgeübten Anschlag getötet.
Bengasigate hat die Wahlchancen für Hillary Clinton bei den Präsidentschaftswahlen 2016 beträchtlich verschlechtert.
Politische Kreise in Libyen sind davon überzeugt, dass der Anschlag auf das Konsulat in Bengasi keine Tat von Islamisten war, die ja eng beim Sturz Gaddafis mit den USA kooperierten, sondern ein sogenannter „inside job“ der CIA. Für diese These könnte sprechen, dass die Warnungen und die Bitte um Verstärkung von Stevens nicht nur nicht zur Kenntnis genommen, sondern sogar das Wachpersonal reduziert wurde. Auch der E-Mail-Skandal von Hillary Clinton wirft dazu Fragen auf. Denn auch jene E-Mails, die diese Vorgänge betreffen, wurden nicht über ihren offiziellen E-Mail-Account des Foreign Office, sondern über Clintons privaten Account geschickt und sind zu einem beträchtlichen Teil unwiderruflich gelöscht.
23.10.  In Bengasi werden auf Protestkundgebungen gegen die von der UN vorgeschlagene Einheitsregierung mindestens neun Demonstranten durch Granatenangriffe getötet, Dutzende erleiden Verletzungen und müssen in Krankenhäusern behandelt werden.
Die mehr als 2.000 Demonstranten trugen Schilder mit Aufschriften wie „We will never be ruled by killers“ (Wir werden uns niemals von Mördern regieren lassen).

Dem Westen ist es zwar gelungen, 2011 Libyen militärisch niederzuringen, allerdings ohne geringste Rücksichtnahme auf die Stammeswelt des libyschen Volkes. Oft wird gesagt, dass die USA für Libyen (oder auch Syrien) keinen funktionierenden politischen Plan haben. Das stimmt nicht, denn: Das ist der Plan! Länder zerstören und die Kämpfe am Köcheln halten. Wenn dabei auch Europa in die Knie geht – wunderbar! Wie an einen Strohhalm klammern sich in der jetzigen Situation die UN und Europa an die Einsetzung einer Einheitsregierung. Doch wie sich an den Demonstrationen der letzten Tage und Wochen mit Toten und Verletzten zeigt, wird diese sogenannte Einheitsregierung nur zu noch mehr Gewalt führen und das Land weiter spalten. Die einzige Lösung kann heißen: Uneingeschränkte Unterstützung der international anerkannten Regierung und des gewählten Parlaments in Tobruk. Aufhebung des Waffenembargos und baldmöglichst Abhaltung von Neuwahlen unter Zulassung aller (!) politischen Kräfte, speziell unter Einbeziehung der Großen Stämme.
24.10.  Dschamahirija Breaking News zeigt: „Bewaffnete Zusammenstöße zwischen dem Grünen Widerstand und NATO-Milizen im Westen der Stadt Al Ajaylat.“ Al-Ajaylat liegt südwestlich von Sabratha.
www.youtube.com/watch?v=4dxfCN99at8&feature=em-subs_digest-g
25.10.  Am Strand von Zliten, das westlich von Tripolis liegt, wurden die Leichen von 27 afrikanischen Flüchtlingen angeschwemmt. Weitere 13 Leichen wurden in der Umgebung geborgen. Dreißig Menschen werden seit einem neuerlichen Schiffsunglück vermisst.
27.10.  Das Libyamediacenter zeigt ein Video vom Abschuss eines Hubschraubers, der in der Nähe von Al-Maja ins Meer stürzt. An Bord befanden sich 19 Personen, darunter vier prominente Militärkommandeure der selbsternannten „Tripolis-Regierung“: Suhaib Rumah (Befehlshaber der Libyschen Märtyrer-Miliz), Hussein Bodija (Befehlshaber im Westen), Salem Saker (der Sohn von Mohammed Kilani befehligte die westlichen Verteidigungslinien).
http://www.youtube.com/attribution_link?a=GnqRHqC4TjI&u=/watch?v%3Dhcy5TSXkxqM%26feature%3Dem-subs_digest-g&g=LShM8HkEylrpXYSi5IaIbeVhs-RUqS23qPWObK4DfR_CBCQvsUVF5h1wqHp7K9MRk3cNNLLVFeaaSwGZYrpqsWsuZXdk2yveJ8AUmuXT6xIAlma45SzLmeWE2I-0ySyZYhcp40cipVGCpbwHIKK149BjMhAnG2NxBrhhxvg%3D

Der Hubschrauber war auf dem Rückweg nach Tripolis als er von einer Flugabwehrrakete getroffen wurde. Der Kommandeure mussten auf den Transport mit einem Hubschrauber zurückgreifen, weil die Küstenstraße im Westen Libyens für sie aus Sicherheitsgründen nicht mehr zu befahren ist.
Im Anschluss an den Abschuss des Hubschraubers kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen bewaffneten Zawija-Brigaden, die die selbsternannte „Regierung“ unterstützen, und Kämpfern aus der Stadt Wirschifena.
Die „Tripolis-Regierung“ macht die Stammesarmee des Grünen Widerstands für den Abschuss verantwortlich, hat den Notstand ausgerufen und die Region Wirschifena zum militärischen Sperrgebiet erklärt, von dem sich Zivilisten fernhalten sollen.
Angeblich hat Mohammed al-Hijasi, Sprecher der militärischen Dignity(Würde)- Operation die Verantwortung für den Hubschrauberabschuss übernommen.

Inzwischen sind die Bewohner der Städte al-Zawija, Sabratha und Zuwara dazu übergegangen, als Transportmittel nur noch Schiffe und Hubschrauber zu nutzen, da die Küstenstraße zwischen Tripolis und al-Zawija von der Stammesarmee kontrolliert wird.
27.10.  Wie der libysche Präsident al-Thenni bekannt gab, sind drei italienische Schiffe ohne Genehmigung der libyschen Behörden bei Benghasi in libysche Hoheitsgewässer eingedrungen. Alle nötigen Maßnahmen zum Schutz des libyschen Festlandes sollen getroffen werden.
29.10.  UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat den deutschen Diplomaten Martin Kobler als neuen UNO-Sondergesandten für Libyen bestätigt. Kobler arbeitete zuvor für die UN-Mission im Kongo, in Afghanistan und im Irak.




Das Video wurde in der Kabarett-Sendung „Die Anstalt“ am 20.10.2105 mit deutschen Untertiteln gezeigt. Darin erklärt der amerikanische General Wesley Clark in einem Interview, wie ihm ein Papier vom amerikanischen Verteidigungsministerium vorlag, das beschreibt: „wie wir sieben Länder in fünf Jahren angreifen werden. Wir beginnen mit dem Irak, dann Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und zum Schluss Iran.“
General Wesley Clark war Nato-Oberbefehlshaber im Kosovo-Krieg.
www.youtube.com/watch?v=9RC1Mepk_Sw


von Angelika Gutsche


Quellen: derstandard.at – theguardian.com – welt-im-blick – sueddeutsche.de – de.sputniknews.com – Der Spiegel – spiegel.de – german.irib.ir – libyaagainstsuperpowermedio.org – ibtimes.com – dschamahirija news – libyaobserver.ly – und andere