Die Übernahme der politischen Macht durch das Militär und die Folgen (21.08. bis 28.08.2023)
+ Niamey. 20.08.: „Im Zentrum
von Niamey fand eine Massenkundgebung zur Unterstützung des Vorsitzenden des
Nationalen Rates zur Rettung des Vaterlandes, General Abdourahmane Tchiani,
statt. Wie der Fernsehsender Al Arabiya TV berichtete, begrüßten die Teilnehmer
die entschlossene Haltung des nigrischen Militärs gegenüber dem Druck
Frankreichs und anderer Länder der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer
Staaten.
>Nein zu Sanktionen!<, >Nieder mit Frankreich!<, >Stoppt die
militärische Intervention!< skandierten die nigrischen Bürger, die sich zu
der Kundgebung auf dem Concertación-Platz im Zentrum der Hauptstadt versammelt
hatten.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/in-niger-haben-tausende-zur-unterstuetzung-des-militaerregimes-demonstriert/
+ ECOWAS. 20.08.: „Die
ECOWAS-Delegation, die versucht, eine Lösung für die Situation in Niger zu
finden, hat Gespräche mit den Militärs geführt, die seit fast einem Monat die
Macht in Niger innehaben. Der derzeitige Staatschef, General Abdurahman
Tchiani, bestätigte bei dem Treffen, dass sein Land bereit sei, sich mit allen
Mitteln zu verteidigen, zeigte sich aber offen für einen politischen Dialog.“
https://freede.tech/kurzclips/video/178392-gegen-ecowas-intervention-niger-mobilisiert/
+ ECOWAS. 20.08.: „Die
Delegation der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) hat Niger
nach dem Scheitern der Verhandlungen mit dem Militär […] verlassen. […] Die
Mitglieder der Delegation sollen gefordert haben, dass der von den Rebellen
gebildete Nationale Rat zur Rettung des Vaterlandes die Macht im Tausch für die
Zusage abgibt, dass die Mitgliedsländer der Gemeinschaft sie nicht
strafrechtlich verfolgen werden. […] Die Rebellen hätten sich geweigert, den
abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum freizulassen und ihn wieder ins Amt zu
bringen.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/medien-ecowas-delegation-hat-niger-nach-gescheiterten-gespraechen-mit-den-rebellen-verlassen/
+ USA/Italien. „Meloni war vor
dem Staatsstreich in Niger in Washington eingetroffen, d. h. einen Tag vor dem
Treffen zwischen Biden und Meloni im Oval Office.
Bloomberg bestätigte in einem Bericht vom 26. Juli 2023, dass bereits private
Gespräche anberaumt worden waren: Man vermutet, dass neben China auch der
Staatsstreich in Niger hinter verschlossenen Türen besprochen wurde, z. B. mit
Victoria Nuland und Christina Segal Knowles. […]
Meloni unterstützte auch (bedingungslos) die Haltung Washingtons in Bezug auf
Afrika, die im Wesentlichen darin besteht, den gesamten Kontinent
(einschließlich des frankophonen Afrikas) zu >dollarisieren< und
gleichzeitig eine >starke Wirtschaftspolitik< von IWF und Weltbank
durchzusetzen.“
https://www.hintergrund.de/politik/welt/stecken-die-usa-hinter-dem-staatsstreich-in-niger/
+ Nigeria. 20.08.: „Keines
von Nigerias nationalen Interessen wird durch eine Invasion des Niger bedient,
und auch nicht durch Sanktionen gegen Niger. Tatsächlich hat Nigeria seine
eigenen objektiven nationalen Interessen rücksichtslos gefährdet, indem es die
Handels- und Finanzbeziehungen zu seinem nördlichen Nachbarn abgebrochen hat.
Auf einen Schlag zerstörte es den jahrzehntelangen guten Willen Nigers, was die
Gefahr birgt, die freundlich gesinnten Menschen dieses Landes gegen sich
aufzubringen. Unabhängig davon, wie diese Krise gelöst wird, werden die
bilateralen Beziehungen zwischen Nigeria und Niger wahrscheinlich nie wieder so
sein wie zuvor.
So wie die Sanktionen die Menschen in Niger dazu bringen sollen, aus
Verzweiflung zu rebellieren, so könnten diese für Nigeria auch nach hinten
losgehen, indem sie die Nigerianer dazu bringen, gegen die Sanktionen zu
verstoßen und Medikamente und Lebensmittel über die Grenze zu ihren Freunden
und Verwandten zu schmuggeln. Wenn das Militär anschließend zu gewaltsamen und
möglicherweise sogar tödlichen Maßnahmen greifen sollte, um dies zu
unterbinden, könnte dies zu Unruhen innerhalb Nigerias oder zu noch Schlimmerem
führen.
Nigeria kämpft bereits darum, die Sicherheit im Nordosten des Landes gegen die
terroristische Gruppierung Boko Haram und im Südosten gegen Separatisten zu
verteidigen, die von Nigeria als Terroristen betrachtet werden. Sollte das
nigerianische Grenzgebiet gemäß einem der oben beschriebenen Szenarien in eine
Krise geraten, könnte dies die Streitkräfte noch mehr spalten und sich als
katastrophal für die nationale Einheit erweisen. Es liegt daher im nationalen
Interesse Nigerias, dass sich die Lage in Niger so schnell wie möglich
stabilisiert.
Vor diesem Hintergrund fragt man sich natürlich, ob die USA Hintergedanken
hegen, wenn sie Nigeria dazu ermutigen, die Sanktionen gegen Niger
beizubehalten, ganz zu schweigen von einer möglichen Invasion des Landes.
Beides dient nicht den Interessen des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas und
beides ist in Wahrheit gegen Nigeria selbst gerichtet, wie in dieser Analyse
dargelegt wurde. Aus diesen Gründen kann nicht ausgeschlossen werden, dass die
USA Nigeria dahin gehend manipulieren, um die Saat einer weiteren Krise im
Inneren zu säen, um das Land zu spalten und effektiver zu kontrollieren.
Der alleinige Fokus von Antony Blinken auf den Gesundheitszustand von Mohamed
Bazoum und nicht auf die Gesundheit von dessen 25 Millionen Landsleuten, denen
die USA unter anderen Umständen zumindest oberflächliche Aufmerksamkeit
schenken würden, legt nahe, dass die oben genannten Vermutungen berechtigt
sind.“
https://freede.tech/meinung/178095-washington-schweigt-ueber-hungerkrise-in-niger-sorgt-sich-aber-um-dessen-ex-praesidenten/
+ Frankreich/USA/Bazoum. „Die Aussichten auf
eine Wiedereinsetzung des pro-westlichen Präsidenten Mohamed Bazoum in Niger
sind düster. Er ist ein ethnischer Araber mit einer kleinen Machtbasis in einem
überwiegend afrikanischen Land und stammt aus dem Migrantenstamm der Ouled
Slimane, der in der Vergangenheit Frankreichs fünfte Kolonne in der Sahelzone
war.
Die ECOWAS verlor die Initiative, als die Putschisten ihre Frist vom 6. August
missachteten, um Bazoum freizulassen und ihn unter Androhung einer
Militäraktion wieder einzusetzen. […] Es ist unwahrscheinlich, dass Niamey die
Militärpräsenz der USA beeinträchtigen wird, aber >wenn sich Tausende von
Wagner-Kämpfern über das ganze Land ausbreiten, auch in der Nähe von Agadez, könnte
es aufgrund von Sicherheitsbedenken für das US-Personal zu Problemen kommen …
Ungeachtet dessen werden die USA für eine Entscheidung, das Land zu verlassen,
die Latte hoch legen.<
In diesem bizarren Schattenspiel zwischen Washington und Moskau dürfen die USA
nicht auf eine militärische Intervention der ECOWAS in Niger drängen, damit
ihre militärische Präsenz in Niger nicht unhaltbar wird. Natürlich waren die
Putschisten in Niamey auch klug genug, bislang keinen Abzug der amerikanischen
Truppen aus Niger zu fordern. […]
Bazoum wird angeklagt, nachdem er nach dem Putsch Gespräche mit hochrangigen
westafrikanischen Politikern und >ihren internationalen Mentoren< geführt
hatte, denen die Putschisten vorwerfen, sie hätten falsche Anschuldigungen
aufgestellt und versucht, einen friedlichen Übergang zum Scheitern zu bringen,
um eine militärische Intervention zu rechtfertigen.
Die zunehmenden Spannungen in Niger und der weiteren Subregion werden
zweifellos durch die geopolitische und wirtschaftliche Rivalität zwischen Ost
und West verschärft. Das Gespenst, das Westafrika heimsucht, ist, dass sich der
Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA leicht nach Afrika
einschleichen kann, wo russische Söldner und westliche Spezialeinheiten bereits
für neue Aufgaben stationiert sind.“
https://antikrieg.com/aktuell/2023_08_18_daskoloniale.htm
+ Bazoum. „Eine
Wiedereinsetzung des gewählten Präsidenten Mohammed Bazoum erscheint
unwahrscheinlich. Eine offizielle Einladung seinerseits, die völkerrechtlich
für eine Intervention gebraucht würde, ergäbe schnell eine Verurteilung im
schon laufenden Verfahren wegen Hochverrats und würde womöglich zu seiner
Hinrichtung führen. Auch ist die Unterstützung der Putschisten in der
Bevölkerung vermutlich zu groß. […]
79 Prozent der Befragten unterstützten demnach das Handeln der Junta. Zwölf
Prozent, die sich eine schnelle Wiedereinsetzung Bazoums wünschen, stehen 78
Prozent, die die Junta bis zur nächsten Wahl oder generell länger an der Macht
sehen wollen, gegenüber. Von den 43 Prozent, die sich eine Militärintervention
von außen wünschen, hoffen die meisten (53 Prozent) auf eine Unterstützung der
Putschisten durch Russland. Ein Eingreifen der USA (elf Prozent) oder der ECOWAS
(sechs Prozent) wäre dagegen sehr unbeliebt.
Russland genießt mit mehr als 60 Prozent Zustimmung das größte Vertrauen als
äußerer Akteur, weit vor Frankreich und sogar der UNO mit je unter zehn
Prozent.
Die Politik Bazoums und seines Vorgängers Mahamadou Issoufou, immer mehr
ausländisches Militär ins Land zu holen – von den USA mit ihrer Drohnenbasis
über europäische Ausbildungseinsätze bis zur französischen »Barkhane-Operation«
–, stieß wohl auch im eigenen Militär nicht nur auf Zustimmung. Laut
Informanten der Crisis Group habe sich Salifou Modi, die Nummer zwei in der
Putschistenhierarchie und bis zur Absetzung durch Bazoum Generalinspekteur der
Streitkräfte, regelmäßig über zuviel Autonomie der französischen Truppen
beklagt. Er wurde im März abgesetzt, als er von einem Treffen mit der
russlandnahen malischen Militärjunta zurückkehrte.“
https://www.jungewelt.de/artikel/457270.putsch-im-niger-ambitionierte-gener%C3%A4le.html
+ Libyen/Frankreich. 21.08.:
„Der Luftwaffenstützpunkt Al-Wig im äußersten Süden Libyens wird den
französischen Streitkräften als Hauptstützpunkt dienen, um im Falle des Beginns
des ECOWAS-Angriffs Operationen zu leiten und Kampfflugzeuge für einen Angriff
gegen die neuen Machthaber im Niger zu starten.
Es trafen 300 Angehörige der französischen Spezialeinheiten in Begleitung einer
weiteren Elitetruppe der französischen Armee auf dem Stützpunkt al-Wig ein, um
sich auf den Einmarsch in Niger im Kriegsfall vorzubereiten.“
https://twitter.com/SaifFuture/status/1693966884041875585
+ Algerien/Marokko. 22.08.:
„Algerien hat ein aktuelles Ersuchen Frankreichs abgelehnt, seinen Luftraum für
eine Militäroperation in Niger zur Verfügung zu stellen, wie der staatliche
Rundfunk am späten Montagabend laut Alarabiya News mitteilte. Das
westafrikanische Land Niger grenzt im Süden an Algerien. Algier lehnt demnach
weiterhin jede ausländische Militäraktion in Niger ab und bevorzugt
demgegenüber „eine diplomatische Strategie, um die verfassungsmäßige Ordnung
wiederherzustellen“, berichtete der Rundfunk. Algeriens nordöstlicher Nachbar
Marokko stellt sich hinsichtlich der Pariser Wünsche demnach an die Seite
Frankreichs.“
https://de.rt.com/international/178539-frankreichs-ueberflugwuensche-fuer-niger-invasion/
+ Afrikanische Union. „Die
Afrikanische Union hat Niger nach dem Putsch vorerst ausgeschlossen. Die
Mitgliedschaft des westafrikanischen Landes sei bis zur Rückkehr zur
verfassungsmäßigen Ordnung ausgesetzt.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/putsch-niger-106.html
+ Westen. „Die afrikanischen
Staaten des Westens haben es nicht eilig, sich auf ein riskantes Abenteuer
einzulassen. Doch die USA und ihre westeuropäischen Verbündeten drängen sie
dazu. Genauso wie sie das ukrainische Militär dazu gedrängt haben, im Frühjahr
2023 befestigte russische Stellungen anzugreifen.“
Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied. Im Falle der Ukraine haben wir es
mit einem Regime zu tun, das eine mörderische Politik gegenüber dem von ihm
kontrollierten Gebiet verfolgt. Die afrikanischen Oberhäupter hingegen sind
keineswegs bereit, für die Interessen Frankreichs und der Vereinigten Staaten
Risiken einzugehen. Was in der Ukraine eine Tragödie war, kann sich daher in
Westafrika als Farce entpuppen, an deren Ende eine gütliche Einigung zwischen
allen Beteiligten steht. […]
Es besteht Grund zu der Annahme, dass die vereinten Kräfte Nigerias und
mehrerer anderer Länder der Gemeinschaft ausreichen werden, um den inhaftierten
Präsidenten Mohamed Bazoum wieder an die Macht zu bringen. Das Einzige, was
fehlt, ist Abenteuerlust: Bislang haben es die afrikanischen Oberhäupter
vorgezogen, eine abwartende Haltung einzunehmen, wenn auch mit einer gewissen
Entschlossenheit. […]
Paris und Washington ihrerseits verhalten sich auf eine leicht erkennbare
Weise: Sie geben Lippenbekenntnisse für eine friedliche Lösung ab, während sie
in der Praxis von den ECOWAS-Ländern verlangen, mit Gewalt gegen die Generäle
in Niger vorzugehen. Es ist nicht auszuschließen, dass auch militärische
Unterstützung zugesagt wurde“
https://de.rt.com/meinung/178590-versuch-westens-in-niger-ukrainisches/
+ Mali/Burkina Faso. 25.08.:
„Nach Drohungen der ECOWAS, in Niger zu intervenieren, unterzeichnet die neue
Regierung in Niamey einen Militärpakt mit Burkina Faso und Mali. Das Abkommen
ermöglicht Mali und Burkina Faso militärischen Beistand, sollte es zu einer
militärischen Intervention gegen die Regierung in Niger kommen.“
https://rtde.team/afrika/178890-nach-drohungen-prowestlichen-ecowas-niger/
+ Russland/Libyen-Szenario.
25.08.: Bei einer Diskussion über die katastrophalen Folgen einer eventuellen
Intervention ausländischer Staaten im Niger sagte der russische Außenminister
Lawrow, dass der Westen >Banditen< einsetzte, um das Regime von Oberst
Muammar Gaddafi im Jahr 2011 zu stürzen. Als >Libyen aufhörte zu existieren,
wurde es zu einem schwarzen Loch und einer Route, durch die Millionen von
illegalen Migranten in den Norden strömten, während die Banditen, die vom
Westen benutzt wurden, um Gaddafi zu stürzen, in den Süden zogen<. Seitdem
leide die Sahelzone und die Küstenregion Afrikas unter Terrorismus.
Lawrow warnte vor einem erneuten derartigen Szenario in Bezug auf den Niger. Es
hätte verheerende Folgen für viele Länder und tausende von Menschen.
https://libyareview.com/37168/lavrov-the-west-used-bandits-to-overthrow-gaddafis-regime-in-libya/
+ Frankreich. 25.08.: „Die
Anführer der Rebellen, die den Staatsstreich in Niger durchgeführt haben, haben
den französischen Botschafter in Niamey aufgefordert, das Land innerhalb von 48
Stunden zu verlassen. […] Demnach hat der Botschafter einer Vorladung ins
Außenministerium, das von den Rebellen kontrolliert wird, nicht Folge geleistet
und sich geweigert, sich mit deren Vertretern zu treffen.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-rebellen-in-niger-haben-den-franzoesischen-botschafter-aufgefordert-das-land-innerhalb-von-zwei-tagen-zu-verlassen/
+ Frankreich. 25.08.:
„>Frankreich hat die Forderung der Rebellen zur Kenntnis genommen<,
zitierte die Nachrichtenagentur Agence France-Presse eine Erklärung des
Außenministeriums. >Die Rebellen haben kein Recht, diese Forderung zu
stellen, der Botschafter wird ausschließlich von der rechtmäßigen Regierung
Nigers akkreditiert<.
https://www.anti-spiegel.ru/2023/paris-hat-die-forderung-der-rebellen-an-den-franzoesischen-botschafter-niger-zu-verlassen-zurueckgewiesen/
+ Deutschland. 25.08.: „Nachdem die Rebellen in
Niger den französischen Botschafter aufgefordert haben, das Land innerhalb von
zwei Tagen zu verlassen, wurden auch die Botschafter Deutschlands, der USA und
Nigerias aufgefordert, Niger innerhalb von 48 Stunden zu verlassen.[…]
Die französische Regierung hat die Forderung umgehend zurückgewiesen,
weil sie die Rebellen nicht als Regierung des Niger anerkennt.
Kurz darauf hat die Regierung auch den neu ernannten deutschen Botschafters
Oliver Schnakenberg aufgefordert, Niger innerhalb von 48 Stunden zu verlassen,
da auch er auf die Einladung des Außenministeriums nicht reagiert hat, sowie
aufgrund von >Handlungen der deutschen Regierung, die den Interessen des
Landes zuwiderlaufen<.
Anschließend wurden auch die Botschafter der USA und Nigerias aufgefordert,
Niger innerhalb von 48 Stunden zu verlassen.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-rebellen-in-niger-fordern-auch-die-botschafter-deutschlands-der-usa-und-nigerias-auf-das-land-zu-verlassen/
+ 26.08.: Frankreich/Deutschland/USA/Nigeria.
„Ein Berater des Chefs des von den Rebellen gegründeten Nationalen Rates zur
Rettung des Vaterlandes hat am Samstagabend klargestellt, dass Niamey nur den
französischen Botschafter ausweist, berichtete der Fernsehsender Al Hadath
TV.[…]
Gleichzeitig dementierte der Berater des Chefs des Rates frühere Meldungen einiger
Medien, darunter die Nachrichtenagentur AFP, über die Ausweisung des
US-amerikanischen, des deutschen und des nigerianischen Botschafters aus
Niger.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-rebellen-in-niger-haben-klargestellt-dass-nur-der-franzoesische-botschafter-aus-dem-land-ausgewiesen-wird/
+ ECOWAS. 25.08.: „Die
Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) hat erklärt, dass
sie die Aktionen der Rebellen in Niger, die auf die Bildung einer neuen
Übergangsregierung abzielen, nicht akzeptiert. Diesen Standpunkt vertrat der
Vorsitzende der ECOWAS-Kommission, Omar Touray.
>Wir lehnen die Vergeltungsmaßnahmen der Führer des Militärrats in Niger und
ihre Versuche, eine Regierung zu bilden, ab<, zitierte ihn Al Jazeera TV.
>Die Militärs in Niger müssen unverzüglich in ihre Kasernen zurückkehren und
die ihnen in der Verfassung zugewiesene Rolle erfüllen<“, fügte Touray
hinzu.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-ecowas-lehnt-die-bildung-einer-uebergangsregierung-durch-nigers-rebellen-ab/
+ Frankreich/Putschregierungen.
„Die neuen Machthaber im Niger erklärten kurz nach ihrem Putsch, vier
bestehende militärische Kooperations- und Stationierungsabkommen mit Frankreich
aufzukündigen, beginnend mit dem ältesten bestehenden bilateralen Abkommen, dem
vom 19. Februar 1977. (Dieses löste ein erstes Militärabkommen von 1961, dem
Jahr nach der Unabhängigkeit, ab.)
Das offizielle Frankreich reagierte darauf mit wirscher Ablehnung: Die neuen
Regierenden seien dazu nicht legitimiert, man werde nur mit einer gewählten
Exekutive über eine solche Aufkündigung bestehender Abkommen verhandeln.
Nur: Abgeschlossen worden war dasselbe Abkommen durch Frankreich mit einer
Putschregierung. 1977 amtierte nämlich Staatspräsident Seyni Kountché, an der
Macht von 1974 bis 1987 infolge eines Armeeputschs vom 15. April 1974.
Vereinbarungen treffen darf man mit einer Putschregierung, eine solche darf
diese jedoch nicht aufkündigen…? Man darf mit Fug und Recht von einem Ausweis
politischer Heuchelei sprechen.“
https://www.telepolis.de/features/Niger-Krise-Dass-Afrika-russisch-wird-9278301.html
+ Stellvertreterkrieg. „Im
Niger wurde einmal mehr so eine dem Westen wohlgesonnene Regierung vom eigenen
Militär weggeputscht. Und schon kennen die Sorgen bei uns keine Grenzen mehr.
Ein direktes militärisches Eingreifen scheidet inzwischen aus. Das sähe zu
plump aus und könnte die Afrikaner glauben machen, sie seien immer noch
Kolonien. Faktisch ist das zwar zutreffend, aber die politische
Geschicklichkeit gebietet heute diese Einflüsse etwas besser zu kaschieren. […]
Was bietet sich da mehr an, als dass man die Afrikaner (die ihre persönlichen
Pfründe etwas mehr im Blick haben) zu motivieren sich gegenseitig für die edlen
Ziele der alten Kolonialisten zu massakrieren? Will sagen, die bislang noch dem
Westen ergebenen und gut korrumpierten Nachbarländer könnten jetzt im Sinne des
Westens ein zweckdienliches Gemetzel im Niger veranstalten, natürlich für
Freiheit und Demokratie. Das wäre, soweit es funktioniert, eine wunderbare
Blaupause für ganz Afrika. Warum sollten Stellvertreterkriege nur in der
Ukraine, Nahost oder andernorts privilegiert ausgetragen werden? Die
afrikanischen Menschenmassen lassen sich wenigstens genauso gut verheizen.
Letztlich gilt es wichtige Rohstoffe im Niger für den Westen zu erschwinglichen
Konditionen verfügbar zu halten. Preiserhöhungen kann man für gewöhnlich
dadurch ausschließen, dass man in den betreffenden Ländern dafür sorgt, dass
erstens willfährige Leute an der Regierung sind und andererseits, dass man
dauernde Unruhe stiftet, weil dann die jeweiligen Machthaber schneller bereit
sind die eigenen Ressourcen zu verschleudern. Das Prinzip ist ziemlich simpel
und kann bei diversen, wohlmeinenden „Think-Tanks“, die sich mit Machterhalt
befassen, abgekupfert werden. […]
Da wollen wir mal hoffen, dass die ECOWAS-Führer korrumpiert genug sind, dass
sich die Demokratie schnellstens und wenn es sein muss auch blutig, im Niger
wieder ihren Weg bahnt. Ziel ist es, postwendend wieder käufliche Gestalten an
der Spitze des Niger stehen zu sehen, dann erst ist die Welt wieder in
Ordnung.“
https://qpress.de/2023/08/24/wertewesten-traeumt-von-afrikanischem-blutbad/
+ Nigeria/Boko
Haram/Bazoum/Revolution. Handelt es sich im Niger nicht um einen
Militärputsch, sondern um eine Revolution?
„Das Militär Nigerias ist nicht einmal in der Lage, die Sicherheit auf dem
eigenen Territorium gegen marodierende Banden von Boko Haram zu schützen. Und
sobald es zu einem Bruder-Krieg gegen das Nachbarland kommt, welches im Übrigen
von gleichen Ethnien, Völkergruppen und Familien bewohnt wird, müsste sich das
Land gegenüber Boko Haram eine Blöße geben und wäre den Terroristen fast
schutzlos ausgeliefert. […]
Wir erinnern uns, warum das Militär überhaupt den Präsidenten gestürzt hatte,
unterstützt, offensichtlich, von einer sehr breiten Mehrheit der
Öffentlichkeit. Der Präsident, welcher gewählt worden war mit dem Versprechen,
hart gegen den Terrorismus vorzugehen, hatte das Gegenteil des Wahlversprechens
getan. Nachdem die Nachbarländer Mali und Burkina Faso westliche ausländische
Truppen aus dem Land komplimentiert hatten, war Niger das wichtigste Land der
Sahel-Zone verblieben, das noch französische und US-Truppen beherbergte. Und
die westlichen >Helfer< gegen den Terror hatten diesen Ländern
vorausgesagt, dass nunmehr der Terrorismus natürlich zunehmen würde, da sie
keinen >Schutz< mehr durch dieses Militär hätten. Durch die russische
Söldner-Truppe Wagner passierte aber das Gegenteil.
In dieser Situation verbrüderte sich der Präsident des Niger zur Überraschung
und Wut seiner Bevölkerung und des Militärs mit den Terroristen. Er beherbergte
sie im Präsidentenpalast, gewährte Amnestie für Massenmörder usw. Dadurch
erhielt Boko Haram, die tödlichste Terrororganisation der Welt, schlimmer als
der IS, defacto einen sicheren Zufluchtsort im Niger nach Terrorangriffen gegen
Nachbarländer. Das konnte weder das Militär, noch die Bevölkerung akzeptieren.“
Podcast: https://apolut.net/revolution-in-niger-und-die-folgen-von-jochen-mitschka/
A. Gutsche
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