Kurznachrichten Libyen – 26.10.2020
Trotz Genfer Waffenstillstandsabkommen: Türkei will sich nicht aus Libyen zurückziehen und ‚Einheitsregierung‘ schließt Sicherheitsabkommen mit Katar
+ 20.10.: Muammar al-Gaddafi. Am 20. Oktober 2011 ermordete
ein internationales Bündnis aus 44 Ländern, darunter NATO-Staaten und einige
arabische Länder, in einem verbrecherischen und brutalen Akt Oberst Muammar
Gaddafi. Diese schreckliche Tat brachte Leid und Unglück, nicht nur über
Libyen.
https://twitter.com/WithoutShadowLY/status/1318512756786712576
+ 21.10.: Genfer 5+5-Militärgespräche.
Stephanie Williams, amtierende UN-Sondergesandte für Libyen (UNSMIL), gab
bekannt, dass beide Parteien des bewaffneten Konflikts in Libyen vereinbart
haben, Land- und Seewege zu öffnen. Die Gegner seien sich einig, eine
militärische Eskalation vermeiden zu wollen.
Die LNA und die ‚Einheitsregierung‘ hatten bereits im letzten Monat einem
Gefangenenaustausch zugestimmt. Die von den Stämmen verhängte Ölblockade wurde
aufgehoben.
https://deutsch.rt.com/afrika/108036-verhandlungsfortschritt-im-libyen-konflikt-seiten-plan-see-land-routen-auf/
+ 22.10.: Genfer 5+5-Militärgespräche.
Stephanie Williams gab bekannt, dass die rivalisierenden Parteien in Libyen
eine Vereinbarung über eine Waffenruhe unterzeichnet haben. Ausländische Kräfte
(Söldner, Militärs, Ausbilder) müssten zudem innerhalb von 90 Tagen unter
UN-Aufsicht das Land verlassen. Die Afrikanische Union hat die Einigung auf den
Waffenstillstand begrüßt, wie auch die EU, die USA, Russland und viele andere
Staaten und internationale Organisationen. Laut Stephanie Williams garantiert
der UN-Sicherheitsrat die Umsetzung der Vereinbarung. Sie dankte Sarradsch,
Feldmarschall Haftar und dem Parlamentspräsidenten Aguila Saleh.
https://www.tagesschau.de/ausland/libyen-waffenstillstand-103.html
Ein de facto Waffenstillstand besteht bereits seit einigen Monaten.
Allerdings darf man jetzt gespannt sein, ob und wie die weiteren Vereinbarungen
umgesetzt werden, auch in Anbetracht dessen, dass die ‚Einheitsregierung‘ in
Tripolis vollständig von türkischer Waffenhilfe abhängig ist. Da die
Unterstützer von beiden Seiten des Konflikts nicht an einer direkten Konfrontation
interessiert sind, dürfte der Konflikt erst einmal eingefroren werden.
+ 22.10.: Die Inlandsflüge in Libyen werden wieder
aufgenommen. Erste Flüge zwischen Bengasi und Tripolis fanden statt.
https://libyareview.com/7504/
+ 21.10.: USA/UNO. US-Außenminister Mike Pompeo drückte
seine Unterstützung für den von der UNO geführten politischen Prozess in Libyen
aus. Er forderte alle ausländischen Kräfte auf, das nordafrikanische Land zu
verlassen und dem libyschen Volk zu erlauben, über seine Zukunft selbst zu
entscheiden.
https://libyareview.com/7498/
+ 20.10.: ‚Einheitsregierung‘/Türkei. Der Generalstabschef
der ‚Einheitsregierung‘ (Tripolis), Muhammad Ali al-Haddad, reist zu Gesprächen
mit dem türkischen Verteidigungsminister Hulusi Akar und dem türkischen
Generalstabschef, General Yaşar Güler, nach Ankara.
Ankara betont, dass die Türkei ihre militärische Zusammenarbeit mit der
libyschen ‚Einheitsregierung‘ fortsetzen werde. Die Türkei und die
‚Einheitsregierung‘ unterzeichneten 2019 ein Abkommen ü
https://libyareview.com/7442/
+ 23.10.: Genfer 5+5-Militägespräche/Erdogan.
Der türkische Präsident Erdogan bezweifelt, dass das Waffenstillstandsabkommen
verlässlich ist, auch bezüglich des Abzugs ausländischer Söldner und
ausländischen Militärs. Dies ist der für Erdogan heikelste Punkt, da seine
Militärs unter dem Vorwand der Ausbildung „libyscher Streitkräfte“ an
Militärstützpunkten und Häfen im Westen Libyens präsent sind. Auch Salah
an-Namroush, der türkeifreundliche Verteidigungsminister der
‚Einheitsregierung‘, sagte, er halte das Genfer-Abkommen nur für „vorläufig“.
Das Waffenstillstandsabkommen erstrecke sich nicht auf die Abkommen zur
militärischen Zusammenarbeit, die mit der Türkei unterzeichnet worden sind.
An-Namroush bekräftigte die Entschlossenheit der ‚Einheitsregierung‘, die
Zusammenarbeit mit der Türkei sogar noch zu stärken. Dieser Meinung ist auch
der Hohe Staatsrat ((HCS) in Tripolis.
https://almarsad.co/en/2020/10/24/out-of-tune-erdogan-dismisses-the-geneva-agreement-approved-by-the-international-community/
http://en.alwasat.ly/news/libya/299061
https://libyareview.com/7604/
https://libyareview.com/7602/
+ 25.10.: Genfer 5+5-Militärgespräche/EU. Die EU begrüßte
das Genfer Abkommen und stellte fest: „Alle ausländischen Kämpfer und Söldner
müssen sich unverzüglich zurückziehen. Jede ausländische Intervention ist
inakzeptabel“. Sie rief alle internationalen und regionalen Akteure auf, sich
nicht in den libyschen Konflikt einzumischen.
https://libyareview.com/7592/
+ 26.10.: Abkommen ‚Einheitsregierung‘/Katar. Nur
drei Tage nach Unterzeichnung des Genfer-Waffenstillstandabkommens
unterzeichnet die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis mit Katar ein Abkommen über
die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen. Zu diesem Zweck waren der
Außenminister der ‚Einheitsregierung‘, Mohammed Siala und der Innenminister
Fathi Bashagha nach Doha gereist.
https://twitter.com/LibyaDesk/status/1320699116129845249
http://en.alwasat.ly/news/libya/299324
Ein Affront gegen die UNO und alle an dem Abkommen beteiligte Kräfte. Wie
daraus ersichtlich, ist der von der UNO und international anerkannte
Premierminister der ‚Einheitsregierung‘ Sarradsch völlig machtlos. Andere
Player beherrschen das Feld.
+ 26.10.: Sicherheitsabkommen Katar. Die Unterzeichnung
dieses Sicherheitsabkommens verurteilte der LNA-Sprecher al-Mismari als „böswilligen
Versuch, das zu untergraben, worauf sich die libyschen Armeeoffiziere in Genf
geeinigt hatten“. Katar sei der „größte Unterstützer des Terrorismus in
Libyen“.
http://en.alwasat.ly/news/libya/299323
Da wird sich die EU und insbesondere Deutschland noch wundern, auf was sie
sich mit der Türkei eingelassen hat.
+ 26.10. Libyen/Russland/Türkei. Derweil erklärte der
russische Außenminister Lawrow, dass die Türkei und Russland an einer Lösung
des libyschen Konflikts arbeiteten, um eine Lösung für das vom Krieg zerrissene
Land zu finden.
https://libyareview.com/7613/
+ 23.10.: UN-Tunesien-Dialog. Aref Ali Nayed von der Ihya-Partei
stellt für die im November geplanten Gespräche folgende Forderungen auf: 1.
Vollständige Transparenz über Teilnehmer und Mechanismus des Dialogs. 2.
Verpflichtung, einen Termin für Präsidentschafts- und Parlamentswahlen unter
internationaler Überwachung festzulegen. 3. Beteiligung aller sozialen Gruppen
in Libyen, ohne Ausnahme. 4. Beachtung des demographischen Gefüges und des
historischen Erbes. 5. Missachtung von Mobbing, Bevormundung und Korruption
durch Einzelpersonen, Gruppen, Stämme oder Städte. 6. Beteiligung von Frauen,
Jugendlichen und Minderheitengruppen. 7. Professionelle Standards und
ordnungsgemäße Verfahren bei allen Ernennungen.
https://almarsad.co/en/2020/10/23/ihya-libya-congratulates-libyans-and-un-on-ceasefire-agreement-proposes-7-points-for-political-track/
+ 25.10.: UN-Tunesien-Dialog. Scheich Zidan az-Zadma,
Vertreter des Awlad-Suleiman-Stammes, kündigt seinen Rückzug aus dem im
November stattfindenden Tunesien-Dialog an, da die Moslembruderschaft die Liste
anführt und UNSMIL darauf besteht, „unwillkommene Personen zu recyceln“.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1320424770345803776
+ 26.10.: UN-Tunesien-Dialog. Der Fessan-Parlamentsblock
lehnt die Namensliste für den Tunesien-Dialog ab und fordert die UNSMIL auf,
ihre Kriterien für die Auswahl der Namen bekannt zu geben.
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1320458895492599809
Von der geforderten Transparenz kann keine Rede sein. Hier die Namensliste
der von den UN handverlesenen Teilnehmern:
https://twitter.com/ObservatoryLY/status/1320387043017527296
+ 12.10.: UN-Tunesien-Dialog/Verfassung/Wahlen. Aref Ali Nayed,
der Vorsitzende von Ihya Libya, mahnt den UN-Generalsekretär Guterres
in einem Brief, zu dem in der UN-Charta verankerten Grundsatz des
Selbstbestimmungsrecht der Völker zurückzukehren und das libysche Volk selbst
über sein Schicksal bestimmen zu lassen, anstatt schon wieder eine
nicht-gewählte Regierung in Libyen einzusetzen. Nayed: „Offen gesagt, es ist
unfair und verstößt gegen die Grundprinzipien der UN-Charta, wenn das libysche
Volk gezwungen wird, sich einer anderen, nicht gewählten ‚Übergangs-‚ oder
‚Vorbereitungsregierung‘ zu unterwerfen, die die Amtszeit der
‚Einheitsregierung‘ um mehrere Jahre verlängern könnte“.
Nayed schlägt vor, das Volk unter fünf bisher in Libyen geltenden
Verfassungsvorschlägen (von 1951, 1951/63, 1977, 2011/2014, 2017) wählen zu
lassen und auf der Grundlage des Ergebnisses Wahlen abzuhalten.
https://almarsad.co/en/2020/10/12/ihya-libya-to-guterres-another-unelected-government-contravenes-un-charter/
Allerdings sind Wahlen auch ohne Verfassung möglich. So existiert
beispielsweise in Großbritannien keine geschriebene Verfassung und auch Israel
hat keine Verfassung.
+ 19.10.: Zweite Sirte-Konferenz: Bei der
Eröffnungsrede der 2. Sirte-Konferenz sagte die Vorsitzende des
Vorbereitungskomitees, Fariha asch-Schalmani, die Libyer werden der Welt
beweisen, dass sie ihre Probleme selbst am besten lösen können.
https://libyareview.com/7435/
19.10.: Libysches Parlament. Der Rücktritt der
Übergangsregierung in Tobruk wurde vom libyschen Parlament nicht angenommen.
https://addresslibya.net/archives/60178
+ 20.10.: Hilfsbedürftige/Landminen. Im letzten September
bestätigte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA), dass in Libyen
eine Million Menschen Hilfe benötigen, darunter etwa 392.000 Vertriebene sowie
585.000 Migranten. Die Zahl der Binnenvertriebenen ist um zehn Prozent
gesunken, langsam kehren Vertriebene an ihre Heimatorte zurück, allein nach
Tripolis im Juni und August 2020 etwa 30.700 Familien.
OCHA gab ebenfalls bekannt, dass es zwischen Mai und September 2020 etwa 94
Unfälle durch Minen gab, bei denen 66 Menschen getötet und 117 weitere verletzt
wurden, darunter 116 Zivilisten.
https://libyareview.com/7451/
+ 25.10.: Libysche Stämme/Clinton-E-Mails. Der Stamm der
al-Abaidaat erklärte, die jetzt veröffentlichten E-Mails von Hillary Clinton
hätten bewiesen, dass Mustafa Mohammed Abdul Dschalil, der ehemalige
Vorsitzende des libyschen Nationalen Übergangsrates (NTC), für die
Verhaftung und Ermordung von Generalmajor Abdul Fattah Younis und seiner beiden
Begleiter verantwortlich sei. Der Stamm wolle diese Angelegenheit weiter
verfolgen, um die Mörder vor Gericht zu bringen. Er vertraue der libyschen
Gerichtsbarkeit.
https://libyareview.com/7580/
+ 22.10.: Verschleppung von Mohamed Bayiu. Der Stammesrat
des Stammes von Mohamed Bayiu, Medienbeauftragter des Präsidialrats, der von
der Miliz Tripoli Revolutionaires verschleppt wurde, wandte sich mit
einem Brief an die Ältesten der Stadt Misrata. Darin heißt es: „Wir verweisen
auf die von der Familie von Mohamed Omar Bayou erhaltene Beschwerde. Sein Haus
in Tripolis wurde von den Streitkräften angegriffen, während sich seine Familie
darin aufhielt. Sie verhafteten ihn und zwei seiner Söhne und stahlen drei
private Autos, Schmuck, Bargeld, Pässe und Mobiltelefone.“ Die Söhne seien
wieder freigelassen worden. Der Überfall soll auf Befehl von Osama
al-Dschuwaili erfolgt sein, einem der einflussreichsten Oberbefehlshaber der
militärischen Kräfte im westlichen Libyen.
Der Stammesrat forderte Misrata auf, sich um die Freilassung von Mohamed Bayiu,
der aus dieser Stadt stammt, zu bemühen.
https://almarsad.co/en/2020/10/22/bayous-family-volcano-of-anger-slogan-was-removed-at-the-request-of-unsmil-for-media-pacification/
Die amtierende UN-Sondergesandte Stefanie Williams und auch die USA
verurteilten die Verschleppung von Mohamed Bayiu.
Siehe auch: https://www.freitag.de/autoren/gela/tripolis-hauptstadt-des-verbrechens
+ 24.10.: Politischer Mord. In Tripolis erschossen
Bewaffnete Hazem Hamid az-Zintani und flüchteten. Vor einigen Tagen hatten
bereits Bewaffnete den Bruder des Kommandanten der „Rokina-Märtyrer-Miliz“,
Abdel Moneim Muhammad al-Ghwail, in der Stadt Zawiya (westliches Libyen),
getötet. Bei den Tätern soll es sich um Milizionäre der ‚Einheitsregierung‘
handeln.
Am 21.10. war die Fernsehreporterin Hind Ammar aus ihrem Haus von Miliz Tripolis
Revolutionaries entführt worden. Sie hatte erst kurz ihren neuen Posten
angetreten, in dem sie von Mohamed Baiyu, dem ebenfalls verschleppten Leiter
des libyschen Medienbüros, berufen worden war.
https://libyareview.com/7566/
+ 21.10.: Mauretanien/Libyen. Ein libyscher Diplomat,
der der ‚Einheitsregierung‘ angehört, stürmte die palästinensische
Botschaft in Mauretanien. Er richtete dort Verwüstungen an und wollte die
Botschaft in Brand setzen. Der Libyer konnte festgenommen werden. Weitere
Einzelheiten sind nicht bekannt.
https://libyareview.com/7488/
+ 20.10.: Korruption. Der Leiter der Nationalen
Antikorruptionskommission, Noman asch-Scheikh ist wegen Korruption verhaftet
worden. Ihm wird vorgeworfen, finanzielle Unregelmäßigkeiten im medizinischen
Bereich des Militärs und beim Gesundheitsministerium der ‚Einheitsregierung‘
verheimlicht zu haben.
https://libyareview.com/7448/
Das gibt’s auch nur in Tripolis.
+ 23.10. Syrische Söldner. Tagesschau schreibt:
„Die syrischen Söldner fühlen sich, so erzählen sie, als würde die Türkei sie
wie Kanonenfutter einsetzen. Die Offiziere in Libyen und auch in Bergkarabach
seien Türken, die Kämpfer an der Front aber seien Syrer, zumeist aus der von
der Türkei besetzten syrischen Region um Idlib.“
„Doch laut den Aussagen der syrischen Söldner gegenüber tagesschau.de
werden die Männer auf der Straße angesprochen, in den Flüchtlingslagern um
Idlib. Die türkischen Mittelsmänner stellten einen Monatssold von 2000 Dollar
in Aussicht, lediglich für Bewachungsaufgaben, keinen Einsatz bei
Kampfhandlungen. In Militär- oder Zivilflugzeugen würden die so Angeheuerten
dann über die Türkei ausgeflogen, die Maschinen vollbesetzt mit Syrern, und dem
Ziel Tripolis oder Baku.
Vor Ort würden sie direkt an die Front geschickt, nachdem ihnen zuvor die
Handys abgenommen worden seien. Das in London ansässige Syrische Zentrum für
Menschenrechte spricht von inzwischen mindestens 126 syrischen Getöteten im Konflikt
um Berg Karabach.“ In Gesprächen sagen die Männer aus Syrien, es wäre ihnen
wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage um Idlib (Syrien) keine andere Wahl
geblieben, als sich von der Türkei als Söldner anheuern zu lassen. Nur so
könnten sie ihre Familien ernähren.
https://www.tagesschau.de/ausland/syrien-soeldner-101.html
+ 21.10.: Syrische Söldner der al-Mutasim-Brigade im
Militärlager Souk al-Khamis sollen gegen den Einbehalt von Teilen ihres Solds
durch ihren Anführer Abu al-Abbas al-Maradsch protestiert haben.
https://addresslibya.net/archives/60222
+ 23.10.: Griechenland/Syrische Söldner. Auf dem
griechisch-ägyptisch-zypriotischen Gipfel sagte der griechische
Ministerpräsident Mitsotakis, dass der Transfer von syrischen Söldnern nach
Libyen die Sicherheit ganz Nordafrikas und auch Europas bedrohe, den Kampf
gegen den Terrorismus unterlaufe und politische Probleme für die USA, Russland
und die arabischen Nationen nach sich zöge. Die Lösung der politischen Probleme
in Libyen müsse von den Libyern selbst kommen.
https://almarsad.co/en/2020/10/22/mitsotakis-transferring-syrian-mercenaries-to-libya-threatens-north-african-and-european-security/
+ 23.10.: Erdöl. Die National Oil Corporation (NOC)
hat jetzt auch den Ausnahmezustand für die Ölanlagen as-Sidra und Ras Lanuf
aufgehoben. Der Chef der Petroleum Facilities Guard (PFG),
Generalmajor Naji al-Maghribi, kündigte an, dass die PFG die gesamten Ölfelder
im Golf von Sirte sichern werde. Bis jetzt hatte die NOC die Aufhebung des
Ausnahmezustands für Sidra und Ras Lanuf mit der Begründung verweigert, dass
sich dort ausländisches Militär, sprich die russische Wagner-Gruppe, aufhalte.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1319664924545716224
+ 26.10.: Erdöl. NOC verkündete, dass sie ab dem 26.
Oktober den Ausnahmezustand auf allen Ölfeldern und Häfen aufheben werde. Das
betrifft auch das al-Feel-Ölfeld und die Mellitah-Gesellschaft.
https://libyareview.com/7611/
+ 26.10.: Erdöl/Kamele. Dutzende von Kamelen querten
Fahrbahnen der Schnellstraße, die Orte im Ölhalbmond verbinden, wie Adschdabiya
mit dem al-Arbain-Gebiet, Brega, Bischr und al-Aqliah. In der Folge kam es zu
mehreren tödlich verlaufenden Verkehrsunfällen. Es wird gefordert, gegen die
Besitzer der unbeaufsichtigten Kamele Maßnahmen zu ergreifen.
https://libyareview.com/7616/
+ 19.10.: Tunesien. Proteste am Grenzübergang. Bewohner der
tunesischen Stadt Ben Gardane protestierten mit Unterstützung der Gewerkschaft
gegen die Schließung des Grenzübergangs zu Libyen, Ras Dschedir. Die
Demonstranten zündeten Reifen an und warfen Steine, die Sicherheitskräfte
setzten Tränengas ein. Der Grenzhandel mit Libyen ist die Haupteinnahmequelle
der Bewohner von Ben Gardane. Die Gewerkschaft unterstütze friedliche Proteste
für die Durchsetzung der legitimen Forderungen.
https://libyareview.com/7412/
+ 21.10.: Eine Delegation der ‚Einheitsregierung‘ ist inzwischen nach Tunesien
gereist, um Gespräche über die Wiederöffnung des Ras-al-Dschedir-Grenzübergangs
zu führen. https://libyareview.com/7478/
+ 21.10.: Migranten. Das UN-Flüchtlingswerk gab bekannt,
dass mindestens 15 Migranten ertranken, als ihr Boot vor der Küste Libyens
kenterte, fünf Migranten konnten von Fischern gerettet werden. Das
Migrantenboot hatte westlich von Zawya abgelegt.
In diesem Jahr seien bisher mehr als 200 Migranten ertrunken und über 280
werden vermisst.
https://addresslibya.net/archives/60228
+ 23.10.: Migranten. Ein italienisches Fischerboot brachte
14 Migranten nach Lampedusa, alle bis auf einen libysche Staatsbürger. Zwei
Männer, zwei Frauen und ein Kind werden auf See vermisst.
https://libyareview.com/7529/
+ 21.10.: Migranten/IRINI. Zwischen 1. März und 31. Juli
2020 wurden 9.050 Migranten, die meisten vor der libyschen Küste,
abgefangen/gerettet. (45% von der libyschen Küstenwache in den Such- und Rettungsgebieten
zwischen Libyen und Malta, 24% von den italienischen Behörden, 7% von den
maltesischen Streitkräften, 7% von NGOs, 4% von Handelsschiffen, 3% von
Fischerbooten und 8% konnten Italien alleine erreichen.) Aus dem Bericht geht
hervor, dass die Rettungsaktionen der NGOs im Vergleich zu 2016-2017
zurückgegangen sind.
Diejenigen, die nach Libyen zurückgebracht wurden, etwa 4.450, landeten in der
Regel in den verrufenen Migrantenlagern.
https://libyareview.com/7476/
22.10.: Türkei/Libysche Küstenwache. Heise beruft
sich auf einen Artikel in LaRepubblica und titelt: „Türkei beginnt mit
Ausbildung der libyschen Küstenwache… und tritt damit in Konkurrenz zur EU und
Italien“. Damit verdrängt die Türkei Italien noch weiter aus Libyen und erhält
die Kontrolle über die Migrantenboote, die über das Mittelmeer die italienische
Küste erreichen wollen. Türkische Militärberater schulen libysches
Küstenwachepersonal auf von Italien gelieferten Patrouillenschiffen. Schon
jetzt greifen türkische Schiffe Migranten auf See auf und bringen sie zurück
nach Libyen.
https://www.heise.de/tp/features/Tuerkei-beginnt-mit-Ausbildung-der-libyschen-Kuestenwache-4936212.html?wt_mc=nl.tp-aktuell.montag-freitag
Es wird der Verdacht geäußert, dass – wenn die Türkei die libysche
Küstenwache kontrolliert – mit Hilfe dieser türkisch-libyschen Küstenwache das
Waffenembargo umgangen und weiterhin militärisches Gerät trotz Waffenembargos
nach Libyen geschmuggelt werden kann.
Wie bekannt, arbeiten große Teile der libyschen Küstenwache mit den
Betreibern der menschenunwürdigen Migrantenlager und kriminellen Schleusern
zusammen. Will diese Geschäftsbeziehungen auch die Türkei übernehmen?
+ 25.10.: Türkei/Griechenland. Die türkische Marinebehörde hat am Samstagabend mitgeteilt, dass das türkische Gasforschungsschiff Oruç Reis bis zum 4. November südlich der griechischen Insel Rhodos seismische Untersuchungen vornehmen werde. Somit verlängerte die Türkei den scharf von Griechenland kritisierten Einsatz ihres Schiffes.
+ 25.10.: Türkei/Frankreich. Nachdem der türkische Präsident
Erdogan Macron geraten hatte, seinen „geistigen Zustand überprüfen“ zu lassen,
berief Frankreich umgehend seinen Botschafter aus Ankara ab. Erdogan hatte den
Ausspruch Macrons kritisiert, dass er den „islamistischen Separatismus“
bekämpfen werde, der die Kontrolle in einigen muslimischen Gemeinden in
Frankreich zu übernehmen drohe.
https://twitter.com/abdbozkurt/status/1320089875752812545
https://www.tagesschau.de/ausland/frankreich-tuerkei-botschafter-101.html
+ Moslembrüder/Türkei/Katar/Europa. Das International
Centre for the Study of Radicalisation am King’s College London kam zu dem
Schluss, dass Katar und die Türkei ein Netzwerk von Organisationen der
Muslimbruderschaft in ganz Europa finanzieren und unterstützen. In der Studie
heißt es: „Über die Qatar Charity hat Doha riesige Geldsummen für
Projekte der Europäischen Bruderschaft ausgegeben. Diese Projekte zeigten, in
welchem Ausmaß Katar den Islam in Großbritannien und Europa unterstützt und wie
stark ihre Vernetzung untereinander sei. „Ein weiterer wichtiger Akteur für die
Islamische Bewegung auf der Weltbühne und Verbündeter Katars ist die Türkei“.
https://www.thenationalnews.com/world/qatari-and-turkish-support-for-muslim-brotherhood-networks-exposed-in-100-page-report-1.1086230
+ 19.10.: Die Moslimbruderschaft einigte sich bei einem
Treffen am 13.10., die Hillary-Clinton-Emails mittels einer Kampagne zu
diskreditieren. Außerdem habe die Bruderschaft dazu aufgerufen, die
Kommunikationen mit der gegenwärtigen US-Regierung bis zu den Neuwahlen
einzustellen.
Aus den Emails gehe hervor, dass Clinton während des sogenannten ‚Arabischen
Frühlings‘ den Aufstieg der Moslembrüder unterstützte.
https://addresslibya.net/archives/60170
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