Samstag, 16. Februar 2019



Türkei und Dschihadisten: ziemlich beste Freunde

Libyen. Das Waffenembargo gegen Libyen wird von der Türkei massiv gebrochen. Und das ‚Innenministerium‘ in Tripolis spielt dabei mit.

Seit 2011 beteiligt sich die Türkei massiv an der Aufrüstung der dschihadistischen Gruppierungen in Libyen. Auch heute ist ihr nicht daran gelegen, die unhaltbaren Zustände in Libyen zu beenden, sondern ihr Interesse besteht weiterhin darin, das Chaos aufrechtzuerhalten, da die von ihr unterstützten Gruppierungen des politischen Islams bei einer Stabilisierung der politischen Lage und der Abhaltung von Wahlen mangels Unterstützung durch die libysche Bevölkerung in der Bedeutungslosigkeit versinken würden. Die Türkei würde damit ihren Einfluss in der Region verlieren.
Noch letzte Woche hat der libysche Zoll in der Hafenstadt Khoms (120 km östlich von Tripolis) in Schiffscontainern neun gepanzerte Geländefahrzeuge gefunden, die laut der Zollbehörde aus der Türkei kamen. Erbost über die Beschlagnahmung durch die Behörden versuchte eine bewaffnete Miliz, die dem ‚Innenministerium‘ in Tripolis angehört, die Freigabe der „Toyota Sierra“ mit Gewalt zu erzwingen. Laut einem Zollbeamten behauptete die Miliz, sie habe die Erlaubnis der Staatsanwaltschaft, die Fahrzeuge von Khoms nach Tripolis zu überführen. Mittlerweile gab die ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis bekannt, dass es sich dabei um falsche Angaben gehandelt habe. Es wird auch angenommen, die Fahrzeuge sollten von der Miliz nicht nach Tripolis, sondern nach Misrata überführt werden.
Nur einen Tag vorher hatte der Zoll auf dem Internationalen Beninna-Flughafen von Bengasi in einem Flugzeug über eine Million Euros und mehrere zehntausend US-Dollar beschlagnahmt. Bestimmungsort der Maschine: Istanbul.
Anfang Januar wurden im Hafen von Misrata (200 km östlich von Tripolis) mehr als 20.000 türkische Revolver, 8mm, versteckt in einem aus der Türkei kommenden Container gefunden. Deklariert war die Fracht als „Spielzeug und Haushaltswaren“.
Und bereits im Dezember 2018 wurden in einer Schiffsladung, das offiziell Baumaterial transportieren sollte, versteckt Waffen (3000 türkischen Baretta 9mm) und große Mengen Munition gefunden. Auch dieses Schiff kam aus der Türkei.
Seit 2011 floriert der Waffentransport von der Türkei zu den dschihadistischen Waffenbrüdern in Libyen. Man denke nur an die 2013 mit Waffen und 2018 mit Sprengstoff vor der griechischen Küste aufgebrachten Schiffe, die von der Türkei nach Libyen unterwegs gewesen waren. Bekannt geworden waren auch Waffenlieferungen via Misrata an die dschihadistischen und al-Kaida nahestehenden Milizen, die in Bengasi und Derna gegen die Libysche Nationalarmee (LNA) kämpften.
Daneben bietet die Türkei libyschen Dschihadisten immer wieder Unterschlupf, genannt seien hier nur die beiden führenden Mitglieder der Libya Islamic Fighting Group (LIFG) Abdelhakim Belhadsch und Khalid al-Scharif, die ihre in Libyen von staatlichen Institutionen ergaunerten Gelder gewinnbringend in der Türkei investierten.
Alle Waffenlieferungen stellen grobe Verstöße gegen das vom UN-Sicherheitsrat 2011 verhängte Waffenembargo gegen Libyen dar, die auch in weiten Kreisen der libyschen Bevölkerung Empörung hervorgerufen haben. Vom UN-Sicherheitsrat wird dringend eine Untersuchung gefordert, die den letztendlichen Empfänger der Waffenlieferungen aufdecken soll.
Immer wenn sich politische Lösungen abzeichnen, versucht die Türkei, die Konflikte militärisch wieder anzuheizen. Die Türkei hat im Krieg gegen Libyen 2011 mit hohem Einsatz gespielt – und wird ihn verlieren. Auch wenn sie dies immer noch nicht wahrhaben will.


A. Gutsche

 

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