Samstag, 29. Dezember 2018



IS-Kämpfer ermorden entführte Geiseln

Libyen. Von den Ende Oktober in Fugaha entführten zehn Geiseln wurden sechs vom IS ermordet.

Wie berichtet, hatten IS-Kämpfer am 28. Oktober 2018 die Polizeistation in Fugaha, einer Ortschaft 650 km südöstlich von Tripolis in dem Gebiet von Dschufra im Fessan angegriffen und dabei fünf Personen getötet sowie zehn junge Männer, Mitarbeiter der Polizeistation und Ortsbewohner, entführt.[1]
Der Vorsitzende des Dschufra-Bezirks, Othman Hasuna, gab jetzt bekannt, dass von den zehn Geiseln sechs ermordet wurden. Wie Hasuna weiter ausführte, habe die Libysche Nationalarmee (LNA) mit dem IS über den Austausch der entführten Geiseln gegen Gefangene verhandelt.
Seit 2017 befindet sich Dschufra unter der Kontrolle der LNA von General Hafter. Dschufra ist ein wichtiger südlicher Knotenpunkt für die Verbindung mit west- und ostlibyschen Städten.
Erst am 23. November hatte der IS die örtliche Polizeistation der ebenfalls im Fessan gelegenen Oasenstadt Tazerbo (nahe Kufra) angegriffen, wobei mindestens neun Menschen getötet wurden, darunter sieben Polizisten. Auch hier wurden mehrere Personen entführt. Die kleine Oasenstadt Tazerbo ist als Teil der „Great-Man-Made-River”-Anlage wichtig für die Trinkwasserversorgung der libyschen Städte im Norden und steht ebenfalls unter Kontrolle der LNA.[2]
Bei diesen Angriffen stellt sich nach wie vor die Frage, woher der IS seine Unterstützung bekommt. Vermutlich spielt dabei die Nähe zum bitterarmen Tschad eine Rolle. Der instabile und zerrüttete Tschad ist inzwischen auf dem besten Weg zum failed state, Rebellengruppen bekämpfen den Langzeitpräsidenten Déby und seine Regierungstruppen. Während bis zum Sturz Gaddafis Libyen lange einen stabilisierenden Einfluss auf den Tschad hatte, scheint zwischenzeitlich der Einfluss Israels größer zu werden. Erst vor wenigen Tagen war Déby auf einen Staatsbesuch in Israel. Es dürfte dabei um den Kauf von Waffen und um militärische Unterstützung gegangen zu sein. Der Tschad beteiligt sich auch unter Führung Frankreichs an der sogenannten G5-Armee, eine Armeeallianz von fünf Sahelländern, die dort gegen den sogenannten IS zum Einsatz gebracht werden soll. Die Bekämpfung des IS dürfte für den Westen allerdings nur als Vorwand dienen, um sich die Bodenschätze des Tschad unter den Nagel zu reißen. Erst kürzlich wurden riesige Goldadern im Tibestigebirge im Grenzgebiet zu Libyen entdeckt. Es handelt sich dabei um ein Stammesgebiet der Tibu ist, die die Goldvorkommen ausbeuten. Um selbst von diesen Goldvorkommen zu profitieren, führt Déby nun einen brutalen Krieg gegen die Tibu, der von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeobachtet bleibt. Daneben werden im etwas weiter nördlich gelegenen Aouzou-Streifen, der zwischen Libyen und Tschad in den 80er Jahren schwer umkämpft war, Afrikas größte Uranvorkommen vermutet. Es wundert also nicht, dass auch AfriCom im Tschad aktiv ist und beispielsweise seine Armeeeinsätze in der südlichen Sahara von der tschadischen Hauptstadt N’Dschamena aus führt.
Um für diese massive westliche Militärpräsenz in den saharischen Wüstengebieten eine Begründung zu liefern, ist die Existenz des Islamischen Staates praktisch unverzichtbar.


 A. Gutsche

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