Kurznachrichten Libyen – 26.03. bis 01.04.2023
USA mobilisieren Libyer gegen Wagner-Gruppe / erneutes Aufflackern von Milizengewalt / Bathili für Teilnahme aller Präsidentschaftskandidaten bei Wahlen / Libysche Parlamentsdelegation in Moskau / al-Kebir unumschränkter Herrscher des Geldes
USA gegen russische Wagner-Gruppe
+ 26.03.: Militärtreffen. In
Anwesenheit des UN-Sondergesandten Abdoulaye Bathily fand in Tripolis ein
Treffen zwischen den Befehlshabern der Militär- und Sicherheitseinheiten im
Westen, Osten und Süden des Landes und des 5+5-Militärkomitees statt. Die
Diskussion konzentrierte sich auf die Rolle des Militärs und der
Sicherheitsinstitutionen bei der Schaffung eines günstigen Umfelds für das
Vorantreiben des politischen Prozesses und die Durchführung von Wahlen im Jahr
2023. Es soll die Vereinigung zwischen östlichen und westlichen Militärmächten
vorangetrieben werden.
Ausländische Streitkräfte, sprich russische Wagner-Gruppen, sollen abziehen und
die Ölfelder geschützt werden.
Das nächste Treffen soll noch während des Ramadan in Bengasi abgehalten werden.
https://www.libyaherald.com/2023/03/historic-inclusive-jmc-55-tripoli-meeting-raises-hope-for-elections-and-permanent-peace/
https://twitter.com/SaifFuture/status/1640144547899494400
+ 26.03.: Militärtreffen.
Herzliche Begrüßung bei der Ankunft der Stabschefs von Haftars
LNA-Streitkräften (Abdelrazzaq an-Nadouri, Omar Amradschi, Ajoub al-Ferdschani,
Faradsch Gaim). Dabei waren auch Mitgliedern des 5 + 5-Militärkomitees, dazu
Imad Trabelsi, (‚Innenminister‘), Ghinwa al-Kukli, Mahmoud Hamza.
Fotos: https://twitter.com/SaifFuture/status/1640145807377588225/photo/1
siehe auch: https://gela-news.de/libyen-neues-schlachtfeld-im-nato-russland-krieg
+ 31.03.: Saif
al-Islam/GB/Trabelsi. Von der Nachrichtenagentur LibyaPress scheint
bestätigt, dass der Innenminister der Dabaiba-Regierung, Imad Trabelsi, seine
engsten Mitarbeiter über ein Treffen mit der britischen Botschafterin Caroline
Horndall informierte. Trabelsi soll von Horndahl Geheimdiesntinformationen über
den Aufenthaltsort von Saif al-Islam Gaddafi erhalten haben und den Befehl,
möglichst schnell eine Geheimdienstoperation gegen Saif al-Islam durchzuführen.
Horndal soll auch die Bildung einer Stammesmiliz in der Stadt Zintan in Auftrag
gegeben haben, die den Zintan-Militärrat ersetzen und anstatt der
Dschuweili-Streitkräfte Tripolis sichern soll, falls die Militärs, die sie
augenblicklich kontrollieren, gegen Militärbasen (al-Qardabiyah, al-Dschafra
und Brak), die unter der Kontrolle der russischen Wagner-Gruppe stehen, in
Marsch gesetzt werden.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1641635076512284672
+ 31.03.: USA/Wagner. Die
Ergebnisse ihres jüngsten Besuchs in Tripolis und Bengasi erläutert die
stellvertretende US-Außenministerin Barbara Leaf. Sie habe allen
Gesprächspartnern die volle Unterstützung der USA für Bathillis Bemühungen
zugesichert, einen Konsens zu erzielen, der noch in diesem Jahr zu
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen bietet. Die Bemühungen des UN-Gesandten
würden vom Sicherheitsrat einstimmig unterstützt. Die Libyer hätten wiederholt
deutlich gemacht, dass sie für eine Regierung stimmen wollen, die ihnen
Dienstleistungen, Sicherheit und Stabilität gewährt. Leaf erklärte, es sei
wichtig, das Waffenstillstandsabkommen einzuhalten. Der Abzug der ausländischen
Kämpfer, Streitkräfte und Söldner unter der Führung der Wagner-Gruppe müsse
sichergestellt werden. Leaf bekräftigte die Unterstützung der USA für die
libyschen Wirtschaftsinstitutionen.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1641634541407281153
Und was ist mit den türkischen Truppen und ihren syrischen Söldnern, die den
Westen Libyens besetzt halten? Die behaupten von sich, das beträfe sie alles
nicht.
+ 01.03.: USA/Wagner/Wahlen.
Nachdem Barbara Leaf die Fortsetzung des Waffenstillstands mit der Entfernung
der Wagner-Gruppe aus Libyen verknüpft hat, meinte Parlamentskandidat Osama
as-Salik: Die USA werden keine Wahlen zulassen, bis Wagner aus Libyen verdrängt
ist.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1641954784004521984
Der Druck der USA auf die Militärmachthaber und Milizen in Libyen (Ost und
West) zur Vereinigung verstärkt sich. Gemeinsam soll dann gegen die
Wagner-Gruppe im Süden und Osten des Landes vorgegangen werden, die einst von
Haftar angeheuert worden waren, um v.a. die Ölfelder gegen die
extrem-islamistischen Milizen zu sichern. Es besteht die Gefahr, dass
Libyen zu einem weiteren Schlachtfeld wird, auf dem Nato- und Russland ihre
Kräfte messen.
Selbstverständlich ist es gut, wenn alle ausländischen Streitkräfte Libyen
verlassen, aber das kann nicht einseitig sein, sondern muss Schritt für Schritt
erfolgen, ansonsten haben nur noch die Türkei militärisch und die USA politisch
das Sagen und nicht die Libyer.
+ 27.03.: Türkei. Der
Sprecher der türkischen Regierung zu dem kürzlichen Treffen zwischen Erdogan
und as-Sisi in Ägypten: „Wir haben Libyen etwas ausführlicher besprochen. Wir
waren uns einig, dass wir in Libyen keine Rivalen sind und dass wir für die
Stabilität Libyens zusammenarbeiten sollten. Wir werden unsere Konsultationen
auch in dieser Frage intensivieren“.
https://libyareview.com/33104/kalin-turkey-egypt-normalisation-benefits-libya/
Aya Burweila fragt: „Müssen wir also davon ausgehen, dass beide Staaten
kooperieren werden, um Wahlen zu sabotieren?“
https://twitter.com/burweila/status/1640665100762636293
Und um gegen die russischen Wagner-Gruppe vorzugehen – wäre noch
hinzuzufügen.
+ 30.03.: Krieg. In Misrata
haben Bewohner zu einer Demonstration aufgerufen. Sie erklären ihre Weigerung,
ihre Kinder in einen internationalen Stellvertreterkrieg zu stürzen. Ihre Stadt
soll nicht in blutige Auseinandersetzungen verwickelt werden.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1641268892117921794
+ 31.03.: Bathili/Sudan/Tschad/Niger.
Der UN-Gesandte Abdoulaye Bathili besuchte die Nachbarstaaten im Süden Libyens.
Es ginge dabei um die Unterstützung des 5+5-Militärkomitees und das
Waffenstillstandsabkommen bzw. um den sofortigen Abzug aller ausländischen
Kämpfer und Streitkräfte sowie Söldnern.
Der tschadische Präsident Déby sagte seine volle Unterstützung für den von den
UN geförderten Friedensprozess in Libyen zu. Im Gegenzug würdigte Bathili die
Unterstützung, die der Tschad dem 5+5-Militärkomitee gewährt, um den
koordinierten Abzug von Kämpfern und Söldnern aus Libyen zu gewährleisten.
https://libyareview.com/33227/bathily-visits-countries-south-of-libya-to-discuss-withdrawal-of-mercenaries/
https://libyareview.com/33259/un-envoy-in-chad-to-discuss-withdrawal-of-foreign-fighters-from-libya/
Könnte es auch darum gehen, die Nachbarländer darauf vorzubereiten, dass
libysche Streitkräfte versuchen werden, demnächst die Wagner-Gruppe aus dem
südlichen Libyen zu drängen?
Westliches Libyen: Tadschura/Zawiya/Tripolis
+ 26.03.: Tadschura/Milizenkämpfe.
Im Morgengrauen fanden innerhalb von Wohngebieten bewaffnete Zusammenstöße
zwischen Mitgliedern der Tadschura Lions Brigade östlich von Tripolis
statt.
https://libyareview.com/33073/armed-clashes-erupt-in-libyan-capital-5/
+ 01.04.: Zawiya/Milizenkämpfe.
Westlich von az-Zawiya kam es zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen Milizen,
bei denen drei Menschen verletzt wurden, einer davon schwer. Milizen aus
az-Zawiya sollen erfolglos versucht haben, in Janzur einen Gefangenen zu
befreien.
https://libyareview.com/33265/three-injured-in-clashes-in-west-libya/
+ 01.04.: Zawiya. Die Jugend
in Zawiya startete eine Bewegung zur Bekämpfung von Drogen, Schmuggel und
Kriminalität. Die Stadt befindet sich in einer unhaltbaren Situation, die den
sozialen Frieden bedroht. Gefordert wurde auch die Wahl eines Gemeinderats.
Foto: https://twitter.com/SaifFuture/status/1642326996448342022
+ 30.03.: Tripolis/Entführung.
Eine Miliz soll Generalmajor Rashid ar-Radschbani, den Leiter der Behörde für
innere Sicherheit, vor seinem Haus in Tripolis entführt haben. Seine Familie
erstattete Anzeige. Bereits 2021 war ar-Radschbani auf dem Mitiga-Flughafen in
Tripolis entführt, später aber wieder freigelassen worden.
https://libyareview.com/33230/libyas-internal-security-chief-kidnapped-in-tripoli/
In Libyen wird so etwas als „Reise“ bezeichnet, von der man zurückkehrt –
oder auch nicht.
Wahlvorbereitungen
+ 26.03.: 6+6-Ausschuss.
Mitglieder des Hohen Staatsrats, die die 13. Änderung der Verfassungserklärung
abgelehnt haben, sagen, dass sie den gemeinsamen 6+6-Ausschuss zur Ausarbeitung
von Wahlgesetzen boykottieren werden.
https://twitter.com/alwasatengnews/status/1640077767147388929
+ 30.03.: 6+6-Ausschuss. Nach
dem Parlament hat nun auch der Hohe Staatsrat seine sechs Mitglieder für den
6+6-Ausschuss bestimmt. Der Ausschuss soll sich mit den gesetzlichen Regelungen
für das noch für 2023 geplante Verfassungsreferendum und die Wahlen
beschäftigen.
Dem Vorsitzenden al-Mischri wird vorgeworfen, eigenmächtig die Mitglieder
ernannt zu haben ohne Einbeziehung des Staatsrats.
https://www.libyaherald.com/2023/03/high-state-council-selects-6-committee-members-for-66-joint-election-laws-committee/
https://twitter.com/SaifFuture/status/1641268996589666304
+ 01.04.: Bathily/Wahlen/Kandidaten.
Der UN-Sondergesandte Bathily soll sich dafür ausgesprochen haben, dass LNA-Kommandant
Khalifa Haftar bei den Präsidentschaftswahlen kandidieren kann. Ebenso soll
laut Ansicht von Bathily Saif al-Islam Gaddafi antreten dürfen. Bathily sagte
kürzlich, dass „es inakzeptabel ist, Kandidaten aus politischen Gründen von den
Präsidentschaftswahlen auszuschließen“. Dagegen wird vor allem der von der
Moslembruderschaft dominierte Hohe Staatsrat Sturm laufen, gegen die Teilnahme
von Saif al-Islam auch Teile des Parlaments. Während Saif al-Islam alle
Voraussetzungen für die Teilnahme erfüllen dürfte, ist bei Haftar seine
Militärzugehörigkeit und seine us-amerikanische Staatsbürgerschaft strittig.
Bathily hatte kürzlich erklärt, dass „jeder Ausschluss von Kandidaten aus dem
Präsidentschaftsrennen aus politischen Gründen die territoriale Integrität des
Landes ernsthaft untergraben und der libyschen Gesellschaft schweren Schaden
zufügen würde. Eine solche Situation würde nicht nur zu einer Pattsituation
führen, sondern auch zu einer Verschärfung der Krise“. Er sehe den sichersten
Weg zu Wahlen darin, Kandidaten, einschließlich Dabaiba, Saif al-Islam Gaddafi
und Haftar zur Wahl zuzulassen. Andernfalls werde es keine Wahlen geben, und
die Situation könnte sich weiter zuspitzen und zu einem neuen militärischen
Showdown führen. Die Sahelstaaten mit ihrem schwelenden Sicherheitsvakuum wären
am meisten unter einem erneuten Aufflammen der Spannungen in Libyen betroffen,
zumal „Libyen ein offener Waffenmarkt ist“.
Sollten sich das Parlament und der Staatsrat, der eigentlich nur beratende
Funktion hat, nicht einigen, hat Bathily die Einsetzung eines sogenannten
Lenkungsausschuss zur Vorbereitung der Wahlen angekündigt.
Zu den kurzfristig abgesagten Wahlen am 24. Dezember 2021 waren sowohl Haftar,
Dabaiba als auch Saif al-Islam als Präsidentschaftskandidaten zugelassen.
Dabaibas Kandidatur verbietet sich eigentlich, da vereinbart wurde, dass der
amtierende und faktisch von der ‚internationalen Gemeinschaft‘ eingesetzte
Premier Dabaiba nicht kandidieren dürfe.
https://libyareview.com/33271/un-envoy-calls-for-inclusive-libyan-elections/
Könnte es nicht so kommen wie bereits 2021, als zwar alle Kandidaten
zugelassen waren, die Wahlen dann aber kurzfristig abgesagt wurden? Wer kann
denn noch jemanden trauen?
+ 29.03.: Genf-Treffen. Die
Dabaiba-‚Regierung‘ und die vom Parlament ernannte rivalisierende
Baschagha-‚Regierung‘ wollte vom 3. Bis 5. April in Genf an einem
Mediationstreffen teilnehmen, veranstaltet von einer ominösen Gruppe namens Zentrum
für Humanitären Dialog. Beteiligt werden sollten auch alle anderen
libyschen Institutionen sowie die UNSMIL. Das Genf-Treffen sollte auf Wunsch
mehrerer libyschen Parteien und anderer Staaten stattfinden.
https://libyareview.com/33181/libyas-rival-parties-agree-to-attend-mediation-talks-in-geneva/
+ 30.03.: Genf-Treffen. Das Zentrum
für Humanitären Dialog hat das geplante Treffen wieder abgesagt.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1641450700545888261
Libyen und das Ausland
+ 27.03.: Russland. Laut dem
russischen stellvertretenden Außenminister Mikhail Bogdanov ist der neu
ernannte russische Botschafter, Aydar Aganin, auf dem Weg nach Tripolis. Die
diplomatische Mission wird im vollen Umfang wiedereröffnet. Ein Generalkonsulat
soll in Bengasi eröffnet werden.
https://twitter.com/alwasatengnews/status/1640464902270898176
+ 29.03.: Parlament/Russland.
Eine Delegation des libyschen Parlaments unter Leitung des zweiten
stellvertretenden Parlamentspräsidenten Abdelhadi as-Saghir reiste nach Moskau
und traf dort mit dem stellvertretenden Außenminister und Sonderbeauftragten
für den Nahen Osten und Afrika, Michail Bogdanow, zusammen. Es nahmen auch die
jeweiligen Botschafter beider Länder teil. Es erfolgte ein Austausch über die aktuelle
Lage in Libyen.
https://libyareview.com/33167/libyan-parliamentary-delegation-visits-moscow/
+ 29.03: USA/Haftar. Ein von
den USA gekauftes, 200 Hektar großes Stück Land zwischen Saluq und Jardina soll
von der Tariq-bin-Ziyad-Brigade von Saddam Haftar bewacht werden. Vormals wurde
das Gelände landwirtschaftlich für Weizen- und Maisanbau genutzt.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1641114593723396097
+ UN-Sicherheitsrat/Russland.
Im April hat Russland den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat. Es ist vorgesehen, dass
der russische Außenminister Sergej Lawrow am 25. April eine offene Diskussion des
UN-Sicherheitsrates über den Nahen Osten leiten wird, die sich mit der Lage in
Libyen, Jemen und Syrien befasst.
Der Sicherheitsrat begrüßte die „allmählichen Fortschritte bei den neuen
Verfassungsänderungen in Libyen“. Er bekräftigte seine Unterstützung für die
Abhaltung von Wahlen in dem Land und lobte die Rolle Ägyptens bei der
Vermittlung von Gesprächen in Kairo zwischen dem libyschen Parlament und dem
Hohen Staatsrat.
https://libyareview.com/33242/un-security-council-to-discuss-libya-2/
+ 30.03.: Türkische
Besatzung/IRINI. IRINI erklärte, die Türkei habe ihr Ersuchen um Inspektion
des unter türkischer Flagge fahrenden Schiffes MV Kosovak mit Ziel
Libyen abgelehnt. Und dies, obwohl der UN-Sicherheitsrat alle Mitgliedsländer
dazu aufgerufen hat, bei Inspektionen mit IRINI zu kooperieren.
https://libyareview.com/33211/irini-turkey-refused-inspection-of-ship-heading-to-libya-2/
+ 31.03.: Kolonisation/Italien.
Der Verband der nach der al-Fatah-Revolution in den 70er Jahren aus Libyen
evakuierten Italiener fordert von der Dabaiba-Regierung eine Entschädigung in
Höhe von 200 Millionen Euro.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1642214217540415490
Merkwürdig, seit wann können die Kolonialisten Forderung an die
Kolonialisierten stellen? Müsste es nicht anders herum sein?
+ 30.03.: AU/Waffen. Der
Vorsitzende der Afrikanischen Union und Präsident der Komoren, Azali Assoumani,
erklärte, dass „der Terrorismus auf dem gesamten afrikanischen Kontinent
aufgrund des Ausbruchs der Libyen-Krise im Jahr 2011 überhandgenommen hat“.
Dies habe zur Entsendung Tausender ausländischer Kämpfer in die Sahelzone und
zu einer unkontrollierbaren Verbreitung von Waffen geführt.
https://libyareview.com/33220/au-chairman-terrorism-rampant-in-africa-since-libyan-crisis/
+ 30.03.: Tankerfreigabe/Griechenland.
Ein von Griechenland wegen offenstehender Rechnungen aus der Zeit der
Dschamahirija beschlagnahmter Tanker wurde von den griechischen Behörden
freigegeben.
https://libyareview.com/33233/greece-releases-seized-libyan-vessel/
+ 02.04.: USA/‚Demokratie-Gipfel‘.
LibyaReview zitiert einen Libyer: „Die USA behaupten, demokratisch zu
sein, während sie in Wirklichkeit Krieg und Zerstörung in Libyen und anderen
arabischen Ländern verbreiten und deren Reichtum unter dem Vorwand der
Terrorismusbekämpfung stehlen. […] Die Wahrheit ist, dass die USA in ihrer
Politik widersprüchlich sind. Wie können die USA einen Gipfel über Demokratie
veranstalten, wenn sie ursprünglich ein Kolonialland sind, das davon lebt, den
Reichtum anderer Völker zu plündern?“ Und ein älterer Libyer: „Die USA
behaupteten, sie hätten Libyen geholfen, Gaddafi loszuwerden, damit die Libyer
Demokratie genießen und ihre Regierung frei wählen können. In Wirklichkeit
verursachten sie Chaos und Unsicherheit und ließen die Libyer mit dem düsteren
Schicksal der Nichtstaatlichkeit zurück“. Und weiter: „Wir wollen nur, dass die
USA und seine westlichen Verbündeten uns in Ruhe lassen und sich nicht in
unsere Angelegenheiten einmischen. Wir sind in der Lage, das politische System
zu wählen, das mit unseren sozialen und politischen Traditionen übereinstimmt.“
https://libyareview.com/33274/is-us-behind-libyas-failure-to-rebuild-political-system/
Migration
+ 26.03.: Küstenwache. Die
libysche Küstenwache hat Warnschüsse gegen das Rettungsschiff Ocean Viking
abgefeuert, das versuchte, ein Schlauchboot mit Migranten vor der libyschen
Küste, aber in internationalen Gewässern, zu retten. Die achtzig Migranten
wurden von dem Küstenwachschiff aufgenommen und nach Libyen zurückgebracht.
Der Vorfall wurde auf Video gefilmt.
https://libyareview.com/33081/sos-mediterranee-libyas-coast-guard-fired-shots-over-rescue-ship/
+ 28.03.: EU. „Morde, Folter,
Versklavung: UN-Experten sehen Beweise dafür, dass Libyens Küstenwache
wiederholt schwere Verbrechen gegen Migranten begangen hat. Sie wird seit
Jahren von der EU mit Logistik und Finanzen unterstützt.
Die Europäische Union hat mit ihrer Unterstützung für die libysche Küstenwache
Beihilfe zu Straftaten geleistet. Zu diesem Ergebnis kommt ein UN-Bericht. Die
EU müsse ihre Unterstützung für die Küstenwache überdenken, forderte Chaloka
Bayani, der mit anderen unabhängigen Experten im Auftrag des
UN-Menschenrechtsrats die Lage in Libyen seit 2016 untersucht hat.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/libyen-un-vorwuerfe-eu-101.html
Ein großes Problem ist, dass oft auch offizielle Stellen sowie Milizen am
Schleusertum beteiligt sind. Es wird aber niemand dafür zur Verantwortung
gezogen.
+ 29.03.: EU/UN/AU. Ein
Komitee aus EU, UN und Afrikanischer Union (AU) hat bei Gesprächen in Brüssel
die Lage von Migranten in Libyen erörtert.
Die sogenannte ‚internationale Gemeinschaft‘ und die libyschen Behörden wurden
aufgerufen, zusammenzuarbeiten, um die Lage der Migranten und Flüchtlinge in
Libyen zu verbessern.
https://libyareview.com/33192/un-au-eu-hold-meeting-to-discuss-refugees-file-in-libya/
+ 31.03.: Libysches Parlament/EU.
Das libysche Parlament zeigte sich insbesondere bezüglich der Darstellung der
Einwanderungs- und Menschenrechtssituation in Libyen unzufrieden. Der Bericht
sei „parteiisch, nicht objektiv und verzerrt absichtlich das Bild Libyens“.
Außerdem mache der Bericht allein Libyen für die illegalen Migrationsströme verantwortlich,
ohne die schwierigen Bedingungen, die innerhalb Libyens herrschen, zu
berücksichtigen. In politischer Hinsicht sei die EU für die Migrationsprobleme
in Libyen verantwortlich, da diese sich allein darauf konzentriere, Migranten
auf dem Meer zu stoppen und sie wieder nach Libyen zurückzubringen, wo sich nun
Hunderttausende aufhielten, Libyen aber nicht in der Lage sei, diese angemessen
zu versorgen oder sie in Drittländer zu überführen. Viele Migranten seien in
den illegalen Drogenhandel und in Prostitution verwickelt, die libyschen
Behörden seien aber nicht ausreichend in der Lage, dagegen anzugehen.
https://libyareview.com/33253/libyan-parliament-denounces-un-fact-finding-missions-report-on-migration/
+ 29.03.: Italien. Viermal so
viele Migranten wie im Vorjahr, insgesamt 27.000, haben seit Anfang Januar nach
Italien übergesetzt, inzwischen nicht nur aus Libyen, sondern auch Tunesien.
https://www.tagesschau.de/ausland/meloni-migration-101.html
+ 01.04.: NCHRL. Bisher
wurden in diesem Jahr 3.897 Migranten im Mittelmeer aufgegriffen und nach
Libyen zurückgebracht.
Der Leiter der Nationalen Kommission für Menschenrechte in Libyen
(NCHRL), Ahmed Hamza, warnte vor dem unkontrollierten Zustrom illegaler
Einwanderer in das Land. Dies sei eine tickende Zeitbombe.
https://libyareview.com/33256/libyas-human-rights-commission-irregular-migration-time-bomb/
Weitere Nachrichten aus Libyen
+ 26.03.: Erdöl. Die Zallaf
Libya Oil and Gas Exploration and Production Company und die
US-amerikanische Honeywell-UOP haben erste Verträge für den Bau der
Ölraffinerie Süd unterzeichnet.
Libyen verfügt über die größten bekannten Ölreserven in Afrika.
https://libyareview.com/33086/us-libya-sign-agreement-to-establish-oil-refinery-in-south/
+ 26.03.: al-Kebir/Zentralbank.
Das italienische Nachrichtenmagazin Panorama hält den Chef der Libyschen
Zentralbank (CBL), as-Siddiq al-Kebir, für den wahren Machthaber in Libyen.
Obwohl im Schatten agierend, sei er der Bezugspunkt für IWF sowie für
ausländische Regierungen und knüpfe auch die Fäden mit ausländischen
Handelskammern. Er bestimme die Haushaltspolitik in Libyen und fliege für Gespräche
mit dem IWF mal kurz zum Mittagessen nach Washington.
https://libyareview.com/33071/report-libyan-central-bank-governor-is-libyas-de-facto-leader/
Al-Kebir wurde vom Parlament abgesetzt, blieb aber auf seinem Posten.
+ Korruption. Die
Staatsanwaltschaft hat den Vorsitzenden von Akakus Oil Operations, Isam
al-Bishty, wegen Korruptionsvorwürfen in Untersuchungshaft genommen.
https://www.libyaherald.com/2023/03/akakus-oil-operations-chairman-remanded-in-custody-on-corruption-charges/
+ 27.03.: Menschenrechtslage.
Die UN-Untersuchungsmission FFM hat ihre Besorgnis über die sich
verschlechternde Menschenrechtslage in Libyen zum Ausdruck gebracht. In ihrem
Abschlussbericht stellte die Mission fest, dass „es Grund zu der Annahme gibt,
dass eine breite Palette von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit von staatlichen Sicherheitskräften und bewaffneten Milizen
begangen wurde“.
https://libyareview.com/33107/un-denounces-deteriorating-human-rights-situation-in-libya/
+ 30.03.: Uran. Libysche
Experten fordern den Abtransport der Fässer mit radioaktivem Uran aus Libyen
durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO). Nach UN-Schätzungen
befanden sich im Jahr 2013 6.400 Fässer in Sebha.
https://libyareview.com/33178/experts-concerned-over-uranium-in-libya/
+ 30.03.: Masern. Die WHO
zeigt sich besorgt über die hohe Zahl von Masernerkrankungen, v.a. in südlichen
und westlichen Landesteilen. Todesfälle traten nicht auf.
https://twitter.com/alwasatengnews/status/1641242525636673537
Masern ist eine hochansteckende Kinderkrankheit, die aber nur äußerst selten
schwere Verläufe aufweist. Vorsicht, Impfung ist umstritten, Profitinteressen
der Pharmakonzerne sind es nicht.
+ 26.03.: Drogen. Im Hafen
von Bengasi wurden mehr als zehn Millionen halluzinogene Pillen in einem aus
Frankreich kommenden Frachter gefunden.
https://libyareview.com/33068/10-million-narcotic-tablets-seized-in-benghazi/
Drogenmissbrauch stellt in der LNA und auch bei anderen Milizen ein großes
Problem dar.
+ 31.03.: Drogen. Auch in
Tripolis wurden große Mengen Betäubungstabletten in einem LKW sichergestellt.
https://libyareview.com/33224/over-2-million-narcotic-tablets-seized-in-libyan-capital/
+ 31.03.: Nationalmuseum/Diebstahl:
Nachdem Walid al-Lafi die Wartungsarbeiten des Nationalmuseums übernommen
hatte, das seit 2011 zu seinem Schutz geschlossen ist, wurde der Cousin von
Walid al-Lafis festgenommen, da er sich im Besitz eines antiken Krugs befand.
Leider gibt es keine genauen Aufzeichnungen, welche und wieviele Stücke sich
noch in dem Museum befanden, bevor al-Lafi dessen ‚Wartung‘ übernommen hat.
Es wird befürchtet, dass Walid al-Lafi ohne dazu befugt zu sein, Stücke
beiseite geschafft hat unter dem Vorwand, sie zu restaurieren. Die
Sicherheitsdienste sollen beide Augen zudrücken.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1641634883897372672
+ 27.03.: Treibstoffknappheit.
In Tripolis hält die Treibstoffknappheit an und führt zu langen Warteschlangen
an den Tankstellen.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1640470283185446912
+ 28.03.: Ausländische
Besatzung/Restaurant. Der UN-Gesandte Abdullah Bathili und der türkische
Botschafter zusammen mit Botschaftern anderer Länder ließen es sich bei der Eröffnung
des ersten Restaurants der türkischen Kette Big Chefs in Tripoli
schmecken.
Foto: https://twitter.com/SaifFuture/status/1640560271105064962/photo/1
Historischer Rückblick
+ 2011: Golddinar für Afrika.
Die durchgesickerten E-Mails von Hillary Clinton enthüllten, dass das Ziel der
NATO bei der Zerstörung Libyens darin bestand, Gaddafi daran zu hindern, Afrika
zu vereinen und den afrikanischen Golddinar zu starten.
Foto/Wikileaks: https://twitter.com/KanekoaTheGreat/status/1641126800574271489
Video: https://twitter.com/KanekoaTheGreat/status/1641125192817860608
+ 28.03.1970. Britische und
us-amerikanische Stützpunkte: Die Schließung britischer und
us-amerikanischer Militärstützpunkte war eine der ersten Handlungen von Oberst
Muammar Gaddafi, nachdem er in Libyen an die Macht gekommen war.
Der Präsidentschaftskandidat Suleiman al-Bayoudi kommentierte den 53. Jahrestag
des Abzugs der britischen Streitkräfte aus Libyen während der Herrschaft der
Dschamahirija-Regierung: „Am 28. März 1970 wurden britische Streitkräfte aus Libyen
abgezogen, nachdem sie sich dort fast 30 Jahre lang aufgehalten hatten. Das Rad
der Geschichte hat sich gedreht. Heute schämt sich die britische Botschafterin
nicht, sich ganz offen in unsere Angelegenheiten einzumischen und die
Herrschaft rücksichtslos Handelnder durchzusetzen. Der Grund ist nicht die
Stärke des Westens, sondern das Fehlen einer nationalen und politischen
Bewegung, die der westlichen Kolonialherrschaft mit Ablehnung und Widerstand
kämpferisch entgegentritt.“
https://twitter.com/SaifFuture/status/1640884485914005506
A. Gutsche
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