Dienstag, 15. Juli 2025

 

Saif al-Islam Gaddafi: In der MENA-Region ist Israel der größte Verlierer

7. Juli 2025 / gelanews 

Am 7. Juli 2025 fand sich auf dem X-Account „saifqaddafi“ eine bemerkenswerte Stellungnahme zur aktuellen Situation der MENA-Region, die auch von LibyaPress veröffentlicht wurde.

Saif al-Islam Mummar Gaddafi postete:

Der verstorbene Führer Muammar Gaddafi sagte mir einmal, die USA würden niemals einen umfassenden Krieg oder eine größere Konfrontation mit dem Iran beginnen, wie sie es im Irak, in Afghanistan oder in anderen Ländern taten. (Dies bezieht sich auf einen großen Krieg oder eine massive militärische Invasion, nicht auf die jüngsten begrenzten Luftangriffe.)

 Henry Kissinger machte nur wenige Monate vor seinem Tod eine recht denkwürdige Aussage: „Es stehen Ereignisse bevor, die die Landkarte des Nahen Ostens neu gestalten werden.“ Diese Aussage erregte damals keine Aufmerksamkeit und auch heute erinnert sich kaum jemand daran. Allerdings hörten wir dieselben Worte vor kurzer Zeit auch von Netanjahu.

 Die jüngsten Entwicklungen vervollständigen das Bild. Dabei sind folgende Punkte bedeutsam: 

  1. Der Iran ist zur Atommacht geworden. Diese Sache ist geklärt. Das habe ich bereits 2008 während einer Sitzung des Council on Foreign Relations in New York gesagt. Dort bemerkte ich unverblümt: „Ihr müsst lernen, mit einem nuklear bewaffneten Iran zu leben.“ Und genau das ist passiert. 
  1. Israel ist der größte Verlierer in der Region. Das heißt nicht, dass es besiegt ist. Aber zum ersten Mal in seiner Geschichte hat Israel die USA um direkte Unterstützung gebeten, zuerst gegen die Hisbollah, dann gegen den Jemen und schließlich gegen den Iran. Dies ist in der Geschichte von Israels Kriegen beispiellos. Natürlich verfügt Israel noch immer über elitäre Fünf-Sterne-Militär- und Geheimdienstinstitutionen; sie bleiben die Säulen seines Überlebens.
    Doch die Politiker des Landes ähneln mittlerweile ihren arabischen Kollegen. Wie das Sprichwort sagt: „Wer unter einem Volk lebt, wird einer von ihnen.“ Die Ära von Ben Gurion, Golda Meir und Begin ist vorbei. Damals brachte jeder Krieg, den Israel führte, am Ende strategische Vorteile, von denen es – anders als bei den jetzigen Konfrontationen – bis heute profitiert. Aktuell kämpft Israel nur noch darum, seine politischen Führer an der Macht zu halten und sie vor Strafverfolgung zu schützen, und nicht mehr zur Durchsetzung seiner strategischen nationalen Interessen.
    Ein weiteres Zeichen dafür, dass Israel nicht mehr dasselbe Israel ist, und dass sich auch seine Feinde verändert haben, ist sein beschämendes Versagen im Gazastreifen. Trotz aller brutalen Massaker flohen die Palästinenser nicht in die Nachbarländer, wie sie es 1948 und 1967 taten. Die Hamas kontrolliert weiterhin den Gazastreifen.
    Die Hisbollah konnte sogar – trotz allem, was sie ertragen musste – den Vormarsch Israels im Südlibanon stoppen und verschwand nicht. Im Gegenteil, sie baut sich neu auf, um stärker, kämpferischer und intelligenter als je zuvor zurückzukehren, angeführt von einer neuen Generation junger Kommandeure, die die Welt erst noch kennenlernen wird.
    Was die Konfrontation Israels mit dem Iran betrifft, genügt es, Folgendes zu sagen: Bilder der Zerstörung, wie wir sie aus Gaza, Syrien, dem Irak und dem Libanon kennen, sehen wir jetzt in Israel selbst. Und das geschieht zum ersten Mal. 
  1. Der Anfang des Krieges mit dem Iran wurde vielleicht auf Hebräisch geschrieben, aber das Ende wird auf Persisch sein. 
  1. Sollte der Iran jemals auf den Schoß der USA zurückkehren, wie einst unter dem Schah, würde er erneut zum „Golfpolizisten“ werden und zusätzlich den Irak, die Levante und den Jemen überwachen. Was viele nicht wissen, ist, dass die US-Amerikaner und insbesondere die Juden eine einseitige Liebesbeziehung mit dem Iran haben.
    Es ist der Iran, der sich weigert, wieder in sein früheres Bündnis mit Israel und den USA einzutreten. Für die USA ist der Iran einer der geopolitisch wichtigsten Staaten der Region.
    Die geschichtlichen Wurzeln der Zuneigung der Juden zum Iran reichen bis in die Zeit des babylonischen Exils zurück. (Der Iran ist tatsächlich das einzige Land im Nahen Osten, in dem die Juden nie verfolgt wurden und aus dem sie bis heute nie in Massen ausgewandert sind.) 
  1. Der größte Gewinner ist Donald Trump. Er ist jetzt der „Held des Krieges und der Held des Friedens“. 
  1. Was die Türkei betrifft, so ist ihre Zeit gekommen. Der Moment, in dem die Regeln des Sykes-Picot-Abkommens zu bröckeln beginnen, naht – wie es einmal der US-Botschafter in Ankara formulierte. 

Saif al-Islam Muammar Gaddafi

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Dem Text war eine kurze Notiz angeschlossen, in der Saif al-Islam Gaddafi den Lesern versichert, dass die Dinge in Libyen auf einem guten Weg sind.

 A. Gutsche

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