Enger Gaddafi-Vertrauter aus Gefangenschaft entlassen
Libyen. Aus
gesundheitlichen Gründen wurde Dr. Abuzaid Dorda nach fast achtjähriger
Gefangenschaft freigelassen. In großen Teilen der Bevölkerung wurde dies
begrüßt.
Abuzaid Dorda war von
1990 bis 1994 libyscher Premierminister, daneben war er Generalsekretär des
Volkskomitees und von 1997 bis 2003 Libyens Vertreter bei den Vereinten
Nationen. Er diente seinem Land auch als Geheimdienstchef und als Vorsitzender
des Wirtschafts- und Landwirtschaftsministeriums. 2011 wurde er in Tripolis von
den sogenannten ‚Aufständischen‘ gefangengenommen. Dorda wurde gefoltert, da
man von ihm Geständnisse erpressen wollte. Anschließend wurde er aus dem
Fenster eines oberen Stockwerks geworfen, wobei er schwere Verletzungen – er
brach sich beide Beine – erlitt. Erst nach internationalen Protesten wurde er
zur Behandlung in eine Klinik überführt. Seine Verletzungen konnte er nie
richtig ausheilen.
2015 wurde von einem Gericht in Tripolis – die Verhandlung
wies laut den Vereinten Nationen schwerwiegende Mängel auf – die Todesstrafe
gegen Dorda verhängt. Neben ihm waren noch weitere vierzig ehemalige
Gaddafi-Leute angeklagt, darunter der letzte Premierminister Baghdadi
al-Mahmoudi und der ehemalige Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi, die beide
auch zum Tode verurteilt wurden und noch im Gefängnis festgehalten werden. Auch
Saif al-Islam Gaddafi, Muammar al-Gaddafis Sohn, wurde bei dieser juristischen
Farce 2015 in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Bereits im Juni letzten Jahres hatte die Generalanwaltschaft
in Tripolis die Freilassung von Dorda angeordnet, allerdings wurde diese damals
nicht vollzogen.
Doch jetzt wurde der 74-jährige aus gesundheitlichen Gründen
in die Freiheit entlassen. Laut einem Vertrauten hat er Libyen umgehend
verlassen, um sich im Ausland in medizinische Behandlung zu begeben. Sobald
sein Gesundheitszustand dies zulasse, werde er nach Libyen zurückkehren.
A. Gutsche
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