Kurznachrichten Libyen – 13.02. bis 19.02.2023
Dabaiba feiert am Grünen Platz in Tripolis den 12. Jahrestag des schwarzen 17. Februars 2011 / USA planen, Präsidentschaftswahlen in Libyen zu streichen / Libyen weiterhin als Bedrohung für die USA eingestuft / Human Rights Watch: Auslieferung von al-Massud an USA war nicht rechtskonform
17.Februar 2011 – ein schwarzer Tag für Libyen
Als alles begann:
https://gela-news.de/17-februar-2011-zwoelf-jahre-krieg-und-chaos-in-libyen
Info-Sperber schreibt: „Weitgehend unbemerkt blieb in der
westlichen Öffentlichkeit die Tatsache, dass es schon 2011 im Krieg in Libyen
darum ging, ein Wirtschaftsprojekt zu verhindern. Muammar al-Gaddafi plante
eine afrikanische Währungsunion und stand damit kurz vor der Verwirklichung.
Ein – wie im Folgenden darzulegen – unerhörter Affront gegenüber Frankreich und
westlichen Konzernen.
Gaddafi wandte sich Afrika zu. Der libysche Herrscher hatte
sich im letzten Jahrzehnt seines Lebens mehr und mehr Afrika zugewandt. 2010
und 2011 war er Präsident der Afrikanischen Union. Das ölreiche Libyen nahm
nicht nur viele afrikanische Arbeitsimmigranten auf und gab «den afrikanischen
Brüdern» Arbeit, sondern finanzierte Projekte wie den afrikanischen
Kommunikations-Satelliten, was für einen ganzen Kontinent erleichterten Zugang
zu Telefon und Internet bedeutete. Libyen war 2010 das einzige afrikanische
Land mit einem vergleichsweise hohen Bruttoinlandprodukt von 14’000 US-Dollar
pro Kopf. Bildung und medizinische Versorgung waren kostenlos. Für 0,12 Euro
bekamen Libyer einen Liter Benzin, das war manchmal billiger als Wasser.
Höchste Alarmstufe. Das brisanteste Projekt Gaddafis war die
Schaffung einer afrikanischen Währungsunion. Damit wollte er der Abhängigkeit
von Dollar und Euro entgehen. Das Projekt löste in der globalen Wirtschaft,
also bei großen westlichen Banken, Rohstoffkonzernen und beim Internationalen
Währungsfonds höchste Alarmstufe aus.
Der Soziologe und Nordafrika-Experte Werner Ruf nennt den Sturz und die
Ermordung Gaddafis «eines der finstersten, aber kaum beachteten Beispiele
neo-imperialer Politik» (Fritz Edlinger/Günther Lanier: Krisenregion Sahel, Seiten
199 ff). Laut Ruf gründete Gaddafi eine afrikanische Investitionsbank mit Sitz
in Sirte (Libyen), einen afrikanischen Währungsfonds mit Sitz in Yaoundé
(Kamerun) und eine afrikanische Zentralbank in Abuja (Nigeria) zwecks
Einführung einer afrikanischen Währung. Kapitalisiert werden sollte das Projekt
unter anderem mit der enormen Menge an Gold und Dollarreserven, die Libyen
angehäuft hatte, und mit dem durch Sanktionen blockierten
30-Milliarden-Dollar-Guthaben der libyschen Zentralbank, das von der UNO
freigegeben wurde.
Um die politische Explosivität dieses Vorhabens zu begreifen, muss man wissen,
dass es Frankreich 1945 auf der Konferenz von Bretton Woods gelang, in seinen
ehemaligen Kolonien eine Währungszone, die Communauté Financière d’Afrique (CFA)
durchzusetzen, in der der CFA als Währung an den französischen Franc und später
an den Euro gekoppelt war (1 Euro entspricht derzeit zirka 650 CFA).
Unter französischer Kontrolle. Die französische Zentralbank
kontrolliert bis heute (im Auftrag der Europäischen Zentralbank) den
Wechselkurs und die bei ihr deponierten Reserven der mehr als ein Dutzend
Mitgliedsländer der Westafrikanischen und der Zentralafrikanischen Union. Die
afrikanischen Länder haben also nicht die Möglichkeit, über ihre Geldpolitik selbst
zu entscheiden. Der freie Kapitalverkehr garantiert westlichen Konzernen den
ungehinderten Zugang zu den afrikanischen Märkten und strategisch wichtigen
Rohstoffen sowie die Repatriierung von Gewinnen. Afrikanische Ökonomen
kritisierten das System immer wieder als Knechtschaft und «monetäre Erpressung»
(Ruf, Seiten 201/202).“
https://www.infosperber.ch/politik/libyen-warum-gaddafi-beseitigt-wurde/
Weiterlesen lohnt!
+ 17.02.: Grüner Platz. Die Dabaiba-Feier zum Jahrestag des
‚Aufstands‘ in Bengasi 2011 wird von vielen als „Party der Schande“ bezeichnet.
Feiern könnten nur die Kriegsgewinnler. Der 17. Februar 2011 wird von den
meisten Libyern als Anfang der libyschen Katastrophe gesehen.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1626642555982020611
+ 17.02.: Bezeichnende Fotos von der „Feier“:
https://twitter.com/SaifFuture/status/1627283578454147072
+ 17.02.: Dschamahirija. Die grüne Dschamahirija zeigt
Präsenz.
Video: https://twitter.com/SaifFuture/status/1627097973992882176
Video: https://twitter.com/SaifFuture/status/1626742051566911491
Video: https://twitter.com/SaifFuture/status/1626742051566911491
Fotos: https://twitter.com/SaifFuture/status/1626741201796837378
Fotos: https://twitter.com/SaifFuture/status/1626741328171216899
Video: https://twitter.com/SaifFuture/status/1626740961786179587
Video: https://twitter.com/SaifFuture/status/1626679820951121920
(Tunesien)
Video: https://twitter.com/SaifFuture/status/1626679630252986388
(Tunesien)
+ 17.02.: USA/GB. Westliche Staaten, allen voran USA und
Großbritannien, fordern in ihren Statements zum 17.02. libysche Wahlen und
betonen die „guten“ Absichten, die sie in Libyen verfolgen. Die libyschen
Politiker müssten ihre eigenen Interessen zum Wohle des Volkes hintanstellen.
https://libyareview.com/32022/us-urges-libyan-leaders-to-prioritize-peoples-interests/
Und die Interessen der ausländischen Mächte wie die USA? Wohin stellen die
ihre Interessen?
+ 16.02.: Stephanie Williams. In einer Presseerklärung der
US-Amerikanerin und ehemaligen Sonderberaterin des UN-Generalsekretärs in
Sachen Libyen, Stephanie Williams, heißt es: „Alle [Regierungen], die
auf den verstorbenen libyschen Führer Muammar Gaddafi folgten, haben bei der
Durchführung von Sicherheitsreformen versagt und schwere Fehler bei der Führung
des Landes gemacht“. [Anmerkung: Muammar Gaddafi ist nicht verstorben,
sondern wurde brutal während eines Nato-Kriegs gegen Libyen ermordet. Ebenso
wurden die ihm nachfolgenden ‚Regierungen‘ von Nato-Mächten und mit ihnen
kollaborierenden Staaten an die Macht gebracht.]
Williams muss zugeben, dass die libysche Bevölkerung die „herrschende Klasse
nach 2011 nicht mag und sie für gescheitert und unfähig hält, die Übergangszeit
zu überstehen und demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien zu etablieren.“
Des Weiteren verweist Williams darauf, dass jene, die an die libyschen
Ressourcen wollen, danach streben, Tripolis zu beherrschen. Die momentan in
Libyen herrschende Klasse sei nur darauf erpicht, sich an der Macht zu halten.
Das Land sei inzwischen gesetzlos, der Schmuggel von Erdöl, Drogen und
Lebensmitteln habe überhandgenommen. Sowohl die libyschen Parteien als auch die
ausländischen Mächte müssten die Verantwortung für die Konflikte übernehmen.
Der UN-Sicherheitsrat könne nicht ignoriert werden. Williams stellt fest, dass
viele ausländische Mächte weiterhin in libyschen Militärbasen präsent sind,
obwohl dies durch militärische Vereinbarungen verhindert werden sollte und sie
fragt: „Ist es an der Zeit, ein neues libysches Abkommen anstelle von Skhirat
und Genf anzustreben?“ [Anmerkung: An den Abkommen waren maßgeblich die UN
und Williams selbst beteiligt. Was soll ein neues Abkommen und nach zwölf
Jahren eine weitere Übergangszeit bringen? Gefordert werden Präsidial- und
Parlamentswahlen!]
Williams konstatiert auch, dass „die Einmischung von außen eine der wichtigsten
Ursachen der libyschen Krise ist“. [Echt jetzt? Und was macht Williams
gerade? Ist das keine Einmischung einer US-Amerikanerin? Die größte Einmischung
war wohl der Nato-Krieg 2011 unter Führung der USA, GBs und Frankreichs, der
die Zerstörung des Landes zur Folge hatte.]
Williams forderte, dass Ägypten und die Türkei „eine Einigung über die Zukunft
Libyens erzielen sollten“, da Libyen „für viele regionale Mächte, die in diesem
Land nur ihre eigenen Interessen verfolgen, ohne die Stabilität Libyens zu
berücksichtigen, von großer strategischer Bedeutung ist“. Sie wies darauf hin,
dass die meisten dieser Mächte „hinter den Kulissen agieren und die libysche
Krise als eine schlecht produzierte Geheimdienstgeschichte behandeln“. [Allen
voraus die USA, GB und Frankreich – mehr Heuchelei ist wohl nicht möglich.]https://libyareview.com/31986/former-un-envoy-denounces-foreign-interference-in-libya/
Williams sagt vieles, was richtig ist, verschweigt allerdings den
überragenden eigenen Anteil an der Misere, in der Libyen steckt.
Erdöl/Erdgas/NOC
+ 13.02.: Erdgas/el-Fiel-Erdölfeld. Totaler Ausfall des
Kommunikationssystems in dem im Südwesten Libyens gelegenen Ölfeld el-Fiel. Als
Grund wird eine Störung der Glasfaserleitungen angegeben.
https://libyaobserver.ly/inbrief/communications-cut-el-feel-field
+ 14.02.: NOC/USA. Der Menschenrechtsaktivist Husam
al-Qamati enthüllte die Bemühungen von Omran Bukhris, die National Oil
Company (NOC) gegen Provisionen zu Verträgen mit amerikanischen
Unternehmen zu drängen. Al-Qumati: Die US-amerikanische Überwachungsgruppe
wurde dazu gebracht, in Zusammenarbeit mit dem Economic Development Council
einen Wirtschaftsplan für Libyen zu entwickeln.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1625267923580321794
USA/Großbritannien und Libyen
+ 13.02.: Saif al-Islam Gaddafi. Die westlichen Staaten
wollen die Gaddafi-Familie aus dem politischen Prozess im Lande ausschließen.
Die Kandidatur von Saif al-Islam werde von den Stämmen unterstützt, doch die
Westmächte planten, extremistische Gruppen gegen Saif al-Islam zu mobilisieren.
Der stellvertretende britische Botschafter in Libyen habe sich mit
Zinten-Einwohnern getroffen, um die Beseitigung des in Libyen hoch angesehenen
Saif al-Islam zu planen. Die italienische Zeitung L’Antidiplomatico
wies auf terroristische Bewegungen in Tripolis hin, die mit diesem Ziel eine
fiktive Revolutionäre Brigade gründen wollen. Dem Bericht zufolge
wollen London und Washington, dass die Wahlen ohne Saif al-Islam Gaddafi
stattfinden, „selbst wenn dies nur möglich ist, wenn er nicht mehr am Leben
ist“.
https://www.elaosboa.com/734248/
+ 15.02.: Zinten/GB-Botschaft. Der stellvertretende
britische Botschafter überreichte Fathi al-Madschhud (Chef des Militärrates von
Zinten und zuständig für Landwirtschaft) nach dessen Treffen mit den
„Zinten-Revolutionären“ 130.000 EUR.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1625864591723855873
Die von der britischen Botschaften initiierte Zinten- Konferenz am 17.02.
war ein Fehlschlag. Sie sollte die „Revolutionäre“ des 17. Februars 2011 nach
der Spaltung zwischen den Anhängern der Moslembrüder und denen der LNA wieder
vereinen. Die Teilnehmer konnten sich auf kein Abschlusspapier einigen, da sie
nicht klären konnten, wofür die „Revolution“ überhaupt stehen soll.
+ 13.02.: USA. Das Washington Institute benennt
drei Themen, an denen sich das Interesse an Libyen ausrichtet: Den Einfluss
Russlands in Libyen und Afrika zu beschränken, die Sicherstellung der Erdöl-
und Erdgaslieferungen, das Erstarken extremistischer islamistischer
Gruppierungen zu verhindern, genannt wird in diesem Zusammenhang auch die
militärische Präsenz der Türkei in Libyen.
Daneben sei den USA auch die Auslieferung von al-Massud und anderer der Teilnahme
am Lockerbie-Attentat bezichtigten Libyer ein Anliegen, v.a. auch des
ehemaligen Geheimdienstchefs von Muammar al-Gaddafi, Abdullah as-Senussi. [Von
ihm erwarten sich die USA Geheiminformationen über Libyen.] Die
Auslieferung von al-Massud habe jedoch die Position der Dabaiba-‚Regierung‘
gefährdet und die öffentliche Meinung gegen Dabaiba und die USA aufgebracht.
Der Besuch des CIA-Chefs Burns v.a. in Bengasi habe wohl das Ziel verfolgt, die
Wagner-Gruppe aus Libyen zu verdrängen. Diese habe versucht, Libyen als
Stützpunkt für ihre Aktivitäten in der Sahelzone, insbesondere im Tschad und
Niger, zu nutzen. Die Gruppe hat in den letzten Jahren auch einige legitime
Verträge mit den östlichen Behörden Libyens für den Goldabbau und die
Bereitstellung von Sicherheitsdiensten für Öl- und Gasunternehmen
abgeschlossen, die in der südlichen Region Libyens tätig sind.
Ein Hauptrisiko sehen die USA darin, dass die Wagner-Gruppe hauptsächlich in
den ölreichen Regionen in Zentral- und Südlibyen eingesetzt wird und sie so
„die Energieproduktion und Infrastruktur Libyens ins Visier“ nehmen könnte [bzw.
sie davor schützt, von westlibyschen Milizen ins Visier genommen zu werden].
Burns habe Haftar eine klare Botschaft übermittelt, dass jede Art von
Zusammenarbeit mit Wagner in Libyen nicht länger toleriert und Konsequenzen
haben werde. Die Einstufung der Wagner-Gruppe durch die Vereinigten Staaten am
26. Januar als „bedeutende transnationale kriminelle Organisation“ habe den
Ernst dieser Botschaft unterstrichen. Der NOC, Bengasi und Tripolis sei die
Botschaft übermittelt worden, dass die USA keine Bewaffnung der NOC und des Öl-
und Gassektors tolerieren würden. Deshalb wollen die USA mit Hilfe der
5+5-Militärkommission eine geeinte Militäreinheit bilden, mit der Infrastruktur
überwacht werden könne.
Unmittelbar nach dem Besuch von Burns sei in Tripolis der Chef des türkischen
Geheimdienstes Hakan Fidan eingetroffen, um sich über den Besuch von Burns
informieren zu lassen. Die USA hätten wohl auch Besorgnis über die Beziehungen
der Dabaiba-‚Regierung‘ mit Moskau gezeigt. Moskau ist dabei, seine Botschaft
in Tripolis wieder zu eröffnen, und der russische Präsident Putin hat Aydar
Raschidowitsch Aganin zum außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter
der Russischen Föderation in Libyen ernannt.
Vermutlich würden die USA nicht das Engagement oder den Willen aufbringen, zur
Lösung des langwierigen Konflikts in Libyen beizutragen, so fragmentiert und
gespalten sich Libyen heute präsentiert, sondern den drei oben genannten Themen
Priorität einräumen, um ihre unmittelbaren Interessen in Libyen zu wahren [d.h.
die USA verfolgen ausschließlich ihre eigenen Interessen, die Anliegen Libyens
interessieren sie nicht]. Burns jüngster Besuch betone, dass Washington
weiterhin mit wichtigen Gesprächspartnern wie Khalifa Haftar von der LNA und
Abdulhamid Dabaiba in Tripolis zusammenarbeiten wird.
https://www.washingtoninstitute.org/policy-analysis/takeaways-william-burns-surprise-visit-libya
Interessant erscheint in diesem Artikel, dass die USA den Nato-Partner
Türkei inzwischen als islamistisch gefährlichen Gegenspieler in Libyen
einstufen, obwohl es die Türkei war, die den Westen vor dem Sieg der LNA in
Tripolis gerettet hat. Es wird wohl die Annäherung der Türkei an Russland
befürchtet.
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen
+ 17.02.: Saif al-Islam/Wahlen. Am 22. Februar soll in den
USA das nächste 5+2+2-Treffen (USA, Großbritannien, Frankreich, Italien,
Deutschland / Vereinigte Arabische Emirate, Katar / Ägypten, Türkei)
stattfinden. Dort werden die USA versuchen, ihr neues Projekt für Libyen namens
„Nationale Wahlen“ durchzusetzen. Das Nationale-Wahlen-Projekt der USA sieht
vor, dass nicht – wie bisher beabsichtigt – der Präsident direkt vom Volk
gewählt wird, sondern dass ausschließlich eine Parlamentswahl stattfindet und
das Parlament anschließend den Präsidenten bestimmt.
Doch die libysche Bevölkerung will selbst entscheiden, wer ihr zukünftiger
Präsident sein wird. Dazu braucht es freie Wahlen unter Teilnahme aller
Kandidaten und eine unabhängige und objektive Wahlbeobachtung. Um dies zu
gewährleisten, böte sich weiterhin das Carter-Center an, eine
Institution gegründet zur Verbreitung von Demokratie und Menschenrechten.
https://gela-news.de/neue-us-amerikanische-plaene-fuer-libyen-praesidentschaftswahl-absagen
+ 18.02.: Ägypten/Wahlen. Der ägyptische
Außenminister Sameh Schukry hob die Frustration der Libyer hervor, nachdem die
vorgesehenen Wahlen Ende 2021 von der Dabaiba-‚Regierung‘ nicht durchgeführt
worden waren. Er betonte, dass die Wahlen unter der Aufsicht einer neutralen
Exekutivbehörde, die frei von der Verfolgung persönlicher Interessen sei,
abgehalten werden müssten.
https://libyareview.com/32009/egyptian-fm-libyan-government-failed-to-hold-elections/
+ 18.02.: UN/Wahlen. UN-Generalsekretär Guterres betonte,
dass sich die Vereinten Nationen „voll und ganz dafür einsetzen, die
Missverständnisse [nette Wortwahl für Totalversagen] der Vergangenheit
zu überwinden. Wir haben keine Agenda und kein Ziel außer einem: das Recht des
libyschen Volkes zu sichern, in Frieden zu leben, in freien und fairen Wahlen
abzustimmen und am Wohlstand ihres Landes teilzuhaben“.
https://libyareview.com/32015/guterres-urges-for-political-solution-in-libya/
Frage: Meint Guterres hier nur Parlaments- oder auch Präsidentschaftswahlen
unter Teilnahme aller Kandidaten?
Lockerbie/al-Massud
+ 13.02.: Human Rights Watch fordert die USA auf, die
Rechtsgrundlage für Abu-Agila al-Massud al-Marimis willkürliche Festnahme und
Auslieferung an die USA durch die Dabaiba-‚Regierung‘ zu klären. „Offenbar hat
kein libysches Gericht Abu-Agilas Überstellung in die Vereinigten Staaten
angeordnet oder die Überstellungsentscheidung überprüft, und er hatte keine
Gelegenheit, Rechtsmittel einzulegen, was ernsthafte Bedenken hinsichtlich
eines ordnungsgemäßen Verfahrens aufwirft“, sagte Hanan Salah, Direktor für den
Nahen Osten und Nordafrika-Abteilung. Die USA sollten es erlauben, dass
al-Massud mit seiner Familie kommunizieren kann und ihnen Einreisevisa
ausstellen. Konsularische Besuche sollten sichergestellt werden und ihm sollte
die Möglichkeit gegeben werden, Einspruch gegen seine Auslieferung zu erheben.
Gegen die Milizen, die für die Verhaftung von Massud in seinem Haus
verantwortlich waren, sollte ermittelt werden und sie sollten zur Rechenschaft
gezogen werden.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1625154409108832258
+ 19.02.: Die Familie von al-Massud al-Marimis erklärte nach einem
Telefongespräch mit al-Massud, dass sich sowohl sein physischer als auch sein
psychischer Zustand verschlechtert haben und er in eine Klinik verlegt worden
sei. Die Baschagha-‚Regierung‘ in Libyen hätte sich bereit erklärt, die
Anwaltskosten fürs Erste zu übernehmen.
Eine Einreisegenehmigung in die USA erhielt nur die Frau von al-Massud, die
Anträge aller anderen Familienangehörigen wurden abgelehnt. Da die Frau Massuds
alt und krank ist, ist es für sie unzumutbar, alleine auf Reisen zu gehen.
https://libyareview.com/32031/lockerbie-suspects-family-confirms-his-deteriorating-health-condition/
https://twitter.com/SaifFuture/status/1627283881542942721
Weitere Nachrichten aus Libyen
+ 17.02.: USA. Biden verlängerte die National Security
Emergency Executive Order in Bezug auf Libyen (am 25. Februar 2011
ausgerufen und am 19. April 2016 erweitert) über den 25.02.2023 hinaus. Denn:
„Die Situation in Libyen stellt weiterhin eine ungewöhnliche und
außergewöhnliche Bedrohung für die nationale Sicherheit und Außenpolitik der
Vereinigten Staaten dar.“
https://en.alwasat.ly/news/libya/389379
+ 14.02.: Gharyan/Dabaiba. Die Bughilan-Martyrs-Miliz in
Gharyan, die dem Verteidigungsministerium von Dabaiba angegliedert ist,
verbarrikadierte das Al-Hira-Stadttor mit Erdwällen, um den Besuch von
ad-Dabaiba zu verhindern. Ihm wurde vorgeworfen, seine Versprechungen bezüglich
Infrastrukturprojekten in der Stadt nicht eingehalten zu haben.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1625594801411489793
+ 14.02.: Norwegen/Fessan. Die norwegische Regierung will
zusätzliche 1,5 Mio. USD für die „Unterstützung lokaler Friedensbemühungen im
Süden Libyens“ bereitstellen. Damit erhöht sich der Gesamtbeitrag Norwegens zum
UNDP Libyen seit 2017 auf 8,1 Millionen US-Dollar.“
https://libyareview.com/31886/norway-donates-1-5-million-to-south-libya/
Ein souveränes Libyen, das so reich an Bodenschätzen ist, bräuchte keine
Hilfe von außen. Mit diesen Geldern sollen ausschließlich der Einfluss
ausländischer Mächte in Libyen aufrechterhalten und gestärkt werden.
+ 15.02.: VAE/Dabaiba. Dabaiba, war auf Staatsbesuch in den
Vereinigten Arabischen Emiraten, wo er von Scheich Mohamed bin Zayed an-Nahyan
in Abu Dhabi empfangen wurde, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erörtern.
https://libyareview.com/31938/uae-president-receives-pm-of-libyas-government-of-national-unity/
+ 15.02.: Deutschland/Bathily. Der UN-Sondergesandte für
Libyen, Abdoulaye Bathily, traf bei seinem Berlin-Besuch mit der deutschen
Außenministerin Baerbock zusammen. Laut Baerbock kann die UN-Mission auf die
Unterstützung Deutschlands zählen.
Bathily twitterte, er habe sich mit der deutschen Außenministerin über die
politische und sicherheitspolitische Lage in Libyen beraten.
https://libyareview.com/31954/german-fm-un-envoy-discuss-political-security-situation-in-libya/
+ 17.02.: Russland/Bathily. Der UN-Sondergesandte für
Libyen, Abdoulaye Bathily, traf bei seinem Moskau-Besuch mit dem russischen
Außenminister Lawrow zusammen. Dabei habe Lawrow sein Engagement für die
Zusammenarbeit mit der UN-Mission in Libyen bekräftigt. Lawrow sagte, dass es
„keine Alternative zur Erreichung einer gerechten, langfristigen und für beide
Seiten akzeptablen Lösung im Rahmen des politischen Prozesses, der von den
Libyern selbst geführt und umgesetzt werde, gibt.“
https://libyareview.com/32004/lavrov-bathily-discuss-solutions-to-libyan-crisis/
+ 18.02.: Türkei/Dabaiba/Kebir. Dabaiba und der Chef der
Libyschen Zentralbank (CBL), as-Sadiq al-Kebir trafen in Istanbul den
türkischen Präsidenten Erdogan. Es heißt, Dabaiba spendete für Erdogans
Wahlkampf.
https://en.alwasat.ly/news/libya/389346
+ 16.02.: Gesundheitswesen/Ägypten. Die Behandlung von
libyschen Patienten in der Onkologie wurde in Ägypten seit gestern wegen
Nichtzahlung von Gebühren an ägyptische Zentren und Krankenhäuser eingestellt.
Patienten wurden aufgefordert, das Krankenhaus zu verlassen.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1626241040360566789
+ 18.02.: Syrische Gefangene. Die Syrische
Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) gab bekannt, dass die
libyschen Behörden 22 Syrer, darunter drei Kinder, seit über vier Monaten in
einem Haftzentrum unter Menschen unwürdigen Verhältnissen festhalten.
https://libyareview.com/32006/sohr-22-syrians-including-children-detained-in-libya/
+ 14.02.: Gewerkschaften. Mehr als zwei Dutzend Vertreter
von Gewerkschaften aus ganz Libyen teilten den UN-Vertretern ihre Besorgnis
darüber mit, wie die politische und sicherheitspolitische Lage dazu geführt
hat, dass sie regelmäßig durch die Nichtzahlung von Löhnen diskriminiert
werden, Probleme mit schlechter Ausrüstung haben und von Zeit zu Zeit von
Milizen schikaniert werden.
https://libyareview.com/31883/unsmil-workers-voices-not-heard-due-to-libyan-crisis/
+ 14.02.: Migration. Nach einem tragischen Schiffsunglück
vor der libyschen Küste meldete die Internationale Organisation für
Migration (IOM), dass mindestens 73 Migranten vermisst werden und
vermutlich ertrunken sind.
https://libyareview.com/31929/iom-73-migrants-missing-following-shipwreck-off-libyan-coast/
+ 15.02.: Migration. Frontex verzeichnete im Januar mehr
als 13.000 Fälle von illegalen Grenzübertritten an den EU-Außengrenzen, davon
erfolgten etwa 49 % über die westafrikanische und die westliche
Mittelmeerroute. Laut der Internationalen Organisation für Migration
(IOM) sei die Gesamtzahl um die Hälfte gestiegen. Bisher wurden im Jahr 2023
1.965 Migranten nach Libyen zurückgebracht, 32 Migranten werden weiterhin auf
See vermisst, zusätzlich zu 34 Todesfällen.
https://libyareview.com/31920/eu-records-over-1300-illegal-border-crossings-including-libya/
+ 15.02.: Entführung. Sechs Ägypter koptischen Glaubens
wurden in Libyen entführt und zwar am 7. Jahrestag des Massakers an 21
koptischen Ägyptern in Sirte. Der Generalsekretär des Ägyptischen Kirchenrates
rief den ägyptischen Außenminister Schukri auf, zu intervenieren und sich für
die sofortige Freilassung der Entführten einzusetzen. Er machte auch die
libyschen Behörden für die Sicherheit der Kopten verantwortlich.
Vor kurzem entführten bewaffnete Männer den ägyptischen Geschäftsmann Suhaib
Fekri in Tripolis. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1625975612153233420
https://libyareview.com/31951/egypts-church-council-denounces-kidnapping-of-six-egyptians-in-libya/
+ 18.02.: Entführung. Das ägyptische Außenministerium gab
die Freilassung der sechs in Libyen inhaftierten Bürger bekannt. Sie konnten
nach Ägypten zurückkehren.
https://twitter.com/alwasatengnews/status/1626724222377639936
+ 15.02.: Indische Arbeitnehmer. Laut dem Indian
Express sollen indische Arbeitnehmer für jeweils 3.600 Dollar verkauft
worden sein. Anstatt wie versprochen eines gut bezahlten Jobs in Dubai habe man
sie an Libyer verkauft. Sie hätten wie Sklaven in einem Zementfabrik arbeiten
müssen bis es das indische Außenministerium ihre Rückkehr nach Indien
ermöglichte.
https://libyareview.com/31942/indian-workers-claim-they-were-sold-for-3000-each-in-libyaa/
+ 17.02.: Handelspartner. Italien hat sich zum größten
Handelspartner Libyens gemausert, die Türkei liegt an zweiter Stelle. Das
Handelsvolumen zwischen Italien und Libyen belief sich 2022 auf 11,09 Mrd. EUR,
was einem Anstieg von 67,38 % gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021
entspricht.
Bei den Importen nach Libyen liegt Italien nach China und der Türkei an dritter
Stelle. Danach folgen Griechenland und Belgien.
https://libyareview.com/31992/ita-italy-was-largest-trading-partner-of-libya-in-2022/
+ 16.02.: Altertumsschätze. Laut dem libyschen
Generalstaatsanwaltschaft wurden in der Stadt al-Bayda im Osten Libyens in
einem Privathaus 300 Artefakte aus der griechischen Zeit gefunden und
beschlagnahmt. Dies geschah zwei Tage, nachdem die Miliz Stability Support
Apparatus bekannt gegeben hatte, dass es ihr gelungen war, das Artefakt Kapitolinischer
Wolf, das aus dem Saraya-al-Hamra-Museum gestohlen worden war, unter
Leitung der Generalstaatsanwalt im Gebiet von al-Asaba wiederzufinden.
https://libyareview.com/31976/300-stolen-greek-artifacts-confiscated-in-libya/
Aus anderen Ländern
MENA-Region
+ Türkei/Syrien/Erdbeben. „Laut [der rumänischen] Senatorin
Diana I. Șoșoacă hätten die USA das Erdbeben in der Türkei und in Syrien
verursacht. […] Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien führte zu mehr
als 150 Nachbeben, wobei das zweite (nicht das erste) das größte war. Anders
als üblich hatte es keinen Ursprung, sondern fand entlang einer Spalte über
mehrere hundert Kilometer statt.
Am Ende des Vietnamkrieges beschlossen die Vereinigten Staaten und die
Sowjetunion, keinen Umweltkrieg mehr zu führen. Sie unterzeichneten ein
>Übereinkommen über das Verbot der militärischen oder sonstigen feindlichen
Anwendung von Umweltmodifikationstechniken< (1976). Nach diesem Vertrag (der
nicht von Frankreich unterzeichnet wurde) sind >alle Techniken verboten, die
dazu bestimmt sind, durch die absichtliche Manipulation natürlicher Prozesse
die Dynamik, Zusammensetzung oder Struktur der Erde zu verändern<, was
eindeutig Erdbeben einschließt. […] Erdoğan bat seinen Geheimdienst (MIT), die
Unterstellungen dieser rumänischen Senatorin zu überprüfen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
+ Syrien/Erdbeben. „Eine Terrorgruppe in Idlib blockiert
Hilfslieferungen, die über Damaskus abgewickelt werden. Der Westen fordert
derzeit die Öffnung aller Grenzübergänge zur Türkei, um >schnelle humanitäre
Hilfe< auch in Syrien zu ermöglichen. Währenddessen ist der Westen nicht
bereit, seine Sanktionen gegen Syrien zu lockern.
Ein UN-Sprecher erklärte am Sonntag Reuters, dass die humanitäre
Hilfe aus den Regierungsgebiete in den von der Islamisten
besetzten Provinz Idlib aufgehalten werde, da die Extremistengruppe Hay’at
Tahrir asch-Scham (HTS) die Genehmigung für die Lieferung der Hilfsgüter
verweigert.“
https://rtde.team/der-nahe-osten/162771-erdbeben-in-syrien-terrorgruppe-in-idlib-blockiert-hilfslieferungen-aus-damaskus/
+ Syrien/Erdbeben. Syriens Präsident Assad „hat laut
UN-Generalsekretär Guterres zugestimmt, zwei weitere Grenzübergange [zur Türkei]
zu öffnen, um Hilfe für die Opfer des verheerenden Erdbebens zu ermöglichen.
Die Hilfslieferungen seien von >höchster Dringlichkeit<.“
https://www.tagesschau.de/ausland/erdbeben-grenzoeffnung-syrien-tuerkei-101.html
+ Syrien. „Mit Unterstützung der ständigen
Sicherheitsratsmitglieder Russland und China fordert Damaskus seit Jahren, dass
die Verteilung von Hilfsgütern in alle Landesteile von Syrien selbst organisiert
wird. Auch die Hilfe für die Erdbebengebiete kann gut über die Flughäfen in
Damaskus, Aleppo und Latakia erfolgen. Das lehnen die großen Geberländer jedoch
ab, weil damit eine Aussetzung der von ihnen gegen Syrien verhängten
»einseitigen wirtschaftlichen Strafmaßnahmen«, auch Sanktionen genannt,
verbunden wäre. […] Nie wurde humanitäre Hilfe für Menschen in Not so sehr
politisiert wie nach dem schweren Erdbeben vom 6. Februar.“
https://www.jungewelt.de/artikel/445071.humanit%C3%A4re-katastrophe-politisierte-hilfe.html
+ Syrien. „Bereits in der Nacht nach der
Erdbeben-Katastrophe hatte die Regierung in Damaskus die Vereinten Nationen um
Hilfe für ganz Syrien gebeten, besonders für die an die Türkei grenzenden
Provinzen Idlib und Aleppo mit der gleichnamigen Stadt sowie Afrin und die
Küstenregion. Die EU ignorierte den Hilferuf, weil er aus Damaskus kam. Der
angeblich einzige Grenzübergang von der Türkei nach Syrien – genauer: in die
Provinz Idlib, einer Hochburg islamistischer Rebellen, die auch vom Westen
unterstützt werden – war zunächst unpassierbar. Außenministerin Annalena
Baerbock (Grüne) rief Syriens Präsidenten Baschar al-Assad auf, umgehend alle
Grenzübergänge für Hilfslieferungen zu öffnen. […] Dass Assads Regierung keinen
der Grenzübergänge von der Türkei nach Syrien kontrolliert, wissen dagegen nur
die wenigsten.
Erst am 11. Februar wurde bekannt, dass es der türkische Präsident Recep Tayyip
Erdoğan war, der sofort nach dem schweren Erdbeben mehrere – sehr wohl
vorhandene – Übergänge zwischen der Türkei und Syrien geschlossen hatte, um zu
verhindern, dass Verletzte in die überfüllten türkischen Hospitäler gebracht
wurden. […] Zugleich haben die USA in der Nähe des ostsyrischen El Tanf eine
Militärbasis errichtet, wodurch gegenwärtig Hilfe über den Irak verhindert
wird. Sie ist auch deshalb erschwert, weil der einzige Grenzübergang Al Bukamal
kürzlich von Israel bombardiert wurde. […] Nicht nur die Regierung, auch die
drei christlichen Patriarchen Syriens und viele internationale
Hilfsorganisationen, darunter auch die Caritas, verlangen die zumindest
zeitweilige Aufhebung der Sanktionen.
Am 10. Februar haben die USA nachgegeben und das Cäsar-Gesetz, wonach jedes
Drittland bestraft wird, das mit Syrien Handelsbeziehungen unterhält, für 180
Tage ausgesetzt. Theoretisch kann überlebenden syrischen Erdbebenopfern nun
geholfen werden.“
https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/erdbeben-die-eu-hat-den-hilferuf-ignoriert-weil-er-aus-damaskus-kam
+ Syrien. „Für zunächst drei Monate sollen die Übergänge
Bab Al-Salama und Al-Rai im Norden Syriens für Hilfstransporte in die
Erdbebengebiete zur Verfügung stehen. Das hat UN-Nothilfekoordinator Martin
Griffiths im direkten Gespräch mit dem syrischen Präsidenten ausgehandelt. Kaum
Hoffnung besteht indes, dass auch die Bundesregierung die Lehre ziehen wird,
dass leise Töne manchmal zielführender sind. Während die Einigung vielerorts
überschwänglich begrüßt wurde, war von Außenministerin Annalena Baerbock am
Dienstag kein Wort dazu zu hören. Kein Wunder, passt die humanitäre Geste des
syrischen Präsidenten doch so gar nicht in ihr »wertegeleitetes«
Weltbild. […] Längst ist Syrien nicht mehr isoliert. Zwar kommt von
den 26 Millionen von der Bundesregierung für Syrien zur Verfügung gestellten
Euro fast nichts in den Regierungsgebieten an. Unter anderem Russland, Iran,
zahlreiche arabische Staaten, Indien, China und sogar die afghanischen Taliban
aber haben sofort nach dem Erdbeben Hilfsgüter und Bergungsteams geschickt. Am
Dienstag landete gar ein Flugzeug mit 35 Tonnen Lebensmitteln, Medikamenten und
Zelten aus Saudi-Arabien in syrischem Regierungsgebiet – das erste seit mehr
als zwölf Jahren, als Riad zu einem der Hauptprotagonisten des Kriegs gegen
Syrien wurde. Längst versuchen zahlreiche Regierungen in der Region eine
Wiederannäherung an Damaskus – darunter selbst der türkische Präsident Recep
Tayyip Erdogan. […] Dass die syrische Botschaft in Berlin auch in der aktuellen
Katastrophe nur eine Spendenbox aufstellen, aber kein Konto für finanzielle
Hilfen zur Verfügung stellen kann, ist ein Armutszeugnis für jede
»menschenrechtsbasierte« Regierung.“
https://www.jungewelt.de/artikel/444952.berlin-bricht-weiter-recht.html
+ Syrien/UN/MI6. „Der UN-Unterstaatssekretär für humanitäre
Angelegenheiten, Martin Griffiths, traf sich mit dem syrischen Präsidenten
Baschar al-Assad. Die britischen Historiker von Declassified UK haben
gezeigt, dass Martin Griffiths ein Agent des britischen Geheimdienstes (MI6)
war. Er forderte die Öffnung von Grenzübergängen an der türkischen Grenze, um
vom Erdbeben betroffene Syrer retten zu können. Präsident Assad kündigte sofort
die Eröffnung der Stellungen Bab Al-Salam und Al Raee für drei Monate an.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
+ Syrien. „In der syrischen Stadt Suchna [Provinz Homs]
haben IS-Angreifer laut Berichten von Staatsmedien zahlreiche Zivilisten
getötet. Das Staatsfernsehen meldete, dass mindestens 53 Menschen getötet
worden seien. […] Suchna wurde 2015 zur strategisch wichtigen IS-Bastion, bevor
syrische Regierungstruppen die Terrormiliz zwei Jahre später von dort
vertrieben. Der IS kontrollierte vor Jahren weite Gebiete in Syrien und dem
benachbarten Irak. Inzwischen ist der IS dort zwar militärisch besiegt,
allerdings gibt es weiterhin aktive Terroristenzellen in beiden Ländern, die
Anschläge verüben. “
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/is-anschlag-syrien-101.html
+ Syrien/Irak/Saudi-Arabien. „Der Irak hat Syrien 60 000
Tonnen Erdöl/Erdgas gespendet. […] Saudi-Arabien hat ein Rettungsflugzeug nach
Syrien geschickt. Seit Kriegsbeginn 2011 war kein saudisches Flugzeug mehr nach
Damaskus geflogen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
+ Syrien/Saudi-Arabien. „Versöhnung mit Syrien: Saudischer
Außenminister wird Damaskus besuchen. Nach der jahrelangen Finanzierung
extremistischer Terrorgruppen in Syrien will Saudi-Arabien nun offenbar seine
Beziehungen zu Damaskus normalisieren.“
https://rtde.live/der-nahe-osten/163186-versoehnung-mit-syrien-saudischer-aussenminister-wird-damaskus-besuchen/
+ Tunesien. „Die tunesische Polizei hat den Bau-Magnaten
Kamel Eltaief festgenommen, einen ehemaligen Vertrauten des gestürzten
Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali, der sich den Islamisten angenähert hat.
Ihm wird >Verschwörung gegen die Staatssicherheit< vorgeworfen. […] Er
war bereits 2012 verhaftet und dann auf Intervention der Muslimbruderschaft
wieder freigelassen worden. […] Im Rahmen derselben Ermittlungen verhaftete die
tunesische Polizei auch Abdelhamid Jelassi, ein hochrangiges Mitglied der
islamischen Ennahda-Partei, und Khayam Turki, einen ehemaligen Führer der
Sozialdemokratischen Partei Ettakatol, Noureddine Bhiri, ein Führer der
tunesischen islamischen Ennahdha-Partei und Noureddine Boutar, Direktor des
wichtigsten privaten Radiosenders Mosaïque FM.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
+ Tunesien/Russland. „Der Handelsumsatz zwischen Tunesien
und Russland ist im Jahr 2022 trotz der von den westlichen Verbündeten gegen
Moskau im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt verhängten Sanktionen um 63
Prozent gestiegen, sagte der russische Botschafter in Tunesien Alexander
Jurjewitsch Solotow am Sonntag in einem Interview mit RIA Nowosti.
Dem Diplomaten zufolge erreichte das Handelsvolumen als Geldwert ausgedrückt
692 Millionen US-Dollar (rund 648 Millionen Euro) und wird voraussichtlich
weiter wachsen, da tunesische Waren, darunter Lebensmittel und Textilien,
kommerziell rentabel seien und EU-Produkte, die den russischen Markt verlassen
haben, leicht ersetzen könnten.“
https://rtde.team/wirtschaft/162758-russlands-handel-tunesien-steigt-um-mehr-als-50-prozent/
+ Algerien. Die algerische Armee führte „Übungen mit ihrem
russischen Gegenstück in der Region Béchar durch. […] Algerien ist der einzige
afrikanische Staat, der an den Übungen >Wostok 2022< im September 2022 in
Sibirien teilgenommen hat, und dann die russische Marine im Hafen von Algier im
Oktober 2022 anlegen hat lassen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
+ Ägypten/BRICS/Neue Entwicklungsbank (NDB). „Vor dem
Hintergrund des beispiellosen Verfalls des ägyptischen Pfunds ist die Aussicht
auf eine einheitliche BRICS-Währung und die Möglichkeit des Zahlungsverkehrs
zwischen den Mitgliedsländern in nationalen Währungen für das Land von
besonderem Interesse. >Die Vereinbarung, der NDB beizutreten, zielt darauf
ab, die Nachfrage nach dem Dollar zu verringern und eröffnet neue Horizonte für
die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit einem großen Wirtschaftsblock wie den
BRICS<, so der ägyptische Abgeordnete Mirwat Matar.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/warum-aegypten-in-die-brics-strebt/
+ Israel. „Der Justizausschuss der Knesset billigte am
Montag schon einen Teil der umstrittenen Reform. Israels Präsident forderte
zuvor die Verschiebung der Justizreform. Tausende Israelis protestierten vor
dem Parlament in Jerusalem gegen die geplante Justizreform. […]
Landesweit kam es zu weiteren Protesten. Mitglieder zahlreicher Berufsgruppen
nahmen parallel an einem Streik teil. Seit Wochen demonstrieren
Zehntausende von Israelis gegen das Vorhaben der Regierung von Benjamin
Netanyahu, das Höchste Gericht faktisch zu entmachten. […] Laut Staatspräsident
Isaac Herzog steht Israel am Rande eines >verfassungsrechtlichen und
sozialen Zusammenbruchs<.“
https://rtde.live/der-nahe-osten/162784-massenproteste-in-israel-halten-an/
+ Israel. „In Israel haben die wochenlangen Proteste gegen
Benjamin Netanjahus Ultrarechtsregierung am Montag eine neue Qualität erreicht.
Allein in Jerusalem drängte sich zwischen dem Parlamentsgebäude und dem
Obersten Gerichtshof eine unüberschaubare Menge von Menschen, deren Zahl am
Nachmittag auf bis zu 100.000 geschätzt wurde. Zuvor war der erste
Gesetzesvorschlag zur radikalen Umgestaltung des Justizwesens zur ersten Lesung
in der Knesset zugelassen worden. Tausende waren seit den Morgenstunden in
überfüllten Nahverkehrszügen, gecharterten Bussen und langen Autokonvois aus
vielen Teilen des Landes, vor allem aus dem Großraum Tel Aviv, nach Jerusalem
gekommen. Zahlreiche Politiker aller Oppositionsparteien richteten das Wort an
die Protestierenden. Die Kundgebung bot am Montag einmal mehr das Bild eines
Meeres blauweißer Nationalflaggen. […] Die Kundgebung in Jerusalem am Montag
fiel zusammen mit einem erstmaligen Streikaufruf, der nach bisherigen Berichten
hauptsächlich von Angestellten der Hightech-Branche getragen wurde, in der
Israel international eine maßgebliche Stellung innehat. Nach Meldungen, die aus
der Branche kommen, hatten fast 300 Unternehmen ihre Angestellten nicht nur für
den Tag freigestellt, sondern geradezu ermutigt und unterstützt, unter anderem
durch das Anmieten von Bussen, zur Kundgebung nach Jerusalem zu fahren. Auch
Zehntausende Ärzte und Wissenschaftler beteiligten sich an den Protesten.“
https://www.jungewelt.de/artikel/444843.zehntausende-gegen-netanjahu-parlament-blockiert.html
+ Israel/Arabische Liga. „An einem Treffen der Arabischen
Liga am 12. Februar in Kairo nahmen der ägyptische Präsident Abdel Fattah
al-Sissi, König Abdullah II. von Jordanien und der palästinensische Präsident
Mahmud Abbas sowie zahlreiche Außenminister und hochrangige Beamte teil. Die
Redner verurteilten Israels einseitige Aktionen in Jerusalem und im
Westjordanland, einschließlich Hauszerstörungen und Siedlungserweiterungen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
+ Israel. „Die Proteste in Israel dauern seit sechs Wochen
an. Israelische Araber, die bis dahin nicht Partei ergriffen hatten, begannen,
sich der Bewegung israelischer Juden anzuschließen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
+ Israel. „Open Fire: Das tödlichste Jahr für Palästinenser
unter israelischer Besatzung. Schüsse in den Rücken von
Fliehenden, tote Kinder auf dem Schul-Heimweg, ein misshandelter 80-Jähriger,
der an Herzinfarkt stirbt. UN und Menschenrechtler sind schockiert über
israelische Besatzungsgewalt in 2022. Eine blutige Bilanz.“
https://www.telepolis.de/features/Open-Fire-Das-toedlichste-Jahr-fuer-Palaestinenser-unter-israelischer-Besatzung-7460611.html?seite=all
+ Israel/Palästina. „Israel will neun Siedlungen im
besetzten Westjordanland nachträglich legalisieren. Das Sicherheitskabinett
habe die Legalisierung der sogenannten Außenposten als Reaktion auf mehrere
Anschläge in Ost-Jerusalem beschlossen, teilte das Büro von Premier Benjamin
Netanyahu mit.
Im seit 1967 besetzten Westjordanland leben 2,8 Millionen Palästinenser und
475.000 Israelis in Siedlungen, die von der UNO als völkerrechtswidrig
eingestuft werden. Neben offiziellen Siedlungen gibt auch sogenannte
>wilde< Siedlungen, die ohne Genehmigung der israelischen Regierung
errichtet wurden. Neun solcher Siedlungen will die Regierung nun nachträglich
legalisieren.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-westjordanland-siedlung-101.html
+ Israel/Palästina. „Israels neue Regierung hat neun
Außenposten im Westjordanland legalisiert. Während die einen frohlocken und das
nur als ersten Schritt einer neuen Siedlungspolitik verstehen, warnen andere
vor einer Spirale der Gewalt.“
https://www.tagesschau.de/ausland/israel-siedlungen-westjordanland-103.html
+ Israel. „Laut Radio France, Ha’aretz und TheMarker,
hat sich die Firma Advanced Impact Media Solutions, kurz AIMS,
gegründet von einem >ehemaligen< Mitarbeiter des Geheimdienstes der
israelischen Armee, Tal Hanan, […] darauf spezialisiert, Zehntausende von
gefälschten Konten im Internet zu erstellen. […] Sie soll in 33
Präsidentschaftskampagnen interveniert haben und 27 ihrer Kandidaten seien
gewählt worden. Sie hat Komplizen in etwa dreißig großen Zeitungen, darunter Le
Monde, Der Spiegel und El País.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
+ Israel/Syrien. 19.02.: „Bei einem Raketenangriff der
israelischen Armee auf die syrische Hauptstadt Damaskus sind offenbar mehrere
Menschen getötet worden. Das syrische Verteidigungsministerium meldet fünf Tote
und 15 Verletzte. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet,
15 Menschen seien getötet worden, darunter auch Zivilisten. […] Das syrische
Verteidigungsministerium erklärte, es habe einen israelischen Luftangriff
gegeben, der mehrere Gebiete in Damaskus und der Umgebung zum Ziel gehabt habe,
darunter auch Wohnviertel. Auf von der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur
Sana verbreiteten Bildern ist ein fast vollständig zerstörtes Wohnhaus zu
sehen, von dem Teile auf die Straße stürzen. Sana zufolge wurden mehrere
Gebäude beschädigt.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/damaskus-syrien-luftangriff-101.html
+ Saudi-Arabien. „Laut dem russischen Botschafter in
Saudi-Arabien, Sergei Koslow, sei das Königreich daran interessiert, der
BRICS-Gruppe der fünf wichtigsten Entwicklungsländer der Welt sowie der
Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (kurz SOZ) beizutreten. […]
Algerien, Argentinien und der Iran beantragten bereits Berichten zufolge den
Beitritt zu BRICS, während Bangladesch, Ägypten, die Vereinigten Arabischen
Emirate und Uruguay Mitglieder der Neuen Entwicklungsbank (NDB) sind. Der
potenzielle Beitritt Argentiniens wird nach Angaben mehrerer Quellen von China
unterstützt.
Bahrain, Bangladesch, Indonesien, Ägypten, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Sudan,
Syrien, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Venezuela und Simbabwe
zeigten ebenfalls Interesse an dem BRICS-Beitritt.“
https://rtde.live/international/162811-russischer-botschafter-saudi-arabien-moechte/
+ Iran/China. „Irans Präsident Raisi ist zum Staatsbesuch
nach China gereist. Der chinesische Präsident Xi beschwört dabei die
Freundschaft und >unerschütterliche Zusammenarbeit< […] China ist der
wichtigste Handelspartner, kauft vor allem iranisches Öl – teilweise offenbar
über Drittstaaten. Seit vergangenem Jahr gibt es ein auf 25 Jahre angelegtes
Kooperationsabkommen.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/china-iran-staatsbesuch-raisi-101.html
+ Iran/CIA. „CIA holt alle Gegner des iranischen Regimes
zurück, einschließlich der Nazis. Die CIA hat gerade eine Koalition von Iranern
im Exil um den Sohn von Schah Reza Pahlevi und die Volksmudschaheddin
gebildet.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
Schwarzafrika
+ Südafrika. „Südafrikas Regierung hat wegen
Überschwemmungen in sieben der neun Provinzen des Landes den nationalen
Katastrophenfall ausgerufen. Mindestens sieben Menschen seien ums Leben gekommen.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/suedafrika-ueberschwemmungen-katastrophenfall-101.html
+ Südafrika. „Nach Angaben des südafrikanischen
Verteidigungsministeriums werden Südafrika, Russland und China ein gemeinsames
Marinemanöver im Indischen Ozean starten. Daran nimmt unter anderen die
russische Fregatte Admiral Gorschkow teil. Sie könnte dabei den Einsatz von
Zirkon-Raketen üben.“
https://rtde.live/international/163179-suedafrika-russland-und-china-beginnen-marinemanoever/
+ Afrika/Russland. Russlands Außenminister Lawrow besuchte
Mali, Mauretanien und Sudan „Afrika ist durchaus ein Schlüssel bei der Frage
der zukünftigen Machtverteilung in der Welt, zumal die arabischen Staaten sich
gerade von den USA emanzipieren und russische Rohstoffe für den Westen
unerreichbar werden.
Daher wurde die dritte Afrikareise des russischen Außenministers Lawrow
innerhalb weniger Monate weltweit genau beobachtet. Ihm spielt dabei in die
Hände, dass der Westen als ehemalige Kolonialmacht in Afrika einen schlechten
Ruf hat, zumal der Westen auch nach dem offiziellen Ende der Kolonialzeit
versucht hat, mit der Ausbeutung Afrikas einfach weiterzumachen, wie zuvor.
Russland hingegen hat in Afrika einen sehr guten Ruf, denn es war die
Sowjetunion, die den jungen afrikanischen Nationen nach Erlangung ihrer
Unabhängigkeit geholfen hat, erste Industrien und Universitäten aufzubauen.“
Mauretanien: „Die anti-westliche Stimmung ist hier sogar bei den Mitarbeitern
des Außenministeriums zu spüren: an einer Tür ihres Wagens ist ein Bild von
Toma Sankara, dem >afrikanischen Che Guevara<. Auf der Motorhaube ist
Mandelas Gesicht. Und auf der anderen Seite ist Muammar Gaddafi. Mauretanien
ist an den Beziehungen zu Russland ebenso interessiert wie die meisten
afrikanischen Länder.
Das ist die dritte Reise von Sergej Lawrow auf den afrikanischen Kontinent in
den letzten sechs Monaten. Er besuchte zunächst die Republik Kongo, Uganda,
Äthiopien und die Arabische Republik Ägypten. Im Januar besuchte er die
Republik Südafrika, das Königreich Eswatini, ehemals Swasiland, Angola und
Eritrea. […] Das ist das wichtigste Ergebnis aller Afrikabesuche des russischen
Ministers: Die Staats- und Regierungschefs des Kontinents haben ihre Teilnahme
am nächsten Russland-Afrika-Gipfel bestätigt, der im nächsten Sommer in St.
Petersburg stattfinden wird.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-afrikareise-des-russischen-aussenministers-lawrow/
+ Sudan. Russland „wird dort einen kleinen Militärstützpunkt
am Roten Meer bekommen. Er wird nur vier Schiffe und 300 Soldaten dauerhaft
beherbergen können.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°28 – 17. Februar 2023
+ Afrika. „Afrika ist geopolitisch weitaus wichtiger, als
man es in den Medien erfährt. In Afrika liegt vielleicht sogar der Schlüssel
zum Sieg in dem geopolitischen Kampf der Systeme zwischen dem Westen einerseits
und Russland und China andererseits. Der Grund ist, dass Afrika sich bisher
neutral verhält, mit seinen Bodenschätzen und aufstrebenden Märkten aber in
Zukunft entscheidend sein kann. Ohne Afrika wird keine der Seiten gewinnen
können, wenn sich der Kampf der Systeme lange hinziehen sollte. […] Die
Afrikaner sind von ihrer Kolonialgeschichte geprägt, in der sie vom Westen ausgebeutet
und versklavt wurden. Daher gibt es dort ein tiefverwurzeltes Misstrauen gegen
Versprechen aus dem Westen.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/schon-zwei-afrikanische-laender-haben-franzoesische-truppen-rausgeschmissen/
+ Afrika. „Seit dem Beginn der Kolonialisierung Afrikas im
15. Jahrhundert betrachten die imperialistischen Mächte Europas Afrika als
ihren Hinterhof. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Trotz verstärkten
>Engagements< vor allem Frankreichs und Deutschlands verliert Europa in
Afrika an Einfluss. […] Infantile Witze über schwere Kriegswaffen, verbunden
mit billigen Afrikaklischees – da fehlen nur noch hungernde Kinder, um die
koloniale Geisteshaltung vollends auszubuchstabieren. Aus der >Bürde des
weißen Mannes< ist die >Bürde der weißen feministischen
Außenministerin< geworden, ansonsten bleibt alles beim Alten: Nur die
Europäer vermögen, die unzivilisierten Wilden südlich des Mittelmeers von
Unwissenheit und Armut zu erlösen. […] Mit den >Interessen und Werten der
EU< kennt man sich in Afrika bestens aus – ganz besonders mit denen der
französischen Bourgeoisie. Totgeschwiegen in Europa, unvergessen in Afrika
bleibt der Mord an Burkina Fasos Präsident Thomas Sankara am 15. Oktober
1987, mutmaßlich auf Betreiben der Regierung François Mitterrands. Drei Monate
vor seiner Ermordung hatte Sankara die Länder Afrikas aufgefordert, sich dem
Schuldendiktat von Weltbank und Internationalem Währungsfonds nicht mehr zu
beugen und die Zahlungen einzustellen. Unvergessen der 9. November 2004,
als französische Scharfschützen in Abidjan, der größten Stadt Côte d’Ivoires,
57 Menschen die Köpfe wegschossen. Die Getöteten hatten zusammen mit tausenden
anderen eine Menschenkette um den Präsidentenpalast gebildet aus Angst, das
französische Militär würde gegen ihren Präsidenten Laurent Gbagbo putschen.
Frankreichs Status als Großmacht gründet sich neben seinem Arsenal nuklearer
Waffen und dem ständigen Sitz im Sicherheitsrat der UN maßgeblich auf die
Kontrolle seiner ehemaligen Kolonien in West- und Zentralafrika. […] Malis
neues Selbstbewusstsein stützt sich vor allem auf neue Partner wie Russland und
China, aber auch den Iran. Was diese Länder gemeinsam haben? Sie erkennen
Staaten an statt Regierungen und mischen sich nicht in deren innere
Angelegenheiten ein.
Dieses Selbstbewusstsein steckt an. Es spricht aus dem eingangs zitierten Tweet
von Ebba Kalondo und aus der Weigerung 18 afrikanischer Staaten, Russland für
seinen Eintritt in den Ukraine-Krieg zu verurteilen. Und es zeigt sich darin,
dass die Übergangsregierungen Malis, Burkina Fasos und Guineas – alle
durch Militärputsche an die Macht gekommen, die von der EU lautstark kritisiert
wurden – sich vor wenigen Tagen getroffen haben, um eine Föderation ihrer
Länder zu diskutieren.
Wes Geistes Kind sie sind, ist offenkundig: Sie haben Walter Rodney gelesen und
Thomas Sankara zugehört.“
https://www.unsere-zeit.de/unterentwicklungspolitik-4776979/
Lesenswert!
+ Globaler Süden/Münchner Kriegskonferenz. „Wie es im
Munich Security Report heißt, der gestern veröffentlicht wurde, müsse man sich
endlich der Tatsache stellen, dass immer noch kein einziges Land Afrikas und
Lateinamerikas – sowie kaum ein Land Asiens – die westliche Sanktionspolitik
gegen Russland unterstütze. Wolle man ernste Rückschläge im globalen Machtkampf
gegen Russland und China langfristig vermeiden, müsse man wenigstens einige der
Länder im Globalen Süden zurückgewinnen. Schließlich gelte die >vom Westen
geführte Ordnung< in zahlreichen Staaten des Südens als durch
>postkoloniale Dominanz< geprägt, was Sympathien für eine
>nachwestliche< Weltordnung hervorrufe.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9163
+ Globaler Süden/Deutschland. Heiner Flassbeck: „Die
Bundesregierung geht ungewohnt oft auf weite Reisen. Der Kanzler war in drei
Ländern in Afrika im vergangenen Mai, der Kanzler besuchte drei wichtige Länder
in Südamerika vor einigen Tagen und Finanzminister Lindner war in Afrika. […]
Nun, der Westen in all seiner Großzügigkeit hat diesen Ländern nicht nur offene
Märkte für Güter und Dienstleistungen zugesagt, sondern er hat sie auch
gedrängt, ihre Märkte für das weltweit flottierende Kapital zu öffnen, weil
man, so die westliche Verheißung, nur auf diese Weise die Vorteile offener
Grenzen wirklich genießen könne. Das aber war ein vergiftetes Geschenk, weil
flottierendes Kapital bei unklaren Währungsverhältnissen dazu neigt, falsche
Preise und große Krisen nach sich zu ziehen. Alle diese Länder und dazu noch
viele in Asien sind Anfang der Neunzigerjahre vom Internationalen Währungsfonds
(IWF), der maßgeblich von den USA und Europa gelenkt wird, in Währungsordnungen
gedrängt worden, die sich als völlig ungeeignet erwiesen. […] Die diversen
Regierungen dieser Länder sahen sich Währungskrisen gegenüber, deren soziale
und politische Verwerfungen ungeheuerlich waren und das Funktionieren der
Demokratien infrage stellte. Doch statt wenigstens während der Krisen den
Ländern beizustehen, wurde auch zur Krisenbekämpfung vom Westen ausschließlich
der IWF in Marsch gesetzt, der regelmäßig Austerität und hohe Zinsen
verschrieb, was die Krisen nur noch schlimmer machte. […] Warum hoffen so
viele Politiker der sich entwickelnden Welt darauf, dass sich mit China und
Indien endlich die großen Entwicklungsländer dazu aufraffen, eine alternative
zum Washington Consensus und dem Neoliberalismus des IWF zu schaffen. Wer
allerdings keine Antworten auf die wirklich drängenden Fragen dieser Länder
hat, braucht gar nicht erst um die Welt zu fliegen. […] Man muss sich nur die
Afrikastrategie anschauen, die vor einigen Tagen von der
Entwicklungshilfeministerin zur Zusammenarbeit mit Afrika vorgelegt worden ist,
um zu sehen, wie weit jenseits der wirklichen Nöte der Entwicklungsländer
Deutschland und die Industrieländer insgesamt agieren und taktieren. In der
Strategie taucht der Begriff „feministisch“ zwar 15-mal auf, bei den Begriffen
„Zins“ und „Währung“ ist aber Fehlanzeige. […] Glaubt ernsthaft jemand in
dieser Bundesregierung, man könne makroökonomisch den widersinnigen Kurs dieser
Institutionen weiterfahren und gleichzeitig mit kleinen Pflästerchen die Länder
davon abhalten, sich nach anderen Freunden umzusehen? […] Es gibt Fälle in
Afrika, wo unter Anleitung des Westens Geld- und Banksysteme aufgebaut wurden,
die zu nichts führten als zu einer Blockade jeder wirtschaftlichen Entwicklung
durch prohibitiv hohe Zinsniveaus. Selbst die im Westen hochgelobten
Mikrokredite wurden in der Regel nur mit extrem hohen Zinsforderungen
vergeben.“
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/krise-der-entwicklungspolitik-mit-entwicklungspolitik-gegen-krisen-ueberwinden-li.317920
Sehr lesenswert!
A. Gutsche
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