Kurznachrichten Libyen – 06.02. bis 12.02.2023
Nur die politische Macht in Libyen ist gespalten, nicht die libysche Bevölkerung. Die Libyer im Westen, Osten und Süden des Landes sind vereint in überbordender Frustration über die politischen, wirtschaftlichen und sicherheitsrelevanten Zustände im Land und wie sie unter den geopolitischen Anmaßungen ausländischer Staaten zu leiden haben. Das Land verkommt immer mehr, die Korruption stinkt zum Himmel. Die Forderungen der politischen Player im In- und Ausland, Wahlen abzuhalten, ist eine Hinhaltetaktik, die keiner mehr ernst nimmt.
Milizen im westlichen Libyen
+ 05.02.: Erdöl-/Erdgasförderung. Eine große Anzahl
bewaffneter und gepanzerter Autos versammelte sich vor Melitta und al-Ras.
https://twitter.com/MstrMax11/status/1622233112594841600
+ 06.02.: Milizenkämpfe. Bei bewaffneten
Auseinandersetzungen in az-Zawiya wurden zwei Menschen getötet.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1622506088007364608
+ 09.02.: Milizenkämpfe. In der Region Tadschura (östlich
von Tripolis) brachen heftige Kämpfe zwischen Milizen aus, die zur Sperrung der
Hauptstraßen und zur Schließung des Flughafens führten. Auslöser war die
Ermordung eines Mitglieds der Sabrija-Miliz (gehört dem Präsidialrat an). Es
kam zu einem massiven Aufmarsch von Militärfahrzeugen und Kämpfern auf beiden
Seiten.
https://libyareview.com/31766/clashes-erupt-in-libyan-capital/
+ 12.02.: Milizen/Gewalt. Ein junger Libyer namens Hassan
an-Nakb wurde im Hauptquartier der al-Qassab-Miliz nahe der Raffinerie von
az-Zawiya getötet. Er soll gefoltert worden sein.
https://libyareview.com/31827/man-tortured-killed-by-militia-in-west-libya/
+ 11.02: Straßenblockade. Milizen sperrten die Straße
zwischen ad-Dafiniyah und Misrata. Von der Dabaiba-‚Regierung‘ wurden
ausstehende Zahlungen gefordert.
https://libyareview.com/31811/armed-groups-block-dafiniyah-misrata-road/
+ 06.02.: Terror. Quellen bestätigen die Festnahme von etwa
20 Studenten der Technischen Hochschule in Tripolis wegen des Verdachts, einer
aus dem Ausland unterstützten terroristischen Gruppierung anzugehören.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1622847126215528449
Innerlibysche Politik
+ 06.02.: Wahlkommission/Hoher Staatsrat (HSC).Die
Kandidaten der Bruderschaft, die über die Vorschlagsliste des Hohen Staatsrats
und deren Vorsitzenden Khaled al-Mischri in die Hohe Wahlkommission gehievt
werden sollen, um das Wahlergebnis zu kontrollieren bzw. zu manipulieren,
wurden benannt.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1622292881032478722
+ 09.02.: Staatsrat (HSC). Der HSC wird die Liste mit den
jeweils sieben Kandidaten des Staatsrats zur Stellenbesetzung der Hohen
Wahlkommission, des Rechnungsprüfungsamts, des stellvertretenden Leiters der
Libyschen Zentralbank (CBL), des stellvertretenden Leiters der
Antikorruptionsbehörde und der Verwaltungskontrollbehörde an das Parlament zur
Prüfung weiterleiten. Dieses kann Namen auswählen oder verwerfen sowie seine
eigenen Nominierungen vornehmen. Die Liste des Parlaments geht dann zurück an
den HSC.
https://www.libyaherald.com/2023/02/high-state-council-approves-sovereign-positions-shortlist/
Man darf gespannt sein, ob sich HSC und Parlament jemals auf eine
gemeinsame Liste einigen.
+ 07.02.: Parlament/Verfassungsgrundlage. Das Parlament hat
die 13. Änderung der im August 2011 veröffentlichten verfassungsrechtlichen
Grundlage mit 34 Artikeln zum libyschen Regierungssystem einstimmig angenommen.
Gemäß Artikel 1 besteht das Regierungssystem aus einer Legislative mit zwei
Kammern und einer Exekutive mit einem direkt vom Volk gewählten Präsidenten an
der Spitze.
Die Legislative soll Nationalversammlung heißen und sich aus einem Parlament in
Bengasi und einem Senat in Tripolis zusammensetzen. Die Exekutive soll ein
Präsident leiten, der direkt vom Volk gewählt wird und der für die Ernennung
und Entlassung des Premierministers zuständig ist. In Artikel 31 ist
festgelegt, dass die Wahl der Nationalversammlung und des Präsidenten innerhalb
von höchstens 240 Tagen nach der Verabschiedung der Wahlgesetze stattfinden
muss. Zur Vorbereitung des Referendums und der Wahlgesetze soll ein zwölfköpfiger
Ausschuss gebildet werden, dem sechs Mitglieder des Parlaments und sechs
Mitglieder des Hohen Staatsrates angehören. Für die endgültige Verabschiedung
ist eine Zweidrittelmehrheit der Mitglieder jeder Kammer erforderlich.
Wenn der Ausschuss die Verfassungsgrundlage verabschiedet hat, soll das
Parlament darüber abstimmen, jedoch ohne Möglichkeit, Änderungen anzubringen.
Es soll hinzugefügt werden: „Sollten die Präsidentschaftswahlen aus irgendeinem
Grund nicht abgehalten werden können, werden alle damit verbundenen Verfahren
als null und nichtig betrachtet“.
In dem Entwurf werden auch die Bedingungen für die Kandidatur und die Wahlen
für diese beiden Kammern festgelegt.
https://en.alwasat.ly/news/libya/388080
Man darf gespannt sein, ob mit dem Staatsrat eine Einigung über den
Verfassungsentwurf gefunden werden kann. Der Staatsrat wurde von ausländischen
Kräften installiert, um der Moslembruderschaft in Libyen trotz ihres
Wahldebakels 2014 weiterhin politisches Gewicht zu verleihen und verfügt über
keinerlei demokratische Legitimation. Sowohl Parlament als auch Staatsrat
dürften nicht an der Abhaltung von Wahlen interessiert sein, da sie dadurch
ihren politischen Einfluss und Status verlieren würden.
+ 09.02.: Moslembruderschaft. In der libyschen
Moslembruderschaft soll es seit dem Tod von Ibrahim al-Mounir Streitigkeiten um
die Führungsnachfolge geben. Libyen ist das einzige Land des sogenannten
„arabischen Frühlings“, in dem sich dank der westlichen und türkischen, auch
militärischen Unterstützung im westlichen Landesteil die Moslembruderschaft
noch behaupten kann. Die jetzigen Differenzen könnten aber einen bevorstehenden
Zusammenbruch der Gruppe ankündigen.
Bei den Parlamentswahlen 2014 ist die Moslembruderschaft in Libyen kolossal
gescheitert. Die Rolle, die sie in Tripolis und einigen Orten im westlichen
Libyen spielt, steht in keinem Verhältnis zu ihrer Unbeliebtheit in der
Bevölkerung.
https://libyareview.com/31727/will-new-muslim-brotherhood-leadership-affect-situation-in-libya/
Erdöl/Erdgas
+ 06.02.: ENI/Italien/Dabaiba. VoltairNet
schreibt: „Italien, wie alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union, braucht
Erdöl, und Libyen besitzt es. Giorgia Meloni fuhr daher dorthin. Das Problem
ist aber, dass es da zwei rivalisierende Regierungen gibt. Sie entschied sich
mit jener zu verhandeln, die durch die NATO aufgezwungen und von den Vereinten
Nationen anerkannt wurde, also jener der Muslimbruderschaft, aber diese
Regierung hat außerhalb der Hauptstadt nicht viel Macht. […] Die italienischen
Importe von libyschem Gas sind von etwa 8 Milliarden Kubikmetern jährlich vor
dem Krieg 2011 auf etwa 2,5 Milliarden im Jahr 2022 gesunken. Selbst wenn das
Tripolis-Abkommen in Kraft träte, könnten die libyschen Gasimporte nicht zum
vorherigen Niveau zurückkehren. Italien bleibt daher in der Zange der
„Energiekrise“ gefangen, die von den USA und der EU mit der Blockade russischer
Gaslieferungen nach Europa absichtlich provoziert wurde, und die italienischen
und europäischen Bürger bezahlen immer mehr für ihre Energie.“
https://www.voltairenet.org/article218784.html
+ 09.02.: Erdöl/Österreich. Der österreichische Botschafter
in Libyen, Christoph Meyenburg, hält die Sicherheitslage in Libyen für die
Rückkehr österreichischer Ölfirmen als zu instabil.
https://libyareview.com/31746/austrian-ambassador-libyas-security-remains-unstable-for-oil-companies-to-return/
+ 01.02.: Politische Lage/LNA/Wagner. Alia Brahimi schreibt
in AtlanticCouncel: „Der neuen politischen Elite ist es nicht
gelungen, das Land zu einen und das Vertrauen in die staatlichen Institutionen
wiederherzustellen, nachdem es in den Jahren 2019 und 2020 immer wieder zu
heftigen Kämpfen gekommen ist, immer wieder Parallelregierungen gebildet wurden
und die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Jahr 2021 abgesagt wurden.
Die jüngste Taktik der Politiker, die offenbar Neuwahlen verhindern und sich an
der Macht halten wollen, besteht darin, eine Reihe von Treffen abzuhalten, bei
denen sie die Notwendigkeit der Vorbereitung von Wahlen demonstrieren.“ Über
die Einzelheiten einer verfassungsrechtlichen Grundlage, die zwischen Parlament
und Staatsrat ausgehandelt werden soll, sei noch nichts bekannt, eventuell soll
es eine Übergangsexekutive aus Vertretern beider Kammern geben. Sowohl Ägypten,
das das Parlament unterstützt, als auch die Türkei, die die Wahlen im eigenen
Land im Juni abwarten will, hätten momentan Interesse daran, den Zustand der
Zerrissenheit Libyens zu beenden. Die VAE pflegten gute Beziehungen sowohl zur
Familie Haftar als auch zum Dabaiba-Clan.
Es zeichne sich in Libyen ein Muster der Zusammenarbeit über die politischen
Gräben hinweg ab, das darauf abzielt, die Interessen der gerade an der Macht
befindlichen Eliten zu verankern und so persönliche Vorteile zu sichern.
Interessant ist der Hinweis, dass es zwischen dem staatlichen russischen
Ölkonzern Zarubezhneft und der NOC-Tochtergesellschaft AGOCO (in Ostlibyen),
die Saddam Haftar kontrolliert, eine Vereinbarung zur Einrichtung eines
Ölhandelsnetzes geschlossen wurde. Die USA befürchten, dass libysche
Ölterminals zur Ausfuhr für russisches Rohöl genutzt werden könnten, um die
westlichen Sanktionen zu umgehen. AGOCO soll Gelder von der NOC erhalten haben,
mit denen Rechnungen des privaten russischen Militär- und
Sicherheitsunternehmens Wagner bezahlt wurden. Wagner ist offiziell in Libyen
zur Sicherung der Erdölanlagen, die zum Teil in Zusammenarbeit mit russischen
Ölunternehmen betrieben werden, tätig. [Dass diese russischen Unternehmen
schon lange vor 2011 in Libyen tätig waren und ein berechtigtes Interesse am
Schutz ihrer Unternehmungen in Libyen haben, wird in dem Artikel nicht erwähnt.]
https://www.atlanticcouncil.org/blogs/menasource/libyas-political-impasse-and-the-6-billion-question/
Auch finden das Versagen, Mauscheln, Lügen und Betrügen der westlichen
Politiker und auch der UN, denen ebenfalls aus Eigeninteresse daran gelegen
war, den katastrophalen Status quo in Libyen aufrechtzuerhalten, in dem Artikel
keine Erwähnung.
Wenn bei sogenannten Analysen immer nur die halben Wahrheiten erzählt
werden, ist es nicht verwunderlich, dass politisch Verantwortliche die falschen
Schlussfolgerungen ziehen, aus denen sie anschließend ihr Handeln ableiten, das
folgerichtig bestenfalls in Sackgassen, schlimmstenfalls in Katastrophen endet.
Militär/Libysche Nationalarmee (LNA)/Wagner
+ 06.02.: Wagner/Ägypten/Sudan. Nach Angaben von mehr als
einem Dutzend libyscher, sudanesischer und ägyptischer Beamter arbeitet die
Regierung Biden seit Monaten mit Ägypten und den VAE zusammen, um Druck auf die
militärischen Führer im Sudan und in Libyen auszuüben, damit sie ihre
Verbindungen zur russischen Wagner-Gruppe beenden. Beobachtern zufolge gibt es
bisher keine Anzeichen dafür, dass der Druck der Regierung Biden im Sudan oder
in Libyen zu Ergebnissen geführt hat.
https://en.alwasat.ly/news/libya/387566
+ „Die USA hätten den Druck auf ihre Verbündeten im Nahen Osten und
Nordafrika erhöht, um die russische Wagner-Gruppe, ein privates Sicherheits-
und Militärunternehmen, aus Libyen und dem Sudan zu verdrängen, wo sie in den
letzten Jahren im Einsatz war. […] Die USA hatten in den letzten
Monaten neue Sanktionen gegen die Wagner-Gruppe wegen ihrer wachsenden Rolle im
Ukraine-Krieg verhängt. Die Gruppe wurde kürzlich durch die US-Regierung
in deren Liste der transnationalen kriminellen Organisationen aufgenommen
– nur wenige Tage, nachdem die Kämpfer der Gruppe als Sieger in der
Schlacht um Soledar im Ukraine-Krieg hervorgegangen waren. […] Ein Großteil der
Wagner-Kämpfer soll auf dem afrikanischen Kontinent im Einsatz sein: in
Mali, Libyen, im Sudan, Südsudan, Tschad, in Mosambik oder der
Zentralafrikanischen Republik.“
https://rtde.team/international/162068-neue-front-gegen-russland-usa/
Ist schon Mist für die USA, wenn die Russen den USA bei der militärischen
Präsenz in anderen Ländern ein bisschen Konkurrenz machen, wenn auch nur in
Form des privaten Militärunternehmens Wagner.
Weltweit verfügen die USA über 761 militärische Einrichtungen. Experten
schätzten im Jahr 2004 die Gesamtzahl der Stützpunkte, auf die die USA
jederzeit zurückgreifen können, laut Wikipedia auf ungefähr 1000. Der russische
Botschafter in Deutschland gab über die Auslandspräsenz Russlands folgende Erklärung
ab: „Derzeit ist Russland in 10 Ländern militärisch präsent, klassische
Militärbasen sind darunter nur 3 – in Vietnam und 2 in Syrien. In allen anderen
Ländern ist Russland nach Verträgen und in verschiedensten Formen präsent.
Insgesamt gibt es etwa 20 Stützpunkte verschiedener Formate.“
761 USA zu 20 Russland!
https://www.nachdenkseiten.de/?p=37010
+ 06.02.: Libysches Militär. Eine große Militärdelegation
unter Führung von Muhammad al-Haddad traf in Bengasi ein. Das Ziel ist es, die
Militärinstitutionen zu vereinen.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1622293875283968002
+ 07.02.: 5+5-Militärkommission. In Kairo fand unter
UN-Schirmherrschaft eine zweitägige Sitzung der 5+ 5-Militärkommission statt,
auf der Pläne zum Abzug von Söldnern und ausländischen Truppen erörtert wurden.
An der Sitzung nahmen der UN-Gesandte für Libyen, Abdoulaye Bathily, und
Vertreter der Nachbarländer Sudan, Tschad und Niger teil.
https://libyareview.com/31675/libyas-joint-military-committee-meets-in-cairo/
+ 06.02.: Syrische Söldner. Die Syrische Beobachtungsstelle
für Menschenrechte (SOHR) deckte auf, dass im Lager Yarmouk Kommandeure
der von der Türkei unterstützten syrischen Söldner die Hälfte des Solds für
sich selbst entwendet haben. Die Befehlshaber sollen die Männer aufgefordert
haben, für weitere sechs Monate auf ihren Sold zu verzichten, im Gegenzug wurde
ihnen die Rückkehr nach Syrien versprochen. Wer dagegen protestierte, wurde
verhaftet. Viele der Söldner sind seit zwei Jahren in Libyen stationiert, ohne
die Möglichkeit auf Urlaub oder Rückkehr.
https://libyareview.com/31636/sohr-commanders-stealing-syrian-mercenaries-salaries-in-libya/
+ 08.02.: 5+5-Militärkommission. Die 5+5-Militärkommission
hat zusammen mit Verbindungskomitees aus dem Sudan und dem Niger einen
Mechanismus beschlossen, der den vollständigen Abzug von Söldnern und
ausländischen Kämpfern aus Libyen erleichtern soll.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1623300255880978432
Die Rolle Großbritanniens und der USA
+ 06.02.: Dabaiba/GB. Muhammad al-Haddad, Stabschef der
Dabaiba-‚Regierung‘ überreichte ein Geschenk an den Kommandeur der gemeinsamen
Streitkräfte im britischen Verteidigungsministerium, General „Jim Morris“, und
dankt ihm für die Unterstützung Libyens durch sein Land.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1622847203558539271
+ 06.02.: Haftar/GB. Der LNA-Oberkommandierende Khalifa
Haftar, der übrigens in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, empfing in
seinem Büro in Bengasi den Kommandeur der britischen Streitkräfte Jim Morris
und die britische Botschafterin in Libyen Caroline Hurndall.
Bild: https://en.alwasat.ly/news/libya/388048
Wie sich die Uniformen gleichen!
+ 12.02.: Haftar/Belhadsch. Ausgerechnet der ehemalige
Anführer der extremistisch-islamistischen LIFG-Kampfgruppen, Abdelhamid
Belhadsch, spricht sich dafür aus, dass LNA-Oberkommandant Khalifa Haftar das
Recht haben soll, bei Libyen-Wahlen zu kandidieren.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1624541187154538504
+ 11.02.: Zinten-Forum/Februar-‚Revolutionäre‘. Am 11.
Februar fand in Zinten (westliches Libyen) auf Wunsch der britischen Botschaft
ein Treffen von ehemaligen sogenannten „Februar-Revolutionären“ statt, darunter
Mitglieder der extrem-islamistischen Gruppierung Libya Dawn oder der
sich später als Libysche Nationalarmee (LNA) formierenden Operation Dignity
. Es sollten sich wieder diejenigen zusammenschließen, die an den Aufständen im
Februar 2011 beteiligt waren, heute aber auf verschiedenen Seiten stehen. Das
Zinten-Forum hat das Motto: „Verlängerung der Revolution vom 17. Februar und
Schutz ihrer Ziele“ und ist als Kampfansage gegen die Dschamahirija-Bewegung
der Anhänger von Saif al-Islam Gaddafi gedacht. Zu einem Vorbereitungstreffen
am 03.02. waren nur acht Personen erschienen.
Auf Wunsch der britischen Botschaft, die die Veranstaltung auch sponserte,
wurden die extremistischen Schura-Räte von Derna und von Bengasi eingeladen
sowie die Journalisten Mahmud al-Misrati und Abu Obeida az-Zawi. Die Menschen
von Zintan stellten sich jedoch „gegen diese britische Verschwörung und traten
für zivilen Frieden und ein einheitliches Land“ ein.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1624541457875869696
https://twitter.com/SaifFuture/status/1622296202527100928
https://twitter.com/SaifFuture/status/1624058427658973185
+ 10.02.: Präsidialrat/al-Koni. Musa al-Koni vom
Präsidialrat schleimt sich bei den USA ein: „Wir freuen uns über die
amerikanische Intervention und Washingtons Rückkehr an die Spitze der libyschen
Sache“.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1624058104022196225
Weitere Nachrichten aus Libyen
+ 07.02.: as-Senussi. Die Familie von Generalmajor Abdullah
as-Senussi, dem ehemaligen Geheimdienstchef unter Muammar al-Gaddafi, gibt
bekannt, dass die Verhandlung von Senussi auf den 6. März verschoben wurde.
Al-Senussi wird in Tripolis gefangen gehalten.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1623013001124098083
+ 08.02.: al-Massud. Im Vertragsentwurf zur Verteidigung
von Abu Agila al-Marimi al-Massud, der von der Dabaiba-‚Regierung‘ unrechtmäßig
an die USA ausgeliefert wurde, legt die US-amerikanische Anwaltskanzlei Sheldon
& Flood fest, dass im Voraus eine Million USD bezahlt werden muss,
damit RA Joseph Flood offiziell die Verteidigung übernimmt.
Für den 23. Februar ist eine Anhörung angesetzt.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1623091841246629890
+ 09.02.: al-Massud/Lockerbie. Vor einem Gericht in den USA
plädierte al-Massud auf nicht schuldig bezüglich des Vorwurfs der Beteiligung
an dem Lockerbie-Attentat im Jahre 1988.
https://libyareview.com/31724/libyan-lockerbie-suspect-pleads-not-guilty/
+ 06.02.: Arabisches Parlament. Das Arabische Parlament
lehnte „jede ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten Libyens
ab“. Es rief die arabischen Staaten und die internationale Gemeinschaft dazu
auf, „Libyen wieder zu vereinen, die Differenzen zu überwinden, auf die Teilung
zu verzichten, Sicherheit und Stabilität herzustellen und die Entwicklungs- und
Wiederaufbaubemühungen zu unterstützen“. Die Sicherheit Libyens sei ein
integraler Bestandteil der arabischen nationalen Sicherheit.
https://libyareview.com/31655/arab-parliament-libyas-security-integral-part-of-arab-national-security/
+ 08.02.: Erdbeben Syrien. Die Libysche Nationalarmee (LNA)
hat eine Luftbrücke in Betrieb genommen, um Hilfslieferungen nach Syrien zu
transportieren. Damit soll den Opfern des verheerenden Erdbebens, das den
Nordwesten des Landes heimgesucht hat, geholfen werden. Die Dabaiba-‚Regierung‘
hat ein Rettungsteam in die Türkei geschickt. Auch die libysche Botschaft in
der Türkei beteiligt sich an Hilfsmaßnahmen.
https://libyareview.com/31691/libyan-army-sends-relief-shipments-to-syria/
https://twitter.com/alwasatengnews/status/1623259777160687619
https://libyareview.com/31697/libyan-embassy-in-turkey-to-support-earthquake-victims/
+ 09.02.: Erdbeben Syrien. Die LNA sendet weitere
Hilfslieferungen nach Syrien. Sie trafen am internationalen Flughafen von
Latakia ein.
https://libyareview.com/31729/libyan-army-sends-second-relief-shipment-to-syria/
+ 06.02.: Streik/Gesundheitswesen. Das libysche
Gesundheitssystem ist quasi zusammengebrochen. Mitarbeiter des
Gesundheitssystems demonstrierten in Tripolis vor dem Kabinettsbüro gegen die
sich verschlechternden Bedingungen im Gesundheitswesen und forderten die
Auszahlung und eine Erhöhung ihrer Gehälter.
https://libyareview.com/31633/medical-personnel-protest-in-libyan-capital/
+ 08.02.: Migration/Italien. ‚Außenministerin‘ Nadschla
al-Mangusch erhielt die Schlüssel für das erste von mehreren
Patrouillenschiffen, finanziert von der Visegrad-Gruppe (Tschechien, Ungarn,
Polen, Slowakei). Es soll der umstrittenen libyschen Küstenwache helfen,
Migration nach Italien zu verhindern.
https://libyareview.com/31688/libya-receives-v4-funded-patrol-ships-from-italy/
+ 08.02.: Migration/EU. Nach der erfolgten Übergabe eines
Patrouillenschiffes an die libyschen Behörden beschuldigte Human Rights
Watch (HRW) die EU der Komplizenschaft bei Menschenrechtsverstößen gegen
Migranten in Libyen. HRW forderte die EU auf, die Zusammenarbeit mit den
libyschen Behörden auszusetzen.
https://libyareview.com/31733/human-rights-watch-accuses-eu-of-complicity-in-migrant-violations-in-libya/
+ 08.02.: Migration/Organhandel. Bei einer Debatte in
Tripolis über illegale Migration hieß es, dass sich etwa 610.000 illegale
Migranten in Libyen aufhalten, die von afrikanischen Schmugglern eingeschleust
wurden, darunter solche, die in Libyen arbeiten wollen, um ihre Familien in
ihren Ländern zu ernähren, und einige, die in „Todesbooten“ nach Europa
weiterreisen wollen, nachdem sie in Libyen etwas Geld verdient haben. Es hieß
auch, es gebe bestätigte Nachrichten, dass internationale Banden mit nationalen
Banden zusammenarbeiten, um mit menschlichen Organen, die sie illegalen
Migranten entnommen haben, zu handeln. Dies sei in vielen Ländern, die als
Routen für Migranten gelten, üblich. Dem müsse nachgegangen und die Verbrecher
bestraft werden, damit Libyen nicht zu einem Land für den internationalen
Organhandel von Verbrechersyndikaten verkommt.
https://www.libyaherald.com/2023/02/approximately-610000-illegal-migrants-smuggled-into-libya-human-organs-traded/
+ 11.02.: Korruption. Der libysche Generalstaatsanwalt
as-Siddiq as-Sour ordnete die Inhaftierung von Mitgliedern des Verwaltungsrats
sowie des Vorsitzenden und des ehemaligen Direktors der al-Waha Bank an.
https://libyareview.com/31780/libyan-bank-officials-detained-over-corruption/
+ 12.02.: Zensur. Der Leiter der Nationalen Kommission
für Menschenrechte in Libyen (NCHRL), Ahmed Hamza, ist der Meinung, dass
die soziale Plattform TikTok verboten gehört, damit die öffentliche
Moral und die gesellschaftlichen Werte gewahrt bleiben.
https://libyareview.com/31820/human-rights-commission-calls-for-banning-tiktok-in-libya/
+ 07.02.: Libyen-Analyse/Deutschland. Die deutsche
Konrad-Adenauer-Gesellschaft analysiert die Lage in Libyen [unter Auslassung
wichtiger Fakten] und kommt zu dem Schluss, dass nationale und
internationale Akteure in Libyen auf das Scheitern der Saleh-Mischri-Schiene
(Parlament-Staatsrat) bei der Formulierung der verfassungsrechtlichen
Grundlagen für Wahlen warten, um dann eigene Vorschläge auf den Tisch zu
bringen. Die Länder der Region und Europas würden zwischen der Diversifizierung
ihrer Kontakte innerhalb des politischen Spektrums Libyens und einseitigen
Festlegungen auf ihre Verbündeten schwanken und somit die Spaltung des Landes
verfestigen. Dies würde zu weiterem Frust in der Bevölkerung führen, die
Infrastruktureinrichtungen blockieren könnte [soll heißen, es fließt kein
dringend benötigtes Öl und Gas]. Zivilrechtliches Engagement könnte weiter
eingeschränkt werden [soll heißen, dass die von außen gesteuerten NGOs
weniger Einfluss haben].
https://t.co/gVD6wl4zyH
+ 07.02.: Gewalt. Der Dekan der Universität von Tobruk,
Faraj Boal-Khatabiya, setzte den Unterricht an den Fakultäten für Bildung und
Tourismus nach einer Schießerei auf dem Campus, die drei verletzte Studenten
zur Folge hatte, aus.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1622847689997144065
+ 06.02.: Libyan Airways. Der Betrieb von Libyan
Airlines wurde vorübergehend ausgesetzt. Grund ist das Auslaufen des
Versicherungsschutzes wegen nicht bezahlter Versicherungspolicen und die
Anhäufung von Schulden bei Rückführungsunternehmen.
Es wird befürchtet, dass Afriqiyah Airways in Kürze das gleiche
Schicksal droht.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1622280104431812611
+ 06.02.: Ebola. Haider as-Sayeh, Direktor des National
Center for Disease Control, warnte vor der Ausbreitung von Ebola in
Libyen. Dies käme einer Katastrophe gleich.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1622293736313978884
+ 12.02.: Wetter. Wegen starker Regenfälle und
Überschwemmungen bleiben die Schulen in den Gemeinden Dschanzour, Souk
al-Dschumaa und Ain Zara geschlossen.
https://alwasat.ly/news/libya/388573
Aus anderen Ländern
+ Türkei/Syrien/Erdbeben. „Die Türkei und Syrien melden
nach den Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mehr als 22.000 Todesopfer,
wobei die Türkei mehr als 19.000, Syrien mehr als 3000 Tote nennt. Es wird
befürchtet, dass die Zahlen weiter steigen. Mehr als 77.000 Menschen sind laut
Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verletzt worden.“
Die Anzahl der Todesopfer stieg bis zum 11.02. auf über 25.000. Außerdem wurden
allein in der Türkei über 80.000 Menschen verletzt. Die Opferzahlen werden
vermutlich noch drastisch steigen.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/erdbeben-tote-hilfe-101.html
+ Syrien/EU. „Hilfsorganisationen fordern die sofortige
Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Syrien, da diese die Nothilfe nach dem
verheerenden Erdbeben blockieren. Die Sanktionen träfen schon >seit Jahren
die Bevölkerung schwer<, erklärt der Generalsekretär des Middle East Council
of Churches (MECC); ihretwegen komme nun aber auch noch die kirchliche
>Erdbebenhilfe nicht in Syrien an<“. Der Leiter des syrischen Roten
Halbmonds berichtet, „dass sanktionsbedingter Treibstoffmangel verhindere, dass
genug Hilfskonvois in das syrische Erdbebengebiet aufbrechen könnten. […] Statt
die Sanktionen aufzuheben, verlangt Außenministerin Annalena Baerbock,
Grenzübergänge in Nordsyrien zu öffnen – und macht sich so das Erdbeben
zunutze, um eine alte westliche Forderung durchzusetzen. […] Zu den
Organisationen, die regelmäßig die sofortige Aufhebung der Sanktionen gefordert
haben, da sie der Bevölkerung schweren Schaden zufügen, gehört das katholische
Hilfswerk Caritas. Auf einer Veranstaltung der Caritas rund zehn Jahre nach dem
Beginn der Unruhen in Syrien im März 2011 beklagte der Apostolische Nuntius in
Damaskus, Mario Zenari, in dem Land, das jetzt eine Zeitlang von Bomben und
Raketen verschont geblieben sei, sei >die schreckliche ‘Bombe‘ der
Armut explodiert<. […] Westliche Regierungsstellen haben bereits erklärt,
dass sie die Sanktionen trotz deren fataler Auswirkungen auf die Nothilfe nicht
aufheben werden. […] Stattdessen versteift sich die Bundesregierung darauf, den
alten Konflikt um die Öffnung der Grenzübergänge in Nordsyrien für
Hilfslieferungen wieder aufleben zu lassen, um die Erdbebenkatastrophe zur
Durchsetzung lange verfolgter politischer Ziele zu nutzen.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9157
+ Syrien/Deutschland. „Baerbock plant offenbar Hilfeleistungen
unter Umgehung der syrischen Regierung. Warum Baerbock aber glaubt, diese
würde dem deutschen Wunsch nach Grenzöffnung zustimmen, bleibt vor dem
Hintergrund der unrühmlichen deutschen Einflussnahme in Syrien und dem
Festhalten Baerbocks an einem konfrontativen, aggressiven Ton gegenüber der
syrischen Regierung auch nach einer Naturkatastrophe unklar. Vorstellbar ist
beispielsweise unter dem Deckmantel humanitärer Hilfeleistungen die
Unterstützung islamistischer Kräfte, mit dem Ziel, den Druck auf die syrische
Regierung zu erhöhen und den Konflikt erneut anzuheizen.“
https://rtde.team/meinung/162291-erdbeben-in-grenzregion-baerbocks-zynische/
+ Syrien/Erdbeben. Ein Bericht von Karin Leukefeld: „Krieg
und Wirtschaftskrieg, Flucht und Vertreibung, Tod und Zerstörung – Syrien hat
seit 2011 alles verloren, was es aus eigener Kraft aufgebaut hatte. Bei der
international versprochenen Hilfe für die Menschen in den verwüsteten Gebieten
werden große Unterschiede deutlich. USA, EU und auch die Bundesregierung
verteilen ihre Hilfe selektiv. […] Der direkteste Weg der Hilfe für die
Menschen in Syrien sind die beiden Flughäfen in Damaskus und Aleppo. Dafür
müssten EU und USA ihre einseitigen wirtschaftlichen Strafmaßnahmen gegen
Syrien aufheben oder aussetzen. Alena Douhan, UN-Sonderberichterstatterin für
die Auswirkungen einseitiger Strafmaßnahmen auf die Menschenrechte der
Bevölkerung eines betroffenen Landes, konkret in Syrien, hatte nach einem
12-tägigen Aufenthalt und Dutzenden Gesprächen die sofortige Aufhebung der
Sanktionen gefordert. Deren Auswirkungen auf die Bevölkerung kämen einem
>Kriegsverbrechen< gleich. […] Dass die westlichen, reichen Staaten nicht
dazu bereit sind, angesichts des Elends und der Sorgen der Menschen und der
örtlichen Behörden in Syrien auf ihre einseitigen wirtschaftlichen
Strafmaßnahmen und die anhaltende Dämonisierung der syrischen Regierung zu
verzichten, wird im Land mit Bitterkeit kommentiert.“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=93570#more-93570
+ Syrien/Erdbeben/EU. „Hilfe aus einer Reihe von Ländern
traf in Syrien ein. Libanon, Russland, Algerien und Ägypten sandten unmittelbar
nach dem Beben Hilfskräfte. Hilfslieferungen kamen aus dem Iran, dem Irak und
Tunesien. China stellte als erste Maßnahme Finanzhilfe bereit und mittlerweile
auch ein Rettungsteam und medizinische Ausrüstung. Neuseeland – als bisher
einziges westliches Land – stellte Gelder bereit und Hilfe in Aussicht. Die EU
verweigert sich, zu ihrer Schande und mit einer perfiden Begründung. Syrien
habe, anders als die Türkei, nicht die nötigen Formulare ausgefüllt. Für die EU
gilt offenbar: Sanktionen gehen vor. Auch die syrische Hilfsbitte an den
Sicherheitsrat der UN traf im Westen auf taube Ohren. Vorneweg im Chor der
Verweigerer jeglicher Hilfeleistung: Außenministerin Annalena Baerbock. Syrien
habe keine humanitäre Hilfe ins Land gelassen – und verdient deshalb jetzt
offenbar keine Hilfe? Tatsache ist, dass EU und USA selbst nicht nur eine
totale Wirtschaftsblockade gegen das Land verhängt haben. Sie haben in der
Vergangenheit jegliche Hilfslieferung in Zusammenarbeit mit der syrischen
Regierung ausgeschlossen. So ist die jetzige Hilfsverweigerung nur die
Fortsetzung dieser menschenverachtenden Politik. Der Präsident des syrischen
Roten Halbmondes verlangte, die Sanktionen aufzuheben, um die Folgen des
Desasters lindern zu können. Das ist längst überfällig.“
https://www.unsere-zeit.de/hilfsverweigerer-eu-4776867/
+ Israel/Palästina. „Israelisches Militär hat nach eigenen
Angaben bei einer Razzia im Westjordanland fünf Palästinenser getötet. Sie
sollen bewaffnet gewesen sein und einen Anschlag auf israelische Zivilisten
geplant haben. Erneut haben israelische Einsatzkräfte eine Razzia in einem
palästinensischen Flüchtlingslager durchgeführt – diesmal, so ihre Angaben, in
Akabat Dschabr nahe Jericho im von Israel besetzten Westjordanland.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/razzia-jericho-101.html
+ Israel. „Aushöhlung der Justiz und haarsträubende
Maßnahmen gegen Palästinenser: Die ultrarechte israelische Regierung macht, was
sie will. Nach fünf Wahlen innerhalb von drei Jahren hat Israel eine neue
Regierung, und diese steht so weit rechts, wie keine zuvor. Mit einer
Justizreform will Ministerpräsident Benjamin Netanjahu das Oberste Gericht
schwächen, die eigene Macht ausbauen und das gegen ihn laufende
Korruptionsverfahren beeinflussen. Zeitgleich geht er mit voller Härte gegen
die palästinensische Bevölkerung vor. Einen Sturm der Entrüstung oder gar Sanktionen
muss Netanjahu vom Westen wohl kaum befürchten.[…] Als Reaktion auf die
palästinensische Initiative, den Status der israelischen Besatzungszonen vor
der UN zu überprüfen, hat die israelische Regierung neue Sanktionen gegen die
Palästinenser beschlossen. So sollen der palästinensischen Autonomiebehörde
Gelder in Höhe von 37 Millionen Euro vorenthalten werden. […] Aber obwohl die
geplanten Verschärfungen in erheblichem Ausmaß die palästinensische Bevölkerung
betreffen, sie teilweise explizit in den Fokus nehmen, beteiligen sich
auffällig wenige Palästinenser an den Protesten. […] Die jüdischen
Demonstranten forderten Demokratie, doch aus palästinensischer Sicht könne es
keine Demokratie ohne Gleichheit und mit der Besetzung und der militärischen
Kontrolle von Gebieten geben, in denen Millionen von Menschen leben.“
https://www.hi
ntergrund.de/politik/aushoehlung-der-justiz-und-haarstraeubende-massnahmen-gegen-palaestinenser-die-ultrarechte-israelische-regierung-macht-was-sie-will/
+ Israel. „Angesichts der jüngsten aufgeputschten
Atmosphäre im israelisch besetzten Westjordanland warnt CIA-Chef William Burns
vor einer neuen Gewaltspirale. Burns äußerte sich wenige Tage nach seiner
Rückkehr aus der Region, wo er mit hochrangigen israelischen und palästinensischen
Politikern zusammengetroffen war.“
https://rtde.live/der-nahe-osten/162172-eskalation-im-westjordanland-cia-chef/
+ Israel. 10.02.: „In Jerusalem hat es erneut einen
Anschlag gegeben. Ein Auto fuhr an einer Bushaltestelle in eine Menschengruppe.
Zwei Menschen starben. Die Netanyahu-Regierung kündigte umgehend verschärfte
Maßnahmen an.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/jerusalem-angriff-105.html
+ Israel/Syrien/Irak. „Israel ist bereit, iranische
Hilfslieferungen nach Syrien zu bombardieren. Die Warnung kommt nur wenige
Wochen, nachdem israelische Drohnen mehrere Lebensmitteltransporter auf dem Weg
vom Irak nach Syrien bombardiert haben. […] Der Iran ist eines der führenden
Länder, die humanitäre Hilfe für Syrien leisten, seit ein Erdbeben der Stärke
7,8 den Nordwesten des Landes verwüstet hat. Bis Freitagmorgen hatte die Zahl
der Todesopfer des Bebens in Syrien die Zahl von 3.300 überschritten. […]
Israels neueste Drohung kommt nur zwei Wochen, nachdem seine Drohnen drei
iranische Lebensmitteltransporter mit Mehl und Reis bombardiert haben, die auf
dem Weg vom Irak nach Syrien waren. Die Lastwagen versuchten, legal über den
Grenzübergang Al-Bukamal nach Syrien einzureisen, nachdem dieser Tage zum
ersten Mal seit 2019 für kommerzielle Lastwagen geöffnet worden war.“
https://thecradle.co/article-view/21293/israel-ready-to-bomb-iranian-aid-deliveries-to-syria-report
+ Algerien. „Die Entscheidung sei nicht überraschend, aber
dennoch >äußerst schockierend und beunruhigend<. Mit diesen Worten
kommentierte die Internationale Föderation für Menschenrechte (FIDH), ein
Zusammenschluss unzähliger Menschenrechtsorganisationen aus der ganzen Welt mit
Sitz in Paris, die amtliche Auflösung der Algerischen Liga zur Verteidigung
der Menschenrechte (LADDH).“
https://de.qantara.de/inhalt/menschenrechtslage-in-algerien-verboten-eingeschuechtert-ins-exil-getrieben
+ Tunesien. „Tunesische Justiz will die Wahrheit über die
Morde von 2013 herausfinden. Das tunesische Justizministerium hat auf direkten
Befehl von Ministerin Leila Jaffal eine Sonderkommission eingesetzt, um die
Ermordung von Chokri Bilaid und Boubaker El Hakim aufzuklären. Sie wären von
dem franko-tunesischen Dschihadisten Mohammed Brahmi im Auftrag der
Muslimbruderschaft getötet worden.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°27 – 10. Februar 2023
+ Tunesien. „Der tunesische Außenminister Othman Jerandi wurde
von Präsident Kais Saied auf der Stelle entlassen, weil er seinen syrischen
Amtskollegen Faisal Mekdad angerufen und Syrien sein Mitgefühl nach dem
Erdbeben ausgedrückt hatte, was eine Provokation den USA gegenüber war.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°27 – 10. Februar 2023
+ Libanon. „Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten
Staaten, Frankreich und Katar trafen sich in Paris, um über die Zukunft des
Libanon >frei von jeglichem ausländischen Einfluss< (sic) zu diskutieren.
Frankreich präsentierte die Kandidatur von General Joseph Aoun für die
Präsidentschaft der Republik und die von Botschafter Nawaf Salam für den Posten
des Premierministers, ohne zu erreichen, dass Saudi-Arabien Stellung dazu
nimmt.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°27 – 10. Februar 2023
+ Pakistan. „Der ehemalige Premierminister Imran Khan rief
seine Anhänger auf, die Gefängnisse zu füllen. 500 Mitglieder seiner Partei
versammelten sich vor jedem Gefängnis und baten darum, eingesperrt zu werden.
Es geht darum, das Straf- und Justizsystem zu diskreditieren, das Mitarbeiter
von Herrn Khan verhaftet hat. Imran Khan wurde vom Parlament im ersten
wirksamen Misstrauensantrag der Geschichte Pakistans gestürzt. Die neue
Regierung rief jedoch keine Neuwahlen aus. Sie scheint nicht in der Lage zu
sein, ihre Versprechen zu halten und die Probleme der Bürger zu lösen.
Stattdessen besteht sie nun aus 78 Ministern, von denen 30 ohne
Geschäftsbereich sind.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°27 – 10. Februar 2023
+ Mali. „Vor dem für heute angekündigten Besuch des
russischen Außenministers Sergej Lawrow in Mali entbrennt die Debatte um den
Bundeswehreinsatz in dem westafrikanischen Land erneut. Auslöser ist, dass die
malische Militärregierung der Bundeswehr seit Monaten kaum noch gestattet,
Flüge mit Drohnen durchzuführen, die als unverzichtbar gelten. Ursache ist,
dass Bamako – seit Monaten versuchend, die Kontrolle über das Geschehen im
eigenen Land zurückzuerlangen – Aufnahmen und Daten erhalten will, die mit den
Drohnen aufgezeichnet werden. Dies aber wird der malischen Regierung offenbar
verweigert. Hintergrund ist, dass Bamako immer enger mit Moskau kooperiert, was
die westlichen Mächte zu sabotieren suchen. […] Die Auseinandersetzungen um das
in absehbarer Zeit bevorstehende Ende der europäischen Beteiligung an MINUSMA
sowie um den zunehmenden Einfluss Russlands in Mali begleiten eine weitgehend
ähnliche Entwicklung in Burkina Faso. Dort ist Anfang Oktober im zweiten Putsch
seit Anfang 2022 eine Militärregierung an die Macht gelangt, die, im
Unterschied zu ihrer Vorgängerregierung, ebenfalls eine Abkehr von der
Militärkooperation mit Frankreich sowie eine engere Zusammenarbeit mit Russland
vorangetrieben hat. […] Als durchaus möglich gilt, dass die Entwicklung, die
sich in Mali und Burkina Faso vollzieht, auf weitere Länder Westafrikas
übergreift. So wurde etwa im vergangenen Jahr bei Protesten in Niger die
Forderung laut, die französischen Truppen sollten das Land verlassen; zugleich
waren prorussische Parolen zu hören. Niger gilt unter seinem aktuellen
Präsidenten Mohamed Bazoum noch als feste prowestliche Bastion im Sahel; auch
die Bundeswehr will dort ihre Präsenz ausbauen. Entsprechend schwer wöge ein
Kurswechsel durch die Regierung in Niamey. Zuweilen wird spekuliert, auch Länder,
die noch jenseits der unmittelbaren Konfliktzone im Sahel liegen, könnten sich
früher oder später vom Westen ab- und Moskau zuwenden; genannt werden dabei
Senegal und Côte d’Ivoire.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9154
+ Mali/Russland. „Russlands Außenminister Sergei Lawrow
besucht am 7. Februar Mali. In der Hauptstadt Bamako trifft er sich mit seinem
Amtskollegen Abdoulaye Diop. Anschließend äußern sich die beiden über die
Ergebnisse ihrer Verhandlungen, russisch-malische Beziehungen sowie aktuelle
internationale Probleme.“
https://rtde.team/live/video/162170-live-gemeinsame-pressekonferenz-aussenminister-russlands/
+ Mali. „Der russische Außenminister Sergej Lawrow besuchte
Bamako, um den Vorsitzenden der Übergangsregierung, Oberst Assimi Goïta, zu
treffen. Er ist der erste russische Beamte dieses Ranges, der nach Mali reist.
Die Übergangsregierung hat dem Chef der MINUSMA 48 Stunden Zeit gegeben, das
Land zu verlassen. Sie wirft der MINUSMA vor, die Vertreter der
Zivilgesellschaft, die vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen angehört
wurden, voreingenommen ausgewählt zu haben. Die Übergangsregierung hat
deutschen MINUSMA-Soldaten verboten, Drohnen auf ihrem Territorium
einzusetzen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°27 – 10. Februar 2023
+ Sudan. „Die Botschafter der Europäischen Union, die den Sudan,
wie lange im Voraus geplant, besuchten, waren fassungslos, als sie den
russischen Außenminister Sergej Lawrow dort antrafen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°27 – 10. Februar 2023
+ Uganda. „Uganda wird das Mandat des
UN-Menschenrechtsbüros im Land nicht verlängern. Regelmäßig werden Beschwerden
über Fälle willkürlicher Inhaftierung und Folter eingereicht. Die Regierung von
Präsident Yoweri Museveni argumentiert jedoch, dass sie gegen diese Praktiken
kämpft. So verfolgte sie Hunderte von Menschen wegen Folterungen, was von den
Vereinten Nationen anerkannt wurde.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°27 – 10. Februar 2023
+ Westafrika. „Rennen um Afrika: Die Freiheit der
Herrschenden. Manöver »Obangame Express 2023« im Golf von Guinea unter
US-Regie. […] Von der versprochenen Sicherheit und Freiheit sieht die junge, je
nach Land unterschiedlich lautstarke Bevölkerung jedenfalls wenig. Die
überwiegend im Westen verschuldeten Anrainer sind meist Teil der an den Euro
gebundenen CFA-Franc-Währungszone, die insbesondere von Frankreich maßgeblich
kontrolliert wird. Vom Reichtum aus der Ausbeutung der Rohstoffe profitieren
andere. Was vor Ort bleibt, landet nicht selten in den Taschen der korrupten
(Kompradoren-)Bourgeoisie.
https://www.jungewelt.de/artikel/444377.rennen-um-afrika-die-freiheit-der-herrschenden.html
+ Afrika. „Internationaler Tag gegen weibliche
Genitalverstümmelung. Seit Jahrzehnten klären lokale und
internationale Organisationen über die weibliche Genitalverstümmelung auf und
helfen bei ihrer Ächtung. In afrikanischen Ländern ist die Praxis weiterhin
verbreitet, doch es gibt Fortschritte.“
https://rtde.team/international/162080-internationaler-tag-gegen-weibliche-genitalverstuemmelung/
+ Afrika. „Missing Link: Grassroot-KI – Afrikas Aufholjagd
bei Künstlicher Intelligenz. Afrika will Künstliche Intelligenz in Eigenregie
mitgestalten. Die westlichen KIs passen nicht zur Bevölkerung – sie basieren
auf fremden Werten und Normen.“
https://www.heise.de/hintergrund/Missing-Link-Grassroot-KI-Afrikas-Aufholjagd-bei-Kuenstlicher-Intelligenz-7483386.html?seite=all
A. Gutsche
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