Samstag, 16. Februar 2019



Kraftstoffschmuggel im großen Stil

Libyen. Wie libysche Milizen, maltesische Schmuggler und italienische Mafia das Land ausräubern. 

Auf beschlagnahmten Konten in Malta wurden hunderte Millionen Euro entdeckt, die vermutlich aus Schmuggelgeschäften mit Kraftstoffen aus Libyen stammen.
Bereits im Oktober letzten Jahres wurde darüber berichtet, welchen gewaltigen Umfang der Treibstoffschmuggel zwischen Italien, Malta und Libyen erreichte und wie er funktioniert. Laut Berichten des britischen Petroleum Economist[1] sollen neun Prozent des in Italien verkauften Sprits aus libyscher Schmuggelware stammen. Da es in Libyen an Raffineriekapazitäten mangelt, verschifft Libyen Rohöl nach Italien, von wo die raffinierten Ölprodukte zurück nach Zuwara (Zawija), dem größten westlichen Ölhafen, gehen. Ein beträchtlicher Teil des Sprits wird aber nicht im Land verteilt, sondern mit einer 70 Boote umfassenden Schmugglerflotte nach Malta gebracht, wo es in größere Schiffe umgeladen und weiter nach Italien transportiert wurde. Wie die italienischen Behörden mitteilten, kam es auf Sizilien bereits zu mehreren Festnahmen.
Libyen gibt jährlich 3,3 Milliarden US-Dollar für den Import von Benzin und raffinierter Produkte v.a. aus Italien aus.[2] Die National Oil Corporation (NOC) schätzt, dass 30 bis 40 Prozent des Kraftstoffs, der in Libyen raffiniert oder aus dem Ausland importiert wird, gestohlen beziehungsweise außer Landes geschmuggelt wird. Der Schaden, der Libyen durch den Treibstoffschmuggel entsteht, soll jährlich 750 Millionen US-Dollar betragen.[3]
Seit dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung in Libyen im Jahre 2011 haben sich dort kriminelle Milizen gebildet, die von maltesischen Schmugglern und sizilianischen Geschäftsleuten mit Verbindungen zur Mafia koordiniert werden.
Nun wurden laut der Sunday Times of Malta[4]  bei der Kontrolle verdächtiger Finanztransaktionen der maltesischen Sata-Bank „hunderte Millionen Euro“ entdeckt, die vermutlich aus diesem internationalen Schmuggel mit Treibstoff stammen. Zum Vorschein kam ein Netzwerk bestehend aus dutzenden Strohfirmen, die mit maltesischen, sizilianischen und libyschen Dieselschmuggelbanden vernetzt sind. Verborgen hinter Minderheitsbeteiligungen unterhielten sie Konten auf der Sata-Bank, über die Einnahmen aus kriminellen Unternehmungen gewaschen wurden. Bereits im Oktober letzten Jahres wurden alle 12.000 Konten der Sata-Bank gesperrt und einer Überprüfung unterzogen.
Es wurden auch Ermittlungen wegen Wirtschaftskriminalität gegen Personen aufgenommen, die im Verdacht stehen, diese Geschäfte ermöglicht zu haben und die auch in Verbindung zu Zigaretten- und Rauschgiftschmuggel stehen.
Während es den Menschen in Libyen an allem, auch an Sprit, mangelt, bereichern sich kriminelle Banden am Schmuggel von Kraftstoffen, der für die libysche Bevölkerung bestimmt ist.

A. Gutsche

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