Nachrichtenüberblick: MENA und SUBSAHARA-AFRIKA – 43. Woche 2023
Die wichtigsten Ereignisse in MiddleEastNorthAfrica, der islamischen und der afrikanischen Welt (23.10. bis 29.10.2023)
MENA und ISLAMISCHE WELT
+ Israel/Palästina/Gaza. „Aus Gazastreifen über 7.000 Tote
gemeldet / Raketenangriffe auf Gaza halten an / Israel setzt Phosphormunition
ein / verheerende Versorgungslage in Gaza: kaum
Wasser/Medikamente/Nahrungsmittel/Strom / Gesundheitssystem in Gaza komplett
zusammengebrochen / USA wollen keinen Waffenstillstand / Deutsche Regierung
verurteilt völkerrechtswidrige Bombardierungen nicht / Verhandlungen über
Geißelfreilassung / Eklat zwischen Guterres (UN) und Israel / Scharmützel
zwischen Israel und Libanon / Angriffe auf US-Stützpunkte im Irak / Israelische
Angriffe auf Syrien / Iranischer Außenminister in USA / Weltweit
Pro-Palästina-Demos / Christen in Palästina fordern Waffenstillstand“
https://gela-news.de/nachrichtenueberblick-krieg-in-palaestina-23-bis-26-oktober-2023
+ Iran/Irak/USA.
„Pro-iranische Milizengruppen greifen mehrere US-Stützpunkte in Syrien an. Schiitische
Milizen im Irak haben sich zu den Angriffen auf mehrere US-Militärstützpunkte
in Syrien am Montag bekannt, der zweiten Serie von Angriffen auf
US-Militärstützpunkte innerhalb einer Woche. […]
Die Milizen gaben an, dass die Angriffe mit Drohnen durchgeführt worden seien,
welche schwere Schäden verursacht hätten, nachdem sie ihre Ziele direkt in den
Stützpunkten in Al-Tanf und Al-Rukban nahe der syrisch-irakisch-jordanischen
Grenze getroffen hatten. […]
Mit ihren in Al-Tanf stationierten Truppen wollen die USA Iran daran hindern,
Waffen und Kämpfer auf dem Landweg zwischen Syrien und Irak zu transportieren.“
https://freede.tech/international/182960-updates-zur-gaza-israel-eskalation/
+ Iran/Irak/USA. „Im
primitiven Western-Stil droht US-Präsident Biden Ajatollah Ali Chamenei: >Er
sollte vorbereitet sein<! Vorbereitet auf einen direkten militärischen
Angriff auf den Iran? – Bidens Truppen agieren völkerrechtswidrig im Irak.
Jenem Irak, in dem die Mörderbanden der USA einen Krieg entfesselt hatten, in
dem 929.000 Menschen durch direkte Kriegsgewalt ums Leben gekommen sind,
darunter über 387.000 Zivilisten. Ein Krieg, der unter dem Deckmantel des
>Krieges gegen den Terror< ein altes Kulturland ins andauernde Elend
gebombt hat. In diesem Land soll es zu Attacken auf >US-Personal<
gekommen sein. Wenn diese unbewiesene Behauptung wahr sein sollte, könnten
neutrale Beobachter dem US-Personal die Empfehlung geben, nach Hause zu gehen
und ein Land zu verlassen, in dem es nichts zu suchen hat. […]
Jüngst wurden neue Lithium-Lagerstätten im Iran entdeckt. Es ist die größte
bekannte Lagerstätte außerhalb Südamerikas. Auch an den anderen
Rohstoffvorkommen des Iran – Gas, Öl, Kupfer und Eisen – haben die USA ein
heftiges Interesse. Hinzu kommt, dass der Iran vor zwei Jahren eine 25-jährige
strategische Kooperation über die Lieferung von Rohstoffen mit China
abgeschlossen hat. Wer mit diesem internationalen Konkurrenten der USA Abkommen
abschließt, gerät in die strategische Schussbahn der eingebildeten
Weltherrscher. Aus Sicht der Vereinigten Staaten sind die Iranis eine Art
Indianer: Sie leben zwar schon lange in einer Gegend, an der der weiße Mann ein
Interesse hat, aber sie stören. Was einer störenden Bevölkerung passieren kann,
davon können die Navajo, Sioux und Apachen erzählen, so weit sie überlebt
haben.“
https://www.rationalgalerie.de/home/biden-gegen-chamenei
+ Kurdistan. „Hundert Jahre
nach dem Vertrag von Lausanne thematisiert eine Konferenz in Ostsyrien
verpasste Chancen und Wege zum ersehnten Staat. […] Indem die Ausstellung die
Verbrechen pauschalisiert, verallgemeinert sie auch die dahinterstehenden
Motive. […] Doch was eindeutig klingt, ist in Wirklichkeit vielschichtiger.
[…] Gäbe es eine solche Verschwörung, wären die Kurden hundert Jahre nach
Lausanne nicht das, was sie heute sind: ein Volk, das seine Sprache wieder
schreibt und lehrt, […] das für seinen heroischen Kampf gegen den Terror des IS
weltweit geachtet wird und das in immerhin zwei Ländern – Syrien und Irak – ein
autonomes Gebiet verwaltet.
Der österreichische Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger [weist] in seinem
Vortrag darauf hin, dass die Existenz eines kurdischen Volks über Jahrzehnte
nur in der Türkei geleugnet wurde, während sie in Syrien, im Irak und im Iran
zwar als politische Bedrohung bekämpft und als Feindbild missbraucht, aber
nicht grundsätzlich infrage gestellt wurde. […]
>In Syrien galten die Kurden definitiv als ein eigenes Volk […] Man habe sie
als minderwertig oder gefährlich betrachtet und deshalb unterdrückt, […] aber
ihre Existenz war nicht gefährdet. […]
Ethnische Minderheiten gab es […] in der Türkei per definitionem nicht. 15
Millionen Kurden wurden zu >Bergtürken< unbenannt, ihre Sprache und
Kultur […] galten als nicht existent. […]
Nirgendwo sei die kurdische Geschichte so blutig verlaufen wie im Irak, […]
aber >nirgendwo sonst hatten die Kurden zugleich so weitgehende kulturelle
und sprachliche Rechte<. […] Die politische Landschaft in Kurdistan-Irak ist
[…] vom Antagonismus zwischen zwei Familienclans bestimmt – den Barzanis und
den Talabanis. […] Die DPK [Barzanis] betrachtet die Türkei als Verbündete und
die PKK als Gegnerin. Die PUK [Talabanis] pflegt einge Verbindungen zu Iran,
betrachtet die PKK als Freund und unterstützt das Autonomieprojekt in
Nordostsyrien.
Bleiben die 8 Millionen Kurden im Iran. Dort gibt es im Nordwesten bis heute
eine Provinz Kurdistan. [… Dort] existierte 1946 der einzige anerkannte
Kurdenstaat der Geschichte: die Republik Kurdistan. […] Entsprechend vielfältig
ist die kurdische politische Landschaft bis heute. […]
Die Kurden […] wurden zum Spielball der herrschenden Regime. Man
unterdrückte die eigene kurdische Bevölkerung und unterstützte zugleich die
kurdische Opposition im jeweiligen Nachbarland. […]
Einerseits haben die vier Staaten Türkei, Syrien, Irak und Iran mit ihrer
Politik des >Teile [Spalte] und herrsche< eine kurdische Einheit
erfolgreich verhindert. Andererseits ließen sich die Kurden vielfach
instrumentalisieren, verstrickten sich in Bruderkämpfe und betrachteten –
getrieben von persönlichen Interessen und Machtstreben – den Feind ihres
Feindes stets als eigenen Freund. […]
Es mag die Schuld europäischer Imperialisten sein, dass es die Grenze zwischen
Syrien und Irak überhaupt gibt. Aber dass sich beiderseits dieser Grenze die
Vertreter rivalisierender Autonomieprojekte gegenseitig das Leben schwermachen,
dafür sind die Kurden vor allem selbst verantwortlich.“
LeMonde diplomatique, Oktober 2023, „Reden über Kurdistan“
+ Pakistan. „Ein
Sondergericht in Pakistan hat den ehemaligen Premierminister Imran Khan und
seinen damaligen Außenminister Shah Mehmood Qureshi am Montag formell wegen
Verstoßes gegen Staatsgeheimnisse angeklagt.
In dem Fall geht es um eine verschlüsselte diplomatische Nachricht, die Khan
als Beweis anführt, dass seine Absetzung als Regierungschef auf eine
Verschwörung unter Beteiligung der USA und des pakistanischen Militärs
zurückzuführen ist. Die USA und Pakistans mächtiges Militär weisen Khans
Vorwürfe zurück.
Die jetzige Anklage lautet, Khan habe die verschlüsselte diplomatische
Nachricht, die als vertraulich eingestuft war, mit Hilfe der nötigen Chiffre
entschlüsselt und öffentlich gemacht.“
https://rtde.team/international/184686-pakistans-ex-premier-khan-wegen-geheimnisverrats-angeklagt/
+ Pakistan. „Noch fünf Tage,
dann läuft am 1. November ein Ultimatum der pakistanischen Übergangsregierung
gegen »illegale Einwanderer« aus, das Land aus eigenen Stücken zu verlassen.
Die drastische Maßnahme richtet sich vor allem gegen die rund 1,7 Millionen
Afghanen im Land, die keinen regulären Status besitzen. Das Staatsfernsehen
blendet den Countdown der populären Maßnahme rund um die Uhr oben rechts im
laufenden Programm ein. Die pakistanische Regierung macht afghanische
Einwanderer unter anderem für den Anstieg von Terroranschlägen im Land
verantwortlich.“
Zenith, Club Newsletter, 27.10.2023
SUBSAHARA-AFRIKA
+ Niger. „Der Stabschef der
nigrischen Armee, Oberst Mamane Sani Kiaou, erklärte, dass bis zum 20. Oktober
284 französische Soldaten das Land verlassen haben.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/franzoesische-truppen-haben-ihren-stuetzpunkt-im-westen-nigers-verlassen/
+ Mosambik. „Die
mosambikanische Comisso Nacional de Eleiçaes (CNE) hat den Sieg der Frente de
Libertação de Moçambique (Frelimo) bei 64 der 65 Regionalwahlen verkündet.
Sofort brachen zahlreiche Proteste aus, als sich die Beweise für einen weit
verbreiteten Betrug gegen die Resistência Nacional Moçambicana (Renamo)
häuften.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°58 – 27. Oktober 2023
+ Südafrika. „Südafrika weist
den Weg. Sozialistische Konferenz »Dilemmas of Humanity« fordert Überwindung
des Kapitalismus und Aufbau einer sozialistischen Zukunft.“
https://www.jungewelt.de/artikel/461678.internationalismus-s%C3%BCdafrika-weist-den-weg.html
+ Guinea. „Seit dem
Staatsstreich vom 5. September 2021 regiert unter Oberst Mamadi Doumbouya eine
Militärjunta, die sich Comité National du Rassemblement pour le Développement
[…] nennt. 2024 soll eine zivile Regierung die Macht übernehmen. Doch die
Putschisten machen keine sichtbaren Anstalten, Wahlen vorzubereiten.
Im Gegensatz zu den neuen Militärregierungen im Sahel stehen sie dennoch
international kaum unter Druck. Ein Grund dafür ist, dass die guineische Junta
[…] offensichtlich an ausgewogenen Beziehungen interessiert ist. Ein weiterer
Grund ist Guineas Rohstoffreichtum. […] Im Übrigen will Frankreich unbedingt
verhindern, einen weiteren Partner in Afrika zu verlieren. […]
Seit 2018 beteiligt sich Guinea an der Neuen Seidenstraße. […] Russland bleibt
[…] ein wichtiger Partner. Die beiden Länder unterhalten seit Jahrzehnten enge
Beziehungen, nicht nur im Rohstoffbereich. […]
Dass Guinea von einer Junta regiert wird, stellt […] für Frankreichs Regierung
und Unternehmen offenbar kein Problem dar. Ganz im Gegenteil. […]
Dagegen gleicht das Verhalten der USA gegenüber der Junta in Conakry einer
Achterbahnfahrt. Sie haben ihre Militärkooperation eingestellt und Guinea vom
African Growth and Opportunity Act (Agoa) ausgeschlossen. […]
Politisch profitiert die Übergangsregierung […] von der Gesamtsituation. Sie
ist präsent auf der internationalen Bühne, wie am 21. September vor der
UN-Generalversammlung, als Doumbouya die Haltung des Westens gegenüber den
Putschstaaten geißelte und hinzufügte: „[…] Wir sind einfach proafrikanisch.
Das ist alles“.
LeMonde diplomatique, Oktober 2023, „Umworbene Putschisten. Guineas
Regierung macht Rohstoffgeschäfte mit allen Seiten“
+ Somalia. „Somalia ist
inzwischen von allen im Stich gelassen. Es kann jetzt nur noch auf die
Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, die Türkei, die Europäische
Union und die Vereinigten Arabischen Emirate zählen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°58 – 27. Oktober 2023
+ Afrika/CO2-Zertifikate.
„CO2-Zertifikate – der nächste Rohstoff aus Afrika. Ein Unternehmen in Dubai
will große Teile afrikanischer Länder übernehmen, um in den Wäldern
CO2-Gutschriften zu ernten.
Die afrikanischen Wälder absorbieren 600 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro
Jahr, mehr als jede andere Waldregion der Welt. Potenzial, das Investoren in
Form von Carbon Credits zu Geld machen wollen.“
https://www.infosperber.ch/umwelt/co2-zertifikate-der-naechste-rohstoff-aus-afrika/
A. Gutsche
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