LIBYEN: Ein Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2014
2014 war in jeder
Hinsicht ein Jahr unterschiedlichster Ereignisse. Es kam in Libyen zu
Gewaltausbrüchen und Menschenrechtsverletzungen und die politische Krise verschärfte
sich. Zum Jahresende wurden die Vorgänge zunehmend komplizierter und das Land
versank mehr und mehr in einem entsetzlichen Bürgerkrieg.
Es folgt eine (nicht vollständige) Auflistung wichtiger
Ereignisse des vergangenen Jahres:
Januar
01.: Die Oberste Wahlkommission Libyens bestimmt einen Tag
in der zweiten Februarhälfte als den Tag, an dem die Mitglieder des „Libya
Committee“ gewählt werden sollen, um einen Verfassungsentwurfs zu erstellen.
11.: Der stellvertretende Industrieminister Libyens, Hassan Aldroaa, wird ermordet.
20.: Die libyschen Behörden geben die Entführung von Wu Han
Seo, Mitglied der südkoreanischen Handelsmission, in Tripolis durch Bewaffnete
bekannt.
21.: Die Partei für Gerechtigkeit und Aufbau (zweitgrößte
Partei in Libyen) kündigt den Rücktritt von fünf Ministern der Regierung von
Premierminister Ali Zeidan an, darunter befindet sich auch der für Erdöl
zuständige Minister.
Februar
08.: Der ehemalige Kanzler und libysche Generalbevollmächtigte Abdul Aziz Alhsada wird ermordet.
08.: Der ehemalige Kanzler und libysche Generalbevollmächtigte Abdul Aziz Alhsada wird ermordet.
09.: Mehrere Explosionen in Bengasi verursachen
beträchtlichen Sachschaden.
21.: Elf Personen – darunter das Regierungsmitglied Daoudi
Muftah – werden bei einem Flugzeugabsturz im Verlauf einer militärischen
Befreiungsaktion in Südtunesien getötet.
März
01.: Der Kommandant der Sicherheitskräfte in der libyschen
Stadt Syrte, Makhlouf Ferjany, wird von Unbekannten erschossen.
03.: Demonstranten stürmen das Hauptquartier des General
National Congress (Parlament). Zwei Parlamentsmitglieder werden durch Schüsse
verletzt.
06.: Der Niger liefert Saadi Gaddafi an Libyen aus.
07.: Durch eine Explosion vor dem Hotel Tibesti in Bengasi
wird eine Person verletzt.
08.: Ein Öltanker unter der Flagge von Nordkorea legt im
Hafen von Sidra an.
11.: Der General National Congress entlässt die Regierung
Zeidan und enthebt den Verteidigungsminister seiner Pflichten.
12.: Der libysche Verteidigungsminister Abdullah al-Thani
wird als parlamentarischer Interimspräsident vereidigt. Er soll dieses Amt nach
dem Rücktritt von Premierministers Ali Zeidan, dem das libysche Parlament das
Misstrauen ausgesprochen hat, bis zur Wahl eines neuen Ministerpräsidenten
ausüben.
23.: Ankunft des Öltankers „Morning Glory“ im
Marinestützpunkt von Tripolis mit anschließendem Empfang durch die libyschen
Bevollmächtigten der US-Marine.
April
06.: Arbeiter des öffentlichen und privaten Bereichs
(inklusive des Ölsektors) protestieren mit einem Streik gegen die sich ständig
verschlechternde Sicherheitslage in Bengasi.
06.: Die libysche Regierung einigt sich mit einigen
bewaffneten Gruppen die Häfen und Zueitina Aharikh (Ölterminal) wieder zu
eröffnen und einen geregelten Ablauf sicherzustellenn.
13.: Der libysche Interimspremierminister Abdullah al-Thani
entschuldigt sich vor dem General National Congress (Parlament) wegen seines
Rücktritts und seiner Bitte um eine neue Regierungsbildung. Am Vortag wurde auf
ihn ein Anschlag verübt.
Mai
04.: Der libysche Geschäftsmann Ahmed Maiteeq wird als
Premierminister vereidigt und zur Regierungsbildung beauftragt.
08.: Der Leiter des Geheimdienstes in der östlichen Provinz,
Oberst Ibrahim al-Sanusi, wird in Bengasi ermordet.
13.: Bewaffnete lassen den vor mehreren Wochen gekidnappten
jordanischen Botschafter in Libyen, Fawaz Eitan, wieder frei.
17.: Kämpfe zwischen bewaffneten ilamistischen Gruppen und
der Armee nehmen zu. Die Zahl der Opfer steigt auf 43 Tote und dutzende
Verletzte. Generalmajor Khalifa Haftar befindet sich in Bengasi.
18.: Die abtrünnigen Kräfte von Generalmajor Khalifa Haftar stürmen das Gebäude des
libyschen Nationalkongresses (Parlament) in Tripolis, erklären ihn für
aufgelöst und setzen das Mandat des verfassunggebenden Komitees außer Kraft, um
selbst die Legislative und die ausführenden Ämter zu übernehmen.
26.: Der Zeitungsverleger Hippopotamus Bouzid Muftah wird in
Bengasi ermordet.
Juni
02.: Bei Zusammenstößen zwischen der libyschen Armee und der
miltanten Gruppe Ansar al-Sharia werden in Bengasi 16 Personen getötet.
03.: Die neue libysche Regierung, geführt von Ahmed Maiteeq,
besteht darauf, ihre Arbeit fortzusetzen, trotz der Weigerung des früheren
Premierministers Abdullah al-Thani die Macht zu übergeben.
09.: Das libysche Verfassungsgericht erklärt die Regierung
von Ahmed Maiteeq als nicht rechtmäßig.
25.: Die Rechtsanwältin Salwa Bughaighis wird in Bengasi
ermordet.
Juli
17.: Eda ermordet den National-Kongress-General Fariha
Berkaoui in Derna.
20.: General Suleiman Zubi, Mitglied des National Congress, wird
in Tripolis entführt. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.
26.: Das US-State Department verkündet die Schließung seiner
Botschaft in Libyen und evakuiert alle Botschaftsangehörigen aufgrund der sich
verschlechternden Sicherheitslage in der Hauptstadt Tripolis.
28.: Nahe des Flughafens der Hauptstadt Tripolis brennen
große Öltanks. Die Regierung warnt vor einer Umweltkatastrophe.
29.: Der frühere stellvertretende Premierminister Mustafa
Abuhakor wird entführt.
August
02.: Großbritannien schließt wegen der sich
verschlechternden Sicherheitslage vorläufig seine Botschaft in Tripolis. Die
Vereinten Nationen ziehen ihr Personal aus Libyen ab.
03.: Bei Kämpfen zwischen bewaffneten Milizen um die
Kontrolle des Flughafens von Tripolis werden dutzende Kämpfer und Zivilisten
getötet.
12.: Der Sicherheitschef von Tripolis Mohamed Souissi wird
erschossen.
13.: Das libysche Parlament tagt in Tobruk. Da sich die
Sicherheitslage in Tripolis und Bengasi immer mehr verschlechtert, ruft die
internationale Gemeinschaft zum Schutz der Zivilisten nach einer Intervention.
26.: Ehemalige Mitglieder des General National Congress
(Parlament) erklären auf einer außerordentlichen Sitzung den gewählten
Präsidenten Omar Sensuous zur „Regierung der nationalen Rettung“.
29.: Die libysche Übergangsregierung, geführt von
Premierminister Abdullah al-Thani, reicht ihren Rücktritt ein als Auftakt für
die Bildung eines neuen Parlaments, das alle Bevölkerungsteile repräsentieren
soll.
September
01.: Bewaffneten Milizen gelingt es, die Mehrzahl der
Ministerien in Tripolis zu kontrollieren.
22.: Das libysche Parlament stimmt der Bildung einer neuer
Regierung mit dreizehn Ministern unter der Führung von Abdullah al-Thani zu.
23.: Die Vereinten Nationen und die Europäische Union rufen
zu einer sofortigen Feuereinstellung und den Beginn eines nationalen Dialogs
auf.
28.: Abdullah al-Thani wird in Tobruk als Premierminister
vereidigt.
Oktober
11.: Während eines unangekündigten Besuchs in Tripolis
fordert der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, die Beendigung
der Feindseligkeiten in Libyen.
12.: Bei neuerlichen Kämpfen zwischen rivalisierenden
Milizen kommen im Norden Libyens 23 Menschen ums Leben und 43 werden verwundet.
18: Als Regierungstruppen den Flughafen von Bengasi
angreifen, um ihn von bewaffneten Gruppen zurückzuerobern, sterben dutzende
Menschen.
22.: Der international anerkannte Premierminister Abdullah
al-Thani befiehlt seinen Truppen den Marsch auf Tripolis, um es aus der Hand
bewaffneter Gruppen zu befreien.
31.: Nach blutigen Zusammenstößen, bei denen es zu dutzenden
Todesopfern kommt, erklärt die „libysche Armee“, die Kontrolle über vier
Kasernen in Bengasi erlangt zu haben.
November
04.: Die libyschen Behörden schließen aufgrund der Kämpfe in
der Region zwischen der Armee und islamistischen Milizen den Hafen von Bengasi.
06.: Die Verfassungskammer des Obersten Gerichtshofs
fordert, dass dem Aufruf nachgekommen wird,
die von der Nationalen Jahreskonferenz eingebrachten Anträge
(Februar-Komitee) als unrechtmäßig anzusehen. Es stuft auch einen anderen
Antrag, der sich auf das Gesetz zur Parlamentswahl und der Rechtmäßigkeit des
Tagens des Parlements in Tobruk bezieht, als unangemessen ein.
08.: Libysche Demonstranten stoppen den Ölexport im Hafen
von Aharikh im Osten Libyens.
08.: Zwei ukrainische Ärzte, die im September letzten Jahres
in Bengasi entführt wurden, werden freigelassen.
11.: Drei Militante werden in der Stadt Derna im Osten
Libyens getötet.
20.: Das Appellationsgericht in Tripolis verhängt als Strafe
gegen einen libyschen Journalisten und Herausgeber der Zeitung „The Nation“
eine Strafe von fünf Jahren Gefängnis. Zusätzlich verhängt das Gericht eine
Strafe in Höhe von 250.000 libyschen Dinar und die Aberkennung aller
Zivilrechte.
20.: Der UN-Sicherheitsrat setzt die Milizengruppe Ansar
al-Sharia in Libyen auf die Liste der terroristischen Organisationen, was die
Verhängung von UN-Sanktionen beinhaltet.
25.: Der Mitiga-Flughafen nahe Tripolis wird nach
Luftangrifen der Pro-Brigade-Truppe Khalifa Haftars geschlossen.
29.: Der pensionierte Generalmajor Khalifa Haftar
verspricht, innerhalb von drei Monaten die Kontrolle über Bengasi und die
Hauptstadt Tripolis zu erlangen.
Dezember
02.: Bei einem Flächenbombardement einer Küstenstadt im
Westen Libyens werden sechs Personen getötet.
10.: Der Internationale Strafgerichtshof verweist Libyen
wegen der Weigerung, Saif al-Islam Gaddafi an den Internationalen Gerichtshof
zu übergeben, an den Sicherheitsrat.
12.: Es kommt zu vermehrten Zusammenstößen in Bengasi und im
Westen des Landes.
14.: Gegenüber dem Ministerpräsidenten Abdullah al-Thani
loyale Regierungskräfte wehren im Osten Libyens einen Angriff auf Erdölanlagen
ab.
24.: Ein erster Verfassungsentwurf für Libyen (Kommission
60) wird veröffentlicht.
28.: Misrata erleidet zwei Luftschläge, ausgeführt von den
Luftstreitkräften, die loyal zur libyschen Übergangsregierung stehen. Sie
wurden vom libyschen Parlament (Tobruk) und von den Kräften der Bewegung
„Dignity“ (Würde) angeordnet.
30.: Bombanschlag auf
den Sitz des libyschen Parlaments in Tobruk.
(nach Mohamed
al-Fatah)
Angelika Gutsche,
23.1.2015
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen