Donnerstag, 21. Februar 2019



Enger Gaddafi-Vertrauter aus Gefangenschaft entlassen

Libyen. Aus gesundheitlichen Gründen wurde Dr. Abuzaid Dorda nach fast achtjähriger Gefangenschaft freigelassen. In großen Teilen der Bevölkerung wurde dies begrüßt.

 Abuzaid Dorda war von 1990 bis 1994 libyscher Premierminister, daneben war er Generalsekretär des Volkskomitees und von 1997 bis 2003 Libyens Vertreter bei den Vereinten Nationen. Er diente seinem Land auch als Geheimdienstchef und als Vorsitzender des Wirtschafts- und Landwirtschaftsministeriums. 2011 wurde er in Tripolis von den sogenannten ‚Aufständischen‘ gefangengenommen. Dorda wurde gefoltert, da man von ihm Geständnisse erpressen wollte. Anschließend wurde er aus dem Fenster eines oberen Stockwerks geworfen, wobei er schwere Verletzungen – er brach sich beide Beine – erlitt. Erst nach internationalen Protesten wurde er zur Behandlung in eine Klinik überführt. Seine Verletzungen konnte er nie richtig ausheilen.
2015 wurde von einem Gericht in Tripolis – die Verhandlung wies laut den Vereinten Nationen schwerwiegende Mängel auf – die Todesstrafe gegen Dorda verhängt. Neben ihm waren noch weitere vierzig ehemalige Gaddafi-Leute angeklagt, darunter der letzte Premierminister Baghdadi al-Mahmoudi und der ehemalige Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi, die beide auch zum Tode verurteilt wurden und noch im Gefängnis festgehalten werden. Auch Saif al-Islam Gaddafi, Muammar al-Gaddafis Sohn, wurde bei dieser juristischen Farce 2015 in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Bereits im Juni letzten Jahres hatte die Generalanwaltschaft in Tripolis die Freilassung von Dorda angeordnet, allerdings wurde diese damals nicht vollzogen.
Doch jetzt wurde der 74-jährige aus gesundheitlichen Gründen in die Freiheit entlassen. Laut einem Vertrauten hat er Libyen umgehend verlassen, um sich im Ausland in medizinische Behandlung zu begeben. Sobald sein Gesundheitszustand dies zulasse, werde er nach Libyen zurückkehren.

A. Gutsche


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