Donnerstag, 9. April 2020



Kurznachrichten aus Libyen – 7.04.2020


Militärische Lage – Coronakrise – Libysche Stämme und Städte – Übergangsregierung (Tobruk) – ‚Einheitsregierung‘ (Tripolis) – Verschiedenes

Militärische Lage
An den Hauptfrontlinien im Südosten von Misrata und vor allem in Tripolis wird unvermindert heftig gekämpft. Die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ wählen zunehmend zivile Einrichtungen wie Lebensmitteldepots und Tankwagen als Drohnenziele aus.
+ Karte der LNA zur militärischen Lage:
https://twitter.com/LNA2019M/status/1246320344010547200/photo/1
+ Karte der LNA zum Stand der Kräfteverhältnisse in Libyen:
https://twitter.com/LNA2019M/status/1247108051334815745/photo/1
+ Wie die LNA bekannt gibt, führte sie am 6.4. nächtliche Luftangriffe im Südosten von Abu Grein (Misrata) auf Standorte von Milizen der ‚Einheitsregierung‘ durch, die mehrere Todesopfer forderten.
+ Auch eine türkische Drohne sei abgeschossen worden, nachdem sie von der Air Academie (Luftwaffenstützpunkt) in Misrata gestartet war.
+ 7.4.: Nach Beschuss werden Schäden am Mitiga-Flughafen von Tripolis gemeldet.
+ 7.4.: Die LNA gibt bekannt, einen Angriff der Milizen der ‚Einheitsregierung‘ in Ain Zara (im Süden von Tripolis) zurückgeschlagen zu haben.
+ 7.4.: Die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ haben mit Drohnen erneut einen Tanklaster im Gebiet von Bani Walid beschossen.
+ Nachdem ein unbewaffneter junger Mann erschossen worden war, brachen am 6.4. Kämpfe in Ghoat al-Sha’aal in Tripolis zwischen den Milizen und Bewohnern des Viertels Kämpfe aus. Die Bewohner blockierten die Straßen. Später nahm die Rada-Miliz einige Männer gefangen. Die Straßen sind immer noch gesperrt.
+ Dutzende Geschosse der LNA schlugen im Mitiga-Flughafen (Tripolis) ein.
+ Am 6.4. kam es beim Beschuss des al-Khadra-Zentralkrankenhauses in Abu Salim (Tripolis) zu zivilen Opfern. Die Einrichtung der Klinik wurde zerstört.
https://reliefweb.int/report/libya/statement-humanitarian-coordinator-libya-yacoub-el-hillo-following-today-s-attack-al
+ Die Kämpfe zwischen LNA-Einheiten und Milizen der ‚Einheitsregierung‘ im Gebiet von Abu Salim im Süden von Tripolis halten an.
+ Die LNA wirft Misrata vor, Kindersoldaten zu rekrutieren. Unter den von der LNA getöteten Milizenkämpfern hätten sich auch Kinder befunden.
+ Am 6.4. erklärte die LNA, an der Frontlinie von Abu Grein (östlich von Misrata) mehrere Standorte von Milizen der ‚Einheitsregierung‘ angegriffen zu haben.
+ Die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ beschossen zwei Munitionslager der LNA im Wadi Rabea (im Süden von Tripolis) und einen Tankwagen im südlichen Libyen.
+ Am 6.4. erfolgte ein Drohnenangriff im Norden von Bani Walid. Ein Tankwagen ging dabei in Flammen auf, der Fahrer erlitt Verletzungen.
+ Es sollen auch IAI Harop Suizid-Drohnen israelischer Bauart durch die Milizen der ‚Einheitsregierung‘ zum Einsatz kommen.
https://southfront.org/turkish-forces-employ-israeli-made-loitering-munition-to-striek-libyan-national-army-photos/
+ Der Oberbefehlshaber der LNA, Feldmarschall Haftar, forderte die syrischen Söldner auf, sich zu ergeben. Sie würden auf sicherem Weg nach Syrien zurückkehren können.
+ Am 5.4. wurde eine zweite türkische Drohne von der LNA im Gebiet von al-Waska, östlich von Misrata, abgeschossen.
+ Mit einer türkischen Drohne haben Milizen der ‚Einheitsregierung‘ ein Frachtflugzeug mit medizinischen Gütern zur Corona-Versorgung bei seiner Landung nahe der Stadt Tarhuna beschossen. Das Frachtflugzeug war von der Übergangsregierung nach Westlibyen entsandt worden. Die ‚Einheitsregierung‘ behauptet, es hätte sich Militärausrüstung an Bord befunden. Das Flugzeug ging in Flammen auf.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1246911621110419457
https://southfront.org/turkish-uav-allegedly-targeted-civilian-plane-as-tripoli-clashes-ramp-up/
+ Am 5.4. erfolgten Luftangriffe der LNA auf den Zuwara-Luftwaffenstützpunkt im Westen Libyens.
+ Die LNA gibt am 4.4. bekannt, dass ein Flugzeug mit Söldnern und sieben Türken an Bord in Istanbul mit Ziel Misrata oder Mitiga-Airport gestartet sei.
+ Die LNA erklärt, den Versuch der Milizen der ‚Einheitsregierung‘, das in den letzten Tagen an die LNA verlorene Terrain im Stadtteil Ain Zara in Tripolis zurückzuerobern, erfolgreich abgewehrt zu haben. Die Milizen hätten große Verluste erlitten.
+ LNA-Einheiten haben im al-Naser-Wald und im Lager 77 auf Waffendepots ‚extremistischer Milizen‘ präzise Schläge verübt, die zu Explosionen geführt haben. Es soll sich um das größte Waffenlager der Milizen in ganz Tripolis gehandelt haben. Es soll vier Tote und neun Verletzte gegeben haben.
https://almarsad.co/en/2020/04/03/military-official-says-largest-militia-arms-and-ammunition-storehouse-in-tripoli-shelled-by-lna/
+ Bei einem Luftangriff am 3. April von Milizen der ‚Einheitsregierung‘ im Gebiet von al- Washka (südlich von Misrata) und Bouirat al-Hassoun soll ein Soldat der LNA ums Leben gekommen und drei verletzt worden sein. Die LNA schoss eine Drohne der Milizen ab.
+ Mehrere Söldner aus dem Tschad, die mit Milizen der ‚Einheitsregierung‘ unter dem Kommando von Osama al-Juwaili kämpfen, wurden von der LNA in Tripolis gefangen genommen. Laut der LNA kämen auf jeden libyschen Kämpfer der ‚Einheitsregierung‘ vier ausländische Söldner.

Coronakrise
+ Am 7.5. gab das National Center for Disease Control (NCDC) den ersten Fall einer Genesung eines Covid-19-Patienten bekannt. Die Zahl der positiv Getesteten stieg auf 19.
+ Am 5.4. hat das National Center for Disease Control (NCDC) insgesamt 18 Corona-Fälle in Libyen gemeldet, einen mehr als am Vortag. Acht Fälle wurden in Misrata, zwei in Tripolis und die restlichen an unbekannten Orten registriert, vermutlich handelt es sich bei letzteren um syrische Söldner.
Eine 85-jährige Frau ist an Covid-19 verstorben.
+ Das Gesundheitsministerium der Übergangsregierung gab bekannt, dass von den achtzig Covid-19-Verdachtsfällen, die in Bengasi getestet wurden, alle negativ ausfielen.
+ In Derna und Brega wurden Krankenhäuser für die Aufnahme von Corona-Patienten ausgestattet.
+ In der Stadt Zinten (im Westen von Libyen) wird von der LNA ein Corona-Hospital gebaut. Die Städte Sebah, Tarhuna, Ubari und Sabrata sollen folgen.
+ Das Gesundheitsministerium der ‚Einheitsregierung‘ gab bekannt, es habe ein Militärschiff für die Aufnahme von Covid-19-Patienten medizinisch ausgestattet zu haben.
+ Im Gebiet Mursuk wurde der Grenzübergang al-Toum zum Niger wegen der Covid-19-Bedrohung geschlossen.
+ Laut dem chinesischen Botschafter in Burkina Faso sind medizinische Hilfslieferungen zur Covid-19-Behandlung für verschiedene afrikanische Länder, darunter Libyen, auf dem Weg.

Libysche Stämme und Städte
+ Der Sprecher des libyschen Hohen Rates der Stammes- und Stadtführer al-Senusi al-Haliq sagte, dass nach der Vertreibung der ausländischen Militärkräfte, d.h. türkischer Militärs und syrischer Söldner, aus Tripolis ein Dialog über die Wiedereröffnung der Öl- und Gasfelder eröffnet werden kann.
+ Die Scheichs und Führer von Bani Walid erklärten bezüglich der Drohnen-Bombardierung von medizinischen Gütern zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie sowie von Nahrungsmitteldepots und Tankwagen durch die ‚Einheitsregierung‘, dass die ‚Einheitsregierung‘ die Stadt aushungern wolle.
Erst am 7.4. waren wiederum Bewohner von Bani Walid mit einer Drohne angegriffen worden, die an einer Tankstelle um Treibstoff anstanden. Mehrere Zivilisten wurden verwundet.
https://twitter.com/LNA2019M

Übergangsregierung (Tobruk)
+ Der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des libyschen Parlaments Youssef al-Agouri hatte am 5.4. ein Treffen mit Elizabeth Hoffman von der WHO, bei dem es um Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in den verschiedenen Teilen Libyens ging.
+ Die LNA beliefert die im Süden gelegene Stadt Sebha mit 3000 Gasflaschen, die zum Kochen benötigt werden, und gibt sie für 30 Dinar an die Bevölkerung ab. Bisher wurden für eine Gasflasche im Süden bis zu 200 Dinar verlangt.

Einheitsregierung‘ (Tripolis)
+ Laut LibyaDesk kämpft die Einheitsregierung ums Überleben, nicht nur in militärischer, sondern auch in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. So spitze sich der Streit zwischen dem Premier der ‚Einheitsregierung‘ Fayez as-Sarradsch und dem Leiter der Libyschen Zentralbank (CBL) Sadiq al-Kebir immer mehr zu. Der nationale und internationale Druck zur Absetzung von al-Kebir wird immer stärker.
Al-Kebir wird beschuldigt, die Geldpolitik des Landes an sich gerissen zu haben, die Clearing- und Devisenverkäufe gestoppt zu haben und sich in die Wirtschafts- und Finanzpolitik des Staates einzumischen, indem er die Vereinheitlichung der CBL forderte.
Al-Kabir erklärte, die vorübergehende Aussetzung der Devisenverkäufe habe sich wegen der stillgelegten Ölförderung als notwendig erwiesen. Die CBL lehne die Forderung nach einer Sitzung des Bankenvorstands ab, mit welcher der al-Kebir „Ein-Mann-Regierung“ ein Ende gesetzt werden solle. Der Vorstoß gehe ausschließlich auf Sarradsch zurück.
Der Vorsitzende des Staatsrats und führende Moslembruder Khalid al-Mischri meinte, man könne zu diesen Vorgängen nicht schweigen. „Libyen ist kein Spielkasino“.
Zur Erinnerung: Weder as-Sarradsch noch al-Kebir üben ihre Ämter legal aus, denn das libysche Parlament hatte ihnen die Bestätigung versagt.
+ Bei LibyaDesk heißt es: In Libyen laufen Regierungsbeamte gerade Gefahr, ihre Positionen und damit auch an Einfluss und Macht zu verlieren. Deshalb denken diese Politiker über Exitstrategien nach, die ihnen weiterhin den Zugang zu den staatlichen Geldern ermöglichen. Die große Mehrheit der Mitglieder des ehemaligen NTC (National Transition Council) haben nach ihrem Ausscheiden lukrative Posten ergattert. Sie vertreten staatseigene libysche Firmen in Europa, erhalten Kommissionen aus Regierungsverträgen, die noch vor 2012 geschlossen wurden und haben ihre Verwandten in Schlüsselinstitutionen untergebracht.
Heute bemühten sich die Politiker der ‚Einheitsregierung‘, eine günstige Exitstrategie zu finden. Die politischen Machtkämpfe, die derzeit in Tripolis ausgetragen werden, werden von Sarradschs Beratern geführt, die versuchen, sich wichtige Vorstandsposten in Institutionen wie der Libyschen Investmentbehörde (LIA) zu sichern.

Terrorismus
+ Die LNA gibt bekannt, bei Kämpfen in Tripolis den gefährlichen IS-Kämpfer Fathi al-Rubaie zusammen mit 18 anderen Dschihadisten, die für die ‚Einheitsregierung‘ kämpften, gefangengenommen zu haben.

Verschiedenes
+ Am 7.4. wurden 67 Migranten von der libyschen Küstenwache zurück nach Libyen gebracht. Dies sei Laut dem IOM (International Organisation of Migration) unakzeptabel. Es müsse eine sichere Alternative zur Rückkehr nach Libyen gefunden werden.
+ Die Verluste durch die Stilllegung der libyschen Ölanlagen sollen sich laut NOC (National Oil Company) auf 3,9 Milliarden US-$ belaufen, die Produktion nur noch 92.731 Barrel pro Tag betragen. Im Januar waren es noch 1,2 Millionen.
+ Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) warnte vor Landminen und anderen Sprengkörper, die nicht explodiert sind. Sie gefährdeten die libysche Bevölkerung.
+ Mahmoud Ibrahim Dschibril ist in Kairo an Covid-19 gestorben. In der Gaddafi-Zeit leitete Dschibril den Nationalen Wirtschaftsentwicklungsfond, dann schloss er sich den ‚Aufständischen‘ an. Er war 2011 Vorsitzender der ersten libyschen Übergangsregierung.
+ Der Generalsekretär der Arabischen Liga Ahmed Aboul Gheit wiederholte den Aufruf, die Kämpfe in Libyen einzustellen. Er verurteilte die ausländische Militärintervention.
+ Auch die EU-Delegation in Libyen hat dazu aufgerufen, „sich zusammenzuschließen, um der die Welt bedrohenden Coronavirus-Pandemie entgegenzutreten‘“.
+ Harsche Kritik erfährt Stephanie Williams (UN-Sondermission für Libyen): Während sie die LNA stets hart angreife und kritisiere, habe sie sich nicht zu den Drohnenangriffen der ‚Einheitsregierung‘ auf LKWs mit Lebensmitteln geäußert, bei denen auch Zivilisten und afrikanische Arbeiter verletzt worden waren.
+ Am 2. April schreibt Cynthia Chung in einem Artikel auf Global Research über den deutschen Journalisten und Buchautor Udo Ulfkotte, der in seinem Buch „Gekaufte Journalisten“ darüber berichtet hatte, wie die CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst Journalisten bestachen, damit sie einen Pro-Nato-Standpunkt vertreten. Sie sollten Artikel schreiben, die entweder die Wahrheit verdrehen oder völlig frei erfunden waren. Ulfkotte gestand, einer dieser korrumpierbaren Journalisten gewesen zu sein. Er wurde 2017 tot in seinem Haus gefunden. Ulfkotte war mit nur 56 Jahren einem Herzinfarkt erlegen.
In einem Interview über seine Arbeit bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hatte er gesagt: „Es ist ganz klar, dass sich Agenten verschiedener Geheimdienste in den Geschäftsräumen der FAZ aufhielten, dort, wo ich 17 Jahre lang gearbeitet habe. Mehrmals erschienen Artikel unter meinem Namen, obwohl ich sie nicht geschrieben hatte. Einmal wurde ich von jemandem vom deutschen Geheimdienst und der CIA angesprochen. Er sagte mir, ich solle über Gaddafi schreiben und darüber berichten, wie er heimlich versucht habe, eine chemische Waffenfabrik in Libyen zu bauen. Ich hatte keine Informationen darüber, aber sie zeigten mir verschiedene Dokumente, ich musste nur meinen Namen unter den Artikel setzen. Glauben Sie, dass man das als Journalismus bezeichnen kann? Ich glaube nicht.“
https://www.globalresearch.ca/70-year-war-propaganda-built-cia/5708433

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