Misrata-Brigaden begehen Massaker an Soldaten der Libyschen Nationalarmee
Libyen. Nach der
Stürmung des Brak-al-Schatti-Luftwaffenstützpunkts exekutieren Misrata-Kämpfer
die dortigen Soldaten. Schätzungen gehen von bis zu 130 Opfern aus, darunter
auch Zivilisten.
Am frühen Morgen des 18. Mai stürmten Kämpfer der
Misrata-Brigade gemeinsam mit den inzwischen auch offiziell als terroristisch
eingestuften Verteidigungsbrigaden von Bengasi (BDB) und weiteren nicht näher
bezeichneten Kämpfern den Luftwaffenstützpunkt Brak-al-Schatti im nördlichen Fessan. Dabei wurde eine
große Anzahl der dort anwesenden Personen exekutiert, neben den Soldaten der
Libyschen Nationalarmee (LNA) auch Köche und Reinigungspersonal. Die Angaben
über die Opferzahlen schwanken zwischen 60 und 130.
Inzwischen hat ein LNA-Bataillon den Luftwaffenstützpunkt
wieder unter seine Kontrolle gebracht.
Der Stützpunkt war zum Zeitpunkt des Überfalls nur schwach
besetzt, da sich viele Soldaten bei einer Militärparade anlässlich des 3.
Jahrestages der Gründung der Operation
Dignity (Würde) von General Hefter in Tocra (nahe Bengasi) befanden. Bei
dieser Feier wurden auch neue Rekruten vereidigt, die noch in der Nacht vor dem
Massaker nach Brak-al-Schatti geflogen worden waren. Auch sie befanden unter den
Opfern des Massakers.
Es wird berichtet, die meisten Soldaten seien durch
Kopfschüsse getötet worden, andere habe man mit aufgeschlitzter Kehle gefunden.
Es hätten aber auch Enthauptungen stattgefunden. Viele Leichen seien durch
Schüsse in das Gesicht entsetzlich entstellt worden.
Für die Stürmung des Stützpunkts und das Massaker wird vor
allem die Misrata-Miliz Third Force,
die sich gerade in 13. Bataillon
umbenannt hat, verantwortlich gemacht. Sie untersteht Mahdi al-Barghati, dem
‚Verteidigungsminister‘ des Präsidialrates in Tripolis. Parlamentsmitglieder
haben den Präsidialrat aufgefordert, al-Barghati umgehend des Amtes zu
entheben. Al-Barghati seinerseits weist ebenso wie das Verteidigungsministerium
und der Präsidialrat jede Schuld von sich.
Parlamentspräsident Agila Saleh hat eine dreitätige
Staatstrauer angeordnet und eine harte Reaktion auf das Kriegsverbrechen
angekündigt.
Mit dieser schrecklichsten Gräueltat seit dem NATO-Krieg des
Jahres 2011 sollen wohl die erfolgversprechenden Verhandlungen zwischen dem
Tobruk-Parlament/der LNA/General Hefter und dem Präsidialrat in Tripolis zur
Bildung einer echten Einheitsregierung unterlaufen werden. Bei den Gesprächen
wurde bereits ein Waffenstillstand ausgehandelt, der mit diesem Angriff unter
Verantwortung des Verteidigungsministers al-Barthati auf das Brutalste
gebrochen wurde. Dies zeigt deutlich, dass die dschihadistischen Kräfte in
Tripolis und Misrata an einer Friedenslösung für Libyen nicht interessiert sind
und ihr mit allen verbrecherischen Mitteln entgegen arbeiten. Die Frage lautet
auch: Wer unterstützt sie dabei? Wer lieferte die notwendigen
Aufklärungsinformationen? Wer hat daran Interesse, das Chaos in Libyen
aufrechtzuerhalten und die Feindschaft weiter zu schüren?
https://www.libyaherald.com/2017/05/18/misratans-and-bdb-takes-brak-al-shatti-airbase-in-shock-attack-heavy-lna-casualties-reported/
https://www.libyaherald.com/2017/05/19/three-day-mourning-announced-by-ageela-saleh-following-brak-massacre-lna-vows-swift-response/
https://www.libyaherald.com/2017/05/19/presidency-council-and-tripoli-mod-deny-involvement-in-brak-al-shatti-massacre/
https://www.libyaherald.com/2017/05/19/three-day-mourning-announced-by-ageela-saleh-following-brak-massacre-lna-vows-swift-response/
https://www.libyaherald.com/2017/05/19/presidency-council-and-tripoli-mod-deny-involvement-in-brak-al-shatti-massacre/
Nachtrag:
19.05.2017
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Die LNA gibt die Gesamtzahl der bei
dem Massaker ums Leben gekommenen Personen mit 141 an. Als Antwort auf das
Kriegsverbrechen fliegt die LNA Luftangriffe auf den
Dschufra-Luftwaffenstützpunkt im Süden, der von der Misrata-Miliz gehalten
wird. Der Waffenstillstand wird als beendet erklärt.
Die LNA sendet Truppenverstärkung in den Fessan.
Die LNA sendet Truppenverstärkung in den Fessan.
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Der Vorsitzende des Präsidialrats,
Fajes Sarradsch, hat den ‚Verteidigungsminister‘ al-Barghati für die nächsten
zwei Wochen suspendiert. Bis dahin soll eine Untersuchungskommission die
Vorgänge um Massaker von Brak-al-Schatti geklärt haben.
Pro forma wurde auch Dschamal al-Treiki als Kommandant der Misrata-Brigade (Third Force oder neu 13. Brigade) abgesetzt. Darauf dürften allerdings keine Konsequenzen folgen, da der Präsidialrat über keine Kontrolle der Misrata-Miliz verfügt.
Pro forma wurde auch Dschamal al-Treiki als Kommandant der Misrata-Brigade (Third Force oder neu 13. Brigade) abgesetzt. Darauf dürften allerdings keine Konsequenzen folgen, da der Präsidialrat über keine Kontrolle der Misrata-Miliz verfügt.
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Anwälte in Misrata haben einen
Versuch unternommen, sich von dem Brak-al-Schatti-Massaker zu distanzieren. Sie bezeichneten das Massaker als
„feigen Akt“ und forderten vom Präsidialrat, alle nicht-lokalen Kampfeinheiten
aus dem Fessan zurückzuziehen.
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Der Sprecher der Misrata-Brigade (13.
Brigade, ehemals Third Force) übernahm in einem Hörfunkinterview die
Verantwortung für den Angriff: Die Miliz habe den Luftwaffenstützpunkt angegriffen, die dortigen
Einheiten zerstört und habe sich dann wieder zurückgezogen. Trotz
unwiderlegbarer Beweise bestritt er ein Massaker.
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Auf ihrem Twitter-Account brüsten
sich die Verteidigungsbrigaden von Bengasi mit dem Angriff auf Brak-al-Schatti.
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Nach dem Freitagsgebet wurde Braik
Ellawati, ein Führer des Awagir-Stammes, in Solug getötet als unter seinem
Wagen eine Bombe explodierte.
Auf ein weiteres Stammesmitglied, Badr Musa al-Nahib Alaguri, das auch dem Parlament angehört, wurde nach dem Freitagsgebet geschossen. Er erlitt nur leichte Verletzungen.
Auf ein weiteres Stammesmitglied, Badr Musa al-Nahib Alaguri, das auch dem Parlament angehört, wurde nach dem Freitagsgebet geschossen. Er erlitt nur leichte Verletzungen.
A. Gutsche
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