Kurznachrichten Libyen – 05.07.2020
Libyen. Türkei neuer Herrscher in Tripolis
/Libyen von Türkei finanziell ausgepresst / Röttgen fordert Einsatz der
Bundeswehr in Libyen / Hoher Anstieg der Covid-19-Erkrankungen
Militärische Lage
+ 02.07. Die LNA hat am 02.07. Luftangriff auf Milizen der
‚Einheitsregierung‘ geflogen, zum einen nördlich von Asch Schwayrif, zum
anderen auf eine Miliz, die versuchte, auf Sirte vorzurücken. Bereits am 01.07.
wurde westlich von Sirte ein Angriff auf Milizen der ‚Einheitsregierung‘
geflogen.
+ In der Stadt Alrudschban, südwestlich von Tripolis, nahe des
Luftwaffenstützpunktes al-Watiya (westliches Libyen) seien Flugzeuge
unbekannter Herkunft und aufeinanderfolgende Explosionen zu hören gewesen. Es
sei auch zu Einsätzen in den westlichen Bergen gekommen.
Der al-Watiya-Luftwaffenstützpunkt wurde vor kurzem von Milizen der
‚Einheitsregierung‘ mit Hilfe syrischer Söldner und türkischer
Luftunterstützung eingenommen. Er umfasst eine Fläche von etwa 50
Quadratkilometern und verfügt über stark befestigte Militärbauwerk. Seine
strategisch günstige Lage nahe der tunesischen und algerischen Grenze sowie des
Mittelmeers macht ihn zu einem der wichtigsten libyschen Luftwaffenstützpunkte.
+ Die LNA meldet, dass die Türkei mindestens zwei MIM-23
Hawk-Luftverteidigungssysteme und zwei Radar- und Störsysteme auf dem
Luftwaffenstützpunkt al-Watiya südwestlich von Tripolis stationiert hat.
https://www.addresslibya.co/en/archives/57463
Libysche Nationalarmee (LNA)
+ 03.07. US-Beamte und Kommandeure der LNA hielten am 01.07. ein virtuelles
Treffen ab, um über die Demobilisierung der Milizen zu diskutieren. „Die
LNA-Delegation unterrichtete die US-Delegation über ihr Engagement für einen
von der UNO unterstützten Dialog und ihre Vorschläge zur Reformierung des
Sicherheitssektors und zur Entwaffnung, Demobilisierung und
Wiedereingliederung“.
„Die US-Seite bekräftigte erneut, dass bewaffnete Gruppen, die versuchen, den
politischen Prozess zu stören oder sich an destabilisierenden Handlungen zu
beteiligen, nicht toleriert werden dürfen und internationale Sanktionen
riskieren“.
Die US-Delegation betonte ihre Ablehnung jeder ausländischen Einmischung in
Libyen. Ein sofortiger Waffenstillstand und die Rückkehr zu
sicherheitspolitischen und politischen Verhandlungen unter Leitung der UN seien
notwendig.
https://www.state.gov/u-s-lna-discussion-on-militia-demobilization/
Libysche Stämme und Städte
+ Der stellvertretende Vorsitzende des Obersten Rates der libyschen Scheichs
und Ältesten, Scheich as-Senussi al-Hlaiq, zu
LibyaReview: „Wir hatten
wegen des Erdöls Kontakt mit der internationalen Gemeinschaft und mit einigen
Ländern, und haben unsere Forderungen präsentiert, die zunächst gebilligt
wurden. Als erstes fordern wir ein Konto, auf das alle Öleinnahmen eingezahlt
werden, welche dann unter Aufsicht der UNO gerecht auf die drei libyschen
Regionen aufgeteilt werden. Andererseits wird es uns nichts ausmachen, die
Schließung der Ölanlagen zu beenden und das Parlament und das Generalkommando
der LNA zu Verhandlungen bezüglich der libyschen Krise zu mandatieren.
Allerdings ist es notwendig, dass die Verwaltungsstrukturen der
National
Oil Corporation (NOC) und der
Libyschen Zentralbank (CBL)
geändert werden und zusätzlich ein Raumentwicklungsplan für die Ölfelder des
Landes erstellt wird – dies ist eine unserer Hauptforderungen. Entscheidend ist
dabei, dass die Gelder nicht zum Kauf von Flugzeugen, Panzern und Missiles
verwendet werden oder um Krieg und Milizen zu finanzieren. Wir rufen die
internationale Gemeinschaft auf, so schnell wie möglich zu intervenieren, damit
eine Regierung mit einem Präsidenten und zwei Stellvertretern gebildet werden
kann. Die Libyer sind bereit, diese Krise hinter sich zu lassen und alle
Söldner auszuweisen. Wir wiederholen nochmals, dass wir jegliche ausländische
Einmischung in libysche Angelegenheiten ablehnen.“
Die Erdölanlagen wurden im Januar 2020 durch die libyschen Stämme geschlossen.
Laut NOC belaufen sich die Einnahmenausfälle auf etwa 6,5 Milliarden US-$.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1277568362927849472
+ 113 libysche Stammesführer sind nach Ägypten gereist, um mit dem
ägyptischen Präsidenten as-Sisi Gespräche zu führen.
Libysches Parlament/Übergangsregierung (Tobruk)
+ 02.07.: Parlamentspräsident Agila Saleh und der Außenminister der
libyschen Übergangsregierung, Abdul Hadi al-Huwaidsch, sind zu einem
dreitägigen Besuch und zu Gesprächen mit dem russischen Außenminister Lawrow
nach Moskau gereist.
Lawrow erklärte, dass die Kairoer Erklärung des ägyptischen Präsidenten as-Sisi
vom 6. Juni zur Grundlage für einen Dialog zwischen den verfeindeten libyschen
Parteien werden könnte. Die Erklärung stünde auch im Einklang mit den
Beschlüssen der Berliner Libyen-Konferenz vom Januar.
https://www.addresslibya.co/en/archives/57460
Lawrow gab auch bekannt, dass die russische Botschaft für Libyen ihre Arbeit
von Tunesien aus wieder aufnehmen werde. Zu ihren Aufgaben gehöre „die
Vertretung Russlands in ganz Libyen“. Er verwies auf Syrien, wo arabische
Länder begonnen hätten, wieder Vertretungen in Damaskus zu eröffnen. Schritte
in dieser Richtung seien auch in Libyen zu begrüßen.
https://www.addresslibya.co/en/archives/57456
+ 02.07.: Griechenland will ein Konsulat in Bengasi eröffnen. Es plant, ein
Seerechtsabkommen mit dem gewählten und international anerkannten Parlament
(Tobruk) abzuschließen, als Reaktion auf das illegale Abkommen zwischen der
‚Einheitsregierung‘ und der Türkei.
+ 02.07.: Libyens Außenminister der Übergangsregierung (Tobruk),
al-Hwaidsch, sagte am 02.07. bei
SkyNewsArabia, dass sowohl Libyen als
auch Griechenland von der Türkei bedroht werden. Er wies darauf hin, dass das
zwischen der Türkei und der ‚Einheitsregierung‘ unterzeichnete Abkommen
unrechtmäßig sei. Nur die Übergangsregierung sei berechtigt, diesbezügliche
Abkommen zu treffen. Hwaidsch: „Die Türkei marschiert in Libyen ein, und wir
werden alle Maßnahmen ergreifen, um dieser Aggression entgegenzutreten“.
https://libyareview.com/?p=4418
‚Einheitsregierung‘/Moslembrüder/Türkei/Milizen
+ Am 03.07. kamen der türkische Verteidigungsminister Akar und der
Generalstabschef General Güler nach Libyen, um die Aktivitäten im Rahmen des
mit der ‚Einheitsregierung‘ abgeschlossenen
memorandum of understanding
zu überprüfen.
D.h. der ‚Einheitsregierung‘ wird mitgeteilt, wie sich Ankara das weitere
militärische und politische Vorgehen in Libyen vorstellt.
+ Am 02.07. hieß es, dass die Türkei in den vergangenen zwei Tagen Waffen
und schweres Gerät nach Libyen gebracht habe, um einen Angriff auf die Stadt Sirte
vorzubereiten. Die Türkei treibt ihre politische und wirtschaftliche Agenda in
Libyen rasant voran.
+ Laut dem österreichischen
Standard will Erdogan einen großen
Boulevard in der libyschen Hauptstadt Tripolis nach Sultan
Süleyman dem
Prächtigen benennen lassen: Es soll „in Zukunft ein langer Boulevard in
Tajoura, in der libyschen Hauptstadt Tripolis, nach ihm heißen: Hat er doch
1551 von dort die Spanier vertrieben – wie jetzt Erdoğan den von Ägypten und
anderen unterstützten General Haftar.“
https://www.derstandard.at/story/2000118322622/tuerken-und-araber-auf-kollisionskurs?ref=nl
+ Das Abkommen zwischen Sarradsch und Erdogan soll den Raub von elf
Milliarden US-$ an libyschen Vermögen zur Folge haben. Abdel Rahim Ali,
ägyptischer Abgeordneter und Leiter des
Centre d'Etudes Moyen-Orient
(Zentrum für Nahost-Studien/Paris), Abdel Rahim Ali: „Nachdem Sarradsch mit den
Türken unrechtmäßige Öl- und Gasgeschäfte abgeschlossen hat, überweist er
erneut libysche Einlagen in Höhe von 8 Milliarden US-$ zur Rettung der
türkischen Lira von europäischen Banken an die türkische Zentralbank, wo diese
Gelder vier Jahre lang zinsfrei liegen. Abdel Rahim Ali forderte die
internationale Gemeinschaft und die Arabische Liga auf, diesen Raub libyschen
Vermögens zu stoppen.
Bei dem kürzlichen Besuch von Siddiq al-Kebir, dem Leiter der libyschen
Zentralbank, beim türkischen Präsidenten Erdogan in Istanbul, ging es um
weitere drei Milliarden US-$, die Libyen an die Türkei als Entschädigung wegen
nicht zustande gekommener Projekte durch den Kriegsausbruchs 2011 zahlen soll.
Die Sarradsch-Regierung ermögliche türkischen Unternehmen, ihre Tätigkeiten in
Libyen wieder aufzunehmen. Diese Verträge der ‚Einheitsregierung‘ mit der
Türkei seien nicht legal zustande gekommen und nicht bindend, da sie vom
Parlament hätten gebilligt werden müssen.
https://almarsad.co/en/2020/07/01/cemo-sarraj-erdogan-agreement-plunders-us11-billion-of-libyas-money/
+ Der noch amtierende Leiter der libyschen Zentralbank (CBL, Tripolis),
Siddiq al-Kebir, traf am Mittwoch in Istanbul mit Erdogans Schwiegersohn und
dem türkischen Finanzminister Berat Albayrak zusammen.
Al-Kebir verwies auch auf sein vorangegangenes Treffen mit Albayrak am 29. Juni
ein auf ein weiteres Treffen, an dem auch Erdogan teilnahm, so dass insgesamt
drei Treffen in weniger als einer Woche stattfanden. Inhaltlich wurde nur so
viel bekannt, dass „Fragen von gemeinsamem Interesse erörtert“ wurden.
Diese Treffen stellen eine Verletzung aller internationaler Gepflogenheiten
dar. Solche Treffen finden üblicher Weise innerhalb von Delegationen statt, an
denen auch Minister oder Staatsoberhäupter teilnehmen. Hier trat der Leiter der
CBL, al-Kebir, direkt zum Rapport bei einer ausländischen Regierung an.
Berat war Energieminister und davor Vorsitzender der Holding
Çalık,
die hauptsächlich in der Stromerzeugung tätig ist und heute von seinem Bruder
geleitet wird.
Der Leiter der
General Electricity Company of Libya (GECOL), Ali
Sassi, traf derweil mit dem türkischen Botschafter in Tripolis, Sarhan Aksan
zusammen. Laut Sassi habe Aksan abgeboten, Stromschiffe von der türkischen
Firma
Karadeniz zu leasen, um wegen der anhaltenden Stromausfälle
diesen für teures Geld von den Schiffen zu beziehen.
https://almarsad.co/en/2020/07/02/three-meetings-in-less-than-a-week-erdogans-son-in-law-meets-siddik-al-kabir-again/
Schon im Dezember 2017 unterzeichnete die Firma Siemens mit der ‚Einheitsregierung‘
einen Vertrag zum Bau von Generatoren in Libyen. Das Geld wurde bezahlt, aber
keine Leistung erbracht. Nun plant die ‚Einheitsregierung‘, große Summen für
die Stromerzeugung auf Schiffen locker zu machen. Die Gelder dürften fließen
und die Leistung wiederum auf sich warten lassen.
https://press.siemens.com/global/en/pressrelease/siemens-signs-contracts-gecol-boost-power-generation-capacity-libya-13-gw
+ Einem Bericht der Deutschen Welle vom 03.07. zufolge bereitet sich die
Türkei darauf vor, aus ihren militärischen Unternehmungen in Libyen Nutzen zu
ziehen. Die ‚Einheitsregierung‘ habe die Türkei an die erste Stelle bei der
Vergabe von milliardenschweren Aufträgen gesetzt.
Die Türkei hat mit einer massiven Inflation, hoher Arbeitslosigkeit und einer
schwachen türkischen Lira zu kämpfen, die während der Pandemie auf ihren
allzeit niedrigsten Stand gegenüber dem US-$ gefallen ist.
https://libyareview.com/?p=4476
+ Der türkische Minister für Energie und Ressourcen, Fatih Dönmez, sagte am
02.07., dass sein Land die Ölförderung in Libyen fortsetzen werde und eine
Zusammenarbeit mit der in Tripolis ansässigen Ölgesellschaft NOC plane.
Die Türkei hat das westliche Libyen mit der Hauptstadt Tripolis
besetzt. Die ‚Einheitsregierung‘ ist nur noch Staffage.
Migration
+ Fast 300 Migranten wurde am 02.07. von der Küstenwache auf See
aufgegriffen und nach Libyen zurückgebracht.
+ Am Donnerstag wiederholten die UNO ihre Forderung, die Haftanstalten für
Migranten in Libyen zu schließen. Dies fiel mit dem ersten Jahrestag des
Angriffs auf das Tadschura-Gefangenenlager zusammen, bei dem mindestens 52
Migranten getötet und 87 verwundet wurden. Da die Lebensbedingungen in den
Gefangenenlagern extrem schlecht sind, besteht ein hohes Risiko für Migranten,
sich mit dem Corona-Virus zu infizieren.
Die UN-Sondermission für Libyen stellte fest, dass es nach wie vor Berichte
über außergerichtliche Tötungen, Folter, sexuelle Gewalt, willkürliche
Inhaftierung sowie über Menschenhandel gebe. Die Verantwortlichen müssten zur
Rechenschaft gezogen werden.
https://libyareview.com/?p=4442
Coronakrise
+ Die Gesamtzahl der bestätigten Covid-19-Fälle ist auf 874 gestiegen; davon
sind 223 Menschen gesundet und 25 verstorben. Die meisten Fällen wurde in Sebha
(Fessan) registriert, dann in Tripolis und Misrata.
https://www.addresslibya.co/en/archives/57427
Verschiedenes
+ Im westlichen und südlichen Libyen kommt es infolge von Beschädigungen der
Infrastruktur und Missmanagement bei
General Electricity Company of Libya
(GECOL) zu lange anhaltenden Stromausfällen, so z.B. am 02.07. zu einem
kompletten Stromausfall von Abu Grian bis zur tunesischen Grenze.
Verschiedentlich kommt es zu Protesten der Bevölkerung.
+ Wie
LibyaAddress meint, gerät der tunesische Präsident Kais Saied
unter Druck, seine Haltung zum Libyenkonflikt zu ändern. Nach seinem kürzlichen
Besuch in Paris schien sich Saied der französischen Haltung angenähert zu
haben, indem er betonte, dass ein Waffenstillstand notwendig sei und dass freie
Wahlen abgehalten werden sollten. Saied lehnte auch generell jede ausländische
Einmischung in Libyen ab.
Bei einem Treffen des tunesischen Außenministers Erray mit dem US-Botschaftern
in Tunesien, Donald Bloom, und dem US-Botschafter in Libyen, Richard Norland,
lobte dieser die Anstrengungen der USA. Einzig der politische Weg sei der in
Libyen gangbare.
Die Unterstützung der USA für das Innenministerium in Tripolis unter Leitung
des Moslembruders al-Bashagha stehe im Widerspruch zur US-Politik des Kriegs
gegen den Terror.
Die tatsächliche Rolle Tunesiens im Libyen-Konflikt steht ebenfalls im
Widerspruch zu den Aussagen seines Präsidenten.
https://www.addresslibya.co/en/archives/57453
+ Der zypriotische Präsident befürchtet, Zypern könne durch die Türkei zu
einem neuen Libyen, Irak oder Syrien werden. Dies müsse die ‚internationale
Gemeinschaft‘ zur Kenntnis nehmen. Er verwies dabei auf den sogenannten
türkischen Plan „blaue Heimat“, die darauf abziele, die östlichen Inseln der
Ägäis und die Meeresgebiete Griechenlands zu annektieren.
https://libyareview.com/?p=4462
+
RT schreibt am 03.07.: „Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen
fordert einen Einsatz der Bundeswehr im Rahmen einer UN- oder EU-Mission in dem
vom Krieg gebeutelten Land.“ Röttgen hatte eine internationale Militärmission,
die eine Pufferzone zwischen den beiden Konfliktparteien errichten soll,
gefordert: „Die letzten Monate haben gezeigt: Diplomatie ohne eine militärische
Friedenskomponente wird den Kampf in Libyen nicht beenden.“ Diese
Militärmission könne entweder durch die UN oder auch die EU mandatiert werden,
an der sich die Bundeswehr beteiligen sollte.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) wollte bereits zu
einem früheren Zeitpunkt nicht ausschließen, „dass sich auch die Bundeswehr an
der Durchsetzung des Waffenembargos und Überwachung der Waffenruhe beteiligt.“
https://deutsch.rt.com/inland/104128-nach-libyen-konferenz-flop-roettgen/
Eine „militärische Friedenskomponente“? Frieden schaffen mit immer mehr
Waffen?
Und wie bitte? Seit wann kann denn die EU internationale Militäreinsätze
mandatieren? Das wäre ohne UN-Mandat völkerrechtlich ein eindeutig illegaler
Militäreinsatz. UNO-Charta, Artikel 2, Absatz 4, Gewaltverbot: „Alle Mitglieder
unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale
Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder
sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder
Anwendung von Gewalt.“
+ Bundesaußenminister Heiko Maas betont die Notwendigkeit, zu den
5+5-Verhandlungen in Libyen zurückzukehren. Während einer gemeinsamen Konferenz
mit dem türkischen Außenminister Mevlut Cavusoglu wies Maas darauf hin, dass es
in den kommenden Tagen zu einer Abstimmung zwischen verschiedenen Ländern über
die Lage in Libyen kommen wird.
https://libyareview.com/?p=4426
+ Die EU-Mission für Libyen gab bekannt, dass ihr Mandat bis Juli 2021
verlängert wurde. Sie fühle sich verpflichtet „die Stabilität des Sicherheits-
und Justizsektors in Libyen zu unterstützen und die Sicherheit und Verwaltung
der Grenzen zu fördern“.
https://www.addresslibya.co/en/archives/57442
+ Frankreich hat die NATO informiert, dass es seine Beteiligung an der
Irini-Marineoperation
im Mittelmeer aussetzt. Dies geht auf einen Zwischenfall zwischen französischen
und türkischen Kriegsschiffen zurück, der von den beiden Seiten gegensätzlich
dargestellt wird.
https://libyareview.com/?p=4403
+
Tagesschau: „Das Aufeinandertreffen der französischen Fregatte
mit türkischen Kriegsschiffen im Mittelmeer hat zu einer schweren Krise
zwischen den beiden NATO-Mitgliedern geführt. Die Türkei beschuldigt Frankreich
der bewussten Falschmeldung. Weder der EU noch der NATO habe man die Wahrheit
gesagt, erklärte der türkische Außenminister Mevlüt Cavosoglu bei seinem
Aufenthalt in Berlin. Er fordert eine Entschuldigung und wirft Frankreich
‚Türkeifeindlichkeit‘ vor.
Frankreich wiederum beharrt auf seinem Standpunkt. Verteidigungsministerin
Florence Parly betonte vor Europaabgeordneten erneut: Es sei nicht hinnehmbar,
dass ein Alliierter versuche, diejenigen zu bedrohen, die sich gegen
Regelverstöße wendeten.“
https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-frankreich-nato-101.html
+ Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte: „Auf unser
Ersuchen hin wird es am 13. Juli ein Treffen der EU-Außenminister geben, bei
dem es ausschließlich um die Türkeifrage geht. Die EU hat wegen der türkischen
Bohrungen in der zyprischen Wirtschaftszone bereits Sanktionen gegen die Türkei
verhängt. Weitere Sanktionen könnten ins Auge gefasst werden“.
https://www.reuters.com/article/us-france-turkey-sanctions/frances-foreign-minister-says-new-sanctions-on-turkey-possible-idUSKBN2426J8
+ Die Türkei schießt gegen Russland. Wie
RT berichtet, hat die
Türkei die monatelange Blockade des Nato-Beschlusses zu den neuen
Verteidigungsplänen für das Baltikum und Polen aufgegeben. Für das
Inkrafttreten des Beschlusses war Einstimmigkeit nötig, wofür die Türkei
Gegenleistungen verlangte, die sie jetzt wohl bekommen hat.
https://deutsch.rt.com/europa/104049-nato-speer-kann-gespitzt-werden/
+ Die Türkei hat von Russland das hochgelobte Luftabwehrsystem S-400 Triumf
gekauft, was bei den USA und den Nato-Partnern auf herbe Kritik stieß.
Allerdings ging das System noch nicht in Betrieb und es heißt, dass Ankara
hinter den Kulissen eine Lösung mit Washington anstrebt. So gibt es den
Vorschlag, dass die USA mit Mitteln aus ihrem Verteidigungsetat 2021 das
S-400-Luftabwehrsystem der Türkei abkaufen könnte. Die USA könnten das
Luftabwehrsystem ausforschen und die klamme Türkei käme zu Geld. Ob auch die
Türkei zu so einem Deal bereit wäre, ist umstritten.
https://deutsch.rt.com/international/104079-kaufabsicht-aus-washington-was-macht/
+ Ein Artikel auf
Heise.de unter dem Titel „Türkei: Mord im Auftrag
des Staates“ beschäftigt sich mit den Einsatz von Kampfdrohnen und deren
Angriffe in Libyen und auf Zivilisten in Syrien sowie mit deutschen
Rüstungsexporten für die Türkei. „Die Türkei maßt sich immer mehr an, ohne
Beachtung territorialer Grenzen nicht nur Angehörige bewaffneter Gruppen,
sondern auch ihr unliebsame Politiker und Zivilisten mit Drohnen
‚hinzurichten‘“.
https://www.heise.de/tp/features/Tuerkei-Mord-im-Auftrag-des-Staates-4800416.html
+ Auf
NZZ heißt es unter der Überschrift: „Und wieder führt Erdogan
die Europäer an der Nase herum“: „Sei es in Nordafrika, sei es in der Ägäis,
sei es im Nahen Osten – Europas große Nachbarin, die Türkei, hat sich in einer
innenpolitisch stark angespannten Lage dazu entschlossen, ihr äußeres
Einflussgebiet zu vergrößern. Für diese geopolitische Ambition gibt es klare
politische Ziele, ideologische Überzeugungen (Neoosmanismus) sowie das
notwendige Maß an militärischer Kühnheit. […] Erdogan spekuliert auf den
weiteren Aufstieg seines Landes. Doch das kann nach hinten losgehen. Und: Auf
Europas Handelspartner, Investoren und Touristen bleibt Ankara noch auf lange
Zeit angewiesen. Hier haben die Europäer noch nicht einmal annähernd damit
begonnen,
ihre Trümpfe auszuspielen.“
https://www.nzz.ch/meinung/geopolitik-im-mittelmeer-tuerkei-fuehrt-hilfloses-europa-vor-ld.1564556?mktcid=nled&mktcval=102&kid=_2020-7-4&trco=
+ Thierry Meyssan schreibt auf
VoltaireNet über Geheimverhandlungen
zwischen Putin und Trump und wie die beiden Großmächte im Nahen Osten und in
Nordafrika Frieden herstellen könnten.
https://www.voltairenet.org/article210404.html
+ Im Programmentwurf der Grünen heißt es: „Handlungsleitend in der
internationalen Sicherheitspolitik ist das erweiterte VN-Konzept der
Schutzverantwortung (Responsibility to Prevent, Protect, Rebuild), das uns als
internationale Gemeinschaft verpflichtet, Menschen vor schwersten
Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu
schützen.“ Damit wird das Interventionsverbot der UN-Charta ausgehebelt, denn
plötzlich darf aus „humanitären Gründen“ interveniert werden, insbesondere in
missliebigen, anti-westlich gesinnten Staaten und Regierungen. Was „humanitäre
Gründe“ sind, bestimmt der Westen und wo es keine gibt, werden welche
konstruiert. Wohin das führt, hat man z.B. in Libyen gesehen. Die Grünen
bekennen sich schon lange grundsätzlich zu Militäreinsätzen, in Jugoslawien
stimmten sie diesen auch ohne UN-Mandat zu. Ein eklatanter Bruch des
Völkerrechts.
https://www.heise.de/tp/features/Gruener-Programmentwurf-mit-Bekenntnis-zu-militaerischen-Interventionen-4799662.html
11:07 05.07.2020