Die Italiener in Libyen – eine lange Geschichte des Kolonialismus
Italienischer Kolonialismus. Bis 1911 war Libyen Teil des Osmanischen Reiches, dann begann die Zeit
des italienischen Kolonialismus. 1943 fand die erste Phase dieser Kolonisation
ihr Ende und ging in eine sogenannte Fremdverwaltung über. Erst Ende 1951 wurde
Libyen zum Königreich erklärt und in die Unabhängigkeit entlassen.
Die Zeit der italienischen Besatzung
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts waren italienische Banken
und Geschäftshäuser an der Küste von Tripolitanien und der Kyrenaika
tonangebend. Als am 28. September 1911 italienische Kriegsschiffe vor Tripolis
Stellung bezogen, war einer der von Italien angegebenen Vorwände, dass sich die
Osmanen zu sehr in ihre Handelsgeschäfte einmischten. Zu dieser Zeit befanden
sich nur noch wenige türkische Streitkräfte in der Stadt, so dass an eine
Verteidigung nicht zu denken war. Am 4. Oktober entschlossen sich die
italienischen Truppen zur Invasion, gleichzeitig wurde ein nahe dem Hafen
gelegenes Fort beschossen, bei dem auch ein Wohnviertel in Mitleidenschaft
gezogen wurde.
In der Stadt Tripolis verbreiteten die Italiener die
Bekanntmachung, dass die Rechte der Bevölkerung geachtet sowie die Religion als
heilig angesehen und die Frauen geschützt würden. Im krassen Gegensatz dazu
stand das tatsächliche Verhalten der Soldaten, die Angst und Schrecken
verbreiteten, mordeten, vergewaltigten, plünderten und Moscheen entweihten.
Zeuge dieses Vorgänge wurde der deutsche Ethnograph G. A. Krause, der in einem
Interview mit dem Berliner Tageblatt einen italienischen Offizier zitierte, der
die Morde der Invasoren an tausenden Zivilisten rechtfertigte: Das brutale
Vorgehen würde die Araber stark beeindrucken. An anderer Stelle schrieb G. A.
Krause: „Die Eingeborenen verlangen Gewehre und Kanonen, um sich verteidigen zu
können… Ein gewöhnlicher Arbeiter, den ich fragte, was sich die Leute erzählen,
sagte nur: Die Italiener wollen das Land nehmen.“
Wie recht er damit hatte, ist dem Presseorgan der im Jahr
1910 gegründeten Associazione
nazionalista italiana zu entnehmen, das klare Worte über die kolonialen
Ziele fand: „Der Nationalismus Italiens ist Afrikanismus“. Italien habe die
heilige Mission zu erfüllen, die „hellenische Schönheit“ der Küstenstädte
Libyens von türkischer Misswirtschaft zu befreien. Der „Bevölkerungsüberschuss“
Italiens solle dort abgesetzt werden. Italien benötige Kolonien, um für die
wachsende Industrie genügend Rohstoffe zur Verfügung zu haben. Dies schaffe
Arbeitsplätze und erleichtere den Handel. So das Blatt Ideà Nazionale. Und die Zeitung La
Stampa schrieb 1911: „Libyen ist das gelobte Land, Italien von der
Vorsehung zugesprochen.“
An diesem gewinnträchtigen Vorhaben war auch der damals
schon geschäftstüchtige Vatikan interessiert. Seine Banco di Roma hatte bereits einige Jahre vor der Invasion
Konzessionen für Bergwerke, Industrieanlagen und Schifffahrtsunternehmen in
Libyen erworben und war somit für die dort anbrechenden italienischen Zeiten
bestens gerüstet.
In Italien formierte sich eine Gegenbewegung, die sich den
kolonialen Kriegen widersetzte. Die Arbeiterbewegung war am Erstarken und ihre
Führer riefen zu Demonstrationen und Streiks auf, um den Krieg in Libyen zu
verhindern. Ihr Versuch, die 34.000 Mann starke italienische Armee, unterstützt
von Kriegsschiffen und Flugzeugen, zu stoppen, war allerdings chancenlos.
Am 1. November 1911 schrieb Italien Waffengeschichte: Es
flog in Libyen den weltweit ersten Bombenangriff, bei dem drei je zwei
Kilogramm schwere Bomben auf türkische Verbände abgeworfen wurden und zeigte
damit umso mehr, dass der ‚kranke Mann am Bosporus‘ den italienischen
Streitkräften hoffnungslos unterlegen war. Die osmanischen Truppen waren durch Kämpfe im Jemen, auf der
Arabischen Halbinsel und auf dem Balkan gebunden, das gesamte Osmanische Reich
befand sich in Auflösung. So sah sich Istanbul gezwungen, im Oktober 1912 einem
Friedensvertrag mit Italien zuzustimmen. Das libysche Volk begann nun mit ihrem
eigenen Befreiungskampf, der in den Vororten von Tripolis begann und sich über
das ganze Land verbreitete. G. A. Krause kann noch einen Bericht darüber
verfassen, bevor er das Land verlassen muss: „… es war ein Kampf der arabischen
Zivilbevölkerung gegen die fremden Eroberer“, und etwas später schreibt er:
„Die Italiener sind nach den Worten ihrer Proklamation zu dem Zweck in die
ihnen nicht gehörenden Länder gekommen, diese arme Bevölkerung zu ‚erlösen‘,
sie vom türkischen ‚Joch‘ zu befreien, aber diese ‚Erlösung‘ ist für nicht
wenige der Tod, für alle Jammer und Angst, für viele Elend und Hunger.“ Um
dieses Elend mit Zahlen zu belegen: Von den 300.000 Menschen, die 1911 in der
Kyrenaika lebten, hatten 1915 nur 120.000 überlebt.
Der Krieg, den Italien zunächst gegen die Türken in Libyen
geführt hatte, wurde immer mehr zu einem Krieg Italiens gegen die Beduinen
unter Führung des Senussi-Ordens. Die italienische Bevölkerung wurde soweit wie
möglich über die Vorgänge in Libyen im Unwissenden gelassen: Die Medien verfielen
in den Modus der Kriegspropaganda. Berichtet wurde auch nicht darüber, dass es
den italienischen Truppen kaum gelang, Fortschritte bei der Eroberung des
Landes zu machen.
Am 18.10.1912 unterzeichneten Italien und die Türkei in der
Schweiz eine Art Friedensvertrag. Während die europäischen Großmächte die italienische
Kolonialmacht in Libyen anerkannten, sahen dies die Stämme in Libyen komplett
anders. Als die Italiener endlich in den Fessan vorrücken und auch Mursuk
besetzen konnten, stellte sie die Versorgung der Truppen über tausende
Kilometer durch feindliches Wüstengebiet vor kaum lösbare Probleme. Inzwischen
hatten sich die Libyer auf Guerilla-Taktik umgestellt, mussten jedoch im ersten
Halbjahr 1914 herbe Verluste hinnehmen.
Der Erste Weltkrieg
In Europa brach im Herbst 1914 der Erste Weltkrieg aus. Auf
der einen Seite kämpften die sogenannten Mittelmächte – das Deutsche Reich und
Österreich-Ungarn, denen sich später die Türkei und Bulgarien anschlossen –
gegen die Entente, bestehend aus Frankreich, Großbritannien und Russland, deren
Alliierte später unter anderem Italien, Japan, Portugal, Belgien, viele
Balkanländer sowie China waren. Im Jahr 1917 erklärten auch die USA den
Mittelmächten den Krieg, betrachteten sich mit der Entente aber nur assoziiert.
Die ursprüngliche Entente hatte sich im Jahre 1904 zwischen Frankreich und
Großbritannien gebildet, um in guter Kolonialmanier Nordafrika vertraglich
unter sich aufzuteilen, wobei Ägypten Großbritannien und Marokko Frankreich
zugeschlagen wurde.
Als die Jungtürken in den Krieg auf Seiten der Mittelmächte
eintraten, machten sich die Entente-Mächte unverzüglich daran, die Aufteilung
des Osmanischen Reiches nach dem vorweggenommenen Sieg vorzubereiten. Unter
anderem erklärte der britische Außenminister Balfour im November 1917, das in
Palästina „eine nationale Heimstätte“ für das jüdische Volk entstehen soll. Die
zukünftigen Einflusszonen in Nordafrika hatten England und Frankreich ja
bereits unter sich aufgeteilt.
Im Juni 1916 kämpfte der Scherif von Mekka, al-Husein, mit
seinen Söhnen auf der arabischen Halbinsel gegen die Türken. Unterstützung
erhielt er dabei in Form von Geld und Militärberatern von den Briten. Al-Husain
hatte den Titel eines „Königs der arabischen Länder“ angenommen, während die
Briten ihm nur den Königstitel des Hidschaz‘ zuerkennen wollten. Als ihren
Verbindungsmann schickten die Briten Oberst Thomas Edward Lawrence, der spätere
legendäre Lawrence von Arabien, auf die arabische Halbinsel. Rasch wurde
Lawrence zu einer wichtigen Schlüsselfigur innerhalb des arabischen
Unabhängigkeitskampfes. Er unterhielt ein besonders enges Verhältnis zu einem
Sohn al-Huseins, dem späteren König Faisal I. Mit Methoden des Guerillakriegs
wurden Militärstützpunkte angegriffen und Sprengstoffanschläge auf die für den
türkischen Nachschub wichtige Hidschas-Bahn, die Damaskus mit Medina verband,
verübt. 1917 konnten die Hafenstädte Al Waij und Akaba von den Aufständischen
eingenommen werden und am 1. Oktober 1918 fiel Damaskus unter Führung von
al-Husein an die Araber, die in der Stadt einen triumphalen Einzug hielten.
Noch am gleichen Tag rückten auch britische Truppen in die Stadt ein.
Während der gesamten Zeit des gemeinsamen Kampfes hatte Lawrence seine arabischen Verbündeten und Freunde in dem Glauben gelassen, ihnen sei nach einem Sieg die Unabhängigkeit sicher, wohlwissend, dass laut dem geheimen Sykes-Picot-Abkommen von 1916 der arabische Raum nach Kriegsende in britische und französische Einflusszonen aufgeteilt werden sollte.
Während der gesamten Zeit des gemeinsamen Kampfes hatte Lawrence seine arabischen Verbündeten und Freunde in dem Glauben gelassen, ihnen sei nach einem Sieg die Unabhängigkeit sicher, wohlwissend, dass laut dem geheimen Sykes-Picot-Abkommen von 1916 der arabische Raum nach Kriegsende in britische und französische Einflusszonen aufgeteilt werden sollte.
Italien gehörte zunächst den Mittelmächten mit Deutschland
und Österreich-Ungarn an. Es versprach sich aber von einem Seitenwechsel zur
Entente Vorteile für die eigenen Interessen, sprich territoriale Gewinne von
Österreich. Als nun vor Kriegsbeginn Österreich-Ungarn Serbien ein Ultimatum
stellte, deklarierte Italien dies als aggressiven Akt, erklärte sich unter
diesem Vorwand von seiner Bündnispflicht
mit den Mittelmächten befreit und rief sich im Juli 1914 zu einem neutralen
Staat aus, um anschließend auf Seiten der Entente in den Krieg einzutreten. Es
erklärt allerdings nur Österreich-Ungarn und nicht Deutschland den Krieg.
Anzumerken sei an dieser Stelle, dass der Großteil der Italiener gegen einen
Kriegseintritt war, aber keine Möglichkeit hatte, diesen Standpunkt
durchzusetzen.
In dem zu einem gewaltigen Kriegsschauplatz verkommenen
Europa trat das Interesse für die afrikanischen Kolonien in den Hintergrund. In
Libyen konnte sich der zersplitterte Widerstand erneut formieren. In der Syrte
und im Fessan schlugen libysche Stämme die italienischen Garnisonen in die
Flucht. Als Senussi-Truppen vom Süden her nach Norden vorstießen, zog ihnen von
Misrata aus eine 4.000 Mann starke italienische Truppe entgegen, unterstützt
von einer 3.500 Mann starken libyschen Hilfstruppe, in der Mehrzahl rekrutiert
aus Kämpfern der Misrata-Stämme. Vor Qaddabijah kam es zum Kampf. Doch als sich
die Misrata-Stämme ihrer Hoffnung beraubt sahen, die Italiener
instrumentalisieren zu können, um selbst die Macht in Libyen an sich zu reißen,
wechselten sie während des Kampfes die Seiten. Gemeinsam mit den Senussi-Truppen
bereiteten sie den Italienern eine vernichtende Niederlage. Die Italiener
hätten wohl besser auf andere Kolonisatoren hören sollen. So schreibt Hew
Strachan in seinem Buch über den Ersten Weltkrieg: „Für viele Weiße verstand es
sich von selbst, dass der Einsatz von aus der Kolonialbevölkerung rekrutierten
Truppen gegen andere europäische Mächte langfristig nur zur Selbstzerstörung
führen konnte […] Am Ende war denkbar, das Gewehr gegen einen weiteren Feind zu
richten, […] gegen ihre eigenen weißen Herren...“.
Doch obwohl sich die zuerst geeint gegen Italien kämpfenden
Libyer anschließend wieder in zwei rivalisierende Gruppen aufspalteten, die Senussi
im Osten und die Schutadschwi im Westen, und sich gegenseitig bekämpften, war
der Guerillakrieg gegen die Italiener erfolgreich, die sich im Jahr 1916 nur
noch in Tripolis, Homs und Zuara halten konnten.
Obgleich Italien im Mai 1915 Österreich-Ungarn den Krieg
erklärt hatte, war es für einen Kriegseintritt in Europa nicht wirklich
gerüstet. Zum einen war es vollauf mit den Widerstandsbewegungen in Libyen
beschäftigt, zum anderen war Italien in industrieller Hinsicht noch ein
Entwicklungsland und weit entfernt von dem angestrebten Großmachtstatus. Um
diesem Ziel näher zu kommen, erhöhte der Staat in seinem Haushalt 1912/13 den
Anteil für Militärausgaben auf 47 Prozent seiner Wirtschaftsleistung. Der
italienische Ministerpräsident Antonio Salandra bezeichnete 2015 den
Kriegseintritt an der Seite der Entente als „heiligen Egoismus“, um „solche
Grenzen zu Lande und zur See zu erreichen, die nicht mehr angreifbar sind, und
um für Italien den Status einer wirklichen Großmacht zu erringen.“ Gegen die
Stimmen der Mehrheit im Parlament konnte Salandra mit seinem Außenminister
Sidney Sonnino den Kriegseintritt durchsetzen. Auch Benito Mussolini, dem es
sieben Jahre später gelang, die Macht in Italien an sich zu reißen, sprach sich
für den Krieg aus.
Das Osmanische Reich erhielt seinen Anspruch auf
Tripolitanien und die Kyrenaika weiterhin aufrecht. Einige türkische Mannschaften
hatten sich in die Senussi-Hochburg Kufra zurückgezogen und warteten dort auf
eine Gelegenheit, den Kampf gegen die Italiener wieder aufnehmen zu können. Ab
Februar 1915 wurde in Misrata eine Basis für deutsche U-Boote ausgebaut, die
Deutschen errichteten in der Stadt eine drahtlose Telegraphenstation und ein
Materialdepot. 1916 brachten deutsche U-Boote Gewehre, Munition und Goldmünzen
nach Misrata.
Die Beziehung der Senussi zu den Osmanen ist umstritten.
Fest steht, dass der Führer der Senussi, Ahmad, von den Deutschen und Türken
Hilfe für einen Angriff auf Ägypten bekam. Als der Vorstoß scheiterte, musste
Ahmad ins Exil gehen und die Macht an Idris abgeben. Idris hatte bereits 1914
enge Kontakte zu den Engländern. Obwohl die militärische Lage für die libyschen
Stämme vorteilhaft war, da die Italiener sich im Krieg mit Österreich befanden,
begann Idris 1916 mit Italien Verhandlungen, die im April 1917 zum
Friedensvertrag von Bir Akrama führten. Sie besiegelten die Kapitulation der
Stämme und deren Entwaffnung. Der Küstenstreifen Libyens wurde den Italienern
überlassen, Idris und seine Senussi durften den Rest der Kyrenaika verwalten,
daneben bekam Idris den vererbbaren Titel ‚Hoheit‘ verliehen. Diese
Vereinbarungen hatten bis 1923 Bestand, dann kündigte sie Italien auf und
versuchte sich die Herrschaft über die gesamte Kyrenaika zu erkämpfen. 1930
wurde die Bruderschaft aufgelöst und ihr Besitz beschlagnahmt.
1917 kam es in Russland zur Oktoberrevolution. Es bildeten
sich Arbeiter- und Soldatenräte, die Armee wurde demokratisiert. Im November
forderte Lenin einen sofortigen Waffenstillstand. Die Bolschewiken
veröffentlichten die Geheimverträge der Entente und informierten über die
wahren Kriegsziele. Großbritannien, Frankreich und Italien wurden als ebenso
imperialistische und militaristische Mächte demaskiert, wie sie es zu sein ihren
Feinden vorgeworfen hatten. Bei einem Allrussischen Sowjetkongress im April
1918 wurde ein Frieden ohne Annexionen und Zwangsauflagen gefordert, jeder Art
von Imperialismus wurde eine Absage erteilt.
Die Revolution in Russland hatte auch auf Italien
Auswirkungen, wo sich Streiks, Demonstrationen und Meutereien häuften.
Gewalttätige Proteste erschütterten die Städte, Hungersnöte führten zu
Antikriegsdemonstrationen, die Unruhen erreichten auch das Militär. Die
italienischen Soldaten waren während des ersten Weltkriegs einer brutalen
Disziplin ausgesetzt. An die 750 Soldaten wurden aus disziplinarischen Gründen
erschossen. Generalstabschef Cadorna hatte die Praxis aus dem antiken Rom
übernommen, aus den Einheiten, die im Kampf versagt hatten, jeden zehnten Mann
erschießen zu lassen. Im November 1917 hatte Italien 700.000 Mann verloren,
davon über 350.000 Mann durch Fahnenflucht. Eine antimilitaristische Stimmung
verbreitete sich über das ganze Land, der militärische Zusammenbruch und in
Folge eine Revolution schienen unausweichlich. Doch gelang es dem neuen
Generalstabschef Armando Diaz, der dem entlassenen Cadorna nachfolgte, die
Situation zu entschärfen, indem er eine humanere Behandlung der Soldaten
durchsetzte. Lebensmittelkarten wurden eingeführt, bessere Arbeitsbedingungen
und höhere Reallöhne durchgesetzt, insgesamt die Macht des Staates auf den
Unternehmenssektor ausgeweitet. Die Situation entspannte sich, die Revolution
blieb aus.
Als 1918 der Erste Weltkrieg sein Ende fand, bedeutete dies
in vielen Ländern Europas wie Deutschland oder Österreich auch das Ende der
Monarchie. Die arabischen Länder hofften auf eine baldige Unabhängigkeit. Bei
dem neugegründeten Völkerbund war zum ersten Mal von einem
Selbstbestimmungsrecht der Völker die Rede. Dies hatte zur Folge, dass die
bereits vorab getroffenen Absprachen zwischen Frankreich und England über die
Aufteilung der Kriegsbeute kaschiert werden mussten. Sie sollten nur ein
vorläufiges Mandat über die arabischen Länder erhalten, längerfristiges Ziel
sollte deren Unabhängigkeit sein.
Idris, der später zum König aufsteigen sollte, zeigte sich
schon in dieser Situation geschmeidig. Er traf mit den Italienern ein Abkommen,
von dem er sich für die Kyrenaika die Unabhängigkeit und für sich selber die
Führerschaft versprach. Sein Vorgehen wurde von vielen nicht gebilligt und
führte so zur Spaltung nicht nur der Senussi, sondern des gesamten libyschen
Widerstands.
Zwischen den Kriegen
Die Hoffnungen der arabischen Bevölkerung im Nahen Osten auf
nationale staatliche Souveränität erfüllten sich nicht, im Gegenteil verstärkte
sich das Ringen zwischen Frankreich und Großbritannien um Einfluss in dieser
Region. Eine Zuspitzung der Nahostkonflikte ergab sich durch die
Balfour-Deklaration von 1917, in der Großbritannien die zionistische Bewegung
anerkannte, die vorsah, in Palästina eine ‚nationale Heimstätte‘ des jüdischen
Volkes zu errichten. Palästina lag zu dieser Zeit noch im türkischen Machtbereich.
Nach Kriegsende verschifften die Italiener immer mehr
Truppen nach Libyen. Gleichzeitig versprach das sozialistisch regierte Italien
eine Liberalisierung seiner Kolonialpolitik. Im Juni 1919 einigten sich Italien
und Stammesvertreter auf eine Verfassung, die festlegte, dass „die Bewohner von
Tripolitanien als Bürger die gleiche moralische und politische Stellung und die
gleichen Rechte wie die italienischen Bürger haben sollten“. Dies bedeutete
aber keineswegs eine Aufgabe der Kolonialpolitik, sondern diese wurde lediglich
diplomatisch verbrämt.
Im Oktober 1919 wurden für die Kyrenaika und für
Tripolitanien zwei unterschiedliche Statuten erlassen, was de facto Libyen
teilte. Jeder Landesteil erhielt ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung.
Ein Jahr später schloss Idris mit Italien einen neuen Vertrag, der ihn als Emir
der Kyrenaika vorsah. Er und seine Beamten erhielten ihre Gehaltszahlungen von
Italien. Als Gegenleistung sollte Idris die Stämme, von denen besonders die
westlichen den Vertrag ablehnten, entwaffnen. Im gleichen Jahr gründete sich
eine Partei der Nationalen Reform und 1920 bildete sich eine Regierung in der
südlich von Tripolis gelegenen Stadt Garian. Einige Stämme riefen ihre
Angehörigen zu den Waffen, in den Nafusa-Bergen flammte der Widerstand auf.
Idris schloss 1921 mit Italien einen weiteren Vertrag, der ihn
abermals verpflichtete, gegen die Widerständler im eigenen Land vorzugehen. Im
Juli 1921 wurde Graf Volpi zum Gouverneur von Tripolitanien ernannt, der im
folgenden Jahr entgegen aller Vereinbarungen Misrata besetzte und in Richtung
Berge vorstieß.
Benito Mussolinis hatte im Oktober 1922 in Italien die Macht
ergriffen. Der Duce errichtete einen totalitären Staat mit dem erklärten Ziel,
das antike Römische Reich wieder aufleben zu lassen. Die Machtergreifung der
Faschisten hatte für Libyen verheerende Auswirkungen. Gegen die von Mussolini
ausgerufene ‚Wiedereroberung‘ und ‚Ausweitung des Kolonialbesitzes‘
organisierte sich der libysche Widerstand, während Idris ins Exil nach
Großbritannien flüchtete. Italienische Truppen überrumpelten ein Militärlager
der Senussi, ermordeten die Hälfte der Soldaten und nahmen den Rest in
Gefangenschaft. Der italienische Generalgouverneur für Libyen kündigte alle laufenden
Verträge. 1927 wurde die Gleichstellung von Italienern, Libyern und Mutterland-Italienern
aufgehoben. Jeder Widerstand im Land sollte von nun an kompromisslos
unterdrückt werden.
Die Libyer leisteten weiter Widerstand, Brennpunkte waren
zunächst Tripolitanien und der Fessan. In den Nafusa-Bergen wurde jedes Dorf zu
einer Festung ausgebaut. Als es den Italienern dank ihrer waffentechnischen
Überlegenheit – sie kämpften mit Panzern und Flugzeugen gegen die nur mit
Gewehren ausgerüsteten Libyer – gelang, in Tripolitanien die Stämme zu
bezwingen, gingen sie als nächstes gegen die Kyrenaika vor. Dort führte seit
1923 der Senussi-Scheich Omar al-Muchtar den Widerstand der Freischärler an,
ein Partisan und Freiheitsheld, der mit dem Kampf seiner kleinen
Partisanengruppe zwanzigtausend italienischen Soldaten Paroli bot und damit Geschichte
schrieb. Omar al-Muchtar gehörte zum Stamm der Minifa, hatte eine traditionelle
Erziehung bei den Senussi genossen und trug den Titel eines Bevollmächtigten
des Emirs.
General Rodolfo Graziani, 1929 von Benito Mussolini nach
Libyen entsandt und Vizegouverneur der Kyrenaika, sollte dort den jahrelangen
Widerstand der Bevölkerung gegen die italienische Besatzung brechen. Seine
Methoden waren äußerst brutal, so wurden zum Beispiel Stammesführer in großer
Höhe über ihren Heimatdörfern aus Flugzeugen geworfen, Libyerinnen als
Sexsklavinnen für die Kolonialtruppen gehalten und Brunnen vergiftet. Jede
Unterstützung der Aufständischen wurde mit dem Tode bestraft, auch Frauen und
Kinder wurden ermordet. In den Jahren 1927/28 wurde nachgewiesener Weise von
den Italienern Giftgas eingesetzt. Die libysche Bevölkerung wurde in eigens
errichteten Konzentrationslagern in der westlichen libyschen Wüste interniert,
um sie davon abzuhalten, die Aufständischen zu unterstützen. Graziani selbst
gab an, dass er 139.192 Menschen einsperren ließ, etwa 80.000 davon Beduinen.
Wie viele Menschen dabei zu Tode kamen, ist nicht in Zahlen bekannt, geschätzt wurden
bis zu 800.000. Neben den Massenerschießungen kamen zehntausende an Hunger zu
Tode. Die Frauen wurden vergewaltigt, Heiligtümer geschändet. Der dänische
Journalist Holmboes berichtet über seinen Besuch in einem solchen Lager. „Es
war ein immenses Camp mit ca. 1500 Zelten und einer Bevölkerung von 8000,
umgeben von Stacheldraht und Maschinengewehrposten an allen Eingängen… Kinder
kamen uns entgegen, in Lumpen gehüllt und unterernährt… die Menschen schienen
krank und deprimiert, viele haben schwer deformierte Hände und Arme.“
Trotz aller Anstrengungen gelang es Graziani nicht, den
Widerstand der Libyer zum Erlöschen zu bringen. In nur einem Jahr kam es laut
Graziani zu 53 größeren Kämpfen und 210 Scharmützeln. Um die Rebellen von
jeglichem Nachschub abzuschneiden, ließ er die Grenze zu Ägypten auf
dreihundert Kilometer mit Stacheldraht sichern. Am 11. September 1931 nahmen
die Italiener Omar al-Muchtar gefangen, nur fünf Tage später wird der 70-Jährige
öffentlich gehenkt. Der Mythos des Volkshelden lebt bis heute ungebrochen
weiter. Sein heldenhafter Kampf wird in dem Kolossalfilm „Omar Mukhtar - der
Löwe der Wüste“[1]
bilderstark beschrieben.
In einem Artikel der „Arbeiterillustrierten“[2]
hieß es: „…Reizende Fliegeraufnahmen, die das Herz jedes modernen Photographen
erfreuen würden, zeigen den neckischen Effekt, den platzende Fliegerbomben in
der Beduinenstadt Bu‘gen hervorrufen. Nicht umsonst hat man auf dem letzten
Flugtag in Rom am Ufer des Tiber ein kleines Araberdorf aufgebaut, um daran das
Einschlagen von Fliegerbomben zu demonstrieren.“ Tatsächlich regnete es zur
Abschreckung unter dem Befehl von Marschall Italo Balbo bis 1934 Sprengbomben
auf libysche Zeltlager, Dörfer und auf die Oasenbevölkerung.
Bis 1932 hatten die Italiener nicht nur Tripolitanien,
sondern auch den Fessan und zuletzt die Kyrenaika zurückerobert, die 1927
wieder an die Türkei gefallen war.
Die Italiener enteigneten immer mehr libysches Land, bis
1930 hatten bereits 200.000 Hektar den Besitzer gewechselt. Begründet wurde
diese Landnahme mit dem Hinweis, die Libyer würden das Land nicht fachgerecht
bearbeiten. So kam General Graziani in Garian in den Genuss von 731 Hektar
Land, Exgouverneur Graf Volpi verfügte in Misrata über 1.000 Hektar und der
Ritter des Großordens, Chavolini, besaß 1.200 Hektar.
In Tripolis eröffnet 1933 das Autodrama della Mellaha. Zu den dort stattfindenden Autorennen
reisen Italiener, die sich das leisten können, per Schiff an.
Durch ein königliches Dekret wurde Libyen am 9.11.1934 als ‚Colonia
Libia‘ zur italienischen Agrarkolonie erklärt, in dem es hieß: „Tripolitanien
und die Kyrenaika bilden zusammen eine gemeinsame Kolonie unter dem Namen
Libyen. Ein Generalgouverneur steht dem Rechtskörper vor. Sitz der Regierung
ist Tripolis.“
Zwischen 1938 und 1939 kamen über 30.000 neue Siedler in
Libyen an, die meisten waren Bauern aus Norditalien. Die Einheimischen waren
von den neuen Kolonialstrukturen ausgeschlossen. Sie wurden von ihren
Besitzungen vertrieben oder sollten den unumschränkten italienischen Herrschern
als Knechte dienen. Der Bestand der Herden bei den Wüstenstämmen war um achtzig
Prozent geschrumpft. Gab es 1910 in der Kyrenaika 713.000 Schafe und 33.300
Kamele, so von den Italienern gezählt, waren es 1933 nur noch 98.000 Schafe und
2.600 Kamele. Damit war die traditionelle Infrastruktur Libyens vernichtet.
Von der Möglichkeit, die italienische Staatsbürgerschaft zu
beantragen, machten von 1927 bis 1938 ganze vierzehn Personen Gebrauch, davon
waren nur sieben Araber. Für Libyer, die die italienische Sprache beherrschten
und sich zum Faschismus bekannten, gab es die Möglichkeit, eine sogenannte
„eigene Entwicklungschance“ zu bekommen. Bis zum Kriegsausbruch hatten nur etwa
150 Libyer, die den Kolonisatoren meist als Spitzel, Aufseher und Führer
dienten, diese „Chance“, von den Libyern „Maultier“-Staatsbürgerschaft genannt,
ergriffen.
In Europa standen sich Faschisten und Kommunisten
unversöhnlich gegenüber. Es tobte der Spanische Bürgerkrieg, das faschistische
Franco-Regime gegen eine geeinte Linke, die weltweit auch die Kämpfe gegen den
Kolonialismus und die Freiheitsbewegungen in der dritten Welt unterstützte. In
Deutschland war seit 1933 Adolf Hitler an der Macht. Der Zweite Weltkrieg stand
vor der Tür.
Der Zweite Weltkrieg
In den Jahren des Zweiten Weltkriegs, von 1939 bis 1945,
waren die Sympathien der meisten Araber auf Seiten der Achsenmächte
Deutschland, Japan und Italien. Die Kolonialmächte Frankreich und England waren
in fast allen nordafrikanischen Ländern wie Ägypten, Algerien oder Marokko
verhasst. Außerdem bestand die Sorge, dass in Palästina mit Zustimmung von Großbritannien
immer mehr Juden einwandern und dies zu einer jüdischen Staatsgründung führen
könnte. Um den arabischen Unmut zu besänftigen, drosselte England die Anzahl
jüdischer Einwanderer und 1943 verlieh die De-Gaulles-Regierung, die sich
allerdings im Exil befand, da in Frankreich das Vichy-Regime die Macht
innehatte, dem Libanon die Unabhängigkeit.
Im von Italien, also einer Achsenmacht, besetzten Libyen stellte
sich die Situation etwas anders dar. Im Osten des Landes verlief die Grenze zu
einem von der Kolonialmacht England beherrschten Ägypten, im Westen zu einem
von der Kolonialmacht Frankreich beherrschten Tunesien, beides Feinde der
Achsenmächte. Bereits 1939 tagte im ägyptischen Alexandria eine Konferenz, bei
der britische Offiziere beratschlagten, wie gegen die Italiener in den
Kolonialgebieten vorgegangen werden könnte. Dabei erinnerte man sich des im
britischen Exil lebenden Senussi-Führers Idris. Obwohl die politischen
Vertreter Tripolitaniens grundsätzlich einem Kampf gegen Italien zustimmten, lehnten
sie Idris als politischen Führer ab.
Am 10. Juni 1940 trat Italien auf Seiten der Achsenmächte in
den Zweiten Weltkrieg ein. Kurz darauf starb Marschall Balbo am 28.6.1940 durch
‚friendly fire‘ beim Anflug auf Tobruk. Zu seinem Nachfolger wurde General
Rodolfo Graziano als Generalgouverneur von Libyen und Oberbefehlshaber der
Truppen in Nordafrika ernannt.
Bei einem Treffen am 7. August 1940 in Kairo forderten die politischen
Vertreter Libyens von Großbritannien eine verbindliche Erklärung über die
Zukunft ihres Landes, die jedoch von den Briten verweigert wurde. Trotzdem
erklärte sich Idris nur zwei Wochen später bereit, nach Abzug der Italiener ein
Emirat unter britischer Vorherrschaft in der Kyrenaika zu errichten.
Im September 1940 starteten die Italiener unter der Führung
von Graziani von Libyen aus eine Offensive gegen das mit Großbritannien
verbündete Königreich Ägypten. Die britische Gegenoffensive führte zur Schlacht
von Sidi al-Barrani, bei der die Italiener hoffnungslos unterlegen waren. Graziani
musste mit dem Rest seiner Armee fliehen, viele Libyer, die zum Kampf auf
Seiten der Italiener gezwungen worden waren, wurden gefangen gesetzt. Aus ihnen
wurden neue Bataillone geformt, die nun für die Briten kämpften und aus denen
später die libysche Armee hervorgehen sollte. Im Februar 1941 war die gesamte
Kyrenaika für Italien verloren. Auf eigenen Wunsch wurde Graziani von seinen
Pflichten entbunden, ihm folgte als Gouverneur von Libyen General Ettore Bastico
nach.
Mussolini ersuchte bei Hitler um die Entsendung einer
deutschen Panzerdivision nach Tripolis, um den Verlust seiner wichtigsten
Kolonie zu verhindern. Im Februar 1941 traf Generalleutnant Erich Rommel in
Libyen ein. Als Befehlshaber der deutschen Truppen in Nordafrika ließ er seine Panzerverbände
unverzüglich vorrücken und erreichte schon bald Sirte. Das Blatt wendete sich:
Es gelang Rommel, die Briten zu überrumpeln und schon im März besetzte er
Al-Aqailah. Das deutsche Afrikakorps konnte die Kyrenaika von den Briten
zurückerobern, Tobruk umzingeln und alle britischen Gegenoffensiven
zurückschlagen.
Die Deutschen hatten durch die Seehoheit der Briten
unausgesetzt mit Versorgungsengpässen zu kämpfen. Unter anderem kam es in der
Gegend von Solum zu Kapitulationen von deutsch-italienischen Truppenteilen. Als
es gelang, die Versorgungslage wieder zu verbessern, griff Rommel, nun General
der Panzertruppe Afrika, erneut an. Im Mai 1942 wurde zunächst das Wüstenfort
Bir Hacheim erobert und im Juni konnte endlich Tobruk eingenommen werden. Dieser
große militärische Erfolg brachte Rommel die Beförderung zum
Generalfeldmarschall ein.
Rommel marschierte weiter in Richtung Suez-Kanal, wurde aber
von den Briten im Juli bei El Alamein gestoppt. Es entwickelte sich ein
monatelanger Stellungskrieg, der deutsche Angriff konnte durch den britischen
General Bernard Law Montgomery abgewehrt werden, der im November einen
Gegenangriff startete und Rommel zum Rückzug Richtung Tunesien zwang. Die
alliierten Kräfte waren bereits in Marokko und Algerien gelandet und verfügten
über eine erdrückende Luftüberlegenheit. Rommel war klar, dass der Krieg in
Nordafrika nicht mehr zu gewinnen war, widersetzte sich den Durchhaltebefehlen
aus Deutschland und zog seine Armee zurück.
Am tunesischen Kasserin-Pass gelang es Rommel noch einmal,
die Alliierten zu schlagen und der amerikanischen ersten Panzerdivision eine
vernichtende Niederlage zu bereiten. Daraufhin wurde Rommel zum
Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Afrika ernannt.
Auch unter seinen Feinden erfreute sich Rommel hoher
Wertschätzung. Sein Beiname „Wüstenfuchs“ zeugt von der Achtung, die ihm in den
arabischen Ländern gezollt wurde.Als sich die Niederlage der deutschen Verbände
abzeichnete, wurde Rommel von Hitler nach Italien zurückbeordert, um sein
Heldenimage nicht zu beschädigen.
Am 13. Mai 1943 kapitulierte die Heeresgruppe und 250.000
deutsche und italienische Soldaten gingen in Gefangenschaft. Nordafrika war
endgültig für die Achsenmächte verloren und Mussolini in höchsten
Schwierigkeiten.
In Italien schwand mit den militärischen Niederlagen die
Beliebtheit des Duce bei der Bevölkerung, die den Kriegseintritt sowieso
abgelehnt hatte. Es steigerte sich die Unzufriedenheit, in Turin und Mailand
kam es zu großen Streiks, das faschistische Regime erodierte. Eine Art Bürgerkrieg
zwischen den faschistischen Schwarzen Brigaden, die weiterhin
Hitler-Deutschland unterstützten, und den italienischen Partisanen-Kämpfern, brach
aus, der bis zur Kapitulation Italiens und somit dem Ende des Krieges im
Frühjahr 1945 andauerte. Bei ihrem Vormarsch vom Süden Italiens nach Norden
entwaffneten die alliierten Truppen die Partisanen, um sie an einer
Machtübernahme in Italien zu hindern.
Bei Kriegsende waren die libyschen Städte weitgehend
zerstört. Allein Bengasi hatte im Verlauf des Krieges fünfmal den Besatzer
gewechselt.
In Libyen stellte sich nach dem Sieg der Alliierten schon
bald große Enttäuschung über das weitere Vorgehen der Briten ein, die das Land
in verschiedene Teile aufspalteten. So wurde die Kyrenaika Idris und seinen Anhängern
überantwortet, allerdings wurde das ehemals von den Italienern okkupierte Land
an die libyschen Stämme nur „verpachtet“. In Tripolitanien arbeiteten die
Briten teilweise mit den dort noch verbliebenen Italienern gegen die Libyer
zusammen. Der Fessan war seit Januar 1943 von französische Truppen besetzt, die
bei den Stammesführern für einen Anschluss an die französischen Kolonialgebiete
warben.
Bei der Potsdamer Konferenz
wurde 1945 festgelegt, dass Italien sämtliche Rechte an seinen früheren
Kolonien aufgeben musste. Tripolitanien und die Kyrenaika wurden unter
britische Militärverwaltung gestellt.
Literatur:
Burchard Brentjes, akzent,
Urania-Verlag, 1982
Libyens Weg durch die Jahrtausende
Libyens Weg durch die Jahrtausende
Angelo del Boca, Editori Laterza,
1997
Gli italiani in Libya
Gli italiani in Libya
Angelo del Boca, Editori Laterza,
1999
Gli italiani in Africa orientale
Gli italiani in Africa orientale
Fritz Edlinger/Erwin M. Ruprechtsberger Hrsg., Promedia 2009
Libyen. Geschichte – Landschaft – Gesellschaft – Politik
Libyen. Geschichte – Landschaft – Gesellschaft – Politik
Fritz Edlinger (Hg.), Promedia
2011
Libyen. Hintergründe, Analysen, Berichte
Libyen. Hintergründe, Analysen, Berichte
Christian Operschall/Charlotte Teuber, Promedia
1987
Libyen. Die verkannte Revolution?
Libyen. Die verkannte Revolution?
Paolo Sensini, 2011 Milano (Libia
2011), Frankfurt a.M., 2012
Es war einmal Libyen (mit einem Vorwort von Giovanni Martinelli, Bischof von Tripolis)
Es war einmal Libyen (mit einem Vorwort von Giovanni Martinelli, Bischof von Tripolis)
Hew Strachan, Goldmann, 2014
Der erste Weltkrieg
Der erste Weltkrieg
Rolf-Dieter Müller, WBG, 2015
Der Zweite Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg
John Wright, Ernest Benn, London
1969
Libya
Libya
E.E. Evans-Pritchard, Oxford
1949
The Sanussi of Cyrenaica
The Sanussi of Cyrenaica
E.E. Evans-Pritchard, The Sociological Review,
36, 1944
Arab Status in Cyrenaika under the Italians
Arab Status in Cyrenaika under the Italians
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