Niger – Ereignisse, Analysen, Meinungen in der 31. Woche
Die Übernahme der politischen Macht im Niger durch das Militär (31.07. bis 06.08.2023)
+ Sonneborn-Kommentar. „In Frankreich gibt es keine
einzige aktive Goldmine. Dennoch besitzt dieser (ehemals)
verbrecherische Kolonialstaat mit 2.436 Tonnen die viertgrößten
Goldreserven der Welt. Die (ehemals) französische Kolonie Mali besitzt
genau 0,0 Tonnen Gold, obwohl es mehrere Dutzend Minen (darunter 14
offizielle) im Land hat, in denen pro Jahr ganze 70 Tonnen davon
abgebaut werden. Von den Einnahmen aus knapp 60 Tonnen Gold, die von
(schätzungsweise) 600.000 Kindern in der (ehemals) französischen Kolonie
Burkina Faso geschürft werden, gehen nur 10% an das Land, aber 90% an
multinationale Goldgräberkonzerne. […]
Beschafft wird deren betriebsnotwendiger Brennstoff [europäische AKWs]
vom staatlichen Nukleargiganten Orano (ehemals Areva), der den höchsten
und (passenderweise auch) schwärzesten Granitbau unter den
Wolkenkratzern des Pariser Kapitaldistrikts La Défense besitzt, in
geheimen Geheimverträgen z.B. aus Niger, wo der Konzern sich drei
gewaltige Uranminen sowie die Mehrheitsbeteiligung an Nigers
Staatsunternehmen für Uranaufbereitung (Somaïr) unter den Nagel gerissen
hat. […]
Die (ehemals) französische Kolonie Niger verfügt über die hochwertigsten
Uranerze Afrikas und ist der siebtgrößte Uranproduzent der Welt, aber
der Weltbank zufolge sind 81,4% seiner Bürger noch nicht einmal ans
Stromnetz angeschlossen. 40% leben unterhalb der Armutsgrenze, ein
Drittel der Kinder ist untergewichtig, die Analphabetenquote liegt bei
63 Prozent. Nur die Hälfte der Einwohner hat Zugang zu sauberem
Trinkwasser, nur 16 Prozent sind an eine angemessene Sanitärversorgung
angeschlossen. […]
Trotz seiner Uran- und Goldvorkommen lag der Niger im Entwicklungs-Index zuletzt auf Platz 189 von 191 erfassten Staaten. […]
Nicht genug, dass Frankreich sich über den sogenannten Kolonialpakt in
Françafrique weiterhin das Vorkaufsrecht auf alle natürlichen Ressourcen
und den privilegierten Zugriff auf Staatsaufträge gesichert hat, es
zwingt den Staaten seither ebenso seine irrwitzige Kolonialwährung
CFA-Franc auf, die jede autonome Geld-, Wirtschafts- oder Sozialpolitik
der (formal souveränen) Staaten nachhaltig verunmöglicht. Die vierzehn
CFA-Staaten sind nicht nur durch einen festen Wechselkurs, der allein
von den Nachfahren französischer Kolonialmessieurs bestimmt wird, an den
Euro gekettet, (was ihnen 1994 eine 50%ige Abwertung einbrachte,)
sondern haben auch jeden Zugriff auf 85% ihrer Währungsreserven
verloren, die sie gezwungenermaßen bei der Agence France Trésor
hinterlegen müssen. […]
Arme Länder sind nicht >unterentwickelt<, sondern >überausgebeutet<.
Einen Ersteindruck ihrer intellektuellen Satisfaktionsfähigkeit
gibt die nigrische Militärregierung übrigens selbst. Auf die
Ankündigung der USA, jegliche Hilfsgeldzahlung an den Niger
einzustellen, habe das Regime – afrikanischen Quellen zufolge –
ausrichten lassen, der demokratische Weltmarktführer möchte seine Hilfe
behalten und sie für die Millionen Obdachloser in den Vereinigten
Staaten verwenden: „Nächstenliebe beginnt zu Hause.““
https://martinsonneborn.de/frankreich-und-der-globale-sueden/
+ 30.07.: Niamey/ECOWAS. „Während Tausende Menschen
in Niger für die Junta auf die Straße gehen, sorgt der Militärputsch
international für scharfe Kritik. Die ECOWAS-Staaten verhängen nun
Sanktionen. Doch das Land zu isolieren, dürfte schwierig werden. Dieser
Sonntag, der 30. Juli, wird der nigrischen Bevölkerung im Gedächtnis
bleiben. Vor einem ziegelroten Gebäude der französischen Botschaft in
Niamey demonstrieren Tausende Menschen. Sie versuchen, sich ihren Weg in
das Gebäude zu bahnen, schlagen Scheiben ein, reißen das Schild mit der
Aufschrift >Ambassade de la République Francaise< ab, treten
darauf herum und hängen an dessen Stellen nigrische und russische
Flaggen auf. Die Menge skandiert Parolen wie: >Es lebe Putin<,
>Es lebe Russland< und >Nieder mit Frankreich<.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/niger-militaerputsch-100.html
+ 30.07.: Guinea/ECOWAS. „Am Sonntag hatte bereits
Guinea, das ebenfalls seit 2021 unter Militärherrschaft steht, der Junta
in Niger seine Unterstützung bekundet und die ECOWAS aufgefordert,
>zur Vernunft zu kommen<.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/burkina-faso-niger-mali-102.html
+ 31.07.: Frankreich/Uran. „Die durch einen Putsch
an die Macht gekommene Militärregierung in Niger hat laut
Medienberichten den Export von Uran und Gold nach Frankreich mit
sofortiger Wirkung verboten. Auf dem Twitterkonto Africa Archives hieß
es am Sonntag: >Das Militärregime in Niger hat mit sofortiger Wirkung
den Export von Uran nach Frankreich verboten. Über 50 Prozent des in
Niger geförderten Uranerzes werden zur Befeuerung französischer
Kernkraftwerke verwendet. 24 Prozent der Uraneinfuhren aus der EU
stammen aus Niger<.
Unterdessen verschärfte die EU am Montag den Tonfall und schloss sich
den Drohungen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS)
gegen die nigrische Militärregierung an. ECOWAS hatte eine militärische
Intervention in Aussicht gestellt. […]
Zuvor hatte bereits US-Außenminister Antony Blinken die Drohungen der
ECOWAS gegen die nigrische Militärregierung begrüßt und damit deutlich
gemacht, dass eine Intervention der Nachbarstaaten auch auf
US-Unterstützung zählen könnte.“
https://rtde.live/afrika/176601-militaerregierung-in-niger-stoppt-uranexport/
+ 31.07.: EU/Militärpräsenz. „Deutschland,
Frankreich sowie die EU erhöhen ihren Druck auf die Putschisten in Niger
und verlangen die Wiedereinsetzung der Regierung von Präsident Mohamed
Bazoum. Frankreich droht Niamey sogar mit der Anwendung von Gewalt.
Bazoum habe sich für Europa >als verlässlicher Partner< erwiesen,
erklärt Außenministerin Annalena Baerbock; man unterstütze ihn deshalb
>nach Kräften<. In Niger hingegen sind Bazoum und insbesondere die
Regierungspartei PNDS >äußerst unbeliebt<, wie etwa der Leidener
Politikwissenschaftler Abdourahmane Idrissa sowie NGOs aus Niger
konstatieren. Ursache sei, dass die Regierung Sozialproteste brutal
unterdrückt und sich dabei auf ihre guten Beziehungen zu den westlichen
Mächten gestützt habe. Deren Streitkräfte seien im Land ohnehin
unbeliebt, weil sie seit gut zehn Jahren ohne jeglichen Erfolg im Sahel
operierten. Der Leiter einer nigrischen NGO verlangt, die Staaten
Europas müssten endlich >die Meinungen und die Anliegen der
Bevölkerung im Sahel ernst nehmen<. Dass sie das partout unterließen,
trage dazu bei, dass ihre Militärpräsenz in Niger zunehmend abgelehnt
werde. Daran knüpfen die Putschisten an.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9313
+ 31.07.: Frankreich/Intervention. „In und um Niger
droht ein militärischer Konflikt auszubrechen. Die Afrikanische Union
hat den Putschisten, die den Präsidenten des zentralafrikanischen Landes
für abgesetzt erklärt hatten, ein Ultimatum zur Wiederherstellung der
verfassungsmäßigen Ordnung gesetzt. Frankreich scheint eine militärische
Operation unter Einsatz seiner Luftstreitkräfte vorzubereiten. […]
Frankreich hat unterdessen seine finanzielle Unterstützung für das
westafrikanische Land ausgesetzt und alle Projekte der Entwicklungshilfe
mit sofortiger Wirkung suspendiert. Dies teilte das französische
Außenministerium am Montag mit. Präsident Macron berief am Nachmittag
den nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat ein. Die ehemalige
Kolonialmacht Frankreich hat in Niger derzeit etwa 1.500 Soldaten
stationiert.
Einer der am Militärputsch beteiligten Offiziere, Amadou Abdraman, sagte
am Montag im nationalen Fernsehen Nigers, Frankreich habe die Regierung
des Nachbarlandes Nigeria um Erlaubnis ersucht, den Luftraum für
Luftschläge gegen Niger zu nutzen, und plane eine militärische
Intervention.“
https://test.rtde.life/afrika/176635-putsch-in-niger-afrikanische-union-setzt-ultimatum/
+ 31.07.: Frankreich/Intervention: „Frankreichs
Regierung soll von der gestürzten Regierung in Niger dazu ermächtigt
worden sein, militärische Angriffe auf das Präsidentenamt auszuführen,
um den abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum zu befreien. Die
Nachricht, die für Wirbel und Spekulationen sorgt, stammt, wie Reuters
berichtet, von Colonel Amadou Abdramane, einem der führenden Männer
hinter dem Staatsstreich. [… Es]
Ist Niger in der Europäischen Union >nach wie vor das wichtigste
Importland für Natur-Uran<. Laut der Europäischen Versorgungsagentur
Euratom (ESA) sollen im Jahr 2021 24 Prozent der Lieferungen an die EU
aus Niger gekommen sein. Das Land liege damit noch vor Kasachstan und
Russland.
Nach […] Schätzungen sind es 10 bis 15 Prozent des Urans aus Niger, die für den französischen Atompark gebraucht werden. […]
Sicherheitsanalyst Jean-Dominique Merchet: Wie konnte Frankreich unter
diesen Umständen von einem Staatsstreich in Niger überrascht werden, wie
es bereits zweimal in Mali der Fall gewesen war? Mit halben Worten gibt
der Generalstab der Streitkräfte zu, dass er >nicht unbedingt<
wusste, dass sich in den letzten Tagen etwas zusammenbraute.“
https://www.telepolis.de/features/Putsch-im-Niger-Startet-Frankreich-den-Uran-Krieg-9230925.html
+ 31.07.: Mali/Burkina Faso/ECOWAS. „Mali und
Burkina Faso bezeichneten eine militärische Intervention in Niger als
Kriegserklärung an sie. Beide Länder verurteilten die Verhängung von
ECOWAS-Sanktionen gegen Niger. Burkina Faso und Mali beabsichtigen, jede
militärische Intervention in Niger als eine Kriegserklärung gegen sie
zu betrachten. Dies geht aus einer gemeinsamen Erklärung der beiden
Länder hervor. […] Sie verpflichteten sich außerdem,
>Selbstverteidigungsmaßnahmen zur Unterstützung der Streitkräfte und
des <nigrischen Volkes zu ergreifen“. […] Sie […] erklärten, dass
diese Maßnahmen >das Leiden des Volkes nur verschlimmern und den
Geist des Panafrikanismus in Frage stellen<.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/mali-und-burkina-faso-bezeichneten-eine-militaerische-intervention-in-niger-als-kriegserklaerung-an-sie/
+ 31.07.: ECOWAS/Intervention. „Zunächst handeln
die 15 ECOWAS-Mitglieder keineswegs im Konsens. Mali und Burkina Faso
sind bereits suspendiert, Niger nun ebenfalls, Guinea-Bissau und Guinea
machen Vorbehalte geltend. Nigeria ist der Wortführer und Anwalt eines
harten Kurses, doch ruft das Erinnerungen wach, die zur Vorsicht mahnen.
Im Übrigen muss es ECOWAS in der Region nicht zum Vorteil gereichen,
dass US-Außenminister Antony Blinken ausdrücklich gutheißt, was
angedroht wird. […]
Feststeht, dass es neuartige Interaktionen zwischen Staaten Afrikas gibt
wie nie zuvor seit dem Ende der Kolonialzeit in den 1960er Jahren.
Diese neuen „Regionalismen“ erfassen das Horn von Afrika ebenso wie die
Sahelzone. Sie legitimieren sich durch die Abwehr postkolonialer
Abhängigkeiten, etwa von Frankreich. Dieses „Gesetz der Serie“ erfasst
Burkina Faso, Mali und Niger so oder so. Aufhalten lässt sich das kaum.“
https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/risiko-niger-die-ecowas-gemeinschaft-will-notfalls-militaerisch-intervenieren
+ 01.08.: Tschad/Nigeria/Intervention. „Anders als
die patriotischen Militärputsche in Guinea, Mali und Burkina Faso, die
vom Westen zwar verurteilt, aber nicht als Bedrohung für seinen
neokolonialen Würgegriff über Afrika betrachtet wurden, läuten beim
Putsch in Niger die Alarmglocken. […]
Inmitten dieser zunehmenden Spannungen reiste der Interimspräsident des
Tschad, Mahamat Idriss Déby Itno, am vergangenen Sonntag nach Niamey, in
die Hauptstadt von Niger, um Gespräche mit den neuen Machthabern zu
führen. [… Es] kann jedoch immer noch nicht ausgeschlossen werden, dass
der westliche Druck zu groß werden könnte und der Tschad letztlich
gezwungen sein wird, sich an einer möglichen ECOWAS-Intervention im
benachbarten Niger zu beteiligen. […]
Unabhängig davon, welche Rolle der Tschad in diesem Szenario spielen
wird oder nicht, kann realistischerweise nichts passieren, solange
Nigeria nicht bereit ist, die Intervention militärisch anzuführen. […]
Es wird erwartet, dass der Westen in der kommenden Woche, noch vor
Ablauf des Ultimatums der ECOWAS, hinter den Kulissen maximalen Druck
auf Nigeria ausüben wird. Frankreich und die USA erkennen die Bedrohung,
die der patriotische Militärputsch im benachbarten Niger für ihre
hegemonialen Interessen auf dem afrikanischen Kontinent darstellt. Sie
sind daher bereit, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um diese
möglicherweise bahnbrechende Entwicklung umzukehren. Trotz all seines
Potenzials ist es Nigeria weitgehend nicht gelungen, sich vom westlichen
Einfluss zu befreien, weshalb es wahrscheinlich den westlichen
Anordnungen nachkommen wird. […]
Wenn es dem Interimspräsidenten des Tschad nicht gelingt, einen für
Frankreich und die USA akzeptablen Kompromiss auszuhandeln, was nicht
wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich ist, dann besteht eine sehr
hohe Wahrscheinlichkeit, dass Nigeria die drohende Invasion der ECOWAS
in den Niger anführen wird.“
https://rtde.live/meinung/176681-westen-moechte-dass-nigeria-ins/
+ 01.08.: USA/Militär. 01.08.: „Das US-Militär hat
die Zusammenarbeit mit den Streitkräften von Niger wegen des Putsches im
Land eingestellt. >Was die Sicherheitskooperation betrifft, so wurde
diese angesichts der aktuellen Ereignisse auf Eis gelegt, aber wir
stehen natürlich in engem Kontakt mit unseren militärischen Partnern in
Niger<, sagte der Sprecher des Pentagon. >Wir sind immer noch in
Kontakt mit dem nigerianischen Militär, aber was zum Beispiel die
Ausbildung und ähnliches betrifft, wurde diese eingestellt<.“
>Im Moment gibt es allen Grund zu der Annahme, dass es keine Bedrohung für das US-Militär oder US-Bürger gibt<.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/das-us-militaer-in-niger-hat-die-zusammenarbeit-mit-den-streitkraeften-des-landes-eingestellt/
+ 02.08.: Algerien/ECOWAS. 02.08.: „Laut der algerischen Veröffentlichung auf Intel Kirby
wird Algerien Niger im Falle einer militärischen Aggression von außen
unterstützen. Sie berichteten über die mögliche Invasion des Niger unter
der Führung der ECOWAS.
Algerien wird nicht untätig bleiben, während sein Nachbarland vor einer
Invasion steht. Es gab bereits unbestätigte Berichte, dass die
algerische Armee damit begonnen habe, die Sicherheitsmaßnahmen zu
verstärken und ihre Bereitschaft an der Grenze zu Niger zu erhöhen.“
https://en.rattibha.com/thread/1686290495545454592
+ 02.08.: EU/Evakuierung. „Die Bilder erinnern an
die Flucht aus Afghanistan und Sudan: Nach dem Staatsstreich im Niger
hat Frankreich drei Flugzeuge nach Niamey geschickt, um Franzosen,
Deutsche und andere EU-Bürger auszufliegen.
Schon wieder müssen die EUropäer in aller Eile aus einem Land abziehen,
das sie stolz als >Partner< bezeichnet hatten. Schon wieder wird
Brüssel von den Ereignissen kalt erwischt und überrollt.“
https://lostineu.eu/putsch-im-niger-europa-verliert-in-afrika/
+ 01.08.: Frankreich/Evakuierung. „In der Nacht sind
die ersten beiden Evakuierungsflüge aus Niger in Frankreich angekommen.
Medienberichten zufolge sollen auch Deutsche an Bord gewesen sein.
Italien hat ebenfalls mit der Evakuierung begonnen. […]
Mittlerweile seien die Grenzen zu Algerien, Burkina Faso, Libyen, Mali
und dem Tschad wieder offen, sagte einer der Putschisten im nationalen
Fernsehen. Kurz nach dem Putsch in der vergangenen Woche hatte das
Militär die Grenzen geschlossen und eine Ausgangssperre verhängt.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/niger-evakuierung-102.html
+ 03.08.: Niamey/Unabhängigkeitstag/Weltbank. „In
Niamey versammelten sich zum Jahrestag der Unabhängigkeit Nigers indes
Hunderte Menschen, um ihre Unterstützung für die selbst ernannten neuen
Militärmachthaber zu demonstrieren. Mit Blick auf die frühere
Kolonialmacht Frankreich zeigten sie am Donnerstag laut dem Bericht
eines Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP Plakate wie
>Frankreich raus aus Afrika<. Einige Teilnehmer schwenkten zudem
russische Fahnen. […]
Nach Deutschland, der EU und anderen internationalen Partnern hat auch
die Weltbank ihre Zahlungen an Niger eingestellt. […] Der Internationale
Währungsfonds (IWF), dessen Hilfsprogramme an regelmäßig überprüfte
Bedingungen geknüpft sind, hat seine Zahlungen bisher nicht
eingestellt.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/niger-putsch-104.html
+ 02.08.: ECOWAS/Westen/Sanktionen/Sahel. „Die
westlichen Staaten, auch Deutschland, stärken im Kampf gegen die
Putschisten in Niger dem westafrikanischen Zusammenschluss ECOWAS den
Rücken, der mit einem militärischen Einmarsch in das Land droht. Die
ECOWAS hat am Sonntag umfassende Sanktionen gegen Niger verhängt und
eine bewaffnete Intervention für den Fall in Aussicht gestellt, dass
sich die Putschisten nicht bis zum kommenden Wochenende zurückziehen.
Die Gewaltdrohung erfolgt, obwohl Niger schon seit Jahren von
jihadistischem Terror erschüttert wird und endgültig in blutigem Chaos
zu versinken droht, sollten auch noch ECOWAS-Truppen gegen die
nigrischen Streitkräfte in den Krieg ziehen. Beobachter mutmaßen, Paris
könne der ECOWAS seine Luftwaffenbasis in Niamey zur Verfügung stellen.
In Niger selbst protestiert die Bevölkerung mit den größten
Demonstrationen seit langer Zeit gegen eine mögliche Militärintervention
der ECOWAS. Die Bundesregierung sieht durch den Putsch den letzten
Stationierungsort der Bundeswehr im Sahel bedroht und nimmt mit der
Unterstützung für die ECOWAS in Kauf, dass deren Militärintervention den
Sahel in einen beispiellosen Flächenbrand stürzt. […]
Damit droht in Niger und womöglich im gesamten Sahel eine beispiellose
Eskalation. Niger ist wie Mali und Burkina Faso schon jetzt Schauplatz
eines erbitterten Krieges gegen zumeist jihadistische Milizen, der
zahlreiche Todesopfer fordert. Das Land ist eines der ärmsten weltweit.
In Niamey und anderen nigrischen Städten haben Tausende gegen eine
auswärtige Militärintervention demonstriert; Journalisten sprechen von
den größten Protesten seit langer Zeit. Ein Einmarsch unter dem Banner
der ECOWAS droht das gesamte Land in Brand zu setzen – und nicht nur
das. Guinea lehnt die ECOWAS-Sanktionen und die Drohung mit einem
Einmarsch entschieden ab und fordert, sie sofort zurückzunehmen. Mali
und Burkina Faso haben angekündigt, einen Einmarsch als
„Kriegserklärung“ auch an sie einzustufen, bei einer Militärintervention
sofort aus der ECOWAS auszutreten und „Maßnahmen legitimer Verteidigung
zur Unterstützung der Streitkräfte und der Bevölkerung Nigers“
einzuleiten. Demnach stünde der Sahel vor einem bisher nie dagewesenen
Flächenbrand. Dabei wäre zu berücksichtigen, dass auch Nigeria vom
Terror der Miliz Boko Haram heimgesucht wird – dies an der Grenze zu
Niger. Griffen nigerianische Streitkräfte nigrische Truppen an,
profitierten unmittelbar jihadistische Milizen. […]
Der Putsch in Niger stellt nun die gesamte europäische Militärpräsenz im
Kampfgebiet des Sahel (Mali, Burkina Faso, Niger) und darüber hinaus
die US-Drohnenbasis bei Agadez im Norden des Landes in Frage. Müssten
die westlichen Militärs nun auch aus Niger abziehen – in der Bevölkerung
wird dies schon seit einiger Zeit mit wachsender Intensität gefordert
(german-foreign-policy.com berichtete [11]) –, wäre dies machtpolitisch
ein empfindlicher Rückschlag- […] Vor dieser Perspektive stehend,
stützen die Staaten des Westens, die Bundesrepublik inklusive, die
ECOWAS-Interventionsdrohung, die im Sahel einen beispiellosen
Flächenbrand auszulösen droht.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9316
+ 03.08.: USA/Bazoum. „Die US-amerikanischen
Behörden haben ihre Absicht bekundet, den gestürzten Präsidenten Mohamed
Bazoum weiterhin zu unterstützen. Mit welchen Mitteln die Vereinigten
Staaten seine Rückkehr an die Macht erreichen wollen, hat das
US-Außenministerium jedoch nicht erwähnt.“
https://rtde.team/kurzclips/video/176898-usa-stellen-sich-gegen-neue/
+ 03.08.: USA/Militärausbildung. „Oberstmajor Moussa
Salaou Barmou, der Chef der nigrischen Spezialeinheiten und einer der
Anführer des sich derzeitigen Putsches in Niger, ist vom US-Militär
ausgebildet worden. Das berichtet das Online-Portal The Intercept
unter Berufung auf US-Regierungsquellen. Der Seite zufolge haben
Militärs, die in den USA ausgebildet worden sind, alleine in Westafrika
seit 2008 an elf Staatsstreichen teilgenommen. […]
Just im vergangenen Monat habe sich der jetzige Putsch-General mit
US-Generalmajor Jonathan Braga getroffen, dem Chef des US Army Special
Operations Command. Die Zusammenkunft habe auf der Air Base 201
stattgefunden, einer Drohnenbasis in der nigrischen Stadt Agadez, die
Kommandozentrale für US-Außenposten in Westafrika diene. […]
Nach Recherchen von The Intercept haben US-Regierungen seit
2012 mehr als 500 Millionen US-Dollar in Niger investiert, was die
dortige Sicherheitskooperation zur größten in Subsahara-Afrika macht.“
https://www.telepolis.de/features/Portal-The-Intercept-enthuellt-Niger-Putschist-in-USA-ausgebildet-9234454.html
+ 03.08.: Sanktionen. „Nach dem Putsch: Jetzt wird
Niger ausgehungert. Sanktionen der EU und der Wirtschaftsgemeinschaft
Westafrikanischer Staaten. Die Weltbank stellt Zahlungen ein. Die
Stromzufuhr wird begrenzt und es wird mit militärischen Mitteln gedroht.
Spielt die Bevölkerung keine Rolle? […]
Mit militärischen Drohungen und Sanktionen wird sich eine
>regelbasierte Ordung< (siehe die deutsche Außenministerin
Baerbock) in dieser komplizierten politischen Lage, bei der nigrische
Erfahrungen mit Kolonialismus und westliche Wirtschaftsinteressen eine
starke Rolle behaupten, und Stabilitätsprioritäten der westlichen Länder
die Lage der Bevölkerung nicht im Blick hatten, nicht so einfach
herstellen lassen.“
https://www.telepolis.de/features/Nach-dem-Putsch-Jetzt-wird-Niger-ausgehungert-9234042.html
+ 03.08.: Elfenbeinküste/Senegal. „Der Präsident der
Republik Elfenbeinküste, Alassane Ouattara erklärte, dass sich die
Armee seines Landes darauf vorbereiten solle, sich im Falle eines
militärischen Vorgehens der Ecowas solidarisch zu beteiligen. Eine ganz
ähnliche militärische Solidaritätserklärung folgte heute aus Senegal.“
https://www.telepolis.de/features/Nach-dem-Putsch-Jetzt-wird-Niger-ausgehungert-9234042.html
+ 04.08.: Frankreich/Militärabkommen. „Die neue
Regierung in Niger hat die Militärabkommen mit dem
ehemaligen Kolonialherrn Frankreich aufgekündigt. Die Militärregierung
hat zudem die Botschafter ihres Landes in Frankreich, Nigeria, Togo und
den USA abberufen, da diese Länder die Bemühungen der Westafrikanischen
Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS um die Wiedereinsetzung des abgesetzten
Präsidenten Mohamed Bazoum anführen.“
https://freede.tech/afrika/176992-lage-in-niger-eskaliert-militaerregierung/
+ 04.08.: Frankreich/Fernsehen. „Niger hat die französischen Fernsehsender RFI und France 24 im Land verboten.“
https://rtde.team/meinung/177005-niger-verbietet-franzoesische-sender-die-reaktion-der-eu-ist-entlarvend/
+ 04.08.: USA/Niamey. „>Es lebe Niger, Russland,
Mali und Burkina. Nieder mit Frankreich, ECOWAS, EU<, skandierten
Demonstranten in Hauptstadt von Niger. Die USA wollen ihre Truppen sowie
das Personal in der US-Botschaft nicht aus Niger abziehen. Die Haltung
der USA in Niger steht damit im Gegensatz zu ihrer früheren Reaktion auf
die Sudan-Krise. In Washington, D.C. betrachtet man Niger als den
letzten Vorposten der USA in der Sahel-Zone. […] Abertausende von
nigrischen Bürgern, die in der vergangenen Woche die Absetzung des
nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum durch dessen eigene
Präsidentengarde unterstützen, versammelten sich am Donnerstag erneut zu
einer Massenkundgebung in der Hauptstadt Niamey, wobei Berichten
zufolge einige auch große russische Flaggen schwenkten. […]
Das US-Personal, darunter auch die 409th Air Expeditionary Group,
verbleibt als US-Außenposten zur >Terrorbekämpfung< in Niger. Dazu
gehört auch der zentral in Niger gelegene Stützpunkt 201 der US Air
Force in Agadez.“
https://freede.tech/afrika/176968-demonstrationen-unterstuetzen-putsch-in-niger/
+ 04.08.: Sicherheitslage. „Der Sender France 24
machte nach dem Militärputsch auch darauf aufmerksam, dass Niger im
Jahre 2022 >zu einer Drehscheibe für Frankreichs Operationen gegen
den Dschihadismus geworden< war. In seiner ersten Ansprache an die
Nation begründete der neue Staatschef General Tchiani die Notwendigkeit
des Staatsstreichs allerdings bemerkenswerterweise ausgerechnet mit der
>sich verschlechternden Sicherheitslage<. […]
Kurioserweise könnte den Westen nun ausgerechnet die großzügige
Militärhilfe, die er in Vergangenheit für Niger leistete, nun teuer zu
stehen kommen: Die gut ausgerüstete und ausgebildete nigrische Armee ist
zu ernstzunehmendem Widerstand gegen die verbündeten Streitkräfte der
ECOWAS fähig, die ihrerseits kaum in der Lage sein dürften, eine
wirklich geschlossene Front zu bilden. Außerdem ist etwa die
ECOWAS-Friedenstruppe ECOMOG für eine Invasion überhaupt nicht geeignet.
Letztes Jahr beschloss die ECOWAS die Schaffung dieser regionalen
Sicherheitstruppe zur Bekämpfung von Dschihadisten und – welch Ironie
des Schicksals – zur Verhinderung von Militärputschen. […]
Allerdings sollten wir auch die westlichen Militärkontingente im Land
nicht vergessen. Frankreich hält dort 1.500 Soldaten und die USA
ebenfalls mehr als 1.000 Mann. Das sind ernstzunehmende Kräfte, die den
Rebellen im entscheidenden Moment in den Rücken fallen könnten. Auch in
der Armee selbst, die nun General Tchiani zu unterstützen scheint,
könnten sich Freunde Washingtons finden: Laut angeblichen Äußerungen
eines anonymen westlichen Militärs unterhält der General Moussa Salaou
Barmou, der die nigrischen Spezialeinheiten leitet, besonders enge
Beziehungen zu den USA.“
https://freede.tech/afrika/176867-niger-gegenputsch-wahrscheinlicher-als-nur/
+ 04.08.: Militär. „Denn obwohl der Niger seine
Streitkräfte in den letzten zehn Jahren auf rund 30.000 Soldaten
versechsfachte, sind diese denen des Nachbarlands Nigeria, von dem ein
Angriff der ECOWAS wohl ausgehen würde und die sich auf Abruf halten,
immer noch um den Faktor acht unterlegen. Doch mit europäischer
Luftunterstützung gäbe es keine Chance.
Andererseits weiß auch Frankreich, dass es seine Unbeliebtheit im Sahel
durch eine Intervention nur vergrößern würde. Das Land wirklich zu
besetzen, lohnt sich wohl kaum und wäre kaum zu halten. Profitieren
würden nur die Islamisten.“
https://www.imi-online.de/2023/08/04/vorbereitung-eines-angriffkriegs/
+ 04.08.: ECOWAS. „Die Verteidigungschefs der
Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) kamen am
Mittwoch in Abuja zusammen, um über die anhaltenden politischen Unruhen
nach dem Militärputsch in Niger zu beraten. Der nigerianische Chef des
Verteidigungsstabs, General Christopher Gwabin Musa, betonte, dass die
von der ECOWAS getroffenen Entscheidungen >das Leben von Millionen
von Menschen beeinflussen werden<.“
https://freede.tech/kurzclips/video/176999-unsere-entscheidungen-werden-leben-von/
+ 05.08.: ECOWAS. „Die Staatengemeinschaft ECOWAS in
Westafrika bereitet sich offenbar auf eine Invasion in Niger vor. Alle
Bestandteile einer möglichen Intervention seien ausgearbeitet worden,
einschließlich der benötigten Ressourcen und der Art und Weise, wie und
wann die Truppen eingesetzt würden.“
https://freede.tech/afrika/177057-pro-westliche-staatengemeinschaft-ecowas-plant/
+ Nigeria/ECOWAS. Der nigerianische Präsident Bola Ahmed Tinubu, der derzeit den Vorsitz der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten
(ECOWAS) innehat, hat eine Delegation nach Niger entsandt, die sich um
eine >friedliche Lösung< für den jüngsten Militärputsch bemühen
soll. Darüber hinaus hat Präsident Tinubu eine Delegation
zusammengestellt, die mit libyschen und algerischen Führern über die
anhaltende Krise in Niger sprechen soll.
https://libyareview.com/36595/libya-joins-ecowas-delegation-to-discuss-niger-crisis/
+ 05.08.: Frankreich/Militär. „Die Militärregierung
in Niger hat ihre Abkommen zur Militärkooperation mit Frankreich
gekündigt. Wie ein Sprecher der Putschisten am Donnerstagabend in einer
TV-Ansprache mitteilte, trifft dies insbesondere die Vereinbarung zur
Stationierung französischer Truppen und das Statut, auf dessen Grundlage
französische Soldaten auf nigrischem Territorium Krieg gegen
jihadistische Milizen führen. Frankreich ist mit 1.500 Soldaten plus
Spezialkräften in dem westafrikanischen Land präsent. In Paris hieß es,
man erkenne die Putschregierung und daher auch die Kündigung der
Abkommen nicht an. Kurz zuvor hatte Niamey Frankreichs Auslandssender RFI und France 24
in Niger vom Netz genommen. Noch keine Entscheidung hat die Junta zu
der US-Drohnenbasis bei Agadez im Norden gefällt, die als eine der
wichtigsten US-Basen auf dem Kontinent gilt. […]
Der gestürzte Präsident Mohammed Bazoum forderte unterdessen in einem Beitrag in der Washington Post,
der ebenfalls am Donnerstagabend (Ortszeit) veröffentlicht wurde, »die
US-Regierung und die gesamte internationale Gemeinschaft« auf, »die
verfassungsgemäße Ordnung« in Niger wiederherzustellen. Blieben die
Putschisten in Niamey an der Macht, könne dies »verheerende Folgen« für
»die ganze Welt« haben. […]
Während die Putschregierung weiterhin führende politische Parteigänger
von Bazoum festnehmen oder unter Hausarrest stellen ließ, reiste die
nach Niamey entsandte Verhandlungsdelegation der westafrikanischen
Staatengemeinschaft ECOWAS in der Nacht zum Freitag wieder ab, ohne mit
Juntachef Abdourahamane Omar Tchiani oder mit Bazoum gesprochen zu
haben. Damit bleibt die Drohung der ECOWAS bestehen, Bazoum nach Ablauf
eines Ultimatums am Sonntag mit Gewalt in sein Amt zurückzubringen.
Planungen dazu schlossen die ECOWAS-Generalstabschefs am Freitag ab.
Nach Nigeria hatte sich zuletzt auch Senegal bereit erklärt, Truppen für
einen Einmarsch nach Niger zur Verfügung zu stellen.“
https://www.jungewelt.de/artikel/456226.putsch-im-sahel-niger-lage-spitzt-sich-zu.html
+ 05.08.: Frankreich/Militär. „Frankreich erwägt
derzeit nicht den Abzug seiner Truppen aus Niger, da diese dort im
Rahmen eines Abkommens mit der rechtmäßigen Regierung des Landes
stationiert sind. Das erklärte die französische Außenministerin
Catherine Colonna in einer Sendung des Radiosenders France Info.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/frankreich-erklaert-sein-militaer-bleibe-im-einvernehmen-mit-der-rechtmaessigen-regierung-in-niger/
+ 05.08.: Frankreich/ECOWAS. „Die französische
Außenministerin Catherine Colonna hält die Gefahr einer militärischen
Invasion der ECOWAS-Länder in Niger für sehr real und forderte die
Rebellen auf, die Forderungen nach Rückgabe der Macht an den rechtmäßig
gewählten Präsidenten des Landes Mohamed Bazoum >ernst zu
nehmen<“.
https://www.anti-spiegel.ru/2023/das-franzoesische-aussenministerium-forderte-die-rebellen-in-niger-auf-die-drohung-einer-militaerischen-invasion-ernst-zu-nehmen/
+ 05.08.: Frankreich/Uran. „Frankreich hat Angst
davor, dass eine neue Regierung die Verträge kündigt und das Uran
französischen Konzernen nicht mehr zu Vorzugspreisen überlässt, sondern
es auf dem Weltmarkt zu regulären Preisen verkauft.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/was-deutsche-medien-verschweigen-warum-der-niger-fuer-den-westen-so-wichtig-ist/
+ 05.08.: Russland/Uran. „Wenn Niger in den
russischen Orbit gerät, wäre die Welt bei der Atomenergie noch mehr von
Moskau – und seinen Kunden – abhängig. Kasachstan und Usbekistan, zwei
ehemalige Sowjetrepubliken, gehören zu den größten Uranproduzenten der
Welt und liefern etwa 50 Prozent des weltweit geförderten Urans. Rechnet
man Russland und Niger hinzu, so steigt der Anteil auf knapp über 60
Prozent.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/worum-es-im-niger-wirklich-geht-und-warum-ein-militaerisches-eingreifen-wahrscheinlich-ist/
+ 05.08.: Afrika/Uran. „Medien berichten, dass Niger
offiziell den Export von Uran und Gold nach Frankreich eingestellt hat.
Dies erklärte die neue Regierung, die durch innere Unruhen plötzlich an
die Macht gekommen war. Die Entscheidung ist bereits in Kraft getreten,
das heißt, dass die Ströme des gelben und des radioaktiven Metalls
schon versiegelt sind und die Perspektive ihrer Wiedereröffnung sehr
zweifelhaft ist.“
https://freede.tech/afrika/176733-wie-uran-zum-fluch-von/
+ 05.08.: Nigeria. Es „stimmte das Parlament in Nigeria der Invasion in Niger nicht zu.
Nichts desto trotz bleiben noch ausländische militärische Stützpunkte
in Niger. Die Regierungen anderer Staaten in der Region wägen pro und
contra hinsichtlich der Invasion ab.“
https://t.me/infodefGERMANY/5357
+ 05.08.: Libyen. Es „könnte Nigers libyscher
Nachbar eine ergänzende Rolle bei der Versorgung der neu gebildeten
Sahel-Koalition spielen. Der Vorsitzende des libyschen Präsidialrats,
Mohamed al-Menfi, nahm vergangene Woche ebenfalls am zweiten
Russland-Afrika-Gipfel teil und traf dort mit Präsident Wladimir Putin
zusammen. Das russische Staatsoberhaupt versprach, >die Einheit,
Souveränität und territoriale Integrität des libyschen Staates zu
gewährleisten und weiter voranzutreiben<.“
Es gab die „Warnung in der gemeinsamen Erklärung von Burkina Faso und
Mali, dass eine Invasion in Niger >die gesamte Region destabilisieren
könnte, genauso wie die einseitige Intervention der NATO in Libyen, der
die Ursache für die Ausbreitung des Terrorismus in der Sahelzone und im
Westen von Afrika war<. Diese Einschätzung ist zutreffend und kann
Russland als Vorwand dienen, die Militärhilfe für Mali und Niger über
Libyen aufzustocken, einen Staat, der äußerst fragil ist und durch den
bevorstehenden Krieg ebenfalls destabilisiert werden könnte.
Obwohl derzeit keine effektive Luftbrücke zwischen Russland und Libyen
existiert, könnte die umständliche russisch-syrische Brücke über das
Kaspische Meer, den Iran und den Irak zu diesem Zweck über das östliche
Mittelmeer ausgedehnt werden. Wenn Saudi-Arabien und der Tschad sich
darauf einigen, Russland Rechte für den Transit zu gewähren, könnte ein
weiterer Korridor über den Iran, Saudi-Arabien, den Sudan und den Tschad
gebildet werden, um einer möglichen Einmischung der NATO im Mittelmeer
zu entgehen.“
https://freede.tech/afrika/176925-westafrika-bereitet-sich-auf-einen-regionalen-krieg-vor/
+ 06.05.: Wagner-Gruppe. „Ein Journalist von
France24 berichtet unter Berufung auf das französische Außenministerium,
dass die neuen Behörden in Niger einen Vertrag mit der Firma Wagner
abgeschlossen haben.
Die erste Gruppe Wagner-Truppen soll laut US-Geheimdienst ab Sonntag in
Niger einrücken. Eine Gruppe von Ausbildern des PMC >Wagner< ist
aus Mali in Niger eingetroffen, der Rest der Gruppe soll heute
eintreffen.“
https://t.me/neuesausrussland/15617
+ 06.08.: Wagner-Gruppe/Frankreich. „Niger
gibt Frankreich im Rahmen des Abkommens über militärisch-technische
Zusammenarbeit von 1977 insgesamt 30 Tage Zeit, das Land zu verlassen.
Im Netz erschien außerdem die Meldung zur Stationierung der Kämpfer der
Gruppe Wagner in Niamey – der Hauptstadt in Niger. Es wurde bekannt
gegeben, dass es sich um ein begrenztes Kontingent zum Schutz der
Hauptstadt handelt.“
https://t.me/neuesausrussland/15621
+ Afrika/Putsche/Niger. „Nach dem Sturz des
Präsidenten von Niger hat sich in Zentralafrika ein ganzer Gürtel von
Ländern gebildet, in denen gewählte Behörden gestürzt wurden. Die
Rebellionen untergraben die Positionen der USA und ihrer Verbündeten in
der Region und öffnen Russland die Tür.
Die Gründe für die Putsche in diesen Ländern waren unterschiedlich, so die New York Times.
In Guinea beispielsweise begründeten die Putschisten ihr Vorgehen mit
der Unzufriedenheit der Bevölkerung aufgrund der Korruption; in Mali und
Burkina Faso behaupteten sie, eine Antwort auf die Welle islamistischer
Aggression zu haben, die ihre Länder überrollte. Die meisten Putsche
wurden von Personen angeführt, die im Vergleich zu den amtierenden
Staatsoberhäuptern noch sehr jung sind: Ibrahima Traoré, der bei seiner
Machtübernahme in Burkina Faso im vergangenen Jahr erst 34 Jahre alt
war, ist der jüngste Staatschef der Welt. […]
Nach Angaben des Institute for Economics and Peace (IEP) ist die
Sahelzone das globale Epizentrum dschihadistischer Gewalt, auf das 43
Prozent der 6.701 Todesopfer im Jahr 2022 entfallen, gegenüber einem
Prozent im Jahr 2007. […]
Vor dem Staatsstreich war Niger ein >Eckpfeiler< der
Regionalstrategie des Pentagons, so die Zeitung. Mindestens 1.100
US-Soldaten sind in dem Land stationiert, ebenso wie zwei Drohnenbasen,
deren Bau 110 Millionen US-Dollar gekostet hat. Nach der Machtübernahme
durch die Junta könnten die US-Amerikaner aufgefordert werden, das Land
zu verlassen und Russland >die Tür zu öffnen<. […]
Die jüngsten Ereignisse wecken nicht die Zuversicht, dass ein größerer
Krieg in Westafrika abgewendet werden kann, weshalb sich jeder darauf
einstellen sollte, dass irgendwann in diesem Monat dort ein Krieg
ausbricht. Wenn die von der NATO unterstützte und von Nigeria geführte
ECOWAS die neu gebildete Sahel-Koalition aus Burkina Faso, Mali und
Niger – wobei sich Guinea möglicherweise in gewisser Weise anschließen
könnte – nicht umgehend besiegt, könnte Russland voraussichtlich
letztgenannte Sahel-Koalition konkret unterstützen und damit führend in
einem weiteren Stellvertreterkonflikt im neuen Kalten Krieg sein, in dem
der Tschad der Königsmacher sein könnte.“
https://rtde.live/afrika/176575-putsche-in-afrika-bedrohen-us/
+ Algerien/Russland. „Sowohl Algerien als auch
Russland, verurteilten Ende letzter Woche den Putsch in Niamey und
verbreiteten diese Stellungnahmen noch vor jenem Ultimatum der ECOWAS,
das umgehend von Frankreich und den USA unterstützt wurde. […] In der
[…] gemeinsamen Erklärung von Burkina Faso und Mali wurde vor allem
davor gewarnt, dass bei einer Invasion in Niger die Gefahr einer
Wiederholung des Szenarios in Libyen besteht, wodurch die gesamte Region
destabilisiert würde und sich damit die terroristische Bedrohung für
alle weiter verschärft.
Dies ist eine zutreffende Einschätzung, die es rechtfertigt, dass
Russland und Algerien zusammenarbeiten, um dieses Worst-Case-Szenario
abzuwenden und ihre Reaktion darauf zu koordinieren, falls dieser
Konflikt unvermeidlich wird. Das erklärt auch, warum unmittelbar nach
dem algerischen Premierminister auch noch der Generalstabschef
beschlossen hatte, Russland zu besuchen. Der Grund für seinen Besuch
bestand eindeutig darin, die geplante und von der NATO unterstützte
nigerianische Invasion nach Niger zu erörtern. Niger grenzt schließlich
zufällig auch an Algerien.
Es ist zu vermuten, dass Algerien aufgrund seiner Geographie und seiner
militärischen Stärke eine wichtige Rolle spielen wird, wenn Westafrika
in einen Krieg versinkt. Zumindest könnte Algerien französischen
Kampfflugzeugen das Überfliegen seines Luftraums verweigern und so Paris
das Risiko aufzwingen, dass seine Flugzeuge möglicherweise beschossen
werden, sollten sie gegen dieses Verbot verstoßen oder eine andere Route
nach Niger über Libyen oder sonst wo zu suchen. Der Punkt ist, dass
Algerien Frankreichs Militärlogistik in einem solchen Konflikt erheblich
erschweren kann.
Darüber hinaus könnte dieser nordafrikanische Staat Russland das
Durchqueren seines Luftraums gestatten, um die De-facto-Föderation
Burkina Faso und Mali zuverlässig mit Waffen, Nahrungsmitteln und
weiteren vitalen Gütern zu versorgen. […]
Wenn sich Algerien jedoch dazu entschließen sollte, seine Streitkräfte –
einschließlich der Luftverteidigungssysteme – näher zu Niger zu
verlegen, könnte dies Frankreich und Nigeria möglicherweise abschrecken.
Sollten die beiden dennoch weiterhin Niger angreifen, könnte Algerien
zu dessen Unterstützung intervenieren.“
https://freede.tech/meinung/176972-algeriens-geostrategische-rolle-in-der-niger-krise/
+ Europa. „Im Zusammenhang mit der Lage in Niger
steht nun die Zukunft des Projektes einer Pipeline aus Nigeria nach
Europa über Niger und Algerien in den Sternen geschrieben.“
https://t.me/infodefGERMANY/5274
+ Niger/Deutschland. „Als Außenministerin Annalena
Baerbock im letzten Jahr den Niger besuchte, hatte sie eine Menge Spaß
und wurde von den deutschen Medien gefeiert – eine „Außenministerin zum
Anfassen“. Bis zur letzten Woche war Baerbock auch davon überzeugt, sie
habe in Niger „eine junge Demokratie erlebt, deren Bürger hoffnungsvoll
in die Zukunft geblickt“ hätten. Was für eine Heuchelei. Auf dem
geopolitischen Schachbrett ist der Niger für Europa vor allem ein
Uranlieferant und ein Bollwerk zur Flüchtlingsabwehr – es versteht sich
von selbst, dass eine Grünen-Politikerin dies nicht so offen sagen kann.
Nun haben Teile des nigrischen Militärs die >junge Demokratie<
weggeputscht und dabei haben sie offenbar großen Rückhalt in der
Bevölkerung. Im schlimmsten Fall droht dem bettelarmen Land und der
gesamten Region nun ein Stellvertreterkrieg zur Restauration
europäischer und auch amerikanischer Interessen. […]
Die Push-Backs von Algerien nach Niger sind Teil der
EU-Flüchtlingsabwehr-Strategie und Niger ist offizieller Partner der EU
in Sachen Flüchtlingsabwehr – dafür gibt es dann ein paar Euro, die in
den Taschen der lokalen Kleptokraten versickern.“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=101985#more-101985
+ Niger/Sahel. „Diese Region Afrikas – die Sahelzone
– ist mit einer Kaskade von Krisen konfrontiert: die Austrocknung des
Landes im Zuge der Klimakatastrophe, der Aufstieg islamistischer
Militanz aufgrund des NATO-Krieges in Libyen 2011, die Zunahme von
Schmugglernetzwerken, die Waffen, Menschen und Drogen durch die Wüste
schmuggeln, die Aneignung natürlicher Ressourcen – einschließlich Uran
und Gold – durch westliche Unternehmen, die für diese Reichtümer nicht
angemessen bezahlt haben, und die Verankerung westlicher Streitkräfte
durch die Errichtung von Stützpunkten und das ungestrafte Vorgehen
dieser Armeen. Zwei Tage nach dem Staatsstreich wurden die Namen der
zehn Offiziere bekanntgegeben, die den seit dem 28. Juli regierenden
Nationalen Rat für den Schutz des Vaterlandes (Conseil National pour la
Sauvegarde de la Patrie, CNSP) führen werden. Sie kommen aus dem
gesamten Spektrum der Streitkräfte. […]
Das Thema Korruption ist in Niger, einem Land mit einem der lukrativsten
Uranvorkommen der Welt, allgegenwärtig. Bei der »Korruption«, von der
hier die Rede ist, geht es nicht um kleine Bestechungsgelder von
Regierungsbeamten, sondern um eine ganze Struktur, die während der
französischen Kolonialherrschaft entwickelt wurde und die Niger daran
hindert, die Souveränität über seine Rohstoffe und seine Entwicklung zu
erlangen.
Im Mittelpunkt der »Korruption« steht das sogenannte Joint Venture
zwischen Niger und Frankreich, die Société des mines de l’Aïr (Somaïr) –
Eigentümerin und Betreiberin der Uranindustrie im Lande. Auffallend
ist, dass Somaïr zu 85 Prozent im Besitz der französischen
Atomenergiekommission und zweier französischer Unternehmen ist, während
nur 15 Prozent im Besitz der nigrischen Regierung sind.“
https://www.jungewelt.de/artikel/456019.milit%C3%A4rputsche-im-sahel-keine-marionetten-mehr.html
+ Irak/Uran. „Der Irak-Konnex besteht darin, dass es
vor der US-geführten Irak-Invasion 2003 die Story gab, wonach der Irak
versucht habe, Uran aus Niger zu kaufen: Das sollte ein Beweis für ein
laufendes Atomprogramm sein. Es handelte sich bei den >Dokumenten<
dazu aber um besonders plumpe Fälschungen, die es sogar zu einem
eigenen Wikipedia-Eintrag brachten.“
Orient-Express No. 169
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