Die Kobler-Sarradsch-Regierung schießt sich ins totale Abseits
Die
Tobruk-Regierung droht mit der Bombardierung von nicht genehmigten Ölausfuhren.
Die westlichen Ölfelder werden von Zinten-Stämmen kontrolliert.
Der Kompaniechef der
Libyschen Nationalarmee, die der Tobruk-Regierung unterstellt ist, hat
angekündigt, dass jeder ausländische Öltanker, der einen libyschen Hafen
anläuft, von der Luftwaffe angegriffen wird. Nur solche Öltanker, die von der
im Osten befindlichen und von der Tobruk-Regierung anerkannten Nationalen
Ölgesellschaft (nicht der im westlichen Tripolis befindlichen) das
Einverständnis haben, dürfen libysche Häfen anlaufen. Diese Drohungen sind als
Retourkutsche auf Martin Koblers Verhandlungen mit dem Anführer der ‚Petroleum
Facilities Guard‘, Ibrahim Dschedhren, zu verstehen und scheinen auch das Ende
der erst im Juli ausgehandelten und hoch gelobten Vereinigung von westlicher
und östlicher Ölgesellschaft darzustellen. Die Stämme, die die im Landesinnern
gelegenen Ölfelder ebenso wie die Regionen, durch die die Ölpipelines
verlaufen, kontrollieren, reagierten äußerst negativ auf die selbstherrlichen
Verhandlungen, die Martin Kobler mit
Dschedhren führte. Im Osten Libyens befinden sich zwei Drittel der
libyschen Ölfelder.
Es ist nicht nur ein
weiterer schwerer Rückschlag für die sogenannte ‚Internationale Gemeinschaft‘,
sondern könnte für die gesamte Existenz der völlig hilflos agierenden,
UN-gestützten ‚Abu-Sita-Einheitsregierung‘ unter Sarradsch das Ende bedeuten.
Aber auch auf den
westlichen Ölfeldern läuft nichts so, wie sich das Kobler und seine
‚Einheitsregierung‘ vorgestellt haben. Es war geplant, die Ölfördermenge dort
beträchtlich zu erhöhen, damit die Staatskasse wieder flüssig wird, Gehälter gezahlt
und dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen angegangen werden könnnen. Nur,
dass der Zinten-Stamm, durch dessen Gebiet, die wichtigsten Ölpipelines
verlaufen, die dazugehörigen Ventile nach Belieben zudrehen kann. Der
Zinten-Stamm ist auf die Machthaber in Tripolis gar nicht gut zu sprechen, denn
von deren dschihadistischen Milizen wurde er 2014 aus der Stadt vertrieben.
Seit kurzem ist Zinten mit General Hefter und der Tobruk-Regierung im Osten
liiert und hat die Freilassung Seif al-Gaddafis bekanntgegeben. Der Vertreter
des Zinten-Stammes boykottiert auch – ebenso wie jener, der den Osten
repräsentieren sollte – den insgesamt neunköpfigen Präsidialrat.
Am 28. Juli hat
tatsächlich der Präsidialrat bzw. die ‚Abu-Sita-Einheitsregierung‘ die
unsägliche Übereinkunft mit Ibrahim Dschedhren, dem Anführer der Petroleum
Facilities Guard, unterzeichnet. Es heißt, im Gegenzug für die Öffnung der
Ölhäfen im Osten des Landes sollen an ihn erhebliche Geldsummen gezahlt werden.
Kobler und seine Marionetten haben jetzt jeden Bezug zur libyschen Realität
verloren.
Niemand wird mehr
bestreiten, dass es zur Rettung Libyens eine starke Zentralregierung und eine
libysche Nationalarmee braucht, der all die widerstreitenden Mächte auf
gerechte Weise unter einen Hut bekommt. Man darf mit Sicherheit davon ausgehen,
dass Sarradsch nicht die Person ist, die an der Spitze dieses Staates stehen
wird.
Angelika Gutsche
31.07.2016
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