Kurznachrichten aus Libyen - 26.05.2020
Libyen. Militärische Lage - Terrorismus -
Libysche Nationalarmee - Libysches Parlament -
'Einheitsregierung'/Milizen/Türkei - Migranten - Verschiedenes
Militärische Lage
+ Laut der LNA kommt es in drei Frontabschnitten in Tripolis
zu Kämpfen mit den Milizen der 'Einheitsregierung'.
+ Am 26.05. geben die LNA-Streitkräfte Abu-Salim-Verteidiger
auf Twitter bekannt, sie hätten sich zusammen mit anderen LNA-Einheiten in
Absprache mit dem LNA-Oberkommando aus Tripolis zurückgezogen, um die eigenen
Leute nicht zu gefährden. Die Milizen der 'Einheitsregierung' und ihre
Unterstützer sollen aus den Wohnvierteln gelockt werden, um außerhalb
"schwere Verluste zu erleiden".
+ Die 'Einheitsregierung' reklamiert die Kontrolle von
al-Kazyrma (südlich von Tripolis) für sich.
+ Türkische Drohnen fliegen Angriffe auf Tarhuna.
+ Wie RT berichtet, hat eine MiG-29 der LNA ein
türkisches Handelsschiff im Hafen von Tripolis und eine türkische Fregatte in
libyschen Hoheitsgewässern angegriffen.
+ Sahara-News berichtet, dass die LNA die Kontrolle
über die Stadt al-Hiran in den Außenbezirken von Gharyan (südlich von Tripolis)
übernommen hat. Damit ist der Nachschub von Tripolis nach Gharyan für die
Milizen der 'Einheitsregierung' abgeschnitten.
+ Die LNA gibt am 26.05. bekannt, nördlich von Bani Walid
einen MQ-1 Predator abgeschossen zu haben, bereits am 25.6. wurde in der Gegend
von Abu Garyan eine Drohne abgeschossen.
+ Die LNA teilt am 24.05. mit, dass sie die Milizen
der 'Einheitsregierung' im Militärlager al-Yarmouk (südlich von Tripolis) in
einen Hinterhalt gelockt hat. Unter den Milizionären habe es viele Tote,
Verletzte und Gefangene, darunter zwölf syrische Söldner, gegeben.
+ Laut der Mitteilung des LNA-Militärsprechers al-Mismari am
24.05. ist der Kampf in al-Asaba noch nicht vorbei.
+ Laut al-Mismari hat die LNA mittlerweile 13 türkische
Drohnen abgeschossen.
+ Am 24.05. flog die LNA Drohnenangriffe auf Stützpunkte in
Gharyan, ebenso wird der Mitiga-Militärflughafen in Tripolis beschossen.
Terrorismus
+ Der IS hat sich zu einem Anschlag am 25.05. auf die LNA in
Taraghin (östlich von Mursuk/südlicher Fessan) bekannt. Es wird vermutet, dass
es sich um einen Racheakt aufgrund der Gefangennahme des hochrangigen
IS-Kämpfers al-Ruwaidani in Tripolis handelt. Ruwaidani war von Erdogan von
Syrien nach Libyen gebracht worden und hatte an der Seite der Failaq
asch-Scham-Miliz in Tripolis gekämpft.
Libysche Nationalarmee (LNA)
+ Laut dem Sprecher der LNA, al-Mismari, sei eine
Neupositionierung innerhalb der militärischen Planung vorgenommen worden. Die
Kämpfe seien noch nicht vorbei und es hätten sich große Änderungen zugunsten
der LNA vollzogen. Berichte über den Abzug von LNA-Streitkräften seien falsch.
+ Die LNA gibt bekannt, dass einer der wichtigsten
al-Kaida-Führer, al-Zawia al-Tayeb al-Boush, bei Kämpfen in Tripolis getötet
wurde sowie weitere IS-Kämpfer gefangen genommen werden konnten, darunter der
hochrangige IS-Mann al-Ruwaidani.
https://almarsad.co/en/2020/05/25/lna-captures-syrian-isis-terrorist-al-buwaidani-in-tripoli-fighting-with-the-gna-militias
https://almarsad.co/en/2020/05/25/lna-captures-syrian-isis-terrorist-al-buwaidani-in-tripoli-fighting-with-the-gna-militias
Libysches Parlament/Übergangsregierung (Tobruk)
+ Der russische Außenminister Lawrow telefonierte mit dem
libyschen Parlamentspräsidenten Agila Saleh.
'Einheitsregierung'/Milizen/Türkei
+ Die Türkei und Katar schaffen erneut massiv militärische
Unterstützung nach Libyen. Zwei Flugzeuge aus der Türkei mit 300 syrischen
Söldnern sind in Misrata gelandet. In den letzten drei Tagen wurden etwa sechs
Flüge zwischen Istanbul und Misrata registriert.
https://twitter.com/Gerjon_/status/1264274166552936450/photo/1
https://twitter.com/Gerjon_/status/1264274166552936450/photo/1
+ Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gibt
bekannt, dass weitere 500 syrische Söldner in Libyen angekommen sind, die mit
den Milizen der 'Einheitsregierung' kämpfen werden. Damit erhöht sich deren
Gesamtzahl auf 10.100.
https://libyareview.com/?p=3022
https://libyareview.com/?p=3022
+ Nachdem sich bewaffnete Gruppen in Syrien geweigert haben, dem
türkischen Druck nachzugeben und Söldner nach Libyen zu schicken, habe die
Türkei die Bezahlung dieser Gruppen einen Tag vor Eid-al-Fitr ausgesetzt. Die
von der Türkei unterstützten militärischen Kräfte, die gegen Assad in Syrien
kämpfen, seien aufgrund der Streitigkeiten über die Verbringung von Söldnern
nach Libyen in Auflösung begriffen. Grund seien die militärischen Rückschläge
in Libyen und die hohe Anzahl von Gefallenen.
https://libyareview.com/?p=3030
https://libyareview.com/?p=3030
+ Der in Libyen geborene, US-amerikanische Moslembruder und
internationale Strippenzieher Esam Omash sagte in einem Interview, dass die
'Einheitsregierung' jetzt schnell diplomatisch reagieren müsse. Zunächst müsse
die "übermäßige russische Einmischung" reduziert werden. Und:
"Wir müssen auch mit der EU zusammenarbeiten". Weiter meinte er, dass
es jetzt noch mehr internationale Interventionen gibt, "insbesondere bei
den Parteien, die Libyen verwüstet und destabilisiert haben. Sie sind immer noch
bereit, alles zu verderben. Dies sind die Unterstützer von Haftar, die
entbehrlich geworden sind."
Omash dankte auch dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für das, was er getan hat und dass mit seiner Hilfe der „Zivilstaat“ in Libyen verteidigt werde.
https://almarsad.co/en/2020/05/26/muslim-brotherhoods-esam-omeish-praises-erdogan-for-defending-the-civil-state-in-libya/
Omash scheint zu vergessen, dass Libyen 2011 verwüstet und destabilisiert wurde und dass daran weder as-Sisis Ägypten noch Russland beteiligt waren, im Gegensatz zu den als treibende Kräfte geltenden Moslembrüdern, den USA, Frankreich und Großbritannien.
Omash dankte auch dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für das, was er getan hat und dass mit seiner Hilfe der „Zivilstaat“ in Libyen verteidigt werde.
https://almarsad.co/en/2020/05/26/muslim-brotherhoods-esam-omeish-praises-erdogan-for-defending-the-civil-state-in-libya/
Omash scheint zu vergessen, dass Libyen 2011 verwüstet und destabilisiert wurde und dass daran weder as-Sisis Ägypten noch Russland beteiligt waren, im Gegensatz zu den als treibende Kräfte geltenden Moslembrüdern, den USA, Frankreich und Großbritannien.
+ Das Africa News
Portal beruft sich auf libysche Quellen, die sie folgendermaßen
zitiert: „Der türkische Geheimdienst führt eine Suchaktion in der westlichen
Bergregion südwestlich von Tripolis nach Saif al-Islam al-Gaddafi durch."
Der türkische Geheimdienst habe eine neue Einheit unter Führung von Khaled
asch-Scharif und Abdul al-Hadschj, zwei berüchtigten Dschihadisten, geschaffen,
zu deren Aufgabe die Suche nach Saif al-Islam gehört. Seine politische Rolle
müsse durch Ermordung, Verhaftung oder Übergabe an den Internationalen
Strafgerichtshof beendet werden.
Laut dem libyschen Polit-Aktivisten Mohammed al-Abani sei Saif al-Islam bei guter Gesundheit und befinde sich streng geschützt an einem sicheren Ort.
https://www.almasdarnews.com/article/turkey-leading-search-campaign-for-saif-al-islam-gaddafi-report/
Migranten
Laut dem libyschen Polit-Aktivisten Mohammed al-Abani sei Saif al-Islam bei guter Gesundheit und befinde sich streng geschützt an einem sicheren Ort.
https://www.almasdarnews.com/article/turkey-leading-search-campaign-for-saif-al-islam-gaddafi-report/
Migranten
+ Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hat
mitgeteilt, dass die libysche Küstenwache in den letzten zwei Tagen etwa 400
Migranten vor der Mittelmeerküste des Landes abgefangen hat. Diese seien in das
an-Nasser-Internierungslager in der Stadt Zawya westlich von Tripolis gebracht
worden, das von zwielichtigen Milizen kontrolliert wird. Die IOM gab im
vergangenen Monat bekannt, dass die geschätzte Zahl der Todesopfer bei
Migranten, die seit 2014 versucht haben, das Mittelmeer zu überqueren, 20.000
überschritten hat.
https://libyareview.com/?p=3090
Verschiedenes
https://libyareview.com/?p=3090
Verschiedenes
+ Laut dem Vorsitzender der NOC (National Oil Corporation)
sind die Öleinnahmen im April 2020 auf unter 50 Millionen US-$ gesunken. Im
April vor einem Jahr hatten die Einnahmen noch etwa zwei Milliarden US-$
betragen.
+ Wie LibyaHerald bereits im März berichtete, liegt
die Arbeitslosenrate in Libyen bei etwa 30 Prozent und die
Jugendarbeitslosigkeit bei 50 Prozent.
+ In einem Telefongespräch sprachen sich der ägyptische
Präsident as-Sisi und der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis gegen
ausländische Einmischung in Libyen aus.
+ Der US-amerikanische Botschafter in Libyen sagte in einem
Gespräch mit Sarradsch, es sei dringend geboten, den destabilisierenden Zufluss
von Militärausrüstung und Söldnern nach Libyen zu beenden. Er erwähnte in
diesem Zusammenhang Russland und andere Länder, allerdings kam die Türkei und
der Einsatz von syrischen Söldnern nicht zur Sprache.
+ Der ägyptische Außenminister Sameh Schukri sprach am 24.05.
mit dem Hohen Vertreter der Europäischen Union für Außen- und
Sicherheitspolitik, Josep Borrell über regionale und internationale Fragen,
insbesondere über die Entwicklungen in Libyen.
+ Der italienische Außenminister Luigi Di Maio und der
türkischen Außenminister Mevlut Cavusoglu diskutierten lange und ausführlich
die gegenwärtige Lage in Libyen.
+ Der ehemalige tunesische Präsidentschaftskandidat Mohsen
Marzouk forderte den tunesischen Präsidenten Qais Said zur Neutralität in
Libyen auf, da sich eine einseitige Positionierung negativ auf Tunesien
auswirken würde. "Es besteht kein Zweifel daran, dass der Transfer von
Tausenden von Kämpfern von Idlib nach Libyen, nur wenige Kilometer von Tunesien
entfernt, eine direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit Tunesiens
darstellt." Laut Marzouk ist Tunesien in der Libyenfrage tief gespalten.
https://libyareview.com/?p=3093
https://libyareview.com/?p=3093
+ Von der Tagesschau bis zu NeuesDeutschland
und Heise wird über einen nun offengelegten UN-Bericht geschrieben,
aus dem hervorgeht, dass "eine Geheimmission", gesteuert von den VAE,
im Juni 2019 versucht habe, türkische Waffenlieferungen vor der Küste Libyens
abzufangen, um General Haftar zu stärken. Noch bevor sie begann, wurde die
Aktion nach kürzester Zeit abgebrochen.
Frage: Wieso besteht gerade jetzt ein Interesse daran, diese vor einem Jahr nicht durchgeführte Aktion an die Öffentlichkeit zu bringen? Dass in Libyen Geheimdienste und Privatfirmen aller Couleur zugange sind, ist ja kein Geheimnis.
https://www.tagesschau.de/ausland/un-libyen-opus-101.html
https://www.nytimes.com/2020/05/25/world/middleeast/libya-mercenaries-arms-embargo.html
+ VoltaireNet schreibt: "In einem Bericht vom 2. Februar 2019 stellt das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) fest, dass die [Moslem]Bruderschaft trotz verfassungskonformer Auftritte geheime Ziele verfolgt, die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ablehnen. Es stellt auch fest, dass die Bruderschaft langfristig für Deutschland gefährlicher ist als Al-Kaida und der IS."
https://www.voltairenet.org/article209965.html
Frage: Wieso besteht gerade jetzt ein Interesse daran, diese vor einem Jahr nicht durchgeführte Aktion an die Öffentlichkeit zu bringen? Dass in Libyen Geheimdienste und Privatfirmen aller Couleur zugange sind, ist ja kein Geheimnis.
https://www.tagesschau.de/ausland/un-libyen-opus-101.html
https://www.nytimes.com/2020/05/25/world/middleeast/libya-mercenaries-arms-embargo.html
+ VoltaireNet schreibt: "In einem Bericht vom 2. Februar 2019 stellt das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) fest, dass die [Moslem]Bruderschaft trotz verfassungskonformer Auftritte geheime Ziele verfolgt, die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ablehnen. Es stellt auch fest, dass die Bruderschaft langfristig für Deutschland gefährlicher ist als Al-Kaida und der IS."
https://www.voltairenet.org/article209965.html
+ Der Spiegel veröffentlicht einen Artikel mit der
Überschrift "Libyens heimlicher Herrscher Erdogan". In dem Artikel
heißt es: "Erdogans Verpflichtung, sich während der Berliner Konferenz
nicht in Libyen einzumischen, war die Tinte auf dem Papier nicht wert",
denn schon fünf Tage später sei ein mit Munition, Waffen und Raketen beladenes
Frachtschiff vom türkischen Hafen Mersin nach Tripolis gefahren. Weiter
schreibt der Spiegel, dass das Leben für die libysche Bevölkerung seit dem
Sturz Gaddafis 2011 immer unerträglicher werde, sogar Brot, Benzin und Gas
seien knapp. Die EU würde der Türkei in Libyen zu wenig kontra bieten, da
Frankreich und Italien auf verschiedenen Seiten stünden.
Der Artikel geht auch auf die syrischen Söldner ein, die für Erdogan in Libyen kämpfen. Ein syrischer Offizier habe berichtet, täglich flögen zwei Flugzeuge zwischen der Türkei und Tripolis hin und her, um verletzte Soldaten auszufliegen, kürzlich erst seien dies etwa hundert gewesen, und frische Söldner nach Tripolis zu bringen. Er sagte: "Die Leute hier hassen uns und für die Türkei sind wir nur Spielfiguren.“ Er erzählte auch von den Spannungen, die zwischen syrischen und libyschen Kämpfern bestehen. Des weiteren heißt es in dem Artikel, dass die Kämpfer der 'Einheitsregierung' keine organisierte Armee seien, sondern Milizen und Banden, die untereinander verfeindet sind. Laut dem Spiegel führt Erdogans Einfluss in Libyen dazu, dass die Türkei nicht nur die riesigen Ölvorräte Libyens kontrollieren könnte, sondern auch die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa kommen. Dies sei eine ernstzunehmende Bedrohung.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-heimlicher-herrscher-recep-tayyip-erdogan-a-00000000-0002-0001-0000-000171037343
Der Artikel geht auch auf die syrischen Söldner ein, die für Erdogan in Libyen kämpfen. Ein syrischer Offizier habe berichtet, täglich flögen zwei Flugzeuge zwischen der Türkei und Tripolis hin und her, um verletzte Soldaten auszufliegen, kürzlich erst seien dies etwa hundert gewesen, und frische Söldner nach Tripolis zu bringen. Er sagte: "Die Leute hier hassen uns und für die Türkei sind wir nur Spielfiguren.“ Er erzählte auch von den Spannungen, die zwischen syrischen und libyschen Kämpfern bestehen. Des weiteren heißt es in dem Artikel, dass die Kämpfer der 'Einheitsregierung' keine organisierte Armee seien, sondern Milizen und Banden, die untereinander verfeindet sind. Laut dem Spiegel führt Erdogans Einfluss in Libyen dazu, dass die Türkei nicht nur die riesigen Ölvorräte Libyens kontrollieren könnte, sondern auch die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa kommen. Dies sei eine ernstzunehmende Bedrohung.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-heimlicher-herrscher-recep-tayyip-erdogan-a-00000000-0002-0001-0000-000171037343
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