Montag, 22. Januar 2018



Kämpfe um Tripolis-Airport

Libyen. Hauptstadt-Flughafen wegen schwerer Kämpfe zwischen verfeindeten dschihadistischen Milizen gesperrt – viele Tote und Verletzte – örtlicher Staatsnotstand ausgerufen – alle beteiligten Milizen von ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis anerkannt und finanziert

Rund um den Mitiga-Flughafen[1] bei Tripolis sind am Montag schwere Kämpfe zwischen der Special Deterrence Force (SDF / ehemals Rada-Miliz, unter Befehl von Abdel Rauf Kara) und der 33. Brigade (auch Bugra-Miliz, unter Befehl von Bashir Khalfalla) aus einem Vorort von Tripolis namens Tadschura ausgebrochen. Beide radikal-islamistisch ausgerichtete Milizen sind offiziell vom Präsidialrat (mit seiner ‚Einheitsregierung‘ unter Sarradsch) anerkannt und werden von ihm finanziert. Bei der Verteidigung des Flughafengeländes erhielt die SDF-Miliz Verstärkung von verschiedenen anderen Milizen. Insgesamt sollen mindestens 20 Personen, darunter auch Zivilisten, getötet worden sein und mehr als 60 verletzt.
Die Angreifer der 33. Brigade sollen sich zwischenzeitlich wieder nach Tadschura zurückgezogen haben.
Der Flughafen und das umliegende Gebiet sowie ein auf dem Flughafengelände eingerichtetes Gefängnis werden von der SDF-Miliz kontrolliert. Ziel des Angriffs der 33. Brigade war es, Gefangene aus dem Gefängnis der SDF-Miliz zu befreien, darunter in der letzten Zeit auch IS-Mitglieder und Dschihadisten. Insgesamt sollen über 2.500 Personen in dem illegalen Gefängnis eingekerkert sein, die mit Duldung der international unterstützten ‚Einheitsregierung‘ von Sarradsch niemals einem Haftrichter oder Staatsanwalt vorgeführt wurden und denen kein ordentliches Gerichtsverfahren zugestanden wird. Bei etlichen der Gefangenen soll es sich um Entführungsopfer handeln, von deren Angehörigen Lösegeld erpresst werden sollte. Vielen Gefangenen soll die Flucht gelungen sein.
Auf dem Flughafengelände stiegen schwarze Rauchwolken auf, drei Maschinen von Al-Afriqija-Airways wurden zerstört, ebenso wie in der Nähe gelegene Wohnhäuser. Auf libyaagainstsuperpowermedia[2] ist umfangreiches Bildmaterial veröffentlicht. Alle In- und Auslandsflüge sind für die nächsten Tage gecancelt. Insgesamt sollen acht Passagiermaschinen beschädigt worden sein. Die noch flugtauglichen seien zu anderen libyschen Flughäfen geflogen worden. Der libyschen Fluggesellschaft Afriqijah Airways verbleibt nur noch ein einziges einsatzfähiges Flugzeug.
Die Schulen wurden geschlossen und Straßen in der näheren Umgebung gesperrt. In Tripolis soll Panik ausgebrochen sein. Die ‚Einheitsregierung‘ unter Sarradsch hat einen örtlichen Staatsnotstand ausgerufen.
2014 wurde bei Kämpfen der internationale Flughafen von Tripolis durch dschihadistische Milizen zerstört. Der Mitiga-Flughafen, eigentlich ein Militärflughafen, dient seitdem als der Hauptstadtflughafen.
Bereits am 13. Dezember war es auf der Küstenstraße zum Mitiga-Flughafen zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen den beiden Milizen gekommen. Auch damals musste der Flugbetrieb zwischenzeitlich unterbrochen werden. Es wurde ein der ‚Einheitsregierung‘ zugehöriger Militärhubschrauber bei der Landung getroffen und der Pilot getötet.


A. Gutsche 
 
[1] Aus der ehemaligen amerikanischen Militärbasis Wheelus, von Gaddafi 1970 geschlossen , wurde der libysche Luftwaffenstützpunkt Mitiga. Nach der Entmachtung der Dschamaharija errichtete 2011 der Dschihadistenführer Belhadsch darauf ein riesiges Gefängnis. Nach den Kämpfen 2014 und der Zerstörung des Internationalen Hauptstadtflughafens durch die Libyan Islamic Fighting Group LIFG wurde Mitiga zum alleinigen Flughafen von Tripolis.
[2] https://libyaagainstsuperpowermedia.org/2018/01/16/rival-militias-are-terrorists-belonging-to-the-presidential-council-goa/

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