"Frieden für Libyen!" und die Bürgerbewegung "Neue Richtung" unterstützen den Brief des Buchautors, Nahost-Experten und früheren Regierungsberaters Christoph R. Hörstel an die Bundeskanzlerin
Irankrieg:
Offener Brief an die Bundesregierung von Christoph R. Hörstel
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Außenminister,
jetzt ist die Situation (1)(2) da, in der die Welt nur noch einen
hauchdünnen Schritt von einem großen offenen und symmetrischen Krieg entfernt
ist, den die
Nato unter Druck
durch die
USA bereits seit
mehr als zehn Jahren verdeckt oder asymmetrisch führt.
Die von Ihnen repräsentierte Bundesregierung führt unser Land in die
jetzige, völlig unnötig aggressive, Position, trotz vieltausendfacher Warnungen
aus dem In- und Ausland, nicht zuletzt von unseren russischen Nachbarn, (3)
deren berechtigte Sicherheitsinteressen wir im
Nato-Verbund
ohnehin permanent verletzen.
Besorgt blickt die Welt auf zwei hoch provokative Schritte westlicher
Führungsmächte, die den
Iran berechtigen
– wenn denn das Recht noch Geltung hätte, auf unserem durch den US-Verbündeten
fehlgeleiteten Planeten – sofort auf die US-Flugzeugträger im
Persischen Golf und die französischen und
britischen Begleitschiffe zu schießen. Lassen Sie mich bitte klarstellen, dass
ich die hundertfachen Menschenrechtsverletzungen, Rechtsbeugungen und
Korruption im
Iran weder
gutheiße noch vergesse. Doch sind es unsere amerikanischen Verbündeten, deren
Justizminister in der Bush-Ära Folter rechtfertigte, die das Folterlager
Guantánamo gründeten und bis heute
betreiben und die in den letzten 20 Jahren zum Tod von rund drei Millionen
Muslimen direkt oder indirekt beigetragen haben. (4) Zum Glück hat jedoch der
Iran eine mehrhundertjährige
Friedenstradition, von der
Deutschland,
die
USA und die
Nato insgesamt allerdings nur träumen
können. Ich werde dies wie folgt erläutern:
Die
Europäische Union,
am Montag früh klar angekündigt durch Sie, Herr Minister
Westerwelle,
beschließt scharfe Sanktionen gegen den
Iran,
Sanktionen, die die Menschen in diesem ebenso kultivierten wie ursprünglich
deutsch-freundlichen Land noch härter treffen müssen als unsere unkluge Politik
bis gestern ohnedies. Derartige Sanktionen, die ein Land daran hindern sollen,
geordnete internationale Handelsbeziehungen aufrechtzuerhalten, die sein
wirtschaftliches, politisches und soziales Funktionieren fundamental
beeinträchtigen. Diese Sanktionen sind nur noch vergleichbar mit der
aggressiven US-Seeblockade vor dem seinerseits regional hoch aggressiven und
unterdrückerischen
Japan,
die das absolut Import-abhängige Land zum Gegenangriff zwang: mit der
japanischen Luftwaffe auf
Pearl Harbor
am 7. Dezember 1941. Der Krieg endete bekanntlich mit dem schrecklichen amerikanischen
Terror-Verbrechen des Abwurfs zweier Atombomben über den Großstädten
Hiroshima und
Nagasaki. Jetzt bringen die
USA mit dem
Iran erneut ein Land in diese Lage, in
der es zuletzt nur noch zu den Waffen greifen kann, die einzelne Natoländer
bereits jetzt schon einsetzen. Die Politik der
USA
macht einen großen Krieg immer schwerer vermeidbar. Und
Deutschland ist stets dabei, als ob es
kein gestern und kein morgen gäbe.
Heute lagern auf der US-Marinebasis
Diego
Garcia riesige 15-Tonnen-
Uranbomben, eigens
für den Einsatz gegen
Iran (5).
Israel erhielt hunderte
schwerer
Uranbomben, eigens für den geplanten Angriff gegen
Iran. Diese Waffen verletzen wegen ihrer
unspezifischen Breitenwirkung, die zwangsläufig auch zivile Bevölkerungsteile
verletzen muss, geltendes Recht und hätten längst verboten werden müssen.
Rechtswidrig hat
Deutschland nichts
unternommen, um ein solches Verbot bewirken zu helfen. Herr Minister
Westerwelle,
als die besten Experten unseres Landes in Ihrem Hause vorstellig wurden, um die
verheerende, völkermordende Wirkung dieser Waffen darzulegen und auf politische
Schritte gegen ihre fortgesetzte Anwendung durch unsere wichtigsten Verbündeten
drangen, haben Ihre Beamten sie kalt abgewiesen.
Deutschland, das verdienstvollerweise
selbst keine Uranwaffen einsetzt, macht sich dennoch der entsprechenden
Verbrechen mitschuldig, weil es mit Staaten verbündet ist und aktiv kooperiert,
die dies tun.
Zurück zu den Sanktionen gegen Iran: Diese Sanktionen begründen Europa und
die USA mit angeblichem iranischem Fehlverhalten in der Verfolgung des in
Wahrheit ebenso berechtigten und rechtmäßigen Atomprogramms. (6) Ja, es stimmt,
in den ersten Jahren hat der Iran seine Aktivitäten nicht korrekt offengelegt.
Doch waren die USA, Deutschland und andere westliche Länder über Jahrzehnte
intensiv beschäftigt, sowohl Irans Hauptlieferanten Pakistan als auch dem Iran
direkt alle benötigten Ausrüstungen und Teile zu verkaufen, Einkäufer beider
Länder vor Verfolgung durch westliche Behörden und Sicherheitskräfte zu bewahren
und die Atomprogramme beider Länder regelrecht zu „begleiten“. In den USA wurde
sogar ein aussagewilliger CIA-Zeuge für diese Vorgänge schwerstens bedrängt und
sein berufliches und privates Leben ruiniert. Dass bei der Lieferpolitik der
USA zum Teil auch Sabotage im Spiel war, sei dahingestellt. Diese belegten und
bezeugten Tatsachen werden nur noch durch eine beispiellose Korruption
westlicher, hauptsächlich amerikanischer, Politik um die Internationale
Atombehörde in Wien übertroffen. Nicht genug damit, dass der ehemalige
IAEA-Direktor Mohammed El-Baradei persönlich unter schweren Druck gesetzt
wurde, objektive Erkenntnisse seiner Behörde zu verfälschen im Sinne einer
aggressiven US-Bedrückungspolitik gegen Iran, bis hin zu illegalen Lauschangriffen
auf die Behörde, die im Zusammenhang gesehen werden müssen mit ständigen
US-Lauchangriffen gegen die UNO. Nicht genug damit, dass unser US-Verbündeter
in die Entscheidung für eine zweite Amtsperiode El-Baradeis unter Verletzung
aller Regeln und allen Anstands massiv eingriff. Jetzt ist auch noch ein
willfähriger, geradezu gegenüber den USA diensteifriger IAEA-Direktor im Amt,
der mit dieser Haltung beides, Amt und Behörde, massiv beschädigt. (7) Es wäre
auch Deutschlands Pflicht gewesen, diesen gefährlichen Machenschaften zu wehren
und damit zu verhindern, dass die westliche Staatengemeinschaft ihren ohnehin
aus zahlreichen aggressiven Rechtsverletzungen heraus angeschlagenen Ruf in der
Welt weiter verliert.
Der jüngste IAEA-Bericht über Iran strotzt denn auch von unwahren
Behauptungen, alten längst vor Ort abgeprüften und widerlegten Geschichten,
basiert auf falschen und gefälschten Geheimdienst-Quellen, zieht falsche
Schlüsse, nennt überdies noch widerrechtlich Namen von angeblichen
Atomwissenschaftlern, die nur zum Teil tatsächlich an Irans Atomprogramm
arbeiten – gefährdet jedoch angesichts des laufenden US-israelischen
Mordprogramms alle genannten an Leib und Leben ebenso wie ihre nächste Umgebung
einschließlich Familienmitgliedern und anderen unbeteiligten Unschuldigen an
Leib und Leben. Dies alles geschieht, obwohl viele couragierte Kenner des
iranischen Atomprogramms, wie El-Baradei, der Experte der US-Atomenergiebehörde
Clinton Bastin und viele andere klar aussagen, dass der Iran weder an Atomwaffen
arbeitet noch auf lange Sicht in der Lage sein wird, solche Waffen
herzustellen.
Diese Aktivitäten und zahlreiche andere Mordanschläge, Bombenattentate und
andere Geheim-Operationen mit Waffengewalt, bis hin zur Aufwiegelung der
Bevölkerung, insbesondere unruhige Ethnien, und eine über den selbständigen
Zustand hinaus zusätzlich künstlich hochgepäppelte Opposition gegen die
Regierung in Teheran wären ohne US-Flugzeugträger vor Irans Küsten kaum
denkbar. Mithin wäre es das Recht des Iran, eine Streitmacht, die in
aggressive, feindliche Aktivitäten gegen Territorium und Bevölkerung des Iran
über Jahre zunehmend verwickelt ist, in Wahrnehmung des Rechts auf
Selbstverteidigung anzugreifen.
Die zweite große Provokation der NATO ist, dass entgegen den berechtigten
und offenen Warnungen des Iran, zwei Flugzeugträger der USA, begleitet von
französischen und britischen und Flotteneinheiten, in den letzten Stunden in
den persischen Golf eingelaufen sind. Ein dritter hält sich in Schlagdistanz
zum Iran. Drei Flugzeugträger-Gruppen reichen aus, um den Iran anzugreifen, wie
auch der Irak mit einer Streitmacht in dieser Größe 2003 zum letzten Mal
rechtswidrig angegriffen wurde.
Wie tausende Bundesbürger habe ich über die Jahre hin sowohl dem Bundestag
als auch Ihnen direkt Warnungen und Bitten übermittelt, dass im Kriegsfalle
Deutschland durch US-Kriegsnutzung amerikanischer Luftwaffenbasen auf deutschem
Boden automatisch völkerrechtlich Kriegsteilnehmer jeder kommenden US-geführten
Aggression werden muss. Deutschland gerät damit in die Lage einer Geisel.
Ihnen, Frau Bundeskanzlerin und Herr Außenminister, werfe ich vor, dass sie
unser Land entgegen ihrem Amtseid vor diesem Schaden und allen möglicherweise
daraus noch folgenden weiteren Schäden unter Verletzung (8) des Grundgesetzes
(Art. 26,1) nicht bewahren wollen. Frau Bundeskanzlerin Merkel, Sie müssen sich
an dieser Stelle fragen lassen, ob Sie aus diesen Gründen und Ursachen heraus
wohlweislich zur Ablegung Ihres letzten Amtseides am 28. Oktober 2009 Ihre Hand
nicht gehoben haben? (9) Sollte dies der Fall sein, stünden alle schädigenden
Rechtsbrüche Ihrer Politik seitdem automatisch unter dem Verdacht vorsätzlicher
Handlung.
Die Welt steht kurz vor Ausbruch eines Krieges, der sich durchaus noch zum
Weltkrieg ausweiten könnte, wenn sich noch andere Völker auch nur halbwegs so
aggressiv verhalten wie Ihre Politik und die der Nato seit Tagen, Wochen,
Monaten, Jahren und Jahrzehnten gegen das vergleichsweise friedliche iranische
Volk.
Was kann Sie beide noch rühren, die Sie beide in dieser politischen
Landschaft Ihre persönlichen Berufskarrieren absolviert haben? Vielleicht die
Aussage des ehemaligen Verteidigungsstaatssekretärs Willy Wimmer, CDU, eines
langjährigen Mitglieds des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, der ausgerechnet
im iranischen Rundfunk (10) von einer Blutspur sprach, die die westliche
Wertegemeinschaft seit 1998 in der internationalen Politik hinterlassen habe?
Sind es die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, mit 56 Millionen Toten, die
offenbar so fern scheinen, dass niemand mit einer Wiederholung zu rechnen
scheint, obwohl sie sich in diesen Stunden anbahnt? Ist es nicht geradezu
pervers, dass Deutschland dann im dritten mitverschuldeten Weltkrieg stünde,
diesmal mit den Rechten eines Hilfswilligen und einer Führung, die aus einer
Politik der Feigheit, Schwäche und Korruption hineinschlittert? Ich frage Sie:
Helfen Sie beide soeben mit, dass künftig Adolf Hitlers aggressive Kriege wie
Vorläufer der verbrecherischen Natopolitik aussehen?
Frau Bundeskanzlerin Merkel, unter Missachtung unseres Grundgesetzes haben
Sie die Sicherheit des in den letzten Jahren immer aggressiver auftretenden
Staates Israel zur deutschen Staatsräson erklärt. Glauben Sie, der derzeitige
Kriegskurs könne Sie ihrem Ziel näher bringen – oder die Region sicherer
machen?
Glauben Sie, dass die aktuelle deutsche Komplizenschaft mit den USA gut für
die Freundschaft unserer Völker ist – und dem Verbündeten nicht in Wahrheit
schadet, weil er sich politisch auf rettungslose Abwege begibt? Ganz abgesehen
von den Menschen in beiden Ländern, die ihren politischen Führungskräften immer
kritischer gegenüberstehen und nicht wissen, wie sie mit dieser hässlichen
Mischung aus gebrochenen Wahlversprechen, gebrochenen Gesetzen und korrupter
Politik umgehen, wie sie dieser nunmehr explosiven Mischung etwas
entgegensetzen können?
Haben Sie sich überlegt, wie künftige Schulkinder in aller Welt über Ihre
jetzigen Entscheidungen urteilen werden?
Können Sie abstreiten, dass die Welt auch deshalb in diese explosive Lage
und einen daraus sich entwickelnden Krieg hineingerät, weil der
Nato-Führungsmacht USA ebenso wie der Europäischen Union dank gieriger, dummer
und nicht zuletzt auch korrupter Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik ein
großer Absturz bevorsteht? Glauben Sie, das Volk ist so dumm, dass es diesen
letzten, schmutzigen Trick Ihrer Politik nicht bemerken würde? Oder meinen Sie,
seit es Strahlenwaffen (11) gibt, mit denen sich Demonstranten vor dem
Kanzleramt spurenfrei auf den Boden werfen lassen, wo sie vor Schmerzen
schreien, Sie könnten sich im Regierungsviertel verschanzen?
Normalerweise stehen am Ende eines Briefes höfliche Grüße. Meine Probleme
beginnen damit, dass ich nicht weiß, wie ich meinen Respekt vor Ihrem Amt von
meinem Entsetzen über die aktuelle Entwicklung der Lage, meine tief empfundene
Ablehnung Ihrer Politik und meinen großen Sorgen um den Frieden, um unser aller
Zukunft, voneinander trennen soll. Ich bitte um Ihre Nachsicht: Es ist weder
Unhöflichkeit noch Absicht sondern schlicht mein Unvermögen, dass mir hier die
angemessenen Worte fehlen.
1
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,810695,00.html
2
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,810732,00.html
3
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,810770,00.html
4 Christoph R. Hörstel: Sprengsatz Afghanistan, München 2007, S.167f.
5
http://www.heraldscotland.com/news/world-news/final-destination-iran-1.1013151
6
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/john-lanta/iaea-mit-unlauteren-tricks-gegen-den-iran.html
7
http://www.guardian.co.uk/world/julian-borger-global-security-blog/2010/nov/30/iaea-wikileaks
8
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/john-lanta/aussenpolitische-kriminalitaet-friedensaufruf-stoert-die-taeter.html
9
http://www.rp-online.de/politik/deutschland/die-hand-beim-eid-blieb-unten-1.2297636
10
http://german.irib.ir/analysen/interviews/item/200391-interview-mit-willy-wimmer
11
http://en.wikipedia.org/wiki/Active_Denial_System
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Da Herr Hörstels Verbindung zu seiner
Webseite bis Anfang Februar nicht funktioniert, steht dieser Artikel noch nicht
auf seiner Homepage. Dafür hat er mich gebeten, seine Twitter-Adresse zu
nennen–> Hörstel auf twitter:
@hoerstelc