Kurznachrichten Libyen - 07.09.2020
Libyen. Verhandlungen zwischen Parlament und Hohem Staatsrat in Marokko - Bewegung 23. August ruft zu neuen Protesten auf - Sarradsch bei Erdogan in Istanbul
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Verhandlungen in Marokko
+ 06.09.: In der marokkanischen Stadt Bouznika finden Verhandlungen zwischen Delegationen auf Expertenebene des libyschen Hohen Staatsrats (Tripolis) und der libyschen Parlaments (House of Representatives/HoR) statt. Diese sollen der Vorbereitung eines Treffens zwischen dem Präsidenten des Hohen Staatsrats und Moslembruder Khaled al-Mishri und dem Parlamentspräsidenten Aguila Saleh dienen. In einer Presseerklärung des Parlaments heißt es, dass die Treffen helfen sollten, "den Dialog zwischen den betroffenen libyschen Parteien wieder aufzunehmen, um eine politische Lösung zu erreichen, die die Konflikte im Land zu beenden". Der Waffenstillstand solle stabilisiert werden. Aus dem Auswärtigen Komitee des Parlaments hieß es, die Einheit des Landes müsse gewahrt werden, ausländische Söldner und Militärs das Land verlassen und ein Staat mit seinen Institutionen und Gesetzen wieder errichtet werden. Vertreter der Libyschen Nationalarmee sind an den Gesprächen nicht beteiligt.
Allerdings haben 24 Mitglieder des Hohen Staatsrats erklärt,
dass sie es ablehnten, den Staatsrat auf dessen Vorsitzenden al-Mishri und
wenige Vertreter zu beschränken, da al-Mishri nicht den Staatsrat
repräsentiere. Sie würden keine Entscheidungen anerkennen, die nicht mit
nationalen Interessen übereinstimmen und die im Namen des Staatsrats getroffen
werden, die aber nur durch ein eng begrenztes Spektrum des Rates zustande
gekommen sind, zu denen die Mitglieder der Moslembruderschaft zählen, die
versucht, den Staatsrat zu kapern.
https://libyareview.com/?p=6290
https://almarsad.co/en/2020/09/07/members-of-the-state-council-denounce-mishris-monopoly-over-all-decisions/
Bewegung "23.August"
+ 06.09.: Die Volksbewegung "23. August" hat ihre
Anhänger aufgefordert, sich einem friedlichen Protest gegen die schlechten Lebensbedingungen
in Tripolis anzuschließen.
Seit Anfang August kommt es in Tripolis immer wieder zu Protesten gegen die
langanhaltenden Strom- und Wasserausfälle sowie die Finanzierung von syrischen
Söldnern durch die Regierung Sarradsch.
https://www.addresslibya.co/en/archives/58818
+ 06.09.: Die Generalanwaltschaft in Tripolis gab bekannt,
dass Personen, die im Zusammenhang mit Protesten Ende August in Tripolis
inhaftiert wurden, freigelassen werden. Die Festnahmen erfolgten unter dem
Vorwurf des "Aufruhrs", allerdings habe sich dieser Vorwurf nicht
bestätigen lassen. Außerdem hegte der Staatsanwalt den Verdacht, dass die
Verhafteten gefoltert wurden. Es liefen Ermittlungen wegen Entführung und
Folter von Demonstranten.
Ende August fanden in in Tripolis Demonstrationen gegen die sich ständig
verschlechternden Lebensbedingungen statt. Die Demonstranten wurden von
Bewaffneten angegriffen und das Feuer auf sie eröffnet. Das Innenministerium
der 'Einheitsregierung' lehnte die Verantwortung für die Erschießung von
Demonstranten ab und machte „Infiltratoren“ für den Vorfall verantwortlich.
https://www.addresslibya.co/en/archives/58823
'Einheitsregierung'/Milizen/Türkei
+ 06.09.: Der Premierminister der 'Einheitsregierung' Fayez as-Sarradsch ist in Istanbul zu Gesprächen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan eingetroffen. Obwohl über den Inhalt der Gespräche nichts bekannt ist, wird angenommen, dass Sarradsch von Erdogan Handlungsanweisungen für die in Marokko laufenden Gespräche des Hohen Staatsrats mit dem libyschen Parlament bekommt.
https://www.addresslibya.co/en/archives/58816
+ 03.09.: Laut dem Vorsitzenden der syrischen
Beobachtungsstelle für Menschenrechte Abdel Rahman halten sich derzeit hunderte
Söldner in Trainingslagern in der Türkei auf, die im Falle des Zusammenbruchs
des Waffenstillstands nach Libyen überstellt würden.
Nach allgemeiner internationaler Kritik über den Transfer syrischer Söldner
nach Libyen habe die Rekrutierung etwas nachgelassen.
Laut AFRICOM hat die Türkei zwischen April und Juni 2020 mehr als 5.000
syrische Söldner nach Tripolis gebracht. Abdel Rahman: „Der Bericht ist
identisch mit den Berichten der Beobachtungsstelle, die im April über die
Anwesenheit von etwa 10.000 syrischen Söldnern in Libyen sprach, deren Zahl im
Juni auf 15.000 angestiegen war. Jetzt sprechen wir über 18.000 Söldner, die
insgesamt bis letzte Woche nach Libyen gebracht wurden, 6.150 von ihnen sind
inzwischen wieder nach Syrien zurückgekehrt."
https://libyareview.com/?p=6282
Verschiedenes
+ 04.09.: Der Leiter der Hohen Nationalen Wahlkommission
(HNEC) Emad as-Sayeh sagte dass die Kommission noch nicht bereit sei, Wahlen in
Libyen abzuhalten. Das Komitee könne aufgrund fehlender finanzieller
Ausstattung und ungenügender Unterstützung seinen Aufgaben nicht nachkommen.
Das Komitee sehe sich nicht in der Lage, die Wähler über Gesetze, Bedingungen
für die Kandidatur und das Wahlsystem zu informieren.
Überrascht zeigte sich as-Sayeh von der Ankündigung des Premierministers der
'Einheitsregierung' Fayez Al-Sarraj, im kommenden März Wahlen durchzuführen. Er
warf der 'Einheitsregierung' Unfähigkeit vor, die Vorbereitung von Wahlen zu
unterstützen.
https://libyareview.com/?p=6241
+ Sabine Kebir auf Freitag: "Kaum wollte Ägypten
massiv eingreifen, da meldeten sich die USA als Akteur zurück. Die
Tripolis-Regierung steht seither unter Druck"
https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/noch-haelt-die-waffenruhe
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