Libysche Wahlkampffinanzierung: Für Sarkozy wird es eng
Libyen/Paris/Tripolis: Erstmals
konnte der ehemalige Vertraute Gaddafis, Abdulla Senussi, von französischen
Ermittlern zu den Anklagen wegen illegaler Wahlkampfspenden 2007 vernommen
werden.
Das französische Medienportal Mediapart berichtet, dass zwei französische Richter Anfang dieses
Monats im Rahmen ihrer Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Finanzierung des
Präsidentschaftswahlkampfs von Nicolas Sarkozy im Jahre 2007 durch die libysche
Regierung in Tripolis eingetroffen waren. Die französischen Beamten konnten
erstmals Abdulla Senussi, ehemaliger Geheimdienstchef und Schwager von Muammar
al-Gaddafi, persönlich befragen, inwieweit Libyen Zahlungen an Nicolas Sarkozy als
Wahlkampfhilfe geleistet hat.
Bei den Vernehmungen erklärte Senussi, nachdem Gaddafi die
Zahlung angeordnet hatte, habe er den Transfer von sieben Millionen Euro für
Sarkozys Wahlkampf beaufsichtigt. Die sieben Millionen Euro seien in zwei Chargen
an Sarkozy übergeben worden, einmal als Banküberweisung in Höhe von zwei Millionen
Euro am 20. November 2006 auf das Konto von Ziyad Taqi Al-Deen, dies bestätigte
auch die französische Justiz, und eine zweite Charge in Höhe von fünf Millionen
Euro, die Taqi Al-Deen in bar übergeben worden war, der das Geld an den
Innenminister und dieser es an Sarkozy weitergegeben habe.
Um alle Beweise für diese Vorgänge zu vernichten, habe
Sarkozy 2011 sein Haus bombardieren lassen.
Senussi bestätigte auch, dass es ein Teil der Vereinbarungen
zwischen Gaddafi und Sarkozy gewesen sei, dass sich der Anwalt und Freund Sarkozys,
Thierry Herzog, um die Aufhebung des internationalen Haftbefehls, der gegen ihn
von einem französischen Gericht ausgestellt worden war, bemühen sollte. Senussi
wurde beschuldigt, für einen Bombenanschlag auf ein Zivilflugzeug im Jahre 1989
im Niger verantwortlich gewesen zu sein.
Senussi: „Nachdem der Kauf von Überwachungsgerätschaften,
für dessen Vermittlung Ziyad Taqi al-Deen vier Millionen Euro kassiert hatte, abgeschlossen
war, besuchte mich Thierry Herzog gemeinsam mit einigen Familien der Opfer des
Bombenanschlags. Danach wurde mir von Sarkozy persönlich versichert, dass auch
dieser Fall in den nächsten zehn Monaten in Frankreich niedergeschlagen werden
wird.“
Die französische Justiz ermittelt gegen Sarkozy, seinen
Innenminister und gegen die damals für die Verwaltung der Wahlkampfgelder
Zuständigen wegen Korruption, Bestechung und illegaler Verwendung von Wahlkampfspenden
aus dem Ausland. Sarkozy seinerseits bestreitet die Anschuldigungen und nannte
Senussi einen Verbrecher ohne jede Glaubwürdigkeit. Er sagte, Senussis
Versuche, sich seines Anwalts zu bedienen, um den Haftbefehl wegen des
Bombenanschlags aufzuheben, habe dieser abgelehnt.
Wie Mediapart
ergänzt, stimmt die Aussage von Senussi mit einigen von den Ermittlern bereits
gesammelten Beweisen überein, andere Details müssten noch überprüft werden.
A. Gutsche
Siehe auch:
https://www.freitag.de/autoren/gela/sarkozy-wegen-libyen-millionen-in-u-haft
https://www.freitag.de/autoren/gela/saif-gaddafi-begruesst-inhaftierung-sarkozys
https://www.freitag.de/autoren/gela/saif-al-islam-gaddafi-belastet-sarkozy
https://www.freitag.de/autoren/gela/sarkozy-wegen-libyen-millionen-in-u-haft
https://www.freitag.de/autoren/gela/saif-gaddafi-begruesst-inhaftierung-sarkozys
https://www.freitag.de/autoren/gela/saif-al-islam-gaddafi-belastet-sarkozy
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