Donnerstag, 29. Oktober 2020

Kurznachrichten Libyen – 26.10.2020

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Trotz Genfer Waffenstillstandsabkommen: Türkei will sich nicht aus Libyen zurückziehen und ‚Einheitsregierung‘ schließt Sicherheitsabkommen mit Katar

+ 20.10.: Muammar al-Gaddafi. Am 20. Oktober 2011 ermordete ein internationales Bündnis aus 44 Ländern, darunter NATO-Staaten und einige arabische Länder, in einem verbrecherischen und brutalen Akt Oberst Muammar Gaddafi. Diese schreckliche Tat brachte Leid und Unglück, nicht nur über Libyen.
https://twitter.com/WithoutShadowLY/status/1318512756786712576

+ 21.10.: Genfer 5+5-Militärgespräche. Stephanie Williams, amtierende UN-Sondergesandte für Libyen (UNSMIL), gab bekannt, dass beide Parteien des bewaffneten Konflikts in Libyen vereinbart haben, Land- und Seewege zu öffnen. Die Gegner seien sich einig, eine militärische Eskalation vermeiden zu wollen.
Die LNA und die ‚Einheitsregierung‘ hatten bereits im letzten Monat einem Gefangenenaustausch zugestimmt. Die von den Stämmen verhängte Ölblockade wurde aufgehoben.
https://deutsch.rt.com/afrika/108036-verhandlungsfortschritt-im-libyen-konflikt-seiten-plan-see-land-routen-auf/

+ 22.10.: Genfer 5+5-Militärgespräche. Stephanie Williams gab bekannt, dass die rivalisierenden Parteien in Libyen eine Vereinbarung über eine Waffenruhe unterzeichnet haben. Ausländische Kräfte (Söldner, Militärs, Ausbilder) müssten zudem innerhalb von 90 Tagen unter UN-Aufsicht das Land verlassen. Die Afrikanische Union hat die Einigung auf den Waffenstillstand begrüßt, wie auch die EU, die USA, Russland und viele andere Staaten und internationale Organisationen. Laut Stephanie Williams garantiert der UN-Sicherheitsrat die Umsetzung der Vereinbarung. Sie dankte Sarradsch, Feldmarschall Haftar und dem Parlamentspräsidenten Aguila Saleh.
https://www.tagesschau.de/ausland/libyen-waffenstillstand-103.html
Ein de facto Waffenstillstand besteht bereits seit einigen Monaten. Allerdings darf man jetzt gespannt sein, ob und wie die weiteren Vereinbarungen umgesetzt werden, auch in Anbetracht dessen, dass die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis vollständig von türkischer Waffenhilfe abhängig ist. Da die Unterstützer von beiden Seiten des Konflikts nicht an einer direkten Konfrontation interessiert sind, dürfte der Konflikt erst einmal eingefroren werden.

+ 22.10.: Die Inlandsflüge in Libyen werden wieder aufgenommen. Erste Flüge zwischen Bengasi und Tripolis fanden statt.
https://libyareview.com/7504/

+ 21.10.: USA/UNO. US-Außenminister Mike Pompeo drückte seine Unterstützung für den von der UNO geführten politischen Prozess in Libyen aus. Er forderte alle ausländischen Kräfte auf, das nordafrikanische Land zu verlassen und dem libyschen Volk zu erlauben, über seine Zukunft selbst zu entscheiden.
https://libyareview.com/7498/

+ 20.10.: ‚Einheitsregierung‘/Türkei. Der Generalstabschef der ‚Einheitsregierung‘ (Tripolis), Muhammad Ali al-Haddad, reist zu Gesprächen mit dem türkischen Verteidigungsminister Hulusi Akar und dem türkischen Generalstabschef, General Yaşar Güler, nach Ankara.
Ankara betont, dass die Türkei ihre militärische Zusammenarbeit mit der libyschen ‚Einheitsregierung‘ fortsetzen werde. Die Türkei und die ‚Einheitsregierung‘ unterzeichneten 2019 ein Abkommen ü
https://libyareview.com/7442/

+ 23.10.: Genfer 5+5-Militägespräche/Erdogan. Der türkische Präsident Erdogan bezweifelt, dass das Waffenstillstandsabkommen verlässlich ist, auch bezüglich des Abzugs ausländischer Söldner und ausländischen Militärs. Dies ist der für Erdogan heikelste Punkt, da seine Militärs unter dem Vorwand der Ausbildung „libyscher Streitkräfte“ an Militärstützpunkten und Häfen im Westen Libyens präsent sind. Auch Salah an-Namroush, der türkeifreundliche Verteidigungsminister der ‚Einheitsregierung‘, sagte, er halte das Genfer-Abkommen nur für „vorläufig“. Das Waffenstillstandsabkommen erstrecke sich nicht auf die Abkommen zur militärischen Zusammenarbeit, die mit der Türkei unterzeichnet worden sind. An-Namroush bekräftigte die Entschlossenheit der ‚Einheitsregierung‘, die Zusammenarbeit mit der Türkei sogar noch zu stärken. Dieser Meinung ist auch der Hohe Staatsrat ((HCS) in Tripolis.
https://almarsad.co/en/2020/10/24/out-of-tune-erdogan-dismisses-the-geneva-agreement-approved-by-the-international-community/
http://en.alwasat.ly/news/libya/299061
https://libyareview.com/7604/
https://libyareview.com/7602/

+ 25.10.: Genfer 5+5-Militärgespräche/EU. Die EU begrüßte das Genfer Abkommen und stellte fest: „Alle ausländischen Kämpfer und Söldner müssen sich unverzüglich zurückziehen. Jede ausländische Intervention ist inakzeptabel“. Sie rief alle internationalen und regionalen Akteure auf, sich nicht in den libyschen Konflikt einzumischen.
https://libyareview.com/7592/

+ 26.10.: Abkommen ‚Einheitsregierung‘/Katar. Nur drei Tage nach Unterzeichnung des Genfer-Waffenstillstandabkommens unterzeichnet die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis mit Katar ein Abkommen über die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen. Zu diesem Zweck waren der Außenminister der ‚Einheitsregierung‘, Mohammed Siala und der Innenminister Fathi Bashagha nach Doha gereist.
https://twitter.com/LibyaDesk/status/1320699116129845249
http://en.alwasat.ly/news/libya/299324
Ein Affront gegen die UNO und alle an dem Abkommen beteiligte Kräfte. Wie daraus ersichtlich, ist der von der UNO und international anerkannte Premierminister der ‚Einheitsregierung‘ Sarradsch völlig machtlos. Andere Player beherrschen das Feld.

+ 26.10.: Sicherheitsabkommen Katar. Die Unterzeichnung dieses Sicherheitsabkommens verurteilte der LNA-Sprecher al-Mismari als „böswilligen Versuch, das zu untergraben, worauf sich die libyschen Armeeoffiziere in Genf geeinigt hatten“. Katar sei der „größte Unterstützer des Terrorismus in Libyen“.
http://en.alwasat.ly/news/libya/299323
Da wird sich die EU und insbesondere Deutschland noch wundern, auf was sie sich mit der Türkei eingelassen hat.

+ 26.10. Libyen/Russland/Türkei. Derweil erklärte der russische Außenminister Lawrow, dass die Türkei und Russland an einer Lösung des libyschen Konflikts arbeiteten, um eine Lösung für das vom Krieg zerrissene Land zu finden.
https://libyareview.com/7613/

+ 23.10.: UN-Tunesien-Dialog. Aref Ali Nayed von der Ihya-Partei stellt für die im November geplanten Gespräche folgende Forderungen auf: 1. Vollständige Transparenz über Teilnehmer und Mechanismus des Dialogs. 2. Verpflichtung, einen Termin für Präsidentschafts- und Parlamentswahlen unter internationaler Überwachung festzulegen. 3. Beteiligung aller sozialen Gruppen in Libyen, ohne Ausnahme. 4. Beachtung des demographischen Gefüges und des historischen Erbes. 5. Missachtung von Mobbing, Bevormundung und Korruption durch Einzelpersonen, Gruppen, Stämme oder Städte. 6. Beteiligung von Frauen, Jugendlichen und Minderheitengruppen. 7. Professionelle Standards und ordnungsgemäße Verfahren bei allen Ernennungen.
https://almarsad.co/en/2020/10/23/ihya-libya-congratulates-libyans-and-un-on-ceasefire-agreement-proposes-7-points-for-political-track/

+ 25.10.: UN-Tunesien-Dialog. Scheich Zidan az-Zadma, Vertreter des Awlad-Suleiman-Stammes, kündigt seinen Rückzug aus dem im November stattfindenden Tunesien-Dialog an, da die Moslembruderschaft die Liste anführt und UNSMIL darauf besteht, „unwillkommene Personen zu recyceln“.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1320424770345803776

+ 26.10.: UN-Tunesien-Dialog. Der Fessan-Parlamentsblock lehnt die Namensliste für den Tunesien-Dialog ab und fordert die UNSMIL auf, ihre Kriterien für die Auswahl der Namen bekannt zu geben.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1320458895492599809
Von der geforderten Transparenz kann keine Rede sein. Hier die Namensliste der von den UN handverlesenen Teilnehmern:
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1320387043017527296

+ 12.10.: UN-Tunesien-Dialog/Verfassung/Wahlen. Aref Ali Nayed, der Vorsitzende von Ihya Libya, mahnt den UN-Generalsekretär Guterres in einem Brief, zu dem in der UN-Charta verankerten Grundsatz des Selbstbestimmungsrecht der Völker zurückzukehren und das libysche Volk selbst über sein Schicksal bestimmen zu lassen, anstatt schon wieder eine nicht-gewählte Regierung in Libyen einzusetzen. Nayed: „Offen gesagt, es ist unfair und verstößt gegen die Grundprinzipien der UN-Charta, wenn das libysche Volk gezwungen wird, sich einer anderen, nicht gewählten ‚Übergangs-‚ oder ‚Vorbereitungsregierung‘ zu unterwerfen, die die Amtszeit der ‚Einheitsregierung‘ um mehrere Jahre verlängern könnte“.
Nayed schlägt vor, das Volk unter fünf bisher in Libyen geltenden Verfassungsvorschlägen (von 1951, 1951/63, 1977, 2011/2014, 2017) wählen zu lassen und auf der Grundlage des Ergebnisses Wahlen abzuhalten.
https://almarsad.co/en/2020/10/12/ihya-libya-to-guterres-another-unelected-government-contravenes-un-charter/
Allerdings sind Wahlen auch ohne Verfassung möglich. So existiert beispielsweise in Großbritannien keine geschriebene Verfassung und auch Israel hat keine Verfassung.

+ 19.10.: Zweite Sirte-Konferenz: Bei der Eröffnungsrede der 2. Sirte-Konferenz sagte die Vorsitzende des Vorbereitungskomitees, Fariha asch-Schalmani, die Libyer werden der Welt beweisen, dass sie ihre Probleme selbst am besten lösen können.
https://libyareview.com/7435/

19.10.: Libysches Parlament. Der Rücktritt der Übergangsregierung in Tobruk wurde vom libyschen Parlament nicht angenommen.
https://addresslibya.net/archives/60178

+ 20.10.: Hilfsbedürftige/Landminen. Im letzten September bestätigte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA), dass in Libyen eine Million Menschen Hilfe benötigen, darunter etwa 392.000 Vertriebene sowie 585.000 Migranten. Die Zahl der Binnenvertriebenen ist um zehn Prozent gesunken, langsam kehren Vertriebene an ihre Heimatorte zurück, allein nach Tripolis im Juni und August 2020 etwa 30.700 Familien.
OCHA gab ebenfalls bekannt, dass es zwischen Mai und September 2020 etwa 94 Unfälle durch Minen gab, bei denen 66 Menschen getötet und 117 weitere verletzt wurden, darunter 116 Zivilisten.
https://libyareview.com/7451/

+ 25.10.: Libysche Stämme/Clinton-E-Mails. Der Stamm der al-Abaidaat erklärte, die jetzt veröffentlichten E-Mails von Hillary Clinton hätten bewiesen, dass Mustafa Mohammed Abdul Dschalil, der ehemalige Vorsitzende des libyschen Nationalen Übergangsrates (NTC), für die Verhaftung und Ermordung von Generalmajor Abdul Fattah Younis und seiner beiden Begleiter verantwortlich sei. Der Stamm wolle diese Angelegenheit weiter verfolgen, um die Mörder vor Gericht zu bringen. Er vertraue der libyschen Gerichtsbarkeit.
https://libyareview.com/7580/

+ 22.10.: Verschleppung von Mohamed Bayiu. Der Stammesrat des Stammes von Mohamed Bayiu, Medienbeauftragter des Präsidialrats, der von der Miliz Tripoli Revolutionaires verschleppt wurde, wandte sich mit einem Brief an die Ältesten der Stadt Misrata. Darin heißt es: „Wir verweisen auf die von der Familie von Mohamed Omar Bayou erhaltene Beschwerde. Sein Haus in Tripolis wurde von den Streitkräften angegriffen, während sich seine Familie darin aufhielt. Sie verhafteten ihn und zwei seiner Söhne und stahlen drei private Autos, Schmuck, Bargeld, Pässe und Mobiltelefone.“ Die Söhne seien wieder freigelassen worden. Der Überfall soll auf Befehl von Osama al-Dschuwaili erfolgt sein, einem der einflussreichsten Oberbefehlshaber der militärischen Kräfte im westlichen Libyen.
Der Stammesrat forderte Misrata auf, sich um die Freilassung von Mohamed Bayiu, der aus dieser Stadt stammt, zu bemühen.
https://almarsad.co/en/2020/10/22/bayous-family-volcano-of-anger-slogan-was-removed-at-the-request-of-unsmil-for-media-pacification/
Die amtierende UN-Sondergesandte Stefanie Williams und auch die USA verurteilten die Verschleppung von Mohamed Bayiu.
Siehe auch: https://www.freitag.de/autoren/gela/tripolis-hauptstadt-des-verbrechens

+ 24.10.: Politischer Mord. In Tripolis erschossen Bewaffnete Hazem Hamid az-Zintani und flüchteten. Vor einigen Tagen hatten bereits Bewaffnete den Bruder des Kommandanten der „Rokina-Märtyrer-Miliz“, Abdel Moneim Muhammad al-Ghwail, in der Stadt Zawiya (westliches Libyen), getötet. Bei den Tätern soll es sich um Milizionäre der ‚Einheitsregierung‘ handeln.
Am 21.10. war die Fernsehreporterin Hind Ammar aus ihrem Haus von Miliz Tripolis Revolutionaries entführt worden. Sie hatte erst kurz ihren neuen Posten angetreten, in dem sie von Mohamed Baiyu, dem ebenfalls verschleppten Leiter des libyschen Medienbüros, berufen worden war.
https://libyareview.com/7566/

+ 21.10.: Mauretanien/Libyen. Ein libyscher Diplomat, der der ‚Einheitsregierung‘ angehört, stürmte die palästinensische Botschaft in Mauretanien. Er richtete dort Verwüstungen an und wollte die Botschaft in Brand setzen. Der Libyer konnte festgenommen werden. Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt.
https://libyareview.com/7488/

+ 20.10.: Korruption. Der Leiter der Nationalen Antikorruptionskommission, Noman asch-Scheikh ist wegen Korruption verhaftet worden. Ihm wird vorgeworfen, finanzielle Unregelmäßigkeiten im medizinischen Bereich des Militärs und beim Gesundheitsministerium der ‚Einheitsregierung‘ verheimlicht zu haben.
https://libyareview.com/7448/
Das gibt’s auch nur in Tripolis.

+ 23.10. Syrische Söldner. Tagesschau schreibt: „Die syrischen Söldner fühlen sich, so erzählen sie, als würde die Türkei sie wie Kanonenfutter einsetzen. Die Offiziere in Libyen und auch in Bergkarabach seien Türken, die Kämpfer an der Front aber seien Syrer, zumeist aus der von der Türkei besetzten syrischen Region um Idlib.“
„Doch laut den Aussagen der syrischen Söldner gegenüber tagesschau.de werden die Männer auf der Straße angesprochen, in den Flüchtlingslagern um Idlib. Die türkischen Mittelsmänner stellten einen Monatssold von 2000 Dollar in Aussicht, lediglich für Bewachungsaufgaben, keinen Einsatz bei Kampfhandlungen. In Militär- oder Zivilflugzeugen würden die so Angeheuerten dann über die Türkei ausgeflogen, die Maschinen vollbesetzt mit Syrern, und dem Ziel Tripolis oder Baku.
Vor Ort würden sie direkt an die Front geschickt, nachdem ihnen zuvor die Handys abgenommen worden seien. Das in London ansässige Syrische Zentrum für Menschenrechte spricht von inzwischen mindestens 126 syrischen Getöteten im Konflikt um Berg Karabach.“ In Gesprächen sagen die Männer aus Syrien, es wäre ihnen wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage um Idlib (Syrien) keine andere Wahl geblieben, als sich von der Türkei als Söldner anheuern zu lassen. Nur so könnten sie ihre Familien ernähren.
https://www.tagesschau.de/ausland/syrien-soeldner-101.html

+ 21.10.: Syrische Söldner der al-Mutasim-Brigade im Militärlager Souk al-Khamis sollen gegen den Einbehalt von Teilen ihres Solds durch ihren Anführer Abu al-Abbas al-Maradsch protestiert haben.
https://addresslibya.net/archives/60222

+ 23.10.: Griechenland/Syrische Söldner. Auf dem griechisch-ägyptisch-zypriotischen Gipfel sagte der griechische Ministerpräsident Mitsotakis, dass der Transfer von syrischen Söldnern nach Libyen die Sicherheit ganz Nordafrikas und auch Europas bedrohe, den Kampf gegen den Terrorismus unterlaufe und politische Probleme für die USA, Russland und die arabischen Nationen nach sich zöge. Die Lösung der politischen Probleme in Libyen müsse von den Libyern selbst kommen.
https://almarsad.co/en/2020/10/22/mitsotakis-transferring-syrian-mercenaries-to-libya-threatens-north-african-and-european-security/

+ 23.10.: Erdöl. Die National Oil Corporation (NOC) hat jetzt auch den Ausnahmezustand für die Ölanlagen as-Sidra und Ras Lanuf aufgehoben. Der Chef der Petroleum Facilities Guard (PFG), Generalmajor Naji al-Maghribi, kündigte an, dass die PFG die gesamten Ölfelder im Golf von Sirte sichern werde. Bis jetzt hatte die NOC die Aufhebung des Ausnahmezustands für Sidra und Ras Lanuf mit der Begründung verweigert, dass sich dort ausländisches Militär, sprich die russische Wagner-Gruppe, aufhalte.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1319664924545716224

+ 26.10.: Erdöl. NOC verkündete, dass sie ab dem 26. Oktober den Ausnahmezustand auf allen Ölfeldern und Häfen aufheben werde. Das betrifft auch das al-Feel-Ölfeld und die Mellitah-Gesellschaft.
https://libyareview.com/7611/

+ 26.10.: Erdöl/Kamele. Dutzende von Kamelen querten Fahrbahnen der Schnellstraße, die Orte im Ölhalbmond verbinden, wie Adschdabiya mit dem al-Arbain-Gebiet, Brega, Bischr und al-Aqliah. In der Folge kam es zu mehreren tödlich verlaufenden Verkehrsunfällen. Es wird gefordert, gegen die Besitzer der unbeaufsichtigten Kamele Maßnahmen zu ergreifen.
https://libyareview.com/7616/

+ 19.10.: Tunesien. Proteste am Grenzübergang. Bewohner der tunesischen Stadt Ben Gardane protestierten mit Unterstützung der Gewerkschaft gegen die Schließung des Grenzübergangs zu Libyen, Ras Dschedir. Die Demonstranten zündeten Reifen an und warfen Steine, die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Der Grenzhandel mit Libyen ist die Haupteinnahmequelle der Bewohner von Ben Gardane. Die Gewerkschaft unterstütze friedliche Proteste für die Durchsetzung der legitimen Forderungen.
https://libyareview.com/7412/
+ 21.10.: Eine Delegation der ‚Einheitsregierung‘ ist inzwischen nach Tunesien gereist, um Gespräche über die Wiederöffnung des Ras-al-Dschedir-Grenzübergangs zu führen. https://libyareview.com/7478/

+ 21.10.: Migranten. Das UN-Flüchtlingswerk gab bekannt, dass mindestens 15 Migranten ertranken, als ihr Boot vor der Küste Libyens kenterte, fünf Migranten konnten von Fischern gerettet werden. Das Migrantenboot hatte westlich von Zawya abgelegt.
In diesem Jahr seien bisher mehr als 200 Migranten ertrunken und über 280 werden vermisst.
https://addresslibya.net/archives/60228

+ 23.10.: Migranten. Ein italienisches Fischerboot brachte 14 Migranten nach Lampedusa, alle bis auf einen libysche Staatsbürger. Zwei Männer, zwei Frauen und ein Kind werden auf See vermisst.
https://libyareview.com/7529/

+ 21.10.: Migranten/IRINI. Zwischen 1. März und 31. Juli 2020 wurden 9.050 Migranten, die meisten vor der libyschen Küste, abgefangen/gerettet. (45% von der libyschen Küstenwache in den Such- und Rettungsgebieten zwischen Libyen und Malta, 24% von den italienischen Behörden, 7% von den maltesischen Streitkräften, 7% von NGOs, 4% von Handelsschiffen, 3% von Fischerbooten und 8% konnten Italien alleine erreichen.) Aus dem Bericht geht hervor, dass die Rettungsaktionen der NGOs im Vergleich zu 2016-2017 zurückgegangen sind.
Diejenigen, die nach Libyen zurückgebracht wurden, etwa 4.450, landeten in der Regel in den verrufenen Migrantenlagern.
https://libyareview.com/7476/

22.10.: Türkei/Libysche Küstenwache. Heise beruft sich auf einen Artikel in LaRepubblica und titelt: „Türkei beginnt mit Ausbildung der libyschen Küstenwache… und tritt damit in Konkurrenz zur EU und Italien“. Damit verdrängt die Türkei Italien noch weiter aus Libyen und erhält die Kontrolle über die Migrantenboote, die über das Mittelmeer die italienische Küste erreichen wollen. Türkische Militärberater schulen libysches Küstenwachepersonal auf von Italien gelieferten Patrouillenschiffen. Schon jetzt greifen türkische Schiffe Migranten auf See auf und bringen sie zurück nach Libyen.
https://www.heise.de/tp/features/Tuerkei-beginnt-mit-Ausbildung-der-libyschen-Kuestenwache-4936212.html?wt_mc=nl.tp-aktuell.montag-freitag
Es wird der Verdacht geäußert, dass – wenn die Türkei die libysche Küstenwache kontrolliert – mit Hilfe dieser türkisch-libyschen Küstenwache das Waffenembargo umgangen und weiterhin militärisches Gerät trotz Waffenembargos nach Libyen geschmuggelt werden kann.
Wie bekannt, arbeiten große Teile der libyschen Küstenwache mit den Betreibern der menschenunwürdigen Migrantenlager und kriminellen Schleusern zusammen. Will diese Geschäftsbeziehungen auch die Türkei übernehmen?

+ 25.10.: Türkei/Griechenland. Die türkische Marinebehörde hat am Samstagabend mitgeteilt, dass das türkische Gasforschungsschiff Oruç Reis bis zum 4. November südlich der griechischen Insel Rhodos seismische Untersuchungen vornehmen werde. Somit verlängerte die Türkei den scharf von Griechenland kritisierten Einsatz ihres Schiffes.

+ 25.10.: Türkei/Frankreich. Nachdem der türkische Präsident Erdogan Macron geraten hatte, seinen „geistigen Zustand überprüfen“ zu lassen, berief Frankreich umgehend seinen Botschafter aus Ankara ab. Erdogan hatte den Ausspruch Macrons kritisiert, dass er den „islamistischen Separatismus“ bekämpfen werde, der die Kontrolle in einigen muslimischen Gemeinden in Frankreich zu übernehmen drohe.
https://twitter.com/abdbozkurt/status/1320089875752812545
https://www.tagesschau.de/ausland/frankreich-tuerkei-botschafter-101.html

+ Moslembrüder/Türkei/Katar/Europa. Das International Centre for the Study of Radicalisation am King’s College London kam zu dem Schluss, dass Katar und die Türkei ein Netzwerk von Organisationen der Muslimbruderschaft in ganz Europa finanzieren und unterstützen. In der Studie heißt es: „Über die Qatar Charity hat Doha riesige Geldsummen für Projekte der Europäischen Bruderschaft ausgegeben. Diese Projekte zeigten, in welchem Ausmaß Katar den Islam in Großbritannien und Europa unterstützt und wie stark ihre Vernetzung untereinander sei. „Ein weiterer wichtiger Akteur für die Islamische Bewegung auf der Weltbühne und Verbündeter Katars ist die Türkei“.
https://www.thenationalnews.com/world/qatari-and-turkish-support-for-muslim-brotherhood-networks-exposed-in-100-page-report-1.1086230

+ 19.10.: Die Moslimbruderschaft einigte sich bei einem Treffen am 13.10., die Hillary-Clinton-Emails mittels einer Kampagne zu diskreditieren. Außerdem habe die Bruderschaft dazu aufgerufen, die Kommunikationen mit der gegenwärtigen US-Regierung bis zu den Neuwahlen einzustellen.
Aus den Emails gehe hervor, dass Clinton während des sogenannten ‚Arabischen Frühlings‘ den Aufstieg der Moslembrüder unterstützte.
https://addresslibya.net/archives/60170

 

 

Freitag, 23. Oktober 2020

Kurznachrichten aus Libyen – 19.10.2020

/ / Keine Kommentare

Libyen. Clinton-Mails sorgen weiter für Unruhe / Schleuser al-Bidscha verhaftet / Covid-19-Gelder veruntreut / EU-Mittel für Schleuser / Syrische Söldner wieder nach Libyen

+ 17.10. Clinton-E-Mails/Sarkozy: Aufgrund der von Trump nun freigegebenen Clinton-E-Mails ist eine vierte Anklage gegen den ehemaligen französischen Präsident Nicolas Sarkozy erhoben worden. Diesmal wird ihm zum Vorwurf gemacht, 2007 eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben. Sarkozy nahm von Gaddafi Gelder für die Finanzierung seines Wahlkampfes an. In den bereits erhobenen drei Anklagen geht es um illegale Wahlkampffinanzierung sowie um die Veruntreuung öffentlicher Gelder. Aus den E-Mails geht hervor, dass Sarkozy durch den Sturz Gaddafis verhindern wollte, dass die französische Vormachtstellung mittels des CFA in Afrika durch eine von Gaddafi angestrebte, goldgedeckte afrikanische Währung geschwächt worden wäre.
Sarcozy weist alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück.
https://en.218tv.net/2020/10/17/sarkozy-charged-with-forming-a-gang-in-libyan-funds-case/
siehe auch: https://www.freitag.de/autoren/gela/wahlkampffinanzierung-fuer-sarkozy-wirds-eng

+ 18.10.: Clinton-E-Mails/Susan Rice. Aus einer kürzlich freigegebenen E-Mail der ehemaligen US-Außenministerin Hillary Clinton geht hervor, dass sich Russland und China 2011 nachdrücklich für eine politische Lösung in Libyen einsetzten. Am 4. April 2011 ging eine E-Mail von der damaligen UN-Botschafterin Susan Rice an den Clinton-Berater Jacob Sullivan, der diese an Clinton weiterleitete. Darin heißt es, China, Indien und Russland stünden dem Vorgehen der NATO in Libyen „am kritischsten“ gegenüber und behaupteten, die NATO habe das Mandat 1973 überdehnt. Bei den Luftangriffen der Koalition seien Zivilisten verletzt worden. Laut Rice „rief der russische [Ständige Vertreter] aus, dass >Gewalt nur zu Gewalt führt<, und der indische [Ständige Vertreter] äußerte sich besorgt über die Rederei von >Rebellen bewaffnen oder boots on the ground<.“ Indien habe auch davor gewarnt, „in einer Stammesgesellschaft wie der libyschen, Partei zu ergreifen, und warnte vor Maßnahmen, die zur Teilung des Landes führen könnten“. Rice schrieb: „Mehrere Ratsmitglieder betonten, dass das Waffenembargo für alle Seiten gilt und erklärten ausdrücklich, dass die Bewaffnung der Rebellen einen Verstoß gegen das Embargo darstellen würde“. Laut Rice sagte China: „Es muss eine politische Lösung für den Konflikt geben“, und Russland meinte: „jede politische Transformation müsse letztlich von Libyen herbeigeführt werden“.
Im Jahr 2012 schlussfolgerte ein UN-Bericht, dass den Luftangriffen der Nato dutzende Zivilisten zum Opfer fielen. Und aus einem britischen Parlamentsbericht aus dem Jahr 2016 geht hervor, dass Gaddafi 2011 kein Massaker an Zivilisten geplant habe. Die entsprechenden Falschberichte waren zum Anlass für den Nato-Krieg gegen Libyen genommen worden.
https://addresslibya.net/archives/60147

+ 15.10.: Hillary Clinton. MiddleEastMonitor titelt: Drei Frauen, viele Lügen und die Zerstörung Libyens. In dem Artikel heißt es, dass Hillary Clinton, Susan Rice und Samantha Power die drei treibenden Kräfte beim Krieg gegen Libyen im Jahr 2011 waren. Gaddafi sei ermordet und Libyen von den drei Frauen in die Gesetzlosigkeit gestürzt worden. Clinton habe den Krieg unbedingt gewollt und als Außenministerin dafür auch das Pentagon und die Geheimdienste hintergangen. Beamte des Pentagon und der demokratische Abgeordnete Dennis Kucinich öffneten sogar geheime Gesprächskanäle zur damaligen libyschen Regierung, in dem Versuch, den sinnlosen Krieg zu beenden. Allerdings hörte Präsident Obama auf Clinton, die ihn mit falschen Informationen fütterte. Sie befahl Susan Rice, der ständigen US-Vertreterin im UNO-Sicherheitsrat, die Verabschiedung der Resolution 1973 durchzusetzen, die mit zehn Ja-Stimmen bei fünf Enthaltungen angenommen wurde. Gleichzeitig arbeitete Samantha Power im Nationalen Sicherheitsrat daran, den Krieg als „humanitäre Intervention“ innerhalb der US-Regierung zu verkaufen. Clinton habe das amerikanische Volk und das Parlament mindestens zweimal belogen, indem sie die damaligen Ereignisse in Libyen falsch darstellte. Sie hatte fälschlicher Weise behauptet, bei der Militärmission in Libyen ginge es nicht von Anfang an um einen Regimewechsel. Nach Beginn der Nato-Bombardements, die immer stärker ausgeweitet wurden, verhinderte sie jeden Vermittlungsversuch. Die Nato-Intervention ging weit darüber hinaus, die Zivilbevölkerung zu schützen, wie es die UN-Resolution vorgab. Obama selbst habe am 23. März 2011 gelogen, als er eine Flugverbotszone einrichtete, die angeblich dem Schutz des „libyschen Volkes vor unmittelbarer Gefahr“ dienen sollte, aber eindeutig einen Regimechange zum Ziel hatte.


Rice habe im UN-Sicherheitsrat behauptet, Gaddafi würde im Osten Libyens ein Massaker gegen die Zivilisten planen, wofür bis heute jeder Beweis fehlt. Die meisten Libyer würden sich noch daran erinnern, wie Rice nach der Verabschiedung der UN-Resolution 1973 den zuvor übergelaufenen libyschen UN-Vertreter, Abdurrahman Shalgham, umarmte. Samantha Power habe dagegen die Angst vor Untätigkeit der US-Regierung geschürt und die Vorgänge in Libyen mit dem ruandischen Völkermord von 1994 verglichen, bei dem fast eine Million Menschen getötet wurden.
„Obama gab in einem Interview im Jahr 2016, fünf Jahre später, zu, dass die Intervention in Libyen sein „schlimmster“ Fehler gewesen war. Die Schuld dafür schrieb er allerdings nicht seinen eigenen Beraterinnen zu, sondern den britischen und französischen Regierungschefs. Keine der drei Frauen wurde jemals zur Rechenschaft gezogen oder musste sich einer Befragung zum libyschen Fiasko stellen. Stattdessen diente Power später als US-Botschafter bei der UNO, bevor sie an eine der Top-Universitäten der USA wechselte – nach Harvard, darunter ging es nicht. Rice arbeitet als Wissenschaftlerin an der American University in Washington, während Clinton 2016 für das Präsidentenamt kandidierte, wobei sie aber Donald Trump unterlag.
https://www.middleeastmonitor.com/20201015-three-women-loads-of-lies-and-the-destruction-of-libya/

+ 14.10.: Schleuser Al-Bidscha verhaftet. Der berüchtigte Treibstoffschmuggler und Schleuser Abdel-Rahman Milad (al-Bidscha) ist von der RADA-Miliz in Tripolis aufgrund eines Haftbefehls der Generalstaatsanwaltschaft festgenommen worden. Al-Bidscha, der im Rang eines Leutnants von der ‚Einheitsregierung‘ mit der Leitung der Küstenwache in einem bestimmten Abschnitt der westlibyschen Küste beauftragt war, ist auch Kommandant der berüchtigtsten Miliz von Zawiya. Vom UN-Sicherheitsrat wurde al-Bidscha bereits 2018 auf die Sanktionsliste gesetzt. Ihm wurden auch Misshandlungen und Folter von Migranten sowie das Versenken von Migrantenbooten vorgeworfen.
2017 hatte Italien al-Bidscha zu Geheimdienstgesprächen nach Sizilien eingeladen, was später durch Fotografien an die Öffentlichkeit gelangte.
https://libyareview.com/7304/
Ein von ihm gepostetes Video erregte vor nicht allzu langer Zeit Aufsehen: Bidscha lobt darin die Türkei dafür, Libyen gerettet zu haben.
Im Video spricht er über Schmuggel und fordert, dass auch die andern darin Involvierten zur Verantwortung gezogen würden, insbesondere spricht er Misrata ,Tripolis, Gharyan und Djebel al-Gharbi an.
Video mit engl. UT: https://twitter.com/burweila/status/1316429182314975235

+ 15.10.: Al-Bidscha, Salah Badhi und Fathi Bashagha. Während grundsätzlich die Verhaftung von Bidscha als Schlag gegen die Schleuserbanden begrüßt wurde, forderten viele den Innenminister der ‘Einheitsregierung’, Fatih Bashagha auf, auch Salah Badhi zu verhaften. Badhi wurde vom UN-Sicherheitsrat ebenso sanktioniert wie Bidscha.
Bisher hatte Bashagha Badhi stets verteidigt, so im September 2019, als er behauptete, Badhi werde international überhaupt nicht gesucht. Bashagha verteidigte auch die von Badi angeführte Miliz und sagte, es habe sich nichts Kriminelles zu Schulden kommen lassen.
Die UN warfen Badi vor, als Kommandant innerhalb des Libya Dawn erbitterte Kämpfe für den Machterhalt des GNC (General National Congress) 2014 in Tripolis geführt zu haben. Diese Kämpfe führten zur Zerstörung des Internationalen Flughafens von Tripolis, der entstandene Schaden wurde auf zwei Milliarden US-$ geschätzt. Nicht nur das neu gewählte Parlament musste aus Tripolis fliehen, sondern viele Menschen wurden aus der Stadt vertrieben.
Die Operation Libya Dawn galten dem UN-Sicherheitsrat und dem US-Außenministerium als Grund für das Scheitern des “politischen Prozesses” in Libyen. Badi und der jetzige Innenminister Bashagha waren 2014 führende Kommandanten von Libya Dawn. Dies wurde von Osama al-Dschuwaili, dem Kommandeur der im Westen operierenden Einheiten des Präsidialrats bestätigt.
https://almarsad.co/en/2020/10/15/arrest-human-trafficker-al-bija-paris-welcomes-demands-bashagha-to-arrest-badi/

+ 15.10.: Al-Bidschas bewaffnete Gruppe ist Teil der Operation Vulkan der Wut der ‘Einheitsregierung’, die gegen die LNA in Tripolis kämpfte. Aus Protest gegen seine Verhaftung wurde von bewaffneten Gruppen aus Zawiya die Brücke nach Tripolis gesperrt. Es wird behauptet, Bashagha habe die Verhaftung von Bidscha und nicht auch von anderen Schleusern angeordnet, weil Bidscha die Anwesenheit syrischer Söldner in Westlibyen und deren Verbindungen zu Fathi Bashagha bestätigt habe.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1316463156739428352

+ Migranten/EU/Schleuser. Laut ApNews habe die EU mehr als 327,9 Millionen Euro nach Libyen überwiesen, weitere 41 Millionen wurden Anfang Dezember 2019 bewilligt und größtenteils über UN-Agenturen verteilt. Mit dem Geld sollten die Haftbedingungen in den Migrantenlagern verbessert und der Menschenhandel bekämpft werden. Dies sei nie umgesetzt worden. Stattdessen habe das Migrantenelend ein höchst lukratives Netz von Unternehmen hervorgebracht, das zum Teil von der EU finanziert und von den Vereinten Nationen ermöglicht wurde. AssociatedPress stellte fest, dass in einem Land ohne eine funktionierende Regierung riesige Summen an EU-Gelder an Netzwerke von Milizionären, Menschenhändlern und Mitglieder der Küstenwache flossen. Laut interner E-Mails war den UN-Beamten in einigen Fällen bewusst, dass Milizen-Netzwerke das Geld erhielten.
Die Milizen arbeiteten mit Teilen der libyschen Küstenwache zusammen, die ihre Ausbildung und Ausrüstung aus Europa erhält. Migranten würden in die Lager zurückgebracht, um gegen Geld den Weg nach Europa antreten zu können.
Die UN hat Lebensmittelverträge über Millionen von Euro mit einem Unternehmen geschlossen, das von einem Milizenführer kontrolliert wurde. Während in den Lagern Hunger herrschte, hätten die Milizen das EU-Geld abgeschöpft, um es ins benachbarte Tunesien zu bringen, dort zu waschen und zurück an die Milizen fließen zu lassen.
https://apnews.com/article/9d9e8d668ae4b73a336a636a86bdf27f

+ 17.10.: Nato-Krieg war Fehler. Der italienische Außenminister Luigi Di Maio erklärte, dass die Destabilisierung Libyens und die Teilnahme an der NATO-Intervention 2011 einer der größten Fehler gewesen sei, den Italien je gemacht habe.
https://libyareview.com/7340/

+ 17.10.: Syrische Söldner. Am Samstag sagte der Direktor der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), Rami Abdul Rahman, dass pro-türkische Söldner überraschend wieder nach Libyen geschickt wurden, nachdem Ankara zuvor etwa 9.300 dieser in Libyen stationierten Söldner in die Türkei und nach Syrien zurückgeschickt hatte.
https://libyareview.com/7385/

+ 15.10.: Syrische Söldner. Nach Aussage des ehemaligen armenischen Botschafters in Italien, Sarkis Gazaryan, kämpfen etwa 4.000 dschihadistische Söldner aus Syrien und Libyen, die der Türkei verbunden sind, an der Seite der aserbaidschanischen Streitkräfte in Berg Karabach. Dies sei äußerst gefährlich, denn das NATO-Mitglied Türkei nähre, „die Ausbreitung terroristischer Netzwerke in einer Region, in der es sie nie gegeben hat“. Aserbaidschan als Energielieferant für Europa, schaue der Anwesenheit dschihadistischer Kämpfer in der Nähe der Gaspiplines zu“.
http://en.alwasat.ly/news/world/298205

+ 17.10.: Libysche Nationalarmee. Die LNA bekräftigt, dass sich unter ihren Streitkräften keine ausländischen Söldner befänden. Sie warnte die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ davor, Angriffe auf ihre Verteidigungslinie Sirte-Dschufra zu starten. „Unsere Streitkräfte befinden sich in Bereitschaft und sind voll und ganz darauf vorbereitet, auf jede Provokation oder jedes Abenteuer zu reagieren, das sich gegen unsere Streitkräfte und unsere Positionen richtet“, fügte das LNA-Generalkommando hinzu. Sie forderte ihre Gegner dazu auf, Provokationen zu unterlassen und damit aufzuhören, „Gerüchte und Lügen über vorgetäuschte Waffenstillstandsverletzungen durch die LNA zu verbreiten“. Die LNA erneuerte ihr Engagement für einen Waffenstillstand.
https://libyareview.com/7379/

+ 17.10.: Covid-19. Der Sprecher des UN-Generalsekretärs erklärte, dass das libysche Gesundheitssystem durch die Schließung eines großen Teils seiner Einrichtungen stark beeinträchtigt ist. Personal und Ressourcen seien durch Covid-19 gebunden, dazu kämen Treibstoffmangel und Stromausfälle.
Covid-19-Fälle haben in ganz Libyen exponentiell zugenommen. Gegenwärtig verzeichnet die Organisation 46.676 Fälle mit 20.310 Erkrankten, 25.685 Genesenen und 681 Todesfällen.
https://libyareview.com/7334/

+ 14.10.: Covid-19. Der Stadtrat von Ghadames verhängte angesichts des hohen Anstiegs an Covid-19-Infektionen eine Ausgangssperre über die ganze Stadt.
https://libyareview.com/7285/

+ 18.10.: Covid-19/Korruption. Der Leiter der Ermittlungsabteilung der libyschen Generalstaatsanwaltschaft, Siddiq Ahmed Assour, forderte in einem Brief an den Gesundheitsminister der ‚Einheitsregierung‘ dazu auf, alle finanziellen Zuwendungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Covid-19 zu stoppen, da dem Beschaffungsausschuss Korruption und Veruntreuung vorgeworfen wird.
https://libyareview.com/7391/

+ 14.10.: Erdöl. Das libysche Erdöl sprudelt wieder. So wird ein spanischer Öltanker in Brega (östliches Libyen) mit 630.000 Barrel Rohöl beladen.
http://en.alwasat.ly/news/economy/298290

+ 18.10.: Erdöl. Wie Reuters berichtet, sehen sich die OPEC-Produzenten mit dem Problem des schnellen und unerwarteten Anstiegs der libyschen Ölförderung konfrontiert, die das Überangebot angesichts einer schwachen globalen Nachfrage an Öl aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der sich verlangsamenden Wirtschaftsaktivitäten in europäischen Ländern weiter ansteigen lässt.
https://libyareview.com/7399/

+ 14.10.: Libysche Stämme. Die Libysche Stammesunion beschloss, eine Klage gegen den ehemaligen Vorsitzenden des NTC, Mustafa Abdul Dschalil, einzureichen, und zwar wegen „Kommunikation mit dem koloniale Absichten verfolgendem Ausland, Anstiftung zur Tötung von Angehörigen der bewaffneten Volksarmee, Legitimierung terroristischer Gruppen, einschließlich der Moslembruderschaft und Veruntreuung öffentlicher Gelder“.
https://twitter.com/smmlibya/status/1316373248238649345

+ 15.10.: Sirte-Konferenz. Ein libyscher politischer Fahrplan soll auf der bevorstehenden ‚Sirte-Konferenz‘ vorgestellt werden. In einer Erklärung heißt es, dass die zweite Sirte-Konferenz aus der „historischen und politischen Verantwortung gegenüber Libyen und im Hinblick auf die gegenwärtigen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen“ hervorgehe. An der Konferenz sollen mehr als 1.000 Vertreter aus über fünfzig libyschen Städten teilnehmen. Es soll an der Errichtung eines neuen zivil-demokratischen Staates gearbeitet werden. Das Chaos und die Fragmentierung sollen beendet, die nationale Einheit und Souveränität der politischen Entscheidungsfindung wieder hergestellt werden. Alle ausländischen Interventionen werden abgelehnt. Anstatt militärischer Auseinandersetzungen sollen Versöhnungsansätze unterstütz werden.
https://libyareview.com/7307/

+ 17.10.: Vorbereitungstreffen der 2.Sirte Konferenz. Der Außenminister der libyschen Übergangsregierung (Tobruk), Abdel-Hadi al-Hwaidsch traf sich zur Vorbereitung der 2.Sirte-Konferenz mit dem Vorbereitungskomitee sowie mit den Sozialräten der Stämme, Vertretern der Zivilgesellschaft und anderen.
https://libyareview.com/7346/

+ 14.10.: Kairo-Treffen. Delegationen des Parlaments (Bengasi) und des Hohen Staatsrats (Tripolis) erklärten bei ihrem Treffen in Kairo übereinstimmend, dass in Libyen die Übergangsphasen zu beenden seien und in eine gefestigte Phase eingetreten werden müsse. Dazu müsse bezüglich einer Verfassung ein Konsens erreicht werden.
https://addresslibya.net/archives/60060

+ UNO/Tunis-Forum: Laut der UN-Sondermission für Libyen findet das Libysche Polit-Forum (UNSMIL) Anfang November in Tunesien statt.
Dem UN-geführten Gesprächsprozess wird ein eklatanter Mangel an Transparenz vorgeworfen.

+ 15.10.: EU/Wagner-Gruppe. Die EU verhängte Sanktionen gegen den russischen Geschäftsmann Jewgenij Prigoschin wegen seiner finanziellen und sonstigen Verbindungen zu dem privaten Militärunternehmen Wagner. Die Aktivitäten der Wagner-Gruppe in Libyen sollen dort die Stabilität und Sicherheit des Landes bedrohen. Die Wagner-Gruppe hätte sich auch an Militäroperationen beteiligt, die sich gegen die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis richteten. Damit sei der Friedensprozess untergraben worden.
http://en.alwasat.ly/news/libya/298376

+ 15.10.: Deutsche Botschaft/Russland. Auch der deutsche Botschafter in Libyen, Oliver Owcza, weiß, wer an allem Übel in Libyen schuld ist. „Effektives Handeln: Der Rat verhängt unter Verletzung des Waffenembargos ein Reiseverbot und das Einfrieren von Vermögenswerten gegen einen Staatsangehörigen der RUS, der die Wagner-Gruppe unterstützt. Wir werden diejenigen, die Frieden, Sicherheit und Stabilität in Libyen bedrohen, weiterhin beobachten und erforderlichenfalls weitere Maßnahmen gegen sie ergreifen.“
https://twitter.com/GermanAmbLBY/status/1316759504634220544

+ 18.10.: Deutschland/Russland. Bundesaußenminister Heiko Maas kündigte am Samstag an, dass neben der Lage in Weißrussland, Berg-Karabach und Venezuela auch die Konflikte in Libyen, Syrien und der Ukraine nur unter Beteiligung Russlands gelöst werden können. Ein Abbruch des Dialogs mit Moskau sei unmöglich, stellte der deutsche Spitzendiplomat fest.
https://libyareview.com/7397/

+ 17.10.: EU-Sanktionen. Laut der EU-Botschaft in Libyen hat die EU in Libyen gegen weitere 16 Personen ein Reiseverbot verhängt, zusätzlich zu 20 Personen und 19 Einrichtungen, deren Vermögen wegen Bedrohung des Friedens, der Stabilität oder Sicherheit Libyens gesperrt wurde.
https://addresslibya.net/archives/60134

+ Russland/UNO. Die amtierende Leiterin der UN-Mission in Libyen, Stephanie Williams hielt sich zu Gesprächen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau auf. Lawrow bekräftigte, dass der Erfolg des Einigungsprozesses in Libyen davon abhänge, dass alle politischen Kräfte, die vor Ort Einfluss haben und die territoriale Integrität und Souveränität des libyschen Staates garantieren wollen, miteinbezogen werden. Es sei wichtig, dass die Öleinnahmen fair und transparent zum Nutzen aller Libyer verteilt werden.
http://en.alwasat.ly/news/libya/298451

+ 14.10.: Russland. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte: “Die Vereinigten Staaten sind in Libyen sehr aktiv und versuchen, diesen Konflikt zu ihrem eigenen Vorteil zu ‚regeln‘. Dazu gehört auch die Schwächung der Türkei und Russlands. Das ist ganz klar“.
https://libyareview.com/7295/

+ 18.10.: Papst Franziskus. Der Papst betet für fruchtbare Friedensverhandlungen, um die jahrelangen Feindseligkeiten und Unruhen in Libyen zu beenden.
Er betete auch für die italienischen Fischer, die im September wegen Fischens in libyschen Hoheitsgewässern festgesetzt und in Bengasi inhaftiert worden waren.
https://libyareview.com/7404/

 

Dienstag, 20. Oktober 2020

 

Hillary-E-Mails und Whistleblower

Libyen/USA. Das US-Außenministerium veröffentlichte eine Reihe geheimer E-Mails Hillary Clintons, nachdem der US-amerikanische Präsident Trump die Geheimhaltung aufgehoben hatte.

Angelika Gutsche |

Diese E-Mails stehen ebenso wie die Enthüllungen von Whistleblowern in Verbindung zum Wahlkampf in den USA. Nichtsdestotrotz helfen die Dokumente bei der Aufklärung um die Vorgänge in Libyen und anderen arabischen Staaten in den Jahren 2011/12.

Bengasi-Gate und der Whistleblower Nick Noe

Video vom 12.10.2020: Nick Noe arbeitete im Luftraumoperationszentrum in Ramstein (603rd AOC). Über seinen Schreibtisch gingen alle sensible Militärinformationen wie z.B. Truppenstandorte, auf deren Grundlage er Situationsberichte der Africom-Operationen für Generäle verfasste. In einem Youtube-Interview berichtet er jetzt über die Zeit des Überfalls auf das US-amerikanische Konsulat im September 2011 in Bengasi. Obwohl die Situation Besorgnis erregend und Drohnen vor Ort waren sei nichts unternommen worden, um die US-Amerikaner in Bengasi zu schützen. Sein Kollege, der Nachtschicht hatte, habe die Vorgänge in Realzeit beobachtet und die Geheimdienste kontaktiert. Diese meinten, sie könnten nichts tun. Nach seiner Entlassung aus dem Militär habe Noe versucht, die CIA einzuschalten. Diese zeigte sich nicht interessiert. Nach Kontakten mit dem Vater eines in Bengasi getöteten US-Amerikaners (Tyrone Woods) und mit dem Whistleblower Allan Parrot, der über ein umfangreiches Audiomaterial und unwiderlegbare Dokumente verfüge, habe man beschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Noe sprach vom Tod Bin Ladens, der ein „Trophäen-Mord“ gewesen sei und vom 6. Seal-Team, das 2011 in Afghanistan abgeschossen wurde. Hillary Clinton habe das geheime Waffenprogramm von Mark Turis übernommen. Dazu sei sie nicht befugt gewesen, da das Außenministerium kein Waffenhändler sei. Sie habe die Stinger-Missiles für den Einsatz in Bengasi verkaufen wollen. Die CIA habe die Stinger-Missiles vorher nach Katar gebracht.
Das unwiderlegbare Beweismaterial werde nun veröffentlicht.
https://www.youtube.com/watch?v=f_VQ0CP2S5U&feature=youtu.be

Hintergrund: Parrot behauptet, die Obama-Administration habe mit dem Iran ein Abkommen geschlossen, um den Tod von Osama bin Laden in Pakistan zu inszenieren. Aber der Iran habe die USA hintergangen und bin Laden gegen einen Doppelgänger ausgetauscht und von den USA Milliarden US-$ für sein Schweigen erhalten. Eine Rolle spielt auch der Abschuss eines Hubschraubers mit einem 15-Mitglieder starken Seal 6-Teams im August 2011 in Afghanistan. Dieser Abschuss sei laut Parrot damals von der Obama-Regierung befohlen worden. Bengasi sei angegriffen worden, um den US-amerikanischen Ursprung der beim Hubschrauberabsturz verwendeten Missile zu vertuschen. Offiziell wird sowohl der Abschuss des Hubschraubers in Afghanistan als auch der Angriff in Bengasi al-Kaida-Gruppen angelastet. Im gerade stattfindenden US-Wahlkampf spielen die Vorwürfe gegen die damalige Obama-Regierung eine nicht geringe Rolle.

Mohammad al-Fatah berichtete bereits 2012 ausführlich über Bengasi-Gate. Es hieß, in Bengasi hätten die USA nicht eingegriffen, da Botschafter Christopher Stevens zuviel über die Waffengeschäfte und die Vorgänge um die Stinger Missiles gewusst hätte.
https://www.freitag.de/autoren/gela/hillary-clinton-stinger-raketen-und-bengasi

Clinton E-Mails

Ahmed Gaddaf ad-Dam, Libyan National Struggle Front/LNSF und Cousin von Muammar al-Gaddafi, hat erste Schritte unternommen, um Hillary Clinton wegen Unterstützung von Terrorismus und der Zerstörung Libyens zu verklagen. Er habe seinem Team von Rechtsanwälten zur Vorbereitung der Klage neben denen vom US-Außenministerium frei gegebenen noch weitere Dokumente zur Verfügung gestellt.

Auch die Union der Libyschen Stämme beschloss, eine Klage gegen den ehemaligen Leiter des NTC, Mustafa Abdul Dschalil, einzureichen, und zwar wegen „Kommunikation mit dem kolonialen Ausland, Anstiftung zur Tötung der bewaffneten Volksarmee, Legitimierung terroristischer Gruppen, einschließlich der Moslembruderschaft, und Veruntreuung öffentlicher Gelder“. Dschalils Stamm wird aufgefordert, wegen Landesverrats seinen sozialen Schutz aufzuheben.

https://www.almasdarnews.com/article/muammar-gaddafis-cousin-to-sue-hillary-clinton-for-destroying-libya/
https://twitter.com/smmlibya/status/1316376126416191488/photo/1

+ In einer Live-Sendung sagt der Vorsitzende des libyschen Übergangsrates, Mustafa Abdel-Dschalil: „Nachdem Gaddafi gestürzt war, habe ich Doha gemeinsam mit drei anderen Führern des Übergangrates besucht und wir haben von den Katarern 100.000 Dollar als Geschenk im Rahmen des „diplomatischen Brauchs“ erhalten.
https://twitter.com/Al_Fatah69/status/1316726338363981824

Aus den E-Mails:

In den E-Mails wird jeweils darauf hingewiesen, dass die aufgeführten Quellen direkten Kontakt zum ehemaligen Libyschen Nationalen Übergangsrat sowie zu den höchsten Ebenen europäischer Regierungen und westlichen Geheim- und Sicherheitsdiensten hatten.
Die meisten Mails sind von dem Politberater Sidney Blumenthal an Hillary Clinton.

Libyen 2011

+ 20.10.2011: Dem damaligen Vorsitzenden des Übergangsrats und Außenminister Mahmud Dschibril wurde vorgeworfen, zu zögerlich bei Entscheidungen zu sein, die beispielsweise die Bildung einer Übergangsregierung und die Verhandlung von neuen Verträgen mit ausländischen Firmen im Bereich des libyschen Ölsektors betreffen. Dschibril sei besorgt, selbst in ausländische Wirtschaftsverträge miteingebunden zu werden, die zu Korruptionsanklagen gegen ihn führen könnten.

+ Eine Nachricht legt nahe, dass der britische Geheimdienst noch zwei Monate nach der „Revolution“ in Libyen den beiden gegnerischen Lagern, Gaddafis Sicherheitsapparat und den sogenannten Rebellen, Informationen übermittelte.
[Damals war man sich wohl noch nicht so sicher, wer als Sieger hervorgehen würde. Am Ende stand man in jedem Fall auf der richtigen Seite.]

Libyen 2012

+ 08.03.2012: Clintons Berater Sidney Blumenthal schrieb, dass „in der Zeit von Mitte Januar 2012 bis März 2012 Offiziere des französischen Geheimdienstes Direction Generale de la Securite Exterieure (DGSE) und des britischen Geheimdienstes (SIS-MI-6) lang bestehende Kontakte mit Stammesführern im Osten Libyens aufgenommen haben, um sie zur Einrichtung einer halbautonomen Zone in der Provinz Kyrenaika zu ermutigen“. Initiiert hätte dies der damalige französische Präsident Nicholas Sarkozy, der sich beschwerte, „dass die neue libysche Regierung französische Firmen für die führende Rolle, die Frankreich bei der Unterstützung der Revolution 2011 gegen den damaligen Diktator Muammar al-Gaddafi gespielt habe, nicht angemessen belohne“. Laut Blumenthal habe sich SIS „diesen Bemühungen auf Anweisung des Büros von Premierminister David Cameron“ angeschlossen. „Diese streng vertraulichen Bemühungen sind eine Reaktion auf die Unfähigkeit der Regierung des Nationalen Übergangsrates (NTC) in Tripolis, das Land effektiv zu organisieren und westliche Geschäftsinteressen effektiv und effizient zu behandeln“. Und: „Die französischen und britischen Wirtschafts- und Geheimdienstbeamten glauben, dass ein halbautonomes Regime in der östlichen Stadt Bengasi in der Lage sein wird, Geschäftsmöglichkeiten in dieser Region zu organisieren. Es gebe auch eine geringere Bedrohung durch islamistische Milizen im Osten. Französische Beamte hätten „informelle Vereinbarungen mit dem ehemaligen Premierminister Mahmoud Dschibril und seinen Beratern getroffen“, die diese aber ignoriert und die Umsetzung verzögert hätten. „Eine äußerst sensible Quelle gab an, dass DGSE und SIS beabsichtigen, den Übergang zu einem halbautonomen Staat unter einem föderalen System zu kontrollieren“. Allerdings seien sie überrascht gewesen von der Ansicht des Ministerpräsidenten der Übergangsregierung, Abdel Rahim al-Kib, der das Land mit Gewalt zusammenhalten will.

+ 03.04.2012: In einer Mail, die von ihrem Berater Jacob Sullivan an Clinton weitergeleitet wurde, heißt es, der damalige Vorsitzende des Nationalen Übergangsrates (TNC), Mustafa Abdel Dschalil, und seine Berater seien mit dem Führer der ägyptischen Muslimbruderschaft, Mohammed Badie, und dessen Beratern in Kontakt. Es ging dabei um Berichte über den Wunsch der libyschen Moslembrüder, Unterstützung von der ägyptischen Moslembruderschaft zu erhalten. Badie und Dschalil hätten Gespräche geführt, um einen Plan für den Umgang mit der libyschen Muslimbruderschaft zu entwickeln.
In der Mail heißt es, dass Abdel Dschalil und der ehemalige libysche Premierminister Abdul Rahim al-Kib während ihrer Schulzeit in Ägypten Mitglieder der ägyptischen Muslimbruderschaft waren. Dschalil habe bestätigt, dass es bisher gelungen sei, einen Gewaltausbruch zwischen den rivalisierenden Gruppen zu verhindern, selbst angesichts der föderalen Bewegung im Osten Libyens an der Grenze zu Ägypten. Er warnte aber davor, dass der Sieg der libyschen Moslembruderschaft und ihres politischen Arms dies ändern könnte. Dies könne auch über die Grenze nach Ägypten übergreifen.

+ 23.08.2012: Die E-Mails informieren Clinton darüber, dass der Leiter des Libyschen Nationalen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, geheime Treffen mit Muhammad Yusef al-Magariaf, dem Vorsitzenden des Libyschen Nationalkongresses, abgehalten hat, um den Aufbau eines islamischen Staates in Libyen zu erörtern, der in der Weltwirtschaft eine wichtige Rolle spielen solle. Magariaf habe mit dem ehemaligen ägyptischen Präsidenten und Führer der Muslimbruderschaft, Mohamed Mursi, über eine Erhöhung der tunesischen und ägyptischen Investitionen an der Börse von Bengasi gesprochen. Abdel Jalil und Magariaf stimmten überein, dass Tunesien und Ägypten den Schlüssel für den künftigen wirtschaftlichen Erfolg Libyens darstellten: Libyen habe die finanziellen Mittel, während Ägypten und Tunesien technisches Fachwissen einbrächten. Dies sei eine Abkehr von den Zuständen unter Gaddafi, als Libyens Ressourcen unter ausländische Kontrolle geraten seien. Dschalil sei der Meinung, dass Magaria die Zusammenarbeit mit US-amerikanischen und westlichen Banken und Unternehmen begrüßen würde, er glaube jedoch, dass Libyen mit Unterstützung der neuen Regierungen, die aus dem Arabischen Frühling hervorgingen, die Kontrolle über die Ausbeutung seiner natürlichen Ressourcen behalten müsse. Zidan beklagte sich, dass er und Magariaf unter dem Druck der Regierung Mursi und der Moslembruderschaft in Ägypten stehen, die möchten, dass innerhalb der libyschen Ölindustrie ägyptische Erdöl-Servicefirmen die westlichen Konzerne ersetzen.
[Dies dürfte erklären, warum Moslembruder Mursi in Ägypten so schnell wieder abgeschafft wurde, ohne dass von der „westlichen Wertegemeinschaft“ große Kritik laut wurde, trotz des Massakers am Tahrir-Platz in Kairo am 14. August 2013 mit bis zu tausend gezielten Tötungen von Zivilisten durch das Militär.]

+ 27.08.2012: In der Mail von Blumenthal heißt es, „Magariaf ist der Regierung der USA und Frankreichs besonders wohlgesonnen, basierend auf den Erfahrungen, die er mit beiden während seines Kampfes gegen Gaddafi gemacht hat. Die Quelle glaubt auch, dass er der Regierung von Omar al-Bashir im Sudan feindlich gesinnt bleibt. 1980 stürzte Bashir den Verbündeten von Magariaf, den sudanesischen Premierminister Sadiq al-Mahdi und wies Magariaf und seine Anhänger aus Khartum aus.“
Magariaf wolle auch diskrete Beziehungen zu Israel knüpfen. Dies müsse zurückhaltend gehandhabt werden, aber der neue libysche Präsident teile viele Freunde und Verbündete mit den Führern Israels. „ Magariaf mag hin und wieder gezwungen sein, kritische Äußerungen gegenüber Israel zu seinem eigenen politischen Zweck zu machen, aber es scheint, dass er und seine Verbündeten die Erfahrung und Raffinesse haben, diese Sache zu managen.“
Ein regionales Band soll zwischen den neuen revolutionären Regierungen Tunesiens, Libyens und Ägyptens geknüpft werden.
Magariaf beabsichtige auch, einen Plan zur Entwaffnung der islamistischen Milizen, die gegen Gaddafi gekämpft haben, zu entwickeln, ohne ihr Misstrauen zu wecken. Er glaubt, dass seine islamistischen und Anti-Gaddafi Referenzen ihm erlauben werden, diese Herausforderungen zu meistern

+ 16.10.2012 (?): In der Mail heißt es, dass gerade als Ansar asch-Scharia begann, als Miliz die föderalistischen Ansprüche der Stammesführer im Osten zu unterstützen, von AQIM-Radikalen infiltriert wurde. Viele der anderen regionalen und ethnischen Milizen im ganzen Land könnten dem Beispiel folgen, wenn die Entwaffnung erfolglos bliebe.

+ 25.10.2012: Aus den E-Mails geht ebenfalls hervor, dass der damalige Vorsitzende des Libyschen Nationalkongresses, Yusuf al-Maqrif, vom Angriff auf das US-amerikanische Konsulat in Bengasi schockiert war. Er habe die Sicherheitskräfte ermächtigte, das Feuer auf die Menge zu eröffnen, um die Angreifer zu zerstreuen. Der Angriff sei durch einen ähnlichen Vorfall auf die US-amerikanische Mission in Ägypten inspiriert gewesen und auch eine Reaktion auf die Zusammenarbeit zwischen westlichen Geheimdiensten und dem Regime von Muammar Gaddafi. Al-Maqrif sei besorgt gewesen, welche unvorhersehbaren Auswirkungen der Vorfall auf die geheimen Bemühungen seiner politischen Gegner haben könnte, ihn direkt mit ausländischen Geheimdiensten in Verbindung zu bringen. Viele von al-Maqrifs Beratern hätten seine Befürchtungen geteilt. Besorgt war man auch, dass ein Erscheinen von Gaddafis Geheimdienstchef Abdullah as-Senussi sowie von Saif al-Islam Gaddafi vor Gericht in Libyen auf ein wachsendes öffentliches Interesse stoßen werde bezüglich der Kommunikation zwischen dem Geheimdienst und der CIA, sowie zwischen dem britischen Geheimdienst und Gaddafis Geheim- und Sicherheitsdiensten.

+ 25.10.2012: Magariaf und Premierminister Ali Zidan fordern den Generalstabschef der libyschen „Streitkräfte“ auf, eine besser koordinierte, operationale Beziehung mit Misrata- und Zinten-Milizen aufzubauen. Vorher hatte sich Mangoush dem widersetzt, da er glaubte, damit die Bemühungen um Entwaffnung und Demobilisierung all dieser Milizen, die vom Bürgerkrieg 2011 übriggeblieben sind, zu untergraben. Die „Streitkräfte“ sollen instruieren werden, unter dem Befehl des Kommandanten General Khalifa Haftar, weiterhin gegen Stammesmilizen, die im Interesse der Gaddafi-Familie im Süden und Südwesten Libyens kämpfen, vorzugehen. [Allerdings begann Haftar eine Operation gegen Ansar asch-Scharia, nachdem diese vier Polizisten im Süden Libyens ermordet hatten.]

+ 2012: Der Berater Jacob Sullivan zeigt sich verwirrt über die Identität des berüchtigten Dschihadisten Abdulhakim Belhadsch, den Sullivan als „our boy“ bezeichnete hatte. Er meint in einer wirren Erklärung, es gebe zwei Belhadschs, die durcheinander geraten wären.

Deutschland 2011

+ 24. Juli 2011:. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle erklärt, dass Deutschland den libyschen ‚Rebellen‘ 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Landes und für humanitäre Hilfe leihe. Das Geld werde nach Freigabe durch den UN-Sicherheitsrat aus dem jetzt eingefrorenen „Gaddafi-Vermögen“ zurückbezahlt. In Deutschland seien einige Milliarden Euros aus Libyen eingefroren. Bereits einen Monat vorher hatte Deutschland den Nationalen Übergangsrat als legitime Vertretung Libyens anerkannt.
[Da von Wiederaufbau oder humanitären Hilfen für die libysche Bevölkerung bis heute keine Rede sein kann, half die deutsche Regierung 2011 bei der Finanzierung des Kampfes der sogenannten ‚Rebellen‘ gegen einen souveränen Staat, der mit der bestialischen Ermordung Gaddafis und einem failed state Libyen endete.]

Bahrain 2011

+ 14.03.2011: Zu den Vorgängen während des Arabischen Frühlings in Bahrain gibt eine weitere Mail Aufschluss. [Während das Herrscherhaus sunnitisch ist, ist die überwiegende Mehrheit der Bahrainer, etwa 70 Prozent, schiitisch und erhob sich 2011 in einer großen Protestbewegung gegen die Sunni-Regierung. Saudi-Arabien schickte massive militärische Unterstützung und schlug den Aufstand brutal nieder. Zu dieser Zeit war Stephanie Williams, heute amtierende Leiterin der UN-Sondermission in Libyen, als stellvertretende US-Botschafterin in Bahrain.]
In der Mail wird die Sicherheitssituation als beunruhigend geschildert, es werde geschossen. Der Schiiten-Führer Ali Salman habe nicht verstanden, dass sich die Situation durch das Eingreifen des saudischen Militärs komplett gedreht habe. Es soll ein Dreiergespräch zwischen dem Kronprinzen, Stephanie Williams und Jeffrey Feltman (Beigeordnete Staatssekretär für Nahost-Angelegenheiten) geben.

ANHANG:

Personen

+ Mustafa Abdel Dschalil (Jalil): Dschalil war unter Gaddafi Justizminister, der Justizreformen erarbeiten sollte. 2011 wechselte er die Seiten und wurde Vorsitzender des Nationalen Übergangsrats (National Transitional Council/NTC). Bei der Siegesfeier 2011 gab er bekannt, dass zukünftig die Scharia Grundlage des libyschen Rechts sein werde und die Vielehe wieder ermöglicht wird. Noch am 18.02.2019 hält er die NATO-Intervention des Jahres 2011 für eine richtige Entscheidung.

+ Mohamed Yusuf al-Maqrif (al-Magariaf): ehemaliger Vorsitzender des Libyschen National Congress (LNC); heute ist al-Maqrif Vorsitzender der Partei Nationale Front, die als politischer Arm aus der Nationalen Front für die Rettung Libyens (NFSL) hervor ging. Von 1972 bis 1977 war Maqrif Präsident des libyschen Rechnungshofes und von 1978 bis 1980 libyscher Botschafter in Indien. Maqrif lebte 30 Jahre in den USA bevor er 2011 nach Libyen zurückkehrte. Er nahm in der NFSL (Moslembruderschaft) führende Positionen ein. Die NFSL führte in und außerhalb Libyens terroristische Anschläge durch mit dem Ziel, Gaddafi zu stürzen.
Bei den Wahlen zum Libyschen National Concress am 7. Juli 2012 wurde die Nationale Front drittstärkste Partei. Drei ihrer Bewerber, darunter Maqrif, zogen in den LNC ein. Die Macht ging an das Parlament über zu dessen Präsidenten Magrif im August 2012 gewählt wurde. Bis Mai 2013 fungierte er als Staatsoberhaupt und Präsident Libyens.

+ Mahmud Jibril (Dschibril) leitete in der Gaddafi-Zeit den Nationalen Wirtschaftsentwicklungsfonds, wurde aber wegen seines ‚Privatisierungswahns‘ wieder abgesetzt. Schloss sich 2011 umgehend den Aufständischen an und war im Übergangsrat Außenminister. Er stand der Partei der Allianz Nationaler Kräfte (National Forces Alliance Party) vor, blieb aber ohne Rückhalt im Land und somit ohne Einfluss. Er starb an Covid-19 am 5. April 2020 in Ägypten.

+ Ali Zidan (Sidan, Zeidan) war wie al-Maqrif Mitglied der NFSL. Zidan lebte lange Jahre im Exil in Genf und München und war 2011 eine der Hauptquellen für die falschen Anschuldigungen gegen Gaddafi bezüglich der Gaddafi unterstellten Bombardierungen der libyschen Zivilbevölkerung. Er war 2011 einer der führenden Köpfe der Übergangsregierung und von 2012 bis 2014 libyscher Premierminister. 2013 wurde er kurzzeitig aus einem Hotel in Tripolis entführt und misshandelt, nachdem er sich vorher mit der Familie von al-Libby getroffen hatte, der einer führende Rolle bei Terroranschlägen von US-Botschaften in Tansania und Kenia verdächtigt wird. 2014 zahlte er zwei Milliarden US-$ an die Regierung des Niger für die Auslieferung Saadi al-Gaddafis, den Sohn Muammar al-Gaddafis. Saadi sitzt seitdem in einem Gefängnis in Tripolis, wo er auch der Folter ausgesetzt war.
Am 11. März 2014 wurde er vom libyschen Parlament mittels eines Misstrauensvotums abgesetzt. Ihm wurde Korruption und Misswirtschaft vorgeworfen. Er hatte in nur einem Jahr ein Staatsbudget von 71 Milliarden US-Dollar verjubelt, das meiste davon ohne jegliche Belege. Trotz eines Haftbefehls konnte er sich nach Bayern absetzen. Zwischenzeitlich kehrte er mehrmals zu Besuchen nach Libyen zurück. Im August 2017 wurde er bei einem Besuch in Libyen erneut entführt und neun Tage in Geiselhaft gehalten. Ali Zeidan besitzt auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Abdel Rahim al-Kib (Keib): Al-Kib war von Oktober 2011 bis September 2012 Ministerpräsident in der Übergangsregierung Libyens. Er starb am 21. April 2020 in den USA.

Sidney (Sid) Blumenthal: Ehemaliger Berater von Präsident Bill Clinton und langjähriger Vertrauter von Hillary Clinton. Der Journalist war früher bei der Clinton Foundation tätig. Der Email-Verkehr zwischen ihm und Hillary Clinton während ihrer Zeit als US-Außenministerin, insbesondere den Krieg gegen Libyen betreffend, wurde von Wikileaks enthüllt.

Hillary Clinton: von 2008 bis 2014 US-Außenministerin und 2016 US-Präsidentschaftskandidatin. Die Clinton E-Mails konnten überhaupt nur geleakt weden, weil Hillary Clinton ihre Mail-Partner dazu aufforderte, ihren privaten Email-Server für die Kommunikation zu verwenden und nicht den gesicherten Server des Außenministeriums.

Rohübersetzung einiger E-Mails:

Email von Sidney Blumenthal an Hillary Clinton am 20. Oktober 2011:

Quelle: Quellen mit direktem Zugang zum Libyschen National Transitional Council (LNTC) ebenso wie zu europäischen Regierungen und westlichen Geheimdiensten sowie Sicherheitsdiensten auf höchstem Level.

  1. Am späten Nachmittag des 20. Oktobers 2011 erhielt der libysche Übergangspräsident Mustafa Abdel Dschalil die Nachricht von Abdelhakim Alamin Belhadsch in Tripolis und von Hassan Ali al-Darwa, dem Führer des National Transitional Council (NTC) der Stadt Sirte, dass der ehemalige libysche Führer Muammar al-Gaddafi während Kämpfen in der Stadt Sirte getötet wurde. Kurz nach dem Eintreffen dieser Nachricht beim NTC begann Ministerpräsident Mahmoud Dschibril Diskussionen mit Dschalils Stellvertretern bezüglich der Bildung einer neuen Übergangsregierung. Dschibril hatte Dschalil am 9. Oktober mitgeteilt, dass er nach dem Fall von Sirte zurücktreten möchte und dass Dschalil eine neue Übergangsregierung der nationalen Einheit bilden solle, um das Land bis zur Abhaltung von Wahlen, vielleicht bereits im Mai 2012, zu führen.
  2. Laut sensiblen Quellen glauben Dschalil und andere hochrangige NTC-Leute, dass der Rücktritt von Dschibril ihnen erlauben wird, die schwierigen Entscheidungen zu treffen, die nötig sind, das Land vor den Wahlen zu stabilisieren. Nach Ansicht dieser fachkundigen Personen, wurde Dschibril – während er dem NTC während der frühen Tage der Revolution Glaubwürdigkeit verliehen hatte – zunehmend zögerlicher, Entscheidungen zu treffen, beispielsweise betreffend die Bildung einer Übergangsregierung und die Verhandlung von neuen Verträgen mit ausländischen Firmen im Bereich des libyschen Ölsektors. Diese Zögerlichkeit beim Handeln bremste die Ankunft ausländischer Firmen, die interessiert daran waren, humanitäre Hilfe zu leisten. Diese humanitären Hilfsprojekte werden koordiniert von einem hohen Beamten, Moin Mohammed Kikhia, der extrem frustriert war wegen Dschibrils Unterlassung, Fragen bezüglich bereits ausgehandelter ausländischer Verträge zu klären und, in manchen Fällen, von NTC-Vertretern in anderen Ländern unterzeichnet worden waren. Laut diesen Personen ist Dschibril besorgt, selbst in ausländische Wirtschaftsverträge miteingebunden zu werden, die zu Korruptionsanklagen gegen ihn führen könnten. Kikhia argumentierte, der Bedarf an medizinischer und anderer humanitärer Hilfe sei vorrangig gegenüber diesen eher vagen Bedenken. Er führte auch aus, dass das Warten auf ausreichende humanitäre Hilfe von ausländischen Regierungen zu einem Desaster führen könnte, die das libysche Volk über die Untätigkeit zunehmend frustriert.


Email von Sidney Blumenthal an Hillary Clinton am 25.
Oktober 2011:

Quelle: Quellen mit direktem Zugang zum Libyschen National Transitional Council (LNTC) ebenso wie zu europäischen Regierungen und westlichen Geheimdiensten sowie Sicherheitsdiensten auf höchstem Level.

  1. Im Oktober 2012 sagte der libysche Präsident Yussef al-Magariaf in einem privaten Gespräch, dass er und Premierminister Ali Zidan den Generalstabschef der Nationalen Libyschen Armee (NLA) , General Youseff al-Mangoush, eine besser koordinierte, operationale Beziehung mit Misrata- und Zinten-Milizen aufzubauen, damit sie ausgeweitete Armeeeinsätze im ganzen Land unterstützen. Laut einer sensiblen Quelle, widersetzte sich vor dem Tod von dem US-Botschafter am 11. September 2012 Mangoush einer stärkeren Abhängigkeit von diesen speziellen großen Milizen, da er glaubte, dass ein solcher Schritt die Bemühungen der Regierung um Entwaffnung und Demobilisierung all dieser Milizen, die vom Bürgerkrieg 2011 übriggeblieben sind, untergräbt. An dieser Stelle jedoch, Stimmt Mangoush mit Magariaf überein, dass die Situation im Land immer gefährlicher und unbeherrschbarer wird. Dementsprechend sagte der Stabschef, dass er mit Ousama al-Dschouwali zusammenarbeiten will, dem Führer der Zinten-Milizen, um Operationen gegen die anderen Milizen (mit Unterstützung der Misrata-Truppen) verstärken will, das auch kommt aus der bergigen Region des westlichen Libyens. Gleichzeitig wird er die NLA-Truppen instruieren, unter dem Befehl des Kommandanten General Khalifa Haftar, fortzuführen Operationen gegen Stammesmilizen, die im Interesse der Gaddafi-Familie im Süden und Südwesten Libyens kämpfen.

Email von Sidney Blumenthal an Hillary Clinton am 16. Oktober 2012:

Quelle: Quellen mit direktem Zugang zum Libyschen National Transitional Council (LNTC) ebenso wie zu europäischen Regierungen und westlichen Geheimdiensten sowie Sicherheitsdiensten auf höchstem Level.

  1. Am 15. Oktober 2012 diskutierte der neue libysche Premierminister Ali Zidan die zukünftige Struktur seines Kabinetts und seiner Administration mit Beratern des Übergangspräsidenten Yussef al-Magariaf. Laut einer sensiblen Quelle sagte Zidan, er wolle alle Bereiche der politischen Welt in Libyen einzubeziehen, um sein Kabinett zu formen. Er wies auch darauf hin, dass er zwar mit Vorsicht vorgehen müsse, aber mindestens ein, möglicherweise sogar bis zu drei Mitglieder der Muslimbruderschaft (MB) und ihrer Gerechtigkeits- und Baupartei (JCP) in das Kabinett aufnehmen werde. Zidan glaubt, dass er JCP-Mitglieder oder andere islamistische Gruppierungen finden kann, die seinen Plan unterstützen, einen gemäßigten islamischen Staat aufzubauen, während gleichzeitig gute Beziehungen mit den USA und Westeuropa aufrechterhalten werden. Er plant auch, die Anhänger des islamistischen Generals Abdel Hakim Alamin Belhadsch zu erreichen, von denen er glaubt, dass sie als Ausgleich gegen al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) und Ansar al-Scharia dienen können.
  2. Nach Ansicht dieser Person bekennt sich Zidan zu Magariafs Politik, konstruktive Beziehungen zu internationalen Ölfirmen anzustreben. Diesbezüglich sucht Zidan nach jemanden, der als Ölminister dienen kann, der angemessene Erfahrungen und einen guten Ruf bei der internationalen Ölindustrie hat und gleichzeitig dem islamischen Glauben verpflichtet ist, so dass er als Minister mit dem JCP und den konservativen unabhängigen Mitgliedern des GNC arbeiten kann. Zitan meint, dies wird eines der größten Herausforderungen sein. Gleicheitig merkte die Person an, Zidan hat sich darüber beklagt, dass er und Magariaf unter dem Druck der Regierung Mohammed Mursi und des Moslembruderschaft in Ägypten stehen, der möchte, dass innerhalb der libyschen Ölindustrie ägyptische Erdöl-Servicefirmen die westlichen Firmen ersetzen. Zidan ist in dieser Hinsicht skeptisch, er befürchtet, dass Libyen zu abhängig von Ägypten bezüglich technischem Knowhow werden könnte. Er glaubt, dass westliche Firmen die Möglichkeit bieten, die Unabhängigkeit und Ausgewogenheit auf dem Ölsektor aufrechtzuerhalten.
  3. (Die Quelle kommentiert: Nach Ansicht dieser Quelle, plant Zidan (der vor der Niederlage gegen den Westen 1980 zwei Jahre an der libyschen Botschaft in Indien gedient hatte und sich später Magariaf und seiner Anti-Gaddafi-National Front for the Salvation of Libya (NFSL) angeschlossen hat) mit allen Parteien und Gruppierungen im GNC zu arbeiten. Gleichzeitig hat er wegen seiner Vergangenheit einen Grad an Glaubwürdigkeit, die hilfreich ist, wenn er ein Kabinett bildet. Laut der Quelle, will Zidan schnell das Kabinett benennen. Seine Position wird auch durch die Tatsache gestärkt, dass er für den National Transitional Council (NTC) 2011 während des Bürgerkriegs arbeitete, indem er internationale Unterstützung für die Rebellen organisierte. Laut der sensiblen Quelle gehört zu seinen unmittelbaren Anliegen die Organisation der Untersuchung des Angriffs auf das US-Konsulat in Bengasi am 11. September und die Ermordung von Botschafter Christopher Stevens und drei weiterer Amerikaner. Zidan steht auch unter dem Druck der US-Regierung, die Untersuchungen so schnell wie möglich voranzutreiben.)
  4. Nach Meinung dieser Person ist Zidan klar geworden, dass der Anschlag auf das US-Konsulat zum internationalen Symbol dafür geworden war, was die Sicherheitsbelange in Libyen für eine Rolle spielen, und dass der Einsatz von Pro-Regierungsmilizen zur Herstellung von Sicherheit keine Lösung des Problems darstellt. Zidan glaubt, dass die Idee, dass die Regierung um Unterstützung der starken Milizen von Misrata und Zinten nachfragen muss, die Bemühungen unterminiert, Ordnung und zentralisierte Autorität im Land zu erreichen. Zidan glaubt, er könne dieses Problem teilweise lösen, indem er eine funktionierende Mehrheit im GNC, die sich auf Gemäßigte und Unabhängige stützt, schafft, die seine Bemühungen unterstützen, ein modernes islamisches Regime aufzubauen, dass auch mit dem Westen zusammenarbeiten kann, speziell mit internationalen Ölgesellschaften. Er warnt seine Berater jedoch davor, dass er in dieser Hinsicht erst gegen Ende 2013 mit einem wirklichen Erfolg rechnet.

E-Mails State Department 16.10.2012

  1. (Kommentar der Quelle): Nach Meinung der Person, stimmen Magariaf und Zidan darin überein, dass Libyens Zukunft von dem Erfolg ihrer Bemühungen der nächsten sechs Monate hinsichtlich der Demobilisierung der Milizen abhängt. Während sie glauben, dass die Verwicklung von Ansar asch-Scharia, mit Unterstützung von al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM), bei der Ermordung des US-Botschafters, die Geschäftswelt und die Gemeinschaft der Diplomaten auf die Realität der Sicherheit, was die Milizen betrifft, fokussiert hat, befürchten der Präsident und der Premierminister, dass die Situation weit schlimmer ist, wie es westliche Quellen bewusst ist. Mangoush informiert sie, dass AQIM und radikale Salafistengruppen ihre Bemühungen verstärken, Vorteile aus der Enttäuschung von verschiedener Milizen bezüglich der Regierung zu ziehen, und sie nutzen den Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi als Inspiration für ihre Aktivitäten. Gerade als Ansar asch-Scharia begann, als Miliz die föderalistischen Ansprüche der Stammesführer im Osten zu unterstützen, wurde sie von AQIM-Radikalen infiltriert. Mangoush glaubt, dass viele der anderen regionalen und ethnischen Milizen im ganzen Land dem Beispiel folgen könnten, wenn die Truppen bei der Entwaffnung keinen Erfolg haben. Er stimmt mit Zidan auch überein, dass sie schnell handeln müssen, da Libyens Tradition, den Konflikt zu vermeiden, der den größten Teil des Nahen Ostens beherrscht, in dieser Zeit des Chaos zu erodieren beginnt.
  2. Eine bestimmte sensible Quelle sagte, dass die NLA-Operationen gegen Ansar asch-Scharia südlich von Bengasi bereits begonnen haben, nachdem Mitglieder dieser Miliz/terroristischen Gruppe vier nationale Polizisten getötet haben während eines Generalangriffs auf eine Straßensperre in den Sousa-Bergen. Unter dem Befehl von Haftar umstellten libysche Truppen mehr als 100 Ansar asch-Scharia-Kämpfer in der Region um die Stadt Sousa. Laut der sensiblen Quelle, erlitt die NLA bei den Kämpfen relativ große Verluste, aber vermutlich wurde eine Anzahl von AQIM-Mitgliedern und einer von Ansar asch-Scharias Oberkommandanten, Sufian bin Qamu, festgenommen, von dem man glaubt, er habe den Angriff auf die Polizisten angeordnet. Mangoush berichtete Zidan auch, dass Qamu vorher schon einmal in Gefangenschaft von US-Streitkräften geraten war und in Guantanamo einsaß.
  3. Laut dieser Person, sprach Jalil auch mit dem ehemaligen Primierminister Mahmoud Dschibril, der bestätigte, dass er und Magariaf in vielen Dingen übereinstimmten, auch in ihrem Glauben, dass sie einen islamischen Staat in Libyen aufbauen könnten, der innerhalb der Weltwirtschaft und der diplomatischen Gemeinschaft funktioniert. Er bemerkte, dass er glaubt, dass die Meinung von Magariaf hinsichtlich der Rolle des Islams in der täglichen Funktion der Regierung konservativer sei als seine, aber dies seien Differenzen, die im GNC beigelegt werden könnten. Die Person meint, dass sich Dschibril der Tatsache sehr bewusst ist, dass im GNC seine National Front Alliance (NFA) einen soliden Block von neununddreißig (39) Sitzen kontrolliert, und dass Magariafs National Front Party (NFP) auf seiner eigenen Rechten keinen Sitz hat, der Übergangspräsident ist gut funktionierende Beziehungen eingegangen mit mindestens 100 der 120 unabhängigen Mitgliedern des GNC. Magariaf erhielt 113 Stimmen bei seiner Wahl zum Übergangspräsidenten. Wieder einmal haben diese unabhängigen Abgeordneten Magariafs Rolle im Kampf gegen das Gaddafi-Regime respektiert.

Email von Feltmann, Jeffrey D. an Sullivan Jacob J. am 14.03.2011, weitergeleitet an H. am 14.3.2011

Ein paar Eindrücke von heute aus Bahrain.

  • Die Sicherheitssituation ist beunruhigend. Wir sahen (Sunni)-Bürgerwehren Autofahrer belästigen. Shia-Demonstrationen haben haben riesige Teile Manamas eingenommen. (Ein metastierter Pearl-Kreisverkehr, wie es Stephanie genannt hat) und die Straßen gesperrt. Für jene, die Manama kennen, das Ritz-Carlton ist nicht mehr zugänglich.
  • Es wird geschossen, auch mit Maschinengewehren, in der Nachbarschaft, auch dort, wo Botschaftsangehörige wohnen. Ein Shia-Kontakt sagte uns heute Abend: Er glaubt, dass diese Schießerei dazu dienen soll, um für den GCC den Vorwand zu liefern, sich überall zu platzieren.
  • Saudi (und andere?) GCC-Truppen scheinen ab sofort in den Kasernen zu sein.
  • Hamad bin Jassim und Saud al FAisal sind beide hier, abgeschieden mit dem König und dem Kronprinzen. Ich habe telefoniert in to Hb (?)
  • Foreign Minister Sheikh Khalid sage, dass kein Kriegsrecht eingesetzt wird, sondern eine dreimonatiges Einsetzung von öffentlichen Sicherheitsgesetzen, um für Ruhe zu sorgen. Nach drei Monaten würde eine Verlängerung die parlamentarische Zustimmung benötigen. Er sagte uns, der GCC ist nicht da, um sich mit bahrainischen Bürgern zu beschäftigen, sondern um wichtige Infrastruktur zu schützen. (Kommentar: Wir werden sehen. Und wir werden sehen, was geschieht, wenn hardline Shia-Leute sich gegen die GCC-Truppen stellen.
  • Wifaq-Führer (inclusive Ali Salman) scheint nicht zu verstehen, dass sich die Situation komplett geändert hat mit dem Eingreifen der GCC. Sie reden immer noch darüber, was es benötigt für das Dialog-Angebot des Kronprinzen. Wir waren zwei Stunden mit ihm zusammen und das Gespräch war das gleiche wie zuvor.
  • FM sagte, ich werde die CP morgen sehen. Wir haben einige Ideen von allgemeinen Prinzipien, um die Spannungen zu verkleinern, die wir ihm mitteilen möchten. (z.B. GCC Rolle strikt begrenzen, während Wifaq die Demonstrationen zum Pearl-Kreisverkehr zurückdrängt usw.) Ali Salman ist auch interessiert an der Idee eines Dreiergesprächs mit dem Kronprinzen und Stephanie und mir diese Woche, die wir sondieren werden.
  • Ich werde vorerst in Bahrain bleiben, anstatt dass ich mit S. in Kairo und Tunis anschließe.

OpsNewsTicker vom 24. Juli 2011

Betrifft: Deutschland leiht den libyschen Rebellen 100 Millionen Euro (US-$ 143 Millionen) als Hilfe zum Wiederaufbau des Landes und für humanitäre Hilfe.

Das Außenministerium sagte am Sonntag, es gewährt dringend benötigte Mittel als Darlehen, weil die eingefrorenen Guthaben des libyschen Führers Muammar Gaddafi noch nicht freigegeben werden können.

Außenminister Guido Westerwelle gab letzten Monat bekannt, dass Deutschland den National Transitional Council als die legitime Vertretung Libyens anerkannt hat.

Westerwelle sagte, die Situation sei schwierig, wegen des Fehlens von Mitteln „um die notwendigen Strukturen aufzubauen und Versorgungsengpässe zu überwinden“.

Er sagte, das Geld wird aus den eingefrorenen Gaddafi-Vermögen zurückgezahlt werden, wenn der UN-Sicherheitsrat es für die neue Regierung freigegeben hat. Deutschlang sagte, es habe „einige Milliarden Euros (Dollars) eingefroren.

Von Sydney Blumenthal an H. am 27. August 2012

Quelle: Quelle mit direktem Zugang zum Libyan National Transitional Council, ebenso wie zu den höchsten Kreisen der europäischen Regierungen, westlichen Geheimdiensten und Sicherheitsdiensten.

  1. (Kommentar der Quelle: Der neue Präsident Libyens, Mohammed Yussef el Magariaf, ist bestrebt, einen demokratischen Staat auf der Grundlage islamischer Prinzipien zu errichten. Nach Ansicht einer äußerst sensiblen Quelle sieht Magariaf seinen Moment als Höhepunkt seines gesamten Lebenswerks. Nachdem er dem abgesetzten Diktator Muammar al Gaddafi zunächst als politischer Berater und Diplomat gedient hatte, wurde Magariaf 1970 desillusioniert, was er als den Personenkult ansah, den Gaddafi für sich selbst aufbaute, während er sich gegen die grundlegenden Überzeugungen der islamistischen Bewegung wandte. Magariaf war in seiner Studienzeit Mitglied der ägyptischen Muslimbruderschaft und ist nach wie vor ein gläubiger islamistischer Intellektueller, auch wenn er glaubt, dass der Islam mit dem nicht-muslimischen Welt koexistieren und sogar arbeiten kann, insbesondere mit den Vereinigten Staaten und Westeuropa. Die Quelle glaubt auch, dass Magariaf überzeugt ist, dass Libyen mit seinen großen natürlichen Reichtümern, in der nordafrikanischen Welt führend werden kann, ebenso wie im Rest der islamischen Welt. Magariaf ist der Regierung der USA und Frankreichs besonders wohlgesonnen, basierend auf den Erfahrungen, die er mit beiden während seines Kampfes gegen Gaddafi gemacht hat. Die Quelle glaubt auch, dass er der Regierung von Omar al-Bashir im Sudan feindlich gesinnt bleibt. 1980 stürzte Bashir den Verbündeten von Magariaf, den sudanesischen Premierminister Sadiq al-Mahdi und wies Magariaf und seine Anhänger aus Khartum aus.
  2. Laut der gleichen sensiblen Quelle wird Magariaf auch eine diskrete Beziehung mit Israel knüpfen. Die politischen Realitäten in Libyen werden es derzeit gebieten, diese Beziehung in einer zurückhaltenden Art und Weise abzuwickeln, aber der neue libysche Präsident teilt viele gemeinsame Freunde und Verbündete mit den Führern Israels und beabsichtigt, diese Situation zu nutzen, um das Ganze beim libyschen Volkes zu verbessern. Magariaf mag hin und wieder gezwungen sein, kritische Äußerungen gegenüber Israel zu seinem eigenen politischen Zweck zu machen, aber glauben, dass er und seine Verbündeten die Erfahrung und Raffinesse haben, diese Sache zu managen. Gleichzeitig beabsichtigt Magariaf, die vom NTC-Präsidenten Mustafa Abdel Jalil eingeleiteten regionalen politischen Initiativen aggressiv zu verfolgen. Magariaf wird die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit fortsetzen, die in der Erklärung von Kairo vom 29. Juli 2012 festgelegt wurde und ein regionales Band zwischen den neuen revolutionären Regierungen Tunesiens, Libyens und Ägyptens schafft. Die Person sagte, dass sich Magariaf der Tatsache bewusst ist, dass der ägyptische Präsident Mohammed Mursi Libyen als Schlüsselfaktor in der wirtschaftlichen Entwicklung Ägyptens sieht; und der libysche Führer glaubt, er kann diese Situation manipulieren zum Vorteil des libyschen Volkes.
  3. Eine andere sensible Quelle erklärte unter der Bedingung strikter Geheimhaltung, dass Magariaf beabsichtigt, gemeinsam mit seinen Sicherheitsberatern einen Plan zur Entwaffnung der islamistischen Milizen, die gegen Gaddafi gekämpft haben, zu entwickeln, ohne ihr Misstrauen zu wecken. Er glaubt, dass der wichtigste Schritt in dieser Angelegenheit ist, die von diesen Milizen als Gegenleistung für die Entwaffnung geforderten medizinischen und wirtschaftlichen Leistungen zu erbringen. Magariaf glaubt auch, dass er mit den politischen Ambitionen der islamistischen Führer wie General Abdelhakim Belhadsch fertig werden kann und verhüten das Anwachsen radikaler Gruppen, die Libyen als Basis für Operationen und Support sehen könnten. Magariaf und seine Unterstützer glauben, dass seine Islamistischen/anti-Gaddafi Referenzen ihm erlauben werden, diese Herausforderungen zu meistern. Und wenn es ihm gelingt, wird er in der Lage sein, die Präsidentschaft bei den ersten nationalen Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2013 auf ganzer Linie zu gewinnen.

Artikel bei AddressLibya:

+ Eine Mail an Hillary Clinton von ihrem Berater Sidney Blumenthal zeigt, unter welcher Angst von Yusuf al-Maqrif, dem ehemaligen Leiter des Nationalkongresses, nach dem Angriff auf das US-Konsulat. Er hatte auch Angst vor Abdullah as-Senussi und Saif al-Islam Gaddafi.

Am Nachmittag des 11. September 2012 sprach al-Maqrif privat mit hochrangigen Beratern, darunter Mitgliedern der Muslimbruderschaft, um die Angriffe der Demonstranten auf die US-Missionen in Tripolis und Bengasi aus Protest gegen ein US-amerikanisches Mohammed-Video zu erörtern.

In der Mail heißt es, dass al-Maqrif seinen Schock über die Angriffe auf das US-Konsulat in Bengasi zum Ausdruck brachte. Er habe die Sicherheitskräfte ermächtigte, das Feuer auf die Menge zu eröffnen, um die Angreifer zu zerstreuen. Der Angriff sei durch einen ähnlichen Vorfall auf die US-amerikanische Mission in Ägypten inspiriert gewesen und auch eine Reaktion auf die Zusammenarbeit zwischen westlichen Geheimdiensten und dem Regime von Muammar Gaddafi. Bei al-Maqrif wachse die Besorgnis, welche unvorhersehbaren Auswirkungen der Vorfall auf die geheimen Bemühungen seiner politischen Gegner haben könnte, ihn direkt mit ausländischen Geheimdiensten in Verbindung zu bringen.

Die Mail zitierte auch eine andere Quelle, die der Meinung war, dass seine Gegner versuchten, ihn durch die National Salvation Front mit der CIA in Verbindung zu bringen. Al-Marqrif würde glauben, er könne der negativen Propaganda entgehen, doch wenn sie die Situation weiter in diese Richtung entwickle, würde dies seine Bemühungen erschweren, eine funktionierende Verwaltung aufzubauen.

Wie es weiter heißt, wird gleichzeitig angedeutet, dass „viele von al-Maqrifs Beratern seine Befürchtungen teilen. Dies weist darauf hin, dass das Auftauchen von Gaddafis Geheimdienstchef Abdullah as-Senussi vor Gericht in Libyen auf ein wachsendes öffentliches Interesse stoßen wird bezüglich der Kommunikation zwischen dem Geheimdienst und der CIA, zwischen dem britischen Geheimdienst und Gaddafis Geheim- und Sicherheitsdiensten“.

In der Mail heißt es auch, dass angenommen wird, dass islamistische Milizen unter dem Kommando von Abdelhakim Belhadsch Akten und Dokumente aus Gaddafis Büro beschlagnahmt haben, die dies belegen. Human Rights Watch habe mit mindestens vierzehn gesprochen Personen, darunter auch Belhadsch, die behaupteten, westliche Mächte hätten sie an Gaddafi-Streitkräfte übergeben. Und weiter: „Nach Ansicht einer sehr sensiblen Quelle arbeiten die Feinde von al-Maqrif daran, seine vermuteten Verbindungen zur CIA auszuschlachten.“ Die Situation könne mit dem Erscheinen von Saif al-Islam und as-Senussi vor einem libyschen Gericht kompliziert werden, da beide im Verlauf ihres Prozesses mit westlichen Geheimdiensten in Verbindung gebracht würden. Im Klartext heißt dies wohl, es herrschte die Angst, dass as-Senussi und Saif al-Islam über die Machenschaften der westlichen Geheimdienste und die Zusammenarbeit mit der libyschen Regierung und Gaddafi auspacken würden.

Es wird darauf hingewiesen, dass die aufgeführten Quellen direkten Kontakt zum ehemaligen Libyschen Nationalen Übergangsrat sowie zu den höchsten Ebenen europäischer Regierungen und westlichen Geheimdiensten und Sicherheitsdiensten hatten.

+ Das Team des ehemaligen US-Staatssekretärs bezeichnet den libyschen Islamisten Belhadsch als „our boy“:

In einer E-Mail aus dem Jahr 2012 erörtert Clintons Berater Jacob Sullivan eine Verwirrung über die Identität des berüchtigten libyschen Islamisten Abdul Hakim Belhadsch, den Sullivan als „our boy“ bezeichnet. „Ich habe das immer und immer wieder gelesen, und es erschien mir einfach ein bisschen seltsam. Schließlich fand ich heraus, dass die Quelle meiner Meinung nach zwei Belhadschs irgendwie verwechselt hat: Der eine ist our boy, der uns und die Briten der Überstellung von Abdul Hakim Belhadsch beschuldigt hat, und der zweite ist Larnin Belhadasch, ein islamistischer Führer, der, wie ich glaube, zuvor irgendwie im Sudan involviert gewesen war, jetzt aber wieder in seiner Heimat Ubya war.
„Letzterer ist der Leiter der JCP und des MB. Ersterer gehört der früheren LIFG und jetzt der libyschen islamistischen Bewegung für den Wandel an und ist der oberste Kommandeur der Westlichen Brigade, deren Gruppe nach dem 23. Oktober für mehrere Monate die Kontrolle über den Flughafen Matega innehatte und der versuchte, sich zum Obersten Militärratskommandeur von Tripolis zu machen, bevor die Führung der TNK vor einigen Monaten einschritt. Lassen Sie mich versuchen, dies zu entwirren und zu sehen, ob etwas davon mit der Realität übereinstimmt, die wir sehen", heißt es in der E-Mail.

Clinton, der diesen Posten von 2008 bis 2014 innehatte, sah sich nach der Untersuchung des Angriffs von Benghazi im Jahr 2012 mit einer Kontroverse über die Nutzung eines privaten E-Mail-Servers für die offizielle öffentliche Kommunikation konfrontiert.

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16.10.2020