Kurznachrichten Libyen – 29.08.2021
Libyen. USA will Wahl bis September 2022 dehnen /Milizen entführen Beamten des Innenministeriums /Libysche Moslembrüder am Attentatsversuch auf tunesischen Präsidenten beteiligt
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+ 29.08.: USA/Neuer Wahltermin September 2022.
Die USA schlagen vor, die Libyenwahlen bis September 2022 zu dehnen.
Der US-Vorschlag, der Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Italien
vorgelegt wurde, sieht vor, dass am 24. Dezember ein erster Wahlgang
stattfinden soll, dem ein zweiter Wahlgang am 15. September 2022 (!) folgen
soll.
https://www.theafricareport.com/122644/exclusive-us-proposes-libya-vote-ending-in-september-2022-to-salvage-roadmap/
Katze aus dem Sack! Natürlich wollen Dabaiba und seine türkischen
Moslembruderschaftsfreunde keine Wahlen, bei denen sie verlieren werden. Und
haben dabei die volle Unterstützung der USA! Libyen stehen wiederum unruhige
Zeiten bevor.
+ 25.08.: Milizen/Tripolis/Entführung. Kämpfer der Ghnewa-Miliz
unter der Führung von Abdel-Ghani al-Kikli (Ghnewa) drangen in das libysche
Innenministerium in Tripolis ein und entführten Oberst Bashir as-Senussi,
zuständig für geheime Angelegenheiten.
Innenminister Khaled Mazen war während des Angriffs nicht im Ministerium.
Der Direktor des Ministerbüros, Brigadegeneral Noureddine Abu Dscherida wurde
durch einen Anruf gewarnt.
Die Miliz von al-Kikli kontrolliert wichtige Gebiete im Zentrum von Tripolis,
insbesondere das Viertel Abu Salim.
https://libyareview.com/15931/militias-storm-libyan-interior-ministry-headquarters-kidnap-official/
+ 26.08.: Milizenangriff. Bei einem bewaffneten
Angriff auf einen Sicherheitskontrollpunkt in az-Zawiya (westliches Libyen)
wurden ein Polizist getötet und drei verletzt.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1430920462423429128
+ 23.08.: Tunesien/Attentat. Der Parlamentsabgeordnete Ali
at-Tekbali behauptet, dass ein hochrangiger libyscher Beamter an dem
gescheiterten Attentat auf den tunesischen Präsidenten Kais Saied beteiligt
war, nannte aber keine Namen.
https://libyareview.com/15848/libyan-mp-accuses-government-official-of-involvement-in-tunisian-president-assassination-attempt/
+ 23.08.: Terrorismus/Tunesien/Libyen. LNA-Sprecher
al-Mismari sagte, dass es eine Verbindung zwischen religiösen Extremisten im
westlichen Libyen und solchen in Tunesien gebe, wobei letztere in Libyen
ausgebildet würden. Im Juni 2019 seien fast 380 „terroristische
Kämpfer“ über Zuwara nach Libyen gekommen. Die Moslembruderschaft kontrolliere
den Militärstützpunkt Ramaa in 30 km Entfernung zur algerischen Grenze.
„Libysche Terroristen“ würden zur Durchführung von Anschlägen in Libyen und
Tunesien eingesetzt.
https://libyareview.com/15857/libyan-national-army-tunisian-extremists-have-close-ties-with-libyan-extremists/
+ 24.08.: Attentat Saied/Tunesien. Es wurde eine Person
festgenommen, die mutmaßlich für die Planung des Attentats auf den tunesischen
Präsidenten Saied verantwortlich war. Sie bekannte sich zur Moslembruderschaft
und erklärte, sie habe das Attentat mit einer aus Libyen geschmuggelten
Schusswaffe ausführen wollen. Sie sei in Besitzes eines libyschen Passes aus
der westlibyschen Stadt az-Zawija, dessen ‚Ausstellung aufgrund eines
Telefonats mit dem Chef des Obersten Staatsrats Khaled al-Mishri erfolgte.
https://twitter.com/MLNA2021/status/1429911636463267840
+ 25.08.: Tunesien/Libyen. Das tunesische
Verteidigungsministerium gab die Verhaftung von 52 Syrern bekannt, die in zwei
Gruppen versuchten, heimlich über die Grenze von Libyen nach Tunesien zu
gelangen.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1430613881664200710
+ 25.08.: Tunesien/Libyen. Ein Konsortium libyscher
nationaler Parteien und Bewegungen hat ein Schreiben veröffentlicht, in dem sie
alle Versuche verurteilen, die Sicherheit und Stabilität Tunesiens zu
untergraben. Sie forderten auch den Abzug aller ausländischen Streitkräfte,
Söldner und bewaffneten Gruppen aus dem libyschen Hoheitsgebiet. Diese
Erklärung folgte auf die Kontroverse um ein Schreiben der tunesischen Interpol,
wonach mehr als 100 tunesische Extremisten auf dem Luftwaffenstützpunkt
al-Watija stationiert sind und planen, Tunesien zu infiltrieren, um Terrorakte
zu begehen - was zu massiver Kritik an der GNU-Regierung und zu der Frage
führte, warum sie die Sicherheitslage im Land nicht in den Griff bekommt.
Al-Watiya befindet sich unter der Kontrolle der türkischen Besatzungstruppen
und ihrer Söldner.
https://almarsad.co/en/2021/08/25/libyan-parties-and-movements-condemn-all-destabilization-plots-on-the-security-of-tunisia/
+ 26.08.: Tunesien/Libyen. Die libysche Außenministerin
al-Mangoush und Innenminister Khaled Mazen treffen zu Gesprächen in Tunesien
ein. Offiziell sollen die Wiedereröffnung der Grenze und die Wiederaufnahme von
Flügen das Thema sein. In der vergangenen Woche hatte der tunesische Präsident
Kais Saied die vollständige Schließung der Grenzübergänge Ras Dschedir und
Dhehiba-Ouazen angekündigt, obwohl sich die libyschen Behörden um die
Wiederöffnung der Übergänge bemüht hatten. Die tunesischen Behörden begründeten
ihren Schritt mit den Gesundheitsmaßnahmen, die zur Verhinderung der
Ausbreitung von COVID-19 ergriffen werden. In Wirklichkeit dürfte der Grund für
die Schließung die Sorge vor der Gefahr des Einschleusens von Terroristen aus
Libyen sein.
https://twitter.com/alsaaa24/status/1430842903476281346
Tatsächlich dürfte es bei den Gesprächen um die Vorgänge der Unterstützung
von terroristischen Umtrieben in Tunesien durch die Moslembruderschaft in
Libyen gehen.
+ 26.08.: AFRICOM. Das US-Afrika-Kommando (AFRICOM) teilte
dem Nachrichtensender 218 News mit, dass es über den Angriff auf einen
LNA-Kontrollpunkt in der libyschen Stadt Zillah (Fessan) informiert sei und die
Ereignisse in Libyen aufmerksam verfolge.
https://libyareview.com/15922/africom-monitoring-libya-after-recent-isis-attack/
+ 28.08.: NOC/Erdöl. Der Erdölministr Mohamed Aoun hatte am
24. August beschlossen, dass Dschadallah al-Awkali anstelle von Mustafa Sanella
neuer Vorsitzender des NOC (National Oil Corporation) werden soll, da
sich Sanella im Ausland aufhalte. Allerdings hat Awkali das Amt abgelehnt, da
Sanella bekannt gegeben habe, er wolle das NOC vom Ausland aus führen.
Aoun hatte den GNU-Premierministr Dabaiba vor kurzem gebeten, Sanella seines
Amtes zu entheben. Laut Aoun steht die Zusammensetzung des derzeitigen
Vorstands nicht im Einklang mit libyschen Gesetzen.
https://libyareview.com/15959/libyas-sanalla-rejects-appointment-of-new-noc-head/
Es ist nicht bekannt, warum Sanella Libyen verlassen hat und in welchem Land er
sich aufhält.
+ 29.08. NOC/Erdölsyndikat. Das libysche Erdölsyndikat
forderte, auf die Entlassung des NOC-Vorsitzenden Mustafa Sanella hinzuwirken.
https://libyareview.com/16012/libyan-oil-syndicate-sanalla-deliberately-ignored-laws-regulating-work-relations/
+ 29.08.: Ölministerium/NOC. Ölminister Mohamed
Aoun suspendierte den NOC-Vorsitzender Mustafa Sanella von seinem Amt. Sanella
habe gegen das Gesetz verstoßen, weil er das NOC aus dem Ausland leite und ohne
Erlaubnis reise.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1431994569084784644
+ 28.08.: Erdöl/AGOCO. Die
staatliche libysche Arabian Gulf Oil Company
(AGOCO) mit Sitz in Bengasi erklärte, dass das Unternehmen nicht mehr in der
Lage sei, seine Arbeit fortzusetzen. Es habe das ihm zugesagte Budget für die
Jahre 2020 und 2021 nicht erhalten und es sei ihm deshalb nicht möglich,
Ersatzteile, Ausrüstung und Produktionsmittel bereitzustellen, um seine
Serviceverpflichtungen zu erfüllen und seine Mitarbeiter zu bezahlen.
https://libyareview.com/15962/libyas-agoco-suspends-works-due-to-debts/
AGOCO ist in acht Ölfeldern tätig, darunter Sarir, Messla, Nafoora, Beda
und Hammada. Das Unternehmen betreibt außerdem Ölterminals und Raffinerien in
Tobruk und Sarir (Wikipedia).
+ 24.08.: Waffenhandel. Die LNA gab bekannt, dass sie nahe
Ubari (Fessan) ein großes Waffenarsenal beschlagnahmt hat, das vermutlich zu
regierungsfeindlichen Kämpfern und Terroristen nach Mali und in den Niger
gebracht werden sollte.
Laut einem UN-Bericht sind in Libyen etwa 29 Millionen Waffen im Umlauf. Dies
wirke sich auch negativ auf Nachbarländer wie den Tschad, Niger und Mali aus.
Aus dem Bericht geht auch hervor, dass Libyen zum weltweit größten
unkontrollierten Waffenlager geworden ist.
https://libyareview.com/15884/libyan-army-seizes-weapons-en-route-to-west-africa/
+ 26.08.: 5+5-Militärkommission/GreatManMadeRiver. In
Absprache mit der 5+5-Militärkommission wurde eine gemeinsame Truppe aus west-
und ostlibyschen Militärs geschaffen, um den GreatManMadeRiver (GMMR) zu
sichern.
https://www.libyaherald.com/2021/08/26/unsmil-welcomes-cooperation-between-eastern-and-western-forces-towards-army-unification/
+ 29.08.: Al-Watija-Luftwaffenbasis/Türkei. Der Stützpunkt
al-Watija, der nur 27 Kilometer von der tunesischen Grenze und 125 Kilometer
von Tripolis entfernt liegt, ist einer der wenigen Militärstützpunkte, die 2011
während der Nato-Intervention nicht zerstört wurden und deshalb eine der
wichtigsten Militärbasen in Libyen darstellt. Die Militärbasis al-Watija sowie
der Stützpunkt Mitiga in Tripolis und die libyschen Häfen Zawija, Tripolis,
Misrata und Khoms seien inzwischen türkisches Hoheitsgebiet.
Als 2019 die LNA eine Tripolis-Offensive startete, konnten die USA nicht direkt
militärisch eingreifen, aber sie hätten dem türkischen Präsidenten Erdoğan
grünes Licht gegeben.
Von 2019 bis 2020 befand sich al-Watija unter der Kontrolle der LNA. Auch mit
Hilfe der türkischen Drohnen konnte al-Watija nicht eingenommen werden und
Tripolis drohte an die LNA zu fallen. Deshalb griff US-AFRICOM mit der
Bombardierung von LNA-Stellungen in die Kämpfe ein. Die LNA zog sich bis nach
Tarhuna zurück, wurde aber von den USA durch Androhung neuer Bombardements
gezwungen, noch weiter nach Osten zurückzuweichen.
Die al-Watija-Luftwaffenbasis wurde zu einem türkischen Stützpunkt umgewandelt,
den Libyer nur noch mit Erlaubnis des türkischen Militärs betreten dürfen. Auch
die Anzahl der IS- und al-Kaida-Kämpfer wurde durch die von Erdogan ins Land
gebrachten syrischen Söldnern erhöht, von denen sich viele in der
al-Watija-Basis aufhalten, darunter 2.500 mit tunesischer Staatsangehörigkeit.
Dies löste in Tunesien große Besorgnis aus. Der Plan ist, extremistische
Dschihadisten zur Durchführung von Terroranschlägen nach Tunesien einsickern zu
lassen. Das Militärkommando an der libyschen Grenze führe Namroush, ehemaliger
Verteidigungsminister unter Sarradsch, Mitglied der Moslembruderschaft und
Verbündeter der Türkei. Die gesamte Grenze zwischen Tunesien und Libyen wird
heute von Milizen kontrolliert.
Die Türkei werde versuchen, keine Dezemberwahlen in Libyen zuzulassen, da die
Moslembruderschaft wie schon 2014 bei Wahlen marginalisiert würde.
https://www.lantidiplomatico.it/dettnews-la_base_di_alwatiyah_in_libia_epicentro_del_terrorismo_nato_in_nordafrica/41939_42816/
+ 24.08.: Türkische Besatzung. Ein türkischer
Militärhubschrauber landete auf dem Mitiga-Flughafen von Tripolis. Mehrere
türkische Soldaten gingen von Bord. Das Vorhandensein einer türkischen
Luftbrücke zu westlibyschen Städten wird als Behinderung der internationalen
Bemühungen um eine friedliche Lösung der libyschen Konflikte angesehen.
https://libyareview.com/15905/turkish-helicopter-lands-in-libyas-mitiga-airport/
+ 25.08.: Umweltverschmutzung/Küste. Ungeklärte
Abwässer und Müll: Die Verschmutzung der Mittelmeerküste von Tripolis
verunmöglicht den Bewohnern der libyschen Hauptstadt die dringend benötigte
Erholung. Eine Reihe von Stränden entlang der 30 Kilometer langen Küste des
Großraums Tripolis sind wegen der katastrophalen Verschmutzung gesperrt. Die
Abwässer der zwei Millionen Einwohner von Tripolis werden ungeklärt ins Meer
geleitet und machen diesen Küstenabschnitt zum am stärksten verschmutzten der
1.770 Kilometer langen Küste Libyens. Daneben verunreinigen Dosen,
Plastiktüten und Flaschen die Küste. Die einzige Kläranlage von Tripolis wurde
schon vor Jahren geschlossen, ebenso wie viele Industrieanlagen, die aus Mangel
an Wartung oder Geldmangel stillgelegt sind.
http://en.alwasat.ly/news/libya/330532
+ 24.08.: Medien. Mehrere Organisationen forderten die
GNU-Regierung auf, den Regierungsbeschluss Nr. 301 vom 11. August 2021
zurückzunehmen, da er in Bezug auf das Ministerium für Information und
Regierungskommunikation eine echte Gefahr für die Freiheit und Unabhängigkeit
der Medien in Libyen darstellt. Er gewähre „einer dem Regierungschef
unterstellten Verwaltungsbehörde sehr weitreichende Befugnisse zur Überwachung
des Mediensektors, ohne Rücksicht auf internationale Standards der freien
Meinungsäußerung“. Die Befugnisse der Behörde seien zu weitreichend, da die
Unabhängigkeit der öffentlichen Medien bedroht ist.
Sie forderten ferner, dass alle künftigen Gesetzesbeschlüsse erst nach
Konsultationen mit Berufsverbänden, Journalisten, Wissenschaftlern und anderen
Akteuren in der Medienlandschaft umgesetzt werden.
https://libyareview.com/15872/libyan-organisations-call-on-pm-to-retract-resolution-restricting-media-freedom/
+ 29.08.: Parlament/LANA. Das Parlament erlässt die
Resolution 2/2021, mit der sie die staatliche libysche Nachrichtenagentur LANA
und ihre Vermögenswerte auf das Parlament überträgt. Damit wir
LANA der Zuständigkeit von al-Lafi entzogen.
GNU-Premierminister Dabaiba hat vor kurzem die Befugnisse von Walid al-Lafi
erweitert. Al-Lafi ist hoch umstrittener Staatsminister für Kommunikation und
politische Angelegenheiten, steht der Moslembruderschaft nahe und betreibt auch
eigene Medienkanäle.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1430993858465304588
+ 26.08.: Libysche Zentralbank. Der Leiter des
Liquiditätsausschusses der Libyschen Zentralbank
(CBL) in Bengasi, Ramsy al-Agha, bestätigte das Verschwinden von 15 Milliarden
Libyscher Dinar (11,5 Milliarden USD) aus der CBL. Der internationale
Rechnungsprüfungsbericht des Jahres 2015 habe darauf hingewiesen, dass die
Milliarden zur Zeit der ‚Einheitsregierung‘ „ohne rechtliche Grundlage“
ausgegeben worden seien. Dafür verantwortlich war as-Siddiq al-Kebir, der Chef
der CBL. Der hochumstrittene al-Kebir weigert sich noch heute, seine Stelle zu
räumen.
https://libyareview.com/15938/libyan-central-bank-governor-accused-of-hiding-11-5-billion/
+ 26.08.: Audit-Bericht/Rechnungsprüfung für 2020:
Der Chef der libyschen Zentralbank Siddik al-Kebir hat Informationen
über Geldwäsche vor dem Rechnungsprüfungsbüro verheimlicht. Kebir
zahlte zwei Milliarden Euro bei der türkischen Zentralbank und der türkischen
Ziraat Bank ein - ohne Berücksichtigung von Kreditrisiken. Das türkische
Unternehmen Gengiz beschlagnahmte die Guthaben der Libyschen Zentralbank bei
der Arab Turkish Bank und der Ziraat Bank.
Kebir hat türkische Anleihen gezeichnet, deren Kreditwürdigkeit sehr niedrig
eingeschätzt wird und ohne Berücksichtigung der geopolitischen Instabilität der
Türkei, die enorme Risiken für die türkische Lira birgt.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1430272438143799299
+ 22.08.: Haushalt. Libysche Analysten sind der Ansicht,
dass die GNU-Regierung es vorzieht, ohne einen vom Parlament verabschiedeten
Haushalt zu arbeiten. Ein Haushalt würde sie zwingen, ihre Ausgaben zu benennen
und sich daran zu halten, während der GNU-Premierminister Dabaiba ohne
bewilligten Haushalt ausgeben kann, was und wie er will - innerhalb des
Höchstbetrags, den ihm die in Tripolis ansässige Libysche Zentralbank (CBL)
gewährt. Dabaiba könne deshalb seinen Haushaltsvorschlag so aufgebläht haben,
dass er abgelehnt werden muss.
Kein früherer libyscher Premierminister wurde wegen seiner Ausgaben oder
Entscheidungen zur Rechenschaft gezogen. Wenn am 24. Dezember tatsächlich
Wahlen abgehalten werden sollten, wäre Dabaiba nur noch vier Monate im Amt und
danach nicht mehr greifbar.
https://www.libyaherald.com/2021/08/23/libyas-parliament-and-government-are-falling-out-analysis/
+ 29.08.: Saif al-Islam/Gaddafi. Parlamentspräsident Agila
Saleh auf die Frage, ob Saif al-Islam Gaddafi das Recht habe, bei den
Präsidentschaftswahlen zu kandidieren: „Wenn er die Bedingungen erfüllt. Der
nächste Präsident sollte libyscher Staatsbürger und älter als 40 Jahre sein. Er
sollte nicht wegen Straftaten oder Verbrechen verurteilt sein. Er muss einen
Universitätsabschluss haben und seine ganzen Besitztümer offenlegen. Er darf
zum Zeitpunkt der Kandidatur keine andere Staatsangehörigkeit besitzen.“ Auf
die Frage über die Klage vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), die
gegen Saif anhängig ist, sagt Saleh: „Über Saif al-Islam hat der IStGH noch
keine endgültige Entscheidung gefällt.“
Frage: „Saif al-Islam wird auch von libyschen Gerichten gesucht und es wurde
die Todesstrafe gegen ihn verhängt. Was ist sein gegenwärtiger juristischer
Status?“
Saleh: „Bei seiner Bewerbung um die Kandidatur muss er Dokumente vorlegen, die
belegen, dass er nicht wegen eines Verbrechens oder Vergehens verurteilt wurde,
das eine moralische Schande beinhaltet“.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1431996013175246851
Es ist anzumerken, dass in Libyen eine Generalamnestie verhängt wurde,
unter die auch Saif al-Islam Gaddafi fiel und aufgrund derer er in Zinten aus
der Gefangenschaft entlassen wurde.
+ 25.08.: Parlament/Dabaiba. 29 Parlamentarier haben dazu
aufgerufen, der von Dabaiba geführten GNU-Übergangsregierung das Vertrauen zu
entziehen. Die Parlamentarier warfen der Regierung u.a. vor, „dem libyschen
Volk nicht die einfachsten Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen“.
https://libyareview.com/15916/29-libyan-mps-call-for-withdrawing-confidence-from-government/
+ 27.08.: Parlament/Dabaiba. Der Parlamentarier Said
Imgheib, erklärte zum Antrag über den Vertrauensentzug von Dabaiba: „Dieser
Antrag wird die Abhaltung der Wahlen in keiner Weise stören oder behindern. Ich
kann sagen, dass dieser Antrag die letzte Chance ist, die Einheit, Integrität
und Stabilität des Landes zu bewahren“.
Parlamentspräsident Agila Saleh hatte erklärte, man werde der von Dabaiba
geleiteten GNU-Regierung das Vertrauen entziehen, wenn Dabaiba nicht an der
Anhörung am Montag teilnehme: „Die Regierung hat es versäumt, die Institutionen
zu vereinheitlichen und die Bürger mit Lebensmitteln, Medikamenten und Strom zu
versorgen. Sie hat es auch versäumt, die nationale Aussöhnung einzuleiten und
die Wahlen vorzubereiten“.
https://libyareview.com/15956/libyan-mp-parliaments-request-to-withdraw-confidence-from-government-will-guarantee-elections-on-time/
+ 29.08.: LPDF/Dezemberwahlen. 31 Mitglieder des Libyschen
Politischen Dialogforums (LPDF) forderten den UN-Sondergesandten für
Libyen und Leiter der UNSMIL, Ján Kubiš, auf, eine Dringlichkeitssitzung
abzuhalten, um gegen Verstöße der Umsetzung des LPDF-Fahrplans anzugehen. Sie
betonten ihren unbedingten Willen, alle Hindernisse zu beseitigen, die der
Abhaltung der für den 24. Dezember 2021 geplanten Wahlen im Wege stehen.
https://libyareview.com/15975/31-lpdf-members-call-for-emergency-session-addressing-roadmap-breaches/
+ 26.08.: Dezemberwahlen. Wie die Wahlkommission
bekanntgab, haben sich rund 7.000 Libyer im Ausland in das Wahlregister
eingetragen. Die Wahlkommission beschloss, den Termin für die Eintragungen bis
17. September zu verlängern.
https://libyareview.com/15928/hnec-7000-libyans-abroad-registered-to-vote/
+ 29.08.: Misrata-Miliz/Türkei. Salah Badi, Kommandant der
as-Samoud-Miliz aus Misrata, forderte die Türkei auf, Söldner und Truppen aus
Libyen abzuziehen. Badi kommandierte 2014 die islamistische Libya-Dawn-Operation
und war maßgeblich an der Zerstörung des internationalen Flughafens von
Tripolis beteiligt. Jetzt sagt er, er weigere sich, Seite an Seite mit
syrischen Söldnern zu kämpfen. Heute würde die Türkei das ganze westliche
Libyen und die libysche Außenpolitik kontrollieren.
https://libyareview.com/15997/misrata-military-commander-salah-badi-turkey-controls-libyas-foreign-policy-today/
+ 29.08.: Misrata/Türkei. Nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums besuchten der ehemalige Stabschef der ‚Einheitsregierung‘ in Misrata, al-Haddad, am 24. August 2021 mit einer Delegation die vor der libyschen Küste ankernde türkische Fregatte TG Gediz.
+ 22.08.: Migration. Monitor berichtet über die Lage von
Migranten in Libyen und fragt, warum Deutschland und die EU diese kriminellen
Strukturen unterstützen.
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/eu-abschottungspolitik-100.html
+ 24.05.: Migration.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) teilte mit, dass mindestens 279
Migranten vor der libyschen Küste „gerettet“ und an Land zurückgebracht wurden.
14 Personen gelten als vermisst, eine Leiche konnte geborgen werden. Das UNHCR
weist wiederum darauf hin, dass „Libyen kein sicherer Hafen für die
Ausschiffung ist“.
https://libyareview.com/15870/one-migrant-dead-14-missing-off-libyan-coast/
+ 25.08.: Migration. Nachdem ein Migrantenboot vor der
libyschen Küste westlich von Tripolis gesunken ist, konnten 51 Menschen
gerettet werden, 18 Migranten ertranken.
https://libyareview.com/15896/18-migrants-drown-off-libyan-coast/
+ 27.08.: Migration. Eine Krankenschwester, die für Ärzte
ohne Grenzen (MSF) in Lampedusa arbeitet, sagte gegenüber der italienischen
Nachrichtenwebsite ANSA, dass viele Migranten in Libyen vor ihrer
Ausreise festgehalten, geschlagen und gefoltert wurden.
Seit 2017 haben Rom und Brüssel rund 1,1 Milliarden Euro für die Finanzierung
der libyschen Küstenwache und anderer zuständiger libyscher Behörden
ausgegeben. Zu den Empfängern gehörte u.a. der Leiter der Küstenwache in der
Stadt az-Zawiya, Abdel-Rahman al-Milad, alias al-Bidschda, ein berüchtigter
Schleuserboss.
In den Migrantenlagern, die teils offiziell, teils von Schleuserbanden
betrieben werden, werden Tausende Migranten zu Geldzahlungen ihrer Familien
erpresst. Frauen erleiden häufig sexuelle Gewalt, die auch zu Selbstmorden
führen. Minderjährige Mädchen sagten aus, dass sie in einem vom
Innenministerium in Tripolis betriebenen Gefängnis vergewaltigt worden seien.
https://libyareview.com/15948/msf-migrants-beaten-tortured-in-libyan-detention-centers/
+ 29.08.: Migration. Ein Boot mit jungen Ägyptern, die auf
dem Weg nach Europa waren, ist vor der libyschen Küste gekentert. Dabei kamen
elf Menschen ums Leben.
Außerdem wurden 50 Ägypter entführt und deren Familien zu Lösegeldzahlungen
genötigt.
https://libyareview.com/15983/11-egyptians-drown-after-boat-capsizes-off-libyan-coast/
+ 29.08.: Migration. Ein Boot mit dreißig Migranten ist vor
der libyschen Küste gesunken. Dabei sind fünf Menschen ertrunken, einige
konnten gerettet werden, weitere werden vermisst.
https://libyareview.com/15988/5-syrian-migrants-drown-off-libyan-coast/
+ 25.08.: Libyen/Ukraine/Militär. Das Innenministerium
unter Leitung von Khaled Mazen berichtete, dass 15 Offiziere und Unteroffiziere
einen militärischen Ausbildungskurs in der Ukraine absolvieren.
https://www.libyaherald.com/2021/08/25/interior-ministrys-diplomatic-missions-protection-personnel-receiving-training-in-ukraine/
+ 24.08.: Marokko/Libyen. Bei einer Pressekonferenz mit dem
libyschen Vizevorsitzenden des Präsidialrats, Abdullah al-Lafi erklärte der
marokkanische Außenminister Nasser Bourita, dass die bevorstehenden Wahlen für
die Legitimität [der Regierung] in Libyen von entscheidender Bedeutung sind.
Hindernisse könnten mit gutem Willen und einem ruhigen Dialog überwunden
werden.
https://libyareview.com/15926/moroccan-foreign-minister-elections-crucial-to-libyas-future/
In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass Algerien als Nachbarland
zu Libyen die diplomatischen Beziehungen mit Marokko abgebrochen hat aufgrund
von Differenzen wegen der Westsahara, der Nutzung der Spionagesoftware Pegasus
und den in Algerien ausgebrochenen Waldbränden, für die Algerien Marokko
verantwortlich macht.
+ 23.08.: Außenministertreffen. Algerien wird am 30. und
31. August Gastgeber eines Außenministertreffens für Libyen und seiner
Nachbarländer – Algerien, Ägypten, Tunesien, Sudan, Tschad und Niger – sein.
Teilnehmen werden auch Vertreter der UN und der AU. Es soll eine politische
Lösung für die Konflikte in Libyen gefunden werden.
https://libyareview.com/15860/algeria-to-host-meeting-on-libyan-political-solution/
+ 24.08.: KARTE - LNA/Kyrenaika/Fessan. 80
Prozent des libyschen Öls und Gases werden in der Kyrenaika gefördert und 90
Prozent des Wassers kommt über den ManMadeRiver aus der Kyrenaika und
dem Fessan. Dagegen entfallen 90 Prozent der Staatsausgaben auf Tripolis.
Karte:
https://twitter.com/MLNA2021/status/1430096882232176642/photo/1
TUNESIEN
24.08.: RT: Der tunesische Präsident Kais Saied hat die
Suspendierung des Parlaments >bis auf Weiteres< verlängert. Nach einem
entsprechenden Dekret bleibt auch die Immunität sämtlicher Abgeordneter
aufgehoben.
Saied hat die Moslembruderschaft ausgehebelt, indem er den tunesischen
Regierungschef Hichem Mechichi abgesetzt und die Arbeit des Parlaments
eingefroren hat.
https://de.rt.com/afrika/122996-tunesien-praesident-kais-saied-verlaengert-suspendierung-parlament/
AFGHANISTAN
+ Türkei in Afghanistan. NZZ: Die Taliban wollen,
dass türkische Nato-Truppen Afghanistan verlassen: „Die Türkei spielte bisher
eine zentrale Rolle bei der Sicherung des Flughafens von Kabul. Auf Druck der
Taliban hat sie nun mit dem Abzug ihrer Truppen begonnen.“ Obwohl Erdogan gerne
weiter die Sicherung des Flughafens übernommen hätte, ließen die Taliban
wissen, „dass sie den Abzug aller türkischen Soldaten bis zum 31. August
erwarteten“.
https://www.nzz.ch/international/afghanistan-die-tuerkei-zieht-soldaten-vom-kabuler-flughafen-ab-ld.1642310?mktcid=nled&mktcval=102&kid=nl102_2021-8-27&ga=1&trco=
Mit den Türken bliebe weiterhin die Nato im Land. Die Türkei arbeitet mit
den USA Hand in Hand, siehe auch oben: Kampf um den westlibyschen
Luftwaffenstützpunkt al-Watija.
+ Sehenswertes Gespräch mit Pepe Escobar zu den
Hintergründen des US-Abzugs aus Afghanistan.
https://www.youtube.com/watch?v=yQTE7cz-SIc
+ Thierry Meyssan zur US-Politik: „... der von Präsident
George W. Bush erklärte >endlose Krieg< zielt nicht darauf ab, den
Terrorismus zu >bekämpfen<, sondern den Terrorismus zu
instrumentalisieren, um eine ganze Region zu destabilisieren. Der Titel des
Artikels von Colonel Peters aus dem Jahr 2001: >Stabilität ist der Feind
Amerikas<.“
Nach der Rumsfeld-Cebrowski-Strategie sollen die Großmächte Russland und China
nicht bekämpft werden, sondern im Gegenteil, Kunden werden. Man müsse ihnen
helfen, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und viele andere auszubeuten, aber
nur unter dem Schutz der US-Armee.
https://www.voltairenet.org/article213829.html
Das mag ja sein, dass die USA dies als Option sehen, aber ob sich Russland
und China zu US-amerikanischen Kunden machen lassen, ist noch eine andere
Sache. Die USA werden alles versuchen, dass Afghanistan nicht zur Ruhe kommt
und wo immer es geht, Chaos verbreiten.
+ Karsai: IS und USA sind eins.
Nach dem schweren Anschlag am Kabuler Flughafen mit über 150 Toten erinnere man
sich an die Aussagen des ehemaligen afghanischen Präsidenten Hamid Karzai von 2017,
er sehe keinen Unterschied zwischen dem IS und den USA. Er bezeichnete die
IS-Terrororganisation als >Werkzeug< der US-Regierung. Karzai: „Ich
unterscheide überhaupt nicht zwischen dem IS und Amerika.“
https://de.rt.com/der-nahe-osten/123183-ex-us-verteidigungsminister-zu-afghanistan/
Flugs wurde ein neuer Name für den IS in Afghanistan erfunden: IS-K für
IS-Khorasan. Besser wäre vielleicht IS-A?
29.08.2021