Libysche Medien melden neue Kämpfe zwischen Tuareg und Tubu in Ubari
Hierzu eine Stellungnahme der Internationalen Jugendorganisation der
Tuareg/Imuhar
Laut libyschen
Presseberichten flammen die Kämpfe zwischen Tubu und Tuareg in der
südlibyschen, saharischen Stadt Ubari wieder auf. Die Internationale
Jugendorganisation der Imuhar (Tuareg) hat sich mit einem Hilfeschrei an die UN
und die internationale Staatengemeinschaft gewandt: London, 21.1.2016
Imouhagh
International Youth Organisation (IIYO) (Internationale Imuhar
Jugendorganisation) für Gerechtigkeit und Gleichheit
Dritte Stellungnahme
zu den ethnischen Säuberungen, der die Tuareg in Ubari (Südlibyen) ausgesetzt
sind
Seit Ausbruch der neuerlichen Feindseligkeiten verfolgt die
Internationale Jugendorganisation der Imuhar genauestens die Auswirkungen, die
die anhaltenden Kämpfe in Ubari und an anderen Orten zur Folge haben. So werden
wir Zeugen, wie den Tuareg schreckliches Leid zugefügt wird und sie
unaussprechlicher Gräuel und ethnischer Verbrechen ausgesetzt sind. Diese
Aktionen, getarnt mit dem Begriff „Stammeskrieg“, sollen offensichtlich zur
Ausmerzung und Ausrottung eines Teils der Bevölkerung von Ubari führen. Der
Ernst der Situation hat unsere Organisation dazu veranlasst, einige Berichte
und Stellungnahmen über diesen schrecklichen Konflikt zu veröffentlichen, der
die Existenz eines wesentlichen Teils der libyschen Bevölkerung bedroht: die
Existenz der Tuareg. Glaubwürdige Bilder und Berichte liefern die Beweise, dass
nicht die Tubu die alleinigen Kriegstreiber in Ubari sind, sondern dass die
Anwesenheit einiger Gruppen und lokaler Milizen und deren Aktionen die
Situation zusätzlich verschärft. Diese Gruppen und Milizen werden von
einflussreichen Parteien und Stammesallianzen unterstützt, die sowohl von
außerhalb als auch von innerhalb Libyens gelenkt werden. Dies alles läuft unter
dem Etikett „Krieg zwischen Tuareg und Tubu“, doch dahinter steht das Ziel,
sich an den Tuareg zu rächen und an ihnen einen Genozid zu verüben. Bündnisse
zwischen den Stämmen werden direkt oder indirekt sowohl vom Ausland als auch
vor Ort finanziert. Inzwischen sind hunderte Menschen auf der Flucht und
dutzende harmloser Zivilisten getötet, ihre Häuser und die städtische
Infrastruktur sind zerstört, die Hälfte der Stadtbevölkerung vertrieben.
Bezugnehmend auf
Artikel 4 der „Indigenen- und Stammesvölker-Konvention“, der „den Schutz von
indigenen Völkern und die Gewährleistung ihrer Sicherheit“ fordert, und
basierend auf den unzulänglichen Informationen, die unserer Organisation über
die Parteien, die in den Konflikt involviert sind, vorliegen, informieren wir
die Weltgemeinschaft über folgendes:
1.
Das,
was in Ubari geschieht, ist kein Stammeskrieg zwischen Tuareg und Tubu, wie es
irreführend in den Medien dargestellt wird. Wir glauben, dass es sich
stattdessen um eine ethnische Säuberung handelt, die sich gegen die
Tuareg-Bevölkerung richtet.
2.
Wir
fordern die Vereinten Nationen dazu auf, die Vorgänge in der Stadt Ubari zu
untersuchen.
3.
Wir
verurteilen und beklagen diese eklatanten rassistischen Ausschreitungen gegen
das Volk der Tuareg und fordern die UN und die Internationale Gemeinschaft dazu
auf, alle nur möglichen Maßnahmen zum Schutz der Tuareg zu ergreifen.
4.
Wir
bestätigen, dass nur durch einen friedlichen Dialog zwischen den Parteien, die
in den Konflikt involviert sind, eine nachhaltige Lösung gefunden werden kann.
5.
Imuhar
International beabsichtigt, ein formelles Memorandum bei den zuständigen
nationalen und internationalen Stellen einzureichen, das die begangenen
Gewalttaten und Kriegsverbrechen gegen die Tuareg im Einzelnen auflistet.
Die Tubu sind ein
alter saharischer Stamm, deren Hauptsiedlungsgebiet neben der Tibesti-Region
(Tschad) in Libyen bei den Kufra-Oasen und im Fessan liegt. Zwischen den Tubu
und den Tuareg herrscht eine lange historische Feindschaft, die nun von
Interessengruppen des heutigen politischen Libyens instrumentalisiert wird.
Die Tuareg gelten als Nachfahren der Garamanten, ein Volk, das schon in
prähistorischen Zeiten in der Zentralsahara beim heutigen Germa siedelte und
als die Urbevölkerung des südlichen Libyens gilt. Heute bevölkern die Tuareg
weite Wüstengebiete, die sich über die Länder Libyen, Algerien, Niger und Mali
erstrecken. Als in den 1970er Jahren in
der südlichen Sahara eine große Dürre, einhergehend mit einer gewaltigen
Hungersnot, ausbrach und viele Tuareg den Tod fanden, war es allein Gaddafi,
der ihnen zu Hilfe kam und ihnen ein Aufenthaltsrecht in Libyen anbot. Die verarmten und notleidenden
Tuareg-Familien konnten libysche Pässe beantragen und waren somit in das
libysche Sozialsystem (Gesundheitsfürsorge und Bildung) eingebunden. Viele
Tuareg dienten in der libyschen Armee und hatten somit mit ihren Familien ein
Auskommen. Gaddafi fühlte sich den Tuareg und ihrer Wüstenkultur immer
verbunden. Diese Verbundenheit war gegenseitig und so hielten die Tuareg bei
Ausbruch des Krieges 2011 Gaddafi die Treue. Nach seinem Sturz flüchtete ein
großer Teil von ihnen mit ihren Waffen ins benachbarte nördliche Mali, wo sie
seither für einen autonomen Staat kämpfen. Die innerhalb Libyens verbliebenen
Tuareg-Familien sind durch die neuen Machthaber der Verfolgung und Vertreibung
ausgesetzt.
Die Tuareg bezeichnen
sich selbst als Imuhar, der Name Tuareg wird vor allem in Europa verwendet.
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