Kurznachrichten Libyen – 24.11.2021
Libyen. 10. Todestag von Muammar al-Gaddafi / Libyen-Konferenz in Tripolis / Sarradschs Ehefrau wegen Geldschmuggels festgenommen / sudanesische Söldner
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+ 20.10.: Muammar al-Gaddafi. Richard Medhurst schreibt zum
zehnjährigen Jahrestag der Ermordung von Oberst Muammar al-Gaddafi: „Das Libyen
Gaddafis war kein gescheiterter Staat. Es war Afrikas reichste und
wohlhabendste Nation - ein blühender, florierender Staat, bis der Westen ihn
2011 absichtlich zerstörte. […] Die Geschichte ist voll von afrikanischen,
arabischen und lateinamerikanischen Führern, die von den USA umgebracht wurden,
weil sie es wagten, ihre Länder zu verbessern und die westliche Hegemonie
herauszufordern.“
https://de.rt.com/meinung/126024-gaddafi-und-westen-gedanken-zum/
+ 20.10.: Muammar al-Gaddafi/Bestattung. Der Cousin Muammar
al-Gaddafis, Ahmed Gaddaf ad-Dam, sagte, dass die sterblichen Überreste des vor
zehn Jahren ermordeten Gaddafis seiner Familie für ein würdiges Begräbnis
übergeben werden. Es solle die historische Wertschätzung von Oberst Gaddafi
wiederhergestellt werden. Ein Termin hierfür wurde nicht genannt. Salah Badi,
Anführer der as-Samoud-Brigade, erklärte sich bereit, den Ort
preiszugeben, an dem Gaddafi begraben wurde. Er und eine Gruppe weiterer
Personen seien dabei anwesend gewesen, darunter Scheich Khaled Tantusch.
Ad-Dam: „Die Maske ist gefallen und unser Volk hat entdeckt, dass 2011 die
Taten der NATO nicht zum Wohle der Libyer waren, sondern dazu dienten, einen
Führer zu töten, der für den Stolz und die Träume eines ganzen Kontinents
stand“. Sollten Wahlen abgehalten werden, würden die Anhänger Gaddafis gestärkt
auf die politische Bühne zurückkehren.
Gaddaf ad-Dam war ehemals Koordinator der ägyptisch-libyschen Beziehungen und
Sondergesandter von Gaddafi.
https://libyareview.com/17901/body-of-libyas-colonel-gaddafi-to-be-handed-over-to-family/
+ 21.10.: Internationale Libyen-Konferenz/Tripolis.
In Tripolis fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen (die Küstenstraße
wurde komplett gesperrt) eine internationale Libyen-Konferenz statt, die dazu
beitragen soll, die Stabilität in Libyen im Vorfeld der für Dezember geplanten
Präsidentschaftswahlen zu stärken.
Es reisten Delegierte aus 31 Ländern an sowie Vertreter der UN, der EU, der
Afrikanischen Union und der Arabischen Liga. Zu den vertretenen Staaten zählten
Ägypten, Algerien, Tunesien, Marokko, Sudan, Malta, Tschad, Niger,
Saudi-Arabien, Katar, VAE, Kuwait, Bahrain, Türkei, USA, Großbritannien,
Niederlande, Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien, Griechenland, die
Schweiz, Russland, China und die Demokratische Republik Kongo.
Laut der libyschen Außenministerin al-Mangusch zielte die Konferenz darauf ab,
„den Abzug aller Söldner, ausländischen Kämpfer und ausländischen Streitkräfte
aus Libyen sicherzustellen“ sowie die Wirtschaft voranzutreiben und den
Lebensstandard zu verbessern.
Im Vorfeld wurde befürchtet, dass die GNU-Regierung die Abhaltung von Wahlen
verzögern will, um selbst an der Macht zu bleiben. Libysche Abgeordnete
warnten, dass alle Konferenzen, die nicht die rechtzeitige Durchführung von
Wahlen zum Ziel haben, „gegen die Ergebnisse der Berliner und Genfer
Konferenzen verstoßen“.
https://libyareview.com/17919/libya-hosts-international-conference/
Bei dieser Konferenz in Tripolis fühlt es sich so an, als sei Libyen zu
Gast im eigenen Land. Eine neun Punkte umfassende Abschlusserklärung enthält
ausschließlich Politfloskeln. Hinter den Kulissen soll es zwischen Befürwortern
und Gegnern der Wahlen einen Showdown gegeben haben. Unklar ist weiterhin, ob
Dezemberwahlen stattfinden werden.
https://www.libyaherald.com/2021/10/22/libya-stabilisation-conferences-concluding-nine-point-statement-reiterates-24-december-election-date/
+ 21.10.: Libyen-Konferenz/Tripolis/Mangusch.
Außenministerin al-Mangusch, erklärte in einer Rede, dass die Stabilität in
Libyen ohne die Gewährleistung der vollen nationalen Souveränität nicht
erreicht werden könne. Das Land brauche politische Stabilität, um allen Libyern
die Mitwirkung am Schicksal des Landes zu garantieren.
Die Teilnehmer diskutierten über eine von der GNU-Übergangsregierung ins Leben
gerufene Initiative mit dem Titel „Libyen-Stabilisierung“. Die Initiative wird
die Einrichtung einer internationalen Gruppe vorschlagen, die die
GNU-Übergangsregierung bei der Lösung wichtiger Fragen unterstützen soll.
https://libyareview.com/17925/al-mangoush-no-stability-in-libya-without-ensuring-full-national-sovereignty/
Dies hört sich nicht nach Wahlen an.
+ 21.10.: Libyen-Konferenz/Frankreich. Der französische
Außenminister Jean-Yves le Drian sagte in Tripolis, dass Paris für den 12.
November einen neue Libyen-Konferenz angesetzt hat, die „den letzten
internationalen Impuls zur Unterstützung der Wahlen Ende des Jahres geben“ und
den Plan für den Abzug ausländischer Truppen und Söldner unterstützen soll, „um
der ausländischen Einmischung ein Ende zu setzen“.
https://libyareview.com/17933/french-fm-paris-conference-will-give-last-international-push-for-libyan-elections/
+ 22.10.: Libyen-Konferenz/Tripolis/Italien. Der
italienische Außenminister Luigi Di Maio erklärte, dass die Stabilität in
Libyen die Sicherheit Europas gewährleiste. Er betonte auch die Bedeutung von
Frieden und Entwicklung für das Land.
https://libyareview.com/17956/italian-fm-libyas-stability-makes-europe-safer/
+ 24.10.: Libyen-Konferenz Paris/USA/Harris. Das Weiße Haus
kündigte an, dass US-Vizepräsidentin Kamala Harris am 11. November auf dem 4.
Pariser Friedensforum sprechen und am folgenden Tag an der Pariser
Libyen-Konferenz teilnehmen wird. Ihre Sprecherin sagte, dass „sie die
Bedeutung der transatlantischen Beziehungen für den globalen Frieden und die
Sicherheit erörtern und die Bedeutung unserer Partnerschaft bei globalen
Herausforderungen von COVID-19 und der Klimakrise bis hin zu Fragen, die die
Sahelzone und den Indopazifik betreffen, unterstreichen werde.“
https://libyareview.com/17987/us-vice-president-to-participate-in-paris-conference-on-libya/
+ 24.10.: Sudanesische Söldner. Die sudanesische
Außenministerin Mariam Sadiq al-Mahdi bestätigte die Anwesenheit von
sudanesischen Söldnern in Libyen. Für einen kleineren Teil von ihnen zeichne
die sudanesische Regierung verantwortlich und ihr Abzug sei ein Beitrag zur Stabilisierung
Libyens. Die andere Gruppe sei beträchtlich größer und unterhalte keine
offiziellen Beziehungen zur sudanesischen Regierung. Im Rahmen des Gemeinsamen
5+5-Sicherheitskomittes sei ein Zeitplan zur Begrenzung der Anwesenheit
sudanesischer Söldner und deren Rückführung vereinbart worden. Mehr als 2.200
sudanesische Staatsangehörige sollen Libyen bis Ende 2021 verlassen.
https://libyareview.com/18006/what-did-the-sudanese-fm-have-to-say-about-mercenaries-in-libya/
+ 20.01.: Wahlen. Innenminister Generalmajor Khaled
at-Tidschani bestätigte, dass das Ministerium umfassend darauf vorbereitet ist,
die Wahlen abzusichern. Er bekräftigte den Willen des Ministeriums zur
termingerechten Abhaltung.
https://libyareview.com/17892/libyan-interior-minister-confirms-readiness-to-secure-elections/
+ 24.10.: Wahlen. Nachdem das Parlament seine Zustimmung zu
den Änderungen des Wahlgesetzes gab, haben die Kandidaten damit begonnen, ihre
Kandidatur für die am 24. Dezember angesetzten Präsidentschaftswahlen offiziell
bekannt zu geben, darunter der Vorsitzende von Ihya Libya, Aref Ali
Nayed.
https://almarsad.co/en/2021/10/24/aref-nayed-announces-intention-to-run-for-the-presidential-elections-in-december/
+ 20.10.: UN-Beobachter. Laut des Gemeinsamen
5+5-Militärkommites (JMC) ist die erste 60-köpfige Gruppe internationaler
Waffenstillstandsbeobachter in Tripolis eingetroffen. Es handelt sich dabei um
unbewaffnete Zivilisten aus verschiedenen Ländern der Afrikanischen Union und
der Europäischen Union, nicht aber um Angehörige der Länder, die in die
libyschen Angelegenheiten involviert sind. Die Gruppe wird in der ersten Phase
die Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens überwachen und anschließend den
Abzug der Söldner und ausländischen Truppen aus dem libyschen Hoheitsgebiet
kontrollieren.
https://twitter.com/smmlibya/status/1452211039349661699
+ 24.10.: Geldschmuggel. Es wird berichtet, dass die Frau
des ehemaligen Premierministers der ‚Einheitsregierung‘ as-Sarradsch, Nadia
Rifaat, wegen Geldschmuggels am Mitiga-Flughafen (Tripolis) festgenommen wurde.
https://twitter.com/abdo_1901/status/1452040437682909188
+ 18.10.: Gatrani/Kyrenaika-Stämme. Der stellvertretende
GNU-Premierminister Hussein al-Gatrani empfing in Bengasi die Mitglieder des
Obersten Rates der Sozialvertretung der Kyrenaika-Stämme. Diskutiert wurden die
jüngsten lokalen Entwicklungen. Gatrani kritisierte den GNU-Vorsitz, die
Vereinheitlichung der Institutionen und die gerechte Verteilung der Mittel
zwischen den drei Regionen nicht umgesetzt zu haben.
https://almarsad.co/en/2021/10/17/al-qatrani-to-cyrenaican-sheikhs-gnu-did-not-commit-to-implementing-the-terms-of-the-political-agreement/
+ 18.10.: Erdöl/NOC/Sanella/Aoun. Das libysche
Erdölministerium bestätigte, dass Erdölminister Mohamed Aoun den Vorsitzenden
der National Oil Corporation (NOC), Mustafa Sanella, bis zum Abschluss
der gegen ihn eingeleiteten Untersuchung suspendiert hat. In dem Erlass heißt
es, Sanella habe es versäumt, vor Dienstreisen ins Ausland die Genehmigung des
Ministeriums einzuholen. Auch habe er es unterlassen, Berichte vorzulegen und
sich an die Verwaltungsvorschriften zu halten. Außerdem habe er entgegen der
Vorschriften ein Vorstandsmitglied zum NOC-Vorsitzenden ernannt.
Bereits im September hatte Aoun Sanella suspendiert und Dschadella Oakely zu
seinem Nachfolger ernannt. Der damalige Streit wurde auf Betreiben von
GNU-Premierminister Dabaiba erst einmal beigelegt.
https://www.libyaherald.com/2021/10/19/oil-minister-aoun-suspends-noc-chairman-sanalla-from-his-post-and-refers-him-for-investigation-for-a-second-time/
+ 18.10.: NOC/Entführung. Die National Oil Corporation
(NOC) gibt die Entführung des Vorstandsvorsitzenden des Petroleum Institute
und eines Mitarbeiters der Akakus Oil Operations Company in Tripolis
bekannt und fordert ihre sofortige Freilassung.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1450078248805847046
+ 20.10.: NOC. Die libysche Verwaltungskontrollbehörde hat
ihren Bericht über die National Oil Corporation (NOC) für das Jahr
2020 veröffentlicht. In dem Bericht wurde eine Reihe von Verstößen festgestellt.
https://libyareview.com/17848/libyan-administrative-control-noc-committed-numerous-violations/
+ 23.10.: Angriff. Der Direktor der Staatsanwaltschaft des
Bezirks Sebha wurde von Bewaffneten angegriffen. Die Exekutive wurde
aufgefordert, für den notwendigen Schutz der Angestellten der Justizbehörden
Sorge zu tragen.
https://libyareview.com/17979/gunmen-attack-judical-official-in-sebha/
+ 24.10.: al-Menfi/al-Far.
Der Vorsitzende des libyschen Präsidialrats, Mohamed al-Menfi, traf sich
mit dem von der Generalstaatsanwaltschaft wegen Terrorismus gesuchten Mohamed
Bahrun alias al-Far. An dem Treffen nahmen auch namhafte Vertreter der Gemeinde
az-Zawiya teil.
Al-Far war an zahlreichen bewaffneten Zusammenstößen mit anderen Milizen im
Westen Libyens beteiligt, in etliche Verbrechen verwickelt und hatte nach der
Einsetzung von al-Aib zum Neuen Geheimdienstleiter dem Präsidialrat gedroht.
Trotzdem wurde er zum Leiter der Kriminalpolizei von Zawiya ernannt.
Erst im August war es in Tripolis zu Kämpfen mit Verletzten zwischen der
al-Far-Miliz und Stability Support Apparatus gekommen.
https://libyareview.com/18012/head-of-libyas-presidential-council-meets-with-isis-affiliated-militiaman/
+ 20.10.: Yvonne Fletcher. Vor vier Jahren war das
Verfahren gegen Saleh Ibrahim al-Mabrouk wegen der Beteiligung am Tod der
britischen Polizistin Yvonne Fletcher im Jahre 1984 eingestellt worden. Nun
seien dem Gericht neue Beweismittel von einem ehemaligen Kollegen Fletchers
vorgelegt worden, so dass der Fall wieder aufgerollt werden müsse. Bei der
Erschießung von Fletcher habe es sich um ein Komplott gehandelt, in das ein
MI6-Spion verwickelt gewesen sein soll.
Al-Mabrouk war ein ehemaliger Berater von Oberst Muammar al-Gaddafi.
https://libyareview.com/17853/uk-reopens-inquiry-into-yvonne-fletchers-death-linked-to-libya/
Am 17. April 1984 demonstrierten 73 Gaddafi-Gegner vor dem Libyschen
Volksbüro am Londoner St. James‘ Square als plötzlich Pistolenschüsse
abgefeuert wurden, von denen einer Yvonne Fletcher tödlich verletzte. Ein
Fernsehteam war wundersamer Weise vor Ort und die Nachricht ging in den
Abendnachrichten um die ganze Welt. Angeblich seien die Schüsse aus einem
Fenster im zweiten Stock des Hauses abgeben worden, wo sich die Räume des
libyschen Volksbüros befanden. Während sich Gaddafi bisher in der westlichen
Öffentlichkeit durchaus gewisser Sympathien erfreute und ein aggressiver Akt
gegen Libyen auf kein Verständnis gestoßen wäre, kippte die Stimmung und es kam
nicht nur in Großbritannien, sondern auch in den USA und in Europa zu
Anti-Gaddafi-Protesten. Neben den libyschen Diplomaten wurden auch alle anderen
Libyer, die eine Verbindung zur Dschamahirija hatten, aus Großbritannien
ausgewiesen.
Reagan und Thatcher erhofften sich, dass die Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) alle Wirtschaftsbeziehungen mit Libyen abbrechen
würde. In der EWG waren insbesondere Italien, die BRD und Griechenland davon
betroffen. Allerdings war die EWG dazu nicht bereit, zu undurchsichtig
erschienen die Vorgänge um den 17. April 1984 in London.
Erst 1997 wurde der Autopsiebericht der getöteten Yvonne Fletcher
veröffentlicht. Aus dem Einschusswinkel ging hervor, dass der Schuss nicht aus
dem zweiten Stock des Hauses abgegeben worden sein konnte, sondern aus
mindestens dem sechsten Stockwerk, wenn nicht aus einer noch höher gelegenen
Etage. Das ARD-Magazin Panorama befragte dazu Manfred Meyer, schillernde Figur
und rechte Hand des noch schillernderen und kriminellen damaligen Berliner
Baulöwen Hilmar Hein, der über enge Kontakte zu Geheimdiensten und zur
libyschen Anti-Gaddafi-Opposition verfügte und dieser wohl auch Waffen
besorgte: „Wir haben ganz offen darüber gesprochen, dass es unsere Waffe war.
Das ist unser Ding, so haben wir gesprochen damals.“ (Mark Altten
„Das Gaddafi-Komplott“, Berlin 2011).
https://www.freitag.de/autoren/gela/libyer-geheimdienste-waffenschieber
Erst kürzlich wurde Lockerbie wieder aufgewärmt und erneut eine rechtlich
unhaltbare Anschuldigung von den USA erhoben, jetzt eine neue Anklage wegen des
Todes von Yvonne Fletcher. Anklagen werden erhoben und Gerichtsverfahren
eröffnet oder wieder eingestellt, wie es politisch opportun erscheint. Auf eine
gerechte Justiz wird dabei gepfiffen. Doch sollten die Ankläger lieber Vorsicht
walten lassen: Es könnten bei neuen Ermittlungen auch noch ganz andere Dinge
das Licht der Öffentlichkeit erblicken.
+ 18.10.: Covid-19: Der Leiter des Nationalen Zentrums
für Seuchenkontrolle (NCDC) gab bekannt, dass der Zugang zu allen Institutionen
und staatlichen Einrichtungen künftig von einem elektronischen
Covid-19-Impfpass abhängig gemacht werden soll.
https://www.libyaherald.com/2021/10/19/ncdc-to-make-vaccines-compulsory-to-introduce-app-for-certification/
Jetzt auch noch Libyen! Auf die Durchsetzung solcher Maßnahmen darf man
gespannt sein.
+ 17.10.: Migration. Der Euro-Med Human Rights Monitor
forderte die EU auf, ihre Absicht, neue Patrouillenboote an die libysche
Küstenwache zu liefern, aufgrund der sich derzeit verschlechternden
Menschenrechtslage für Migranten in Libyen zu widerrufen. Die Zahl der
Migranten in den Haftanstalten von Tripolis hat sich in den letzten zwei Wochen
mehr als verdreifacht.
Ziel müsse es sein, eine europäische Such- und Rettungsmission aufzustellen, um
alle aufgegriffenen Personen an einem wirklich sicheren Ort an Land zu bringen.
https://libyareview.com/17823/euro-med-monitor-eu-must-suspend-cooperation-on-migration-with-libya/
+ 23.10.: Migration. Nach Angaben des UNHCR hat die
libysche Küstenwache zwei Boote auf dem Mittelmeer abgefangen und die Migranten
zurück nach Tripolis und Zawiya gebracht. Das UNHCR forderte die libysche
GNU-Regierung auf, sich unverzüglich um die Migranten zu kümmern, die sich in
einer katastrophalen Lage befänden: „Die libyschen Behörden müssen einen
angemessenen Plan vorlegen, der ihre Rechte respektiert und dauerhafte Lösungen
aufzeigt.“
https://libyareview.com/17976/unhcr-200-migrants-intercepted-off-libyan-coast/
+ 18.10.: Neoliberalismus/Gesundheit. LibyaHerald
schreibt: „Die libyschen Regierungen der Post-Gaddafi-Ära führen regelmäßig
öffentlich-private Partnerschaften (PPP) als Ausweg aus der überkommenen
Zentralisierung und Planwirtschaft an. Sie verweisen auf den Rückgang der
libyschen Ölproduktion und der internationalen Rohölpreise sowie auf die
steigenden Ansprüche der Bürger, die dazu führen, dass der Staatshaushalt nicht
in der Lage ist, diese Ansprüche in allen Bereichen zu erfüllen. Eine
Partnerschaft mit dem Privatsektor, um die Milliarden von Einlagen, die auf den
libyschen Bankkonten schlummern, zu nutzen, wird als einzige realistische
Möglichkeit angesehen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln.“ Kritisiert wird in
dem Artikel auch, dass für Medikamente und medizinische Versorgungen eine
staatliche Preisliste eingeführt werden soll, die der „freien Marktwirtschaft
widerspreche. […] Die Regierung muss den privaten libyschen Gesundheitsdienst
freigeben und den Marktkräften erlauben, die Preise festzulegen.“
https://www.libyaherald.com/2021/10/18/op-ed-the-aldabaiba-government-should-think-hard-before-returning-to-price-fixing/
Der gesamte Artikel ist infam! Tatsächlich war Libyen bis 2011 und dem
Nato-Krieg ein prosperierendes, reiches Land, das seiner Bevölkerung einen der
höchsten Lebensstandards in Afrika bot, umfangreiche Hilfe für viele ärmere
Länder leistete und Unmengen an Arbeitsplätzen für Migranten bereitstellte.
Ernährung, Wohnen, Krankenversorgung, Sicherheit waren für alle gewährleistet.
Erst der Nato-Krieg und die Ermordung Muammar al-Gaddafis stürzten das Land ins
Chaos und in die Armut.
Weltweit dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass
öffentlich-private Partnerschaften (PPP), wie sie in dem Artikel propagiert
werden, in der Regel die Kosten erhöhen und den Zeitrahmen von Projekten
sprengen. Denn: Die Privaten wollen verdienen, je mehr desto besser, und je
länger sich ein Projekt hinzieht, umso teurer wird es für den Staat. Die
Deutschen können über die Umverteilung aus dem Staatssäckel in private Taschen
ein Lied singen.
Eine „Marktfreigabe des Gesundheitsdienstes“ würde bedeuten, dass sich
viele seit 2011 verarmte Libyer überhaupt keine medizinische Versorgung mehr
leisten könnten. Eine Krankenversicherung gibt es in Libyen nämlich nicht.
Diese einzuführen wäre der erste Schritt. Die medizinische Versorgung dem
freien Markt zu überlassen ist Mord. Jedem Libyer eine vom eigenen Einkommen
unabhängige Versorgung bei Krankheit zu garantieren, gehört „zu den
Grundrechten der Staatsbürger in einer echten Demokratie. Krankenhäuser und
Universitäten sind keine Profitcenter. Krankenhäuser sollen heilen, Pflegeheime
pflegen, Schulen Wissen vermitteln und Universitäten unabhängig forschen, und
sie alle benötigen genug Finanzen, Personal und Kompetenz, um diesen
öffentlichen Auftrag zu erfüllen“. (Sarah Wagenknecht, „Die Selbstgerechten“)
Die Freigabe der eingefrorenen libyschen Gelder kann nicht davon abhängig
gemacht werden, dass ein neoliberaler Wirtschaftskurs eingeschlagen wird und
sich die meist westlichen Firmen libysche Ölgelder in die Tasche stecken.
+ 24.10.: Erdgas/ENI. Der italienische Konzern ENI
verlängerte einen Vertrag zum Bau von zwei Offshore-Plattformen gegenüber dem
Mellitah-Komplex und baut eine Reihe von Unterwasser-Pipelines neben einer
Onshore-Gasaufbereitungsanlage.
https://twitter.com/smmlibya/status/1452234917514031107
+ 21.10.: LNA/Manöver. Die LNA gab bekannt, dass sie
jederzeit in der Lage und bereit sei, an gemeinsamen Manövern mit befreundeten
Ländern teilzunehmen. Die Vereinheitlichung der Militäreinrichtungen werde
stattfinden, nachdem die Söldner Libyen verlassen haben.
https://libyareview.com/17899/libyan-national-army-we-are-ready-to-participate-in-joint-maneuvers/
+ 20.10.: Libyen/Italien. Der Oberbefehlshaber der
italienischen Carabinieri, Generalleutnant Teo Luzi, erklärte, Rom plane neue
Stabilisierungsmaßnahmen in Libyen im Rahmen eines Fünf-Jahres-Plans zu
unterstützen.
https://libyareview.com/17895/italy-sets-five-year-plan-to-support-libyas-stability/
Das sind Drohungen!
+ 18.10.: Libyen/EU. Außenministerin Mangusch traf in
Luxemburg mit ihren europäischen Amtskollegen zusammen, um die politische Lage
in Libyen zu erörtern.
https://libyareview.com/17828/libyan-foreign-minister-holds-talks-with-eu-counterparts/
+ 18.10.: Deutschland/Ägypten/Libyen. Der ägyptische
Präsident Abdel-Fatah es-Sisi und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hielten
eine Videokonferenz ab, wobei sie unter anderem die jüngsten Entwicklungen in
Libyen erörterten.
https://libyareview.com/17840/egypt-germany-stress-need-to-coordinate-efforts-over-libya-2/
Aus anderen Ländern
+ 23.10.: Tunesien. Najla Bouden Romdhane (parteilos) wurde
Ende September zur neuen tunesischen Ministerpräsidentin ernannt. Seit 1956 ist
die Gleichberechtigung von Frauen und Männern als Staatsziel festgelegt. „Die
UN-Organisation International Fund for Agricultural Development,
die besonders auf das Empowerment von Landfrauen fokussiert ist, hat
Tunesien soeben einen Preis für Gleichberechtigung verliehen.“ Künftig werden auch
die Ministerien für Justiz, für Finanzen, für Industrie und Bergbau, für
Handel, für Anlagen und Wohnungsbau, für Umwelt, für Familie und für Kultur von
Tunesierinnen geführt.
Tunesien hat mit einer noch nie dagewesenen Wirtschaftskrise zu kämpfen. Zurück
bleibt eine hoffnungslose Jugend.
https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/hueterin-der-revolution
Die Ernennung von Najla Bouden Romdhane zur Ministerpräsidentin Ende Juli
war ein gewitzter Schachzug von Präsident Kaïs Saïed. Er brachte eine Frau
ins Amt, die sich bis zu Wahlen profilieren kann und somit ihre Wahlchancen
gegenüber Abir Moussi erhöht, die noch am 6. Juli von der Zeitschrift Zenith
als neue Präsidentin hoch gehandelt wurde. Abir Moussi gehört zur Bourguiba-
und Ben-Ali-Partei Rassemblement Constitutionnel Démocratique (RCD).
https://magazin.zenith.me/de/politik/tunesische-politikerin-abir-moussi-0
+ 19.10.: Tunesien. „Derzeit ist Tunesien der weltweit
größte Exporteur von Dschihadisten. Nach UN-Angaben haben sich allein 2016 mehr
als 5.500 Staatsbürger zwischen 18 und 35 Jahren militanten Organisationen in
Syrien, dem Irak und Libyen angeschlossen, darunter der IS und al-Kaida-Ableger
Dschabhat an-Nusra. […] Bis heute sind rund 1.000 Kombattanten aus
verschiedenen Konfliktgebieten nach Tunesien zurückgekehrt. Davon befinden sich
800 in Haft, gut 200 sind unter richterlichen Auflagen freigelassen worden.“
Viele davon hätten sich während des ‚Arabischen Frühlings‘ radikalisiert.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/im-mutterland-der-dschihadisten
+ 24.10.: Türkei/Afrika. „Um das Fundament für seinen
Ausbau der Beziehungen zu den Nationen Afrikas südlich der Sahara zu legen, hob
Ankara 1998 einen neuen Aktionsplan für Afrika aus der Taufe. […] In
den zwei Jahrzehnten, in denen Erdoğan nunmehr Ministerpräsident war und jetzt
Präsident der Türkei ist, hat er bereits 30 afrikanische Länder besucht – mehr
als jeder andere nicht-afrikanische Staatschef. Parallel dazu wuchs das
Handelsvolumen zwischen der Türkei und den Ländern Afrikas von 5,5 Milliarden
US-Dollar im Jahr 2003 auf mehr als 25,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 an.“
https://de.rt.com/afrika/125970-neue-wettlauf-um-afrika-teil-2/
+ 18.10: Südafrika. 155.000 Stahlarbeiter sind in einen
unbefristeten Streik getreten. Der Massenstreik hat die Stahlindustrie zum
Stillstand gebracht. Schwere Einbußen für die Autoindustrie, u.a. für BMW.
Gefordert werden Lohnerhöhungen, die die Inflationsrate abdecken. Die Polizei
geht mit Gummigeschossen gegen die Streikenden vor.
https://arbeiterinnenmacht.de/2021/10/18/suedafrika-155-000-stahlarbeiterinnen-im-unbefristeten-streik/
+ 18.10.: Syrien/Israel. „Israel soll Midhat Saleh, ein
ehemaliges Mitglied des syrischen Parlaments, am Samstag auf den von Israel
besetzten Golanhöhen ermordet haben. Die syrische Regierung ordnete die
Ermordung als >Aggression und Terrorismus< ein und fügte hinzu, dass der
Anschlag nur die Entschlossenheit des syrischen Volkes stärken werde, den Kampf
gegen die israelische Besatzung fortzusetzen.“
https://de.rt.com/der-nahe-osten/125837-israel-soll-ehemaligen-syrischen-abgeordneten/
+ Russland/USA/Zentralasien. Moskau zeige „extreme Skepsis
gegenüber einer militärischen oder geheimdienstlichen Präsenz der USA in oder
um Zentralasien, da Russland große Sicherheitsbedenken hat. Angesichts der
geheimen Verbindungen der Vereinigten Staaten zu IS und ihrer Geschichte,
Terrorgruppen als geopolitische Instrumente zu nutzen, muss Russland besonders
vorsichtig sein. Das Gleiche gilt für China und den Iran. Die
zentralasiatischen Staaten sind sich auch der US-Strategie bewusst, die darauf
abzielt, farbige Revolutionen anzuzetteln, um einen >Regimewechsel< in
den ehemaligen Sowjetrepubliken herbeizuführen.“
https://asiatimes.com/2021/10/russia-draws-a-red-line-for-us-in-central-asia/?mc_cid=30fb6ca0e8&mc_eid=f072d9574c
+ 20.10.: Westsahara/Polisario. „Internationale
Journalisten reisten auf Einladung der Befreiungsfront Polisario in
die Westsahara - Es war das erste Mal, dass Gäste aus dem Ausland seit Beginn
der Corona-Pandemie wieder nach Algerien und in die Lager der Sahrauis reisen
durften – und seit der kriegerischen Eskalation, verbunden mit einer
bedrückenden Repression in den von Marokko besetzten Gebieten. Die Polisario-Befreiungsfront
kämpft auf mehreren Ebenen um Selbstbestimmung, auch wieder militärisch, seit
Rabat vergangenen November den seit drei Jahrzehnten bestehenden
Waffenstillstand brach. Vor Gericht erzielte sie gerade erst einen Durchbruch:
Der Europäische Gerichtshof bestätigte sie ausdrücklich als Vertreterin der
Sahrauis. Der Befreiungsfront nutzt Berichterstattung, Marokko das Schweigen.“
https://www.jungewelt.de/artikel/412826.krieg-der-nadelstiche-fahrt-an-die-front.html
+ 20.10.: Jemen. „Bürgerkrieg in Jemen: 10.000 Kinder
verwundet oder getötet. Trotz Millionen vertriebener und hungernder Kinder
gehen die Kämpfe weiter: Nun soll das von Saudi-Arabien angeführte
Militärbündnis 700 Huthi-Rebellen getötet haben.“
https://www.nzz.ch/panorama/buergerkrieg-in-jemen-10-000-kinder-verwundet-oder-getoetet-ld.1651085?kid=nl164_2021-10-19&mktcid=nled&ga=1&mktcval=164_2021--10-20&reduced=true
+ 23.10.: Sudan. Die Stimmung im Sudan ist auf dem
Tiefpunkt. Es herrschen Wirtschaftskrise und Hunger, die Inflation liegt über
300 Prozent. In der Stadt demonstrieren Anhänger und Gegner der gegenwärtigen
Übergangsregierung, d.h. für die Zivilregierung oder fürs Militär.
https://www.nzz.ch/international/sudan-in-der-schwersten-krise-seit-dem-sturz-von-diktator-bashir-ld.1651700?mktcid=nled&mktcval=164_2021--10-23&kid=nl164_2021-10-22&ga=1&trco=
Auch hier befördern die neoliberalen Vorgaben von Weltbank und
Internationalem Währungsfond die Armut der Bevölkerung. Demokratie à la USA
bedeutet, die USA bestimmen, wer gewählt wird. Echte Demokratie geht anders.
+ 19.10.: Hyperschallwaffen. China und Nordkorea haben es
schon beim ersten Test geschafft, eine Hyperschallrakete abzufeuern. China
testete seine Hyperschallwaffe im August 2021, Nordkorea Ende September 2021.
Auch Russland verfügt über Hyperschallwaffen. „Der US-Raketenschild ist nicht
in der Lage, mit Hyperschallraketen, die ihre Flugbahnparameter ändern, d.h.,
die manövrieren, fertig zu werden. Abgesehen davon, dass die Vereinigten
Staaten angesichts dieser Hyperschallraketen völlig hilflos sind, verfügen sie
noch nicht über solche Waffen.“ Es sei ein Fehler der USA gewesen, sich
einseitig aus den mit Russland geschlossenen Atomwaffenkontrollverträgen
zurückzuziehen.
https://www.voltairenet.org/article214417.html
Hyperschallflugkörper können mit Atomsprengkörpern bestückt werden und
bewegen sich mit zwanzigfacher Schallgeschwindigkeit, also mit etwa 11.000
Kilometer/Stunde, in der oberen Atmosphäre. Sie sind mit herkömmlichen
Frühwarnsystemen und Raketenschilden nicht auszuschalten.
https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/rapid-reaction/details/news/neuer-russischer-hyperschall-gleitflugkoerper-mit-atomsprengkopf-in-dienst/
+ 23.10.: Kapitalismus/Great Reset. Thierry Meyssan: „Der
massive Lockdown gesunder Bevölkerungen hat die Staaten in die Verschuldung
getrieben. Der Einsatz von Telearbeit hat die Verlagerung von Dutzenden
Millionen Arbeitsplätzen vorbereitet. Der Gesundheitspass hat eine
Massenüberwachungsgesellschaft legalisiert. […] Wir stehen eindeutig an der
Schwelle zu einem gewaltigen Umbruch, der alle westlichen Institutionen
hinwegfegen wird. Diese Katastrophe könnte auf einfache Weise vermieden werden,
indem der Anteil der Profitverteilung zwischen Arbeit und Kapital verändert
wird. Diese Lösung ist jedoch unwahrscheinlich, da sie das Ende des
Supervermögens bedeuten würde.“
https://www.voltairenet.org/article214403.html
24.10.2021