Freitag, 5. Mai 2023

Nachrichtenüberblick: MENA und SUBSAHARA-AFRIKA – 16. Woche 2023

23. April 2023 / gelanews 

Die wichtigsten Ereignisse in MiddleEastNorthAfrica und der afrikanischen Welt

MENA

+ Palästina/Israel. Karin Leukefeld: „Massaker zur Staatsgründung. Vor 75 Jahren ermordeten zionistische Milizen die Einwohner des Dorfes Deir Jassin. Am 29. November 1947 verabschiedete die Vollversammlung der Vereinten Nationen die Resolution 181 (II), den Teilungsplan für Palästina. Unmittelbar darauf begann die systematische Vertreibung von bis zu 800.000 Palästinensern. Was die Israelis »Unabhängigkeitskrieg« nennen, ist für die Palästinenser bis heute die Katastrophe (arabisch: Nakba).
Laut UN-Charta wäre die UN-Vollversammlung nicht befugt gewesen, eine Entscheidung von solcher Tragweite zu treffen. Nach Artikel 1 Absatz 2 der Charta müssen »Beziehungen zwischen den Nationen« den Grundsatz von »Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker« respektieren. Palästina in einen arabischen und einen jüdischen Staat zu teilen, hätte mindestens ein Referendum der dort lebenden Bevölkerung erfordert.“
https://www.jungewelt.de/artikel/448855.nahostkonflikt-massaker-zur-staatsgr%C3%BCndung.html

+ Palästina. „Bei einem mutmaßlichen Anschlag in Ost-Jerusalem sind zwei Menschen verletzt worden. Die israelische Polizei teilte mit, es seien Schüsse auf ein Fahrzeug abgegeben worden. Zwei Insassen seien dabei verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden. Der Vorfall ereignete sich in dem Viertel Scheich Dscharrah. Der Tatverdächtige konnte entkommen.“
https://www.tagesschau.de/ausland/schuesse-jerusalem-103.html

+ Palästina. „Der Wille soll gebrochen werden. Das Gefängnissystem für Palästinenser:innen im Westjordanland, das ausschließlich der Militärjustiz untersteht und nicht einer Zivilgerichtsbarkeit, dient gezielt der Erpressung und Kontrolle der Bevölkerung.“
https://www.untergrund-blättle.ch/politik/ausland/palaestina-westjordanland-gefaengnis-system-repression-7647.html

+ Israel/Palästina. Karin Leukefeld: „Der israelische »Unabhängigkeitskrieg« gegen die arabische Bevölkerung in Palästina hält auch 75 Jahre nach der gewaltsamen Gründung des Staates Israel unvermindert an. Der damals von der Haganah ausgearbeitete »Plan D«, der die Vertreibung der arabischen Bevölkerung und die Zerstörung ihrer Dörfer vorsah, damit die Menschen nicht zurückkehrten, wird heute von der israelischen Besatzungsarmee fortgeführt.
Häuser, Schulen, Lager und Viehställe der Palästinenser werden zerstört. Ein System von Apartheid bestimmt den Alltag. Die Menschen werden vertrieben und in Lager gezwungen. Die Bewegung der Palästinenser ist eingeschränkt, freier Handel nicht möglich. Der Gazastreifen ist von Israel zu Land, Luft und Wasser blockiert. […]
Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) wurden seit Anfang des Jahres im Westjordanland 81 Palästinenser von israelischen Sicherheitskräften erschossen, 246 wurden verletzt. Im gleichen Zeitraum wurden durch Angriffe einzelner Palästinenser in Israel und im Westjordanland 14 Israelis getötet und 37 verletzt (Stand 27. März 2023).“
https://www.jungewelt.de/artikel/448856.nahostkonflikt-m%C3%B6rderischer-plan-d.html

+ Israel/Palästina/China. „Der chinesische Außenminister erklärte gegenüber seinen israelischen und palästinensischen Amtskollegen, dass sein Land bereit sei, die Friedensgespräche zwischen beiden Seiten zu erleichtern, und unternahm damit seinen jüngsten Vermittlungsversuch in der Region. Vorbild seien die Verhandlungen zwischen Saudi-Arabien und Iran, hieß es.“
https://rtde.team/asien/168041-nach-iran-saudi-deal-china/

+ Israel/23.04.: „Zehntausende Israelis haben die 16. Woche in Folge gegen die umstrittene Justizreform der Regierung demonstriert. Weitere Proteste werden kommende Woche zu den Feierlichkeiten zum israelischen Unabhängigkeitstag erwartet.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-justizreform-proteste-101.html

+ Marokko/USA/Westsahara. „Die Biden-Administration genehmigte am 11. April den Verkauf von 18 HIMARS an Marokko. Solche Raketenwerfer halfen den ukrainischen Streitkräften 2022, den russischen Vormarsch zurückzudrängen. Ausfuhrlizenzen für das weltweit modernste mobile Artilleriesystem erteilten die dem Verteidigungsministerium nachgeordnete Export-Behörde insgesamt nur fünfmal, darunter 2009 an Jordanien und 2014 an die Vereinigten Arabischen Emirate. In der Pressemitteilung der Defense Security Cooperation Agency heißt es unter anderem, dass Marokko die HIMARS-Systeme benötigt, um die »Kontrolle seiner Grenzen« auszubauen. […] In Washington ist man wohl erbost darüber, dass Algerien – lange Partner im »Kampf gegen den Terror« in Nordafrika, aber eben auch Rivale Marokkos im Westsaharakonflikt – seine Beziehungen zu Russland ausbaut und dort im großen Umfang Rüstungsgüter für seine Armee einkauft.“
Zenith-Club-Newsletter/21.04.2023

+ Tunesien. „In Tunesien hat die Polizei den führenden Oppositionspolitiker Rachid Ghannouchi festgenommen. Der Vorsitzende der islamischen Ennahda-Partei sei an einen unbekannten Ort gebracht worden. […] Der 81-Jährige wurde bereits in der Vergangenheit festgenommen und unter dem Verdacht der Geldwäsche oder Terrorfinanzierung durch eine Wohltätigkeitsorganisation befragt. Fehlverhalten stritt er ab.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/tunesien-ghannouchi-103.html

+ Tunesien. „Ghannouchi wurde unter dem Vorwurf festgenommen, Kämpfer nach Libyen und Syrien geschickt zu haben.“
https://twitter.com/LibyaReview/status/1648054434335805456

+ Ägypten. „Der ägyptische Präsident Abd al-Fattah as-Sisi hat seine Pläne zur Lieferung von Raketen an Russland aufgegeben und wird stattdessen Granaten für die Ukraine herstellen, berichtet The Washington Post. Der Kreml hält solche Berichte für eine weitere Fälschung. […] Das ägyptische Außenministerium erinnerte in seinem Kommentar zu dem Leak an Kairos Position der Nichteinmischung in den Konflikt in der Ukraine und an die Verpflichtung, „eine gleichwertige Distanz zu beiden Seiten zu wahren“. Die ägyptische Seite rufe beide Staaten weiterhin dazu auf, die Feindseligkeiten einzustellen und eine politische Lösung durch Verhandlungen zu erreichen, so das Ministerium.“
https://rtde.live/international/167997-washington-post-aegypten-stellt-munition/

+ Iran/Saudi-Arabien. „Der Iran hat den König Saudi-Arabiens, Salman ibn Abd al-Aziz offiziell zu einem Besuch eingeladen, wie ein Sprecher des iranischen Außenministeriums am Montag mitteilte. Die Einladung erfolgte, nachdem sich die beiden regionalen Rivalen nach einer von China vermittelten Vereinbarung im März darauf geeinigt hatten, ihre jahrelange Feindschaft zu beenden.“
https://rtde.team/international/167891-iran-laedt-saudischen-koenig-nach-teheran-ein/

+ Israel/Iran/Syrien. „Nach dem Besuch von Reza Pahlavi in Tel Aviv und seinem Treffen mit Netanjahu müssen die Menschen verstehen, dass die israelische Unterstützung der iranischen und syrischen Opposition Teheran und Damaskus nur dabei hilft, ihre Gegner zu diskreditieren.“
Video: https://twitter.com/KevorkAlmassian/status/1648393457512095761?t=0ewX_DcITREw0dHD_AejrA&s=19

+ Syrien/Saudi-Arabien. „Auch Saudi-Arabien will den politischen Konflikt in Syrien lösen. Mit dieser Botschaft wurde der saudische Außenamtschef Prinz Faisal bin Farhan am Dienstag in Damaskus vom syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad empfangen. Es war der erste Besuch eines saudischen Außenministers in der syrischen Hauptstadt seit Beginn des Syrien-Krieges vor zwölf Jahren. Riad hatte mit der Finanzierung und Bewaffnung islamistischer Regierungsgegner in Syrien erheblich zur Verschärfung und Verlängerung des Krieges beigetragen. In Absprache mit Katar und anderen Golfstaaten, den USA, der EU und der Türkei sollte die Regierung in Damaskus gestürzt werden. Dieses Unternehmen ist jedoch gescheitert.“
https://www.jungewelt.de/artikel/449192.regime-change-gescheitert-damaskus-vor-r%C3%BCckkehr.html

+ Iran. „Nach Angaben der iranischen Marine hat das iranische U-Boot Fateh (Eroberer) ein US-Atom-U-Boot in der Straße von Hormus zum Auftauchen gezwungen, so die Nachrichtenagentur Tasnim unter Berufung auf den Kommandanten der Marine, Vizeadmiral Schahram Irani. […] Die Seestreitkräfte seines Landes hätten das US-amerikanische Atom-U-Boot Florida entdeckt, als es in die strategisch sensible Region einlief.
Die zur Ohio-Klasse gehörende Florida ist mit Marschflugkörpern ausgestattet, die nukleare Sprengköpfe tragen können. […]
Die US-Marine wies RIA Nowosti zufolge die Behauptung Teherans als >absolut falsch< zurück.“
https://rtde.live/asien/168144-iranische-marine-zwingt-us-atom/

+ Jemen. „Berichten zufolge haben Saudi-Arabien und die Huthi-Bewegung im Jemen einen Gefangenenaustausch erfolgreich abgeschlossen. Rund 900 Menschen seien innerhalb von drei Tagen wieder mit ihren Familien vereint worden, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Sonntag mit.
Die in Aden ansässige jemenitische De-facto-Regierung, die von Saudi-Arabien unterstützt wird, ließ von Freitag bis Sonntag etwa 700 Gefangene frei, andererseits die Huthi-Bewegung mit Sitz in Sanaa rund 180 Gefangene, darunter den ehemaligen Verteidigungsminister Mahmud al-Subaihi sowie einen ranghohen Militärvertreter der jemenitischen Regierung in Aden.“
https://rtde.live/der-nahe-osten/167961-nach-deal-zwischen-riad-und/

+ Jemen. „Bei einer Massenpanik sind im Jemen mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Huthi-Rebellen war der Tumult in der Hauptstadt Sanaa während einer Spendenaktion ausgebrochen.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/jemen-massen-gedraenge-tote-101.html

+ Saudi-Arabien. „Die saudi-arabische Neutralität wird durch die Aufnahme in die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) im September 2021 weiter in eine multipolare Welt integriert. Die SOZ ist nach der UNO die zweitgrößte internationale Organisation der Welt und umfasst Russland, China und Indien. Ihr Hauptziel ist es, die von den USA geführte unipolare Welt in eine multipolare Welt umzuwandeln. Dieser Prozess kam am 29. März einen Schritt voran, als das saudische Kabinett den Beschluss fasste, der SOZ als Dialogpartner beizutreten. Saudi-Arabien hat sich zur Mitgliedschaft in einer multipolaren Welt verpflichtet. Saudi-Arabien strebt auch die Mitgliedschaft in den BRICS an, der anderen großen, von Russland und China geführten Organisation, die ein Gegengewicht zur Hegemonie der USA bilden und eine neue multipolare Welt schaffen soll. […]
Saudi-Arabien bricht weder seine Beziehungen zu den USA ab noch verbündet es sich mit China oder Russland. Mit seinem Beharren auf Neutralität und dem Recht, im eigenen nationalen Interesse zu handeln, stellt es sich jedoch auf die Seite der multipolaren Weltanschauung Chinas und Russlands und nicht auf die der unipolaren Weltanschauung der USA. Indem es seine Neutralität erklärt, ist Saudi-Arabien im Kampf der Weltanschauungen nicht mehr neutral.“
https://www.antikrieg.com/aktuell/2023_04_17_saudiarabien.htm

+ Kuweit. „Am Montag verkündete Kuwaits Emir Nawaf Al-Ahmad Al-Sabah die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen im Mai. Daraus würde die achte Regierung in drei Jahren hervorgehen. Unklar bleibt auch, ob der Ende Januar verabschiedete Haushaltsplan für 2023-24 Bestand haben wird. Momentan sieht dieser Mindereinnahmen in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar vor.“
Zenith-Club-Newsletter, 21.04.2023

SUBSAHARA-AFRIKA

Krieg im Sudan

+ 18.04.: „Eine schwere Staatskrise mit erbitterten Kämpfen zwischen der Armee und Paramilitärs lässt das Land immer tiefer im Chaos versinken. Lokalen Ärzteorganisationen zufolge gab es nicht einmal 24 Stunden nach Ausbruch der Gefechte bereits Dutzende Tote und mehrere Hunderte Verletzte zu beklagen – die Tendenz sei weiter steigend. […] Hintergrund des Gewaltausbruchs ist ein Machtkampf zwischen General Abdel Fattah Burhan, dem Vorsitzenden des Souveränen Rates als De-facto-Staatsoberhaupt,  und dem stellvertretenden Präsidenten dieses herrschenden Militärrates, dem Generalleutnant Mohammed Hamdan Daglo, der zugleich Anführer der bewaffneten RSF ist.“
https://rtde.team/inland/167845-sudan-zahlreiche-tote-bei-kaempfen/

+ 18.04.: „Laut den Vereinten Nationen wurden bislang mindestens 185 Menschen getötet und 1800 verletzt. Die Leidtragende ist wie in jedem Krieg die Zivilbevölkerung. Aufgrund der Kämpfe musste das UN-Welternährungsprogramm (WFP) seine Arbeit einstellen. Dabei leiden nach UN-Angaben 15 Millionen Sudanesen an Hunger.
Obwohl sich verschiedene Vermittler bemühen, mäßigend auf die Kriegsparteien im Sudan einzuwirken, wird befürchtet, dass es so schnell zu keinem Ende der Gewalt kommen wird. Ganz im Gegenteil wird der Beginn eines weiteren, langanhaltenden Kriegs befürchtet.“
https://gela-news.de/die-wueste-bebt-krieg-im-sudan

+ 18.04.: „Beide Seiten setzen Panzer, Artillerie und andere schwere Waffen in dicht besiedelten Gebieten ein. Bei Einbruch der Dunkelheit flogen Kampfflugzeuge über die Stadt. In Khartum ist der Flughafen noch immer umkämpft und kann derzeit nicht angeflogen werden. […] Der EU-Botschafter im Sudan wurde am Montag in seiner eigenen Residenz angegriffen. Das teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mit. Die Tat stelle einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen dar, schrieb Borrell auf Twitter. “
https://rtde.team/afrika/167948-offener-krieg-auf-strassen-von/

+ 19.04.: „Vor allem den RSF werden in ­lokalen Medien Plünderungen, Kämpfe in Wohngebieten und die Nutzung von Zivilisten als menschliche Schutzschilde vorgeworfen. Auch ihre Vergangenheit ist wenig rühmlich: Während der Proteste für eine zivile Führung des Landes hatten die Paramilitärs am 3. Juni 2019 mindestens 120 Menschen massakriert, die sich zu einer friedlichen Kundgebung versammelt hatten. Noch unter dem Miliznamen Dschandschawid waren sie maßgeblich an den Massenmorden in der Region Darfur in den frühen 2000er Jahren beteiligt. Verantwortlich dafür war damals auch Al-Burhan.“
https://www.jungewelt.de/artikel/449096.sudan-machtkampf-der-milit%C3%A4rs.html

+ 19.04.: „Im Sudan ist eine weitere vereinbarte Feuerpause offenbar sofort wieder gebrochen worden. Wer kann, flieht derweil mit seinen Habseligkeiten aus der Hauptstadt Khartum. Die Bundeswehr musste einen Evakuierungsversuch abbrechen. Die heftigen Gefechte im Sudan gehen weiter.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-bundeswehr-evakuierung-103.html

+ 19.04.: „Die Intensität der Luftangriffe auf Ziele in der Hauptstadt Khartum nahm am Mittwochmorgen zu […]. Zudem sei am fünften Tag der Kämpfe mehr Schussfeuer zu hören gewesen.  Auch Bewohner berichteten von anhaltenden Gefechten zwischen der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) und den regulären Streitkräften in der Hauptstadt Khartum vor allem rund um die Militärzentrale und den Präsidentenpalast.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-bundeswehr-evakuierung-101.html

+ 20.04.: „Die Versorgung vor Ort sei derzeit stark gefährdet. Wegen zerstörter Wasserrohre gebe es in einigen Orten keine Wasserversorgung mehr, vielerorts gebe es keinen Strom mehr und Lebensmittelvorräte werden knapp. Hinzu komme, dass Krankenhäuser zum Teil bei den Kämpfen beschädigt wurden.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-kaempfe-113.html

+ 20.04.: „Trotz eines erneuten Versuchs einer Waffenruhe ging die Gewalt zwischen der sudanesischen Armee und der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) weiter. Eine Verhandlungslösung schloss die Armee aus. >Es wird keine bewaffneten Kräfte außerhalb des Militärs geben<, teilte das Militär mit. Zu verhandeln sei nur über eine Kapitulation der RSF. […] Auch in der Region Darfur im Westen des Landes wird gekämpft. Dort wurden zu Beginn der Kämpfe drei Mitarbeiter des Welternährungsprogramms getötet. In der Stadt Al-Obeid 350 Kilometer südlich von Khartum waren am Donnerstag ebenfalls Explosionen zu hören.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-waffenruhe-kaempfe-101.html

+ 20.04.: „Heftige Gefechte brachen nach einem zweiten Waffenstillstandsversuch im Flughafengebiet der sudanesischen Hauptstadt Khartum aus. Dabei kam es am Mittwochmorgen zu schweren Explosionen, nachdem Treibstofftanks angegriffen worden waren. Beide Seiten beanspruchen weiterhin die Kontrolle über wichtige Einrichtungen. […] Seit dem Beginn der gewaltsamen Zusammenstöße am Samstag wurden mindestens 270 Menschen getötet und 2.600 verletzt. Erschwert wird dieser Konflikt durch das Abkommen zwischen dem Sudan und Russland, einen russischen Militärstützpunkt in Port Sudan zu errichten. Dieses Abkommen, das vor einigen Tagen zustande kam, hat den Zorn der USA auf sich gezogen. Sie drohten dem Sudan mit >Konsequenzen<.“
Video: https://rtde.team/kurzclips/video/168159-machtkampf-im-sudan-nimmt-kein/

+ 21.04.: „Die US-Regierung kündigte an, dass sich das US-Militär auf die Evakuierung von Beschäftigten der Botschaft vorbereite. Dazu seien zusätzliche Einheiten in Nachbarländer verlegt worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Pläne sollten eine >mögliche Ausreise des Botschaftspersonals sichern oder gegebenenfalls ermöglichen<. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, in Washington.
Zuvor hatte das US-Außenministerium den Tod eines US-Amerikaners im Sudan bestätigt. Details über die Identität des Getöteten wurden zunächst nicht bekannt gegeben.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-kaempfe-117.html

+ 22.04.: „Die Kämpfer der RSF, die […] Mohammed Hamdan Dagalo, unterstehen, greifen wiederum lokalen Berichten zufolge direkt die Zivilbevölkerung an, beschlagnahmen Häuser, um sie als Kampfstellungen für Flugabwehrwaffen zu nutzen. Nach außen erklären die RSF, für »Demokratie« und gegen den »verbrecherischen Putsch« zu kämpfen. […] Der General [de-facto-Präsident Abdel Fattah Al-Burhan] äußerte sich dagegen erstmals am Freitag in einer Videobotschaft und erklärte, dass »uns der sichere Übergang zur Zivilregierung anvertraut werden kann«.“
General al-Burhan wird „von Ägypten unterstützt, auch mit Truppen. So teilte die ägyptische Armee am Donnerstag mit, dass drei Flugzeuge mit Truppen aus dem Sudan zurückgekehrt seien. Zuvor hatten die RSF ebenfalls angegeben, 27 in Gewahrsam genommene ägyptische Soldaten an das Rote Kreuz übergeben zu haben.
Hinter Dagalo stehen wiederum die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die als Goldabnehmer eine zentrale Rolle spielen. Nach Angaben des Portals Africa Confidential vom vergangenen März landete 2020 sudanesisches Gold im Wert von über 1,7 Milliarden US-Dollar in Dubai, was knapp der Hälfte des Wertes aller Ausfuhren des Landes entsprach. Und wie das Wall Street Journal am Mittwoch berichtete, sei auch der libysche Warlord Khalifa Haftar beteiligt. Der Befehlshaber der Libyschen Nationalarmee (LNA), die Ostlibyen kontrolliert, soll demnach mindestens ein Flugzeug mit militärischer Ausrüstung in ein den RSF unterstehendes Gebiet geschickt haben. Gegenüber der Nachrichtenseite Middle East Eye dementierte ein LNA-Sprecher jedoch den Bericht und nannte ihn »billig und korrupt«. […]
Und dann gibt es noch den Vorwurf, dass der Kampf im Sudan ähnlich wie in der Ukraine zwischen den USA – Außenminister Blinken hatte unmittelbar vor Beginn der Eskalation Al-Burhan in einem Telefongespräch seiner Unterstützung versichert – und Russland sei. Letzteres wird mit dem militärischen Privatunternehmen »Wagner« gleichgesetzt. Dessen Finanzier Jewgeni Prigoschin ließ Anfang der Woche vernehmen, dass es bis heute »keinen einzigen ›Wagner‹-Kämpfer im Sudan« gebe, »ich betone, nicht einen einzigen«, um dann ein paar Tage später mit einem Vermittlungsangebot nachzulegen. Ebenfalls über seinen Kanal im Messengerdienst Telegram erklärte Prigoschin, dass er im Gegensatz zur UNO und vielen anderen »Frieden für das sudanesische Volk« wolle. Er sei bereit, »falls erforderlich«, bei Verhandlungen zu vermitteln.“
https://www.jungewelt.de/artikel/449339.machtkampf-im-sudan-luftangriffe-zum-zuckerfest.html

+ 22.04.: „Der Konflikt wird durch einen Machtkampf zwischen General Abdel Fattah al-Burhan, dem Führer der SAF, und seinem Rivalen, General Mohamed Hamdan Dagalo, auch bekannt als Hemedti, dem Führer der RSF, angeheizt. Die Spannungen sind aus einem Streit über die Eingliederung der RSF, einer paramilitärischen Truppe, in die Streitkräfte des Landes entstanden; ein weiterer Streitpunkt ist die Gerichtsbarkeit, die dieses Verfahren überwachen sollte. Der Fusionsprozess ist eine entscheidende Voraussetzung, die im Übergangsabkommen des Sudans enthalten ist, dessen Inkrafttreten ursprünglich für den 1. April geplant war, das bislang aber nicht unterzeichnet wurde.“
https://rtde.live/afrika/168324-konflikt-im-sudan-was-man/

+ 22.04.: Der Afrika-Experte Patrick Heinisch: „Die Bundesregierung ist zwar an einem demokratischen Übergang im Sudan interessiert und unternimmt diesbezüglich auch Anstrengungen, allerdings waren die Prioritäten in den vergangenen Jahren ganz klar andere. Oberstes Ziel war stets, die Fluchtbewegungen einzudämmen. Der Sudan ist ein wichtiges Transitland für Flüchtlinge, die über Libyen nach Europa gelangen wollen. Die Prioritäten Deutschlands (und auch der EU) im Sudan sind: Verhinderung von Migrationsströmen, Eindämmung des russischen Einflusses, Eindämmung des chinesischen Einflusses, Förderung von Demokratie, Außenhandel. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Um das wichtigste Ziel zu erreichen hat man es toleriert, dass dort mit den Paramilitärs der RSF eine Art zweite Armee aufgebaut werden konnte. Die Rivalität zwischen regulärer Armee und RSF ist der Hauptgrund, warum es jetzt zu dieser Eskalation gekommen ist. Die Aussagen der US-Administration rücken stets die Bemühungen zur Demokratieförderung im Sudan in den Vordergrund. Das kann aber nicht verdecken, dass – ähnlich wie im Fall der EU – auch Washington in erster Linie andere Prioritäten hat. Die beiden wichtigsten: Verhinderung einer weiteren Intensivierung der Kontakte nach Russland und der zweite, einen weiteren arabischen Partner für Israel zu gewinnen.“
https://rtde.team/afrika/168298-prioritaeten-westens-im-sudan-eindaemmung/

+ 22.04.: „ Die Berichte des [deutschen] UN-Sondergesandten für den Sudan an den Sicherheitsrat lasen sich recht optimistisch: Sudans Interessengruppen und Konfliktparteien stünden closer than ever vor der Einigung auf eine »Rückkehr zu einer zivilen Regierung«, hieß es etwa am 20. März in New York. […] Die Hoffnungen gingen vorerst in Rauch auf, als am vergangenen Wochenende in Khartum und in anderen Landesteilen ein veritabler Krieg ausbrach. [… Es] gehen Zivilgesellschaft und Sudan-Beobachter mit der UN-Mission UNITAMS nun ins Gericht.“
Zenith-Club-Newsletter, 23.04.2023

+ 23.04.: „Wegen der schweren Kämpfe im Sudan hat die Bundeswehr einen Evakuierungseinsatz für deutsche Staatsbürger in dem nordostafrikanischen Land gestartet. Ziel des mit Deutschlands Partnern koordinierten Einsatzes sei es, >so viele deutsche Staatsangehörige wie möglich aus Khartum auszufliegen<, schrieben Bundesverteidigungsministerium und Auswärtiges Amt auf Twitter.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-evakuierung-bundeswehr-101.html

Weitere Länder

+ Mali. „Kurz vor dem Jahrestag der Ausrufung des Tuareg-Staats Azawad im Norden Malis am 6. April 2012, flog das malische Militär am 5. April 2023 mit Kampfjets über die Stadt Kidal und Basen der Tuareg-Organisationen, die seit einem Friedensvertrag im Jahr 2015 in den nördlichen Provinzen geduldet sind. Von Seiten des Verteidigungsministeriums wurde keine Erklärung gegeben, doch es steht zu vermuten, dass es sich um eine Warnung vor den Feierlichkeiten handelte, zu denen die Tuareg auch Diplomaten und Vertreter internationaler Organisationen eingeladen hatten. […]
Stimmen, die zu einer Rückkehr des militärischen Konflikts aufrufen, mehrten sich in letzter Zeit sowohl von malischen Politikern, die den Rückzug der CMA aus Gremien des Friedensprozesses als Blockade desselben bezeichnen, wie auch von Delegierten der Tuareg, die dies mit dem fehlenden politischen Willen begründen, die im Friedensvertrag festgehaltene Dezentralisierung im Verfassungsentwurf zu verwirklichen. […]
Verschiedene lokale und internationale Medien, wie das malische Onlinemagazin Bamada, deuten gar an, die internationale Gemeinschaft stelle sich in Bezug auf Mali und den Friedensprozess hinter Frankreich, welches Mali über kurz oder lang spalten wolle. Der 6. April wird als Beginn eines langen blutigen Kriegs und als nichts zum Feiern gesehen. […]
In den zentralen Gegenden scheint die Putschistenregierung, die unter Jubel in Bamako mit gepanzerten Wagen einfuhr und – auch noch als die Frankreich und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) Sanktionen gegen das Land verhängte – Zehntausende zu ihrer Unterstützung auf die Straße brachte, noch immer große Zustimmung zu genießen. Die gegenüber Bernau besonders häufig genannten Gründe dafür seien der, im Vergleich zur vorherigen Regierung, „ungleich ernsthafter geführte Kampf gegen Korruption“, „die spürbare Verbesserung von öffentlicher Infrastruktur“, „die Beseitigung des mafiösen Handels mit Landtiteln“ und auch die Verwendung des Bambara, der Sprache der größten Ethnie des Landes, in öffentlichen Stellungnahmen der Regierung. Die in der europäischen Berichterstattung so präsente Militärkooperation mit Russland bzw. deren Wagner-Söldner sei, laut Bernau, kaum Thema in der Bevölkerung – und wenn, dann als positive Referenz bezüglich effektiver Ausrüstungslieferungen für die Armee. […]
Inwieweit die CMA berechtigte Kritik an nur nachlässig verwirklichten Abmachungen zur Dezentralisierung der Macht in der Verfassung anbringt oder ob es hauptsächlich um das Gefeilsche um Posten und Gehälter bei der geplanten Integration der Tuareg-Kämpfer und Offiziere in die malische Armee geht, ist schwer zu durchschauen oder auch eine Frage der Perspektive.“
https://www.imi-online.de/2023/04/19/bruechiger-frieden-in-mali/

+ Mali. „Bei einem dreifachen Anschlag in der Nähe eines Militärstützpunktes in Mali sind gestern nach offiziellen Angaben mindestens neun Menschen getötet worden. Etwa 60 weitere Zivilisten seien verletzt, sagte ein Sprecher der Regionalregierung.
Die Anschläge wurden demnach in dem Ort Sévaré im Landesinneren verübt. Durch die Detonation seien etwa zwanzig Häuser zerstört worden. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. […] Der Stützpunkt beherbergt Kritikern zufolge auch Kämpfer der russischen Söldnergruppe Wagner, die seit einem Jahr an der Seite des malischen Militärs kämpft. Er wurde bereits früher Ziel von Anschlägen. Einige Tage vor dem Anschlag wurden ein malischer Beamter und drei weitere Menschen in einem Hinterhalt in einem Gebiet im Südwesten des Landes getötet. Am Freitag bekannte sich die Al-Kaida-nahe Gruppe JNIM zu der Tat.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/mali-anschlag-111.html

+ DR Kongo. „Unendliches Sterben. Erneut Massaker im Osten des Landes. Regionaler Militäreinsatz drängt Miliz »M 23« zurück. Ein Satz in einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP vom Sonnabend bringt die Verzweiflung und Resignation angesichts des jahrzehntelangen Mordens im Osten der Demokratischen Republik (DR) Kongo auf den Punkt: »Jeden Tag gibt es Tote – wir sind es leid.« Ausgesprochen hat ihn Robert Basiloko, eine lokale Führungspersönlichkeit aus der Provinz Ituri nahe der Grenze zu Uganda. Am Freitag hatten Mitglieder einer Miliz dort drei Dörfer überfallen und verschiedenen Quellen zufolge mindestens 40 Menschen getötet. Als verantwortlich für die Attacken wird die Coopérative pour le développement du Congo ­(Codeco) angesehen.“
https://www.jungewelt.de/artikel/448948.konflikt-um-bodensch%C3%A4tze-unendliches-sterben.html

+ Tschad. „Der nächste Rückschlag im Sahel. Tschad wirft deutschem Botschafter vor, die Spannungen im Land geschürt zu haben, und weist ihn aus. Damit steckt die deutsche Diplomatie in einem weiteren Sahelstaat in der Krise. […]
Der Tschad gilt als typisches Land der Françafrique, der ehemaligen französischen Kolonien in Afrika. Die fortgesetzte neokoloniale Abhängigkeit auch nach der offiziellen Unabhängigkeit wird getragen, wie es in einer Untersuchung über die Region heißt, von >hochpersonalisierten Netzwerken, die einen französischen Zugang zu Ressourcen und Märkten in Afrika garantieren<. Dabei ist die Rede von einer Art >Hinterhof (pré carré), der es durch >klientelistische und korrupte Aktivitäten< erlaubt, eine >politische und ökonomische Kontrolle aufrechtzuerhalten<, die einer >Kolonialbeziehung< ähnelt. Diese ist auch an sozioökonomischen Daten ablesbar: Der Tschad gilt als eines der ärmsten Länder der Welt; laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen leiden zwei der knapp 18 Millionen Einwohner des Landes an Hunger, 42 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsschwelle. […]
Seit dem Jahr 2014 arbeiten die Streitkräfte der Sahel-Region (Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Niger, Tschad) im Rahmen der Organisation G5 Sahel zusammen. Die tschadische Armee zählt dabei zu den besonders kampferprobten Streitkräften. Im Zuge des 2013 begonnen Bundeswehr-Einsatzes in Mali operierten deutsche und tschadische Truppen zeitweise gemeinsam. […] Hauptoperationsbasis der Opération Barkhane war ein Stützpunkt in N’Djamena. Frankreich nutzt den Tschad als Plattform, um seine neokolonialen Abhängigkeiten in der Sahel-Region militärisch abzusichern. […]
Im April 2021 starb Déby [Staatschef des Tschad] dann an Verletzungen, die er sich unter nicht wirklich geklärten Umständen zugezogen hatte; die offizielle Version dazu lautet, er habe sie sich bei einem Frontbesuch in einem Rebellengebiet zugezogen. Sein Adoptivsohn Mahamat Idriss Déby Itno übernahm daraufhin den Posten des Präsidenten des militärischen Übergangsrates und ist somit De-facto-Präsident des Tschads. Ursprünglich sollten nach 18 Monaten Junta-Herrschaft Wahlen abgehalten werden, doch der militärische Übergangsrat verschob sie im Oktober um zwei Jahre.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9215

+ Äthiopien/Eritrea. „Die äthiopische Armee hat die von den USA unterstützte Tigray People’s Liberation Front (TPLF) im November 2022 nach einem zweijährigen Krieg, der Hunderttausende von Menschenleben gekostet und über fünf Millionen Menschen vertrieben hat, entscheidend besiegt. Die einseitigen US-Sanktionen gegen Äthiopien und Eritrea, die allesamt gegen das Völkerrecht verstoßen, sind jedoch nicht aufgehoben worden.
Die härtesten Sanktionen wurden gegen Eritrea verhängt, indem es im November 2021 aus dem SWIFT-System (Society for Worldwide Interbank Financial Transactions) ausgeschlossen wurde, das für die Abwicklung internationaler Finanztransaktionen genutzt wird.“
Yemane Ghebreab (Berater des eritreischen Präsidenten Isaias Afwerki): „Die USA haben auch die Konten der diplomatischen Vertretungen Eritreas in einer Reihe von Ländern geschlossen, was bedeutete, dass es für diese diplomatischen Vertretungen fast unmöglich wurde, zu arbeiten. […]
Sie verursachten auch Probleme für Eritreer in der westlichen Diaspora, die versuchten, Geld an ihre Familien zu schicken, indem sie den Umtausch von Dollar in Nakfa, die eritreische Währung, unmöglich machten.“
https://www.antikrieg.com/aktuell/2023_04_21_usaverhaengen.htm

+ Tansania. „Massai in Tansania – Geschichte einer fortwährenden Vertreibung. […] Platz für arabische Großwildjäger.
[…] Die OBC [Otterlo Business Corporation/Jagdunternehmen aus den VAE], die schon seit 1992 Großwildjagden in Tansania veranstaltet, gehört der Al Ali Holding von Mohammed Abdulrahim Al Ali, einem Brigadegeneral und ehemals stellvertretenden Verteidigungsminister der VAE, dessen Name 2015 in den Panama Papes auftauchte. Zu seinen Kunden zählen unter anderem der Emir von Dubai, Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum, und dessen Sohn Prinz Hamdan. […] die lokale Presse und die kenianische Massai Environmental Resources Coalition prangern seit über 20 Jahren missbräuchliche Praktiken an wie die Treibjagd vom Hubschrauber aus, Salzstein als Köder oder Verstöße gegen die Jagdquote. […] Zur OCB-Konzession gehört außerdem eine eigene private Landebahn, die direkte Flugverbindungen an den Golf ermöglicht. Manche Massai vermuten, dass auf diesem Weg afrikanische Wildtiere in den Zoo von Dubai geschmuggelt werden.
Die gewaltsame Vertreibungen von Massai aus dem Jagdrevier der OBC begannen am 4. Juli 2009, als Polizisten der Field Unit etwa 200 Bomas [traditionelle Massaihütten] in Brand setzten. […] Im Laufe des Jahres 2013 und August 2017 kam es zu weiteren Vertreibungen. Doch im Oktober 2017 entließ der damalige tansanische Präsident John Pombe Magufuli den Minister für Tourismus und natürlich Ressourcen […]. Der neue Minister Hamisi Kigwangalla stoppte die Räumungen und ordnete die Rückgabe des beschlagnahmten Viehs an. Außerdem beantragte er eine Untersuchung durch das Antikorruptionsbüro und entließ Staatsbeamte, die im Verdacht standen, die OBC zu begünstigen. […] Im März 2021 verstarb Präsident Magufuli plötzlich […] Samia Suluhu […die] nun sein Amt übernahm, unterhält ausgezeichnete Verbindungen zu den VAE. […] Vier Monate nach ihrer Dubai-Reise ordnete Suluhu an, das Wildreservat Loliondo einzuzäunen und zu räumen, wobei sie das Wort >Vertreibung< vermied. […] Im Januar 2022 hatten bereits rund 5.000 Massai das Ngorongoro-Gebiet verlassen und weitere 5.000 bereiteten sich auf ihren Weggang vor. […] Ohne Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung bleibt der Bevölkerung aber gar keine andere Wahl als zu gehen. […]
Im Artikel 24 der tansanischen Verfassung von 1977 werden die traditionellen Landrechte der Massai anerkannt.“
Le Monde diplomatique/April 2023

+ Namibia. „Die Aufstände gegen die deutschen Kolonialherren wurden in Deutsch-Südwestafrika brutal niedergeschlagen. Jetzt erst können die Nachfahren der Opfer gedenken. Im Süden Namibias wurde ein Mahnmal enthüllt.
Im Jahr 1904 erhob sich das Volk der Herero im damals sogenannten Deutsch-Südwestafrika gegen die deutschen Kolonialherren. Als die Deutschen den Aufstand brutal niederschlugen, folgte das Volk der Nama. Auch ihr Aufstand wurde niedergeschlagen. Die Überlebenden beider Völker wurden in Internierungslager gepfercht: Männer, Frauen und Kinder.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/namibia-kolonialverbrechen-gedenkstein-101.html

+ Afrika. „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Gates-Stiftung haben im Oktober 2022 eine Pandemieübung veranstaltet. […] Die Veranstalter ließen dabei die Gesundheitsminister und hochrangige Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens aus Senegal, Ruanda, Nigeria, Angola, Liberia, Singapur, Indien, Deutschland und den USA die Reaktion auf eine neue tödliche Pandemie proben, die vor allem Kinder und Jugendliche betrifft. […]
Die Übung kann […] als ein Mittel verstanden werden, Druck auf afrikanische Regierungen auszuüben, damit diese der von den USA vorgeschlagenen, bei vielen ärmeren Ländern unbeliebten Verschärfung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR) und einem WHO-Pandemieabkommen zustimmen. Der Druck hat in Sachen IHR-Reform nicht gewirkt oder nicht gereicht, denn die aus Regierungsvertretern bestehende IHR-Prüfungskommission hat im Februar die US-Vorschläge abgelehnt, weil neben China auch viele afrikanische Länder eine drastische Beschneidung ihrer Souveränität befürchteten.“
https://apolut.net/catastrophic-contagion-von-norbert-haering/

+ Kolonialismus. „Kaum jemand wird mehr ernsthaft bezweifeln, dass die Länder des Westens sich in den vergangenen Jahrhunderten beim Rest des Planeten eifrig bedient haben und jetzt gerade alles daran setzen, dass dieser Zustand nicht beendet wird. Die Frage, warum die Bevölkerungen der westlichen Länder diese Plünderung mitgetragen haben und bis heute mittragen, ist allerdings gar nicht so einfach zu beantworten. […] es ist trotzdem unverzichtbar, dass weite Teile der Bevölkerung die zur Durchsetzung einer solchen Politik erforderlichen kriegerischen Aktionen mittragen; das geht nur, indem eine entsprechende Ideologie geschaffen wird, die derartige Handlungen scheinbar rechtfertigt. Die neueste Version dieser Ideologie trägt Regenbogenfahnen und glorifiziert Männer in Frauenkleidern. Aber die wenigsten Anhänger solcher Ideologie sind imstande, deren Funktion zu durchschauen. […] es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Bomben zum Erzwingen einer CSD-Parade abgeworfen werden; immer demselben Muster folgend. Eine Idee, die in der Gesellschaft, aus der sie stammt, ursprünglich durchaus ein gewisses Potential für Verbesserungen in sich trug, wird so gründlich entkernt und überdreht, dass sie problemlos als Waffe nach außen eingesetzt werden kann. Es ist sogar so, dass diese Ideologie den Eindruck von Fortschrittlichkeit unbedingt erwecken muss. Denn der Trick, mit dem selbst aus einer ursprünglich fortschrittlichen Idee eine praktisch zutiefst reaktionäre Ideologie wird, besteht darin, eine Vorstellung von Überlegenheit zu verankern.“
https://test.rtde.tech/meinung/167423-wie-pflegt-man-koloniale-ideologie/

 

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