Oberhoheit über den libyschen Ölhalbmond geht an die Ost-NOC in Bengasi
Libyen. Am 25.06. gab der Sprecher der Libyschen
Nationalarmee bekannt, dass die National Oil Corporation NOC im Osten des
Landes künftig über die Öleinnahmen verfügen soll.
Die LNA übergibt laut ihrem Sprecher Ahmed Mesmari die
Oberhoheit über den zurückeroberten Öl-Halbmond nicht zurück an die NOC
(National Oil Corporation) in Tripolis unter der Leitung von Sanella, sondern
an die 2014 parallel ins Leben gerufene, im Osten ansässige NOC in Bengasi. Für
die Sicherheit der Anlagen werde weiterhin die LNA Sorge tragen. Davon
betroffen sind die größten Ölterminals des Landes Ras Lanuf, Sidra, Zuwaytin,
Brega und Hariga.
Als die LNA im September 2016 den libyschen Ölhalbmond von
Ibrahim Dschadran und seinen Petroleum Facilities Guard (PFG) erobert
hatte, übergab sie die Oberhoheit an die NOC in Tripolis, die sie seitdem
innehatte.
Der Grund, warum sich dies nun ändern soll und der
Ölhalbmond an die Ost-NOC übergeben werde, sei die fehlende Anerkennung und
Hilfestellung durch die Tripolis-NOC. Der Schutz des Ölhalbmonds habe die LNA
das Leben von 300 Soldaten gekostet und viele ihrer Kämpfer seien verwundet
worden. Dazu kämen Verluste an Waffen und Munition. Für ihren Einsatz habe die
LNA keine Gegenleistung erhalten. Mesmari sagte, der Kampf um den Ölhalbmond
sei keine „lokale“, sondern eine „internationale“ Schlacht gewesen.
Mesmari stellte folgende Fragen: Woher erhielten die
Dschadran-Milizen das Geld und die Waffen, um den Angriff auf den Ölhalbmond
starten zu können? Wo wurden sie nach den Kämpfen medizinisch versorgt? Fest
stehe auch, dass die tschadischen Söldner mit US-Dollars bezahlt wurden.
Terroristen seien mit libyschen Öleinnahmen finanziert
worden. Mit den Einnahmen des Öls, das die LNA schütze, würden genau jene
Kräfte finanziert, die den Ölhalbmond angreifen.
Tatsächlich verfügt die ‚Einheitsregierung‘ über keine
Hausmacht, sondern ist auf radikal-islamistische und dschihadistische Milizen,
häufig mit Verbindungen zu al-Kaida, in Tripolis und in Misrata angewiesen. Die
Libysche Nationalbank in Tripolis, an die bisher die Öleinnahmen gingen, zahlt
für diese Milizen, die Libyen unsicher machen und sich teilweise auch
gegenseitig bekämpfen, den Sold.
Tatsächlich scheint dies ein wichtiger Schritt in Richtung
Austrocknung der Geldquellen der radikal-islamistischen Milizen zu sein.
Wie zu erwarten, verurteilt die Tripolis-NOC die
Entscheidung der LNA, die Oberhoheit über den Ölhalbmond in die Hand der
Ost-NOC zu geben. Die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis forderte den
UN-Sicherheitsrat auf, den Verkauf von Öl durch die Ost-NOC zu blockieren.
Als einer der stellvertretenden Vorsitzenden des
Präsidialrats in Tripolis, Fathi al-Madschbari, die Übernahme des libyschen
Ölhalbmonds durch die Ost-NOC guthieß, wurde sein Haus überfallen. Sein
Leibwächter musste schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
A. Gutsche
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