Dienstag, 24. Juni 2025

 

Premierminister der Tripolis-‚Regierung‘ will Krieg

22. Juni 2025 / gelanews 

Aus Tripolis wird berichtet, dass der Premierminister der Tripolis-‚Regierung‘, Abdulhamid Dabaiba, bereits am kommenden Dienstag einen Angriff auf die Deterrence Force/Rada (Kommando: Abdul Rauf Kara) plant.

Abdulhamid Dabaibas Pläne

Dabaibas Hauptstreitmacht sei die Joint Operations Force aus Misrata. Zunächst sei die Ausschaltung der Rada-Miliz, die ihren Hauptstützpunkt auf dem Mitiga-Flughafengelände hat, geplant, danach wolle man westlich nach az-Zawiya vordringen, um – unter Beteiligung des 55. Bataillons (Kommando Muammar ad-Dawi) – auch die dortigen Milizen auszuschalten.

Dabaiba beabsichtige damit, die Kontrolle über ganz Westlibyen zu erlangen. Anschließend werde der Dabaiba-Clan über die westliche Region herrschen und der Haftar-Clan über die östliche. Die Öleinnahmen würden durch das Arkano-Unternehmen zwischen den beiden Clans aufgeteilt, ebenso wie die Macht in Libyen.

Der Präsidialrat als Gegenspieler

Der Präsidialrat begrüßte die Ergebnisse der am Freitag zu Ende gegangenen 3. Berliner Libyen-Konferenz, die im Abschlusskommuniqué einen Artikel enthält, in dem die bewaffneten Zusammenstöße in Tripolis verurteilt werden. Der Präsidialrat stellt sich damit gegen die kriegerischen Pläne, den Krieg in die Hauptstadt Tripolis zu tragen.

Der Vorsitzende des Präsidialrats al-Menfi ernannte am 22. Juni Hassan Abu Zriba, den Bruder von Essam Abu Zriba (Innenminister in der Hamad-‚Regierung‘/Bengasi) zum Kommandanten des Stability Support Apparatus (SSA) und damit zum Nachfolger des ermordeten Ghanewa al-Kikli. Nach der Ermordung al-Kiklis durch die Dabaiba nahestehende 444. Kampfbrigade hatte Dabaiba die SSA als aufgelöst erklärt.

Die Präsidialratsmitglieder al-Lafi und al-Koni bekräftigten bei einem Treffen mit dem Überwachungsausschusses für die Umsetzung des Waffenstillstands ihre Unterstützung für den von der UN-Mission eingesetzten Beratungsausschuss und betonten, dass alle militärischen Formationen den erteilten Befehlen und Anweisungen des Präsidialrats Folge leisten müssten, um die Sicherheit und Stabilität in Tripolis aufrechtzuerhalten.
Der militärische Oberbefehl im westlichen Libyen liegt beim Präsidialrat und nicht bei Dabaiba.

Hinter den Kulissen

Der Journalist Khalil al-Hassi deckte die Hintergründe auf, die in Tripolis hinter den Kämpfen der  Dabaiba-Milizen gegen die Deterrence Force (Rada) von Abdul Rauf Kara stecken.

Nach wie vor werde die Deterrence Force von Dabaiba und seinen verbündeten Milizen bedroht. Dabaiba könne davon ausgehen, dass sowohl international als auch vor Ort großer Druck auf ihn ausgeübt wird, zugunsten einer einheitlichen Regierung sein Amt als Premierminister aufzugeben. Die einzige Option, die ihm bliebe, um weiterhin die wichtigste politische Rolle spielen zu können, sei die vollständige militärische Kontrolle über die Hauptstadt Tripolis zu erlangen.

Zu diesem Zweck habe er eine neue Kriegskoalition geschmiedet, die von Mustafa as-Samo, Unterstaatssekretär im Industrieministerium, angeführt wird. As Samo sei ehemaliger Kommandant einer kampferprobten Brigade. Unterstützung erfahre as-Samo von Ali asch-Schtewi (alias as-Saria), heute stellvertretender Justizminister, vormals an der Erstürmung der Libyschen Zentralbank beteiligt. Am 22. Juni wurde asch-Schtewi von Dabaiba auch zum Leiter der Kriminalpolizei ernannt

Zuständig für die militärische Versorgung der Dabaiba-Milizen beim bevorstehenden Krieg, der mit Panzern und schweren Waffen ausgetragen werden dürfte, ist Fauzi al-Muhaischi, der für die Waffen- und Munitionslager des Luftwaffenstützpunkts in Misrata, dem Misrata Air College, die Verantwortung trägt. Derzeit sei Fauzi al-Muhaischi an Operationen im Westen Tripolis beteiligt, die vor Kurzem von Abdulhamid Dabaiba ins Leben gerufen wurden und von Ibrahim Dabaiba finanziert werden.

Wenn einem Dabaiba-Bataillon  die Munition ausgehe, werde der Vorrat normalerweise vom Misrata Air College aufgefüllt. Mit gewaltigen Munitionsreserven sollte jedem möglichen Militärputsch in der westlichen Region entgegengetreten werden. Diese Reserven kämen nun in der Hauptstadt Tripolis zum Einsatz.

Seit einiger Zeit sei Dabaiba dabei, die meisten oder sogar alle bewaffneten Brigaden und Milizen wiederzubeleben, die sich aufgrund fehlender finanzieller Mittel und Ausrüstung in Auflösung befanden. Dies beweise, wie falsch Dabaibas Aussagen über seine angeblichen Bemühungen sind, die Milizen aufzulösen.

Augenblicklich stünde jede Bewegung der Deterrence Force und ihr Maitiga-Hauptquartier unter der Beobachtung von Dabaiba.

Das gespaltene Misrata

Khalil al-Hassi erklärte auch, dass in Misrata eine nicht-offizielle Allianz aus Mohammed al-Haddad, Abdul Salam Zubi, Mohammed al-Hassan und al-Halbus den Krieg von Dabaiba gegen die Deterrence Force ablehne, da sie dem Präsidialratsvorsitzenden al-Lafi näherstünde.

Diese große Allianz der Stadt Misrata sei nicht mit der anderen Misrata-Allianz kompatibel, die Dabaibas Krieg unterstützt. Vertreter von al-Halbus seien beauftragt worden, auf dem Mitiga-Militärstützpunkt mit Rada Gespräche zu führen, um die Lage zu beruhigen und während des Eid-Festes einen Waffenstillstand auszuhandeln. Dem habe Rada zugestimmt.
Als Dabaiba über diese Vereinbarung informiert wurde, soll er sie rundheraus abgelehnt haben. Er sagte: „Ich habe nichts außer Krieg.“

Nun werde auf allen Seiten Verrat befürchtet. Auf Dabaibas Seite bestehe die Angst, von Dabaiba mit in den Abgrund gerissen zu werden, auch nachdem wichtige Unterstützer von ihm, wie bestimmte Misrata-Milizen, beschlossen haben, nicht gegen Rada in den Krieg zu ziehen.

Am 21. Juni hätten die Dabaiba-Milizen einige Bataillone von der Notwendigkeit eines Krieges und einer Konfrontation mit Rada mittels enormer Geldsummen „überzeugt“.

Mittlerweile sollen mehr als 220 mit Mittelstreckenwaffen bestückte Fahrzeuge, einzeln und ohne aufzufallen, in Tripolis eingedrungen sein und sich dort in Stellung gebracht haben.

Die Türkei sei über diese Schritte beunruhigt, denn für sie habe die Stabilisierung der Sicherheitslage in der westlichen Region Priorität. Die Türkei habe sich eindeutig gegen einen Krieg positioniert.

Omar Boghdada, Milizenführer aus Misrata, sei der enthusiastischste Befürworter des Krieges gegen die Deterence Force/Rada, nachdem Dabaiba ihm erklärte, dass es der Präsidialrat war, der verhinderte, dass ihm die Leitung der Geheimdienste übertragen wurde. Wenn dies immer noch Boghdadas Ziel sei, müsse er dies mit der „Waffe“ vom Präsidialrat erzwingen. Daher könnte es sein, dass Boghdada im Falle eines Kriegsausbruchs den Sitz des Präsidialrats stürmen könnte.

Khalil al-Hassi: „Dieser wahnsinnige Krieg muss sofort beendet werden!“

 A. Gutsche

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen