Dienstag, 15. Juli 2025

 

Kurznachrichten Libyen – 27. Juni bis 3. Juli 2025

5. Juli 2025 / gelanews 

Angespannte Lage in Tripolis: weitere Militärkonzentrationen von Dabaiba-Milizen / Freitagsdemonstrationen werden fortgesetzt / Abdel Moneim al-Mariami: Entführung und mysteriöser Treppensturz / Umlauf illegaler Banknoten in Milliardenhöhe / Explosion auf Öltanker / Libyens maritimes Abkommen mit der Türkei: Streitpunkt mit Griechenland / Sudan: Von Ägypten vermitteltes Treffen zwischen Haftar und Burhan verläuft nicht zufriedenstellend / Angebliche neue forensische Beweise im Fall Lockerbie entpuppen sich als Propaganda

Dabaibas Krieg in Tripolis

+ Die Honoratioren der Stadt Misrata hielten ein Treffen ab mit den Honoratioren der Hauptstadt Tripolis, der Großregion, der Westregion und der Zentralregion. Die Teilnehmer waren sich einig, einen Krieg in der Hauptstadt Tripolis kategorisch abzulehnen und das vom Präsidialrat eingesetzte Komitee für Sicherheits- und Militärmaßnahmen in Tripolis uneingeschränkt zu unterstützen.

+ Das von der Dabaiba-‚Regierung‘ neu gebildete 420. Grenzschutzbataillon begann seinen Einsatz in der Stadt Gharyan, um die Zufahrten zur Stadt zu kontrollieren.

+ Ali Ischtiwi (alias as-Saria), von Dabaiba kürzlich eingesetzter, amtierender Leiter der Kriminalpolizei, forderte die Behörde auf, alle vom früheren Leiter Osama Andschem angeordneten Umgruppierungen einzustellen und einen neuen Hauptsitz zu beziehen.
Die Deterrence Force unter Abdul Rauf Kara weigert sich, die Entlassung von Osama Andschem anzuerkennen.

+ In der Stadt Zawiya wurde am 30. Juni eine große militärische Mobilmachung durchgeführt. Es wird der Marsch auf Tripolis vorbereitet.

+ In einer gemeinsamen Erklärung lehnten alle Präsidentschaftskandidaten einer neuen Einheitsregierung jegliche Form von Krieg oder militärischer Bedrohung gegen die Hauptstadt Tripolis oder eine andere libysche Stadt ab.

+ Die Nationale Institution für Menschenrechte in Libyen äußerte ihre Besorgnis über die militärischen Mobilisierungen in Tripolis und Umgebung. „Wir machen die Dabaiba-‚Regierung‘ und ihren Chef in seiner Funktion als Verteidigungsminister für jegliche Verletzung des Waffenstillstands rechtlich verantwortlich.“

+ Das vom Präsidialrat eingesetzte Komitee für Sicherheits- und Militärmaßnahmen erklärte, alle Streitkräfte angewiesen zu haben, in ihre Hauptquartiere zurückzukehren. Es sei vereinbart worden, alle Häftlinge freizulassen, die während der bewaffneten Zusammenstöße in der Stadt in der vergangenen Zeit gefangen genommen wurden.
Der gemeinsame Sicherheitsplan sei genehmigt und angenommen worden. Die Sicherheitsdirektion von Tripolis sowie die Militärpolizei werden mit der Aufrechterhaltung der Sicherheit und der Durchsetzung der Ordnung in der Hauptstadt beauftragt.
Es werde eine neue Truppe namens Unterstützungstruppe des Sicherheitsdirektorats Tripolis gebildet, bestehend aus der Militärregion Westküste, der 52. Infanteriebrigade, der 444. Kampfbrigade, dem Deterrence Force zur Bekämpfung von Terrorismus und organisierter Kriminalität, dem öffentlichen Sicherheitsapparat und dem Support Apparatus der Direktionen.

+ Rat der Ältesten und Honoratioren der Gemeinde Dschanzur: „Wir lehnen die Teilnahme an Kämpfen zwischen Brüdern ab, unabhängig von deren Ursachen, Motiven oder Parteien. Wir werden alle Maßnahmen ergreifen, um unsere Stadt davor zu schützen, in diese Kämpfe hineingezogen zu werden.“

+ Honoratioren in der Westregion forderten den Präsidialrat auf, die politische Spaltung zu beenden und auf die Bildung einer einheitlichen Regierung hinzuarbeiten.
Das „Nein zum Krieg“ wurde bekräftigt. Sollte der Waffenstillstand gebrochen werden, seien der Präsidialrat, die UN-Mission und die ‚internationale Gemeinschaft‘ dafür verantwortlich.
Alle Stämme und Städte wurden dazu aufgerufen, ihre Söhne aus den Milizen, die die Stabilität und Sicherheit der Hauptstadt bedrohen, abzuziehen. Alle Festgenommenen müssten freigelassen werden.
Setzt die friedlichen Demonstrationen für einen friedlichen Machtwechsel fort!“

+ Es wird befürchtet, dass die USA auf Seiten von Dabaiba in Tripolis eingreifen und ein Angriff auf den Mitiga-Flughafen erfolgt, den die Deterrence Force kontrolliert.

+ Am 3. Juli wurde berichtet, dass inmitten anhaltender angespannter Sicherheitslage weiterhin schwere und mittlere Waffen, Artillerie und Panzer von Misrata nach Tripolis verlegt werden.

+ Mit Panzern und Artillerie beladene Fahrzeuge, die das Logo von Dabaibas Joint Operations Force tragen, bewegten sich von Garabulli in Richtung az-Zatarna.

+ Laut der saudischen Zeitung Ascharq al-Ausat versuche Dabaiba, den Mitiga-Militärstützpunkt von der Deterrence Force (Kommandant Abdel Rauf Kara) zurückzuerobern. In der Hauptstadt Tripolis herrsche Alarmstufe Rot und es werde mobilisiert. Dabaiba und Kara bereiteten sich auf ihre letzte Schlacht vor. Bisher scheiterte Dabaibas Plan, Kara loszuwerden, da die bisherigen Kämpfe mit einem Waffenstillstand beendet wurden.

Protestbewegung

+ Zum Auftakt der Freitagsdemonstrationen zogen am 27. Juni Demonstrationsteilnehmer zum Märtyrerplatz im Zentrum von Tripolis. Sie forderten den Sturz der Dabaiba-‚Regierung‘.

+ Der Oberste Rat der Ältesten und Notabeln Libyens forderte, alle derzeitigen politischen Gremien abzuschaffen und den Sicherheits- und Militärapparat zusammenzulegen. Der vom Präsidialrat eingerichteten Ausschuss zur Integration von Milizenmitgliedern werde unterstützt. Der Generalstaatsanwalt wird aufgefordert, die Gefängnisse zu übernehmen und die Gefangenen vor Gericht zu stellen.
Wir lehnen einen Krieg zwischen den Söhnen Libyens ab.“

+ Die Libysche Stammesunion und der Sozialrat von Suk al-Dschumaa und den vier Distrikten lehnten Krieg in der Hauptstadt Tripolis grundsätzlich ab. Sie forderten die rasche Bildung einer neuen, einheitlichen Regierung.
In Tripolis herrschten Sicherheitschaos und Korruption. Ein Wirtschaftszusammenbruch stehe bevor und staatliche Institutionen fehlten. Es werde befürchtet, dass Libyen erneut in Gewalt abrutschen könnte. Die politische Lage sei festgefahren.
Krieg stelle eine rote Linie dar. Alle Streitkräfte und Milizen müssten sich sofort in ihre Heimatstädte zurückziehen, damit der Boden für eine politische Lösung bereitet wird.
Die libyschen Stämme sollten alle ihre Mitglieder aus den Milizen abziehen.
Die UN-Mission müsse den politischen Prozess beschleunigen, was zur Bildung einer einheitlichen Regierung führen soll, die das Land auf die Wahlen vorbereitet.
Die Organisation des Militärs, der Sicherheitskräfte und der Polizei müsse nach der Regierungsbildung als nationales Projekt erfolgen.

+ Auf dem Märtyrerplatz in Tripolis protestierten Libyer gegen die Ansiedlung von Migranten aus Subsahara-Afrika.

+ Am 2. Juli setzten Demonstranten gegen die Dabaiba-‚Regierung‘ Reifen in Brand und sperrten die Straße vor dem as-Sumud-Tor in az-Zawiya.

+ Der russische Botschafter, Haider Aganin, traf sich mit dem Sozialrat von Suk al-Dschumaa und den vier Vorstädten. Er erklärte, dass die Lösung in Libyen eine libysch-libysche sein müsse. Ein nationaler Konsens und die Bildung einer Einheitsregierung seien der Schlüssel zur Durchführung fairer und transparenter Wahlen.

+ Am 3. Juli rief die Bewegung Wille des Volkes für Freitag, nach dem Nachmittagsgebet, zur friedlichen Demonstration auf. Gefordert wird der Sturz der Dabaiba-‚Regierung‘ und der politischen Gremien. Motto: „Nein zur Regierung der Marionettenspieler! Nein zu allen abgelaufenen politischen Gremien! Nein zur Korruption der Regierung und ihrer Milizen! Nein zum Krieg in Tripolis!“
Die Demonstration richte sich gegen Demütigungen, Entführungen, willkürliche Verhaftungen, grassierende Korruption in staatlichen Institutionen, Machtmissbrauch, die Dominanz der Milizen, das anhaltende politische Chaos und gegen die Mission der Zerstörung in Libyen. „Wir fordern den Rückzug der Milizen aus unserem Land.“

Gefangennahme von Abdel Moneim al-Mariami und sein mysteriöser Sturz

+ Abdel Moneim al-Mariami, der Neffe des rechtswidrig an die USA ausgelieferten Abu Massud al-Mariami, wurde am 1. Juli in der Stadt Sorman entführt. Abdel Moneim war in Begleitung seiner Kinder, die allein in seinem Auto zurückgelassen wurden. Abdel Moneim al-Mariam ist bekannt für seine kritische Haltung gegenüber Dabaiba.
Die Nationale Institution für Menschenrechte in Libyen verurteilte die Entführung und Inhaftierung von Abdel Moneim al-Mariami. Die Täter seien strafrechtlich zu verfolgen und vor Gericht zu stellen. Dafür verantwortlich sei das Innenministerium der Dabaiba-‚Regierung‘.
Es meldete sich der Inlandgeheimdienst und erklärt, Abdel Moneim al-Mariami habe mit einem ausländischen arabischen Geheimdienst korrespondiert. Dies hätte die Sicherheit Libyens bedroht.
Für Vergehen dieser Art könnte die Todesstrafe verhängt werden.
Der Bruder von Abdel Moneim al-Mariami, Nur ad-Din al-Mariami, meldete sich zu Wort und forderte die Sicherheitsbehörden von Sorman auf, die Identität der Entführer seines Bruders preiszugeben. Das Gebiet, in dem Abdel Moneim entführt wurde, stehe unter der Kontrolle der Dabaiba-‚Regierung‘ und ihrer Milizen. Sein Bruder habe an den Demonstrationen in Tripolis teilgenommen und seither habe es Drohungen gegen ihn gegeben.
Teile des Staatsrats verurteilten die Entführung von Abdel Moneim al-Mariami als eklatante Verletzung der Menschenrechte.

+ Am 3. Juli hatte die Generalstaatsanwaltschaft nach einem Verhör beschlossen, Abdel Moneim al-Mariami aus der Haft zu entlassen.
Al-Mariami habe darauf gewartet, von seiner Familie abgeholt zu werden. Er sei nach draußen gegangen und über eine Treppe ins Erdgeschoss gesprungen, wobei er sich so schwere Verletzungen zuzog, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Der Vorfall soll weiter untersucht werden.

NACHTRAG: AM 5. JULI WURDE DER TOD VON ABDEL MONEIM AL-MARIAMI BEKANNTGEGEBEN!
In Tripolis und mehreren Städten im Westen Libyens brachen Unruhen aus. Die Demonstranten beschuldigten die Dabaiba-‚Regierung‘ für den Tod von al-Mariami verantwortlich zu sein.

Al-Mariami wurde am 30. Juni von der libyschen Agentur für Innere Sicherheit in der Stadt Sorman entführt und am 3. Juli an die Generalstaatsanwaltschaft in Tripolis überstellt. 

Krieg / Milizen / Gewalt

+ Die USA führten am 1. Juli laut Itamilradar  vor der libyschen Küste doppelte (Flugzeuge und Drohnen) Geheimdienst-, Überwachungs- und Aufklärungsmissionen durch, um Daten über militärische Aktivitäten und Kommunikation in Libyen zu sammeln.

+ Nachdem ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes im Freihafen von Misrata vom kürzlich von Dabaiba ernannten Leiter des Hafenzollamts, Khaled ad-Dalaa, angegriffen wurde, versammelten sich die Mitarbeiter, um diesen Angriff zu verurteilen. Der Angriff auf ihren Kollegen sei inakzeptabel und verstoße gegen jegliche Rechtsstaatlichkeit.
Es wurde die Entlassung des Leiters des Hafenzollzentrums und die Versetzung seiner Untergebenen, die an dem Angriff beteiligt waren, wegen Amtsmissbrauchs gefordert. Sollten diese Forderungen nicht erfüllt werden, werde ein Sit-in an den Arbeitsplätzen stattfinden und die Arbeiten im Hafen eingestellt.  
Am 4. Juli erklärten Fahrer des Landtransports ihre Solidarität mit den Mitarbeitern in der Freihandelszone Misrata. Es müssten diejenigen zur Rechenschaft gezogen werden, die Hafenangestellte und Sicherheitspersonal angegriffen haben.

+ Die Vereinigung der Jugendlichen und Aktivisten von Tawergha stellte sich gegen die Anweisung des Ältestenrats und des Schura-Rats von Tawergha bezüglich der Rekrutierung der Jugend der Stadt für eine Sicherheitstruppe.

+ Die Deterrence Force veröffentlichte ein Video, in dem das Verschwinden von Abu Adschila al-Habaschi (Kommandeur des al-Aufia-Bataillons) im Jahr 2012 detailliert beschrieben wird. Danach wurde Habaschi in Tripolis entführt und danach dem Rafallah as-Sahati-Bataillon in Bengasi übergeben.

+ As-Siddiq al-Koni (Präsident des Nationalkongresses der Tuareg-Jugend in Libyen) erklärte, dass die Tuareg keine Söldner seien und weder für Dabaiba noch für irgendjemand anderen kämpften. Allerdings gehörten sie zum libyschen Sicherheitsapparat, so wie der Rest der Bevölkerung, ob im Osten, Westen oder Süden.
Es seien auch keine Tuareg in der Azawad-Bewegung in Mali präsent. Libyen habe keine Grenzen zu Mali, die die Azawad-Bewegung nutzen könnte. Anderweitige Berichte hätten zum Ziel, Libyen zu destabilisieren und Chaos zu stiften.

+ In Sorman erfolgte ein Überfall auf das Hauptquartier der Inneren Sicherheit und das Gebäude des Passamtes. Dabei starb ein Polizist und vor dem Sitz des Gemeinderats an der Küstenstraße brannte ein Geheimdienstfahrzeug.

+ Am 2. Juli wurde der Direktor des Nationalen Zentrums für Tiergesundheit, Dr. Abdul Rahman al-Dschubail, vor seinem Büro in Tripolis entführt.

+ Mitglieder des Allgemeinen Sicherheitsdienstes (Kommandant Abdullah at-Trabelsi, Bruder des Innenministers Imad at-Trabelsi) töteten am 3. Juli den jungen Abdullah Mansur an-Naeli.

+ Abdelmadschid at-Tumi starb unter der Folter. Dafür verantwortlich seien Anhänger von Muammar Dawi, Kommandeur des 55. Infanteriebataillons. Die Familie sei informiert worden und habe seinen Leichnam abgeholt.

+ Khalifa Haftar ließ den Tibu-Stammesführer Hassan Musa verhaften, da er befürchtet, der Süden könnte seiner Kontrolle entgleiten. Dazu meinte Africa Intelligence, dass dies zu neuen Spannungen mit den Tibu führen dürfte. Der Haftar-Clan wolle seine Kontrolle über den grenzüberschreitenden Gold-, Drogen- und Menschenhandel aufrechterhalten. Saddam und Khaled Haftar besuchten regelmäßig ihre Truppen im Süden, um ihren Einfluss auf die Stämme im Fessan geltend zu machen.
Musa hatte als Vermittler mit dem tschadischen Präsidenten Mahamat Idriss Déby fungiert und eine Annäherung zwischen ihm und Dabaiba gefördert. Er half auch in Zentrallibyen, als Teil der Petroleum Facilities Guard unter der Führung von Ibrahim Dschathran, die Ölquellen der Region zu sichern. Im Juni 2018 habe er sich Dschathran im Kampf um die Kontrolle über den libyschen Ölhalbmond angeschlossen, der damals unter der Kontrolle von Khalifa Haftar stand.
Die Spannungen mit dem Haftar-Clan wegen der Gefangennahme von Musa gingen soweit, dass  Haftar kürzlich eine wichtige Fraktion des  Aulad Suleyman Stammes, der Haftar lange treu ergeben war, von seinen Streitkräften ausschloss. Dies sei mit dem Sturz von Hassan az-Zadma durch Haftar zusammengefallen und habe die Spannungen im Süden weiter verschärft.

Fußball

+ Die Entscheidung des libyschen Fußballverbands, das Ergebnis des Hauptstadtderbys zwischen al-Ittihad und al-Ahly zu annullieren, da das Spiel nicht zu Ende gespielt wurde, wird vom al-Ittihad Club abgelehnt. Ittihad will Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof (TAS) einlegen.

+ Nach der Entscheidung zur Annullierung des Derbys sperrten al-Ittihad-Fans eine wichtige Kreuzung in Bab bin Ghaschir und verbrannten Reifen.

+ Der Vorstandsvorsitzende von al-Ittihad, Mohammed Ismail, erklärte am 28. Juni, dass er seine Vorstandstätigkeiten ruhen lasse. Seine Aufgaben habe er an das Vorstandsmitglied Abdulghani Madi übergeben.
Mohammed Ismail hatte bei einer verbalen Auseinandersetzung mit einem Ittihad-Fan diesen in den Fuß geschossen.

Politische Gefangene

+ Das Komitee zur Nachverfolgung der politischen Gefangenen der Stämme Warfalla, Gaddadfa, Magarha und Aulad Suleiman forderte, dass bei den Abmachungen zwischen dem Präsidialratsvorsitzenden al-Menfi und ‚Premierminister‘ Dabaiba zur Beendigung der außergerichtlichen Inhaftierungen auch die Fälle ihrer Stammesangehörigen behandelt werden. Alle Fälle müssten unverzüglich bearbeitet werden und auch Gefangennahmen im Jahr 2011 miteinbeziehen.
Namentlich genannt wurde Generalmajor Mansur Dau Ibrahim Mansur (as-Sakt-Gefängnis/Misrata). Mansur werde immer noch gefangen gehalten, obwohl seine Freilassung aus gesundheitlichen Gründen angeordnet worden war. Das Gefängnis von Misrata müsse unter staatliche Aufsicht gestellt werden.
Der politische Gefangene Achmed Ibrahim werde im Tamina-Gefängnis in Misrata festgehalten und war Folter und Misshandlungen ausgesetzt. Auch er befinde sich in einem kritischen Gesundheitszustand.
Ebenso wie Generalmajor Abdullah as-Senussi, der an einer schweren Krebserkrankung leide. Folter und Misshandlungen, die er erlitten hat, erforderten dringenden Handlungsbedarf.
Es liege im Interesse Libyens und seiner Menschen, diese Probleme durch die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen zu lösen, denen vorgeworfen wird, sich während der Invasion Libyens im Jahr 2011 gegen die NATO gestellt zu haben.

Finanzen

+ Der offizielle Kurs für einen USD betrug am 30. Juni 5,50 LYD, unterliegt aber der Wechselkurssteuer; auf dem Schwarzmarkt wird ein USD zu 7,95 LYD gehandelt. Dieser Kursunterschied führt zu Spekulationen.

+ Laut Hossam al-Gamaty (Menschenrechtsaktivist) hat der Haftar-Clan außerhalb des Finanzsystems Geld gedruckt, Dollar abgehoben, illegal Öl verkauft und Einnahmen auf persönliche Konten und den nicht kontrollierten Wiederaufbaufonds transferiert.

+ Die Verbreitung von 3,5 Milliarden Dinar in Form von illegalen Fünfzig-Dinar-Scheinen geht auf das Jahr 2014 und die Aufspaltung der Zentralbank, eine Filiale in Tripolis und eine in Bayda, zurück. Die Filiale in Bayda begann 2018 und 2019 mit dem Drucken und Verteilen großer Mengen libyscher Währung auf russischen Druckmaschinen, obwohl die Bank in Tripolis 2019 vor deren Umlauf gewarnt hatte.
Mit der Vereinigung der beiden Bankfilialen Ende 2022 wurde dieser Banknotendrucklegitimiert“. Ende 2023 gab es zahlreiche Berichte über eine Wiederaufnahme des Banknotendrucks im von Khalifa Haftar beherrschten östlichen Libyen. 2024 kam es zu einer großen Bankenkrise, die im August 2024 mit dem Sturz von Sadiq al-Kebir, dem damaligen Chef der Libyschen Zentralbank, ihren Höhepunkt erreichte.
Die Behörde für Wiederaufbau und Entwicklung stehe im Verdacht, einer der Hauptkanäle zu sein, über die dieses Falschgeld in die Wirtschaft gepumpt wird.
Das Risiko sei groß, dass die Zentralbank die Kontrolle über ihre Währungsemissionen verliert und somit über eine der wichtigsten Grundlagen ihrer Souveränität.
Die Banknoten würden zum Teil in Großbritannien und zum Teil in Russland gedruckt.

+ Der Journalist Achmed Sanussi: „Wir stehen vor einer echten Katastrophe, weil wir nicht wissen, wer unsere Dinar druckt und ausgibt, da diese Dinar später in Dollar umgetauscht werden.“

+ Dschalal al-Gabi (Vulkan der Wut): „Die weltweit größten Wirtschaftsverbrechen wurden von Haftar und seinen Söhnen innerhalb der letzten 10 Jahre begangen.“

Innerlibysche Nachrichten

+ Auf Befehl der Streitkräfte von Khalifa Haftar wurde die Verteilung der Wählerkarten für den zweiten Durchgang der Kommunalwahl in Sebha und Sirte gestoppt. Haftar ließ dort sämtliche Wahllokale durchsuchen. Den dortigen Wahlleitern wurde mitgeteilt, dass keine Kommunalwahlen stattfinden werden.
Dazu Dschalal al-Gabi (Operation Vulkan des Zorns): Haftar hat beschlossen, die Kommunalwahlen zu verhindern, weil er sich der Loyalität der Kandidaten nicht sicher ist. Solange Haftar und seine Söhne präsent sind, solange können in Libyen keine Wahlen stattfinden.
Gewählte Gemeindevertreter in Sebha und Sirte könnten Belqasim Haftar beim völlig unkontrollierten Einsatz der Mittel des Aufbaufonds lästig sein und seine Allmacht begrenzen.

+ Für die Gemeinde Dschanzur wurde die Kommunalwahl so lange ausgesetzt, bis die Wahlbezirke für die Gemeinderäte genehmigt sind.

+ In Misrata wurden Forderungen laut, dass die Dabaiba-‚Regierung‘ geliehene Gelder zurückzahlen müsste. Ansonsten drohe eine Eskalation. Man sei mit der Geduld am Ende.

+ Der ehemalige Bürgermeister von Tadschura, Hussein bin Attia: Der Westen sucht nach einem Stellvertreter, der für ihn in Libyen die Herrschaft übernimmt.
Nun wollten mehrere Parteien beweisen, dass sie sich für diese Aufgabe eignen. Deshalb werde der Versuch, die Gegner zu beseitigen, weitergehen.

+ Die Nationale Institution für Menschenrechte in Libyen verurteilte die Schließung einiger  internationaler Organisationen, die humanitäre und medizinische Hilfe für Binnenvertriebene, Migranten und Asylsuchende leisten.

+ Das Parlament lehnte den präferierten vierten Vorschlag des Beratungsausschusses ab. Es halte das Wahlgesetz des 6+6-Komitees für eine solide Grundlage, um zu einer umfassenden politischen Lösung zu gelangen. Dieser Konsens zwischen Parlament und Staatsrat sollte von der UN-Mission und der ‚internationalen Gemeinschaft‘ unterstützt werden.
Zwischen Parlament und Staatsrat herrsche ein reger Austausch über die Bildung einer neuen Einheitsregierung.

+ Der ehemalige Direktor des Zentrums für die Entwicklung des Gesundheitswesens, Adel ad-Dhib, erklärte, er sei vor zwei Jahren wegen der grassierenden Korruption, insbesondere im Gesundheitssektor, von seinem Amt zurückgetreten. Es würden keine Experten mehr in Führungspositionen gelangen, die Pharmamafia kontrolliere die Entscheidungsträger.

+ Parlamentspräsident Agila Saleh erklärte, dass die Ernennung von Ibrahim Abu Khattala zum stellvertretenden Direktor der Nationalen Antikorruptionskommission null und nichtig sei.

+ Die Nationale Institution für Menschenrechte (NIHR) forderte von Dabaiba, die Aussetzung von Auslandsstipendien rückgängig zu machen. Der Leiter der Verwaltungskontrollbehörde, Abdullah Kaderbuh, wurde aufgefordert, seine Forderung nach einer Einstellung der Auslandsstipendien zurückzunehmen.

+ Der Vorsitzende der Verwaltungskontrollbehörde, Abdullah Kaderbuh, hat beschlossen, eine Reihe von Mitarbeitern der Medical Supply Authority wegen Korruption, Unterschlagung und Fälschung offizieller Dokumente zu suspendieren.

Fluggesellschaften

+ Laut Hossam al-Gamaty (Menschenrechtsaktivist) steht die Fluggesellschaft Afriqiyah Airways kurz vor dem Kollaps. Es gebe keinerlei Rettungsplan und die Verantwortlichen für diese Katastrophe würden nicht zur Rechenschaft gezogen.

+ Aus von Hossam al-Gamaty veröffentlichten Dokumenten geht hervor, dass der zwischen der Afriqiyah Airways und der Versicherungsgesellschaft al-Baraka abgeschlossene Vertrag weder Flugzeugschäden noch Schäden der Passagiere abdeckt.
Libyen drohe ein neues Luftembargo, wenn nicht sofort Maßnahmen zur Behebung dieser katastrophalen Situation ergriffen werden.

+ Die Fluggesellschaft Mid Sky Airlines, die Fauzi al-Maqla, dem Schwager von Saddam Haftar, gehört, erhielt im Juni Akkreditive im Wert von Tausenden von Euro, US-Dollar und Pfund Sterling.

+ Libyen Airlines gab bekannt, dass die meisten ihrer Flugzeuge aufgrund der schweren Schäden, die sie während der bewaffneten Zusammenstöße 2014 am internationalen Flughafen von Tripolis erlitten hatten, fluguntauglich sind. Bis dahin hätte die Flotte aus 26 Maschinen bestanden, im Moment seien nur ein oder zwei Maschinen einsatzbereit und es würden nur noch drei Länder –  Türkei, Ägypten und Tunesien – angeflogen, während es 2010 mehr als zwanzig Destinationen waren.
Der steigende Wechselkurs (Ersatzteile) und höhere Wartungskosten machten es unmöglich, dass die Fluggesellschaft allen seinen finanziellen Verpflichtungen fristgerecht nachkomme.

Erdöl/Erdgas

+ Laut NOC konkurrieren fast alle großen internationalen Unternehmen um 22 Explorationsblöcke im Ölhalbmond im Zentrum des Landes und im Mittelmeer.
Zu den 37 Unternehmen, die Interesse an einer Teilnahme an der öffentlichen Ausschreibungsrunde bekundet haben, gehören das italienische Unternehmen ENI und das US-Unternehmen ExxonMobil. Bis Ende 2025 sollen die Verträge unterzeichnet werden.
Es handelt sich um die erste Gebotsrunde seit 18 Jahren.

+ Auf dem griechischen Öltanker Siosmax, der von TMS betrieben wird, ereignete sich am 30. Juni im Maschinenraum eine Explosion, zwölf Stunden nachdem er den libyschen Hafen von Zueitina verlassen hatte. Der Tanker hatte eine Million Barrel Rohöl geladen. Die Fracht war für Russland bestimmt.
Bisher wurden keine Verletzten oder eine Verschmutzung des Meeres gemeldet.
Laut der britischen Financial Times hätten zunächst alle Hinweise auf die Ukraine als Verantwortliche für diesen Anschlag gezeigt. Es gebe allerdings auch alternative Möglichkeiten.
Reuters führt dazu aus, dass eine Haftmine die Ursache für die Explosion gewesen sein könnte, durch die der Maschinenraum des Tankers vollständig geflutet wurde und das Schiff manövrierunfähig machte. Es konnte jedoch noch Richtung Griechenland geschleppt werden.
Es handelte sich um den fünften Vorfall dieser Art in der Handelsschifffahrt in der Region in den letzten Monaten. Der Vorfall könnte mit geopolitischen Spannungen und dem Druck des Westens auf Russland zusammenhängen. Es sei eine gezielte Bedrohung von Schiffen, die am russischen Ölhandel beteiligt sind.

UN-Mission

+ Die UN-Mission unter Hannah Tetteh sieht sich einer Hetz- und Verleumdungskampagne ausgesetzt und verteidigte ihre Arbeit. Man sei jederzeit bereit, an Dialogen teilzunehmen und die Ansichten der Libyer anzuhören, einschließlich der Forderungen friedlicher Demonstranten.
Die Proteste vor der UN-Mission wurden als eine Verschwörung gegen deren Einigungsbemühungen dargestellt.

+ Koordination der politischen Parteien und Blöcke: Das libysche Volk sei enttäuscht gewesen, dass Hannah Tetteh in ihrem jüngsten Briefing an den Sicherheitsrat keine neuen Ideen und Vorschläge erwähnte, auf die das Volk gewartet hat. Die Ergebnisse der Berliner Konferenz hätten nicht den Erwartungen des Volkes entsprochen, sondern spiegelten die Fortsetzung der Politik wider, die Probleme zwischen internationalen und regionalen Parteien hin und her zu schieben, je nach Interessenlage.
Es würden die Ergebnisse des Beratungsausschusses unterstützt. Der Kreis der Teilnehmer am politischen Prozess müsse auf nationale Kräfte und politische Parteien ausgeweitet werden, um dem Prozess die Legitimität des Volkes und der Gesellschaft zu verleihen.

+ Der Parlamentsabgeordnete Ali at-Takbali: Hana Tetteh folgt dem Weg ihrer Vorgänger, ohne den Kern der Libyenkrise wirklich zu durchdringen.
Was heute erforderlich wäre, sei die Bildung einer starken Regierung, die in der Lage ist, die Sicherheit wiederherzustellen und die Stagnation zu beenden. Alle UN-Gesandten seien nach Libyen gekommen, um die Interessen der herrschenden Klasse zu vertreten und nicht, um die Hoffnungen der Bevölkerung zu erfüllen. Das libysche Volk wolle die politischen Machthaber loswerden, doch die UN-Mission trage zur Verlängerung der Krise bei, indem sie die Situation managt, anstatt sie zu lösen.

+ Al-Arab: Es besteht eine tiefe Vertrauenskrise, die den politischen Prozess des Landes erfasst hat. Immer mehr Menschen forderten den Abzug der UN-Mission und den Sturz der Dabaiba-‚Regierung‘.

+ Währenddessen verteidigte Hannah Tetteh den vom Beratungsausschuss vorgeschlagenen Weg. Man habe mit internationalen und regionalen Organisationen zusammengearbeitet, um eine einheitlichere und unterstützende Haltung der wichtigsten internationalen Akteure zu erreichen und so eine politische Lösung voranzutreiben.
Das jüngste Treffen in Berlin sei ein starkes Signal gewesen, dass die internationale Gemeinschaft eine von Libyen geführte Lösung unterstützt. Der Fahrplan, den derzeit fertiggestellt wird, werde dem Sicherheitsrat vorgelegt, dessen Billigung seine Legitimität stärken könne. Die Konsensbildung brauche Zeit.
Tetteh sagte auch, dass die Verantwortlichen für die Angriffe auf Zivilisten in Tripolis oder für die Behinderung des politischen Prozesses zur Rechenschaft gezogen werden müssten.

+ Die Partei Stimme des Volkes forderte den UN-Generalsekretär auf, die Tätigkeit der UN-Mission in Libyen zu überprüfen. Hannah Tetteh habe keine echten Dialoge geführt, sondern sich nur mit vorab ausgewählten Gruppen getroffen und eine systematische Politik der Ausgrenzung verfolgt.

+ Saad bin Scharada (Staatsrat) verwies auf das fertige Wahlgesetz und die feststehende Verfassung. Doch die UN-Mission wolle weder die Exekutive vereinheitlichen noch nationale Wahlen abhalten, denn sie sei lediglich Empfehlsempfänger der Großmächte.
Die UN-Mission lehne jegliche Lösung auf libyscher Basis ab und sei das eigentliche Problem.

+ Laut der Zeitung al-Arab ist die chaotische Situation in Libyen seit 2011 das Ergebnis schwerer Fehler ausländischer Akteure, die auf der Grundlage von Medienberichten, die sich als erfunden herausstellten, überstürzt militärisch intervenierten. Hannah Tetteh sollte ihre Einschätzung überdenken, bevor sie denselben Weg wieder einschlüge, den ihre Vorgänger gingen, und der nichts als Enttäuschung, Versagen und Ohnmacht hervorrief –  Begriffe, die zur Kennzeichnung der UN-Mission in Libyen geworden seien.
Die Vereinten Nationen hätten sich nie mit den wirklichen Fragen befasst, wie die anhaltende Verbreitung von Waffen außerhalb staatlicher Kontrolle, den Einsatz von Warlords in Sicherheits-, Militär- und politischen Entscheidungspositionen und die beispiellose Plünderung öffentlicher Gelder.

Streit um maritime Wirtschaftszonen

+ Auch die EU ist in den Streit um die Seegrenzen der Türkei und Griechenlands verwickelt. Das türkische Außenministerium erklärte, dass die Aussagen der EU zum Seeverkehrsabkommen mit Libyen nicht dem Frieden und der Stabilität in der Region dienten. Die Türkei werde niemals zulassen, dass die Interessen der Türkei verletzt werden. Die EU sollte ihre Mitgliedstaaten [damit dürften insbesondere Griechenland, aber auch Malta und Zypern gemeint sein] dazu aufrufen, sich an das Völkerrecht zu halten. Die Türkei werde ihre legitimen Rechte und Interessen im östlichen Mittelmeerraum weiterhin entschieden verteidigen.

+ Der Chef der Parlaments-‚Regierung‘, Osama Hammad, wies jede Infragestellung der Legitimität der Abkommen mit befreundeten Ländern durch griechische Beamte zurück. Die libysch-türkische Zusammenarbeit erfolge im Einklang mit dem Völkerrecht und verletze nicht die Souveränität irgendeines Landes.

+ Al-Arab erklärte, dass die Entscheidung der Hammad-‚Regierung‘, das Abkommen zur Festlegung der Seegrenze zu akzeptieren, weniger von nationaler Einheit als vielmehr von einem eskalierenden Chaos in Libyen zeuge.
Durch die Zustimmung des östlichen Libyens zu diesem Seerechtsabkommen erhalte die Türkei eine größere rechtliche und politische Legitimität für ihre maritimen Aktivitäten. Kairo dürfte sich für einen pragmatischen, mehrdeutigen Ansatz entschieden haben, insbesondere nach der Versöhnung mit Ankara und der Beilegung der Spannungen. Somit wäre Griechenland der größte politische Verlierer im östlichen Mittelmeerraum.
Die Position Griechenlands werde sich deutlich verkomplizieren, nachdem das Land seine Strategie auf ein starkes Bündnis mit Ägypten zur Abwehr des türkischen Einflusses aufgebaut hat.
Der allergrößte Verlierer dürfte allerdings das libysche Nationalprojekt sein, das auf Stabilität und einheitliche Souveränität abzielt. Zwischen den beiden libyschen Regierungen werde es zu Rechts- und Handelsstreitigkeiten kommen, wenn türkische Unternehmen auf Grundlage dieses Abkommens mit der Öl- und Gasförderung beginnen.

+ Der griechische Außenminister wird in Kürze nach Tripolis und Bengasi reisen, um die Positionen der Abgeordneten zur Abstimmung über das türkische Abkommen direkt zu beeinflussen.
Parlamentspräsident Agila Saleh stehe zum einen unter starkem Druck der italienischen, griechischen und französischen Seite, die ihn von der Ratifizierung des libysch-türkischen Seeverkehrsabkommens versuchten abzubringen, zum anderen unter Druck von Khalifa Haftar, der eine Zustimmung zum Abkommen beschleunigen möchte.

+ Da die Diplomatie scheiterte, habe Griechenland in kretischen Gewässern mit der Exploration ohne die Zustimmung einer der beiden libyschen Regierungen begonnen. Dies sei letztlich eine Folge der Besorgnis des Landes über die Kontrolle der Türkei über die Ölressourcen im östlichen Mittelmeer.

Sudan

+ Das italienische Institut für internationale Angelegenheiten warnte vor schwerwiegenden Folgen für die Sicherheit Libyens, nachdem die Miliz der Rapid Support Forces die Kontrolle über das Dreiländereck übernommen hat, einem Knotenpunkt für Treibstoff- und Waffenschmuggel sowie illegale Einwanderung. Historisch gesehen unterliege diese Grenzregion keiner vollständigen staatlichen Kontrolle, habe eine lange Geschichte illegaler Aktivitäten und sei einer der größten Brennpunkte der Instabilität in der Sahelzone.

+ Laut der Sudan Tribune wollen die Rapid Support Forces (RSF) zur Unterstützung ihrer Operationen im Inneren des Sudan die Flughäfen im Süden Libyens, wie Kufra und Sebha, zu logistischen Zentren ausbauen. Das Dreiländereck verfüge über enorme natürliche Ressourcen wie Eisen, Kupfer und Uran und sei die wichtigste Schmuggelroute zwischen dem Sudan und Libyen.

+ Laut al-Arab spiegelte das Treffen des ägyptischen Staatschefs Sisi mit Khalifa Haftar und seinen Söhnen in el-Alamein die Besorgnis Kairos über dessen Verbindungen zu den Rapid Support Forces von Dagalo (alias Hemeti) wider. Das Treffen sei die erste öffentliche Intervention wegen des Konflikts im Dreiländereck mit dem Sudan gewesen. Die Zusammenarbeit zwischen Haftars Streitkräften und der RSF beeinträchtige Ägyptens Interessen.
Ägypten müsse in anderen Fragen weiterhin mit Haftar zusammenarbeiten, etwa bei der Demarkierung der Seegrenzen und der Sicherung von Handelswegen und Kontrolle von Schmuggelrouten.
Die sudanesische Regierung unter al-Burhan habe Sisi aufgefordert, den Druck auf Haftar zu erhöhen, die Aktivitäten seiner Einheiten in Südlibyen einzuschränken und die Unterstützung der Rapid Support Forces einzustellen. Al-Burhan habe von Ägypten die Antwort erhalten, dass es sich für die Einheit und Stabilität des Sudans einsetze und sich nicht in interne Konflikte einmische. Kairo habe bereits begonnen, seine Position im Sudan zu überprüfen. Man beginne, sich regionalen Initiativen zur Bildung einer zivilen Übergangsregierung zu öffnen.

+ Laut Middle East Eye warf der sudanesische General Abdel Fatah Burhan in Kairo Khalifa Haftar Unehrlichkeit vor. Das Treffen sei nicht gut verlaufen, der ägyptische Präsident as-Sisi, der vermitteln wollte, sei unzufrieden.
Die ägyptische Regierung habe separate Fotos von Präsident Sisi veröffentlichte, der sich im selben Raum zunächst mit der libyschen und dann mit der sudanesischen Delegation traf. Dies unterstreiche die Brisanz dieser Gespräche.
Ägypten unterstütze sowohl Burhan, der einen erbitterten Krieg gegen die paramilitärischen RSF führt, als auch Haftar, der das östliche Libyen kontrolliert.
Haftar, der von einem seiner Söhne begleitet wurde, habe die Vorwürfe bestritten, doch al-Burhan bezichtigte ihn der Lüge; die Sudanesen hätten Beweise für seine Beteiligung am Waffenschmuggel für die RSF.
Ägyptische Beamte machten Saddam Haftar für den Angriff im Dreiländereck verantwortlich.

+ Laut dem sudanesischen Autor Azmi Abdel Razek hat Haftar alle verraten und das Abkommen verletzt, das die Aufstellung einer gemeinsamen Truppe zwischen dem Sudan, Ägypten und Libyen zur Sicherung des Dreiländerecks vorsah. Haftar sei es nicht gelungen, ein ähnliches Image wie Gaddafi aufzubauen, den er vergeblich zu imitieren versuche.

+ Laut al-Dschazira hat das Bündnis zwischen Haftar und Dagalo (alias Hemeti) RSF ein weit fortgeschrittenes Stadium der Koordinierung, gemeinsamer Offensivoperationen und der Auswahl militärischer Ziele erreicht. Es stelle sich die unausweichliche Frage, für wessen Nutzen Haftar arbeite, wenn nicht für den von Israel.
Haftar sei gezwungen, sich auf Szenarien einzulassen, die auf die Zerschlagung des sudanesischen Staates abzielten. Gleichzeitig verfolge er seinen persönlichen Ehrgeiz, nutze das Sicherheitsvakuum aus, um seinen Einfluss in der Region zu vergrößern.
Haftar sei maßgeblich an der Anheizung des sudanesischen Konflikts beteiligt. Seit seinem Putschversuch und dem Scheitern, libysches Territorium gewaltsam zu unterwerfen, stütze er sich auf sudanesische Rebellenbewegungen, die ihm halfen, die Kontrolle über die Ölfelder zu übernehmen. Der Konflikt in dieser Region ziehe Libyen in externe Kriege hinein und verschärfe die inneren Sicherheitskrisen weiter.

Das Lockerbie-Attentat

+ Laut dem britischen Express hätten schottische Forensiker mittels einer neuen Technik eine DNA aus der Tasche extrahiert, die die Bombe für das Lockerbie-Attentat vor 37 Jahren enthielt.  Der Beweis stamme aus der Innenseite des Gepäckfutters und einem im Koffer versteckten Regenschirm
Der Libyer Abu Adschila Massud al-Mariami wurde von Dabaiba unrechtmäßig an die USA ausgeliefert und wird dort des Bombenbaus beschuldigt. Im April 2026 soll in den USA der Prozess gegen ihn beginnen. Es soll untersucht werden, ob die DNA-Probe Abu Agila zuzuordnen ist.
Abu Adschila al-Mariami weist alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Sein Verteidigerteam argumentiert, dass das Geständnis, auf das sich die Anklage stützt, in einem libyschen Gefängnis erzwungen wurde. Der über 70-jährige al-Mariami befindet sich wegen seines schlechten Gesundheitszustand in den USA in einer Klinik.

+ Dazu kommentierte IntelToday, dass diese angeblichen DNA-Beweise den in den USA anstehenden Lockerbie-Prozess gegen Abu Adschila Massud al-Mariami endgültig zu einer Seifenoper machten. Einige sogenannte „Lockerbie-Experten“ – einschließlich ehemaliger FBI-Beamter – hätten die jüngsten „DNA-Beweise“ als großen forensischen Durchbruch gefeiert. Doch davon könne keine Rede sein, denn dieser „Beweis“ sei nicht einmal gerichtsfähig. Dies sei Teil eines langjährigen Musters von Ungereimtheiten und forensischen Taschenspielertricks, die den Lockerbie-Fall von Anfang an zugrunde lagen.
Schon der Lockerbie-Prozess 1989 gegen den Libyer al-Megrahi sei eine einzige Farce gewesen. Der damalige Fachmann Allen Feraday sei völlig unqualifiziert gewesen und hätte niemals als Forensik-Experte aussagen dürfen, da er dafür keine Qualifikation vorweisen konnte. Im Jahr 2005 erklärte der Lord Chief Justice unmissverständlich, dass es Feraday nicht erlaubt sein sollte, sich als Experte zu präsentieren.
Der schwarze Regenschirm habe 1989 keinen Sinn gemacht, und mache jetzt noch weniger Sinn. Auch das angebliche Kofferfutter stamme nicht aus einem – angeblich für den Transport der Bombe verwendeten – Samsonite-Koffer – so die Herstellerfirma.
Keine DNA-Rhetorik könne eine nicht funktionierende Beweiskette reparieren oder kompromittierte Artefakte rückwirkend authentifizieren. Dies sei kein forensischer Fortschritt, sondern forensische Propaganda – ein weiterer Versuch, ein unstimmiges Narrativ zu retten.
Was einst als einer der größten Terrorismusprozesse in der modernen Geschichte angekündigt wurde, ist jetzt einer Parodie gefährlich nahe – eine legale und forensische Tragödie, an der seit Jahrzehnten gestrickt wird“.

Siehe auch: Dokumente, die Megrahis Unschuld beweisen, werden nicht freigegeben. Dennoch entlarven neue Ermittlungen die Verurteilung von Megrahi als „spektakulären Justizirrtum“. https://gela-news.de/lockerbie-neues-berufungsverfahren

Libyen und das Ausland

+ USA. Das libysche Parlament lehnte die Aufnahme von abgeschobenen Migranten aus den USA ab. Dieser Versuch stelle einen Angriff auf die nationale Souveränität und einen schweren Verstoß gegen alle diplomatischen und rechtlichen Gepflogenheiten dar. Libyen damit zu belasten sei von der us-amerikanischen Regierung unverantwortlich.

+ USA. Laut Monthly Review wollten die USA als Teil eines 2002 begonnenen Plans zur Neugestaltung der Region im Sinne ihrer imperialen Interessen Gaddafi loszuwerden. Dazu
musste der US-Imperialismus konfessionelle Spaltungen fördern und den Widerstand der Bevölkerung brechen. Heute herrsche in Libyen Armut und Chaos, denn zwei Jahrzehnte der Aggression und Sabotage durch die USA haben zu einem schrecklichen Niedergang der gesamten Region geführt.

+ USA. Stephanie Williams, ehemals UN-Sonderbeauftragte für Libyen, hat das Buch „Libyen seit Gaddafi: Die Erfahrungen der Vereinigten Staaten in Libyen“ verfasst. Darin werde bestätigt, dass ein Regimewechsel nicht zu politischer Stabilität führt. Die Libyer hätten die gegen die Gaddafi-Regierung verhängten UN-Sanktionen verabscheut, und mit dem UN-Mandat für die NATO-Intervention im Jahr 2011 habe dieser Unmut zugenommen. Das anschließende Versagen der UNO, nach 2011 für politische Stabilität in Libyen zu sorgen, hat die Verachtung der Libyer gegenüber der UNO weiter verstärkt. Die UN-Mission sei mit unrealistischen Erwartungen hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit und weitverbreiteter Feindseligkeit konfrontiert.

+ IStGH. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) bestätigte, dass Dabaiba in einem offiziellen Schreiben der Verlängerung der Ermittlungen bis 2027 zustimmte. Es geht dabei um Verbrechen, die von 2011 bis Ende 2027 in Libyen begangen wurden bzw. werden. „Wir erkennen die Zuständigkeit des Gerichtshofs hinsichtlich der genannten Verbrechen an und werden ohne Verzögerung oder Ausnahme uneingeschränkt mit dem Gerichtshof zusammenarbeiten.“ Das Schreiben wurde auf der offiziellen Website des Gerichtshofs veröffentlicht.
Entgegen dem Inhalt dieses Schreibens bestritt die libysche Botschaft in Den Haag, dass die Dabaiba-‚Regierung‘ auf die Zuständigkeit der libyschen Justiz zugunsten des Internationalen Strafgerichtshofs verzichtet hat

+ IStGH/Italien. Die Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofs hat ein 14-seitiges Dokument veröffentlicht, in dem die Begründungen der italienischen Regierung für die Freilassung von Osama Nadschim widerlegt werden. Nadschim war der ehemalige Leiter des berüchtigten Mitiga-Gefängnisses nahe Tripolis.
Der IStG hatte am 25. Juni die Auslieferung Osama Nadschims mit Schreiben an Mohammed al-Menfi und Abdelhamid Dabaiba gefordert.
Der IStGH stellte unmissverständlich klar, dass die Freilassung von Osama Nadschim eine politische Entscheidung Italiens war, welche Gesetze missachtete.

+ Griechenland/EU. Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis erklärte bei einem Treffen mit dem EU-Kommissar für Inneres und Migration, Magnus Brunner, dass die libyschen Behörden im östlichen Libyen Maßnahmen ergreifen müssten, um den Zustrom von Migranten nach Griechenland zu begrenzen.

+ Weißrussland. Der Premier der Parlaments-‚Regierung‘, Osama Hammad, besuchte mit einer hochrangigen Militär- und Wirtschaftsdelegation am 1. Juli Weißrussland. Danach gab seine ‚Regierung‘ bekannt, dass sie eine Reihe strategischer Abkommen mit Weißrussland unterzeichnet hat, darunter die Instandhaltung des Hafens von Tobruk und den Bau einer neuen Ölraffinerie.

+ Türkei. Das türkische Verteidigungsministerium gab bekannt, dass drei Militärdelegationen aus dem östlichen Libyen zu Ausbildungs-, Unterstützungs- und technischen Beratungszwecken die Türkei besuchen werden.

+ Weißrussland. Laut AgenziaNova werden etwa 400 Soldaten und Offiziere von Haftars Streitkräften in Weißrussland militärisch ausgebildet. Für Bürger aus Weißrussland entfällt die Visumspflicht.

+ Katar. Abdul Hakim Belhadsch, Anführer der LIFG (Libyan Islamic Fighting Group) wurde zur Hochzeit von Mohammed, dem Sohn von Ali as-Sallabi, nach Katar eingeladen. (Foto)

Weitere Nachrichten aus Libyen

+ Laut WHO sei wegen des nicht endenden Konflikt die lebenswichtige Infrastruktur in Libyen komplett am Zusammenbrechen. Die medizinische Versorgung funktioniere nicht mehr, insbesondere für gefährdete Gruppen und Patienten mit chronischen Krankheiten.

+ Eltern von Mukoviszidose-Patienten reichten beim Generalstaatsanwalt Beschwerde ein, da ihre Kinder keine ausreichende Behandlung erfahren.

+ Im Süden Libyens breiten sich rasch Brände aus. Es fehlt an Löschfahrzeugen und Ausrüstung zur Brandbekämpfung.

+ Die Staatsanwaltschaft ordnete die Inhaftierung des Universitätspräsidenten wegen Korruption an.

+ Die Staatsanwaltschaft ordnete die Inhaftierung eines Mitarbeiters der Hauptfiliale der Commercial Bank wegen Korruption an.

+ Die Staatsanwaltschaft ordnete die Inhaftierung des Generaldirektors, des Finanzkontrolleurs und des Lagerverwalters des Zentrums für Lehrplan- und Bildungsforschung wegen Veruntreuung an.

+ Laut dem Global Peace Index 2025 hat Libyen zusammen mit dem Libanon, Palästina und dem Irak, weltweit das schlechteste Friedensniveau. Danach folgen Somalia, Syrien, Jemen und der Sudan.

+ Im Weltgesundheitsindex 2025, der das Engagement der Länder für die Gesundheit der Bevölkerung misst, rangiert das Land auf Platz 116 von 197 Ländern.
Es liegt damit hinter Südafrika (113), Marokko (106), Algerien (74) und Tunesien (68).

Videos

+ Video Great Man Made River: https://x.com/AHMEDGADDAFADAM/status/1938993910539313262

+ Video Prähistorische Felszeichnungen:
Felszeichnungen, die Boote in der libyschen Sahara zeigen, aus einer Zeit, als in der Sahara noch große Seen/Meer vorhanden waren, wovon auch noch viele Fossilien zeugen. Und es findet sich dort auch versteinertes Holz.
https://www.instagram.com/reel/DLf3BpFzwfK/?igsh=NHlxNmFjYzExbHln

 

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